Freitag, 26. August 2011
pflegefamilien für tiere, tierheim usw.
weil frau rebhuhn fragte, erklär' ich das konzept hier einmal:

es gibt familien, manchmal auch einzelstehende personen, die tiere sehr mögen. deshalb wollen sie auch irgendwas im tierschutz machen.

eine möglichkeit ist hier, sich als pflegefamilie zu betätigen. das funktioniert dann tatsächlich so, dass hunde, katzen, manchmal auch pferde, reptilien oder kaninchen oder was auch immer aufgenommen und von einer tierschutzorganisation zur vermittlung ausgeschrieben werden. das tier bleibt so lange in der pflegefamilie, bis es einen neuen, passenden besitzer gefunden hat.

die tierheime sind überfüllt, und die haltung in tierheimen ist problematisch. gerade bei hunden, die ja sehr sozial sind und rudel bilden, muss einerseits entsprechend platz auch für bewegung geboten werden, andererseits muss aber manchmal auch bei der sozialisierung nachgeholfen werden.

in vielen ländern ist es so dass herrenlose tiere aufgegriffen, in staatliche sammelstellen gebracht und bei unvermittelbarkeit innerhalb einer oft relativ kurzen zeitspanne eingeschläfert werden. tierschutzorganisationen holen die tiere nach möglichkeit dort heraus, und bringen sie in tierheimen unter, von wo aus sie vermittelt werden. dass dabei eine auswahl getroffen wird bezüglich bekannten oder vermuteten charaktereigenschaften, ist verständlich. viele tiere kommen aber auch in tötungsstationen, weil die besitzer verstorben oder unheilbar krank sind, und die erben das tier nicht haben wollen oder halten können, und die suche nach einem neuen besitzer nicht möglich scheint.

in ungarn schätzte man einmal, dass auf jeden zweiten menschen ein hund komme - irgendwie muss dem ja auch einhalt geboten werden, wo wir gerade von tötungsstationen sprechen.

die tierschutzvereine sorgen für medizinische versorgung, impfung, vor allem aber kastration der tiere, und dann müssen die viecher ja irgendwo untergebracht werden. das sind dann tierheime oder pflegefamilien, je nachdem.

hunde, die auf verlassenen grundstücken gelebt haben und dann eingefangen werden sind oft sehr verschreckt, kennen menschen zu wenig oder haben kein vertrauen mehr zu ihnen, kennen weder regelmässiges gefüttert werden noch halsband, leine, stubenrein, schon gar nicht autofahren etc..

all diese für ein normales miteinander notwendigen dinge kann ein tier in einem kleinen kreis viel leichter und stressfreier lernen als im tierheim im rudel oder im käfig mit stundenweisen besuchen.

auch welpenstationen gibt es, wo auf die entsprechenden bedürfnisse rücksicht genommen werden kann: ein schuhkarton mit mehreren wenige wochen alten welpen ohne mutter kann ja nicht einfach in ein bestehendes rudel hineingeleert werden. in einer welpenstation gibt es - wie bei den sieben zwergen - kleine schüsselchen, kleine spielzeuge, viele kleine mahlzeiten, für manche besondere insassen noch die flasche, es wird anders mit den tieren gespielt, die kleinen lernen von den menschen all das, was ihnen sonst die mutter beibringt. das fängt oft schon beim putzen an, und hört beim benagen von knochen auf. auch kommen, sitzen, aufpassen, lieb sein: das lernt hund in der welpenstation. und katze lernt dort auf niedrigen bäumen klettern, katze lernt katzeklo und schoss sitzen und mit menschen spielen, und so weiter.

taube hunde wie chipi wiederum sind im rudel unter umständen benachteiligt, weil sie sich nur bedingt am verhalten der anderen orientieren können. sie laufen zwar im pulk mit wenn die anderen laufen, aber sie können nicht registrieren dass die anderen laufen weil sie das futterschüsselklappern hören.

