Donnerstag, 6. August 2009
schwarzgeld,
und wie man es macht.

verstehen sie mich jetzt nicht falsch. ich steh zu meiner dyskalkulie. diese und ich, wir kennen uns quasi schon seit anbeginn der zeiten, und wir vertragen uns prächtig, wir beide zwei.

ich meine: wir respektieren einander, die dyskalkulie und ich. natürlich kenne ich die grundrechnungsarten, und beherrsche sie auch, aber das eigentliche gefühl für rechnungen im allgemeinen und konkreten fehlt mir völlig.

seit ich mir das eingestanden habe, und entsprechende rechenvorgänge von begabteren personen vornehmen lasse, ist alles wirklich wunderprächtig.

um so genauer rechne ich andererseits natürlich alles und jedes nach, und wenn es die kontoauszüge sind.

so auch bei der abrechnung, die ich letztes jahr von der fabrick erhielt. da waren - wie nicht anders zu erwarten - tausend verschiedene kleinigkeiten aufgelistet, ein kaffe vor zehn jahren dort und ein telefonat da, soll sein.

als bekennende nicht-durchblickerin in solcherlei raffinessen hatte ich natürlich alle rechnungen aufgehoben. umd alle heisst in diesem fall: alle. und zwar wirklich. sieben jahre sowieso, wegen finanzamt und so, und dann eigentlich, dachte ich, wenn der schamott schon so gebündelt und überhaupt gelistet herumliegt, soll sein, wird ja nicht schlecht, liegt halt länger. was weiss ein fremder.

und was tut gott? in der abrechnung der liebwerten ex-fabrick findet sich ein posten: € 500.-- reisekostenvorschuss.

ja was, frag ich den herrn buchhalter, hau kömmt den dem? wees ick do nich, meint er, der erst seit drei jahren bei der fabrick war und den posten buchhalterisch übernommen hatte, und zeigte mir bereitwililg und gerne den bildschirm. schön, sag ich, seh ich auch dass das da steht. und wie kömmet dies?

wees ick do nich, meint er, wie sollte ich auch. ich hab das so übernommen, haben sie keine idee?

ja nee, klar, ich, ideen zur buchhaltung.

aber andererseits, wenn das euros waren, kann das ja noch nicht sooo lange zurücksein.

meinereine schaut also zuhause die zettelchen an, die gehorteten, allesamt und von allen seiten, die kontoauszüge, die abrechnungen: nincs, nada, nothing, gar nie nix. immer jede dienstreise et al. genau abgerechnet, mit tips und zubehör, keine € 500.-.

die buchhaltungsabteilung wurde befragt.. in der zwischenzeit war die buchhaltung jedoch aus österreich nach dublin und von dort nach indien verlegt worden, alle belege wiederauffindbar eingescannt, allerdings wusste gar nie niemand nicht wie man der belege wieder hätte ansichtig werden können.

die kolleginnen, die zuständig waren und sind, bemühten sich monatelang der belege entsprechend ansichtig zu werden. nincs, nada, ...

system unzugänglich, die frage, was denn bei einer finanzamtsanfrage (alleine bei der beschäftigenfluktuation hätten andere ja schon nabelsausen dieserbezüglich) zu tun sei: das geht das finanzamt nichts an, wir zahlen steuern. ja so.

meinereine sucht noch immer € 500.--. meine heimisch gehorteten unterlagen kann ich schon auswendig. eine der ex-lieblingskolleginnen und eine zweite ebensolche, die sich wirklich unglaublich bemüht hatten licht ins dunkel zu bringen, knackten irgendwann das system und fanden: keinen beleg. also schon belege, viele, für jeden furz, aber über die ominösen € 500.--: nincs, nada, nothing, nix.

ich will also irgendwie eine erklärung, der guten ordnung halber, im grossen und ganzen macht mich diese summe ja weder wirklich reicher oder ärmer, aber so aus prinzip: liebe kohle, wo bin denn du? keine antwort.

nach einem jahr des suchens hat der herr personalabrechnung (zitat: i hoit des nimmer aus, es kann nur bessa wean) das hangerl geschmissen, diie systeme sind wieder unerreichbar, die € 500.-- auch.

erzähl ich das dem herrn finanzamtsprüfungsdirektor im schanigarten des wirtes des vertrauens über einem krügerl. schaut der mich an, leicht verwundert, und meint: ja, was meinst denn du, wo die firmen ihr schwarzgeld lukrieren? das find ich doch dauernd bei prüfungen, wer hebt schon belege auf ausser dir?

je nun.

einen hervorragenden lösungsvorschlag hatte er auch. zweimal schriftlich mahnen, und dann konkursantrag stellen. er tät sich freuen. so viel schwarzgeld hat, btw, die fabrick übrigens nicht dass sie den schmieren könnten. der ist unbestechlich. ich auch.

frau gönnt sich ja sonst nix, ein spass wär das allemal, und der lernfaktor wäre, sagen wir einmal, nicht vernachlässigbar - nicht nur für die fabrick, sondern für die branche im allgemeinen, wenn ich mich einmal so allgemein ausdrücken darf, höhöhö, weil, mir fallen da noch ein paar sachen ein, bei bedarf, wenn ich schon dabei bin. grundsätzlich habe ich mir das alles ja nur aufgehoben, weil ich eben an dyskalkulie leide, und ich daher immer alles genau dokumentieren und kontrollieren (lassen) muss. bleede g'schicht. jetzt, nicht für mich. ich brauch ja nur auf die bank gehen und die zettel holen, den rest machen die anderen.

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