Donnerstag, 30. Dezember 2010
geht doch.
die frau physiotherapeutin ist sehr zufrieden mit frau kelef.

denn obwohl die schmerzen im ellbogen immer noch da sind, mitsamt der schleimbeutelentzündung und der dazugehörigen schwellung, und ergo der ellbogen gekühlt und die schulter gewärmt werden müssen (eine abgerissene sehne nimmt nichts so krumm wie kühle luft), da gehört frau kelef doch regenerationstechnisch zum besten viertel des vergleichbaren patientenpotentials. ha!

obwohl das turnen mit ruhiggehaltenem bzw. gestrecktem ellbogen ja eine eigene herausforderung ist.

immerhin ist aber die schleimbeutelentzündung auch medizinerseits diagnostiziert. und das ging so:

frau kelef hatte ja diese bekannte schwellung, diesen bekannten schmerz, etc., ist ja nicht die erste schleimbeutelentzündung, auch nicht die erste an diesem ellbogen. bedenklich war nur der neue druckschmerzpunkt, der war bislang unbekannt (leider nicht verzogen, zumindest noch nicht) und liess also den verdacht keimen der knochen könnte auch am ellbogen was abbekommen haben. frau kelef also ersuchte um abklärung.

was soll ich ihnen sagen: mehrere röntgenbilder, radiologen und -innen, turnusärzte, oberärzte und -innen, eine neurologin, einen orthopäden, zwei ct-sachverständige, einem gerade noch vermiedenen mrt später, nach ausschluss der diagnosen karpaltunnelsyndrom (was machte das überhaupt am ellbogen, man weiss es nicht), peitschenschlagsyndrom (schon möglich, aber am ellbogen eher selten), fremdkörper im oberarm und am ellbogen (könnten beim hinfallen hineingekommen sein - ja ne, ist klar, der langärmelige pullover hatte zwar ein paar schmutzflecken, war aber ansonsten unversehrt, und nein, frau kelef war bei keinem philippinischen wunderheiler im drogenrausch, denn dann wären dort keine "röntgendichten massen", sondern hühnerküken o.ä. zu sehen gewesen), partielle radialislähnung (herr doktor, das wäre dann aber eine fallhand und kein ellbogenschmerz - äh ja, wieso wissen sie das? - entschuldigung vielmals, herr doktor), im zusammenhang mit alledem runde 20 stunden im krankenhaus verbracht, ferner einige lautstarke beschwerden später, etc., da konnte frau kelef nicht mehr an sich halten. immerhin wartete sie zu diesem zeitpunkt bereits wiederum vier stunden, und alle, aber auch schon alle anderen patienten waren bereits abgefertigt worden. so sass sie mutterseelenalleine herum wie bestellt und nicht aufgerufen, und keiner konnte ihr sagen wie es weitergehen sollte. die mittagspause mit anschliessender besprechung näherte sich dräuend, und frau kelef kriegte langsam immer mehr atemnot, trotz asthmaspray und immer wieder frisch-kalte luft schnappens draussen vor der tür. so würde das wohl nichts werden. was hatten die gefunden, oder auch nicht, und was war da los?

sie schlich sich also klammheimlich und ohne dezidiert in das nächste wartezimmer gerufen worden zu sein an, und hatte die freude und das vergnügen über die trennwand (oben ca. einen meter offen) die wartezimmer und arztzimmer voneinander scheidet, ein gespräch zwischen turnusarzt und krankenschwestern mitanhören zu können.

der turnusarzt hmhmhmte, und vermutete immer noch ein metallteil im oberarm und am ellbogen, da wo eben diese "röntgendichte masse" zu sehen war. "röntgendichte masse" scheint ein lieblingswort von ihm zu sein, er wiederholte es oft und gerne.

die schwestern meinten, wenn die patientin aber keine offene wunde zugegeben habe, sei das doch unwahrscheinlich.

nun, meinte der herr turnusarzt, das könne ja auch schon länger her sein.

dass man sich ein paar metallteile in den arm rammt und das jahrzehntelang nicht merkt?

vielleicht gibt die das nur nicht zu. die schaut ja auch so komisch drein.

die hat gesagt, der nerv im gesicht hat was.

das auch noch!

ich kenn mich da nicht aus.

ich auch nicht.

was mach ma denn jetzt?

