Sonntag, 4. September 2005
anarchie in new orleans
lauten wieder einmal schlagzeilen. und "ja ja, die neger" und "das ist eben amerika" und so weiter und so fort.

leute, hier wäre es nicht anders. brauchen wir uns nichts einzubilden. das ist keine frage des kontinents oder der hautfarbe oder der religion oder der bildung..

denken wir hier einmal ein oder zwei generationen zurück. dämmert's? judenenteignung, lebenswertes leben, konzentrationslager, reichskristallnacht, bücherverbrennungen, deportationen, da kam dann auch noch denunziantentum und verleumdung in grossem stil dazu, und jeder wusste wozu das führte. es gibt nur viel weniger bildmaterial und damit beweise als heute, aber das ist eine frage der damaligen technik und keine der moral.

wie viele leute hier, die etwas finden, geben es zurück bzw. bringen es auf das fundamt? wer ist noch nicht bestohlen worden? wieviele organisierte banden gibt es hierzulande - und nicht nur aus ausländern bestehende, wenn ich bitten darf. oder rowdy-gruppen, die einfach kaputtmachen was da ist, ohne sinn, zweck oder verstand?

was gilt hier nicht alles als kavaliersdelikt: versicherungsbetrug, geldwechselbetrug, sozialbetrug, steuerhinterziehung, e-bay, ...

habe ich schon darauf hingewiesen dass ein kugelschreiber, der von der firma als arbeitsgerät zur verfügung gestellt und ohne erlaubnis mit nach hause genommen wurde, eigentlich gestohlen ist? auch wenn derlei strafrechtlich nicht verfolgt wird.

glaubt wirklich jemand, dass bei den überschwemmungen hier in europa nicht geplündert wurde und wird? die möglichkeiten waren und sind nicht so gross, und die verzweiflung auch nicht, und der hunger nicht, und das elend nicht, vorher nicht und nachher nicht.

new orleans war immer ein schmelztiegel von nationen, religionen, sprachen und kulturen. iin dieser beziehung unterscheidet es sich nicht sehr von anderen städten mit ähnlicher lage an den mündugnen grosser flüsse zum meer hin.

aus dem brockhaus, neue revidierte jubiläums-ausgabe 1903, sinngemäss zitiert::

new orleans wurde 1718 von den franzosen gegründet, und 1763 an spanien abgetreten. 1800 kam es mit louisiana an fankreich, und 1803 wiederum mit louisiana an die vereinigten staaten. im jahr 1810 hatte new orleans 17.243 einwohner. 1815 schlug Jackson die britische armee bei new orleans. im bürgerkrieg musste die stadt 1862 (anno 1850: 116.375 einwohner, 1960: 168.675 einwohner) kapitulieren.

new orleans war anno 1900 die bedeutendste handelsstadt des südens der vereinigten staaten. die industrie war vertreten durch zckerraffinierien, reisbereitung, herstellung von eis, bier, cigarren, baumwollwaren, maschinen, männerkleidern, etc., es war der viertgrösste ausfuhrhafen der usa.

die stadt bedeckte anno 1900 eine fläche von 270 quadratkilometern, hatte 287.104 einwohner, 2 grosse und 15 kleine parks, es gab weiters eine universität,ein college der jesuiten, ein college für mädchen, mehrere krankenhäuser, waisenhäuser, eine münze der us, markthallen, zwei opernhäuser, mehrere theater, 10 bahnhöfe. es gab 6 dampf- und 3 bootsfähren über den fluss, insgesamt 12 km hafenanlagen, eine flotte von 123 fahrzeugen, davon 23 dampfer.

gegen den strom wurde die stadt durch lange, mächtige, levees genannte dämme geschützt, doch lag sie so niedrig, dass der boden von wasser durchdrungen war.

es gab einen artesischen brunnen in 182 m tiefe, ansonsten wurde das regenwasser in hölzernen zisternen, die dann das trinkwasser lieferten, aufgefangen.

der mississippi war hier 1 km breit und 35 meter tief, die stadt lag 177 km vor der mündung des stroms in den golf von mexiko.

wenn jemand möchte, der vor zwei wochen noch gültige stand zu den o.a. angaben kann gegoogelt werden.

der brockhaus erwähnt übrigens nichts von der zusammensetzung der bevölkerung, möchte ich hier noch kurz kund- und zu wissen tun.


vergleichbare städte in europa weisen aber einen grossen unterschied zu dieser stadt auf: sie sind einfach um ein paar jahrhunderte, manche um jahrtausende, älter. sie sind viel langsamer gewachsen, und stehen auf viel festerem boden. fast niemand wurde als sklave dorthin gebracht, musste nach der "befreiung" sehen wo er blieb und wird aufgrund seiner hautfarbe heute noch geächtet. viele menschen hier haben wurzeln in den städten in denen sie wohnen, sie haben da ihre geschichte, oft viele generationen zurück. und das europäische lebenskonzept sagt nicht, so wie das amerkanische: wenn es dir in dieser stadt nicht gefällt, geh einfach in eine andere und fang dort von vorne an. wir machen immer dort weiter wo wir sind, zumindest die meisten von uns.

trotzdem sind hier in europa dinge passiert, die sich in wenig von den momentanen zuständen in new orleans unterscheiden.

mein grossvater und mein vater waren beide 7 jahre in gefangenschaft, opa in russland (WWI) und vatern in england und kanada (WWII). beide haben erzählt, dass mitgefangene aufgrund von hunger und hoffnungslosigkeit teils schon nach ein paar tagen übergeschnappt sind, morden wollten, sich verstümmelten, selbst annagten, ihre kleider aufassen, ...

ich fürchte, es liegt in der natur des menschen, wenn ihm alle brücken genommen werden, einfach von der letztmöglichen hinunterzuspringen. und dabei mitzunehmen was mitgenommen werden kann. egal, wohin.


edit:

ich vergass völlig zu erwähnen: natürlich sind es aber immer die anderen, die solche sachen tun. wir doch nicht, und niemand den wir kennen. aus unseren familien hat ja auch keiner "heil h*" geschrien, oder hatte was gegen juden. die waren alle mindestens im untergrund, und so. wir nehmen ja auch keine kugelschreiber aus der firma mit, oder lassen uns mal einen zerbrochenen spiegel von der versicherung bezahlen, obwohl wir vorher überhaupt gar keinen nicht hatten. wir doch nicht.

wir können ja auch leicht reden, mit unseren dicken hintern auf gedesignten möbeln, drei handys auf dem tisch, kabel-tv und markenklamotten. und strom kommt aus der steckdose, und benzin aus der tankstelle.

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