Donnerstag, 12. April 2007
von engeln lasst uns singen - oder auch nicht
frau kelef hat ja - wie hier schon des öfteren erwähnt - früher einmal sehr lange in einer fabrick gearbeitet, die sich u.a. mit der vermittlung von kunscht und künschtlern beschäftigte, erwerbsmäßig.

vernünftigerweise war der firmensitz in einem haus, in dem auch veranstaltungen abgehalten wurden, und auch ein tonstudio gab es da, ein sehr bekanntes sogar. und wie das leben so spielt, wurden in diesem tonstudio auch töne aufgenommen, gesungene, gespielte, und mischformen der diesen.

frau kelefs lieblich töchterlein musste mangels passender aufbewahrungsstätten und aus verschiedenen anderen gründen vielfach in diesen für kinder sehr merkwürdigen ort mitgenommen werden. das kind aber war an musik sehr interessiert, und hörte gerne zu wenn gesungen und gespielt wurde. um das kind also während der mütterlichen arbeitszeit adequät zu beschäftigen, ward es immer wieder im haus geparkt: bei proben, bei aufnahmen, bei veranstaltungen (gerne auch in der incognito-loge).

das kind hörte begeistert zu, und besonders gefiel ihm erika pluhar, die damals gerade wieder ein paar lps aufnahm. das kind war entzückt von deren aussehen, von deren art, und von den gesungenen liedern. folgerichtig wurden mehrere schallplatten auch zuhause gerne und oft gespielt, und das kind konnte die texte auswendig, und sang auch immer richtig mit.

als das kindelein dann fast sechs jahre alt war, kam es in die schule, probehalber, weil drei wochen nach dem stichtag geboren. da das kind durch das ständige mitgenommen werden aber über ein überdurchschnittliches allgemeinwissen, entsprechende benehmität etc. verfügte, schien das kein problem.

lieblich schritt also das kleine mägdelein zur schule, und freute sich gar sehr. blauäugig, blondlockig, von lieblichem wesen und stets gerne bereit, ihr wissen und ihre erfahrung auch anderen kundzutun.

das kindelein war - aus gründen - nicht getauft und, wie frau kelef auch, keiner kirche steuerpflichtig (so bezeichnet das heinrich böll. schrieb ich das in die haushaltsliste des finanzamtes kriegte ich jedesmal eine hohe rechnung von der kirchensteuerberechnungs- und einhebungsstelle: an gott glauben heißt blechen, meinten die).

verwirrenderweise gab es für die erste klasse volksschule für den religionsunterricht keine ausweichklasse, und so geriet frau kelefs töchterlein kurzfristig in die gewalt einer ältlichen religionslehrerin. diese nun versuchte die kinder zur mitarbeit zu animieren, und um sie gleichzeitig besser kennenzulernen meinte sie, wer ein lied von den engeln singen könne möge doch bitte so liebreich sein und es zum vortrag bringen.

frau kelefs töchterlein war die erste, die aufzeigte, und bühnensicher stellte sie sich vor die klasse. und sang. ein lied von den engeln, wie sie es kannte und liebte, wie sie es erst im studio und auf schallplatten, dann bei lifekonzerten und im radio gehört hatte, von der von ihr so heiß verehrten erika pluhar: "ach mutter, mach die türen zu, da kommen tausend ratten. die hungrigen sind vorneweg, dahinter sind die satten. was soll aus uns noch werden? ich fühl so große not: vom himmel auf die erden fallen sich die engel tot. ..." (text: wolf biermann).

unmittelbar nach dem vortrag dieses liedes ward frau kelef telefonisch von der schuldirektorin in personam um ein ebenso unmittelbares erscheinen vor ebenderselben sowie vor der religionslehrerin ersucht, in eher, nun, sagen wir einmal harschen worten.

frau kelef machte aus der not eine tugend und schritt zum angriff: "wie kömmt mein kind in einen religionsunterricht? wie deutlich ist: keiner kirche steuerpflichtig? und das lied handelt doch von engeln, oder wie oder was war die frage? das ganze lied kann sie auswendig - find ich toll in dem alter, die anderen können noch nicht einmal alle-meine-entlein! und richtig singen kann sie auch?"

fast hätte diese gesangseinlage dazu geführt, dass das kind ein vorschuljahr hätte einlegen müssen und im folgejahr eine andere schule besuchen. der milde hinweis auf die tatsache, dass die berufsbedingten verbindungen zu tageszeitungen, rundfunk und fernsehen unsererseits definitiv besser waren als seitens der schuldirektorin und der religionslehrerin verhinderte derartiges. aber die direktorin hat uns vier jahre lang immer sehr vorsichtig und von der seite her betrachtet.

