Freitag, 11. November 2005
anamnese (krankengeschichte)
kelef, 17:52h
dies ist eine gar nützliche einrichtung. es bedeutet nämlich, dass alle kranheiten, operationen, unfälle mit körperlichen schäden, medikamente, etc. der reihe nach aufgelistet werden. dadurch können dann im bedarfs- resp. zweifelsfall jede menge probleme vermieden werden. ach bei gut eingestellter diabetes ist z.b. die wundheilung meist gestört, es gibt wechselwirkungen von medikamenten, unverträglichkeitsreaktionen, etc.
zum behufe der erstellung einer solchen krankengeschichte werden im krankenhaus turnusärzte (das sind die nach der eigentlich fertigen ausbildung, sozusagen die beim praktikum am lebendigen objekt im krankenhaus) zu den patienten geschickt, um ebendiese krankengeschichte aufzuschreiben. so weit, so gut.
weniger gut als diese idee ist es allerdings, dass die zitierten turnusärzte meist eher weniger übung im umgang mit patienten haben. ebenso ist auch das wissen, das sie mitbringen, wirklich vertrauenerweckend. entsprechend stellen sich auch die fragen dar, die sie von einem vorgegebenen zettel mühevoll ablesen.
noch viel interessanter erschienen frau kelef allerdings immer die kreationen, die dann auf den anamnese-blättern erschienen.
hat man berets ein gewisses alter erreicht, und dann auch noch ein paar krankheiten und unfälle hinter sich gebracht, kann so eine krankengeschichte ganz schön lang werden. beim letzten aufenthalt im krankenhaus hietzing (=lainz) vor über 15 jahren hatte frau kelef bereits kund und zu wissen getan, dass sie KEINE chronische eitrige peritonitis (bauchfellentzündung) hätte, und schon gar nicht seit 15 jahren. so etwas, bitte sehr, gibt es nicht. das überlebt patient immer nur ganz kurze zeit, und dann ist er tot.
in kenntnis der sachlage, dass bei wiedererscheinen eines patienten im selben krankenhaus auch immer die diversen unterlagen früherer aufenthalte zu rate gezogen werden, meinte frau kelef also diesmal es wäre ausreichend wenn sie ab damals schilderte.
dem turnusärztelein war die tatsache, dass in dem dicken papierstapel, den er zu frau kelefs befragung gar wichtiglich unter dem linken ärmchen herbeischleppte, auch die alten krankenblätter waren, völlig unbekannt. bis zu diesem zeitpunkt allerdings, er wurde aufgeklärt. patienten sollten sich ja um derlei weiterbildende massnahmen zum thema krankenhausalltag kümmern, nicht wahr. wozu hätte man sie sonst.
just to be on the safe side liess sich frau kelef aber von dem putzigen turnusarzt, der zur befragung erschienen war, vorlesen, was er denn so auf den zettelchen so anzubieten hätte. und was fand sich da, säuberlich abgetippt: eine chronische eitrige peritonitis (mit der frau kelef demnach seit über dreissig jahren herumläuft).
frau kelef ist ein medizinisches wunder.
freundlicher mensch, der sie ist, fragt sie also ganz vorsichtig das doktorlein, ob ihm denn da nichts auffalle.
ja, das ist schlimm, so eine chronische erkrankung.
sie, herr doktor!
ja?
wissen sie, was eine eitrige peritonitis ist?
ja.
dann denken sie doch einmal nach!
denk ...
na, und?
schlimm, so eine chronische erkrankung.
SIE!
ja?
so etwas gibt es nicht, das muss heissen eitrige peritonitis, operation am ..., auslöser: morbus crohn. der crohn ist dann chronisch.
ja.
dann bessern sie das aus, bitte.
das kann ich nicht, das ist die anamnese von damals.
das war damals auch nicht richtig.
wieso?
weil, das gibt es nicht.
steht aber da.
ist aber falsch.
nein, wenn es da steht ...
ist es trotzdem falsch.
das hat aber damals der primar ... unterschrieben.
dann hat er etwas falsches unterschrieben.
na ja, vielleicht hat er es ja nicht gelesen vor dem unterschreiben.
das tröstet mich ja dann.
ja.
wie bereits oben erwähnt, eine anamnese ist eine gute sache, aber leider nur von der idee her. es wäre wünschenswert dass diejenigen, die sie aufschreiben, auch ein ganz klein wenig mitdenken täten, ein ganz klein wenig nur. und weiters erschiene es frau kelef nicht unopportun wenn die, die sie dann unterschreiben, das unterschriebene auch noch mitdenkend lesen täten vorher, bitte natürlich.
