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Freitag, 26. März 2010
sitzstreik in budapest, teil 7 und ende
kelef, 04:19h
frau kelef also sitzstreikte, und der rest der mannschaft war schon drauf und dran es ihr gleichzutun, ausgenommen den koloss, denn mit dem wolf, das versteht man ja, da ging das nicht so wie er wollte, besonders das mit dem auf den boden setzen.
das gelärme vor der botschaft lockte dann aber doch einen (seiner meinung nach) soignierten mann heraus, der, sehr mager und im grauen anzug mit dazupassendem haar, herauskam und nach, man fasst es nicht, dem grund für das misliebige benehmen der anwesenden zwei- und vierbeiner fragte.
zum wievielten male betete frau kelef die geschichte jetzt schon herunter? zur untermauerung der richtigkeit der angaben auch gleich die diebstahlsanzeige und die dokumentenmappen dem herrn grau-in-grau unter die nase gehalten, und dann auch noch die geschichte vom jüngling und dem versprechen vorgetragen.
der junge mann habe heute frei. ob es denn eine bestätigung für die angegebenen angaben gäbe? aber auch dann - der herr botschafter komme erst in einer woche, da könne er nichts tun.
warum er dann aus dem haus gekommen sei, wenn er nichts tun könne?
oh, er habe nur wissen wollen was da los sei.
das wisse er jetzt, und nunmehr möge er doch bitte hingehen und ...
wegen so einer kleinigkeit brauche man doch nicht so einen krawall veranstalten, das käme schon einmal vor dass papiere gestohlen würden, ...
das war, wie soll man sagen, irgendwie die falsche einstellung seinerseits, und definitiv die falsche bemerkung.
frau kelef rappelte sich nunmehr doch in die höhe, und drückte ihrerseits auf die hupe.
und was so eine alte volksdemokratische, noch dazu wie in diesem fall russische, hupe war, das tönte laut, atonal, schrill, und sehr, sehr lange, besonders bei entsprechender betätigung. die hunde hielten das für eine willkommene aufforderung ebenfalls lauthals ihre übellaunigkeit kundzutun.
und im übrigen, so sagte frau kelef nochmals voraus, werde sie definitiv hier nicht freiwillig weichen, und weiters habe sie bereits das aussenamt in wien und die presse ebendort verständigt. die warteten nur.
das war zwar eine leere drohung, aber theoretisch wäre es tatsächlich möglich gewesen, und so wurde dem grauen mann auch gleich der name eines herrn im aussenamt in wien genannt, den möge er doch bitte anrufen und ihn zur sicherheit fragen a) ob frau kelef tatsächlich frau kelef sei, b) die tochter tatsächlich die tochter, etc.
das könne der herr s. doch nicht aus wien so einfach telefonisch bestätigen, meinte der herr in grau.
dochdochdoch, das ist ganz einfach, sprach frau kelef, rufen sie ihn an und erzählen sie ihm was ich hier gerade veranstalte, dann weiss er dass ich ich bin.
der mann in grau hiess frau kelef & co vor dem schmiedeeisernen zaun warten und verschwand.
und tatsächlich funktionierte diese eher etwas unübliche art der eineindeutigen identifikation, denn der herr s. kannte frau kelef schon seit weit mehr als zehn jahren, und traute ihr somit ein derartiges betragen gerne zu (in wien darauf angesprochen meinte er übrigens, er hätte ihr unter diesen umständen noch ganz andere sachen zugetraut, das habe er dem herrn in grau auch mitgeteilt).
und so klappte es dann doch irgendwie, man glaubt es kaum. der herr in grau bat in die botschaft.
frau kelef und die ihr paarweise folgende mannschaft (der koloss bildete die nachhut) schritten durch den vorgarten, hocherhobenen hauptes am türvorsteher vorbei, die edel geschwungene treppe hoch, über hellen marmor und feinstes parkett, vorbei an anderen verstörten wartenden, vorbei an bewaffneten aufpassern die die mannschaft fürchten machten, hinein in die heiligen hallen.
