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Donnerstag, 22. Dezember 2005
die meisterköchin ist wieder da.
kelef, 22:17h
http://mange.antville.org
das freut mich sehr.
aber was mir nicht gefällt, ist der ausdruck "arme-leute -küche".
das ist einfach bähhh.
wie auch immer man diese rezepte bezeichnen mag, das trifft es einfach nicht.
die in allen ländern der welt als solche bezeichnete ist ja eigentlich nichts anderes als der urpsrung der wirklichen küchenkreativität, der ursprung der rezepte, die wurzel(n) der höheren küchenlehre.
als solche sollte diese rezepte auch gewürdigt werden.
krautfleckerln, kaiserschmarrn, kartoffelpuffer, himmel und erde, zwetschgenröster, pasta & pesto, grammeln und grieben, et al., köstlich und einfach, die qualität immer definiert durch die qualität der grundbestandteile, nicht der vorbeigetragenen aromen.
vielleicht sollte man einmal so eine rezeptsammlung zusammenstellen?
das freut mich sehr.
aber was mir nicht gefällt, ist der ausdruck "arme-leute -küche".
das ist einfach bähhh.
wie auch immer man diese rezepte bezeichnen mag, das trifft es einfach nicht.
die in allen ländern der welt als solche bezeichnete ist ja eigentlich nichts anderes als der urpsrung der wirklichen küchenkreativität, der ursprung der rezepte, die wurzel(n) der höheren küchenlehre.
als solche sollte diese rezepte auch gewürdigt werden.
krautfleckerln, kaiserschmarrn, kartoffelpuffer, himmel und erde, zwetschgenröster, pasta & pesto, grammeln und grieben, et al., köstlich und einfach, die qualität immer definiert durch die qualität der grundbestandteile, nicht der vorbeigetragenen aromen.
vielleicht sollte man einmal so eine rezeptsammlung zusammenstellen?
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übersiedlungen
kelef, 01:20h
sind ja so eine sache, frau syberia leidet gerade schwer darunter: http://www.hackblog.de/2005/12/21/ich-krieg-die-krise.
wer schon mal übersiedelt ist, kann ein lied davon singen, wer mehrmals übersiedelt ist, ganze opern.
frau kelef ist ja auch schon mehrfach übergesiedelt, so im laufe des lebens, und hat eine gewisse übung darin. das hat sich auch immer sehr bewährt, sie braucht relativ wenig übersiedlungskartons, und im allgemeinen hält sich auch das entstehende chaos in leicht überschaubaren grenzen.
aber der zustand von frau syberias badezimmerschrank rief eine der übersiedlungen der besonderen art wieder in bunten farben ins gedächtnis zurück.
vor vielen vielen jahren, als frau kelef noch jung und schön, die welt in ordnung und überhaupt alles viel besser war, ja, da begab es sich dass die agentur, bei der frau kelef arbeitete, aufgrund neuer steuerlicher zusatzabgaben, die dem staate gefielen, wie so viele andere agenturen des landes auch in finanzielle nöte geriet. frau kelef also meinte "scheffes, da is nix mehr zu retten, setzt mich an die frische luft", und also geschah es.
frau kelef suchte daher einen neuen job, und liebäugelte mit einemsolchen in der verwaltung eines österreichischen grossunternehmens in weissrussland. prompt bot ihr ebendieses unternehmen einen job in der - damals noch existierenden - ddr an. war ja fast das gleiche.
leider schaffte es das grossunternehmen nicht, die notwendige arbeitserlaubnis rechtzeitig (normaldauer damals 2 bis 3 monate) zu beschaffen, und so besorgte sich frau kelef binnen 24 stunden (normaldauer damals 6 monate) ein besuchervisum für die einreise in dieses schöne land. und nein, ich erzähl ihnen hier nicht wie das ging, man weiss ja nicht, ...
