Sonntag, 1. März 2009
verwechslung der besonderen art
man wundert sich ja des öfteren, also zumindest ich wundere mich, über menschen die offensichtlich auf der strasse leben und dabei gar nicht so aussehen.

insbesondere weibliche exemplare dieser gattung haben es mir angetan, ich kann mich manchmal gar nicht genugsehen an denen. meistens treten die übrigens in formationen von mindestens drei oder vier auf, zweier-gruppen sind eher selten, fünf oder mehr scheinen sich unterwegs in kleinere gruppierungen aufzulösen.

modernst gekleidet, geschminkt, frisiert, eine duftwolke nach sich ziehend, so weit, so gut, wenn sie mir nicht zu nahe kommend, weil meist handelt es sich um neue designerduftwässerchen, und die vertrag ich ja sowas von gar nicht. aber ich muss das ja auch nicht.

was mich aber immer begeistert an diesen erscheinungen ist dass sie oft genug nicht nur handtasche und shoppingtüten (vulgo einkaufssackerln, aber diese bezeichnung wäre ja nicht cool) mit sich tragen, sondern auch noch irgendein to-go-getränk, ein to-go-nahrungsmittel und ein praktisches, also so ein handphon, und wenn es denn irgend möglich ist hören sie über kabel auch noch musik direkt im ohr. multitasking, kwasi, alles gleichzeitig mit nur zwei armen und händen festkrallend, um sich werfend mit gegenständen, kaum fällt einmal was auf den boden, offensichtlich stecken da jahre der übung dahinter.

stets verwundere ich mich über diese alles gleichzeitig herumbalancierenden figuren, die da auf hohen stöckeln, in denen sie nicht gehen können, herumschwanken wie merkwürdige schiffe in seenot, es flattert und knattert um sie herum, parfum- und essensgerüche umschweben die aus den ohrstöpseln dringenden geräusche, die praktischen bimmeln und mit der begleiterin werden auch noch worte ausgetauscht. und immer erscheint jedes einzelne exemplar furchtbar gestresst und eminent wichtig.

nun fragt sich ja eine alte frau wie ich immer, warum denn diese geschöpfe nicht zu hause essen und trinken, sich unterhalten, musik hören und telephonieren? das wäre doch weitaus ungestörter, ruhiger und bekömmlicher, ist aber sichtlich keine echte option, sonst wären nicht so viele von der sorte unterwegs. der schluss liegt also nahe, dass die mädels einfach kein zuhause haben, oder ein so grindiges dass sie dort nicht sein wollen, oder dass sie mit jemand zusammenwohnen der so grauenerregend ist dass sie ihn nicht sehen wollen.

erstaunlich ist in jedem falle diese unmenge an mitgeschleppten verschiedenen einzelteilen, die da so herumschwirren um so eine gestalt, im winter zusätzlich zu den obengenannten grundausstattungsdetails auch noch schal und haube und handschuhe, ab und an auch noch ein schirm, einfach faszinierend.

neulich, ich geh mit frau hunt eine runde, sie begrüsst eine neue freundin, wedel-wedel und schnüff-schnüff, ich schau so herum in der gegend, seh ich wieder so eine zweier-formation, mir entgegenkommend. jede mit ohrstöpseln, pommes-tüte, hamburger im papier, pappbecher mit strohhalm, tasche, sackerln, schal, haube, handschuhe, schirm, eine noch dazu mit fotoapparat, miteinander worte wechselnd, zwischen den passanten durcheilend, auf viel zu höhen stöckelschuhen, ich denk mir noch, wenn bloss keine von den beiden auf die schnauze fällt, und schau ganz fasziniert wie die zwei in meine richtung wanken.

dann klingelt es mit so einer komischen melodie, die eine quietscht, wirft ihre sachen wie ein jongleur um sich, grabscht das telephon, hält alles gleichzeitig fest, brüllt fröhlich irgendwas richtung mikrophon um sich zu melden, und: beisst hinein, in das telephon, das praktische, während sie sich strahlend den hamburger ans ohr klebt.

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