Sonntag, 6. November 2005
es muss nicht immer katze(haar) sein
damit ich nicht vergess' ihnen zu erzählen, und weil es mir anlässlich dieses mysteriums http://clignot.antville.org/stories/1253233 gerade einfällt:

so anfang der 80er jahre hat frau kelef ja mal in der ddr gearbeitet, von einer ösi-firma aus.

da durfte sie dann oft abrechnungen machen, lagerstände überprüfen, kassastände in ein paar währungen, und so sachen.

einmal, frau kelef zählt wieder die lagerstände zusammen, und damit auch die richtige summe herauskommt werden die zwischensummen zum addieren in so eine kleine elektrische sharp-tischrechenmaschine, mit elektronischem display, eingegeben.

plötzlich fängt das display so sachen zu machen an, blinkt, rechnet alleine, zeigt neue zahlen an die nur die maschine kennt.

spannungsschwankungen waren ja nichts ungewöhnliches in den volksdemokratien, kein problem, maschine ausschalten, stecker raus, auf batteriebetrieb umgestellt.

zahlen neu reingetippt. maschine macht ganz alleine rechnungen, addiert, subtrahiert, dividiert.

nach ein paar monaten in dem land hatte frau kelef ja schon leichte paranoia, daher wurde die rechenmaschine vorsichtig in ein plastiksackerl westlicher provenienz gepackt und fest verschlossen dem zuständigen elektriker übergeben.

neugierig, wie frau kelef immer schon war, kuckte sie beim öffnen der maschine dem eletriker natürlich über die schulter. der also schraubt die maschine auf, dreht sie mit dem boden nach oben, nimmt die bodenplatte ab, und

zierlich-manierlich, auf den kontakten der maschine lieblich balancierend, mit interessiert zitternden fühlern, blickte uns an:

ein kakerlak.

das tier wurde mit brachialgewalt des gerätes verwiesen, die maschine funktioniert heute noch und steht im büro auf meinem schreibtisch.

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e-card et al.
seit langer zeit laufen ja in österreich alle möglichen werbespots und informationskampagnen und so weiter und so fort zum thema erleichterung bei der sache mit dem krankenschein. es war ja wirklich eine zumutung, viermal im jahr zur ausstellenden stelle pilgern zu müssen um so einen zettel zu erhalten, mit dem man dann zum doktor gehen kann.

und wie unsere krankenversicherer, -anstalten, -kassen, etc. etc. etc. halt so sind, haben sie sich in zeiten wie diesen flugs etwas einfallen lassen, um diesem übelstand ein rasches ende zu bereiten.

nach jahrelangen vorbereitungen, streitereien, probeläufen, ärgernissen, werbemittelausdemfensterwerfen, werbebudgetaufstocken und-überstrapazieren, beschimpfungen, beschleimungen, bestechungen, skandalen, usw., ward dann auch alsbaldiglich die lösung gefunden.

sie heisst: E-CARD. toll. jetzt ist das leben für die kranken leichter geworden. muss man zum arzt, nimmt man das kärtchen im handlichen scheckkartenformat und geht zum doktor. soweit war frau kelef ja noch guter dinge, nach massgabe der möglichkeiten.

im zuge der kürzlich vorangegangenen ereignisse dachte also frau kelef, ein wenig verbesserung würde sich bemerkbar machen, und begab sich auf die odyssee.

beim hausarzt des vertrauens funktionierte die lesemaschine nicht, also musste ein handzettel ausgefüllt werden. das müssen die aber sowieso, weil, die e-card dient nur zur information darüber, ob patient versichert ist und wo.

der hausarzt rief seinen freund, den primar an wegen eines umgehenden termins und stellte dann die überweisung zum facharzt aus. auf einem zettel.

der facharzt untersuchte, und stellte dann dann die überweisung ins krankenhaus aus. auf einem zettel.

das krankenhaus untersuchte, und stellte dann eine liste mitzubringender untersuchungsergebnisse zusammen. auf einem zettel.

mit diesem zettel musste ich wieder zum hausarzt, bei dem - wen wundert es - die kartenlesemaschine nicht funktionierte. wurde also ein zettel geschrieben. und dann erhielt ich zettel mit überweisungen zu fachärzten, labor, röntgen, ct, etc., für die in das krankenhaus auf zetteln mitzubringenden untersuchungsergebnisse.