mit einpacken war nicht viel, also holterdipolter das wichtigste in den lada (anm.: das ist ein auto) gepackt und los. natürlich ist die kürzeste strecke von wien nach frankfurt/oder (quer durch die damalige tschechoslowakei) nicht die, die man fahren durfte. wir mussten über suben, dann quer durch west, dann bei hof über die grenze, dann transit durch ost, richtung berlin, berliner ring, und dann noch das kleine stückchen nach frankfurt, und dann richtung eisenhüttenstadt. war nur ein umweg von ein paar hundert kilometern.
jedenfalls, also hin mit dem lada. dieser war ja nun für derartige gewaltstrecken (kind blieb in wien, daher waren so oft wie möglich die jeweils über 1.000 km für ein verlängertes wochenende herunterzuspulen) nicht das geeignetste gefährt. also kauften wir in berlin einen mercedes 280 se, 1.650 kg totgewicht, ein schlachtschiff mit ungeheuer viel stauraum. der plan war: wir teilen uns die autos, wer nach österreich fährt nimmt den mercedes, lada bleibt in ost.
der mercedes bekam ein zollkennzeichen, damit hielten sich auch steuern etc. im rahmen.
das tanken war schwierig bei den ersten malen an der kleinen tankstelle in eisenhüttenstadt, der tankwart suchte verzweifelt wohin das benzin liefe - der wagen hatte einen zweiten tank, 160 liter in einem einzigen pkw erzeugten eine panikattacke bei dem armen mann. aber ich schweife ab.
also hin mit lada, und dann nach zwei wochen zurück mit mercedes, zum übersiedeln.
wie das so ist, gab es natürlich nicht nur viel mitzunehmen, sondern auch viel mitzubringen. war ja kein problem mit dem riesenauto, in dem nur zwei personen sassen.
da es im camp auch west-tv gab, war auch eine genehmigung zur mitnahme des kleinen tv-gerätes und der stereoanlage beantragt und erteilt worden, ebenso für frau kelefs nähmaschine. diese genehmigungen wurden fein säuberlich ausgestellt, mit seriennummer, alter, rechnungskopie, etc., wie es sich gehörte damals.
alles eingepackt, resp. voraussehend mehr oder weniger lose in den kofferraum gestellt. dazu gesellten sich schallplatten, kassetten, paar dekorationsdinge, bilder, bücher, schuhe, kleider, wäsche, und was man sonst noch so braucht.
auch einen ausflug auf den naschmarkt machten wir noch, zwecks mitbringung von bestelltem käse, leberkäse, zu füllenden eingelegten weinblättern, selchwürsten, speck, obst und gemüse, in mehrere bananenkartons verpackt, olivenöl, rotweinessig, und was sich sonst noch so fand in der geschwindigkeit. schnaps, fischkonserven. oh, und ein paar flaschen wein. was auch immer der arbeiter- und bauernstaat als gumpoldskirchner verkaufte, war definitiv keiner.
der mercedes war eigentlich ziemlich vollgeräumt, als wir losfuhren. entlang der donau richtung suben, dort mal die ganzen papiere bewundert (für die nähmschine eine einfuhrgenehmigung???) einmal von den österreichischen, dann von den deutschen zöllnern, quer durch das schöne deutschland richtung hof. mit so einem mercedes fährt man ja bequem, und so stiegen wir auch ordentlich abwechselnd aufs gas, weil, wer kontrolliert schon einen mercedes mit ddr-kennzeichen.
an der grenze angekommen, stellten wir uns einmal brav in der reihe an. auf dem lkw-parkplatz, denn pkw war nur bis 1.000 kilo. das war nicht gut.
dass wir uns bei einreise anstellten, auch nicht.
wir warteten die üblichen drei oder vier stunden, bis wir an der reihe waren. kann sich jemand noch erinnern, wie die grenzstellen aussahen? in hof gab es jedenfalls mitten in der pampas, sozusagen, tische, auf denen die zu kontrollierenden dinge aufzubauen waren (also alles).
an diesem tag müssen sie jemand gesucht haben, oder zwickten den obermufti die hämorrhoiden, oder hatte er zoff mit seiner frau, ich weiss es nicht.