na ja, es hat ja grundsätzlich in frau kelefs fall nichts geändert, aber irgendwie fühlt frau sich verunsichert durch solcherlei. was passiert mit den patienten, die keine ahnung haben? was passiert mit denen, die nicht wissen was da einer aufschreibt? was passiert mit denen, die sich nicht erinnern können oder etwas durcheinanderbringen oder etwas verwechseln? mit denen, die sich genieren? mit denen, die nicht verstehen dass sie jedem arzt immer alles über alle krankheiten die sie gehabt haben und alle medikamente, die sie verschrieben bekommen haben sowie über die selbstgekauften und rezeptfreien medikamente, und auch die homöopathischen, erzählen müssen? normalerweise kommt ja auch keiner auf die idee dass die krankengeschichte vom patienten quasi korrekturgelesen werden muss damit dann das richtige drinnensteht.
hier bleibt nur der schluss, dass der mensch offensichtlich noch sehr viel mehr aushält als allgemein angenommen wird.
zum behufe der erstellung einer solchen krankengeschichte werden im krankenhaus turnusärzte (das sind die nach der eigentlich fertigen ausbildung, sozusagen die beim praktikum am lebendigen objekt im krankenhaus) zu den patienten geschickt, um ebendiese krankengeschichte aufzuschreiben. so weit, so gut.
weniger gut als diese idee ist es allerdings, dass die zitierten turnusärzte meist eher weniger übung im umgang mit patienten haben. ebenso ist auch das wissen, das sie mitbringen, wirklich vertrauenerweckend. entsprechend stellen sich auch die fragen dar, die sie von einem vorgegebenen zettel mühevoll ablesen.
noch viel interessanter erschienen frau kelef allerdings immer die kreationen, die dann auf den anamnese-blättern erschienen.
hat man berets ein gewisses alter erreicht, und dann auch noch ein paar krankheiten und unfälle hinter sich gebracht, kann so eine krankengeschichte ganz schön lang werden. beim letzten aufenthalt im krankenhaus hietzing (=lainz) vor über 15 jahren hatte frau kelef bereits kund und zu wissen getan, dass sie KEINE chronische eitrige peritonitis (bauchfellentzündung) hätte, und schon gar nicht seit 15 jahren. so etwas, bitte sehr, gibt es nicht. das überlebt patient immer nur ganz kurze zeit, und dann ist er tot.
in kenntnis der sachlage, dass bei wiedererscheinen eines patienten im selben krankenhaus auch immer die diversen unterlagen früherer aufenthalte zu rate gezogen werden, meinte frau kelef also diesmal es wäre ausreichend wenn sie ab damals schilderte.
dem turnusärztelein war die tatsache, dass in dem dicken papierstapel, den er zu frau kelefs befragung gar wichtiglich unter dem linken ärmchen herbeischleppte, auch die alten krankenblätter waren, völlig unbekannt. bis zu diesem zeitpunkt allerdings, er wurde aufgeklärt. patienten sollten sich ja um derlei weiterbildende massnahmen zum thema krankenhausalltag kümmern, nicht wahr. wozu hätte man sie sonst.
just to be on the safe side liess sich frau kelef aber von dem putzigen turnusarzt, der zur befragung erschienen war, vorlesen, was er denn so auf den zettelchen so anzubieten hätte. und was fand sich da, säuberlich abgetippt: eine chronische eitrige peritonitis (mit der frau kelef demnach seit über dreissig jahren herumläuft).
frau kelef ist ein medizinisches wunder.
freundlicher mensch, der sie ist, fragt sie also ganz vorsichtig das doktorlein, ob ihm denn da nichts auffalle.
ja, das ist schlimm, so eine chronische erkrankung.
sie, herr doktor!
ja?
wissen sie, was eine eitrige peritonitis ist?
ja.
dann denken sie doch einmal nach!
denk ...
na, und?
schlimm, so eine chronische erkrankung.
SIE!
ja?
so etwas gibt es nicht, das muss heissen eitrige peritonitis, operation am ..., auslöser: morbus crohn. der crohn ist dann chronisch.
ja.
dann bessern sie das aus, bitte.
das kann ich nicht, das ist die anamnese von damals.
das war damals auch nicht richtig.
wieso?
weil, das gibt es nicht.
steht aber da.
ist aber falsch.
nein, wenn es da steht ...
ist es trotzdem falsch.
das hat aber damals der primar ... unterschrieben.
dann hat er etwas falsches unterschrieben.
na ja, vielleicht hat er es ja nicht gelesen vor dem unterschreiben.
das tröstet mich ja dann.
ja.
wie bereits oben erwähnt, eine anamnese ist eine gute sache, aber leider nur von der idee her. es wäre wünschenswert dass diejenigen, die sie aufschreiben, auch ein ganz klein wenig mitdenken täten, ein ganz klein wenig nur. und weiters erschiene es frau kelef nicht unopportun wenn die, die sie dann unterschreiben, das unterschriebene auch noch mitdenkend lesen täten vorher, bitte natürlich.
na ja, es hat ja grundsätzlich in frau kelefs fall nichts geändert, aber irgendwie fühlt frau sich verunsichert durch solcherlei. was passiert mit den patienten, die keine ahnung haben? was passiert mit denen, die nicht wissen was da einer aufschreibt? was passiert mit denen, die sich nicht erinnern können oder etwas durcheinanderbringen oder etwas verwechseln? mit denen, die sich genieren? mit denen, die nicht verstehen dass sie jedem arzt immer alles über alle krankheiten die sie gehabt haben und alle medikamente, die sie verschrieben bekommen haben sowie über die selbstgekauften und rezeptfreien medikamente, und auch die homöopathischen, erzählen müssen? normalerweise kommt ja auch keiner auf die idee dass die krankengeschichte vom patienten quasi korrekturgelesen werden muss damit dann das richtige drinnensteht.
hier bleibt nur der schluss, dass der mensch offensichtlich noch sehr viel mehr aushält als allgemein angenommen wird.
