Donnerstag, 19. Februar 2009
travis ist tot,
und frau lu hat ihm einen eintrag gewidmet: http://derbe.blogger.de/stories/1341238/

im prinzip hat er lange durchgehalten, der travis, und ich denke, alles was da so passiert ist wird wohl aus begreiflichen gründen nicht an die öffentlichkeit gelangt sein.

ich kannte ja mal einen artisten, der einen drei monate alten schimpansen in einer tierhandlung kaufte, eigentlich, um dem armen vieh einen zumindest schmerzfreien, wenn auch sehr frühen tod zu ermöglichen. der tierarzt überredete ihn dann dazu, dem tier eine gnadenfrist einzuräumen, und so wurde der schimpanse wider erwarten wieder gesund.

leider konnte er in keine affengruppe mehr integriert werden, so brachte ihm sein herrchen dann - teilweise auch notgedrungen - allerlei bei und trat jahrelang mit ihm auf, in vielen verschiedenen ländern: duo "sam und tam". der kleine kerl konnte ganz ohne windeln leben (was wirklich aussergewöhnlich war), und benahm sich im prinzip besser als manches kind. er kannte alle "seine" menschen nach namen, und konnte sich recht gut verständlich machen. aber lesen sie doch auch hier: http://gastgeberin.blogger.de/stories/313831/

tam - das kleine, possierliche tierchen das knappe 20 kilo wog als ich ihn kennenlernte - sprang mit einem satz über die stiegengeländer und schaukelte über den häuptern der menschen. er war reaktionsschneller als jeder hund, und konnte mit seinen blitzeweissen milchzähnchen, die er brav jeden abend selber putzte, den knochen einer kalbsstelze einfach so durchbeissen. er hob mich auf den schreibtisch, und konnte den kasten besser von der wand rücken als zwei erwachsene. er konnte auch ganz vorsichtig kaffee einschenken, die angeordneten stück zucker hineingeben, umrühren und dann vorsichtig die oberlippe über den tassenrand stülpen und kosten. war der kaffee nicht mehr zu heiss, schob er die tasse dem jeweilgen besteller zu. anschliessend sprang er auf den kasten und hüpfte dort ein wenig herum, um dann mit einem satz herunterzukommen, einen sessel zu nehmen und sich mit an den tisch zu setzen.

er schlief in einem eigenen kleinen schlafsack, trug nachts einen pyjama und ass gerne bananen und butterbrote. wenn man ihn darum ersuchte, gab er höflich die hand zur begrüssung, er spielte violine (ein wenig, und eher mit wenig musikalischem einfühlungsvermögen) und legte grossen wert darauf, dass seine bühnenkostüme mit ein wenig strass verziert waren, wie er es bei anderen künstlern gesehen hatte. und das kostüm von sam musste genau so aussehen wie das von tam, inclusive strass, das war ganz wichtig.

trotzdem: er war potentiell gefährlich, das wusste sein besitzer, und wenn das tier einen schlechten tag hatte dann gab es eben verschobene vorstellungen. auch war sich sein besitzer darüber im klaren, dass er das tier keineswegs artgerecht hielt, aber was hätte er nun wirklich tun sollen mit ihm? einzelhaft? einschläfern?

tam bekam leider eine kinderkrankheit, vermutlich masern, derartige viren verursachen bei menschanaffen meist eine meningitis, und tam starb noch vor seinem fünften geburtstag, somit auch vor der pubertät. sam war untröstlich, meinte aber doch immer wieder, er hätte das tier aus den o.a. gründen vermutlich doch irgendwann einschläfern lassen müssen, weil tam eben keinen käfig und keine artgenossen kannte - und letztere trotz vielfacher versuche auch nicht kennenlernen wollte.

sam war immer klar, dass es sich um ein tier handelte das im zuge der pubertät seinen charakter verändern würde, und dass auch eine kastration das nicht würde verhindern können. sam hat aber damals auch gesagt, wenn er gewusst hätte was da auf ihn zukam, aber nun ja. wegen des affen hatte ihn nach einem halben jahr seine frau verlassen, die sache mit freunden war so eine diffizile, manche menschen wollte tam einfach nicht, und ein klein wenig neigte der gute auch zur eifersucht (der affe, meine ich). so liebevoll und fast zärtlich er sein konnte, er war einfach stärker als ein mensch, und als jungtier zwar noch ziemlich, aber doch nicht absolut berechenbar. die tatsache, dass tam nie jemandem weh getan hat, ist die eine seite der geschichte. aber er hatte ja keine gelegenheit zu zeigen, was wirklich in ihm steckte.

mit anderen worten: ein affe ist kein haustier, auch ein kleiner affe nicht, auch ein junger affe nicht. und ich hab geheult wie ich gehört hab dass tam gestorben war, aber ich kann ihnen versichern: wenn ich so ein armes krankes wurm in einer tierhandlung seh, und kein tiergarten nimmt es, dann weiss ich zu welchem tierarzt ich geh. ganz bestimmt.

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