was ich genau weiss, und nie vergessen werde, ist:
er öffnete den riesigen kofferraum, blickte hinein, sah den fernseher, und sagte: "damit komm' sie bei mir nicht rein." wir wiesen ihm die visa vor, die einfuhrgenehmigungen des binnenzollamts frankfurt/oder, die arbeitsgenehmigungen, sogar die genehmigung, etwaige organstrafen in ostmark bezahlen zu dürfen, er sagte: "nee."
wir baten, wir flehten, dann entdeckte er mein besuchsvisum, irgendwie stellte er fest, dass es kein erst-nach-sechs-monaten-warten-erhaltenes war. und dann war es aus.
herr obermufti rief drei untermuftis, und mit vereinten kräften kontrollierten sie den wageninhalt. zu diesem behufe räumten sie den wagen aus, und alles auf die tische unter den milde leuchtenden bogenlampen (in der zwischenzeit war es finstere nacht geworden). und es ward auch finster in unseren herzen.
die vier muftis kontrollierten alles. dazu öffneten sie alles: die zahnpastatuben, die olivenölflaschen, die deckel der geräte, jede schallplatte, jede kassette. die schachtel mit den stecknadeln wurde ausgeleert, ebenso die mit den tampons, das glas mit den eingelegten weinblättern sabberte über den leberkäse, frau kelefs unterhosen schlangen sich mit den socken tröstend um die selchwürste, während paradeiser und paprikas in den büstenhaltern unterschlupf suchten. die schuhe wurden mit hautcreme imprägniert, und die seidenbluse erhielt ein hübsches ketchup-dekor, während der fernsehapparat sich am echten gumpoldskirchner gütlich tat.
dann wurden - wie nicht anders zu erwarten - die sitze ausgebaut, und das benzin abgelassen. der ölmessstab liess traurig einen tropfen nach dem anderen auf die stoffbezüge der autositze fallen.
punkt mitternacht stellte der obermufti fest, er hätte nichts gefunden, wir dürften jetzt wieder alles einpacken. mit zitternden händen leerten wir das benzin in den tank, verbrachten den ölmessstab an seinen angestammten platz zurück, bauten die sitze ein, und knallten dann alles was uns in die finger kam in welcher reihenfolge auch immer in die karre.
einreisen durften wir aber nicht. der obermufti beauftragte uns, transti nach berlin zu fahren und dort über drewitz einzureisen.
zu diesem zeitpunkt waren wir schon an die 24 stunden utnerwegs, und sollten eigentlich ein paar stunden später in eisenhüttenstadt mit der arbeit beginnen.
handys gab es ja noch keine, also begaben wir uns auf die transit-autobahn, fuhren bei der nächsten raststelle (restaurant geschlossen, natürlich) ab und parkten den wagen und kippten die liegesitze zurück und pennten eine runde, in dem ganzen durcheinander aus wäsche und lebensmiteln und geräten und so.
mehrfach während des albtraumhaften dösens hatte frau kelef den eindruck, jemand beobachte sie dräuend. sie tat dies als paranoid-schizoide folgeerscheinung der vorangegangenen ereignisse ab.
es war april. die sonne schien und die vögel sangen, als wir aufwachten. neben uns stand ein wagen der vo-po, und zwei volkspolizisten beobachteten uns. einer schrieb in ein buch.
wir taten, als ginge uns das alles nichts an, und betraten das in der zwischenzeit geöffnete restaurant. dort reichte man uns eine riesenspeisekarte, aber ausser kaffee, tee, brötchen und soljanka gab es nichts. wir riefen an anserer arbeitsstelle an und meldeten uns auf unbestimmte zeit scheintot. die v-pos frühstückten ebenfalls, beide schrieben in bücher.
frau kelel warf im waschraum einen blick in den spiegel, der daraufhin klirrend zu boden fiel. etwas kaltes wasser im gesicht - der kamm war irgendwo abhanden gekommen - änderte den zustand nicht wesentlich.
