Freitag, 20. Dezember 2013
ganz und gar keine Weihnachtsgeschichte II/VI
kelef, 14:14h
Und dann hatten sie noch einen gemeinsamen Traum: Madagaskar, drei Monate sollten es werden, mindestens. Zielstrebig, wie die beiden waren, machten sie sich an die Verwirklichung. Erst wurde gespart, dann gerechnet, dann geplant. Die T. lernte sicherheitshalber ein wenig Madegassisch, damit sie sich frei bewegen könnten und nicht auf irgendwelche Touristenfallen angewiesen sein würden. Und dann kam die Abreise immer näher, was sollte noch passieren? Der S. zahlte alles, was im Voraus zu bezahlen war, aber eine Reisestornoversicherung drei Tage vor der Abreise?
Der S. ging noch einmal arbeiten, zum Gerüstbau, und irgendwer hatte einen Haken vergessen und der S. fiel 14 Meter in die Tiefe, mitsamt ein paar Gerüstteilen, und weil er „so ein dürrer Hund“ war und so ein starker Wind wehte, da vertrug es ihn und er landete nicht unter den Gerüstteilen, sondern ein Stück entfernt und war nicht tot, sondern hatte nebst den entsprechenden Prellungen und Rippenbrüchen nur eine zersplitterte Ferse und ein paar gebrochene Wirbel. Und eine Querschnittlähmung.
Mit letzterer lag der S. dann ein halbes Jahr im Krankenhaus, wurde alles mehrfach operiert, die Rippen wuchsen ohne weiteres Aufsehen wieder zusammen, die Fersenknochen waren verschraubt, nur das mit der Beweglichkeit der Beine dauerte, die Ärzte waren sich auch länger nicht sicher ob das überhaupt noch was werden würde.
Die T. war, so oft sie konnte, bei ihm im Krankenhaus. Half ihm, sprach ihm Mut zu, werde schon alles wieder werden. Wurde auch.
Nur die Schmerzen, die blieben. Die Schrauben, die die Ferse zusammenhielten, wuchsen aus dem Knochen heraus, alles entzündete sich, eine Operation nach der anderen. Gehen, Stehen, Liegen, Sitzen, alles tat weh. Medikamente waren dem S. seines nicht so, das musste doch irgendwie, er wollte ja auch wieder arbeiten gehen, er war ja noch jung. Die T., in der Zwischenzeit, hatte auch keinen Job mehr.
Irgendwie ging es dann doch. Die T. konnte ich für einige Zeit bei mir in der Firma unterbringen, den S. dann auch, allerdings nur befristet, der Job war sowieso nicht so seines, und die nächste Operation stand auch auf dem Plan.
Dann fand ich für T., die in der Zwischenzeit schon fast in Pension war, einen anderen Job, und alles war soweit ganz gut. Nur der S., der machte Sorgen. Er bekam zwar eine Unfallrente und irgendwelche Sozialunterstützungen, aber davon konnte er nicht leben, und es musste ja weitergehen. Irgendwie fand sich immer wieder was, er war ja ein begnadeter Bastler, und, wie die T. immer sagte, er konnte sehr logisch dabei denken, aber das war keine Zukunft so.
In der Zwischenzeit war er schon bald 40 Jahre alt, Halbinvalide, das Arbeitsamt lehnte jeden Wunsch nach einer Ausbildung als Gärtner, Tierpfleger, was auch immer den S. interessierte, ab, aus Gründen. Irgendwas mit Computern, das interessierte ihn auch: abgelehnt. Also begann der S., der Ex-Sonderschüler, im zarten Alter von 40 eine Ausbildung zum Mechatroniker. Sollte ein paar Jahre dauern. Schaffte er auch ohne weitere Schwierigkeiten, weil siehe oben: blöd war er nicht.
Und weil zu so einer Ausbildung ja auch ein Praktikum gehört, da hat ihn die Firma, bei der das machte, dann gleich fix übernommen, denn: der S. war zwar ein ruhiger, aber dafür ein umso verlässlicherer und anständigerer Zeitgenosse.
Puh, denkt man, alles noch mal gut gegangen. In der Wohnung waren die letzten Baustellen bereinigt: eine funkelnagelneue Küche (DAN, Massivholz, maßgefertigt, an die 12 oder 15 Laufmeter), das Badezimmer neu in schwarz mit weiß (Wanne, Dusche, Bidet, alles mit Glaswänden und tollen Armaturen), ein Hochbett mit beleuchteter Freitreppe und Wasserbett obendrauf und Leseecke unten drunter, ein begehbarer Riesenschrank, so, sagte die T., jetzt bleibt nix mehr zu wünschen übrig.
Dann ruft sie, die sich immer so gesund ernährt hatte, an, sie hätte immer wieder Magenschmerzen, das sei schon ziemlich bähhh, und kein gesunder Tee nütze nix nicht. T., sag ich, geh zum Doktor, mehr kann ich Dir da auch nicht sagen.
War dann Diagnose Magenkrebs, ein paar Wochen später ist sie operiert worden. Was auch immer da passiert sein mag: die Wunde wollte nicht zuheilen, es bildete sich eine Eitertasche, nein, alles ok, sagten die Ärzte, keine Chemo notwendig, haben wir alles erwischt. Nur die Sache mit der Wunde, das werde aber schon werden. Nun hatte der S. also einen Job, und daneben die T., die immer weniger wurde. Alleine ins Krankenhaus schaffte sie es nicht, also ging der Urlaub des S. halbtageweise drauf, aber die Chefs mochten ihn und verstanden das alles. Und es wurde nach über einem halben Jahr, in dem der S. regelmäßig die Drainagen reinigte, Verband wechseln lernte, und der T. beim Waschen helfen musste, tatsächlich wieder gut.
Die T. hatte immer wieder davon gesprochen, dass sie es regeln wolle damit dem S., sollte mit ihr „was sein“, alles bliebe, denn was in der Wohnung sei, das hätten sie ja im Wesentlichen gemeinsam geschaffen. Der S. wollte davon nie was hören.
T., sagte ich immer wieder, ich weiß schon dass dir das zu bürgerlich und überhaupt ist, aber: du kennst die unlustigen Gesetze dieses Landes genauso gut wie ich, also bitte: heiratet, und gut. Na ja, aber, und dann, … Na was, sagte ich, heiratet, das ist die einfachste Lösung. Ich war die Trauzeugin des S., übrigens, der T. hatte das mit dem Krebs doch zu denken gegeben. Die Hochzeitsreise machten sie dann, ganz bürgerlich, nach Venedig. Der S. allerdings, der sagte, wenn die T. nicht mehr da sei, dann sei sein Leben sowieso nix mehr wert, ohne sie, und ohne sie brauche er auch das alles nicht. S., sagte ich, das will die T. aber auch nicht hören. Da war er dann still, und hat mich nur angeschaut.
Es dauerte nicht lange, da war bei einer Kontrolle der Tumormarker bei der T. wieder in lichten Höhen. Und sie litt ziemlich an Reflux. Was das heißen sollte, das könnten sie nicht so genau sagen, sagten die Ärzte. Mich hat sie gefragt, aber der S. hat es gespürt, und mich nur angeschaut. Und ich hab die zwei angeschaut, hier bei mir im Wohnzimmer. Was soll man dazu auch sagen?
Ein Arzt hat der T. dann gesagt, das sei alles nicht so schlimm, da könne man mit einer kleinen Operation, und so. War natürlich nicht so, drei Wochen später war sie tot, das war im November vor fünf Jahren. Bei der Operation ein paar kleine Schlaganfälle, teilweise Lähmungen, keine Haare mehr, schwere Ödeme, bettlägerig, Metastasen im ganzen Körper, an Schläuchen hängend: sie wollte von niemandem mehr besucht werden, außer vom S., der jeden Tag nach der Arbeit zu ihr kam.
Begräbnis gab es keines, die T. und der S. hatten ihre Körper schon lange der Anatomie vermacht.
S., sagte ich, wenn ich was tun kann, wenn ich dir helfen kann, brauchst was, willst was, nein, sagte er immer wieder, geht schon. Sie ist nicht mehr da, aber sie hat mir noch alles aufgeschrieben was ich tun muss.
Immerhin bekam er – befristet – eine kleine Witwerrente, sie waren einfach nicht lange genug verheiratet gewesen, aber die Wohnung und alles darin blieb ihm. Ein Mausoleum. Finanziell ging es sich irgendwie aus.
tbc.
Der S. ging noch einmal arbeiten, zum Gerüstbau, und irgendwer hatte einen Haken vergessen und der S. fiel 14 Meter in die Tiefe, mitsamt ein paar Gerüstteilen, und weil er „so ein dürrer Hund“ war und so ein starker Wind wehte, da vertrug es ihn und er landete nicht unter den Gerüstteilen, sondern ein Stück entfernt und war nicht tot, sondern hatte nebst den entsprechenden Prellungen und Rippenbrüchen nur eine zersplitterte Ferse und ein paar gebrochene Wirbel. Und eine Querschnittlähmung.
Mit letzterer lag der S. dann ein halbes Jahr im Krankenhaus, wurde alles mehrfach operiert, die Rippen wuchsen ohne weiteres Aufsehen wieder zusammen, die Fersenknochen waren verschraubt, nur das mit der Beweglichkeit der Beine dauerte, die Ärzte waren sich auch länger nicht sicher ob das überhaupt noch was werden würde.
Die T. war, so oft sie konnte, bei ihm im Krankenhaus. Half ihm, sprach ihm Mut zu, werde schon alles wieder werden. Wurde auch.
Nur die Schmerzen, die blieben. Die Schrauben, die die Ferse zusammenhielten, wuchsen aus dem Knochen heraus, alles entzündete sich, eine Operation nach der anderen. Gehen, Stehen, Liegen, Sitzen, alles tat weh. Medikamente waren dem S. seines nicht so, das musste doch irgendwie, er wollte ja auch wieder arbeiten gehen, er war ja noch jung. Die T., in der Zwischenzeit, hatte auch keinen Job mehr.
Irgendwie ging es dann doch. Die T. konnte ich für einige Zeit bei mir in der Firma unterbringen, den S. dann auch, allerdings nur befristet, der Job war sowieso nicht so seines, und die nächste Operation stand auch auf dem Plan.
Dann fand ich für T., die in der Zwischenzeit schon fast in Pension war, einen anderen Job, und alles war soweit ganz gut. Nur der S., der machte Sorgen. Er bekam zwar eine Unfallrente und irgendwelche Sozialunterstützungen, aber davon konnte er nicht leben, und es musste ja weitergehen. Irgendwie fand sich immer wieder was, er war ja ein begnadeter Bastler, und, wie die T. immer sagte, er konnte sehr logisch dabei denken, aber das war keine Zukunft so.
In der Zwischenzeit war er schon bald 40 Jahre alt, Halbinvalide, das Arbeitsamt lehnte jeden Wunsch nach einer Ausbildung als Gärtner, Tierpfleger, was auch immer den S. interessierte, ab, aus Gründen. Irgendwas mit Computern, das interessierte ihn auch: abgelehnt. Also begann der S., der Ex-Sonderschüler, im zarten Alter von 40 eine Ausbildung zum Mechatroniker. Sollte ein paar Jahre dauern. Schaffte er auch ohne weitere Schwierigkeiten, weil siehe oben: blöd war er nicht.
Und weil zu so einer Ausbildung ja auch ein Praktikum gehört, da hat ihn die Firma, bei der das machte, dann gleich fix übernommen, denn: der S. war zwar ein ruhiger, aber dafür ein umso verlässlicherer und anständigerer Zeitgenosse.
Puh, denkt man, alles noch mal gut gegangen. In der Wohnung waren die letzten Baustellen bereinigt: eine funkelnagelneue Küche (DAN, Massivholz, maßgefertigt, an die 12 oder 15 Laufmeter), das Badezimmer neu in schwarz mit weiß (Wanne, Dusche, Bidet, alles mit Glaswänden und tollen Armaturen), ein Hochbett mit beleuchteter Freitreppe und Wasserbett obendrauf und Leseecke unten drunter, ein begehbarer Riesenschrank, so, sagte die T., jetzt bleibt nix mehr zu wünschen übrig.
Dann ruft sie, die sich immer so gesund ernährt hatte, an, sie hätte immer wieder Magenschmerzen, das sei schon ziemlich bähhh, und kein gesunder Tee nütze nix nicht. T., sag ich, geh zum Doktor, mehr kann ich Dir da auch nicht sagen.
