Mittwoch, 22. Dezember 2010
de gustibus
oder: wann hund weiss dass hund stammgast ist
oder: über die therapeutische wirkung des knochenfressens


meinereine konnte ja nun längere zeit nicht mit messer und gabel essen, sondern nur entweder mit der gabel oder mit dem messer. beides ist ziemlich unangenehm, also mir zumindest. und mit dem kochen hatte ich es auch nicht wirklich, und mit dem rest was die küche betraf auch nicht so sehr.

und obwohl die umgebung sich stets sehr bemühte mich zu versorgen, manchmal packt einen dann doch die gier, und wenn dann auch noch auf der tafel draussen beim wirtshaus am eck so sachen stehen wie gänsebraten, spanferkel oder lammbraten, was soll ich hier weiterschreiben. auch die milchferkelstelze mit wurzelwerk und kren war ein gedicht. und die spareribs auch.

die kleine wauwau natürlich immer mit, damit sie zumindest ein wenig unterhaltung geboten bekommt, weil mit den langen spaziergängen hatte ich es auch nicht so.

und jedesmal ein carepaket für das liebe vieh, sorgsam die schönsten knochen mit ordentlich fleisch dran und in einem sackerl, das fast so gross ist wie der hund. wie hübsch sie da auf den hinterbeinen nach hause gehen kann!

natürlich geht es keineswegs darum, dem vieh eine freude zu machen, sondern ausschliesslich darum, sie dazu zu bringen den linken vorderlauf zu benützen, damit die muskulatur weiter aufgebaut wird. zudem ist es ja sattsam bekannt, dass die weichen jungen knorpel jede menge chondroitinsulfat enthalten, das die liebe kleine selbstverständlich nur zu sich nimmt, damit das mit ihrem linken vorderbein schnell vorangeht und das ganze metall bald raus kann.

den vogel abgeschossen hat der lieblingswirt, als er anlässlich der 3 kg spareribs - reste telefonisch an ebendiese erinnerte, er habe extra noch einen grossen suppenknochen dazugepackt, und weil doch samstag sei und am sonntag ruhetag, und die liebe kleine ...

die liebe kleine kann das schon so gut, dass sie vor der wirtshaustür stehenbleibt und schnuppert was es gibt: braten erkennt sie fehlerfrei, dann ist kein weiterkommen mit ihr.

eigentlich wollte ich ja aber zeigen wie das so aussieht wenn eine kleine klavlav aus küche und wohnzimmer eine katakombenlandschaft macht.

also da hätten wir einmal:

so hat ein ordentlicher surstelzenknochen auszusehen:



den linken vorderfuss des spanferkels hatte madame allerdings so schnell zerlegt, dass ich mit der kamera nicht hinterherkam in meinem beschädigten zustand, hier also nur die reste:



dat julchen will auch immer alles kosten, aber sie muss schon schnell sein wenn sie pixy was klauen will, die brummt sie zwar noch nicht einmal an - knurren beim fressen tut nur dat julchen wenn es was geklaut hat. aber genau zuschauen muss dat julchen immer, wie so ein hund einen knochen zerlegt.



wer nun sagt, hunde dürfen keine geflügelknochen bekommmen, der hat nur teilweise recht. hunde lernen das zerlegen von knochen - und das übriglassen dessen, was dem hunde nicht frommt - im alter von drei bis vier monaten von der mutter, sofern diese es jemals gelernt hat. nimmt man die welpen also zu früh von der mutter weg, dann darf man sich nicht wundern. pixy kann das, und sortiert sehr sorgsam, hier im bild gänsebraten:



diese zerfledderten reste sind die röhren- etc. knochen, die vorsichtig zerbissen werden damit sie an das mark kommt, alles nur wegen der gesundheit natürlich.

brathühnchenreste sehen übrigens so aus:



und es wirkt! während pixy in den ersten wochen ausschliesslich auf drei beinen unterwegs war und die linke vorderpfote quer vor die brust zu halten versuchte, haben massagen und ein wenig physiotherapie und entsprechende ernährung dazu geführt, dass die kleine dame nunmehr einen ordentlichen knochen auch ordentlich festhalten kann beim abnagen:



und auch drehen



und wenden:



auch die ganz grossen knochen:



hach, was freut mich das! unsere neueste übung besteht darin, dass hund die röhrenknochen an den knorpeligen enden aufbeisst und mir dann bringt. damit ich mit der häkelnadel das mark herausholen kann. sie sabbert das dann mit halbgeschlossenen augen wonniglich in sich hinein.

sie sehen also, kurz vor weihnachten gibt es hier durchaus erfreuliches von der versehrtenfront zu vermelden. ich kann mich sogar schon - vorsichtig und langsam, aber doch - mit der linken hand an der rechten pobacke kratzen.