im vorraum des restaurants, beim verlassen ebendesselben, hörte ich plötzlich "dich trifft man aber auch überall". ein kollege aus dem konservatorium, in der zwischenzeit mitglied der "ersten allgemeinen verunsicherung", mit der gesamten band auf dem weg zu einem gig in berlin. alle grüssten, und fragten, und konnten es nicht glauben. die leute, denen mein ex-kollege die geschichte dann erzählt hat, auch nicht. und die vo-pos hörten nicht auf zu schreiben.
wir fuhren dann transit richtung drewitz. das vo-po-auto mit den beiden polizisten immer dicht vor, hinter, neben uns. der, der nicht lenkte, schrieb.
in drewitz angekommen wurden wir aufgefordert, das auto auszuräumen. nach der kontrolle (so penibel wie in hof) durften wir wieder einräumen. die dortigen grenzpolizisten hatten überhaupt kein problem mit den elektrischen geräten, den lebensmitteln, oder sonstwas. nur mit dem auto. wenn frau kelef mit dem lada eingereist sei, müsste sie mit dem lada wieder ausreisen und dann mit dem lada wieder einreisen.
zur bewerkstellung dieses vorhabens riefen wir also in eisenhüttenstadt an, jemand möge mit dem lada nach berlin, drewitz, kommen.
nach ein paar stunden war es soweit (merke: 100 km auf der autobahn, wendestellen auf der autobahn, 30-km-beschränkungen auf der autobahn): frau kelef wurde gestattet, im niemandsland von transit nach transit zu schreiten, wo der den lada gebracht habende im niemandsland verweilte. dann reiste frau kelef mit dem lada aus dem arbeiter- und bauernstaat aus.
dann wurde alles, aber auch schon alles, aus dem mercedes in den lada gepackt. das geht nicht? frau kelef hat übung.
der autobringer durfte per pedes aus niemandsland nach ost, und dort in den mercedes steigen. der fahrer desselben hatte in der zwischenzeit einreisen dürfen.
dann musste frau kelef nach westberlin einreisen, die stadt durchqueren, und über charlie wieder in die ddr einreisen. und weil sie sich ja ein paar stunden im bösen westen befunden hatte, wurde in charlie wieder kontrolliert.
dass bei den meisten umpackübungen mindestens einer mitgeschrieben hat, ist verständlich.
in eisenhüttenstadt angekommen konnte die hälfte der übersiedelten kleidung und lebensmittel entsorgt werden. der fernseher wurde trockengelegt, die richtigen deckel auf die geräte geschraubt, die hautcreme von den schuhen gekratzt, und was sonst noch so anfiel.
die show hat über 48 stunden gedauert. unsere spitzenzeit haus-haus lag später bei 9,5 stunden.
bis heute werden vermisst: zwei flaschen gumpoldskirchner, ein paar kilo obst und gemüse, einige paar würstl, und ein grosses stück vom speck (wer auch immer den angeschnitten hat), ein neues paar sportschuhe und ein paar weitere kleinigkeiten, die frau kelef sicherheitshalber vergessen hat.
erzählen sie mir nichts vom übersiedeln. danke.
wer schon mal übersiedelt ist, kann ein lied davon singen, wer mehrmals übersiedelt ist, ganze opern.
frau kelef ist ja auch schon mehrfach übergesiedelt, so im laufe des lebens, und hat eine gewisse übung darin. das hat sich auch immer sehr bewährt, sie braucht relativ wenig übersiedlungskartons, und im allgemeinen hält sich auch das entstehende chaos in leicht überschaubaren grenzen.
aber der zustand von frau syberias badezimmerschrank rief eine der übersiedlungen der besonderen art wieder in bunten farben ins gedächtnis zurück.
vor vielen vielen jahren, als frau kelef noch jung und schön, die welt in ordnung und überhaupt alles viel besser war, ja, da begab es sich dass die agentur, bei der frau kelef arbeitete, aufgrund neuer steuerlicher zusatzabgaben, die dem staate gefielen, wie so viele andere agenturen des landes auch in finanzielle nöte geriet. frau kelef also meinte "scheffes, da is nix mehr zu retten, setzt mich an die frische luft", und also geschah es.
