Mittwoch, 28. September 2005
es war noch nicht genug I
frau kelef hatte, voller freude über die nun endlich fertiggestellten reparaturen, schon vorbereitet was denn nun alles am wochenende zu erledigen sei: wieder einmal alle wäsche waschen, die badezimmer- etc. vorleger auch wieder, und dann noch die beigen schondecken vom beigen sofa, auf dem die tiere immer herumlümmeln auf der suche nach den stets verweigerten streicheleinheiten. und was sich sonst noch so in einem haushalt findet. bettzeug auch, wie jedes wochenende, und natürlich handtücher, badetücher, immer ein paar ladungen. und den überstand von der vorwoche, da die maschine ja kein wasser hatte. also die wäsche sortiert, nach farben und materialien, bereit, der reihe nach in das gerät gestopft zu werden. der hunt erklärt, dass sie nicht helfen kann.

natürlich war da auch noch die sache mit der auszubessernden malerei an den wänden in bad und küche. gott sei dank weiss, da kann man nicht viel falsch machen. also den kübel mit den farbresten herausgekramt, in die küche gestellt, pinsel und walze dazuarrangiert. dem julchen erklärt, dass es nicht helfen kann.

die sache mit der klecksel-malerei am klo stelle ich unter denkmalschutz, aber den rest mach ich selber.

im wohnzimmer zwischen den fenstern war bei den spots hinter der karniesenblende eine fassung defekt, kann man gleich neue spots montieren, frau gönnt sich ja sonst nix. bei den piepkis im vorzimmer dann vielleicht gleich passende, kleinere, dazu.

also leiter auch gleich herausgekramt, ins wohnzimmer gestellt, und alte spotleiste herunter. farbe darunter durch hitze auch geschädigt, malt man dann alles in einem aus. dem katz erklärt, dass er nicht helfen kann.

jetzt war schon samstag früh, ein paar ladungen wäsche gewaschen und getrocknet, schnell das bettzeug abgezogen, in die maschine, und dann hurtig auf den markt gelaufen, paar sachen organisiert, und die preiselbeeren für dieses wochenende geordert.

dann ebenso hurtig zum spotkauf gefahren, mit schon verbogenen knochen im geschäft herumgelaufen, ausgesucht, zur kasse. daselbst erfolgte ein heftiger angriff auf frau kelefs bronchien durch exzessive kunstvanille-mit-zucker-applikation auf irgendwelche backwaren. nach einem heftigen asthmaanfall, dem verlust einiger alveolen und der applikation einer ordentlichen cortisondosis wieder bei atem, geschäft verlassen, nach luft ringend auf den autobus gewartet, nach hause gefahren, erschöpft niedergebrochen und mal eine stunde geruht. dann lampen ausgepackt, alles hergerichtet. schraubenzieher, lusterklemmen, isolierband, etc. griffbereit, dem julchen erklärt, dass es nicht helfen kann.

bei genauer inspektion der alten lampenmontage den ex verflucht, weiteres material hergerichtet wie montagekleber, holz zugeschnitten zum aufsetzen weil sich sonst die halterung der spots schieflegt, dann war es 21.00 uhr. dem dymka erklärt, dass er nicht helfen kann.

der trockner trocknete, die therme thermte.

die freundin, die einen halbstock tiefer in der anderen hälfte des hauses wohnt, wollte auch noch kurz besucht werden. was ich gerne tat, denn sie hat eine hervorragende kaffeemaschine, und so ein bisserl sitzen, dann ein bisserl vollgas, passt schon. sonntag vormittag noch den staubsauger schwingen, aufwischen, dann heilige ruhe. spaziergang mit der hunt, sonne geniessen, nett essen gehen, fernsehen.

sie ahnen es? das fand so nicht statt.

es war nicht die therme.

es war nicht die waschmaschine.

es war auch nicht so, dass klecksel sich gemeldet hätte.

oder die hausverwaltung.

nein.

als frau kelef ausgeruht und voller fröhlichen tatendrangs die stiege hinaufstapfte, kam ihr der lebensgefährte der hausbesitzerin entgegen.