War dann Diagnose Magenkrebs, ein paar Wochen später ist sie operiert worden. Was auch immer da passiert sein mag: die Wunde wollte nicht zuheilen, es bildete sich eine Eitertasche, nein, alles ok, sagten die Ärzte, keine Chemo notwendig, haben wir alles erwischt. Nur die Sache mit der Wunde, das werde aber schon werden. Nun hatte der S. also einen Job, und daneben die T., die immer weniger wurde. Alleine ins Krankenhaus schaffte sie es nicht, also ging der Urlaub des S. halbtageweise drauf, aber die Chefs mochten ihn und verstanden das alles. Und es wurde nach über einem halben Jahr, in dem der S. regelmäßig die Drainagen reinigte, Verband wechseln lernte, und der T. beim Waschen helfen musste, tatsächlich wieder gut.
Die T. hatte immer wieder davon gesprochen, dass sie es regeln wolle damit dem S., sollte mit ihr „was sein“, alles bliebe, denn was in der Wohnung sei, das hätten sie ja im Wesentlichen gemeinsam geschaffen. Der S. wollte davon nie was hören.
T., sagte ich immer wieder, ich weiß schon dass dir das zu bürgerlich und überhaupt ist, aber: du kennst die unlustigen Gesetze dieses Landes genauso gut wie ich, also bitte: heiratet, und gut. Na ja, aber, und dann, … Na was, sagte ich, heiratet, das ist die einfachste Lösung. Ich war die Trauzeugin des S., übrigens, der T. hatte das mit dem Krebs doch zu denken gegeben. Die Hochzeitsreise machten sie dann, ganz bürgerlich, nach Venedig. Der S. allerdings, der sagte, wenn die T. nicht mehr da sei, dann sei sein Leben sowieso nix mehr wert, ohne sie, und ohne sie brauche er auch das alles nicht. S., sagte ich, das will die T. aber auch nicht hören. Da war er dann still, und hat mich nur angeschaut.
Es dauerte nicht lange, da war bei einer Kontrolle der Tumormarker bei der T. wieder in lichten Höhen. Und sie litt ziemlich an Reflux. Was das heißen sollte, das könnten sie nicht so genau sagen, sagten die Ärzte. Mich hat sie gefragt, aber der S. hat es gespürt, und mich nur angeschaut. Und ich hab die zwei angeschaut, hier bei mir im Wohnzimmer. Was soll man dazu auch sagen?
Ein Arzt hat der T. dann gesagt, das sei alles nicht so schlimm, da könne man mit einer kleinen Operation, und so. War natürlich nicht so, drei Wochen später war sie tot, das war im November vor fünf Jahren. Bei der Operation ein paar kleine Schlaganfälle, teilweise Lähmungen, keine Haare mehr, schwere Ödeme, bettlägerig, Metastasen im ganzen Körper, an Schläuchen hängend: sie wollte von niemandem mehr besucht werden, außer vom S., der jeden Tag nach der Arbeit zu ihr kam.
Begräbnis gab es keines, die T. und der S. hatten ihre Körper schon lange der Anatomie vermacht.
S., sagte ich, wenn ich was tun kann, wenn ich dir helfen kann, brauchst was, willst was, nein, sagte er immer wieder, geht schon. Sie ist nicht mehr da, aber sie hat mir noch alles aufgeschrieben was ich tun muss.
Immerhin bekam er – befristet – eine kleine Witwerrente, sie waren einfach nicht lange genug verheiratet gewesen, aber die Wohnung und alles darin blieb ihm. Ein Mausoleum. Finanziell ging es sich irgendwie aus.
tbc.
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ganz und gar keine Weihnachtsgeschichte I/VI
kelef, 06:58h
T. lernte ich ein paar Monate, bevor meine Tochter zur Welt kam, kennen. Sie hat die ganze Geschichte damals live und in Farbe miterlebt, und mir sehr geholfen – ich glaube, mein Kind hatte in den ersten Jahren zu 50% nur Kleidung, die bei den zahlreichen Geschwistern der T. zusammengesammelt worden waren. T. war vielleicht 1,60 m groß, geschieden, mehr als zehn Jahre älter als ich, hatte einen guten Job und war, wie man so sagt, eine wilde Hummel – war ja auch eine andere Zeit. T. hatte vier Geschwister, der Vater war Musiker gewesen, die Zeiten keine besonders guten in ihrer Kindheit, ihr Traum war immer: eine große Wohnung, mit allem Pipapo, jedes Eckchen und jedes Fleckchen liebevoll und detailliert gestaltet. Sie sammelte Bilder, Bücher, Schallplatten, Keramiken, von Jugendstil über modern bis avantgardistisch, sie führte ein gastfreundliches Haus, und es war immer eine Menge Trubel um sie herum. T. habe ich nie nachlässig gekleidet gesehen, immer geschminkt, gestylt, sie hatte da einen ganz eigenen Stil.
Beziehungen waren so eine Sache bei der T.. Sie war ziemlich eifersüchtig, und irgendwie kam sie auch immer an Männer, auf die auch andere Frauen gerne ein Auge warfen. Dass sie meist mehr wusste und konnte und verdiente als die anderen Frauen in ihrem Umfeld war nicht gerade hilfreich dabei, denn irgendwie wollten die ihr wiederum eins auswischen, und man weiß ja wie Weiber sein können.
So kurz vor fünfzig war sie wieder einmal solo. Sie hatte vorher alles über den Haufen geschmissen, den Job gekündigt und war mit einem – platonischen, bitteschön – Freund ein dreiviertel Jahr lang durch Südamerika getourt. Wenn ich das nicht jetzt mache, dann mache ich das nie, meinte sie. Als sie wieder zurück war, gestaltete sich die Arbeitssuche nicht einfach, und so jobbte sie eben nebenbei in allen möglichen Jobs, unter anderem auch beim Donauinselfest als Kellnerin.
Dann rief sie mich an und erzählte, sie hätt‘ ja schon viel erlebt, aber sowas dann doch noch nicht. Da sei am Abend ein ganz junger Kerl, der ihr Sohn sein könnte, bis zum Schluss im Zelt geblieben, der hätte den ganzen Abend keinen Alkohol getrunken, ihr einen Riesenstrauß Rosen in die Hand gedrückt und sei verschwunden. Sie mache sich jetzt doch ein wenig Gedanken. Ich beruhigte sie, sie habe ihm halt gefallen, das passiere ja öfter, sie habe doch einen Spiegel zuhause?
Am nächsten Tag war der Kerl wieder da, trank wieder keinen Alkohol, und dann kamen sie doch ins Reden. Er wolle sie gerne kennenlernen. T. war verwirrt. Was wollte der von ihr? Einen Mutterersatz?
Sie trafen sich dann ein paar Mal vorsichtig, und wie das Leben so spielt … nun ja. 25 Jahre Altersunterschied waren eher nicht vernachlässigbar, auch wenn der jüngere Partner innerlich älter ist, und der ältere Partner sehr jung geblieben. Aber sie rauften sich zusammen.
Den S. lernte ich dann natürlich auch kennen. Er kam aus einer noch kinderreicheren Familie, aus, wie man sagt, kleinen Verhältnissen, vom Land. Die Mutter Alkoholikerin, der Vater früh an Asthma verstorben, das hatte er einigen der Kinder vererbt. Bis auf „das Bastardl“, wie das jüngste der Geschwister genannt wurde weil er nur ein Halbbruder war, hatten sie es irgendwie alle am Beuschel. Der S. hatte mit 1,5 Jahren schwere Verbrennungen am Oberkörper erlitten, als er auf dem Schoss seiner Schwester G. saß und heiße Milch über ihn kippte. Die Kinder im Dorf hänselten ihn natürlich wegen der Riesennarben entsprechend, das grenzte ihn ziemlich aus. Machte aber nix, weil, bei so einer Mutter … Ein paar Kinder kamen dann ins Heim, der S. allerdings auch gleich noch in eine Sonderschule, weil die Lehrerin meinte, ein Kind das dauernd fragt und immer noch mehr wissen will, das sei nicht normal, bei so einem familiären Hintergrund. Die Sonderschule verschlief er dann mehr oder weniger, er hatte ja sowieso immer lauter Einser. So bekam er auch eine Lehrstelle zugewiesen vom Jugendamt – lauter Einser, toll – als Zimmermann. Eigentlich wollte er Gärtner werden, Grund und Boden von den Eltern wie besprochen übernehmen, und dort Pflanzen und Tiere, am liebsten Pferde, haben, aber irgendwie hatte die Mutter im Suff alles dem Bastardl überschrieben, konnte man ja auch nix machen, schon gar nicht als Sonderschüler. Als der Lehrherr nach zwei Jahren dahinterkam dass der S. „nur“ eine Sonderschule besucht hatte (wer lesen kann ist ja bekanntlich im Vorteil), da begann er den S. zu sekkieren, bis der dann nicht mehr auskonnte und davonlief, in die große Stadt sein Glück suchen.
Nun war der S. zwar nicht von imposanter Gestalt, aber, wie man zu sagen pflegt, Mark hatte er, und das Arbeiten war er gewohnt. Also verdingte er sich beim Gerüstbau, da war gutes Geld zu verdienen. Seine Schwester G. redete ihm gut zu, und so machte er nebenbei den regulären Hauptschulabschluss nach. Blöd war er ja keineswegs, nur Chance hatte er keine gehabt. Und dann kam eben jener Tag beim Donauinselfest, und er sah die T., und wollte sie kennenlernen. Es war, wie er sagte, so ein Moment, den man nicht beschreiben kann.
Und weil die T. und der S. sich beide für eine Unmenge von Dingen interessierten, Blumen und Pflanzen und Tiere und Bücher und Ausstellungen und modernes Theater und Konzerte und fremde Länder und Reisen, da kam bei den beiden keine Langeweile auf.
Gäste hatte die T. immer gerne gehabt, der S. eigentlich auch, nur merkte man seine Anwesenheit kaum. Wenn er nix zu sagen hatte, dann redete er eben nix, er hörte lieber zu. Aber als Gastgeber war er Spitze, er sah alles, half, schenkte nach, leerte Aschenbecher, holte Nachschub, und: er machte hervorragende und wunderschöne belegte Brötchen, das war eine seiner Leidenschaften.
Auch der Traum von der großen Wohnung war ihnen gemeinsam, und die hatten sie dann nach mehreren Zusammenlegungen auch. 130 m² in bester Lage, in einem Biedermeierhaus. Jedes Zimmer anders eingerichtet, der S. bastelte der T. alles was sie wollte, und wenn er sich die Zähne dabei ausbiss. Die T. wünschte sich, die T. bekam. Der S. betete sie, möchte man sagen, an. Wie viel Arbeit etwas war, was das kostete, egal. Wenn er nach Hause ging und unterwegs etwas sah, das ihr gefallen würde, dann brachte er es eben mit.
tbc.
Beziehungen waren so eine Sache bei der T.. Sie war ziemlich eifersüchtig, und irgendwie kam sie auch immer an Männer, auf die auch andere Frauen gerne ein Auge warfen. Dass sie meist mehr wusste und konnte und verdiente als die anderen Frauen in ihrem Umfeld war nicht gerade hilfreich dabei, denn irgendwie wollten die ihr wiederum eins auswischen, und man weiß ja wie Weiber sein können.
So kurz vor fünfzig war sie wieder einmal solo. Sie hatte vorher alles über den Haufen geschmissen, den Job gekündigt und war mit einem – platonischen, bitteschön – Freund ein dreiviertel Jahr lang durch Südamerika getourt. Wenn ich das nicht jetzt mache, dann mache ich das nie, meinte sie. Als sie wieder zurück war, gestaltete sich die Arbeitssuche nicht einfach, und so jobbte sie eben nebenbei in allen möglichen Jobs, unter anderem auch beim Donauinselfest als Kellnerin.
Dann rief sie mich an und erzählte, sie hätt‘ ja schon viel erlebt, aber sowas dann doch noch nicht. Da sei am Abend ein ganz junger Kerl, der ihr Sohn sein könnte, bis zum Schluss im Zelt geblieben, der hätte den ganzen Abend keinen Alkohol getrunken, ihr einen Riesenstrauß Rosen in die Hand gedrückt und sei verschwunden. Sie mache sich jetzt doch ein wenig Gedanken. Ich beruhigte sie, sie habe ihm halt gefallen, das passiere ja öfter, sie habe doch einen Spiegel zuhause?
Am nächsten Tag war der Kerl wieder da, trank wieder keinen Alkohol, und dann kamen sie doch ins Reden. Er wolle sie gerne kennenlernen. T. war verwirrt. Was wollte der von ihr? Einen Mutterersatz?
Sie trafen sich dann ein paar Mal vorsichtig, und wie das Leben so spielt … nun ja. 25 Jahre Altersunterschied waren eher nicht vernachlässigbar, auch wenn der jüngere Partner innerlich älter ist, und der ältere Partner sehr jung geblieben. Aber sie rauften sich zusammen.