... link (8 Kommentare)   ... comment


Montag, 5. März 2007
medikamente sind notwendig II
das thema hatten wir hier ja schon.

gerne fällt mir dabei aber auch ein, dass mein onkel julius, der luftikus, zwischen den beiden weltkriegen die halbe welt bereiste. so richtig mit dem schiff über das meer, nach amerika und südamerika und afrika.

ein paar geschichten sind von ihm geblieben, ein paar anekdoten, ein paar bilder, einer seiner reisekoffer mit dem aufkleber algier (der rest fehlt oder ist unleserlich).

der onkel julius war ein kluger mann, und natürlich war er nicht monatelang in fernen ländern unterwegs ohne die notwendige medizinische ausrüstung zur selbstversorgung mit sich zu führen.

das notwendigste war hier drinnen:



15 x 10 x 5 cm, und so sah das innen aus:



also der onkel julius meinte, er sei damit ausgekommen. und wurde über 80 jahre alt.

... link (5 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 25. Februar 2007
oberst v. w. und die barrikaden von berlin
ich hab' ja schon oft daran gedacht die geschichte aufzuschreiben, aber irgendwie hat es nie so richtig gepasst.

mein vater - jahrgang 1914 - war nach deutschland gegangen und hatte dann in berlin studiert. auch sportlich betätigte er sich, boxen und segelfliegen. ersteres machte auch eine leichte watsche von ihm zu einer transportwatschen (war immer schön, die nächste wand zu treffen). zweiteres führte dazu, dass er auch den motorflugschein machte und dann folgerichtig zur luftwaffe eingezogen wurde - deutsche staatsbürgerschaft hatte er ja schon.

er war dann technischer offizier, staffelführer bei den jagdfliegern, und lernte entsprechend eine menge leute kennen. die luftwaffe - speziell die jagdflieger - waren quasi die weiterentwicklung der kavallerie, und viele ehemalige kavalleristen gingen denn auch zu den fliegern.

die meisten überlebten nicht, aus seiner staffel mit ihm 2 von 32, das war schon ein guter schnitt.

er hatte also glück, wurde über südengland abgeschossen, brachte die maschine gerade noch hinunter (sie steht heute in einem englischen militärmuseum in kent), eine militärpatrouille rettete ihn vor den mistgabeln aufgebrachter bauern die ihn lynchen wollten, und er kam in ein offiziersgefangenenlager an der küste.

und dort traf er einen mann wieder, den man ihm anvertraut hatte: oberst v. w.. dieser war aus einer alten adeligen familie, und hatte im ersten weltkrieg als kavallerieoberst gekämpft. im gefecht war ihm eine feindliche lanze in's kniegelenk geraten, und das knie blieb steif. in der zwischenkriegszeit hatte er trotzdem fliegen gelernt, und wollte unbedingt im zweiten weltkrieg wieder für deutschland kämpfen. also bekam mein vater die ehrenvolle aufgabe, oberst v. w. in seine staffel aufzunehmen und gut aufzupassen, dass ihm nichts geschähe. leider war das mit der unterordnung und dem auf-sich-selbst-aufpassen nicht so des oberst sache, und so war er schon vor meinem vater von einem flug richtung london nicht wieder zurückgekommen.

es gab damals für offiziere die möglichkeit, bei entsprechend schwerer körperlicher beschädigung ausgetauscht zu werden und somit wieder nach hause zu kommen. oberst v. w., der alte kämpe, wollte diese möglichkeit wahrnehmen um weiter für deutschland kämpfen zu können. ein steifes knie war aber nicht genug, und so schiente er sich das zweite, noch gesunde, und nach einem jahr war auch dieses - unter schweren schmerzen - steif.

oberst v. w. ließ sich austauschen gegen einen gleichermaßen beschädigten englischen offizier. er ging zurück nach berlin, in die hauptstadt, zu einer zeit da der krieg eigentlich schon lange verloren war. vor berlin waren barrikaden, die noch ein wenig schutz bieten sollten, vor allem gegen die panzer, aber es waren viel zu wenig menschen da die diese barrikaden hätten verteidigen können.

oberst v. w. also besah sich die lage, holte seine kavallerielanze, begab sich mit seinen beiden steifen knien auf ebendiese barrikaden, und starb dort den heldentod (?), als er mit angelegter lanze und seinen zwei steifen knien unter hurrrah-geschrei aufrecht gegen den feind schritt.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Montag, 1. Jänner 2007
fernseh- und andere starköche oder: der hofer war's
jetzt nicht, dass ich die immer bewundere, die fernseh- und so köche. ich ja schon gar nicht, möchte ich sagen. ganz im gegenteil.

