Freitag, 7. August 2009
krankenkassendefizite
sind ja ein riesenreizschlagwort allerorts und -landen. und natürlich wird versucht, das defizit auf dem rücken der patienten und der pharmaindustrie zu sanieren - billigere medikamente, weniger medikamente, generika, raus aus dem krankenhaus innerhalb von - wenn es leicht geht - den letzten aufwachminuten der narkose.

natürlich jammern die ärzte und die patienten, wegen der behandlung und -serfolge, und die medikamente wirken nicht, und die ärzte haben keine zeit, und überhaupt. spitalsbetten gibt es auch viel zu wenige, muss man umgehend neue krankenhäuser bauen wegen der vielen und immer älter und kränker werdenden patienten.

und die armen ärzte in den krankenhäusern, die sich um die patienten bemühen wollen, die dürfen und können nicht weil siehe oben und diverse pressemeldungen und so weiter und so fort.

vor allem die krankenkassen, die armen, die ihren verwaltungsaufwand minimieren wo es geht, und die sich bemühen zu sparen und die so überfüllte krankenhäuser haben dass die armen patienten ... wir kennen diese geschichten ja alle, nicht wahr.

und es begab sich - denn es hätte uns ja gewundert, wenn frau kelef da nichts eingefallen wäre zu dem thema, aber in diesem fall ist ihr nichts eingefallen, sondern quasi auf den kopf oder vor die füsse oder wie auch immer sie wollen gefallen.

jedenfalls, frau kelef muss ja immer hier schreien wenn was verteilt wird. und da das linke obere augenlid durch konstantes hängen (besonders darf ich hierzu auch die bemerkung des burli, meines bruders, zitieren: mach nicht so ein blödes gesicht) ja sowieso in der sicht beeinträchtigt ist (das lid hängt ein stück über die pupille), und da ja der sowieso schon vorhandene grüne star nicht genug ist, da hamma halt jetzt am rechten augen einen grauen star. also ein katarakt, keinen vogel.

im mai der augenarzt des vertrauens schickte frau kelef nach eingehender untersuchung - drei dioptrien fehlen, nicht korrigierbar, weiters leichter grauschleier und alle bilder dreifach wahrgenommen - ins krankenhaus, wegen einer möglichst umgehenden herausoperation der trüben eigenen und hineinsetzung einer plastiklinse. sechs bis acht wochen nach der operation kann man dann eine neue brille anpassen. er verwies auch gleich an ein krankenhaus. nun denne, wenn er meint die machen das hervorragend, er ist ja der arzt des vertrauens.

frau kelef also gehet hin und wird vorstellig und siehe und staune, nach sechs stunden wird ihr mitgeteilt ihr linkes augenlid hänge über die pupille und beeinträchtige das sehvermögen. natürlich war frau kelef ein klitzekleinwenig verwundert darob, dass ihr das selbst noch nicht aufgefallen war, aber in frau kelefs alter, nun ja. eigentlich sei sie ja aber wegen des rechten auges gekommen. ach so, ja, da haben wir einen grauen star festgestellt. deswegen sei sie ja hierher überwiesen worden, meinte frau kelef. ach so, ja aber das linke auge war so interessant. katarakt muss man operieren, da wird ...

sie, sagt frau kelef, ich seh erstens links oben nix, und dann jetzt rechts alles dreifach und in grau und verschwommen, das ist kein spass nicht wenn man zusätzlich ein wenig bewegungseingeschränkt ist. ich laufe gegen lichtmasten und stolpere über dinge, das ist auch gefährlich manchmal, und das schliessen von knöpfen, ei wei, auch das annähen einer schlinge ans geschirrtuch ist eine meisterarbeit wenn man alles dreifach sieht. machen sie das rechte auge eben zu, meinte die schwester. leider klappt dann aber das linke oberlid noch erin wenig weiter herunter, das ist auch keine lösung.

nächster termin wäre dann ende jänner, wenn alles gut geht. immerhin aber 2010, fragt frau kelef und kriegt todernst zur antwort: ja, natürlich, wir wollen die patienten ja nicht zu lange warten lassen. na ja, acht monate, häh??? es ward dann ein termin im august, dem 14. nämlich, und sogar schon 2009 ausfindig gemacht. wegen der zusätzlichen beeinträchtigungen und auf grund meines im verhältnis zu den anderen solchen patienten jugendlichen alters. die alten können ja, scheint es, getrost gegen grosse rote autobusse laufen, hamme eh zu viele davon (jetzt nicht von den autobussen).