Den S. lernte ich dann natürlich auch kennen. Er kam aus einer noch kinderreicheren Familie, aus, wie man sagt, kleinen Verhältnissen, vom Land. Die Mutter Alkoholikerin, der Vater früh an Asthma verstorben, das hatte er einigen der Kinder vererbt. Bis auf „das Bastardl“, wie das jüngste der Geschwister genannt wurde weil er nur ein Halbbruder war, hatten sie es irgendwie alle am Beuschel. Der S. hatte mit 1,5 Jahren schwere Verbrennungen am Oberkörper erlitten, als er auf dem Schoss seiner Schwester G. saß und heiße Milch über ihn kippte. Die Kinder im Dorf hänselten ihn natürlich wegen der Riesennarben entsprechend, das grenzte ihn ziemlich aus. Machte aber nix, weil, bei so einer Mutter … Ein paar Kinder kamen dann ins Heim, der S. allerdings auch gleich noch in eine Sonderschule, weil die Lehrerin meinte, ein Kind das dauernd fragt und immer noch mehr wissen will, das sei nicht normal, bei so einem familiären Hintergrund. Die Sonderschule verschlief er dann mehr oder weniger, er hatte ja sowieso immer lauter Einser. So bekam er auch eine Lehrstelle zugewiesen vom Jugendamt – lauter Einser, toll – als Zimmermann. Eigentlich wollte er Gärtner werden, Grund und Boden von den Eltern wie besprochen übernehmen, und dort Pflanzen und Tiere, am liebsten Pferde, haben, aber irgendwie hatte die Mutter im Suff alles dem Bastardl überschrieben, konnte man ja auch nix machen, schon gar nicht als Sonderschüler. Als der Lehrherr nach zwei Jahren dahinterkam dass der S. „nur“ eine Sonderschule besucht hatte (wer lesen kann ist ja bekanntlich im Vorteil), da begann er den S. zu sekkieren, bis der dann nicht mehr auskonnte und davonlief, in die große Stadt sein Glück suchen.
Nun war der S. zwar nicht von imposanter Gestalt, aber, wie man zu sagen pflegt, Mark hatte er, und das Arbeiten war er gewohnt. Also verdingte er sich beim Gerüstbau, da war gutes Geld zu verdienen. Seine Schwester G. redete ihm gut zu, und so machte er nebenbei den regulären Hauptschulabschluss nach. Blöd war er ja keineswegs, nur Chance hatte er keine gehabt. Und dann kam eben jener Tag beim Donauinselfest, und er sah die T., und wollte sie kennenlernen. Es war, wie er sagte, so ein Moment, den man nicht beschreiben kann.
Und weil die T. und der S. sich beide für eine Unmenge von Dingen interessierten, Blumen und Pflanzen und Tiere und Bücher und Ausstellungen und modernes Theater und Konzerte und fremde Länder und Reisen, da kam bei den beiden keine Langeweile auf.
Gäste hatte die T. immer gerne gehabt, der S. eigentlich auch, nur merkte man seine Anwesenheit kaum. Wenn er nix zu sagen hatte, dann redete er eben nix, er hörte lieber zu. Aber als Gastgeber war er Spitze, er sah alles, half, schenkte nach, leerte Aschenbecher, holte Nachschub, und: er machte hervorragende und wunderschöne belegte Brötchen, das war eine seiner Leidenschaften.
Auch der Traum von der großen Wohnung war ihnen gemeinsam, und die hatten sie dann nach mehreren Zusammenlegungen auch. 130 m² in bester Lage, in einem Biedermeierhaus. Jedes Zimmer anders eingerichtet, der S. bastelte der T. alles was sie wollte, und wenn er sich die Zähne dabei ausbiss. Die T. wünschte sich, die T. bekam. Der S. betete sie, möchte man sagen, an. Wie viel Arbeit etwas war, was das kostete, egal. Wenn er nach Hause ging und unterwegs etwas sah, das ihr gefallen würde, dann brachte er es eben mit.
tbc.
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Dienstag, 23. April 2013
die schneeberger
kelef, 00:50h
hat man sukzessive ermordet und ausgerottet, die armen kleinen, und sie widerstehen jedem österreichischen versuch der wiederbelebung, jetzt, nachdem man draufgekommen ist dass die doch eine existenzberechtigung hatten. nicht, was sie schon wieder denken oder meinen denken zu müssen. die schneeberger kirschen meine ich. die gibt es seit jahrzehnten nicht mehr.
die schneeberger kirschen waren eine eigene sorte, sehr spät, klein, fast schwarz, kurzstielig, wurmfrei, sehr süss und unglaublich nach kirschen duftend und schmeckend. können sie mir jede andere kirsche in gold gefasst präsentieren, genaugenommen mag ich keine kirschen mehr seit es keine schneeberger mehr gibt.
das problem mit den schneebergern war, dass es nur wenige bäume gab, und ergo auch wenige kirschen, und da das klima am schneeberg unten ja auch ein eigenes ist und die kirschen sich einer ansiedelung unter anderen klimatischen bedingungen standhaft widersetzten, resp.: man konnte pfropfen und züchten und tun was man wollte, es war wie bei den walderdbeeren im garten: nach ein paar jahren waren es keine mehr. petergstamm im garten wird zur schlüsselblume, die pflänzchen, ob gross oder klein, haben da ja immer ihre eigenen vorstellungen von dem was ihnen konveniert. es gibt eine menge leute die versucht haben, die schneeberger kirschen im garten zu halten, aber nix da, das wollten die nicht. kein veredeln, kein verpflanzen, kein gar nix.
jedenfalls, im zuge der nivellierungen und der gurkenkrümmungs- und tomatenrundungsunderrötungsvorschriften der lieben, geschätzten und most competenten eu wurden die schneeberger kirschen ausgerottet. irgendwie war das alles zu viel arbeit für die bauern, die bäume wuchsen ja nur am hang, dann trampelten ein paar wanderer durch und brachen die zweige ab, und so weiter, und wer kannte sich schon genau aus mit den paragraphen und vorschriften und sortenreinheiten und weiss der kuckuck? waren ja nur ein paar bauern, und dann waren da die gesetze und die strafandrohungen, und wenn man so einen schatz nicht ununterbrochen hegt und pflegt, perdauz, weg isser. so auch die schneeberger.
meine oma machte aus den schneeberger kirschen übrigens immer kirschenfleisch, ohne zucker (den brauchte bei denen keiner), im eigenen saft langsam geschmorte dünnflüssige marmelade, die dann als besonderer aufputz zu mehlspeisen (palatschinken, kaiserschmarrn) oder - löffelweise - zur belohnung kredenzt wurde. herrlich. es war nicht einfach, überhaupt ein paar kilo der begehrten ware zu bekommen, aber wenn, dann, ach, der duft, der geschmack, mir blutet das herz heute noch.
fiel mir gerade ein bei der neuesten undee (= gegenteil von idee) der eu, nur mehr registrierten und zugelassenen und genehmigten und mit amtlichen siegeln auf der linken wurzel rechts oben versehenen gewächsen das wachsen, blühen und gedeihen zu erlauben. und dass der nachbar der nachbarin eine dahlienzwiebel schenkt oder einen ableger vom schnittlauch, das wird dann mit geldbussen belegt, irgendwoher muss ja die kohle für zypern et al. kommen. gnade jedem petersil, der widerrechtlich aufgeht, und tod dem krokus, der in der wiese sitzt und nicht um eine genehmigung für das vermehren seiner zwiebeln vorstellig geworden ist. paradeiser gibt es dann nur mehr in einheitsform/farbe/grösse, und sie heissen dann auch nicht mehr paradeiser sondern tomaten und schmecken nach gar nichts. die gurken werden in hinkunft nur mehr in vorgefertigten formen wachsen dürfen und dafür das dreifache kosten.
interessant stelle ich mir ja auch die pflanzizisten vor die, als biene verkleidet, mit leisem summen genau kontrollieren ob eine vorschriftsmässig gestreifte biene (denn andere dürfen dann wohl auch keinen nektar für den honig mehr sammeln) nicht versehentlich eine nicht reinerbige pflanze anfliegt und so, gott soll abhüten, dann vielleicht die kräuselpetersilie mit der glatten petersilie kreuzt. ich meine, wenn man sich vorstellt was alleine wikipedia anbietet an informationen zur kräuselungsstärke der blätter der gekräuselten petersilie: http://de.wikipedia.org/wiki/Petersilie! was könnte das für folgen haben für die menschheit wenn da was durcheinander kommt! das muss um jeden preis verhindert werden, ich verstehe das vollkommen.
und wehe, jemand pfropft im eigenen garten rosen oder obstbäume - dem droht wohl zumindest gefängnis, oder wenn nicht, dann doch eine elektronische fussfessel, und die vorstrafe hindert den menschen dann daran jemals wieder den job wechseln zu können, weil: mitgeteilt wird im führungszeugnis ja nur, dass der mensch vorbestraft ist, nicht, warum, und wenn man einem potenziellen neuen arbeitgeber mitteilt dass man wegen veredelns des linken kirschbaumstammes mit einem ästchen des rechten kirschbaumes vorbestraft ist, ich meine: wer glaubt das in wirklichkeit?
aber ich finde es toll, dass die eu so auf uns schaut. ganz ehrlich. ich frage mich sogar ab und an, wie es ohne all diese klugen und vernünftigen regeln überhaupt dazu hat kommen können dass die menschheit nicht ausgestorben ist und ackerbau und viehzucht sich entwickeln konnten.
jedenfalls, die schneeberger kirschen gibt es hier schon einmal nicht mehr. verschiedentlich werden zwar kirschen unter diesem namen angeboten, aber die braucht man nur anzusehen um zu wissen: das sind keine. nie und nimmer. zu früh, zu gross, zu hell, zu rund. und riechen tun sie auch nicht so wie sie sollen. gekostet hab ich sie, frau pixy haben sie auch nicht geschmeckt.
und so heulte ich vor jahr und tag der lieben juli, der guten frau die die alten hunde auf ihrem grund und boden in ungarn hegt und pflegt, sie erinnern sich, mein leid, und juli, als pharmazeutin und naturverbundene hobbygärtnerin, die hat da ja auch eine meinung dazu. und so - ich wagte mein glück nicht zu fassen - schrieb sie mir nach einiger zeit eine elektropost, denn sie hatte die kirschen gefunden, und ich staunte nicht schlecht: in ungarn, im schönen komitat Borsod-Abaúj-Zemplén, also hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Szomolya. keine 2.000 einwohner, und viele leben von: kirschen, einer besonderen sorte, so kleine, schwarze, mit kurzen stielen, wurmfrei, aromatisch und süss, und eingekocht werden die ohne zucker. wer hätte das gedacht.
es gibt dort sogar jährlich ein kirschenfestival, und eine menge produkte aus eben diesen kirschen, die dort seit jahr und tag wachsen.
die homepage der stadt finden sie hier: www.szomolya.net, und wenn sie unter den links links "föoldal - hirek" anklickt, dann findet man eine menge fotos.
und hier sind noch ein paar links:
http://www.youtube.com/watch?v=61Pwzx9NMX4
https://www.youtube.com/watch?v=FrJ39j7CRhs
http://www.utazzitthon.hu/szomolyai-cseresznyefesztival-2013-szomolya.html
https://www.google.at/search?q=szomolya+cseresznyefesztiv%C3%A1l+2012&client=firefox-a&sa=N&rls=org.mozilla:de:official&channel=fflb&tbm=isch&tbo=u&source=univ&ei=SpV1UcSTGsmg4gTk5oGgBw&ved=0CHQQsAQ4Cg&biw=1148&bih=934
sagen sie nix mehr, nicht wahr? juli hat mir ein paar produkte von dort geschickt, getrocknete schwarze kirschen, da lässt man alles und jedes getrocknete obst dagegen stehen. hach. und kirschenfleisch, echtes und richtiges kirschenfleisch!
interessant wäre zu erfahren, ob die sorte vom schneeberg nach ungarn, oder umgekehrt von ungarn nach niederösterreich gekommen ist. den hoyos' gehört ja immer noch eine menge land in der gegend, und die esterházys sind quasi auch omnipräsent, irgendwie wird es irgendwann schon so gewesen sein dass jemand diese köstlichen kirschen von hinnen nach dannen portiert hat, zum segen der menschheit, denn wenigstens EINEN ort gibt es ja doch noch auf dem diese köstlichkeit wächst. im übrigen weigern sich die kirschen, so wird berichtet, auch in ungarn hartnäckig woanders zu gedeihen. psycherln halt, wie alle echten aristokraten - vermutlich also doch ungarn.
