Mittwoch, 20. Oktober 2004
freundliche wiener 2
fällt mir gerade wieder ein:

vor ein paar tagen musste ich zum doktor, der kann gar nicht leben ohne einmal wöchentlich meinen langsam, sehr langsam abschwellenden ellbogenschleimbeutel und somit den erfolg seiner behandlung zu bewundern.

um zu ihm zu gelangen, benütze ich immer einen autobus der linie 59a. ziemlich starker wind draussen, und leichter nieselregen. ab richtung bus, und wie es der teufel will, schickt dieser sich, da ich noch 30 meter von ihm entfernt bin an, die haltestelle zu verlassen: ich sehe, wie sich die türen schliessen und der blinker betätigt wird.

hatschert wie ich bin hatte ich beim anblick des gefährtes schon beschleunigt und konnte mein tempo natürlich nicht mehr so schnell reduzieren. und da, man glaubt es kaum:

der bus fährt aus der haltestelle, ein kleiner ruck, er bleibt mitten auf der strasse stehen, autos hupen, die hinterste türe öffnet sich. ich krabbele hinein, tür zu, bus fährt weiter.

wanke ich also nach vorn richtung fahrer, und sage "danke schön, das war aber jetzt ganz lieb von ihnen!".

sagt er: "jaja, so bin ich halt."

ich setze mich auf einen platz ziemlich vorne.

bei der nächsten station dreht er sich auf einmal zu mir um:
"also wissen sie, jetzt hab ich nachdenken müssen. ich mach das meistens, wenn ich irgendwie kann. aber bedankt hat sich noch nie jemand."

note to everybody: wenn das SO ist in wien-mitteleuropa, nicht wundern, wenn das nächste öffi einem vor der nase wegfährt.

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blutvergiessen, heute früh.
also ich geb ja zu, dass ich alles andere als ein morgenmensch bin - und auch nie einer war. mit anderen worten: ich funtioniere drei stunden nach dem aufstehen - d.h., vier stunden nach dem aufwachen - immer noch auf notstrom. alles, was vor high noon passiert, geht relativ schaumgebremst bis spurlos an mir vorüber. aufstehen, badezimmer, kaffe, ... , alles automatisch. änderungen dieses ablaufs ziehen verletzungen, geistige ausfälle, fehlfunktionen, etc. nach sich.

heute früh plärrt der wecker, die vögel ebenfalls, die sonne scheint, die kaffeemaschine schaltet sich ein und der duft von frischem kaffee zieht sich bis ins schlafzimmer, durch das offene fenster duftet es nach herbst und frischer luft: goldener oktobertag, eben.

wie immer springt der hund auf die bettdecke, kuschelt noch ein wenig mit mir, lässt sich die ohren kraulen.

dann steh ich auf, denke an nichts böses, schau: ist meine hand voller blut. schau ich noch einmal: ist das hundegesicht auch voller blut.

ich hab mir ja schon ein paar mal in der früh einen finger halb abgeschnitten weil ich ein glas zertöppert und in die scherben gegriffen habe. ich bin zu schnell aufgestanden und habe mir so das kreuz verrissen, dass ich vier wochen lang am stock ging. ich wollte den vögeln ein stück salatgurke geben und schnitt mich gar grausam in den finger. dank der kaputten bandscheiben in der halswirbelsäule spüre ich das meist gar nicht, und bemerke das unglück erst durch die blutlacke.

aber im schlaf? fange ich im hohen alter an, schlafzuwandeln und mich dabei zu zerstören? hat sich der hund verletzt?

und, wichtigste frage: WO IST DER KATZ, BITTE?

ich such den katz: nix.
ich ruf den katz: nix
ich frag die hund: sie wedelt freudig.
ich schick die hund den katz suchen: hund ist auch auf notstrom.

ich setz die brille auf: nix.

panik macht sich breit, was ist passiert?

ich wasch mal dem hund das gesicht, keinerlei verletzung erkennbar, schaue in den katzenfutternapf: wider erwarten ist da noch was drinnen ...

der katzebub hat am abend die hund und mich feste gepiesackt, lästig wie selten, dem hund ein stück gebratene ente geklaut, mich in die nase gezwickt, die finken sekkiert, nächtens hatte er rappelkiste gespielt - die hund war ganz schön sauer, in ihrem alter braucht man den schönheitsschlaf. ilvie, hast du mir was zu erzählen?

DYMKA - komm, puttputtputt ... nix.

DYMKA - futter! ...nix.

endlich taucht er im hundehaus auf, in ein paar decken gewickelt aus denen er sich schält, ich hebe ihn hoch, er gähnt mir ins gesicht: maul voller blut.

ich krieg fast einen herzinfarkt: was ist passiert???

schau ich noch einmal genau: hat sich der katz offensichtlich am gesicht von der hund die beiden unteren milchreisszähnchen ausgebissen, und sich dabei mit den scharfen kanten das zahnfleisch aufgerissen.

hämoglobin ist ein guter farbstoff, besonders in weissen hundegesichtern.

die hund hat dem katz sofort zärtlich und liebevoll das gesicht gewaschen, der katz hat sie angeschnurrt.

die beiden zähnchen lagen in einem abstand von 20 cm gut sichtbar auf dem dunkelroten wohnzimmerteppich.

langsam nimmt auch mein blutdruck wieder die üblichen werte an und meine pulsfrequenz senkt sich. atmen kann ich auch wieder normal.

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