anlässlich der freigabe zur operation zwei wochen vor dem op-termin dann wieder ins krankenhaus. schon vorher durfte frau kelef mehrere zettel und einverständniserklärungen mit allen anamnestischen angaben zu ihrer person ausfüllen, sowie einer aufstellung der regelmässig eingenommenen medikamente. leiderleider sind aber in diesen wunderbaren formularen ein wenig zu wenig zeilen um alles in grosser schönschrift reinmalen zu können, und wie auch immer die sache in angriff genommen ward, es wurde klein und undeutlich, weil, siehe oben.

im krankenhaus dann waren - sie erraten es - weitere zettelchen vorrätig, wiederum in verschiedenen, noch nicht dagewesenen farben, die ebenfalls mit - sie erraten es - sämtlichen anamnestischen angaben und regelmässig eingenommenen medikamenten zu befüllen waren. allerdings war die sache mit den schreibpulten ein wenig diffizil ob der höhe und der armlänge, aber man tut ja was man kann.

ebenfalls ward hinterfragt ob man drogenabhängig, alkoholabhängig, oder sonstwie abhängig sei, ob man rauche oder nicht, und wenn, wieviel man trinke und rauche und wann und wie oft.

frau kelef schrieb und schrieb und schrieb, da ja aber das vorderste rechte zeigefingergelenk fast steif ist, ist das natürlich eine quälerei wenn man auch noch nicht gut sieht, aber nun ja.

die blutabnahme verlief erstaunlich ereignislos, bitte danke, zettel hin, zettel her, und gehen sie bitte zum ekg in die herzambulanz.

dort wartet man an der anmeldung, bis jemand kommt. das kann dauern. auch länger. dann kriegt man - zettelchen zum ausfüllen. die omma, die keine zeit hatte, drängte frau kelef ein wenig zur seite, so dass die linke hand mit ohne zettel kurz den merkwürdigen gitterkäfig mit dem mikrophon drinnen streifte. ich kann ihnen sagen, wenn man sich die knöchel an ein paar scharfen drähten aufreisst, die von diesem drahtkästchen wegstehen, dann blutet man ganz ordentlich, besonders wenn man, wie frau kelef, gerinnungshemmer nimmt. das ist aber egal, weil, bis man drankommt, ist im prinzip auch eine arterielle blutung versiegt. die schwester in der anmeldung meinte, sie wisse von dem draht, und sie selbst passe da ja immer auf, aber sie sässe ja auch auf der anderen seite. super.

das mit dem ekg ist keine sache, an sich. aber schon beim betreten des sehr kleinen raumen, in dem die liege für die patienten von draussen gut einsehbar vor der sich immer wieder ohne klopfen öffnenden tür steht, ist man ein wenig irritiert. man wird aber umgehend in eine auskleidekabine gescheucht die so klein ist, dass man den vorhang, so man gelenkig genug ist ihn schliessen zu können, beim aus- oder anziehen verbeult und öffnet. damit die patienten nicht zu lebhaft werden, hat man in ziemlich genau 1,60 cm höhe mittig auf der weissen wand zwei grosse, weisse haken angeschraubt, die 5 cm von der wand abstehen. frau kelef erwischte entsprechend einen der haken am hinterkopf genau auf der alten narbe, und ward ein wenig schwindelig. passen's halt auf, meinte die ekg-oberbeauftragte, und beeilen sie sich. sie muss prozente von den männlichen patienten kriegen, denn die tür öffnete sich mehrfach und alte männer schauten herein, während frau kelef obenn ohne auf der liege lag und das ekg tuckerte.

wie das mit den ergebnissen von ekg und labor sei, ginge die patienten nichts an, das werde an die station geleitet. nun denne.

frau kelef, vorgewarnt, macht sich auf den weg in das sekretariat. weil nämlich, der 14. august ist heuer ein freitag, der 15. in österreich ein feiertag, und also könne es sein, war sie beschieden worden, dass sie erst am darauffolgenden montag, dem 17., oder auch später operiert würde, wann halt eben zeit sei.