... comment

 
Liebe Frau Kelef,
das mit dem Kratzen zeigt, daß Sie - wenn schon nicht die volle Mobilität - so doch Ihren Humor wiederhaben ;) - und damit ist einer Gesundung der Weg geebnet ;)
Die kleine Paprika scheint ja ein wahrer Glückstreffer zu sein - a gscheits Hunderl halt ;);)

... link  

 
liebe iris, sie wissen ja: mit humor geht alles besser. a bisserle lamentieren muss sein, aber im grund genommen hat vieles im leben auch eine amüsante seite, wenn man es nur lange genug dreht und wendet.

was mich interessieren täte: wie sehen sie das eigentlich mit dem knochenfressen und -sortieren? windhunde sind ja ernährungstechnisch eine eigene kategorie, das ist schon klar, aber im übrigen? persönlich habe ich auch die erfahrung gemacht, dass ein grosses angebot an knochen die hunde viel weniger dazu verleitet die falschen teile aufzufressen, als ein stückchen hier und eines da. hier haben die hunde immer eine grosse schüssel voll passender knochen bekommen, mit viel fleisch drauf, da ist immer eine menge übrig geblieben weil nur fleisch und knorpel gefressen wurden. das mark durfte dann immer ich herauspopeln und den viechern kredenzen. wäre nicht uninteressant wenn sie ihre meinungen und erfahrungen mal schriftlich niederlegen täten, meine ich.

... link  

 
zum Humor: den wenn ich nicht hätt, wär mein Leben bei weitem weniger erträglich. ;)

zu den Knochen: Windhunde sind genauso Hunde wie alle anderen und bekommen genauso Knochen; sie fiseln aber die Hühnerbeinchen nicht ab, sondern da geht es kracks, kracks und weg sind sie. Die Whippets bekommen den Brustkorb etc., die Azawakhs die Röhren - spießen kann sich ja nichts mehr, da die Hendeln ja maximal ein paar Monate alt und die Knochen noch weich sind.
Generell sind aber bei mir Knochen nur Zugabe oder Nachtisch, da sie sich sonst tagsüber die Wampe vollschlagen und dan am richtigen Fressi (nur 1x, abends) rummeckern. Große Kalbs- oder Schweinsknochen gibts nur im Garten, dort können sie rumferkeln ;)
Die lasse ich mir vom Metzger in ca 5 cm lange Stücke sägen, da sind sie dann stundenlang verbissen am mark-herauspopeln - den Rest holen sich die Raben vom Kompost. Ich muß aber darauf achten, daß jeder der Hunde bei seinem Teil bleibt, sonst gibts Stunk unter den Weibern. lg, Iris

... link  

 
vastehe.

natürlich sind windhunde normale hunde, aber ich hab immer gehört dass windhunde weniger fleisch- und mehr zusatzzeug in der futterzusammensetzung brauchen als andere hunde. auch die sehr grossen, schweren hunderassen vertragen ja das "normale" hundefutter meist nicht so gut - die gesündesten bernhardiner die ich kannte waren die, die von der anderen trogseite her mit den schweinen mitgefressen haben. wenn sie fleisch wollten, mussten sie sich eine maus fangen oder warten bis geschlachtet wurde. salukhi-züchter haben mir einmal erzählt, dass ihre hunde hauptsächlich fleischlos gefüttert werden, weil sie das besser vertragen, daher meine frage.

knochen sind natürlich nur naschwerk, und zur zahnpflege. kracks, kracks geht es hier auch, brustkorb etc. werden rückstandslos vernichtet. es kann aber ein unterschied zwischen schwimm- und flug- resp. laufvögeln festgestellt werden bei den überresten. enten und gänse hinterlassen andere spuren als fasane oder hühner. nur wachteln und stubenküken hinterlassen nicht einmal einen fettfleck.

... link  

 
Ein Freund von mir hat einen Salukis, der frisst Fleisch. Ebenso der Greyhound einer anderen Bekannten und die Sloughis eines züchtenden Freundes.

... link  

 
die wenigen windhunde die ich kenne sind leider keine vergleichsobjekte, da verwöhnte und separat bekochte tölen. kriegen nur bio-karotten und spezialzusatzstoffe und der deibel weiss was in den topf. dafür haben die dann auch dauernd probleme mit der verdauung, haben zahnstein und mundgeruch. machen meiner meinung nach auch zu wenig bewegung - ein afghane der an der kurzen leine im beserlpark um die bäume geführt wird - der geht so schön bei fuss! - treibt mir die tränen in die augen.

... link  


... comment
 
mit andern worten: klavlav gehts ziemlich gut :-) das ist fein.

... link  


... comment
 
bin begeistert, dass die wauwau pfote so fortschritte macht. jetzt noch die ihrige fertig genesen damit sie spass miteinander haben koennen.

... link  

 
das nächste jahr kann nur besser werden!

... link  

 
Liebe Frau Kelef,
nach meiner Erfahrung von mehr als 30 Jahren mit Windhunden und davor mit anderen Rassen: es kommt immer darauf an, wie schon die Welpen angefüttert werden. Und da ich von Beginn an meine Whippets und Azawakhs mit Rohfleisch + Beifutter großziehe, vertragen sie natürlich auch alles - ohne jegliche Unverträglichkeiten. Alles andere halte ich für eine Art von Münchausen by proxy - "ach mein Gott, was hab ich bloß für einen hypersensiblen Hund".