frau kelef und die mannschaft nahmen aufstellung vor tischen mit wichtigen männern, beantworteten die fragen nach geburtsdatum, -ort, -grund und noch ein paar anderen dingen die frau kelef sicherheitshalber entfallen sind. weitere herren in weiterem grau studierten die diversen mitgebrachten dokumente, kontrollierten die alten, abgelaufenen und ergo gelochten reisepässe, telefonierten mit wem auch immer, man wiegte die köpfe auf die eine und dann auf die andere seite, man sprach hmhmhm und tststs, und frau kelefs töchterchen sprach ohohoh, es wurde weiter hin- und hergelaufen und telefoniert, und dann geschah das wunder:
es gab drei reisepässe (die allerdings nur eine woche gültig waren, hahaha), bestätigungen für die hunde, den führerschein und das auto, und, auch das war fast unglaublich, all dies auch noch rechtzeitig um quer durch das schöne budapest richtung polizeistation zu fahren, denn was nützt der schönste, neueste reisepass mit dem schönsten, neuesten photo wenn in diesem pass nicht das passende visum ist?
also alle hopp-hopp retour vorbei an den wartenden, wachenden und bewachenden, und hinaus in den hellen sonnenschein, und in den traktor, und richtung polizei.
der wagen hatte durch das gewicht des kolosses eine ziemliche schlagseite, aber egal, immer nach dem stadtplan und zur polizeistation und dort angekommen: noch eine halbe stunde geöffnet.
schnell alle raus aus dem auto, aufstellung genommen, und hinter frau kelef hergetappst. stiege rauf, stiege runter, flur entlang, so ein schönes altes haus mit schmalen, fensterlosen fluren und sparsamer beleuchtung, türen mit klinken nur auf einer seite, jede menge uniformierte, die mädels fürchteten sich, der koloss konnte sich nicht genug darüber beschweren wie ihm sein wolf zu schaffen mache, frau kelef sprach mehrmals "kusch, jetzt, alle", das richtige zimmer wurde gefunden, der mann dort sprach deutsch und wollte auf die vorgeschrittene uhrzeit verweisen, denn: mittagsruhe ist heilig, und es war zehn vor zwölf, frau kelef flehte und winselte ein wenig, die mannschaft machte das automatisch nach, und so liess er sich erweichen und stempelte und stempelte und stempelte und nahm den tiefempfundenen dank entgegen, wies an die grenze sei ausschliesslich bei hegyeshalom zu überqueren, und frau kelef und die mannschaft trabten die endlosen flure wieder zurück ans tageslicht.
aber jetzt, nach hause.
noch einmal jeder ein paar bissen zwischen die kiemen, händewaschen und bäume giessen, alle rein in den traktor, und krängend gen grenze gefahren.
der geruch von angst und panik begann sich langsam zu verflüchtigen, übrig blieb nur das odeur von einem überbesetzten auto, einem angstschwitzenden koloss, hunden die eine menge schlamm auf sich geladen hatten, ein wenig ungewaschener wäsche und etwas, das einer der hunde im auto unter dem sitz versteckt hatte als es schon nicht mehr ganz frisch gewesen war (es stellte sich in wien dann als eine halbe bratwurst von ziemlich interessanter konsistenz heraus). aber je nun.
nach drei stunden betonplattenautobahn war hegyeshalom in sicht, und eine lange, lange warteschlange ebendort. auf allen verfügbaren grenzübertrittsfahrspuren standen jede menge autos, auch die lkw-spuren waren überfüllt, wer zum teufel da im jahre 1986 an einem heiligen montagspätnachmittag aller von hüben nach drüben wollte weiss man nicht, es war unglaublich.
und die grenzer laborierten offensichtlich noch an dem schock vom samstag und den rauschgiftschmugglern, und so wurde jedes auto, aber wirklich jedes, mit einer peniblen gründlich- und genauigkeit durchsucht, alle personen raus, sitzbänke kontrolliert, kofferraum aufmachen, sachen raus, frau kelef fürchtete ernsthaft um die gesundheit aller beteiligten, denn der gedanke an den feuchten, matschigen inhalt des kofferraumes, dann vielleicht nochmal die show mit der kinderunterwäsche, und ob die dann wiederum glauben würden dass man tatsächlich staatlich gesponserte ddr-kinderunterwäsche mit der ddr-einfuhrbestätigung für nähmaschine und fernseher aus ungarn ausführen könnte, alles hatte man ja in der eile nicht ins taxi umladen können, und es hatte ja auch keiner gewusst was kommen würde, man transportiert ja gerne ein wenig schmutzwäsche durch die lange, aber nutzte ja nun nix, da musste die mannschaft durch.
sicherheitshalber war allen mitreisenden die flüssigkeitsaufnahme nach dem letzten entleerungsstop untersagt worden, denn man weiss ja, trinken und nerven gibt druck auf der blase, und zumindest dieses problem sollte tunlichst vermieden werden.
auf dem neben- und rücksitz also tönte es: durst, winsel, hechel, will was trinken, fiep, durst, bitte, ...