EDIT: http://arboretum.blogger.de/ war so nett und hat auf die petition von global 2000 hingewiesen in den comments, und den link dazuklebt, hier also noch einmal ganz vorne: "Bei Global 2000 gibt es übrigens auch eine Online-Petition gegen dieses EU-Vorhaben (und dort gibt es noch einige Infos zur neuen EU-Saatgutverordnung)." dankeschön!
die schneeberger kirschen waren eine eigene sorte, sehr spät, klein, fast schwarz, kurzstielig, wurmfrei, sehr süss und unglaublich nach kirschen duftend und schmeckend. können sie mir jede andere kirsche in gold gefasst präsentieren, genaugenommen mag ich keine kirschen mehr seit es keine schneeberger mehr gibt.
das problem mit den schneebergern war, dass es nur wenige bäume gab, und ergo auch wenige kirschen, und da das klima am schneeberg unten ja auch ein eigenes ist und die kirschen sich einer ansiedelung unter anderen klimatischen bedingungen standhaft widersetzten, resp.: man konnte pfropfen und züchten und tun was man wollte, es war wie bei den walderdbeeren im garten: nach ein paar jahren waren es keine mehr. petergstamm im garten wird zur schlüsselblume, die pflänzchen, ob gross oder klein, haben da ja immer ihre eigenen vorstellungen von dem was ihnen konveniert. es gibt eine menge leute die versucht haben, die schneeberger kirschen im garten zu halten, aber nix da, das wollten die nicht. kein veredeln, kein verpflanzen, kein gar nix.
jedenfalls, im zuge der nivellierungen und der gurkenkrümmungs- und tomatenrundungsunderrötungsvorschriften der lieben, geschätzten und most competenten eu wurden die schneeberger kirschen ausgerottet. irgendwie war das alles zu viel arbeit für die bauern, die bäume wuchsen ja nur am hang, dann trampelten ein paar wanderer durch und brachen die zweige ab, und so weiter, und wer kannte sich schon genau aus mit den paragraphen und vorschriften und sortenreinheiten und weiss der kuckuck? waren ja nur ein paar bauern, und dann waren da die gesetze und die strafandrohungen, und wenn man so einen schatz nicht ununterbrochen hegt und pflegt, perdauz, weg isser. so auch die schneeberger.
meine oma machte aus den schneeberger kirschen übrigens immer kirschenfleisch, ohne zucker (den brauchte bei denen keiner), im eigenen saft langsam geschmorte dünnflüssige marmelade, die dann als besonderer aufputz zu mehlspeisen (palatschinken, kaiserschmarrn) oder - löffelweise - zur belohnung kredenzt wurde. herrlich. es war nicht einfach, überhaupt ein paar kilo der begehrten ware zu bekommen, aber wenn, dann, ach, der duft, der geschmack, mir blutet das herz heute noch.
fiel mir gerade ein bei der neuesten undee (= gegenteil von idee) der eu, nur mehr registrierten und zugelassenen und genehmigten und mit amtlichen siegeln auf der linken wurzel rechts oben versehenen gewächsen das wachsen, blühen und gedeihen zu erlauben. und dass der nachbar der nachbarin eine dahlienzwiebel schenkt oder einen ableger vom schnittlauch, das wird dann mit geldbussen belegt, irgendwoher muss ja die kohle für zypern et al. kommen. gnade jedem petersil, der widerrechtlich aufgeht, und tod dem krokus, der in der wiese sitzt und nicht um eine genehmigung für das vermehren seiner zwiebeln vorstellig geworden ist. paradeiser gibt es dann nur mehr in einheitsform/farbe/grösse, und sie heissen dann auch nicht mehr paradeiser sondern tomaten und schmecken nach gar nichts. die gurken werden in hinkunft nur mehr in vorgefertigten formen wachsen dürfen und dafür das dreifache kosten.
interessant stelle ich mir ja auch die pflanzizisten vor die, als biene verkleidet, mit leisem summen genau kontrollieren ob eine vorschriftsmässig gestreifte biene (denn andere dürfen dann wohl auch keinen nektar für den honig mehr sammeln) nicht versehentlich eine nicht reinerbige pflanze anfliegt und so, gott soll abhüten, dann vielleicht die kräuselpetersilie mit der glatten petersilie kreuzt. ich meine, wenn man sich vorstellt was alleine wikipedia anbietet an informationen zur kräuselungsstärke der blätter der gekräuselten petersilie: http://de.wikipedia.org/wiki/Petersilie! was könnte das für folgen haben für die menschheit wenn da was durcheinander kommt! das muss um jeden preis verhindert werden, ich verstehe das vollkommen.
und wehe, jemand pfropft im eigenen garten rosen oder obstbäume - dem droht wohl zumindest gefängnis, oder wenn nicht, dann doch eine elektronische fussfessel, und die vorstrafe hindert den menschen dann daran jemals wieder den job wechseln zu können, weil: mitgeteilt wird im führungszeugnis ja nur, dass der mensch vorbestraft ist, nicht, warum, und wenn man einem potenziellen neuen arbeitgeber mitteilt dass man wegen veredelns des linken kirschbaumstammes mit einem ästchen des rechten kirschbaumes vorbestraft ist, ich meine: wer glaubt das in wirklichkeit?
aber ich finde es toll, dass die eu so auf uns schaut. ganz ehrlich. ich frage mich sogar ab und an, wie es ohne all diese klugen und vernünftigen regeln überhaupt dazu hat kommen können dass die menschheit nicht ausgestorben ist und ackerbau und viehzucht sich entwickeln konnten.
jedenfalls, die schneeberger kirschen gibt es hier schon einmal nicht mehr. verschiedentlich werden zwar kirschen unter diesem namen angeboten, aber die braucht man nur anzusehen um zu wissen: das sind keine. nie und nimmer. zu früh, zu gross, zu hell, zu rund. und riechen tun sie auch nicht so wie sie sollen. gekostet hab ich sie, frau pixy haben sie auch nicht geschmeckt.
und so heulte ich vor jahr und tag der lieben juli, der guten frau die die alten hunde auf ihrem grund und boden in ungarn hegt und pflegt, sie erinnern sich, mein leid, und juli, als pharmazeutin und naturverbundene hobbygärtnerin, die hat da ja auch eine meinung dazu. und so - ich wagte mein glück nicht zu fassen - schrieb sie mir nach einiger zeit eine elektropost, denn sie hatte die kirschen gefunden, und ich staunte nicht schlecht: in ungarn, im schönen komitat Borsod-Abaúj-Zemplén, also hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Szomolya. keine 2.000 einwohner, und viele leben von: kirschen, einer besonderen sorte, so kleine, schwarze, mit kurzen stielen, wurmfrei, aromatisch und süss, und eingekocht werden die ohne zucker. wer hätte das gedacht.
es gibt dort sogar jährlich ein kirschenfestival, und eine menge produkte aus eben diesen kirschen, die dort seit jahr und tag wachsen.
die homepage der stadt finden sie hier: www.szomolya.net, und wenn sie unter den links links "föoldal - hirek" anklickt, dann findet man eine menge fotos.
und hier sind noch ein paar links:
http://www.youtube.com/watch?v=61Pwzx9NMX4
https://www.youtube.com/watch?v=FrJ39j7CRhs
http://www.utazzitthon.hu/szomolyai-cseresznyefesztival-2013-szomolya.html
https://www.google.at/search?q=szomolya+cseresznyefesztiv%C3%A1l+2012&client=firefox-a&sa=N&rls=org.mozilla:de:official&channel=fflb&tbm=isch&tbo=u&source=univ&ei=SpV1UcSTGsmg4gTk5oGgBw&ved=0CHQQsAQ4Cg&biw=1148&bih=934
sagen sie nix mehr, nicht wahr? juli hat mir ein paar produkte von dort geschickt, getrocknete schwarze kirschen, da lässt man alles und jedes getrocknete obst dagegen stehen. hach. und kirschenfleisch, echtes und richtiges kirschenfleisch!
interessant wäre zu erfahren, ob die sorte vom schneeberg nach ungarn, oder umgekehrt von ungarn nach niederösterreich gekommen ist. den hoyos' gehört ja immer noch eine menge land in der gegend, und die esterházys sind quasi auch omnipräsent, irgendwie wird es irgendwann schon so gewesen sein dass jemand diese köstlichen kirschen von hinnen nach dannen portiert hat, zum segen der menschheit, denn wenigstens EINEN ort gibt es ja doch noch auf dem diese köstlichkeit wächst. im übrigen weigern sich die kirschen, so wird berichtet, auch in ungarn hartnäckig woanders zu gedeihen. psycherln halt, wie alle echten aristokraten - vermutlich also doch ungarn.
EDIT: http://arboretum.blogger.de/ war so nett und hat auf die petition von global 2000 hingewiesen in den comments, und den link dazuklebt, hier also noch einmal ganz vorne: "Bei Global 2000 gibt es übrigens auch eine Online-Petition gegen dieses EU-Vorhaben (und dort gibt es noch einige Infos zur neuen EU-Saatgutverordnung)." dankeschön!
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Mittwoch, 6. Juni 2012
das pensionsalter hat er nicht erreicht,
kelef, 19:26h
der freund von frau pixy, der mit dem garten, in dem sie voriges jahr so fröhlich ihre ersten hakenschlag- und laufversuche nach der operation gemacht hat.
sie wissen schon: der mit dem bio-obst und den besonders guten him- und brombeeren, und den marillen: http://gastgeberin.blogger.de/stories/1850487, also der, der auch die besten paradeiser der welt gezüchtet hat, sagt frau pixy.
gar nicht so viele jahre älter als ich, von beruf schuster, das geschäft seines vaters, in dem er nach dem viel zu frühen tod seiner mutter praktisch aufgewachsen ist hat er später übernommen und im souterrain des hauses, in dem er auch wohnte (so wie vor ihm seine eltern), da hat er bis vor drei jahren auch gearbeitet.
das geschäft war hier am eck, von den wohnungsfenstern aus haben wir uns winken können. solange ich ins gymnasium ging bin ich jeden tag zweimal an dem geschäft vorbeigegangen, und meine grossmutter hat die schuhe dorthin gebracht zum richten. vom sehen hab ich ihn immer gekannt, und die letzten jahre oft mit ihm im wirtshaus getratscht, weil dieses eine wirtshaus genau am anderen eck ist, gegenüber von seinem geschäft, da ist er manchmal auf ein bier gegangen, können auch zwei oder drei gewesen sein.
in die pension ist er früher, weil er seine um über zwanzig jahre ältere lebensgefährtin bis zum letzten moment gepflegt hat. zum schluss hatte sie keine vierzig kilo mehr, blieb alle arbeit an ihm hängen.
wenn ihn jemand fragte, wieso er sich das antäte, es gäbe doch pflegeheime und so sachen, da schaute er immer ganz verwundert: "wie ich jung und blöd war, da war sie da für mich. jetzt bin ich da für sie." und dann hat er sie in den garten geführt, damit sie den sehen kann, und sie in eine decke eingewickelt beim sitzen, weil sie doch jetzt so dünn war, damit ihr nicht kalt ist. und dann hat er sie vorsichtig wieder nach hause gebracht, und ihr den einen stock hinaufgeholfen, war ja schon sehr mühsam für sie.
wie sie tot war hat er alles aufgelöst, und endlich genug zeit für seinen garten gehabt, in dem er viel vorhatte. jeden tag ist er die zwanzig minuten hin-und zurückgegangen, manchmal zweimal. und regelmässig zu ihrem grab gegangen ist er, ein bisserl mit ihr reden. aber sag's niemandem, hat er gesagt, die anderen verstehen das nicht.
ein neues auto hat er sich auch gekauft. und die wohnung renoviert, da waren so viele sachen die er gemeinsam mit "seiner", also seiner lebensgefährtin, eingerichtet hatte, erinnerungsstücke sind schon gut, hätte lange was gemacht gehört, aber sie hatte keine veränderungen mehr wollen. aber dann: ein neuer fussboden, ordentlich ausmalen, ein paar kleinigkeiten hier und da, und einen grossen fernseher.
ein paar freunde haben ihm zugeredet, es gäbe so viele witwen in der umgebung, nein, hat er gesagt, "meine" ist noch nicht so lange unter der erd', das interessiert mich nicht.
fortfahren hatte er die letzten jahre mit "seiner" auch nicht mehr können, also er schon, sie konnte nicht, ist er halt dageblieben.
das erste jahr nach ihrem tod war schwierig, hat er gesagt, aber dann: muss ja weitergehen.
sparsam war er immer, hat sich genau ausgerechnet wenn er wie mit dem geld umgeht wie lange das dann bei welchem lebensstil reicht, bis er 75 ist geht sich das aus, meinte er.
