Samstag, 8. Juli 2006
wenn es brennt
wird das schnitzel kalt.

ist eine stehende redewendung, eine der vielen, die aus gegebenem anlass entstanden sind, und von eingeweihten auch in rudimentärer fassung gerne verwendet werden.

solche redewendungen - oder wie auch immer man sie bezeichnen möchte - gibt es viele hier im hause kelef, und alle haben ihre ureigenste geschichte.

das mit dem schnitzel nämlich war so:

es war einmal, vor vielen jahren, da war frau kelef mit einem pressefotografen befreundet. das war zu einer zeit, da es noch kein handy gab, und wenn man eines menschen im bedarfsfalle eiligst habhaft werden wollte, piepste man diesen an und der musste dann vom nächsten telefon aus zurückrufen.

es begab sich nun, dass besagter fotograf frau kelef anrief und fragte, ob er erstens vorbeikommen und zweitens was zu essen kriegen könne, er sei ein wenig regenerierungsbedürftig und so.

frau kelef hatte gerade ein paar schnitzelchen paniert und erdäpfelsalat bereitet und antwortete ergo gerne mit ja. der fotograf meinte, er werde sich alsogleich auf den weg machen, wegen der entspannung per pedes, die benötigte wegzeit betrug etwa 30 minuten.

frau kelef also schaute auf die uhr, rechtzeitig wurde das fett erhitzt, die schnitzelchen warden hineingeworfen und goldbraun gebacken, der tisch gedeckt, und dann gewartet. frau kelefs tochter sah das mit dem warten nicht so gerne, also wurde dann gegessen, wer nicht erschien, war der fotograf. seine portion wurde also zum auskühlen auf die seite gestellt, die tochter von frau kelef - damals noch ein gar kleines kindelein - schaute sich zusammen mit der mutter die abendnachrichten an, und da war alles klar: ziemlich in der mitte zwischen redaktion und schnitzel, auf einer grossen einkaufsstrasse, brannte ein kaufhaus lichterloh und gar gewaltiglich, und im fernsehen konnte man auch den fotografierenden fotografen sehen.

war also klar, was passiert war: man hatte ihn angepiepst, er war zurückgeeilt um die kameras zu holen und kam seinem broterwerb nach. zum schnitzelessen-absagen hatte die zeit begreiflicherweise nicht mehr gereicht.

die schnitzel ass er dann kalt aus dem kühlschrank zwei tage später, und schlief sicherheitshalber 24 stunden durch. wie er das seiner fau erklärt hat, weiss man bis heute nicht, aber im erklären hatte er vermutlich grosse übung.

"lassen wir halt das schnitzel kalt werden, erklärt wird später." heisst also nichts anderes als "prioritäten setzen, plan ändern, und anschliessend eine möglichst glaubhafte geschichte erfinden."

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