frau kelef suchte daher einen neuen job, und liebäugelte mit einemsolchen in der verwaltung eines österreichischen grossunternehmens in weissrussland. prompt bot ihr ebendieses unternehmen einen job in der - damals noch existierenden - ddr an. war ja fast das gleiche.
leider schaffte es das grossunternehmen nicht, die notwendige arbeitserlaubnis rechtzeitig (normaldauer damals 2 bis 3 monate) zu beschaffen, und so besorgte sich frau kelef binnen 24 stunden (normaldauer damals 6 monate) ein besuchervisum für die einreise in dieses schöne land. und nein, ich erzähl ihnen hier nicht wie das ging, man weiss ja nicht, ...
mit einpacken war nicht viel, also holterdipolter das wichtigste in den lada (anm.: das ist ein auto) gepackt und los. natürlich ist die kürzeste strecke von wien nach frankfurt/oder (quer durch die damalige tschechoslowakei) nicht die, die man fahren durfte. wir mussten über suben, dann quer durch west, dann bei hof über die grenze, dann transit durch ost, richtung berlin, berliner ring, und dann noch das kleine stückchen nach frankfurt, und dann richtung eisenhüttenstadt. war nur ein umweg von ein paar hundert kilometern.
jedenfalls, also hin mit dem lada. dieser war ja nun für derartige gewaltstrecken (kind blieb in wien, daher waren so oft wie möglich die jeweils über 1.000 km für ein verlängertes wochenende herunterzuspulen) nicht das geeignetste gefährt. also kauften wir in berlin einen mercedes 280 se, 1.650 kg totgewicht, ein schlachtschiff mit ungeheuer viel stauraum. der plan war: wir teilen uns die autos, wer nach österreich fährt nimmt den mercedes, lada bleibt in ost.
der mercedes bekam ein zollkennzeichen, damit hielten sich auch steuern etc. im rahmen.
das tanken war schwierig bei den ersten malen an der kleinen tankstelle in eisenhüttenstadt, der tankwart suchte verzweifelt wohin das benzin liefe - der wagen hatte einen zweiten tank, 160 liter in einem einzigen pkw erzeugten eine panikattacke bei dem armen mann. aber ich schweife ab.
also hin mit lada, und dann nach zwei wochen zurück mit mercedes, zum übersiedeln.
wie das so ist, gab es natürlich nicht nur viel mitzunehmen, sondern auch viel mitzubringen. war ja kein problem mit dem riesenauto, in dem nur zwei personen sassen.
da es im camp auch west-tv gab, war auch eine genehmigung zur mitnahme des kleinen tv-gerätes und der stereoanlage beantragt und erteilt worden, ebenso für frau kelefs nähmaschine. diese genehmigungen wurden fein säuberlich ausgestellt, mit seriennummer, alter, rechnungskopie, etc., wie es sich gehörte damals.
alles eingepackt, resp. voraussehend mehr oder weniger lose in den kofferraum gestellt. dazu gesellten sich schallplatten, kassetten, paar dekorationsdinge, bilder, bücher, schuhe, kleider, wäsche, und was man sonst noch so braucht.
auch einen ausflug auf den naschmarkt machten wir noch, zwecks mitbringung von bestelltem käse, leberkäse, zu füllenden eingelegten weinblättern, selchwürsten, speck, obst und gemüse, in mehrere bananenkartons verpackt, olivenöl, rotweinessig, und was sich sonst noch so fand in der geschwindigkeit. schnaps, fischkonserven. oh, und ein paar flaschen wein. was auch immer der arbeiter- und bauernstaat als gumpoldskirchner verkaufte, war definitiv keiner.
der mercedes war eigentlich ziemlich vollgeräumt, als wir losfuhren. entlang der donau richtung suben, dort mal die ganzen papiere bewundert (für die nähmschine eine einfuhrgenehmigung???) einmal von den österreichischen, dann von den deutschen zöllnern, quer durch das schöne deutschland richtung hof. mit so einem mercedes fährt man ja bequem, und so stiegen wir auch ordentlich abwechselnd aufs gas, weil, wer kontrolliert schon einen mercedes mit ddr-kennzeichen.