verheiratet war er kurz und vor sehr langer zeit, nicht mit "seiner" natürlich, das war eine komplizierte geschichte, und nach der scheidung ist die frau mit den kindern nach vorarlberg gezogen, da hat er lange zeit mit den kindern keinen kontakt gehabt, aber der sohn hat dann nicht locker lassen, und so ist ein gutes verhältnis entstanden. da war er sehr glücklich darüber, und sehr stolz darauf dass die kinder es zu was gebracht haben. die geschiedene hat das gut gemacht, und er hatte dann nach jahrzehnten auch ein gutes verhältnis zu ihr, sie besuchten sich gegenseitig und gaben sich quartier.
der sohn lebt in der schweiz, die tochter in vorarlberg, aber ein paar mal im jahr haben sie sich getroffen, die kinder sind nach wien gekommen, er ist sie - ganz stolz mit seinem neuen kleinen auto, mit navi und allem pipapo - besuchen gefahren.
voriges jahr hat er eine kreuzfahrt gemacht, der schuster, mit einem freund zusammen, in den norden. da ist er das erste mal geflogen, nach hamburg zum schiff, aber ein paar tage früher, weil er sich hamburg noch anschauen wollte, ausstellung gebucht schon von zu hause aus.
die kinder war er besuchen im vorjahr, was für eine freude mit dem neuen kleinen auto, wenn man da aufs gas steigt, weil: das macht spass!
mit ein paar anderen freunden war er ein paar wochen in rumänien, mit zelt/motel/hotel-übernachtungen und so. das war toll, hat er gesagt, und photos gezeigt und erzählt wie die menschen dort überall leben, und wie die städte und dörfer ausschauen, und wie anders dort alles ist. und mit der schwester und deren familie war er auf einer kroatischen insel, dort war es wiederum ganz anders, aber auch sehr schön, und so viel zu sehen gab es überall.
in sopron war er mit mir einkaufen, die kleine stadt hat ihm sehr gut gefallen, er konnte lange die häuser von aussen und von innen anschauen, das uralte pflaster in den höfen, die alten herrenhäuser, der uralte, schön restaurierte und revitalisierte stadtkern, und eine flasche barack hat er auch mitgenommen, die salami haben wir uns geteilt. im frühling fahren wir wieder, hat er gesagt.
im dezember hat er ein bisserl gehustet, das wetter, und kopf- und rückenschmerzen hat er manchmal gehabt, die bewegung im garten hat gefehlt, meinte er. hat ihm der doktor ein paar injektionen gegeben, dann war es wieder gut.
bei unserem tierschutz-weihnachtskonzert hat er uns geholfen die schweren sachen hin- und herzutragen, und er war ganz begeistert dass ein opernabend so schön sein kann. und die sechsjährige musiker-tochter, die auf der violine spielte - dem ganzen bezirk hat er es erzählt, so begeistert war er.
rund um weihnachten hat er angefangen sich zu überlegen wo er heuer mit wem aller hinfahren möchte. kreuzfahrt in den süden? auf die kroatische insel? gibt so vieles das er noch sehen will, hat er erzählt, jetzt, wo er zeit hat.
wie immer war er mit seinen kindern und deren anhang im jänner in ihrem stammort schifahren. beim spazierengehen hat er dann einmal nicht mehr weiterkönnen, und das eine bein war ganz geschwollen. drei tage hintereinander schifahren, und er war schneller als der bub, manchmal, wia da teifi bin i no gfohrn, hat er erzählt, und hat sich nicht gewundert dass der haxn gestreikt hat.
der arzt schickte ihn ins krankenhaus: thrombose, na ja, man ist ja nicht mehr zwanzig, wird schon wieder.
ende jänner zurück in wien: thrombose im anderen bein, embolien in den lungenspitzen.
untersuchungen. krankenhaus, lungenbiopsie: bösartig. metastasen im rücken, daher die kreuzschmerzen. muss man wohl eine chemo machen, wird schon wieder.
ende märz endlich (?) ein krankenhausbett. noch ein paar untersuchungen ausständig, dann aber die behandlung.
nach ein paar tagen: darmverschluss. operation. wunde nicht verheilt. die kinder kamen ohne wenn und aber herbeigeeilt, die haben selber kinder um die man sich kümmern muss, und alle gehen arbeiten, und die entfernungen sind ja auch nicht so ganz ohne, aber ist ja der vater. gut ging es ihm nicht, dem schuster.
wie es wieder halbwegs ging: kopftumor bestrahlt. wieder operation, weil bauchwunde nicht verheilt.
und so weiter.
am samstag vormittag ist er gestorben, der schuster. viereinhalb monate nach entdecken der thrombose, nach zehn wochen krankenhausaufenthalt.
ich hoff', es ist ihm nicht schwergefallen loszulassen. er wird vielen fehlen.
edit: voriges jahr im oktober:
gigantisch war das, hat er erzählt, und alles fotografiert und sich zur bestätigung auch fotografieren lassen:
der sohn hat mir die bilder geschickt und mir die veröffentlichung hier erlaubt.
sie wissen schon: der mit dem bio-obst und den besonders guten him- und brombeeren, und den marillen: http://gastgeberin.blogger.de/stories/1850487, also der, der auch die besten paradeiser der welt gezüchtet hat, sagt frau pixy.
gar nicht so viele jahre älter als ich, von beruf schuster, das geschäft seines vaters, in dem er nach dem viel zu frühen tod seiner mutter praktisch aufgewachsen ist hat er später übernommen und im souterrain des hauses, in dem er auch wohnte (so wie vor ihm seine eltern), da hat er bis vor drei jahren auch gearbeitet.
das geschäft war hier am eck, von den wohnungsfenstern aus haben wir uns winken können. solange ich ins gymnasium ging bin ich jeden tag zweimal an dem geschäft vorbeigegangen, und meine grossmutter hat die schuhe dorthin gebracht zum richten. vom sehen hab ich ihn immer gekannt, und die letzten jahre oft mit ihm im wirtshaus getratscht, weil dieses eine wirtshaus genau am anderen eck ist, gegenüber von seinem geschäft, da ist er manchmal auf ein bier gegangen, können auch zwei oder drei gewesen sein.
in die pension ist er früher, weil er seine um über zwanzig jahre ältere lebensgefährtin bis zum letzten moment gepflegt hat. zum schluss hatte sie keine vierzig kilo mehr, blieb alle arbeit an ihm hängen.
wenn ihn jemand fragte, wieso er sich das antäte, es gäbe doch pflegeheime und so sachen, da schaute er immer ganz verwundert: "wie ich jung und blöd war, da war sie da für mich. jetzt bin ich da für sie." und dann hat er sie in den garten geführt, damit sie den sehen kann, und sie in eine decke eingewickelt beim sitzen, weil sie doch jetzt so dünn war, damit ihr nicht kalt ist. und dann hat er sie vorsichtig wieder nach hause gebracht, und ihr den einen stock hinaufgeholfen, war ja schon sehr mühsam für sie.
wie sie tot war hat er alles aufgelöst, und endlich genug zeit für seinen garten gehabt, in dem er viel vorhatte. jeden tag ist er die zwanzig minuten hin-und zurückgegangen, manchmal zweimal. und regelmässig zu ihrem grab gegangen ist er, ein bisserl mit ihr reden. aber sag's niemandem, hat er gesagt, die anderen verstehen das nicht.
ein neues auto hat er sich auch gekauft. und die wohnung renoviert, da waren so viele sachen die er gemeinsam mit "seiner", also seiner lebensgefährtin, eingerichtet hatte, erinnerungsstücke sind schon gut, hätte lange was gemacht gehört, aber sie hatte keine veränderungen mehr wollen. aber dann: ein neuer fussboden, ordentlich ausmalen, ein paar kleinigkeiten hier und da, und einen grossen fernseher.
ein paar freunde haben ihm zugeredet, es gäbe so viele witwen in der umgebung, nein, hat er gesagt, "meine" ist noch nicht so lange unter der erd', das interessiert mich nicht.
fortfahren hatte er die letzten jahre mit "seiner" auch nicht mehr können, also er schon, sie konnte nicht, ist er halt dageblieben.
das erste jahr nach ihrem tod war schwierig, hat er gesagt, aber dann: muss ja weitergehen.
sparsam war er immer, hat sich genau ausgerechnet wenn er wie mit dem geld umgeht wie lange das dann bei welchem lebensstil reicht, bis er 75 ist geht sich das aus, meinte er.
verheiratet war er kurz und vor sehr langer zeit, nicht mit "seiner" natürlich, das war eine komplizierte geschichte, und nach der scheidung ist die frau mit den kindern nach vorarlberg gezogen, da hat er lange zeit mit den kindern keinen kontakt gehabt, aber der sohn hat dann nicht locker lassen, und so ist ein gutes verhältnis entstanden. da war er sehr glücklich darüber, und sehr stolz darauf dass die kinder es zu was gebracht haben. die geschiedene hat das gut gemacht, und er hatte dann nach jahrzehnten auch ein gutes verhältnis zu ihr, sie besuchten sich gegenseitig und gaben sich quartier.
der sohn lebt in der schweiz, die tochter in vorarlberg, aber ein paar mal im jahr haben sie sich getroffen, die kinder sind nach wien gekommen, er ist sie - ganz stolz mit seinem neuen kleinen auto, mit navi und allem pipapo - besuchen gefahren.
voriges jahr hat er eine kreuzfahrt gemacht, der schuster, mit einem freund zusammen, in den norden. da ist er das erste mal geflogen, nach hamburg zum schiff, aber ein paar tage früher, weil er sich hamburg noch anschauen wollte, ausstellung gebucht schon von zu hause aus.
die kinder war er besuchen im vorjahr, was für eine freude mit dem neuen kleinen auto, wenn man da aufs gas steigt, weil: das macht spass!
mit ein paar anderen freunden war er ein paar wochen in rumänien, mit zelt/motel/hotel-übernachtungen und so. das war toll, hat er gesagt, und photos gezeigt und erzählt wie die menschen dort überall leben, und wie die städte und dörfer ausschauen, und wie anders dort alles ist. und mit der schwester und deren familie war er auf einer kroatischen insel, dort war es wiederum ganz anders, aber auch sehr schön, und so viel zu sehen gab es überall.
in sopron war er mit mir einkaufen, die kleine stadt hat ihm sehr gut gefallen, er konnte lange die häuser von aussen und von innen anschauen, das uralte pflaster in den höfen, die alten herrenhäuser, der uralte, schön restaurierte und revitalisierte stadtkern, und eine flasche barack hat er auch mitgenommen, die salami haben wir uns geteilt. im frühling fahren wir wieder, hat er gesagt.
im dezember hat er ein bisserl gehustet, das wetter, und kopf- und rückenschmerzen hat er manchmal gehabt, die bewegung im garten hat gefehlt, meinte er. hat ihm der doktor ein paar injektionen gegeben, dann war es wieder gut.
bei unserem tierschutz-weihnachtskonzert hat er uns geholfen die schweren sachen hin- und herzutragen, und er war ganz begeistert dass ein opernabend so schön sein kann. und die sechsjährige musiker-tochter, die auf der violine spielte - dem ganzen bezirk hat er es erzählt, so begeistert war er.
rund um weihnachten hat er angefangen sich zu überlegen wo er heuer mit wem aller hinfahren möchte. kreuzfahrt in den süden? auf die kroatische insel? gibt so vieles das er noch sehen will, hat er erzählt, jetzt, wo er zeit hat.
wie immer war er mit seinen kindern und deren anhang im jänner in ihrem stammort schifahren. beim spazierengehen hat er dann einmal nicht mehr weiterkönnen, und das eine bein war ganz geschwollen. drei tage hintereinander schifahren, und er war schneller als der bub, manchmal, wia da teifi bin i no gfohrn, hat er erzählt, und hat sich nicht gewundert dass der haxn gestreikt hat.
der arzt schickte ihn ins krankenhaus: thrombose, na ja, man ist ja nicht mehr zwanzig, wird schon wieder.
ende jänner zurück in wien: thrombose im anderen bein, embolien in den lungenspitzen.
untersuchungen. krankenhaus, lungenbiopsie: bösartig. metastasen im rücken, daher die kreuzschmerzen. muss man wohl eine chemo machen, wird schon wieder.
ende märz endlich (?) ein krankenhausbett. noch ein paar untersuchungen ausständig, dann aber die behandlung.
nach ein paar tagen: darmverschluss. operation. wunde nicht verheilt. die kinder kamen ohne wenn und aber herbeigeeilt, die haben selber kinder um die man sich kümmern muss, und alle gehen arbeiten, und die entfernungen sind ja auch nicht so ganz ohne, aber ist ja der vater. gut ging es ihm nicht, dem schuster.
wie es wieder halbwegs ging: kopftumor bestrahlt. wieder operation, weil bauchwunde nicht verheilt.
und so weiter.
am samstag vormittag ist er gestorben, der schuster. viereinhalb monate nach entdecken der thrombose, nach zehn wochen krankenhausaufenthalt.
ich hoff', es ist ihm nicht schwergefallen loszulassen. er wird vielen fehlen.
edit: voriges jahr im oktober:
gigantisch war das, hat er erzählt, und alles fotografiert und sich zur bestätigung auch fotografieren lassen:
der sohn hat mir die bilder geschickt und mir die veröffentlichung hier erlaubt.