aber auf der anderen seite, ich schau ja auf eine ganz ansehnliche reihe von berufs- und arbeitsjahren zurück, und, wie einige wissen, hab' ich ja auch zehn jahre lang in einer kunst und künstler vermittelnden agentur gearbeitet.

ich meine, ich bin ja auch nicht mehr zwanzig oder dreissig, oder so. ergo hab ich auch schon ein paar sachen erlebt. und da muss ich also nun auch - da ich in meinem vorvorigen eintrag ja ein wenig auf die fernsehköche "losgegangen" bin, einem fernsehkoch auch einmal tribut zollen, nämlich dem hofer. dem hans hofer.

der hans hofer nämlich, der war - die gross- oder urgrosseltern einiger österreichischer leser werden sich bei nachdrücklicher befragung daran erinnern - einmal fernsehküchenchef. vor vierzig oder so jahren. in österreich. nebenbei war er auch noch küchenchef einer sehr grossen österreischischen versicherung, aber das nur nebstbei.

und wie es nun bei so mehr oder weniger kleinen agenturen war, machte jeder alles, und alle machten jedes. ich war sehr jung, meine mutter konnte nicht kochen, und das repertoire meiner den haushalt führenden grossmutter kam über das kriegs-standardrepertoire nicht hinaus. kein gemüse ohne einbrenn (mehlschwitze). ergo konnte ich auch nicht kochen.

das war damals die zeit der hausfrauennachmittage, auch unter der patronanz von zeitungen, und "unser" koch war der hans hofer. hausfrauennachmittage gingen so: man suche ein paar sponsoren, die produkte vorstellen oder bewerben wollen. dann brauchte man noch einen koch zur präsentation, einen conferencier und ein paar programmeinlangen, schon waren zwei stunden werbetrunken ausgefüllt. die sponsoren zahlten ein paar schilling, spendeten ein paar preise, der conferencier conferierte (und machte einen quiz zu den preisen), der zauberer zauberte, der sänger sängte (einem manchmal die gehörknöchelchen auseinander), und der koch, welche überraschung, der kochte. in echt. auf der bühne. ohne mit der wimper zu zucken, vor zweitausend leuten die ihm auf die finger schauten und das ergebnis dann auch noch kosteten.

vom hofer, von dem hab' ich gelernt zu kochen ohne angst zu haben vor zutaten, - schauern und anderen schauern (z.b. durch das bühnendach tropfendes wasser). vom hofer, von dem hab' ich gelernt dass man auch kochen kann mit dem was gerade da ist, oder mit dem, womit man kochen muss (mach' ma halt a zwischengericht). vom hofer hab' ich gelernt zu lächeln, wenn das blut vom finger rann ("meine assistentin zeigt ihnen jetzt, wie man richtig zwiebel schneidet - ja, sehen sie - und jetzt schauen sie wie der conferencier XXX präsentiert"). vom hofer hab ich gelernt, dass man küchenmaschinen einsetzen muss, oder auch nicht ("die firma m. zahlt heut nicht, müss ma des halt mit der hand machen").

vom hofer hab' ich auch gelernt so zu kochen, dass es mir spass macht wenn mir wer zuschaut. und so gemüse zu putzen und zu schneiden, dass es keinen dabei beutelt. auf kleinstem raum, immer mit zuschauern auf allen seiten. nie mit den fingern in's essen zu greifen - weil, auf der bühne und live, ... vom hofer hab ich gelernt, dabei zu lächeln, zu präsentieren, schön herzurichten "in aller schnelle".

vom hans hofer hab' ich gelernt sauber zu arbeiten in der küche, mit minimalem patz auszukommen wenn es sein muss, und mit einem messer und einem kleinen brettl. messer kann (muss manchmal) man vor ort schleifen, und ein "anständiges" brettl ist klein, aus hartholz, hat einen griff und eine abgeschrägte seite, damit man es auch als schaufel/spatel/scherer/schaber/nockerlbrett verwenden kann. da es solche brettln hier nicht mehr gibt, hab ich mir meine, übrigens, aus der ddr mitgenommen. vor bald 25 jahren. echte qualitätsarbeit, veb knast vermutlich, unerreicht, der hofer hätt' sei freud' daran.

