Sonntag, 15. Mai 2016
zweimal durch die selbe gasse laufen: festnahme droht!
die polizei ist da, um den menschen das gefühl von sicherheit zu vermitteln und für recht und ordnung zu sorgen. nimmt man an. frau kelef war sich da ja nie so ganz sicher, nach einigen erfahrungen mit den blaujustierten spassverderbern, aber zugegebenermassen hat sie auch ein paar wirklich nette und vernünftige kennengelernt, durchaus im zuge der ausübung ihres berufes, und nicht nur privat. über das mengenverhältnis zu den "anderen" decken wir einmal leise weinend den mantel des schweigens.

und es begab sich in der vorwoche, dass frau kelef und die kleine klavlav fröhlich und beschwingt (erstere zwei mojitos, letztere fünf karamelkekse intus) in der sich rötlich verfärbenden abendsonne richtung zuhause schritten aka hatschten und hüpften.

zwei häuserblocks und ein paar schritte von der heimat entfernt ertönte jedoch von der nächsten ein gar erschröckliches gebrüll, ein streifenwagen mit offenen türen stand mitten über die andere strassenecke, zwei blaujustierte pickelige jünglinge brüllten einen, nun ja, höchst dunkelpigmentierten mann an. und der: brüllte zurück.

sowas gefällt frau kelef grundsätzlich schon einmal sehr. blaujustierte anschreien muss man sich, besonders als "ausländer", schon trauen. der mann war ein wenig grösser als die pickeligen jünglinge in uniform, etwas breiter auch (ebenfalls nicht schwierig) und geschätzte zehn jahre älter. trug stinknormale jeans und t-shirt, normale geputzte lederschuhe, wirkte sauber und gepflegt, stand gerade und aufrecht, hatte aber auch schon gar nix in der hand. es lag auch nix herum ausser dem üblichen dreck, den der ordentliche wiener nun einmal gerne auf der strasse verliert.

frau kelef und die kleine klavlav legten also ihren besten schiefen blick plus passender haltung an den tag und begaben sich hinkend näher. selbstverständlich nur, um möglicherweise helfen zu können z.b., wenn die porzelei vielleicht nicht so gut englisch könnert. war aber nicht notwendig, der mann sprach erstens sehr gut deutsch, und zweitens hatte er einen französischen akzent.

frau kelef weist frau pixy an ihre linke seite, legt den kopf schief und fragt, ob sie helfen könne.

p (polizei): dea nega hot kan ausweis!

schnappatmung bei frau kelef und dem zu perlustrierenden mann mit dunkler hautfarbe.

f (frau kelef): DER WER???

p: na, dea do!

m (dunkler mann): doch, ich habe natürlich einen ausweis, ich wohne in dem haus dort drüben, ich will nur wissen warum die herren meinen ausweis sehen wollen, und ich will nicht, dass man so mit mir spricht! das geht auch höflicher.

p: se hom an ausweis herzumzagen wonn mia des sogn. und wonn's renitent san, nehman ma ihna fest und mia foahn auf de wochstubn, owa glei! (einer greift nach den handschellen im gürtel, der andere hat die hand schon am schiesseisen - western galore!)

f: ist das nicht ein wenig unverhältnismässig? der wohnt höchstwahrscheinlich wirklich hier, ich kann mich erinnern dass ich ihn schon ein paarmal hier gesehen habe. und er will doch nur, dass sie höflich mit ihm sprechen und ihm verraten, warum sie ausgerechnet ihn kontrollieren!

p: mia san de pollezei, mia diafm kontrolliern.

m: ja, aber nicht so, bitte.

f: dem kann ich mich vollinhaltlich anschliessen.

p: wia manan se des?

nun, es ward daraufhin wieder ein wenig heftig und laut, die kleine klavlav erinnerte sich an die tatsache, dass sie ein jagdterrier ist und hüpfte ein wenig nach vorn um ihre präsenz zu steigern, was die polizisten dazu motivierte, wieder an die pistole zu greifen und ihrerseits nach hinten zu hüpfen. (die kleine frau pixy bringt keine 10 kg lebendgewicht auf die waage, war an der kurzen leine und ist unübersehbar ein älteres exemplar ihrer gattung. vielleicht sind die vielen weissen haare in ihrem gesicht aber auch eine folge des übermässigen verschlingens pickeliger, blaujustierter jünglinge.)

immerhin standen jetzt vier leute an der strassenecke, alle vier brüllten, der hundekopf war schon hocherhoben, die rute hinten graderaus, das nackenhaar gesträubt. das publikum vergrösserte sich vorsichtig, einige leute kennen uns ja.

mit engelsgleichen zungen konnte der perlustrierte mann von frau kelef dazu überredet werden, den zwei polizisten seinen ausweis zu zeigen. und wenn sie wollten, könnten sie auch mit ihm in seine wohnung zwei häuser weiter mitkommen, meinte er, dort hätte er auch noch weitere dokumente, meldezettel, etc..

die blaujustierten schauten nunmehr ein wenig weniger selbstbewusst.

f: na, sehen sie, alles gut. wenn sie den herrn nicht so angebrüllt und ihm verraten hätten, warum sie ihn aufhalten, wäre alles schon längst erledigt. aber jetzt hätte ich doch auch gerne gewusst, warum sie ihn wirklich aufgehalten haben.

p: na heans, dea is zwa moi in anahoib stund grennt, amoi duach de gossn do untn, und amoi grod jetz vua ana hoibn stund duach de gossn do.

m: hebt wieder an zu brüllen, gott sei dank auf ausländisch.

f: halten sie jeden auf den sie innerhalb von zwei stunden zweimal durch den bezirk rennen sehen?