kusch, jetzt, alle. funktionierte inzwischen nach entsprechender übung schon beim ersten buchstaben, gelehriges volk.
man wartete.
im schrittempo und mit langen stehpausen näherte sich der traktor mit seinem bemerkenswerten inhalt dem grenzerhaus.
dann war der moment gekommen. frau kelef will, wie aber auch schon alle anderen vor ihr, gehorsamst aussteigen, der herr grenze schaut sie an, schaut in das auto, verzieht ein wenig das gesicht, nimmt die vier reisepässe, geht langsamen schrittes und in den pässen blätternd zum grenzerhaus, öffnet die tür, geht hinein.
frau kelef ward es irgendwie ganz blümerant zumute. durch das fenster konnte man sehen wie der eine herr grenze mit dem anderen herrn grenze sprach, sie telefonierten, sie machten irgendwas auf dem schreibtisch, frau kelef war einer ohnmacht nahe, kalter schweiss auf der stirn, zitternde hände, herzklopfen, leises greinen von rechts und hinten war zu vernehmen.
der herr grenze kam wieder aus dem kleinen haus, schritt auf den traktor zu, reichte die reisepässe durch das geöffnete fenster, sagte "gute fahrt" und öffnete den schlagbaum.
frau kelef startete mit zittriger hand den motor, fuhr sachte an und durchquerte das niemandsland.
die österreicher winkten nur durch.
fünf viertelstunden später wurden die freundin der tochter und deren vater vor deren wohnhaus ausgeladen, gepäck nachgeworfen, verrechnung auf später verschoben, nur bitte, bitte, nach hause. wie man später berichtete wurde die restliche entladung des traktors vom wohnungssitter übernommen, was auch immer noch passierte, es entzieht sich der kenntnis.
in der fabrick, in der frau kelef damals arbeitete, hatte sie sich übrigens vom campingplatz aus noch via anrufbeanworter abwesend gemeldet, dort auch noch angerufen und als wieder im lande, aber geistig für den nächsten tag noch nicht zurechnungsfähig, gemeldet.
dann: dusche, bett, und eine weile nichts mehr hören und sehen.
am nächsten tag stellte sich heraus dass die vertretung der österreicher in ungarn in frau kelefs pass und den pass ihrer tochter das selbe geburtsdatum eingetragen hatte. damit gab es aber erst schwierigkeiten, als frau kelef neue reisepässe beantragte, also eine woche später.
das gelärme vor der botschaft lockte dann aber doch einen (seiner meinung nach) soignierten mann heraus, der, sehr mager und im grauen anzug mit dazupassendem haar, herauskam und nach, man fasst es nicht, dem grund für das misliebige benehmen der anwesenden zwei- und vierbeiner fragte.
zum wievielten male betete frau kelef die geschichte jetzt schon herunter? zur untermauerung der richtigkeit der angaben auch gleich die diebstahlsanzeige und die dokumentenmappen dem herrn grau-in-grau unter die nase gehalten, und dann auch noch die geschichte vom jüngling und dem versprechen vorgetragen.
der junge mann habe heute frei. ob es denn eine bestätigung für die angegebenen angaben gäbe? aber auch dann - der herr botschafter komme erst in einer woche, da könne er nichts tun.
warum er dann aus dem haus gekommen sei, wenn er nichts tun könne?
oh, er habe nur wissen wollen was da los sei.
das wisse er jetzt, und nunmehr möge er doch bitte hingehen und ...
wegen so einer kleinigkeit brauche man doch nicht so einen krawall veranstalten, das käme schon einmal vor dass papiere gestohlen würden, ...
das war, wie soll man sagen, irgendwie die falsche einstellung seinerseits, und definitiv die falsche bemerkung.
frau kelef rappelte sich nunmehr doch in die höhe, und drückte ihrerseits auf die hupe.
und was so eine alte volksdemokratische, noch dazu wie in diesem fall russische, hupe war, das tönte laut, atonal, schrill, und sehr, sehr lange, besonders bei entsprechender betätigung. die hunde hielten das für eine willkommene aufforderung ebenfalls lauthals ihre übellaunigkeit kundzutun.
und im übrigen, so sagte frau kelef nochmals voraus, werde sie definitiv hier nicht freiwillig weichen, und weiters habe sie bereits das aussenamt in wien und die presse ebendort verständigt. die warteten nur.