zur hausbesitzerin muss gesagt werden, dass sie (angeblich trockene) alkoholikerin ist. allerdings hat sie sich in den jahrzehnten der untrockenheit auf den intelligenzquotienten eines goldfisches hinuntergearbeitet. man könnte auch sagen, eine stufe tiefer und sie wäre eine pflanze. als an den stromleitungen, die interessanterweise vor zehn jahren im hintertrakt noch sogenannte "fetzenkabel" in den steigleitungen waren, mit hölzernen verteilerkästen, kleine flämmchen herumliefen und die lichter im ganzen hintertrakt flackerten, geschah folgendes: frau öl ("im öl" heisst in wien "stockbesoffen), wie ich sie hier der einfachheit halber nennen will, besah sich die flämmchen: "da muss man den verwalter fragen." auf den hinweis, da könne was passieren, meinte sie, dann muss man eben den strom abdrehen. es war ein samstag, vor pfingsten, es war warm, und es waren noch drei tage bis der verwalter wieder da sein würde ..... ausserdem meinte sie, wenn dann da jetzt kein strom sei, müsste man halt zum heurigen gehen, ein paar vierterln trinken: "dann macht die finstern eh nix, waun i wos trunkn hob, siech i sowieso nix". und warm war es ja ohnehin schon. damals rief frau kelef - die sich ja bekanntlich nicht auskennt - bei der polizei an und fragte, ob das mit den kleinen flammen - die sich trotz stromabschaltung hartnäckig über die kabel schlängelten - gefährlich sein könnte. oioioi, ich kann ihnen sagen, die kamen schnell, zwei mann hoch. und die feuerwehr auch, acht mann hoch. und eine notdienst-elektrifikations- und-reparaturfirma auch, vier mann hoch. war ein spass im stiegenhaus, und nach drei stunden alles repariert. seitdem grüsst mich frau öl nicht mehr. aber ich schweife ab.

ihr lebensgefährte ist ähnlich, es wundert uns nicht. wir wollen ihn hier ferner otto öl nennen.

er kam mir also die stiege herunter entgegen, und sagte: gut, dass ich sie treff, weil, wir ham an wasserrohrbruch,

und ich dreh jetzt im vordertrakt das wasser ab.

und dann? zischte frau kelef mit gefährlich fistelnder stimme.

dann? da muss man den verwalter fragen, aber der ist erst am montag frühestens wieder da.

in diesem moment begann eine rasende bildfolge vor meinem geistigen auge abzulaufen.

alles, was ich so mühsam hergerichtet hatte zur weiteren bearbeitung, fertigstellung, etc., die freude auf ein heisses bad am frühen morgen, eine angenehme nacht in einem frisch überzogenen bettchen, endlich das ende der handwerkerei - nichts. chaos. am montag wie phönix aus der asche ins büro. alles liegen lassen. wieder von vorne anfangen. alle eingeteilten termine verschieben, ein paar davon sind nicht zu verschieben.

zetero.
mordio.

herr otto öl, so geht das aber nicht. was sagt denn der notdienst?

notdienst???

na, der gebrechensnotdienst?

wieso?

haben sie den noch nicht angerufen?

nein.

warum nicht?

glaums, der kummt ihna?

na, sicher. deswegen heissen diese firmen ja tag-und-nacht-notdienst.

aha.

ja, dann gehen sie jetzt telephonieren, und sagen mir dann, wann der kommt.

ja.

hurtig.

ja.

nach erteilung dieser schwierigen aufgabe begab sich frau kelef zur inspektion des schadens, und siehe, im erdgeschoss, aus vier metern höhe, vor einer wohnungstür, direkt aus der wand, knapp über dem verteilerkasten: nicht tropfte, nicht lief, nein, sprudelte fröhlich ein quell des guten wiener hochquellenwasserleitungswassers, und platschte mit lieblichem geräusch, das an einen kleinen wasserfall eines quellbächleins im frühling gemahnte, auf die gangfliesen. zwischen diesen suchte es sich seinen weg in den untergrund und richtung einfahrt und richtung keller.

frau kelef schlug mit dem kopf zur beruhigung ein paarmal gegen die wand, und schickte sich an, die stiegen zur eigenen wohnung zu erklimmen. in diesem moment erlosch das licht. nicht das fünf-minuten-licht im stiegenhaus, nein, das licht im haus. tutto completto, sozusagen. finster wars, der mond schien nicht. frau kelef stolperte über eine tropfnasse fussmatte und kämpfte sich im finstern über die stiege.

otto öl derweilen fragte aus der finsternus: sengan se wos?

na.

i a net.

wäus finsta is.

aha.

to be continued.

... link (2 Kommentare)   ... comment