nun ja, das ist ein wenig schwierig, hatte frau kelef gemeint, weil, ich hab einen tauben hund und zwei katzen zu versorgen, und es ist ja jeder hilfreich und zur stelle, kann man das vielleicht ein wenig präzisieren? doch: kommen sie am freitag, und wenn sie nicht drankommen, dann warten sie eben hier.

im krankenhaus? wieso kann ich nicht nach hause gehen wenn am samstag und am sonntag sowieso nicht operiert wird, und am montag vielleicht auch nicht?

weil das so ist.

warum?

weil ich das so gesagt habe.

derlei argumente sind frau kelef ja suspekt. also im sekretariat die gleichen fragen gestellt, mit dem hinweis darauf, dass patienten mit massiven bandscheibenschäden grundsätzlich nicht das dringende bedürfnis verspürten in fremden betten warum, wo und wie auch immer zu liegen, und dass patienten mit allergischem asthma gegen duftträger bitteschön nicht unbedingt an wochenenden, an denen alle aufgemascherlt die erbtant besuchen kommen und auch noch die neuesten parfüms ausführen, in krankenhäusern herumliegen wollen. schon gar nicht, wenn mit sicherheit keine wie auch immer geartete medizinische notwendigkeit vorliege, noch nicht einmal eine medizinische sinnhaftigkeit. frau kelef hätte auch, bitteschön, alle dieserbezüglichen befunde vorgelegt und auch nochmals mitgebracht, und ob man nicht bitte ...

die sekretärin führte aus, dass frau kelef ja sowieso schon einen vorgezogenen termin hätte, weil sie noch jung und arbeitsfähig sei, der zusammenhang erschloss sich zumindest frau kelef nicht wirklich, und eigentlich habe man ihr diesen termin zugewiesen wegen der massiven sehpobleme ...

öffnet sich die tür des nebenzimmers, herr oberarzt steckt den kopf heraus und bellt über frau kelef hinweg die sekretärin an: wenn der was nicht passt, geben sie ihr einen termin in einem dreiviertel jahr.

frau kelef ging zuerst nach hause, und dann mit sich selbst zurate, telefonierte auch ein wenig herum. das war wirklich das erste mal, dass frau kelef vor einer operation gekniffen hat. vor solchen ärzten hat frau kelef einfach angst, und vor der einstellung auch. was weiss man, kriegt man dann zur strafe ein rotes kringerl um den namen und bei der op wird ein wenig gepfuscht, so als strafe für aufmüpfiges benehmen? überlässt man alte patienten - siehe oben - einfach der natürlichen auslese? andere stationen im selben haus haben da übrigens ganz andere umgangsformen, das nutzt aber in diesem fall gar nichts.

das ist das einzige krankenhaus, in dem patienten unter solchen umständen festgehalten werden auf manchen stationen. der grund ist klar: gefüllte betten heisst gefüllte station, und entsprechend kohle. wer hat noch mal berechnet dass ein bett im krankenhaus mit ohne nichts runde € 800.-- kostet, pro tag? und patient darf auch noch für eine verpflegung oder was auch immer (so wurde es damals verkauft) € 10.-- oder sowas zahlen, und zu hause dann noch für hunde- und katzesitterei, theoretisch zumindest.

alles für nix.

frau kelefs ausführungen konnte nicht widersprochen werden, und wurde auch nicht. immerhin hat sich die ärztliche direktion des krankenhauses entschuldigt für das vorgehen, natürlich könne frau kelef auch erst am montag wiederkommen.

kommt sie aber nicht. sie geht woanders hin, dorthin, wo man sich nicht fürchten braucht. und damit sich das alle ganz genau merken, wird die ärztliche direktion des einen krankenhauses die unterlagen an das andere krankenhaus schicken lassen. vom sekretariat, dem bekannten.

wenn der augenarzt wieder da ist aus dem urlaub: neue überweisung, und alles von vorne. aber das neue krankenhaus ist schon am telefon freundlicher als das alte.

wie frau kelef zur überschrift "krankenkassendefizit" kam? raten sie einmal, wer träger des verlassenen kh ist. und defizite gibt es ja nicht nur im finanziellen bereich.

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