das war zwar eine leere drohung, aber theoretisch wäre es tatsächlich möglich gewesen, und so wurde dem grauen mann auch gleich der name eines herrn im aussenamt in wien genannt, den möge er doch bitte anrufen und ihn zur sicherheit fragen a) ob frau kelef tatsächlich frau kelef sei, b) die tochter tatsächlich die tochter, etc.
das könne der herr s. doch nicht aus wien so einfach telefonisch bestätigen, meinte der herr in grau.
dochdochdoch, das ist ganz einfach, sprach frau kelef, rufen sie ihn an und erzählen sie ihm was ich hier gerade veranstalte, dann weiss er dass ich ich bin.
der mann in grau hiess frau kelef & co vor dem schmiedeeisernen zaun warten und verschwand.
und tatsächlich funktionierte diese eher etwas unübliche art der eineindeutigen identifikation, denn der herr s. kannte frau kelef schon seit weit mehr als zehn jahren, und traute ihr somit ein derartiges betragen gerne zu (in wien darauf angesprochen meinte er übrigens, er hätte ihr unter diesen umständen noch ganz andere sachen zugetraut, das habe er dem herrn in grau auch mitgeteilt).
und so klappte es dann doch irgendwie, man glaubt es kaum. der herr in grau bat in die botschaft.
frau kelef und die ihr paarweise folgende mannschaft (der koloss bildete die nachhut) schritten durch den vorgarten, hocherhobenen hauptes am türvorsteher vorbei, die edel geschwungene treppe hoch, über hellen marmor und feinstes parkett, vorbei an anderen verstörten wartenden, vorbei an bewaffneten aufpassern die die mannschaft fürchten machten, hinein in die heiligen hallen.
frau kelef und die mannschaft nahmen aufstellung vor tischen mit wichtigen männern, beantworteten die fragen nach geburtsdatum, -ort, -grund und noch ein paar anderen dingen die frau kelef sicherheitshalber entfallen sind. weitere herren in weiterem grau studierten die diversen mitgebrachten dokumente, kontrollierten die alten, abgelaufenen und ergo gelochten reisepässe, telefonierten mit wem auch immer, man wiegte die köpfe auf die eine und dann auf die andere seite, man sprach hmhmhm und tststs, und frau kelefs töchterchen sprach ohohoh, es wurde weiter hin- und hergelaufen und telefoniert, und dann geschah das wunder:
es gab drei reisepässe (die allerdings nur eine woche gültig waren, hahaha), bestätigungen für die hunde, den führerschein und das auto, und, auch das war fast unglaublich, all dies auch noch rechtzeitig um quer durch das schöne budapest richtung polizeistation zu fahren, denn was nützt der schönste, neueste reisepass mit dem schönsten, neuesten photo wenn in diesem pass nicht das passende visum ist?
also alle hopp-hopp retour vorbei an den wartenden, wachenden und bewachenden, und hinaus in den hellen sonnenschein, und in den traktor, und richtung polizei.
der wagen hatte durch das gewicht des kolosses eine ziemliche schlagseite, aber egal, immer nach dem stadtplan und zur polizeistation und dort angekommen: noch eine halbe stunde geöffnet.
schnell alle raus aus dem auto, aufstellung genommen, und hinter frau kelef hergetappst. stiege rauf, stiege runter, flur entlang, so ein schönes altes haus mit schmalen, fensterlosen fluren und sparsamer beleuchtung, türen mit klinken nur auf einer seite, jede menge uniformierte, die mädels fürchteten sich, der koloss konnte sich nicht genug darüber beschweren wie ihm sein wolf zu schaffen mache, frau kelef sprach mehrmals "kusch, jetzt, alle", das richtige zimmer wurde gefunden, der mann dort sprach deutsch und wollte auf die vorgeschrittene uhrzeit verweisen, denn: mittagsruhe ist heilig, und es war zehn vor zwölf, frau kelef flehte und winselte ein wenig, die mannschaft machte das automatisch nach, und so liess er sich erweichen und stempelte und stempelte und stempelte und nahm den tiefempfundenen dank entgegen, wies an die grenze sei ausschliesslich bei hegyeshalom zu überqueren, und frau kelef und die mannschaft trabten die endlosen flure wieder zurück ans tageslicht.
aber jetzt, nach hause.
noch einmal jeder ein paar bissen zwischen die kiemen, händewaschen und bäume giessen, alle rein in den traktor, und krängend gen grenze gefahren.