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Donnerstag, 26. April 2012
wenn man vom teufel spricht, und so
kelef, 00:19h
die kaltmamsell wundert sich: http://www.vorspeisenplatte.de/speisen/2012/04/arbeitsaufteilung-und-mutter, und schon wird frau kelef zeugin eines gespräches zweier frauen.
mutter eines fast zwölfjährigen: ich weiss nicht, was die heutzutage in der schule lernen. mein sohn grüsst nicht ordentlich, kann nicht richtig mit messer und gabel essen, und die schuhe zubinden kann er sich auch noch immer nicht.
mutter eines sechsjährigen darauf: ach, sie tun mir leid. was für behinderungen hat ihr sohn denn?
mutter des fast zwölfjährigen: behinderungen? ich bitt sie - der geht in die zweite klasse im gymnasium! aber die kinder lernen ja heutzutage nichts ordentliches mehr in der schule. ich sag ihnen, der grüsst nicht, der kann sein essen nicht schneiden, der ...
mutter des sechsjährigen: also meiner kann das alles seit einem jahr, darum hab ich gefragt. ich hab ihm das gezeigt, und dann hat er halt geübt bis er es können hat.
mutter des fast zwölfjährigen: ja, was meinen sie, wieviel ich zu tun hab! der geht doch in die schule dass er was lernt, ich bin ja ausserdem noch berufstätig, und dann noch das kind! wenn sie sonst nichts zu tun haben, ich weiss nicht, so könnt' ich nicht leben.
mutter des sechsjährigen: ich hab noch drei andere kinder, einen mann, eine pflegebedürftige schwiegermutter im haus und arbeiten geh ich auch.
hat noch wer fragen?
mutter eines fast zwölfjährigen: ich weiss nicht, was die heutzutage in der schule lernen. mein sohn grüsst nicht ordentlich, kann nicht richtig mit messer und gabel essen, und die schuhe zubinden kann er sich auch noch immer nicht.
mutter eines sechsjährigen darauf: ach, sie tun mir leid. was für behinderungen hat ihr sohn denn?
mutter des fast zwölfjährigen: behinderungen? ich bitt sie - der geht in die zweite klasse im gymnasium! aber die kinder lernen ja heutzutage nichts ordentliches mehr in der schule. ich sag ihnen, der grüsst nicht, der kann sein essen nicht schneiden, der ...
mutter des sechsjährigen: also meiner kann das alles seit einem jahr, darum hab ich gefragt. ich hab ihm das gezeigt, und dann hat er halt geübt bis er es können hat.
mutter des fast zwölfjährigen: ja, was meinen sie, wieviel ich zu tun hab! der geht doch in die schule dass er was lernt, ich bin ja ausserdem noch berufstätig, und dann noch das kind! wenn sie sonst nichts zu tun haben, ich weiss nicht, so könnt' ich nicht leben.
mutter des sechsjährigen: ich hab noch drei andere kinder, einen mann, eine pflegebedürftige schwiegermutter im haus und arbeiten geh ich auch.
hat noch wer fragen?
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Samstag, 7. Jänner 2012
lesebefehl, ausnahmsweise
kelef, 03:37h
http://www.elfriedejelinek.com/
klicken sie bitte auf aktuelles, 2012, der kleine niko.
man möchte ihre füsse küssen.
klicken sie bitte auf aktuelles, 2012, der kleine niko.
man möchte ihre füsse küssen.
... link (6 Kommentare) ... comment
Mittwoch, 6. Jänner 2010
fasan, gebraten,
kelef, 19:06h
eine delikatesse, ich kann ihnen sagen. grundsätzlich ist ja nicht viel dran an so einem vieh, aber nach dem motto lieber weniger und gut als mehr und weniger gut: braten sie sich doch mal so einen vogel.
wie es geht, hat für den heutigen tag bollis kitchen hervorragend in wort und bild festgehalten.
und weil ich es frau creezy versprochen haben, erzähle ich ihnen gerne wie es anders auch geht.
es war vor vielen, vielen jahren, das töchterchen war noch ein sehr kleines welches, und ich arbeitete bei dieser fabrick, die da kunscht und künschtler (und solche die sich dazu zählen wollten) vermittelte.
da lernte man viele leute kennen. solche und andere, sagen wir einmal. unter anderem auch den mann mit dem wild- und geflügelgeschäft, der eine frau geheiratet hatte die ihren eltern davongelaufen war und einen scheich geheiratet hatte (also vorher, in erster ehe, wenn das überhaupt eine gewesen war), und deren eltern die dann aus dem fernen orient wieder nach österreich freigekauft oder was auch immer hatten - anno dunnemals vor vierzig oder so jahren war das noch eine ziemliche heldentat, und ohne das beherzte eingreifen der eltern weiss man nicht, was aus der dummen pute geworden wäre, aber das nur am rande.
nun, die frau, wieder in österreich, wurde erwachsen und eine gute geschäftsfrau, frau und mutter, sie sah phantastisch aus und konnte jeden um den finger wickeln. gemeinsam mit ihrem mann betrieb sie unter anderem auch die gastronomische versorgung von volksfesten, messen, grossheurigen, auch caterings wurden übernommen. immer hervorragende ware, passte alles.
allerdings ist es so, dass auf derlei marktfierantischen veranstaltungen eine etwas, wie soll ich sagen, überdeutliche sprache an der tagesordnung liegt, weil man sonst nicht verstanden wird. ich lernte das quasi als fremdsprache, konnte mich aber bald gut verständigen.
nur ihr mann, der andy, der trieb es mir dann doch manchmal zu weit. und so teilte ich ihm - im einverständnis mit seiner frau - mit, wenn er noch einmal derartig über die stränge hauen würde, verbal, dann würde ich in die kühlräume seines geschäftes eindringen und strafhalber zur selbstbedienung schreiten. dies ward mit handschlag besiegelt.
es kam, wie es kommen mussten, und ich fuhr in das geschäft und holte mir zwei possierliche, bereits sorgsam in ein speckhemd gewickelte fasanendamen. hach, was freute ich mich, und was freute sich das kind, denn die mochte sowas damals schon gerne, und dann lud ich einen mann ein dem ich noch ein essen schuldig war. das sollte ein fest werden!
zur gleichen zeit gab es auch schon, recht neu, die bratfolie eines grosskonzerns, für den ich jahrzehnte später in einer ganz anderen branche arbeiten sollte. der küchenchef hans hofer führte die immer wieder vor, und so bekam ich auch stets eine entsprechende anzahl von probepackungen, ad usum proprium.
nun, ich eilte nach hause, bereitete die beilagen vor, schnippelte rotkraut, kochte kastanien und erdäpfel, machte erdäpfelteig für handgewuzelte nudeln die dann in schweineschmalz anzubraten waren kurz vor dem servieren, öffnete das glas mit den preiselbeeren, quetschte ein paar orangen den saft aus dem leib, vorbereitete bratäpfel, öffnete den rotwein (von einer weinverkostung aus der thermenregion südlich wiens, ein ausgesuchtes tröpferl), und packte so nebenbei die fasanendamen in die bratfolie. ich hatte das schon x-mal gemacht, auch auf der bühne vor publikum unter zeitnot und während mir tausend leute interessiert auf die finger starrten, no problem.
und so kochte und brutzelte das alles lieblich vor sich hin, und ich freute mich und das kind freute sich und der gast sollte bald kommen.
das war übrigens die zeit, da strohlfliesen als bodenbelag sehr beliebt waren. sie ahnen, was da kommt?
nein, können sie gar nicht. denn es begab sich, dass die folie riss. im bratrohr. im bratrohr des gasherdes in der küche, die mit strohfliesen ausgelegt war. mit einem dreijährigen kind, das interessiert ob des knalls (denn sie fürchtete sich nicht ...) in die küche kam und frug, ob sie sehen könne ...
zu diesem zeitpunkt stand das speckhemd der viecher schon in flammen. diese flammen schlugen lodernd hinten oben aus dem herd heraus, knapp neben einer steckdose aus der ein kabel hing an dem der mixer hing, und das brennende fett tropfte unten aus dem herd auf den fussboden, der mit strofliesen belegt war.
ich kann ihnen sagen, ich hab mich fast ange... gashahn zugedreht, tür auf, kind zur nachbarin geschubst, laut gebrüllt, badetücher und handtücher nassgemacht und die fettflammen erstickt. dabei ein paar tiefe brandwunden zugelegt, diese aber stressbedingt gar nicht bemerkt, weil wer wirklich stress hat ja auch keine schmerzen fühlt.
der gestank war unbeschreiblich, der rauch und die fettflecken allüberall auch. die bade- und handtücher waren hinüber, die kochenden flüssigkeiten der beilagenbereitungen hatte ich, ebenso wie den offenen rotwein, zum löschen verwendet. zusammen mit dem orangensaft: stellen sie sich das lieber nicht vor.
und als das feuer gelöscht war, erschien der mann der geladen war mit einem wunderschönen blumenstrauss, ich war eigentlich bekannt für gute küche, und er blickte um sich und sagte kein einziges wort sondern nahm mich in den arm und ich begann haltlos zu schluchzen.
die firma hatte eine fehlcharge versehentlich als muster verpackt, daher riss die chose.
die strohfliesen riss ich aus mehreren gründen am nächsten tag heraus, seither habe ich in der küche nur mehr unbrennbare bodenbeläge.
und die fasanendamen, werden sie fragen? sie können sich gar nicht vorstellen, wie so eine bis auf das verkohlte gerippe weggebratene fasanin aussieht. das fleisch war sowas von verbrannt, das fiel in kohlestücken von den knochen.
leider hatte ich damals keinen photoapparat.
wie es geht, hat für den heutigen tag bollis kitchen hervorragend in wort und bild festgehalten.
und weil ich es frau creezy versprochen haben, erzähle ich ihnen gerne wie es anders auch geht.
es war vor vielen, vielen jahren, das töchterchen war noch ein sehr kleines welches, und ich arbeitete bei dieser fabrick, die da kunscht und künschtler (und solche die sich dazu zählen wollten) vermittelte.
da lernte man viele leute kennen. solche und andere, sagen wir einmal. unter anderem auch den mann mit dem wild- und geflügelgeschäft, der eine frau geheiratet hatte die ihren eltern davongelaufen war und einen scheich geheiratet hatte (also vorher, in erster ehe, wenn das überhaupt eine gewesen war), und deren eltern die dann aus dem fernen orient wieder nach österreich freigekauft oder was auch immer hatten - anno dunnemals vor vierzig oder so jahren war das noch eine ziemliche heldentat, und ohne das beherzte eingreifen der eltern weiss man nicht, was aus der dummen pute geworden wäre, aber das nur am rande.
nun, die frau, wieder in österreich, wurde erwachsen und eine gute geschäftsfrau, frau und mutter, sie sah phantastisch aus und konnte jeden um den finger wickeln. gemeinsam mit ihrem mann betrieb sie unter anderem auch die gastronomische versorgung von volksfesten, messen, grossheurigen, auch caterings wurden übernommen. immer hervorragende ware, passte alles.
allerdings ist es so, dass auf derlei marktfierantischen veranstaltungen eine etwas, wie soll ich sagen, überdeutliche sprache an der tagesordnung liegt, weil man sonst nicht verstanden wird. ich lernte das quasi als fremdsprache, konnte mich aber bald gut verständigen.
nur ihr mann, der andy, der trieb es mir dann doch manchmal zu weit. und so teilte ich ihm - im einverständnis mit seiner frau - mit, wenn er noch einmal derartig über die stränge hauen würde, verbal, dann würde ich in die kühlräume seines geschäftes eindringen und strafhalber zur selbstbedienung schreiten. dies ward mit handschlag besiegelt.
es kam, wie es kommen mussten, und ich fuhr in das geschäft und holte mir zwei possierliche, bereits sorgsam in ein speckhemd gewickelte fasanendamen. hach, was freute ich mich, und was freute sich das kind, denn die mochte sowas damals schon gerne, und dann lud ich einen mann ein dem ich noch ein essen schuldig war. das sollte ein fest werden!