an der grenze angekommen, stellten wir uns einmal brav in der reihe an. auf dem lkw-parkplatz, denn pkw war nur bis 1.000 kilo. das war nicht gut.
dass wir uns bei einreise anstellten, auch nicht.
wir warteten die üblichen drei oder vier stunden, bis wir an der reihe waren. kann sich jemand noch erinnern, wie die grenzstellen aussahen? in hof gab es jedenfalls mitten in der pampas, sozusagen, tische, auf denen die zu kontrollierenden dinge aufzubauen waren (also alles).
an diesem tag müssen sie jemand gesucht haben, oder zwickten den obermufti die hämorrhoiden, oder hatte er zoff mit seiner frau, ich weiss es nicht.
was ich genau weiss, und nie vergessen werde, ist:
er öffnete den riesigen kofferraum, blickte hinein, sah den fernseher, und sagte: "damit komm' sie bei mir nicht rein." wir wiesen ihm die visa vor, die einfuhrgenehmigungen des binnenzollamts frankfurt/oder, die arbeitsgenehmigungen, sogar die genehmigung, etwaige organstrafen in ostmark bezahlen zu dürfen, er sagte: "nee."
wir baten, wir flehten, dann entdeckte er mein besuchsvisum, irgendwie stellte er fest, dass es kein erst-nach-sechs-monaten-warten-erhaltenes war. und dann war es aus.
herr obermufti rief drei untermuftis, und mit vereinten kräften kontrollierten sie den wageninhalt. zu diesem behufe räumten sie den wagen aus, und alles auf die tische unter den milde leuchtenden bogenlampen (in der zwischenzeit war es finstere nacht geworden). und es ward auch finster in unseren herzen.
die vier muftis kontrollierten alles. dazu öffneten sie alles: die zahnpastatuben, die olivenölflaschen, die deckel der geräte, jede schallplatte, jede kassette. die schachtel mit den stecknadeln wurde ausgeleert, ebenso die mit den tampons, das glas mit den eingelegten weinblättern sabberte über den leberkäse, frau kelefs unterhosen schlangen sich mit den socken tröstend um die selchwürste, während paradeiser und paprikas in den büstenhaltern unterschlupf suchten. die schuhe wurden mit hautcreme imprägniert, und die seidenbluse erhielt ein hübsches ketchup-dekor, während der fernsehapparat sich am echten gumpoldskirchner gütlich tat.
dann wurden - wie nicht anders zu erwarten - die sitze ausgebaut, und das benzin abgelassen. der ölmessstab liess traurig einen tropfen nach dem anderen auf die stoffbezüge der autositze fallen.
punkt mitternacht stellte der obermufti fest, er hätte nichts gefunden, wir dürften jetzt wieder alles einpacken. mit zitternden händen leerten wir das benzin in den tank, verbrachten den ölmessstab an seinen angestammten platz zurück, bauten die sitze ein, und knallten dann alles was uns in die finger kam in welcher reihenfolge auch immer in die karre.
einreisen durften wir aber nicht. der obermufti beauftragte uns, transti nach berlin zu fahren und dort über drewitz einzureisen.
zu diesem zeitpunkt waren wir schon an die 24 stunden utnerwegs, und sollten eigentlich ein paar stunden später in eisenhüttenstadt mit der arbeit beginnen.
handys gab es ja noch keine, also begaben wir uns auf die transit-autobahn, fuhren bei der nächsten raststelle (restaurant geschlossen, natürlich) ab und parkten den wagen und kippten die liegesitze zurück und pennten eine runde, in dem ganzen durcheinander aus wäsche und lebensmiteln und geräten und so.
mehrfach während des albtraumhaften dösens hatte frau kelef den eindruck, jemand beobachte sie dräuend. sie tat dies als paranoid-schizoide folgeerscheinung der vorangegangenen ereignisse ab.