der geruch von angst und panik begann sich langsam zu verflüchtigen, übrig blieb nur das odeur von einem überbesetzten auto, einem angstschwitzenden koloss, hunden die eine menge schlamm auf sich geladen hatten, ein wenig ungewaschener wäsche und etwas, das einer der hunde im auto unter dem sitz versteckt hatte als es schon nicht mehr ganz frisch gewesen war (es stellte sich in wien dann als eine halbe bratwurst von ziemlich interessanter konsistenz heraus). aber je nun.
nach drei stunden betonplattenautobahn war hegyeshalom in sicht, und eine lange, lange warteschlange ebendort. auf allen verfügbaren grenzübertrittsfahrspuren standen jede menge autos, auch die lkw-spuren waren überfüllt, wer zum teufel da im jahre 1986 an einem heiligen montagspätnachmittag aller von hüben nach drüben wollte weiss man nicht, es war unglaublich.
und die grenzer laborierten offensichtlich noch an dem schock vom samstag und den rauschgiftschmugglern, und so wurde jedes auto, aber wirklich jedes, mit einer peniblen gründlich- und genauigkeit durchsucht, alle personen raus, sitzbänke kontrolliert, kofferraum aufmachen, sachen raus, frau kelef fürchtete ernsthaft um die gesundheit aller beteiligten, denn der gedanke an den feuchten, matschigen inhalt des kofferraumes, dann vielleicht nochmal die show mit der kinderunterwäsche, und ob die dann wiederum glauben würden dass man tatsächlich staatlich gesponserte ddr-kinderunterwäsche mit der ddr-einfuhrbestätigung für nähmaschine und fernseher aus ungarn ausführen könnte, alles hatte man ja in der eile nicht ins taxi umladen können, und es hatte ja auch keiner gewusst was kommen würde, man transportiert ja gerne ein wenig schmutzwäsche durch die lange, aber nutzte ja nun nix, da musste die mannschaft durch.
sicherheitshalber war allen mitreisenden die flüssigkeitsaufnahme nach dem letzten entleerungsstop untersagt worden, denn man weiss ja, trinken und nerven gibt druck auf der blase, und zumindest dieses problem sollte tunlichst vermieden werden.
auf dem neben- und rücksitz also tönte es: durst, winsel, hechel, will was trinken, fiep, durst, bitte, ...
kusch, jetzt, alle. funktionierte inzwischen nach entsprechender übung schon beim ersten buchstaben, gelehriges volk.
man wartete.
im schrittempo und mit langen stehpausen näherte sich der traktor mit seinem bemerkenswerten inhalt dem grenzerhaus.
dann war der moment gekommen. frau kelef will, wie aber auch schon alle anderen vor ihr, gehorsamst aussteigen, der herr grenze schaut sie an, schaut in das auto, verzieht ein wenig das gesicht, nimmt die vier reisepässe, geht langsamen schrittes und in den pässen blätternd zum grenzerhaus, öffnet die tür, geht hinein.
frau kelef ward es irgendwie ganz blümerant zumute. durch das fenster konnte man sehen wie der eine herr grenze mit dem anderen herrn grenze sprach, sie telefonierten, sie machten irgendwas auf dem schreibtisch, frau kelef war einer ohnmacht nahe, kalter schweiss auf der stirn, zitternde hände, herzklopfen, leises greinen von rechts und hinten war zu vernehmen.
der herr grenze kam wieder aus dem kleinen haus, schritt auf den traktor zu, reichte die reisepässe durch das geöffnete fenster, sagte "gute fahrt" und öffnete den schlagbaum.
frau kelef startete mit zittriger hand den motor, fuhr sachte an und durchquerte das niemandsland.
die österreicher winkten nur durch.
fünf viertelstunden später wurden die freundin der tochter und deren vater vor deren wohnhaus ausgeladen, gepäck nachgeworfen, verrechnung auf später verschoben, nur bitte, bitte, nach hause. wie man später berichtete wurde die restliche entladung des traktors vom wohnungssitter übernommen, was auch immer noch passierte, es entzieht sich der kenntnis.
in der fabrick, in der frau kelef damals arbeitete, hatte sie sich übrigens vom campingplatz aus noch via anrufbeanworter abwesend gemeldet, dort auch noch angerufen und als wieder im lande, aber geistig für den nächsten tag noch nicht zurechnungsfähig, gemeldet.
dann: dusche, bett, und eine weile nichts mehr hören und sehen.
am nächsten tag stellte sich heraus dass die vertretung der österreicher in ungarn in frau kelefs pass und den pass ihrer tochter das selbe geburtsdatum eingetragen hatte. damit gab es aber erst schwierigkeiten, als frau kelef neue reisepässe beantragte, also eine woche später.
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