Dienstag, 10. Februar 2009
frau kelef sucht arbeit III
nun denn, heute also war frau kelef bei der arbeitsfähigkeitsevaluierungsagentur, der medizinischen, die die evaluierungsergebnisse zwar auf das allerlieblichste irgendwem schickt, die betroffenen personen aber, so ebendiese sich nicht auf die hinterfüsse stellen, hoch aufrichten und unangenehme töne von sich geben, unaufgeklärt im dunkeln verrecken lässt.

die studierte psychologin in ebendieser agentur liess die pünktlich und tropfnass eingetroffene frau kelef einmal ordentlich warten, damit klar war wer das sagen hat. muss ja sein, und ausser frau kelef war gar niemand nicht dort, also versteht man das ja um so besser.

die gelernte psychologin (definitiv jünger als frau kelefs tochter) kam dann und wollte vorlesen, was auf den sechs zetteln mit angekreuzten kasteln zu lesen war. lesen kann frau kelef selber, und vorlesen kann sie schon überhaupt nicht leiden. als kind, da hätte sie das gerne gehabt, hat aber keiner gemacht, und seit sie selber lesen kann macht sie das auch.

frau kelef nimmt also das zettelkonvolut an sich, und muss auf den ersten blick feststellen dass hier bescheinigt wird dass sie den beruf, den sie bisher nicht ausübte, von nun an nicht mehr ausüben kann. grundsätzlich war ihr auch nicht ganz klar, wieso auf diesem zettel stund sie habe als aussendienstarbeiterin im innendienst gearbeitet, wurde aber umgehend dahingehend psychologisch belehrt, dass das medizinisches amtsdeutsch sei und ausserdem den tatsachen entspräche. das verstünde frau kelef eben nicht. ah ja.

was sie denn bisher gemacht habe? frau kelef erklärt, psychologin schaut erstaunt und meint, so einen beruf gäbe es ja gar nicht. der milde hinweis frau kelefs, immerhin könne man in österreich einen universitären abschluss für diesen beruf machen, wischte frau psychologin vom tisch mit den worten "da weiss ich aber nichts davon". schon möglich, meinte frau kelef.

ein paar andere, sagen wir einmal, ungereimtheiten wurden ebenfalls als medizinische fachtermini bezeichnet, allerdings schien frau kelef die kenntnis medizinischer fachterminologie der dame doch ein wenig suspekt, denn rezidivierend und chronisch sind definitiv nicht das gleiche, aber wer wird denn so kleinlich sein.

nach fünf minuten ward eine ältere sachbearbeiterin, eine hantige diesmal, herbeigerufen, die frau kelef erklärte sie müsse sich halt überlegen was sie tun wolle, arbeitsmässig und in zukunft. sie sie ja schon ziemlich alt, da sei das nicht so einfach. aber für eine halbtagsarbeit, eine anspruchslose, einfache handlangerdienste oder zuarbeiten oder so, da würde es schon noch reichen, halbtags. und das hirn soll ich dabei zu hause lassen? ja, meinte die psychologin, das ist ein guter weg.

frau kelef verbiss sich die frage danach, ob sie denn vielleicht psychologie studieren und dann in so einer arbeitsfähigkeitsevaluierungseinrichtung arbeiten solle, und verliess das amtsgebäude.

aber das internetz ist hilfreich, und kaum schaut frau kelef ein wenig herum, findet sie schon den idealen ausbildungsplatz, mit angeschlossener rehab, quasi: traumjob medizinjournalist. nach längstens einer woche wäre dann zudem auch noch ein weiteres problem der pseudo-medizinwelt in österreich und deutschland erledigt, und frau kelef könnte sich vor freudigen zuschriften und weiteren aufträgen nicht mehr retten. das wird am 23.03. thema eines gespräches mit dem zuständigen betreuer werden, so dieser gesund, anwesend und gesprächsbereit ist, was aber drei gleichzeitig vorauszusetzende grundbedingungen sind, die mit hoher wahrscheinlichkeit nicht erfüllt werden.

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