diese überweisungszettel mussten teilweise vom chefarzt der zuständigen krankenkasse wegen der kostenübernahme beglaubigt, äh, genehmigt werden.

mit den von einem chefarzt, der nun wirklich nichts tat als nach 45 minuten warten meinerseits jeweils einen stempel und eine unterschrift auf die zettel zu knallen, beglaubigten zetteln ging es dann zu den untersuchungen.

für labor, röntgen et al. mussten wieder neue zettel ausgefüllt werden - einmal die übertragung von den beglaubigten überweisungen, einmal die einverständniserklärungen etc. einzeln. jeweils.

die zettel mit den ergebnissen durften dann nach ein, zwei resp. drei tagen abgeholt werden (post geht nicht mit röntgenbildern und so).

diese zettel wurden dann gesammelt und in das krankenhaus mitgenommen.

im krankenhaus überreichte frau kelef bei der aufnahme die zettel (in summe 1 kg) der zettelsammelnden und zwischen vielen zetteln bereits irgendwie papierern wirkenden zettelschwester, die die zettel nahm, nach zettelsorte sortierte und mit anderen zetteln zwischen andere zettel steckte und somit nicht nur die zettel verzettelte, sondern beinahe auch den operationstermin.

die untersuchungen mussten dann teilweise nochmals gemacht werden, logischerweise. vor ort im krankenhaus. weil jetzt war frau kelef, quasi, ein notfall.

dieses gar nützliche vorgehen ist darauf zurückzuführen, dass in österreich die kosten gesenkt werden müssen, besonders dringend in den krankenhäusern. deshalb werden nicht , wie früher, die untersuchungen im krankenhaus nach der aufnahme in den zwei oder drei tagen, in denen man vor der operation so wertlos rumliegt wie das, was die katze in der vorwoche unter dem spültisch versteckt hat, gemacht.

nein, zur krankenhauskostensenkung werden die patienten wie oben beschrieben durch die lande gehetzt.

frau kelef kontaktierte innerhalb von drei wochen also dreimal den hausarzt, einmal den chefarzt, dreimal einen neurologen, zweimal einen internisten, dreimal das labor, dreimal den augenarzt, einmal die ambulanz des krankenhauses, fünfmal den röntgenologen, einmal den lungenfacharzt.

besondere vereinfachung erfuhr das o.a. vorgehen dadurch, dass bei vielen fachärzten die wartezeit auf einen termin bei mehreren wochen liegt. was nicht so gut ist, wenn man die ergebnisse aus gegebenem anlass schnell braucht, weil man sie sonst gar nicht mehr braucht.

auch die in österreich "schwester" genannten empfangsdamen, praxishilfen, oft gleichzeitig ehefrau oder freundin oder was auch immer, in den praxen zeichnen sich nicht immer durch wirkliche hilfsbereitschaft, geschweige denn kompetenz, aus. denen beizubringen, dass man den termin im februar (immerhin 2006) für die aufnahme ins krankenhaus im Oktober 2005 nicht wirklich goutiert ist manchmal schwierig., wenn man so sagen darf. "kann ich dann bitte wenigstens mit dem herrn doktor telephonieren" wurde zweimal abgelehnt, einmal sogar mit "der spricht nicht mit patienten". ja danke, dort wollte ich dann sowieso nicht hin.

dazu muss man sich vorstellen, dass es frau kelef ja gesundheitlich keineswegs gut ging. die kopfschmerzen wurden irgendwie schlimmer, das mit dem sehen auf dem linken auge funktionierte nicht immer, und ein leiser schwindel beschlich sie ab und an, so dass z.b. stiegensteigen oder öffi fahren nicht wirklich bekömmlich erschienen.

jetzt fragt sich meine liebe person, wie das nun andere, ältere, vielleicht auch noch gehbehinderte personen schaffen, die nicht so firm sind mit dem hallophon, und dem internetz, und den hintergrundinformationen und den verbindungen und so. oder personen, die ein wenig im abseits leben, auf dem land z.b.

nehmen die sich auf eigene kosten von der mindestpension ein privatdauertaxi für zwei wochen? muss da ein familienangehöriger ein paar tage urlaub nehmen? oder krepieren die gleich freiwillig? trifft die auf der reise zwischen den praxen der schlag? kriegen die beim warten einen herzinfarkt? oder holen die sich eine infektion, wegen der sie dann nicht zur operation zugelassen werden können? oder wie oder was?

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