... comment
pharmahype,
Montag, 14. November 2005, 10:28
Sie waren stets bemüht...
...würde ich in das Armutszeugnis dieser Menschen schreiben.
Wenn Sie sich nicht persönlich schlau gemacht hätten und Ihren Verstand eingesetzt hätten, wären Sie mit einer solchen Krankengeschichte durch Ihr weiteres Leben gelaufen. Die Diskussion mit dem Herrn Doktor finde ich schon sehr unterhaltsam. Darüber könnte man sogar fast schon lachen. Doch leider geht es hier um das Leben eines Menschen. Und das ist nicht gerade ein Grund zur Heiterkeit. Da fragt man sich doch wirklich, wer hier Medizin studiert hat.
Wenn Sie sich nicht persönlich schlau gemacht hätten und Ihren Verstand eingesetzt hätten, wären Sie mit einer solchen Krankengeschichte durch Ihr weiteres Leben gelaufen. Die Diskussion mit dem Herrn Doktor finde ich schon sehr unterhaltsam. Darüber könnte man sogar fast schon lachen. Doch leider geht es hier um das Leben eines Menschen. Und das ist nicht gerade ein Grund zur Heiterkeit. Da fragt man sich doch wirklich, wer hier Medizin studiert hat.
... link
kelef,
Montag, 14. November 2005, 10:44
das eigentliche problem ist,
dass in zeiten wie diesen die mediziner aller ausbildungs- und alterssstufen mit buchhalterischen und statistischen aufgaben betraut werden, denen sie einfach nicht gewachsen sind. und zwar nicht aus dummheit, sondern weil man auch dazu entweder ein angeborenes talent braucht oder eine gründliche einführung in die problematik.
einfach zu sagen: in den computer eingeben, dann kann es nicht verloren gehen! ist viel zu wenig. daten müssen so abgelegt werden, dass man sie wiederfindet, egal ob in papierform oder in einem pc. und ab einer gewissen menge gehört da jede menge organisation dazu, und system. ich arbeite lange genug mit viel papier (na ja, mit sehr sehr viel papier, eigentlich), um zu wissen, dass ein falsch abgelegter zettel einfach weg ist, auf nimmerwiedersehen. und es ist besser, ein nicht perfektes system weiterzuführen und sukkzessive zu verbessern, als eines nach dem anderen auszuprobieren und wieder zu verwerfen.
aber kaum einer, der z.b. eine arztpraxis aufmacht, hat auch nur die geringste ahnung von konsequenter und systematischer ablage. ich erinnere mich sehr deutlich an einige auf den turnus wartende mitarbeiter im büro, denen noch nicht einmal klar war dass man von ausgeschickten briefen tunlichst eine kopie behält.
besonders schlimm ist es im medizinischen bereich natürlich dann, wenn die verabreichung von medikamenten nicht lückenlos aufgezeichnet wird, oder eben vorangegangene erkrankungen.
einfach zu sagen: in den computer eingeben, dann kann es nicht verloren gehen! ist viel zu wenig. daten müssen so abgelegt werden, dass man sie wiederfindet, egal ob in papierform oder in einem pc. und ab einer gewissen menge gehört da jede menge organisation dazu, und system. ich arbeite lange genug mit viel papier (na ja, mit sehr sehr viel papier, eigentlich), um zu wissen, dass ein falsch abgelegter zettel einfach weg ist, auf nimmerwiedersehen. und es ist besser, ein nicht perfektes system weiterzuführen und sukkzessive zu verbessern, als eines nach dem anderen auszuprobieren und wieder zu verwerfen.
aber kaum einer, der z.b. eine arztpraxis aufmacht, hat auch nur die geringste ahnung von konsequenter und systematischer ablage. ich erinnere mich sehr deutlich an einige auf den turnus wartende mitarbeiter im büro, denen noch nicht einmal klar war dass man von ausgeschickten briefen tunlichst eine kopie behält.
besonders schlimm ist es im medizinischen bereich natürlich dann, wenn die verabreichung von medikamenten nicht lückenlos aufgezeichnet wird, oder eben vorangegangene erkrankungen.
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pharmahype,
Dienstag, 15. November 2005, 10:08
Vielleicht ist das der Grund...
...warum alte Menschen oft eine ganze Batterie von medizinischen Präparaten mit sich herumschleppen und einnehmen.
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