ich weiss nicht.

könnte ja auch ein stück glas sein, oder so.

da ginge aber doch das röntgen durch?

hmhmhm.

dann folgte ein längerer disput über die noch zu besuchenden weihnachtsmärkte und die qualitativen unterschiede der glühweine und -moste, punschstände, mitbringseln, und wo denn jeder weihnachten feiern tät und so weiter und so fort.

und wiewohl man sich unschwer vorstellen kann dass frau kelef nichts mehr interessierte als diese wichtigen dinge, so kann man sich wohl ebenso unschwer vorstellen dass frau kelef was anderes noch viel mehr interessierte.

nach gestoppten 15 minuten also trat sie durch die tür, ohne zu klopfen, und sah - wie im film - den dunkelhaarigen turnusarzt hinter dem schreibtisch in den sessel gelümmelt, ein kaffeehäferl in der hand, und zwei blondhaarige junge krankenschwestern (oder was auch immer die mädels waren) rechts und links von ihm auf dem schreibtisch sitzen. auf dem monitor die röntgenbilder von frau kelefs linker vorderer extremität.

war nicht die beste stunde der drei, kann hier versichert werden.

so eine tür kann man ja nach innen knallen lassen dass es eine freude ist, und wenn keiner damit rechnet ist das auch immer sehr wirkungsvoll. die mädels wurden rot, der turnusarzt blass (bei dem röteten sich nur die ohren), und mit gefährlich lieblicher stimme frug frau kelef:

sie wissen aber schon, dass man da draussen jedes wort hört?

äh...

ja. ich will wissen, was sie mir zu den befunden jetzt erzählen können.

äh... wir haben gleich mittagspause.

nein. später. jetzt will ich wissen was herausgefunden wurde.

äh...

frau kelef tritt weiter in den kleinen raum, schwester eins entfernt sich vom schreibtisch und frau kelef dreht den monitor zu sich.

äh... da sind röntgendichte massen, sehen sie, hier und hier!

SIE! das wissen wir schon. ich will wissen, ob der knochen was abbekommen hat, und zwar hier am ellbogen.

äh...

wenn sie nicht mehr sagen können, dann holen sie einen arzt!

der herr doktor ist aber ...

der kennt sich nicht aus. arzt holen. erfahrenen. jetzt.

das in der zwischenzeit kopfteilig ziemlich rote turnusärztlein hurtelte tatsächlich hinaus bei der tür, murmelte dabei etwas wie jawoll, ich geh ja schon, und verschwand durch die nächste tür.

ich solle doch draussen im ersten wartezimmer platz nehmen ...

NEIN. ICH WARTE HIER.

und, man fasst es nicht, nach zehn minuten kam turnusärztelein tatsächlich mit frau oberarzt angedackelt, sie forschen schrittes, er mehr geknickt, und dann war es tatsächlich möglich sich die röntgenbilder und die ct-aufnahmen anzusehen und zu besprechen.

frau oberarzt betatschte auch noch einmal genau den ellbogen und die stelle am unteren oberarm, wo tief im verborgenen die zweite "röntgendichte stelle" war, und besah sich die hände von frau kelef und meinte, bei den arthrosen sei das doch klar, das seien verkalkungen, die hätte man ja auch an der schulter sehr schön, und im ellbogen, und eben aussen, und der druckschmerzpunkt sei vermutlich sehr wohl auf einen zusammenstoss mit einem härteren gegenstand zurückzuführen, durch die massiven blutergüsse und schwellungen habe sich dann ein gewisser druck und stau aufgebaut, und das habe dazu geführt, dass

sich der schleimbeutel entzündet habe. die röntgendichten stellen seien gut tastbare reiskorngrosse verkalkungen aussen am knochen (also gerade da, wo sie ja immer schon waren, die kennt frau kelef seit 20 jahren, die kleinen scheisserchen). innen im gelenk sässen auch ein paar ablagerungen, ebenso wie aussen am schultergelenk und detto innen, die stelle unten am oberarm sei eine verkalkung am sehenansatz.

also einen fremdkörper können sie sicher ausschliessen, und eine fraktur ebenfalls?

fremdkörper? wer kommt denn auf so einen blödsinn. und schauen sie, da ist keine fraktur, das sind einfach die verkalkungen.

fremdkörper hat der da gesagt, deswegen wollte er ja ein mrt veran...

herr kollege?