der hans hofer war ein grosser, sehr gut aussehender mann mit ausgesucht gutem benehmen, ein frauenfreund und -held, und wegen ein bisserl einem tremor hatte er fernsehverbot bekommen und musste auch bei live-auftritten eine assistentin haben. meine tochter war ja meist mit, im kinderwagen erst, dann freilaufend, und der hans hofer war immer bemüht, auch das kind zu unterhalten hinter der bühne, mit ein bisserl einem extra mitgebrachten kuchen, extra mit obst, für die kleine.

nie werde ich den hausfrauennachmittag in krems vergessen, als wir einen kuchen auf dem blech aus dem ofen holten und er mir half und zitterte und das blech an meinem unterarm kleben blieb und die haut zischte und ich lächelte (eine stunde später noch immer, das lächeln war eingefroren). da meinte er: jetzt haben' sie die feuertauf' bestanden, jetzt können sie das auch alleine.

nie werde ich den hausfrauennachmittag in hollabrunn vergessen, da wir tiefgekühlte germknödel in einem neuen kochgeschirr vorstellten, und das gelieferte geschirr war zu klein, und der knödel zu gross, und dann lugte während der zauberer-show (weisse tauben) der knödel immer wieder vorwitzig unter dem klappernden deckel hervor, die tauben fürchteten sich und flogen wirre kreise, und meinte tochter lachte sich im kinderwagen darob kringelig und der hofer meinte: das kind hat einen gesunden humor.

ich werd' ihm ganz bestimmt noch viel weniger vergessen, wie elegant er die tatsache umschiffte, dass er wusste, wie nix ich damals hatte. und jedem sponsor erklärte, dass für die assistenz seitens meiner lieben person extra zu löhnen sei. und dass mir die vorführgeräte des jahres jeweils kostenlos zu überantworten seien. die moulinette funktioniert immer noch, übrigens. das elektrische messer auch. und der 12l-schnellkochtopf und die töpfe sowieso. hat er befunden, die brauch' ich, wegen dem kind. weil, in den edelstahlgeschirren, die damals aufkamen, konnte man gemüse ganz schnell dünsten, heisses geschirr, kaltes gemüse rein, salzen, zehn minuten, ein hauch butter, frische kräuter, keine einbrenn, ach ja.

und die nahrungsmittelhersteller, für die er werbung machte bei den veranstaltungen, die verdonnerte er ebenfalls zu naturalien-sponsoring. teigwaren, konserven, gewürze, kaffee, ...

und natürlich löhnte er mich auch noch, und sehr anständig dazu. SEHR anständig.

aber das nur am rande, der vollständigkeit halber. weil er eben ein feiner mensch war, der schon wusste, ich hätt' zu viel nicht genommen, mir musste man das immer unterjubeln, als conditio sine qua non, quasi.

er wohnt nicht weit von mir. jetzt ist er bald neunzig, immer noch ein soigniert wirkender herr. korrekt gekleidet, obwohl, die anzüge passen nimmer so. und der tremor ist schlimmer geworden, no na. seine frau ist seit jahren bettlägerig. er küsst mir immer noch die hand und entschuldigt sich - so er sich denn daran erinnert - für die sache mit dem backblech in krems. die narbe sieht man immer noch. und dann plaudern wir ein bisserl über die alten zeiten, und wie das damals war, und dass die fernsehköche heute es doch leicht haben, recht hat er, ....

er hat sich unendlich gefreut, als meine tochter ihn ansprach auf dem markt beim einkaufen, hat zuerst gar nicht damit umgehen können, mir dann jedesmal wenn ich ihn getroffen hab' erzählt wie ihn das gefreut hat, und sich an die alten zeiten erinnert, und wie das damals war.

bei solchem wetter wie jetzt treff ich ihn seltener, er kann nicht mehr so gut gehen, und im dunkeln sieht er nix. und ich geh' arbeiten, am anderen ende der stadt. jetzt ertapp' ich mich manchmal dabei, dass ich schau ob bei ihm licht brennt, dann bin ich beruhigt.

also, ich wollt' mich ja nur ausschreiben, aus gründen, gegen die mehlschwitze, und für die fernsehköche. zumindest einen kenn' ich nämlich, seit über einer generation, der kann kochen, ohne mehlschwitze, lispelt nicht, hat keinen ziegenbart, fasst nicht ohne triftigen grund mit den händen in nahrungsmittel, und so weiter und so fort. und wenn er aus der küche ging, konnte man das, was in den töpfen war, auch essen. und ein sir ist er ausserdem (geblieben), der hans hofer, in seiner art.

für herr paulsen, damit alles seine richtigkeit hat.

