Samstag, 2. April 2005
crazy - die fortsetzung
als er gefunden wurde, hatte er etwas über 12 dag, was zum überleben schon zuwenig ist ohne igelmama, aber zum überwintern gar viel zu wenig.

deshalb musste der stachelzwerg, der noch so jung war dass er sich nicht einmal einrollen konnte (lernen die erst später, sagte die frau tierarzt) im haus überwintern.

das ist ihm so gut bekommen, dass er in der zwischenzeit schon fast 80 dag auf die waage bringt und sich blitzschnell einkugeln kann.

gefüttert wird er mit katzefutter (wegen eiweiss) und getreideflocken (wegen ballaststoffen) und obst (wegen vitaminen) und nicht mit äpfeln (wegen durchfall).

er hat auch eine wasserschüssel, die füllt meine nichte jetzt nur mehr unregelmässig weil sie ihm beibringen will wasser auf steinen zu finden, wie im richtigen igelleben.

crazy muss nämlich, wenn er noch ein wenig gewicht zugelegt hat, zurück in die natur.

damit er dann eine schöne igelfrau findet, darf auch die körperpflege nicht vernachlässigt werden.

entzeckt/floht/wurmt/laust wurde er unverzüglich nach seiner auffindung, aber ostern geschah das schreckliche: die schwester der besten schwägerin von allen, und ausserdem die absolute igelexpertin (ihrer voriges jahr hiess lucky, der heuer otto, und davor gab es noch ganz viele andere) stellte fest, dass crazy zu lange krallen hatte, ganz insbesonders vorderbeins.

also wurde nach einer nagelzange verlangt, und crazy gut zugeredet. der junge mann erwies sich allerdings als ausserordentlich uneinsichtig, faltete die beinchen über das bäuchlein und spielte stachelkugel.



nutzte aber nix, gar nix. das mit dem babygriff - im nacken hochheben - leider auch nicht. war er eben eine hängestachelkugel. versuche, ihn auseinanderzurollen, schlugen fehl. er fauchte kurz aus seinen stacheln heraus, und rollte sich wieder ein.

der versuch der besten schwägerin von allen, dem zwerg mit zartem nachdruck beizukommen, endete mit einem biss in ihren daumen, und dementsprechendem blutverlust.

meiner lieben person - die so etwas gar nicht einsieht - kam dann die idee: mit einer hand am genick hochgehoben, mit der anderen hand in der rückenmitte leichter druck - muskulatur muss sich entspannen, igel kann sich nicht einrollen.



die expertin zwickte dann ganz rasch die hässlichen krallen ab,



und nach einer minute "kuschelte" das monster schon wieder. vorsichtig, halt.





zurück in seiner kaserne zeigte er sich allerdings leicht vergrämt ob der insultationen und warf sein futter herum dass es eine freude war.



ein paar wochen noch, dann wird er in die selbständigkeit entlassen.

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Hat sich die Lehrmeinung zur Ent-Zieferung von Igeln wieder geändert? Vor etwa zehn Jahren bekamen wir von der Igel-Station bös geschimpft, weil entzieferte Igel nach Freisetzung mit den Ungeziefer-Attacken oft nicht fertigwerden. Die Läuse / Flöhe / Würmer / Zecken, so hieß es damals, gehörten zu Igeln einfach dazu. Weiß man mittlerweile anderes?

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igelstationen haben oft merkwürdige einstellungen. ilvie hat mir vor zwei jahren ein 17 dag-baby gebracht (ganz vorsichtig, beiden nix passiert).

der zwerg war auch total versaut, und ilvie hat eine sehr starke floh-allergie, bis zum allergischen schock (wir hatten es schon lustig, mit larynxödem, notarzt, infusionen, ...). ich hätte den kleinen mitten in der stadt auf der strasse liegen lassen können, bei 3°C, oder ihn mit nach hause nehmen und einen pflegeplatz suchen. hab ihn einfach in das waschbecken gesetzt und mit verdünnter pyrethrum-lösung übergossen, dann warm eingemümmelt. innerhalb von einer stunde starben fünfzehn zecken und ich weiss nicht wie viele flöhe. bin dann von der igelmutter, die ihn aufnahm, auch beflegelt worden, und hab mich anschliessend schlau gemacht:

igel vertragen die dosierung der normalen katzen/hunde-entzieferungsmittel nicht, deshalb ist die anwendung sehr gefährlich. man kann auch bei katze/hund/mensch nicht nach der regel kg/körpergewicht dosieren, ebensowenig wie bei kind/erwachsener.

speziell für schwache jungtiere ist ein extremer ungezieferbefall immer lebensbedrohlich. dazu kommt, dass das geziefere bei im haus überwinterten igeln sich im warmen weiter vermehrt, und das gezücht sich dann auf und in den anderen haustieren und den menschen breitmacht. das ist definitiv für alle beteiligten nicht nur sehr unangenehm. sondern auch sehr ungesund.

wenn man nicht genau weiss, wie und was und wann: ab zum tierarzt, und zwar zu einem vernünftigen.

ilvies findelkind hat die rosskur gut überstanden, verbrachte den winter bei der igelmutter und wurde dann ausgewildert.

ich verwende übrigens grundsätzlich pyrethrum-konzentrat aus der pflanzenhandlung. wird verdünnt über pflanzen, tiere und teppiche gesprüht. stinkt nicht, macht keine flecken, und wirkt auf die ganglien, die insekten statt des gehirns haben. ist für säugetiere so ungiftig, dass man es trinken kann (hat der kleine sohn einer freundin versucht, schmeckte nicht sehr, aber er kriegte nicht einmal durchfall). ist allerdings fischtoxisch.

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Danke für die konkreten Tipps! Der letzte Igel, der mir vergangenen November vor der Haustür begegnet ist (mitten in München!), war glücklicherweise groß und dick genug, dass ich ihn im Laub des angrenzenden Parks gut aufgehoben sehen konnte.

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hach, was ist er niedlich :-)

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gelle!

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