es war april. die sonne schien und die vögel sangen, als wir aufwachten. neben uns stand ein wagen der vo-po, und zwei volkspolizisten beobachteten uns. einer schrieb in ein buch.
wir taten, als ginge uns das alles nichts an, und betraten das in der zwischenzeit geöffnete restaurant. dort reichte man uns eine riesenspeisekarte, aber ausser kaffee, tee, brötchen und soljanka gab es nichts. wir riefen an anserer arbeitsstelle an und meldeten uns auf unbestimmte zeit scheintot. die v-pos frühstückten ebenfalls, beide schrieben in bücher.
frau kelel warf im waschraum einen blick in den spiegel, der daraufhin klirrend zu boden fiel. etwas kaltes wasser im gesicht - der kamm war irgendwo abhanden gekommen - änderte den zustand nicht wesentlich.
im vorraum des restaurants, beim verlassen ebendesselben, hörte ich plötzlich "dich trifft man aber auch überall". ein kollege aus dem konservatorium, in der zwischenzeit mitglied der "ersten allgemeinen verunsicherung", mit der gesamten band auf dem weg zu einem gig in berlin. alle grüssten, und fragten, und konnten es nicht glauben. die leute, denen mein ex-kollege die geschichte dann erzählt hat, auch nicht. und die vo-pos hörten nicht auf zu schreiben.
wir fuhren dann transit richtung drewitz. das vo-po-auto mit den beiden polizisten immer dicht vor, hinter, neben uns. der, der nicht lenkte, schrieb.
in drewitz angekommen wurden wir aufgefordert, das auto auszuräumen. nach der kontrolle (so penibel wie in hof) durften wir wieder einräumen. die dortigen grenzpolizisten hatten überhaupt kein problem mit den elektrischen geräten, den lebensmitteln, oder sonstwas. nur mit dem auto. wenn frau kelef mit dem lada eingereist sei, müsste sie mit dem lada wieder ausreisen und dann mit dem lada wieder einreisen.
zur bewerkstellung dieses vorhabens riefen wir also in eisenhüttenstadt an, jemand möge mit dem lada nach berlin, drewitz, kommen.
nach ein paar stunden war es soweit (merke: 100 km auf der autobahn, wendestellen auf der autobahn, 30-km-beschränkungen auf der autobahn): frau kelef wurde gestattet, im niemandsland von transit nach transit zu schreiten, wo der den lada gebracht habende im niemandsland verweilte. dann reiste frau kelef mit dem lada aus dem arbeiter- und bauernstaat aus.
dann wurde alles, aber auch schon alles, aus dem mercedes in den lada gepackt. das geht nicht? frau kelef hat übung.
der autobringer durfte per pedes aus niemandsland nach ost, und dort in den mercedes steigen. der fahrer desselben hatte in der zwischenzeit einreisen dürfen.
dann musste frau kelef nach westberlin einreisen, die stadt durchqueren, und über charlie wieder in die ddr einreisen. und weil sie sich ja ein paar stunden im bösen westen befunden hatte, wurde in charlie wieder kontrolliert.
dass bei den meisten umpackübungen mindestens einer mitgeschrieben hat, ist verständlich.
in eisenhüttenstadt angekommen konnte die hälfte der übersiedelten kleidung und lebensmittel entsorgt werden. der fernseher wurde trockengelegt, die richtigen deckel auf die geräte geschraubt, die hautcreme von den schuhen gekratzt, und was sonst noch so anfiel.
die show hat über 48 stunden gedauert. unsere spitzenzeit haus-haus lag später bei 9,5 stunden.
bis heute werden vermisst: zwei flaschen gumpoldskirchner, ein paar kilo obst und gemüse, einige paar würstl, und ein grosses stück vom speck (wer auch immer den angeschnitten hat), ein neues paar sportschuhe und ein paar weitere kleinigkeiten, die frau kelef sicherheitshalber vergessen hat.
erzählen sie mir nichts vom übersiedeln. danke.
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