... link (5 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 7. November 2006
Reminiszenzen
eine abteilung hier in der fabrick wird gerade vom audit gequält, unter besonderen umständen auch noch (ein jahr neue systeme, nach auslagerung verschiedener vorgänge).

einer meiner lieblingskollegen leidet vor sich hin, er ist mädchen für alles, quasi, und die auditoren wollen eine liste von zuständigen personen aufstellen. ist aber immer nur er da. er ist sozusagen gleichzeitig sein eigener chef, mitarbeiter, ersatzperson und assistent in einer person. das nennt sich effizienz in der personalpolitik. und fragen sie mich nicht wie es in jener abteilung zugeht wenn er nicht da ist. die mittelbaren mitarbeiter/innen beten ihn fast an. aber sogar in seinem mail konnte man erkennen, wie er im moment leidet, mit recht.

und weil er wirklich einer meiner lieblingskollegen ist, und ich ihn auch immer gerne ein wenig tröste und aufheitere, konnte ich ihm gerne folgende wahre geschichte berichten (da dies geschah, war er übrigens noch gar nicht auf der welt, so alt bin ich schon. aber ich war dabei, live):

Einer der alten, legendären Ur-Jazzer Wiens, ein begnadeter Musiker und ebenso grosses A-loch, Alkoholiker, Exzentriker, „der Uzzi“ genannt (XXX könnte sein Lokal noch kennen), nahm eine LP auf.

Die einleitenden Worte sprach er selber, ich werde das nie vergessen: …. Und wenn Sie fragen, wer spielt denn da so schön Klarinette? Dann werde ich Ihnen antworten: Ich, Ulrich Christian Ritter von Förster. Und wenn Sie fragen, wer spielt da so wunderbar Klavier? Dann werde ich antworten: Ich, Ulrich Christian Ritter von Förster. Und auch die Frage nach dem Schlagzeuger werden Sie stellen. Und wer schlug das Schlagzeug? Ich, Ulrich Christian Ritter von Förster. Usw. Er hatte wirklich alle Instrumente selber gespielt, das Tonstudio machte den Rest. Ich denke oft an ihn, at suiting occasions …

Er war wirklich adeliger Herkunft, ich kannte ihn aus dem Konservatorium, er spielte seinerzeit von langer Zeit mit Fatty und Zawinul und meinem Lehrer und ein paar anderen die ich gut kannte.


im nachsatz durfte ich dem kollegen dann noch empfehlen:

Also, sprich mir nach: wenn der Auditor fragt, wer hier zuständig sei für YYY Management, heisst die Antwort: Ich, Dipl.Ing. markus mayer, Trottel, äh, zuständig für alles. Und wenn der Auditor fragt, wer für … u.s.w.



so ist das leben. und gott erbarmt sich unser nicht.


edit: antwortmail:

Kommt mir bekannt vor. Inzwischen hat auch der Auditor erkannt: "So it is all you, changing hats all day long...."

... link (2 Kommentare)   ... comment


Montag, 18. September 2006
bilderrätsel-auflösung
bei dem "oppa" handelt es sich um den herrn schlögl, vulgo weber-bauern, zur abwechslung aus dem schönen rohr im gebirge:



vor vielen jahren hat er sich dorthin verliebt und anschließend verheiratet, und eine gute ehe geführt bis heute.

eigentlich ist er ja techniker gewesen, aber ins landleben hat er sich aus liebe gefügt. den krieg hat er damals gehasst, heute hasst er ihn - wenn möglich - noch mehr, so wie alles was dazu gehört.

er ist ein durch und durch kluger mann, voller humor und herzenswärme, sehr belesen, neugierig und unternehmungslustig, trotz seiner über achtzig jahre.

sein traum wäre es gewesen, erfinder zu werden, erfinden tut er auch alle möglichen dinge, und ständig an etwas herumbasteln tut er auch.

auf dem bild redet er gerade über sein lieblingsthema: technik im einklang mit der natur, vieles könnte man machen ohne so viel technisches klimbim, die natur bietet eine unzahl von möglichkeiten, leider sind viele davon in vergessenheit geraten oder werden als möglichkeiten nicht mehr wahrgenommen. das ist eines seiner wirklichen anliegen: die technik nutzen, um so wenig technik wie möglich zu brauchen und damit wieder mehr unabhängigkeit zu gewinnen. und ein anderes anliegen ist es, traditionen und brauchtum zu bewahren, damit nichts in vergessenheit geraten kann. nicht, um daran festzukleben, sondern um das wissen nicht zu verlieren. zuhörer und gesprächspartner hat er immer:





eine seiner erfindungen - die idee hatte er zusammen mit seiner tochter



sind diese kerzen:



bestehen aus einem hohlen zylinder, ins innere wird in einem glas eine kerze gestellt.

