Freitag, 11. März 2005
immer wieder fasziniert
bin ich in den wiener öffentlichen verkehrsmitteln, die ich ja dank der firmenübersiedlung an das andere ende der stadt nun täglich ausreichend geniessen darf.

warum jemand welche musik auch immer so laut in seine ohren donnern muss, dass die passagiere am anderen ende des waggons den text mitsingen können, ist mir unerklärlich.

wieso leute am perron nicht, dafür aber im fahrenden zug im tunnel wild zu handyfonieren beginnen, und dabei schreien, als würde man sie vierteilen, versteh ich auch nicht. besonders interessant ist dabei das phänomen, dass die einzelnen einfach nicht begreifen, wie sehr sie sich selbst gegenseitig behindern.

afrika kann auch nicht weit von hier sein - jede menge neger kommen mit der u-bahn, steigen aber immer bei einigen wenigen haltestellen ein und aus, dafür aber immer mehrere der diesen. fällt das nur mir auf? gibt es da eine erklärung? oder einen heimlichen verbindungstunnel zum anderen kontinent? ich bin ja keine rassistin, aber ein verhältnis von 1 zu 3 mutet mich in mitteleuropa doch befremdlich an.

die meisten öffi-benützer müssen auch obdachlos sein. oder wie erklärt sich die tatsache, dass so viele personen in wintermäntel gehüllt, schal um den hals, mütze auf dem kopf, in öffis sitzen und essen? ich meine, richtig essen: frühstück mit croissant und kaffe und früchtejoghurt, mit aus der handtasche gezaubertem löffelchen gar zierlich geschlürft. oder chefsalat aus dem schüsselchen, mit aus der manteltasche gezaubertem gäbelchen manierlich blatt für schinkenscheibchen gespiesst, während die salatsauce gelblich auf das halstuch tropft. dazu ein bröseliges baguette, in das herzhaft gebissen wird, damit der nachbar auch noch ein paar ordentliche krümel abkriegt. dabei wird - unter besetzung von mindestens zwei bis drei sitzplätzen, die anderen passagiere können ja stehen, gleichzeitig auch noch zeitung gelesen, musik gehört und handyfoniert.

manche mütter (resp. solche, die es sein wollen) bereiten in der u-bahn den kindelein auch fläschelchen zu: nuckelflasche aufgeschraubt, pulver rein, thermoskanne mit heissem wasser, aufgiessen, schütteln, kind abfüllen. das resultat des bäuerchens landet dann auf der schulter des nachbarn.

nett auch: lass mal sehen, ob ich dir heute eine frische unterhose angezogen habe: kind halb auszieht, gewand wegzieht, kontrolliert, "uuups" spricht, kind schnellstens wieder vertäut.

die sicherlich sehr praktischen rucksäcke besonders jüngerer mitfahrer, vollgefüllt als ob die besitzer gerade am auswandern wären, knallen unvorsichtigen sitzenden so ins gesicht, dass neulich einer alten dame die brille von der nase flog.

offensichtlich ist es auch nicht mehr sitte, beim gnatschen von kaugummi das maul zu schliessen. bei gleichzeitigem sprechen kann dann der sabber auch besser ablaufen. besonders hübsch, wenn sich drei oder vier jugendliche in dieser weise unterhalten.

lesen - aber das wissen wir ja von pisa - können die meisten auch nicht mehr wirklich. was machen die dann mit den zeitungen, fragt man? oh, bildchen anschauen! vor kurzem: "schau, die fotos da, weisst du was das sein soll?" "nein." "es steht eh drunter, aber lesen ist mir zu anstrengend."

da ist dann ja auch noch die sache mit dem aufzug: leute, wenn man dauernd die tür für den nächsten aufhält, dann geht die tür NIE zu, und dann kommt man auch NIE hinauf/hinunter, und wenn ihr schon so vermeintlich höflich seid, dann haltet wenigstens das maul wenn die u-bahn weg ist. soll die auf den aufzug warten?

und nein, nein, nein: keiner will, dass sich jemand in einem öffi die schuhe auszieht, um die duftenden zehlein durch die löcher der socken wieder zurückzustopfen in den reststrumpf. keiner will es sehen, und schon gar keiner will es riechen.

es ist erschreckend. bin ich schon so alt? so kleinlich? ein schock jagt den anderen, morgens wie abends.


edit: und die oder der nächste, der in allerherrgottsfrüh um 08.30 ganz genau neben mir in einem überfüllten waggon eine broccoli-käse-pizza mit extra knoblauch frisst, wird durch das nächste kanalgitter passiert, von mir höchstpersönlich. so.

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