zur gleichen zeit gab es auch schon, recht neu, die bratfolie eines grosskonzerns, für den ich jahrzehnte später in einer ganz anderen branche arbeiten sollte. der küchenchef hans hofer führte die immer wieder vor, und so bekam ich auch stets eine entsprechende anzahl von probepackungen, ad usum proprium.
nun, ich eilte nach hause, bereitete die beilagen vor, schnippelte rotkraut, kochte kastanien und erdäpfel, machte erdäpfelteig für handgewuzelte nudeln die dann in schweineschmalz anzubraten waren kurz vor dem servieren, öffnete das glas mit den preiselbeeren, quetschte ein paar orangen den saft aus dem leib, vorbereitete bratäpfel, öffnete den rotwein (von einer weinverkostung aus der thermenregion südlich wiens, ein ausgesuchtes tröpferl), und packte so nebenbei die fasanendamen in die bratfolie. ich hatte das schon x-mal gemacht, auch auf der bühne vor publikum unter zeitnot und während mir tausend leute interessiert auf die finger starrten, no problem.
und so kochte und brutzelte das alles lieblich vor sich hin, und ich freute mich und das kind freute sich und der gast sollte bald kommen.
das war übrigens die zeit, da strohlfliesen als bodenbelag sehr beliebt waren. sie ahnen, was da kommt?
nein, können sie gar nicht. denn es begab sich, dass die folie riss. im bratrohr. im bratrohr des gasherdes in der küche, die mit strohfliesen ausgelegt war. mit einem dreijährigen kind, das interessiert ob des knalls (denn sie fürchtete sich nicht ...) in die küche kam und frug, ob sie sehen könne ...
zu diesem zeitpunkt stand das speckhemd der viecher schon in flammen. diese flammen schlugen lodernd hinten oben aus dem herd heraus, knapp neben einer steckdose aus der ein kabel hing an dem der mixer hing, und das brennende fett tropfte unten aus dem herd auf den fussboden, der mit strofliesen belegt war.
ich kann ihnen sagen, ich hab mich fast ange... gashahn zugedreht, tür auf, kind zur nachbarin geschubst, laut gebrüllt, badetücher und handtücher nassgemacht und die fettflammen erstickt. dabei ein paar tiefe brandwunden zugelegt, diese aber stressbedingt gar nicht bemerkt, weil wer wirklich stress hat ja auch keine schmerzen fühlt.
der gestank war unbeschreiblich, der rauch und die fettflecken allüberall auch. die bade- und handtücher waren hinüber, die kochenden flüssigkeiten der beilagenbereitungen hatte ich, ebenso wie den offenen rotwein, zum löschen verwendet. zusammen mit dem orangensaft: stellen sie sich das lieber nicht vor.
und als das feuer gelöscht war, erschien der mann der geladen war mit einem wunderschönen blumenstrauss, ich war eigentlich bekannt für gute küche, und er blickte um sich und sagte kein einziges wort sondern nahm mich in den arm und ich begann haltlos zu schluchzen.
die firma hatte eine fehlcharge versehentlich als muster verpackt, daher riss die chose.
die strohfliesen riss ich aus mehreren gründen am nächsten tag heraus, seither habe ich in der küche nur mehr unbrennbare bodenbeläge.
und die fasanendamen, werden sie fragen? sie können sich gar nicht vorstellen, wie so eine bis auf das verkohlte gerippe weggebratene fasanin aussieht. das fleisch war sowas von verbrannt, das fiel in kohlestücken von den knochen.
leider hatte ich damals keinen photoapparat.
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Samstag, 18. Juli 2009
ende einer ära
kelef, 10:02h
zoran, der kellner aus unserem stammbeisl, geht zurück nach serbien, nach über zehn jahren unentwegter hege und pflege der gäste und -innen.
eigentlich ist er damals ja nach österreich auf besuch gekommen, dann kam der krieg, und da war das dann irgendwie nicht so sinnvoll mit dem wieder-nach-hause-fahren, weil der liebe zoran ja sowieso ein pazifist ist.
musste er also irgendwas arbeiten, und wenn man eine entfernte verwandtschaft hat, die ein lokal hat, dann wird man eben kellner. mittlerweile ist er übrigens ein ausgezeichneter welcher, er wuchs an seinen aufgaben, und fragte auch gerne immer wieder nach tipps und tricks.
im übrigen ist der liebe zoran eines der wirklich guten beispiele für integration: geht doch wenn man will.
zoran wollte. anfangs, wenn so am nachmittag wenig zu tun war, sass er gerne am tisch mit einer österreichischen oder deutschen zeitung und einem dicken wörterbuch, und lernte vokabel und grammatik. das sei eine sehr vernünftige methode um nicht nur die sprache an sich zu erlernen, sonden auch den sprachschatz zu erweitern (in allen sprachen), sich mit einem teil der kultur des landes vertraut zu machen (teil? frage ich. na ja, grinste er, das ist gerade die kronenzeitung, und dann les' ich noch die bild - das ist ein ziemlich kleiner teil der kultur, und von was für einer noch dazu, oder?).
wenn er irgendwie zeit fand - gearbeitet hat er immer sehr viel - dann schaute er sich ein wenig museum oder irgendwelche sehenwürdigkeiten an - wenn ich hier leb', dann muss ich das doch tun, sagte er dazu.
ein wenig unwirsch wurde er manchmal, wenn neue gäste das übliche ausländer-kauderwelsch sprachen, es war ihm lieber man machte ihn auf fehler aufmerksam und korrigierte ihn. besonders hartnäckige fälle von grammatikalischen feinheiten schrieb er sich auch schon einmal auf einen zettel, nach dem dritten mal falsch ist das ja peinlich, meinte er.
ärgern tat er sich auch, wenn er in irgendwelchen nachrichten- oder wissenschaftssendungen im tv begriffe zu ohren bekam die er nicht verstand und auch in keinem wörterbuch so schnell fand: aufschreiben und fragen ging aber immer.
in der zwischenzeit ist sein deutsch übrigens fast makellos, und mit sicherheit überdurschnittlich gut sowohl in bezug auf wortschatz als auch grammatik, und zwar in wort und schrift.
nie haben wir den zoran unfreundlich, übellaunig oder unhöflich erlebt. immer war er sauber und adrett anzusehen, auch nach vielen stunden arbeit - und wenn er zwischendurch dreimal das hemd wechseln musste. wie kämen denn die gäste dazu.
manchmal - nach längeren hochzeits-, geburtstags- oder anderen feiern war er ein wenig müde und ersuchte um nachsicht mit seinem reduzierten allgemeinzustand.
er wusste, wer was wann wie trinken oder essen wollte, und machte auch immer wieder vorschläge wie: du isst doch gerne ..., da wär noch was da vom tagesteller. er plauderte nur ganz wenig aus dem nähkästchen und hüllte sich gerne in diskretes stillschweigen oder höfliche umschreibungen.
nie hat er auch nur ansatzweise anstalten gemacht, mit einer der alleinstehenden gästinnen, die fallweise immer wieder wiederkamen, anzubandeln.
sonderwünsche wurden stets gerne und umgehend erfüllt, auch wenn sie wenig orthodox erschienen.
auch frau hunt hatte ein besonderes verhältnis zu ihm: zoran war der beste frisches-wasser-bringer ever. frau hunt sitzt ja sommers gerne im schanigarten und schaut sich die leut' an nach einem spaziergang. und nach einem spaziergang hat die dame durst. nachdem ich eine hohe, nicht leicht in handtaschen oder unter jacken zu transportierende wasserschüssel gekauft und deponiert habe, kriegt sie natürlich frisches wasser aus ihrer eigenen schüssel. fremde hunde dürfen nur daraus trinken wenn sie nicht da ist. und immer reichte ein glubschäugiger blick und ein leichtes mit-der-zunge-über-die-nase-fahren, und der zoran kam und brachte ihr ein glas frisches wasser, das in die jeweils vor ihre nase plazierten schüssel gegossen wurde, unter ihren strengen blicken. mit freundlich dankendem wedeln nahm sie dann umgehend ein paar zungenschläge, und legte sich zufrieden seufzend nieder.
auch reste von gekochtem rindfleisch oder gegrilltem fisch nahm sie gerne entgegen.
wenn jemand einen tisch bestellte, war klar wer welchen tisch wann warum bevorzugte, musste man nix sagen. im zweifelsfall wurde das publikum eben umarrangiert. für zoran machten die stammgäste das gerne.
wozu er damals eigentlich die matura gemacht hat und was er genaugenommen vorhatte im leben, daran kann er sich nicht mehr so genau erinnern, besser nicht darüber nachdenken.
alkohol trinkt er übrigens keinen, immer so wie die grossmutter ihm das aufgetragen hat: zum frühstück einen türkischen kaffee und einen kleinen slivovitz, wegen dem kreislauf und überhaupt der gesundheit, und dann nur wasser und saft. kein bier, kein wein, kein schnaps.
jetzt ist der zoran 38, seine mutter ist schwer herzkrank und er will sich um sie kümmern (sonst kriegt sie nie einen operationstermin), und irgendwie wollte er ja sowieso nur auf besuch nach österreich kommen, damals.
er hat ein kleines lokal in seinem heimatort, derzeit vermietet, das will er jetzt selber betreiben, seine freundin lebt auch dort, was er sonst noch vorhat? leben, meinte er, kinder machen, glücklich sein.
und so traurig es einerseits ist, für uns: soll sein, das mit dem leben und den kindern und dem glücklichsein. hat er sich verdient. wünschen wir ihm von herzen.
eigentlich ist er damals ja nach österreich auf besuch gekommen, dann kam der krieg, und da war das dann irgendwie nicht so sinnvoll mit dem wieder-nach-hause-fahren, weil der liebe zoran ja sowieso ein pazifist ist.
musste er also irgendwas arbeiten, und wenn man eine entfernte verwandtschaft hat, die ein lokal hat, dann wird man eben kellner. mittlerweile ist er übrigens ein ausgezeichneter welcher, er wuchs an seinen aufgaben, und fragte auch gerne immer wieder nach tipps und tricks.
im übrigen ist der liebe zoran eines der wirklich guten beispiele für integration: geht doch wenn man will.
zoran wollte. anfangs, wenn so am nachmittag wenig zu tun war, sass er gerne am tisch mit einer österreichischen oder deutschen zeitung und einem dicken wörterbuch, und lernte vokabel und grammatik. das sei eine sehr vernünftige methode um nicht nur die sprache an sich zu erlernen, sonden auch den sprachschatz zu erweitern (in allen sprachen), sich mit einem teil der kultur des landes vertraut zu machen (teil? frage ich. na ja, grinste er, das ist gerade die kronenzeitung, und dann les' ich noch die bild - das ist ein ziemlich kleiner teil der kultur, und von was für einer noch dazu, oder?).
wenn er irgendwie zeit fand - gearbeitet hat er immer sehr viel - dann schaute er sich ein wenig museum oder irgendwelche sehenwürdigkeiten an - wenn ich hier leb', dann muss ich das doch tun, sagte er dazu.
ein wenig unwirsch wurde er manchmal, wenn neue gäste das übliche ausländer-kauderwelsch sprachen, es war ihm lieber man machte ihn auf fehler aufmerksam und korrigierte ihn. besonders hartnäckige fälle von grammatikalischen feinheiten schrieb er sich auch schon einmal auf einen zettel, nach dem dritten mal falsch ist das ja peinlich, meinte er.