jede kerze ist ein unikat, hier sehen wir die frau des weber-bauern bei der arbeit: die blumen werden auf den eigenen wiesen gesammelt, gepresst,



zu einem muster





zusammengestellt und dann auf die kerzen geklebt.



darüber kommt eine dünne wachsschicht. das patent ist vor ein oder zwei jahren abgelaufen, war zu teuer für die verlängerung, jetzt gibt es die billigen fliessbandnachahmungen auch zu kaufen.

wegen des premium-content: auf dem hof leben auch eine menge katzen, dieser sehr freundliche herr zum beispiel:



natürlich haben die viecher außerordentlich durchdachte und überdachte wege und stege, um trockener pfote und trockenen pelzes in die häuser und scheunen und jagdreviere zu kommen.


und so schaut beim weber-bauer ein ordentlicher fischteich aus, neben der zufahrt zum hof, daneben die gemüsebeete seiner frau:



damit das radio nicht durch die gegend plärren muss, kann man auch musikinstrumente aus hölzern bauen, und diese dann durch wasserkraft zum klingen bringen. hier kommt das wassser vom berg herunter, macht einen umweg durch den brunnen und begibt sich anschliessend durch den fischteich in den bach. wenn der weber-bauer es will, spielen die hölzer auch mozart, übrigens.



das grüne, das aussieht wie eine bierflasche, ist eine bierflasche. der brunnen ist auch getränkekühler, der kapselheber hängt in griffhöhe, die blumen (da ist seine frau zuständig) obendrauf sind noch im setzllingsalter.

ein oldtimer-traktor-treffen hat er auch organisiert, aber davon ein anderes mal.

... link (6 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 5. September 2006
noch ein bilderrätsel
um es einfacher zu machen sieht man hier nicht nur beide hände, sondern auch noch ein wenig gesicht.

was für ein mensch mag das wohl sein, wie alt ist er und worüber spricht er?



äuget genau ...

... link (20 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 25. Juni 2006
maturatreffen, 35jähriges
am freitag abend.

etliche sind gekommen, einige haben sich entschuldigt, jedenfalls ein sehr netter weiberabend - wieso haben so viele leute bammel vor solchen veranstaltungen?

erstaunlich, wie die gesichter sich nicht verändert haben, ein paar falten sind dazugekommen seit dem letzten mal, ein paar tragen die weissen haare mit stolz, ein paar mit fassung, ein paar färben sie schon lange auf die ursprüngliche farbe zurück, das fällt dann auch nicht auf.

viele sehr früh geschlossene ehen sind dem vernehmen nach immer noch glücklich aufrecht, ein paar haben drei oder vier kinder, manche davon schon flügge.

ältestes enkelkind: zehn jahre

jüngste scheidung liegt fünf jahre zurück, jüngste trennung ein jahr

meiste enkelkinder: drei

mehrere lehrerinnen unter uns, eine gar schuldirektorin

bislang keine todesfälle (außer unter den lehrkräften)

eine schwere krankheit (ms)


und hier noch ein paar zitate:

die psychiaterin über ihren sohn: der bub ist wahrscheinlich die größte liebe meines lebens - aber zusammenleben kann ich mit ihm unmöglich

die frau des filmproduzenten über ihre ehe: die ist wahrscheinlich so gut gegangen, weil er so oft längere zeit nicht da war. einen mann, der jeden abend um fünf aus dem büro nach hause kommt, hätt ich nicht ausgehalten.

die frau des apothekers über ihre ehe: das ist schön, wenn man mit dem ehemann zusammen arbeiten kann.

die lehrerin: na, schuldirektorin wollt' ich nicht sein.

die schuldirektorin: na, lehrerin wollt' ich nicht mehr sein.

b.über sich: ich schau meiner mutter immer ähnlicher. steh ich einmal im vorzimmer, ziemlich verschlafen, schau in den spiegel, sag ich zu mir: mama, bist du da?

e. über ihre 4 kinder: geheiratet wird der reihe nach, zuerst die ältere tochter, dann die jüngere, und wenn die unter der haube sind die buben, so wie sich das gehört.

w.: natürlich hab ich chinesisch gelernt wie ich in china gearbeitet hab, ich wollt' mich ja unterhalten können.

in fünf jahren treffen wir uns wieder, wenn nicht früher.