p: na, sicha net, nua de ...

f: VORSICHT!!! und hebt dräuend den zeigefinger.

p: äh - na jo - de - mia miassn jetztn owa wiaklich weida ...

m: aber dafür sag ich ihnen jetzt, warum ich gelaufen bin. das erste mal die gasse hinunter weil ich auf die post an der nächsten ecke wollte. ich kam von der arbeit und wollte einen brief abholen, den zettel hab ich in der früh zu hause vergessen und die post macht pünktlich zu. dann hab ich den brief nach hause getragen, mich geduscht und umgezogen und gesehen, dass ich vergessen hab brot zu kaufen. da bin ich dann die gasse hinaufgelaufen, weil der supermarkt auch pünktlich zumacht. deshalb hab ich jetzt auch kein brot, weil: sie haben mich aufgehalten. koch ich mir halt reis, dauert nur länger.

f: sehen sie, so einfach ist das. was ich nur immer noch nicht verstehe ist, ob sie jeden, der ihnen nicht gefällt, perlustrieren wenn er läuft? oder wie muss man das verstehen?

p: äh - na ja - mia hom hoit denkt ...

f: sind sie sicher? jedenfalls: schönen tag noch.

p: jo, ehmfoiss.


frau kelef und die kleine klavlav haben den immer noch auf 180 rotierenden herrn, der sich umgehend bedankte und als kelvin vorstellte, dann auf einen kaffee eingeladen im schanigarten vom eisgeschäft, damit uns ja alle leute sehen. die kleine klavlav war entzückt (der kann streicheln! eisgeschäft! hohlhippen!).

jedenfalls konnte er sich nicht beruhigen über den ton der polizisten, was zu verstehen ist. dann hat er noch ein wenig von seiner lebensgeschichte erzählt, und frau kelef hat ihm zwar recht gegeben in seinem zorn, aber es nutzt ja nix, man sieht was dabei herauskommt wenn man recht hat: man kriegt es nicht. das mit dem bitte und dem danke ist aus unerklärlichen gründen offensichtlich ein umgangston, der vielen polizisten gleich zu beginn ihrer karriere abtrainiert wird. dafür lernen die, wie john wayne zu gehen und den vorderlauf schnell an der krache zu haben, und sicherheitshalber ihre rede gleich mit drohungen zu beginnen.

man versteht schon, dass alles, was fremd ist, vielen menschen angst macht. umgekehrt ginge es uns in afrika wohl nicht viel anders. aber wir sind ja hier. und gerade von der lieben polizei sollte man doch annehmen, dass die simple tatsache, dass sie jemanden laufen sehen, sie nicht zu derlei blödheiten - die immerhin eine gute halbe stunde zeit in anspruch nahmen - animiert. oder wollten die nur dampf ablassen?

was aber bleibt denen, die die ganze geschichte nicht kennen, im gedächtnis?

1.) die polizei hat schon wieder mitten auf der strasse einen afrikaner erwischt. wenn der nix angestellt hätte, hätten sie ihn doch nicht aufgehalten.

2.) die kleine klavlav ist vielleicht doch bissig. sonst wären ihr die polizisten doch nicht ausgewichen.

3.) der dunkelpigmentierte mann ist sicher auf der suche nach einer weissen freundin mit geld, sonst wäre er doch nicht mit frau kelef im schanigarten gesessen und hätte kaffee getrunken.

4.) frau kelef hat es so notwendig, dass sie auf der strasse wildfremde männer, noch dazu afrikaner, einfängt und sich mit dieser neuerwerbung ostentativ in den schanigarten (wohlgemerkt: des eisgeschäftes!) setzt.

5.) alle menschen, die vielleicht auch nur zu lange im solarium gelegen sind, schwarzgefärbte haare haben, unauffällige kleidung anhaben: bloss nicht laufen. sonst wird man nämlich wegen öffentlicher schnelligkeit festgenommen.

6.) vielleicht war das ganze aber nur ein ausgeklügeltes spiel, und frau kelef ist teil eines nigerianischen drogenkartells und hat sich nur eingemischt um den komplizen zu retten? (wobei, kelvin erzählte er sei aus dem senegal, wozu auch das französisch passt, in nigeria hat man es doch mehr mit dem englischen).

während der o.a. höchst wichtigen und ergebnisreichen amtshandlung haben die blaujustierten pickelinge übrigens ganz übersehen, dass drei autos ohne zu blinken oder auch nur das tempo zu drosseln an der kreuzung, an der sich das alles abspielte, abgebogen sind, vier radfahrer mit karacho auf dem gehsteig radelten obwohl es in dieser gasse einen radweg gibt, und zwei grosse hunde ohne beisskorb und unangeleint ihre exkremente auf dem anderen gehsteig hinterliessen, ohne dass die besitzer den dreck weggeräumt hätten. zumindest die radfahrer und die hundebesitzer hätten väterchen staat in summe schon mindestens € 216.-- gebracht, auch wenn die hunde gechippt, versichert und versteuert und die räder ohne jeden makel gewesen wären. und bei den autos wäre sicherlich noch der eine oder andere mangel zu finden gewesen.

ach ja. so wird das keine besondere freundschaft werden zwischen frau kelef und der polizei, neinneinnein.

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o.t. jetzt hab ich wieder lust auf einen josef-hader-film.

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der hader könnte aus solchen geschichten schöne geschichten machen. indien, muttertag und hinterholz 8 müssen auf eine ähnliche weise entstanden sein.

aber dann heisst es wieder, der hat so eine rege phantasie, sowas kann ja gar nicht passieren.

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Wie gut, dass Sie vorbeigekommen sind

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