blinde hunde wiederum benötigen ebenfalls einen anderen umgang, und andere signale. wie der kreuzbube
ja immer wieder so vortrefflich demonstriert und erklärt, orientieren sich hunde ja viel mehr an der körpersprache als am gesprochenen wort, blinde hunde müssen lernen das wortsignal richtig zu interpretieren.

hatscherte hunde wie frau pixy hier, die ja noch dazu nicht die grösste ist, haben unter umständen im rudel auch benachteiligungen zu erwarten: nicht schnell genug, nicht standfest genug, rempeleien können leicht übel ausgehen.

all diesen speziellen bedürfnisse kann in pflegefamilien viel besser nachgekommen werden als in heimen. das gilt auch für z.b. vernachlässigte pferde, die striegel und hufschmied und stallputzen nur vom hörensagen kennen. in einem kleinen verbund lernen die das viel leichter.

auch tierarztbesuche sind für die meisten zu vermittelnden tiere eine bedrohliche sache, all das wird eben gelehrt und geübt, und wenn man nur ein paar tiere hat dann geht das viel einfacher als in einem tierheim mit ein paar hundert inhaftierten.

für pflegefamilien spricht ausserdem, dass die tiere für die vermittlung viel besser beurteilt werden könen: man weiss, wie die tiere mit stress, lärm, kindern, katzen, besuch umgehen (können).

natürlich bauen pflegefamilie und tier eine beziehung zueinander auf, das ist dann eine gratwanderung für alle beteiligten. die bindung muss stark genug sein um unbedingtes vertrauen zueinander zu haben, und lose genug um verlustpaniken bei den tieren bei der weitervermittlung zu vermeiden.

es gibt übrigens auch hauptberufliche tiertrainer, die immer wieder pflegetiere aufnehmen und sozialisieren, damit sie vermittelt werden können.

und es gibt auch menschen, die kein tier halten können, keine trainer sind, kein tierheim haben und trotzdem helfen wollen: die spenden dann einfach an einen tierschutzverein, oder übernehmen die patenschaft für ein tier. und wenn sie überhaupt kein geld haben und kein tier halten können, dann gehen sie ins nächstgelegene tierheim der wahl und leihen sich einen hund für einen spaziergang aus, oder spielen mit den katzen, oder bewegen die pferde.

und dann gibt es noch menschen wie juli, die platz und zeit und - vor allem - nerven und herz genug hat, und immer ein paar alte, leicht beeinträchtigte, oder sonstwie nicht leicht vermittelbare tiere aufnimmt.

manchmal bleiben die tiere auch in der pflegefamilie - dann, wenn die bindung aller beteiligten zu stark geworden ist, oder wenn ein tier gar keine chance auf vermittlung mehr hat.

eine tiertrainerin in ungarn sucht sich immer wieder hunde aus heimen heraus, und macht therapie- oder begleithunde daraus. die können viel leichter vermittelt werden, weil sie speziellen bedürfnissen entsprechend ausgebildet wurden. das setzt allerdings eine unmenge erfahrung, urteilsvermögen und einsatz voraus, und zieht eine lebenslange begleitung von tier und mensch nach sich.

gibt es alles. und wenn sie mehr interesse haben: der nächste verein ist sicherlich nicht weit ...

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Das ist keine schlechte Sache, sich im Tierheim eines Hundes anzunehmen und regelmäßig mit ihm spazieren zu gehen. Einige Hunde habe auf diese Weise gar kein schlechtes Los. Manche Tierheime haben Freilaufzonen und ermöglichen Gruppenhaltung. Die Freiwilligen, die aus unterschiedlichsten Gründen keinen eigenen Hund halten können, unternehmen dann mit dem Hund Spaziergänge draußen in der Umgebung. Abends bekommt der Hund sein Futter zur gewohnten Zeit und alles hat einen Rhythmus, den er kennt und der ihm vertraut ist.

Wenn man selbst damit klar kommt, dass man nicht unbedingt der Nabel der Welt für den jeweiligen Tierheiminsassen ist, kann das für beide eine gute Sache sein.

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