... link (5 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 18. Juni 2006
wie man einem bären entkommt und ihn dann einfangen lässt
bruno bär hat die gemüter ja ganz schön erhitzt in meiner abwesenheit, sehr zur belustigung der jäger im schönen rohr im gebirge. dort gibt es ja viel unwegsames gelände, wald und nochmals wald, und dahinter wieder wald, eben die gutensteiner alpen, und das mariazeller land, und so weiter und so fort.

nicht weit - verhältnismäßig - liegt auch das stift lilienfeld, mit einer internatsschule.

vor vielen vielen jahren, während des ersten weltkrieges, erhielt mein onkel - gebürtig aus rohr im gebirge - ein stipendium in diesem stifte, zum behufe der weiterbildung, des erwerbes eines maturazeugnisses und damit einer berechtigung zum besuche einer universität, weil er ein absolutes gehör hatte, eine sehr schöne sopranstimme, und jede menge instrumente spielen konnte. also kam er im zarten alter von zehn jahren zu den gestrengen mönchen, die sich gerne seiner aus- und weiterbildung annahmen.

mein vater war damals noch ein kleiner bub (fünf jahre jünger als sein bruder), mein opa in gefangenschaft in sibirien, und die zeiten waren gar schlecht. die mönche hatten auch nicht viel zu beissen, und so war es usus, dass die eltern, die etwas zu erübrigen hatten, es den internatskindern zukommen liessen.

meine oma - überraschenderweise ebenfalls aus rohr im gebirge - tat also ein stück speck und ein selbstgebackenes brot (damals waren die brote ja viel grösser als heute) in einen sack, nahm das kleine bübelein (meinen vater) an die hand, und machte sich auf den weg nach lilienfeld. ein wenig per karrenstop (autos gab es nicht), ein wenig zu fuss, weil der weg durch die wälder kürzer war als über die strasse. unterwegs konnte man dann auch noch ein paar beeren sammeln, und vielleicht auch pilze.

zu dieser zeit nun begab es sich, dass erzählt wurde ein bär sei gesichtet worden, in ebendieser gegend. wer die wälder dort kennt, kann sich das gut vorstellen.

oma mit dem bübelein an der hand schritt furchtlos voran. auf der strasse ging es ja, und das mitfahren auf den karren und wagen war sehr lustig für den kleinen. aber dann ging es durch den wald, und die geschichten über den bären fielen ihm ein. der hatte angeblich da und dort einen wilden bienenstock (sowas gibt es ja heute fast nicht mehr) ausgeräumt, und da und dort hatte er auch ganze pilzkolonien ausgegraben und aufgefressen, und auch ein rehkitz sollte er ermördert und verspeist haben.

da wurde es dem knäblein denn doch ein wenig mulmig zu mute. lange dachte es nach, dann sagte es zu seiner mutter:

du, mama, und wenn der bär kommt, dann werfen wir ihm ganz schnell das grosse brot hin, und nehmen den speck und klettern ganz schnell auf den höchsten dünnen tannenbaum ganz hinauf, während der bär das brot frisst. und dann riecht er den speck, und bleibt unter dem baum stehen weil er den auch noch will, und er kann aber auf den baum nicht hinauf. und dann warten wir oben und der bär unten, und wir schreien und er brummt, und dann hört uns schon jemand und der fängt dann den bären und bringt ihn fort, und dann können wir wieder vom baum hinunter. der bruder wird das schon verstehen, dass wir ihm nur einen speck bringen, ohne brot, wenn wir ihm die geschichte erzählen.


sie sehen also, es ist ganz einfach, auch ohne karelische bärenhunde, die das klima bei uns sowieso nicht vertragen, die armen viecher, und die dann vermutlich alle lungenkrank in finnland darniederliegen werden.

einfach aussitzen die geschichte, von den anderen bären in österreich redet ja auch keiner mehr, die lieben und vermehren sich schön weit weg in der einschicht, und wenn die presse und die grünen geldverdiener die armen viecher in ruhe lassen, dann wird da auch weiter nix passieren. in österreich werden die urlauber sowieso hauptsächlich von kühen gefressen, da hat der arme bruno gar keine chance. und wenn nicht die lieben wanderer und mountainbiker und quadfahrer und das andere gelichter sich ständig im wald herumtrieben und ihren dreck und die essensreste etc. liegen liessen, dann wäre bruno auch nicht den menschengeruch gewöhnt, und wir täten ihm im wahrsten sinne des wortes genauso stinken wie er uns. und wenn dann die frisch aus der gewinnorientierten stadtgesellschaft ausgestiegenen schafezüchtenden neobergbäuerlein sich daran erinnern, warum früher schafherden von hunden getrieben, zusammengehalten und bewacht wurden, ist ein weiterer schritt getan.