ähhh...

mrt. bei verdacht auf metallenen fremdkörper?

ähhh...

tja. frau kelef wusste, was sie wissen wollte, eigentlich - hätte ihr das turnusärztelein einen blick auf den monitor gestattet, wäre das ja auch einfacher gegangen. immerhin hat er was gelernt fürs leben.

bleiben noch ein paar histörchen zu erzählen, aber ist ja noch nicht aller tage abend.

im übrigen gibt es im unfallkrankenhaus keine krankengeschichten mehr für den haus- oder weiterbehandelnden arzt mehr mitzunehmen.

ihna krongngschicht? de kennans kaufn. kost 10 oiro.

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danke für das G'schichtl, ich nehm es mit mehr als einem Grinsen ins Neue Jahr hinüber und wünsch Ihnen keinen Rutsch, sondern ein fröhliches, sanftes Hinübergleiten und werde mit Ihnen und der Feuerlibelle um 00°° bis ca. 00°5 ideell anstoßen!
Rechnen Sie mit vielen lieben Gedanken genau um diese Zeit im Neuen Jahr, natürlich auch später, damit der Arm bald wieder voll zupacken kann, vielleicht bei dümmlichen Turnusärzten und Turtelschwestern ? ;);)

p.s.: Ihr Haus- oder sonstwie weiterbehandelnde Arzt kann die Kronkngschicht umasunst anfordern, er kriagt se midn Combuta

Herzlichst, Ihre Iris samt Hunden

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Ganz_großes_Kino, Frau Kelef! Wunderbar! :-)))

Ich würde auch manchmal gern dem einen oder anderen Assistenzärztlein persönlich gegenüber stehen - meist reicht es aber schon, wenn ich meinen Liebreiz durch den Telefonhörer entfalte. Die Dümmlichkeit der jungen Kollegen scheint mächtig auf dem Vormarsch zu sein. MRT bei V.a. metallenen Fremdkörper. Ja nee, is klar.
Dazu fällt mir die Geschichte des Medizinstudenten ein, der eine Versuchsschwein auf der metallenen Trage ins MRT schob....
...die Schnitzel, so munkelt man, konnten von den Wänden geklaubt werden, vom Gerät wollen wir lieber gar nicht sprechen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls einen guten Übergang ins neue Jahr, einen rutsch- und medizinerfreien!

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dass ihnen solche geschichten besonders gefallen, frau pepa, kann ich mir denken. ich wollte den jüngling ja schon fragen ob er das mrt gerne hätte weil dann die fremdkörper vermutlich freiwillig aus dem arm geschossen wären, aber ich bin ja ein netter mensch, und da ich mir sicher war dass da nix drin ist was nicht organisch gewachsen ist sah ich die gefahr eher gering.

das explodierte schwein kann ich mir irgendwie gut vorstellen. hat was, der gedanke.

ihnen auch einen guten jahresbeginn!

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hach. das einzige, was dem unfallkrankenhaus zur vollkommenheit fehlt, ist offensichtlich ein philippinischer wunderheiler auf drogen :-d

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@iris: schön dass über die meisten meiner geschichten immer jemand lachen kann - dazu schreib ich sie ja auf.

nun sehen sie, als langjährige angehörige der gesundheitsberufe, wie das so schön heisst, kenn ich mich ja aus und weiss, wie ich zu einem befund komme. was aber ist mir den patienten, die das nicht wissen? die sind dann irgendwann einmal von irgendwem gegen irgendwas behandelt worden, und wenn es das unglück will erzählen sie dem hausarzt gar nichts davon, weil sie z.b. keinen krankenstand brauchen weil sie in pension sind, sowieso nicht arbeiten gehen, hausfrau sind, kind sind. dann sind die krankengeschichten nämlich auf nimmerwiedersehen verloren.

ich hab mir mal den jux gemacht eine anzufordern - fragen sie mich nicht. wenn ich die geschichte noch einmal zusammenkriege schreibe ich sie auf. oder ich versuch es noch einmal, wenn mir fad ist.

und um mitternacht wird angestossen mit ihnen beiden besonders, und mit einigen anderen auch, bin schon neugierig was pixy sagt: wir sind eingeladen.

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