Denkt denn die Salukifrau, daß sich die Salukis dort, wo sie frei leben können, nicht mit Fleisch selbst versorgen? ;);) liebe Grüße, iris

... link  

 
Ich kann zur Selbstversorgung der Hunde mit Fleisch anhand eigener Vierbeiner mitteilen, dass das durchaus so aussieht: Kaninchen hetzen. Packen. Und dann vollständig auffressen. Als ich hinzu kam, hatten die beiden Großen (40 und 55 kg) kein Knöchelchen übrig gelassen. Nur an den blutverschmierten Schnauzen war noch zu sehen, was sich zugetragen hatte.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich lasse meine Hunde nicht hetzen. Das Geschehen trug sich im stillgelegten Tagebau zu, der nicht bejagt wurde und wo sich die Kaninchen nach Lust und Laune tummeln und vermehren konnten.

Das Fressen kleiner Beutetiere (wie bei unseren Hunden des Kaninchens) macht deshalb keine Probleme, weil außer den Knochen ja auch das Fleisch und das Fell gefressen wird. Es besteht dadurch nicht die Gefahr der Bildung von "Knochenkot", es kommt nicht zu Verstopfungen oder gar Darmverschluss. Rohe Knochen sind für den Hund auch insofern kein Problem, als sie nicht splittern.

Bei großen Beutetieren hingegen würde der wild lebende Canide das Tier sprichwörtlich "bis auf die Knochen" abnagen, die Knochen jedoch nicht fressen.

Wenn unsere also im Garten einen großen Knochen abnagen dürfen, nehme ich diesen weg, wenn das Fleisch herunter ist.

... link  

 
leider haben wir hier ja keinen garten, also muss der wohnzimmerteppich herhalten.

meine hunde haben auch immer alles bekommen - also ausser menschenfutter, bis eben auf die knochen.

wenn das mengenverhältnis gestimmt hat, gab es auch keine verdauungsprobleme. frau hunt hatte die interessanteste einstellung: mäuse und ratten fangen war ja eines ihrer hobbies. in der stadt wurden die nur totgemacht und dann weggeworfen - im wahrsten sinne des wortes, zur freude der krähen. auf dem land wurden die mäuse aufgefressen: bio, eben. schienen anders zu schmecken. das strahlende hundegesicht wenn sie so auf ein saftiges frischtotes mäuslein biss, während das schwänzchen noch seitlich aus dem maul hing: wie im zeichentrick. eingemischt hab ich mich da nie, nur tauben waren verboten. der gedanke daran, sie könnte die flugratte nicht richtig erwischen und so ein halbtotes tier hockt dann irgendwo und krepiert jämmerlich war mir irgendwie zuwider, ganz abgesehen von den "tierliebhabern" die die armen vogerln füttern und sie einzeln kennen.

und roh: ja ne, schon klar. wie mein lieblingsbauer und -jäger zu sagen pflegt: ich hab noch nie ein fuchserl gesehen das mit einer schachtel streichhölzer in den wald gegangen ist und sich ein feuerl gemacht hat um sich ein mauserl oder ein haserl zu braten. und füchse gibt es schon ziemlich lang, und die sterben auch nicht aus.

... link  

 
Meine Hündin hat mal eine große Kröte gefressen. Die nahm sie ins Maul, nur ein Krötenbein schaute noch heraus. Ich wollte die Kröte dann noch aus dem Fang holen, Da schaute sie mich an, die Hündin, und schluckte sie in einem herunter, die Kröte.

Kröten scheinen aber nicht zu schmecken, sie kamen nie mehr auf die Speisekarte.

Ansonsten muss man dennoch sagen, dass der Hund im Gegensatz zum Fuchs oder zum Wolf seit Jahrtausenden domestiziert ist, ich würde deren Magen- und Darmtrakt nicht eins zu eins auf jeden Haushund übertragen. Dass zudem die Spezies insgesamt nicht ausstirbt, heißt ja nicht, dass nicht einzelne Exemplare durchaus Probleme von dem jeweils Vertilgten bekommen können. Man kann die Natur nicht immer zum Vorbild nehmen, weil die Natur sich nicht um das Überleben einzelner Lebewesen schert. "In der Natur" würde ein Hund z.B. an einer Magendrehung qualvoll sterben, in unserer zivilisierten Welt hat er Chancen -wie meine Hündin im vergangenen Jahr- zu überleben. Ich neige daher zu keinen extremen Positionen und beim Füttern handhabe ich das pragmatisch: Mal gibt es Fleisch und irgendwelche Beigaben, mal Fertigfutter. Auf Reisen greife ich aus praktikablen Gründen fast ausschließlich auf Trockenfutter zurück. Unsere Hund müssen daher mit allem zurecht kommen.

... link  

 
Eine Freude, wie das Viecherl gedeiht. Hat ja alles Nötige: 1a Hundefrass - und dazu noch die hundegerechte Physiotherapie! Diesen Ihren neuen Beruf haben Sie sich sicher nicht träumen lassen, Frau Kelef.
Möge das neue Jahr Ihnen viele schöne Überraschungen bringen - und natürlich eine stählerne Gesundheit, eine bloss eiserne könnte ja rosten.

... link  


... comment