aber gibt ja leute, natur- und tierliebhaber, die sind extra nach tirol gefahren und haben dem bären futter in den wald gelegt, und eine findige frau hat ihn angeblich heimlich mit palatschinken gefüttert, damit er als touristenattraktion herhalten kann, der bruno der: kommen sie und fotografieren sie beim schnitzelessen auf unserer urigen berghütte bruno, den palatschinkenfressenden bären!

bruno scheint aber ein schlauer welcher zu sein, er wird lernen dass menschen das überflüssigste in der natur sind, um nicht zu sagen die einzig echte missgeburt, aufgrund einer genetischen fehldisposition bedauerlicherweise fortpflanzungsfähig, und das auch noch in hohem masse. und dann wird er sich irgendwohin verziehen, wo ihn keiner mehr sieht, und nur ab und zu ein wenig losung auf einem einsamen wegerl hinterlassen, damit sich der wwf wieder freuen kann. das wäre wohl das beste.

aber vielleicht ist er sowieso nur ein vom ams und den fremdenverkehrsvereinen publizistisch gemästetes raurakel, was weiss ein fremder.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Sonntag, 7. Mai 2006
sonntag
und geburtstag, und den tag damit begonnen die seelenmesse für den sohn einer freundin zu besuchen. fast, zumindest, weil weihrauch bei frau kelef leider heftige asthmaanfälle hervorruft, und sie daher der messe nur durch die glastür folgen konnte.

ein schöner, kluger junger mann, aus bester familie, halb so alt wie frau kelef. begabt und liebenswürdig. elend, elendiges.

die menschen angesehen, die da waren, manche mit tränen in den augen, manche versteinert und mit der starren haltung derer, denen man schon als kind das haltung bewahren um jeden preis beigebracht hat.

dabei ein wenig mit dem lieben gott gehadert, der manchmal doch nicht so gerecht ist wie frau kelef so oft behauptet. vielleicht lädt er aber auch nur jede menge ballast denen auf die schultern, die es aushalten. stellvertretend für die anderen.

selten soviel mitleid und hilflosigkeit gefühlt wie heute, und so viel zorn auf manche(s), das ich hier nicht erklären kann und will.

ein wenig daran gedacht auch, dass frau kelef selbst dem sensenmann schon fünfmal entfleucht ist, mehr oder weniger sehr knapp. das letze mal ist noch nicht einmal sechs monate her, und sitzt noch ziemlich in den knochen.

und auch ein wenig an die anderen gedacht, die so im laufe der jahre gegangen sind, so sinnlos und schmerzlich empfunden, damals wie heute:

i., im krieg in israel, mit 26, während frau kelef im krankenhaus lag und fast starb.

m., die sich umgebracht hat, mit 46, weil sie ihre zwei schwer rauschgiftsüchtigen kinder nicht mehr ertragen konnte, zweimal hat frau kelef sie gefunden und wieder zurückgeholt, das dritte mal ist es ihr gelunden zu gehen.

h., der mit 50 angeblich am heiligen abend früh über die stiege fiel und sich das genick brach, soll leute geben, die meinen, sein bruder ... aber ausser dem war ja keiner dabei.

e., die nicht wissen konnte dass ihr mann nicht wusste dass er HIV-positiv war, und zwei jahre nach seinem tod mit 30 im krankenhaus lag mit einem hirntumor und am welt-aids-tag die maschinen abschalten liess.

j., der elendiglich an krebs starb, mit 52 jahren.

r., der mit 51 in einer seiner manisch-depressiven phasen sein testament schrieb, eine menge beruhigungsmittel schluckte, mit alkohol nachspülte, sich in die badewanne legte und sich die pulsadern aufschnitt. seine mutter liess auf den kranz schreiben "liebe gibt es auch ohne verstehen".

h., der sich mit 56 in die rote bar im hotel sacher setzte und sich eine kugel in den kopf jagte; in seiner wohnung fand man einen brief "ich entschuldige mich für die probleme, die sie mit mir haben". er hat immer stil gehabt, wenn auch einen sehr eigenwilligen.

und viele andere, mehr oder weniger spektakulär.

irgendwie kommt hier keine feierlaune auf heute.

... link (3 Kommentare)   ... comment