ärgern tat er sich auch, wenn er in irgendwelchen nachrichten- oder wissenschaftssendungen im tv begriffe zu ohren bekam die er nicht verstand und auch in keinem wörterbuch so schnell fand: aufschreiben und fragen ging aber immer.
in der zwischenzeit ist sein deutsch übrigens fast makellos, und mit sicherheit überdurschnittlich gut sowohl in bezug auf wortschatz als auch grammatik, und zwar in wort und schrift.
nie haben wir den zoran unfreundlich, übellaunig oder unhöflich erlebt. immer war er sauber und adrett anzusehen, auch nach vielen stunden arbeit - und wenn er zwischendurch dreimal das hemd wechseln musste. wie kämen denn die gäste dazu.
manchmal - nach längeren hochzeits-, geburtstags- oder anderen feiern war er ein wenig müde und ersuchte um nachsicht mit seinem reduzierten allgemeinzustand.
er wusste, wer was wann wie trinken oder essen wollte, und machte auch immer wieder vorschläge wie: du isst doch gerne ..., da wär noch was da vom tagesteller. er plauderte nur ganz wenig aus dem nähkästchen und hüllte sich gerne in diskretes stillschweigen oder höfliche umschreibungen.
nie hat er auch nur ansatzweise anstalten gemacht, mit einer der alleinstehenden gästinnen, die fallweise immer wieder wiederkamen, anzubandeln.
sonderwünsche wurden stets gerne und umgehend erfüllt, auch wenn sie wenig orthodox erschienen.
auch frau hunt hatte ein besonderes verhältnis zu ihm: zoran war der beste frisches-wasser-bringer ever. frau hunt sitzt ja sommers gerne im schanigarten und schaut sich die leut' an nach einem spaziergang. und nach einem spaziergang hat die dame durst. nachdem ich eine hohe, nicht leicht in handtaschen oder unter jacken zu transportierende wasserschüssel gekauft und deponiert habe, kriegt sie natürlich frisches wasser aus ihrer eigenen schüssel. fremde hunde dürfen nur daraus trinken wenn sie nicht da ist. und immer reichte ein glubschäugiger blick und ein leichtes mit-der-zunge-über-die-nase-fahren, und der zoran kam und brachte ihr ein glas frisches wasser, das in die jeweils vor ihre nase plazierten schüssel gegossen wurde, unter ihren strengen blicken. mit freundlich dankendem wedeln nahm sie dann umgehend ein paar zungenschläge, und legte sich zufrieden seufzend nieder.
auch reste von gekochtem rindfleisch oder gegrilltem fisch nahm sie gerne entgegen.
wenn jemand einen tisch bestellte, war klar wer welchen tisch wann warum bevorzugte, musste man nix sagen. im zweifelsfall wurde das publikum eben umarrangiert. für zoran machten die stammgäste das gerne.
wozu er damals eigentlich die matura gemacht hat und was er genaugenommen vorhatte im leben, daran kann er sich nicht mehr so genau erinnern, besser nicht darüber nachdenken.
alkohol trinkt er übrigens keinen, immer so wie die grossmutter ihm das aufgetragen hat: zum frühstück einen türkischen kaffee und einen kleinen slivovitz, wegen dem kreislauf und überhaupt der gesundheit, und dann nur wasser und saft. kein bier, kein wein, kein schnaps.
jetzt ist der zoran 38, seine mutter ist schwer herzkrank und er will sich um sie kümmern (sonst kriegt sie nie einen operationstermin), und irgendwie wollte er ja sowieso nur auf besuch nach österreich kommen, damals.
er hat ein kleines lokal in seinem heimatort, derzeit vermietet, das will er jetzt selber betreiben, seine freundin lebt auch dort, was er sonst noch vorhat? leben, meinte er, kinder machen, glücklich sein.
und so traurig es einerseits ist, für uns: soll sein, das mit dem leben und den kindern und dem glücklichsein. hat er sich verdient. wünschen wir ihm von herzen.
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Freitag, 20. Februar 2009
die polizei, dein freund und helfer III
kelef, 19:44h
wie schon erwähnt, ich habe nichts gegen die polizei, weder gegen die hiesige noch gegen die in anderen ländern.
aber irgendwie erschiene es mir doch, mit verlaub gesagt, in zeiten wie diesen nicht völlig unopportun sich ein ganz klitzekleinwenig mit dem aussehen von, sagen wir einmal, ausweisen anderer länder zu beschäftigen. nur ein klitzkleines wenig. zumindest mit ausweisen aus anderen eu-ländern. dann würde nämlich dieses nicht passiert sein:
http://orf.at/090220-35257/index.html
"Prawo Jazdy" ist nicht zu fassen
Über 50 Delikte wurden Irlands rücksichtslosestem Autofahrer angelastet - von Tempoüberschreitungen bis Parkvergehen. Doch die Polizei konnte des mysteriösen Herrn "Prawo Jazdy" nicht habhaft werden, hatte der polnische Einwanderer doch bei jedem Vergehen eine andere Adresse angegeben. Weder Rasterfahndung noch DNA-Analysen lösten das Rätsel, sondern ein Griff zu einem polnisch-englischen Wörterbuch: Die Polizei hatte monatelang einen Mann namens "Führerschein" gesucht.
Phantom mit Wörterbuch "enttarnt"
Die 50 Identitäten des "Herrn Führerschein".
Dutzende Tempoüberschreitungen und zahlreiche Parkvergehen quer über das ganze Land verstreut: Erfolglos hat die irische Polizei nach einem notorischen Verkehrssünder gefahndet.
Zwar hatten die Beamten immer die Daten des Mannes aufgenommen, sämtliche Versuche, danach die Strafen einzufordern, scheiterten aber. Der polnische Einwanderer hatte immer eine andere Adresse angegeben.
Nach über 50 Einträgen im Strafregister sah sich ein Polizeibeamter polnische Führerscheine einmal genauer an - und identifizierte das Phantom.
Wörterbuch löst Mysterium
"Prawo Jazdy" hatten seine Kollegen jeweils als Name des Delinquenten vermerkt, schließlich stand das groß im Führerschein des Verkehrssünders.
Der Griff zu einem Wörterbuch löste schließlich das Mysterium - und rückte die irische Polizei nicht gerade ins beste Licht: "Prawo Jazdy" heißt auf Polnisch nichts anderes als Führerschein.
"Ziemlich peinlich"
Auf dem 2004 eingeführten polnischen Führerschein im Scheckkartenformat springt rechts oben das fett gedruckte "Prawo Jazdy" sofort ins Auge, der "richtige" Name darunter ist den Beamten offenbar nie so richtig aufgefallen.
"Es ist ziemlich peinlich, dass das Polizeisystem einen Prawo Jazdy als Person mit über 50 Identitäten erschaffen hat", meinte der Polizist, der den Fehler entdeckt hat.
Memo an Medien gespielt
Er verfasste umgehend ein Memo, das landesweit seine Kollegen auf die Sprachverwirrung aufmerksam machte.
Genau dieses schon im Juni 2007 erstellte Memo war es auch, das den Fall nun öffentlich machte: Fast hätte die Polizei die Blamage unter Verschluss halten könne, diese Woche wurde das Papier aber irischen Zeitungen zugespielt.
Kultfigur der polnischen Einwanderer
"Prawo Jazdy" gilt nun als Kultfigur und Running Gag in der großen Gruppe der polnischen Einwanderer in Irland. Geschätzte 200.000 waren in den vergangenen Jahren im Zuge des Wirtschaftsbooms auf die Insel gekommen.
Jetzt, da auch der "keltische Tiger" von der Wirtschaftskrise schwer angeschlagen ist, kehren viele in ihre Heimat zurück. Rund ein Drittel will laut Umfragen nach Polen zurück.
Aus der Affäre gelernt?
Von den Behörden heißt es jetzt, dass man nach der Affäre den Beamten nicht nur die polnischen Führerscheine ein bisschen nähergebracht habe. Im Datennetz der Polizei sei ein ganzer Bereich angelegt worden, der Informationen über das Aussehen ausländischer Dokumente bietet.
Und zumindest die "Irish Times" vertraut den Behörden: Auch die notorische Wiederholungstäterin "Frau Bibliotheksausweis" aus Tschechien werde wohl bald auffliegen.
meine polnischsprechenden freunde lachen sich mit mir scheckig, krumm und kringelig. und für meine nächste reise werde ich den ausweis von frau hunt mit meinem photo ausstatten und bellen wenn mich die polizei was fragt. mal sehen, was passiert.
wir erinnern uns ja auch gerne an diese geschichte: http://gastgeberin.blogger.de/stories/309770/
aber irgendwie erschiene es mir doch, mit verlaub gesagt, in zeiten wie diesen nicht völlig unopportun sich ein ganz klitzekleinwenig mit dem aussehen von, sagen wir einmal, ausweisen anderer länder zu beschäftigen. nur ein klitzkleines wenig. zumindest mit ausweisen aus anderen eu-ländern. dann würde nämlich dieses nicht passiert sein:
http://orf.at/090220-35257/index.html
"Prawo Jazdy" ist nicht zu fassen
Über 50 Delikte wurden Irlands rücksichtslosestem Autofahrer angelastet - von Tempoüberschreitungen bis Parkvergehen. Doch die Polizei konnte des mysteriösen Herrn "Prawo Jazdy" nicht habhaft werden, hatte der polnische Einwanderer doch bei jedem Vergehen eine andere Adresse angegeben. Weder Rasterfahndung noch DNA-Analysen lösten das Rätsel, sondern ein Griff zu einem polnisch-englischen Wörterbuch: Die Polizei hatte monatelang einen Mann namens "Führerschein" gesucht.
Phantom mit Wörterbuch "enttarnt"
Die 50 Identitäten des "Herrn Führerschein".
Dutzende Tempoüberschreitungen und zahlreiche Parkvergehen quer über das ganze Land verstreut: Erfolglos hat die irische Polizei nach einem notorischen Verkehrssünder gefahndet.
Zwar hatten die Beamten immer die Daten des Mannes aufgenommen, sämtliche Versuche, danach die Strafen einzufordern, scheiterten aber. Der polnische Einwanderer hatte immer eine andere Adresse angegeben.
Nach über 50 Einträgen im Strafregister sah sich ein Polizeibeamter polnische Führerscheine einmal genauer an - und identifizierte das Phantom.
Wörterbuch löst Mysterium
"Prawo Jazdy" hatten seine Kollegen jeweils als Name des Delinquenten vermerkt, schließlich stand das groß im Führerschein des Verkehrssünders.
Der Griff zu einem Wörterbuch löste schließlich das Mysterium - und rückte die irische Polizei nicht gerade ins beste Licht: "Prawo Jazdy" heißt auf Polnisch nichts anderes als Führerschein.
"Ziemlich peinlich"
Auf dem 2004 eingeführten polnischen Führerschein im Scheckkartenformat springt rechts oben das fett gedruckte "Prawo Jazdy" sofort ins Auge, der "richtige" Name darunter ist den Beamten offenbar nie so richtig aufgefallen.
"Es ist ziemlich peinlich, dass das Polizeisystem einen Prawo Jazdy als Person mit über 50 Identitäten erschaffen hat", meinte der Polizist, der den Fehler entdeckt hat.
Memo an Medien gespielt
Er verfasste umgehend ein Memo, das landesweit seine Kollegen auf die Sprachverwirrung aufmerksam machte.
Genau dieses schon im Juni 2007 erstellte Memo war es auch, das den Fall nun öffentlich machte: Fast hätte die Polizei die Blamage unter Verschluss halten könne, diese Woche wurde das Papier aber irischen Zeitungen zugespielt.
Kultfigur der polnischen Einwanderer
"Prawo Jazdy" gilt nun als Kultfigur und Running Gag in der großen Gruppe der polnischen Einwanderer in Irland. Geschätzte 200.000 waren in den vergangenen Jahren im Zuge des Wirtschaftsbooms auf die Insel gekommen.
Jetzt, da auch der "keltische Tiger" von der Wirtschaftskrise schwer angeschlagen ist, kehren viele in ihre Heimat zurück. Rund ein Drittel will laut Umfragen nach Polen zurück.
Aus der Affäre gelernt?
Von den Behörden heißt es jetzt, dass man nach der Affäre den Beamten nicht nur die polnischen Führerscheine ein bisschen nähergebracht habe. Im Datennetz der Polizei sei ein ganzer Bereich angelegt worden, der Informationen über das Aussehen ausländischer Dokumente bietet.
Und zumindest die "Irish Times" vertraut den Behörden: Auch die notorische Wiederholungstäterin "Frau Bibliotheksausweis" aus Tschechien werde wohl bald auffliegen.
meine polnischsprechenden freunde lachen sich mit mir scheckig, krumm und kringelig. und für meine nächste reise werde ich den ausweis von frau hunt mit meinem photo ausstatten und bellen wenn mich die polizei was fragt. mal sehen, was passiert.
wir erinnern uns ja auch gerne an diese geschichte: http://gastgeberin.blogger.de/stories/309770/
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Donnerstag, 19. Februar 2009
travis ist tot,
kelef, 04:49h
und frau lu hat ihm einen eintrag gewidmet: http://derbe.blogger.de/stories/1341238/
im prinzip hat er lange durchgehalten, der travis, und ich denke, alles was da so passiert ist wird wohl aus begreiflichen gründen nicht an die öffentlichkeit gelangt sein.
ich kannte ja mal einen artisten, der einen drei monate alten schimpansen in einer tierhandlung kaufte, eigentlich, um dem armen vieh einen zumindest schmerzfreien, wenn auch sehr frühen tod zu ermöglichen. der tierarzt überredete ihn dann dazu, dem tier eine gnadenfrist einzuräumen, und so wurde der schimpanse wider erwarten wieder gesund.
leider konnte er in keine affengruppe mehr integriert werden, so brachte ihm sein herrchen dann - teilweise auch notgedrungen - allerlei bei und trat jahrelang mit ihm auf, in vielen verschiedenen ländern: duo "sam und tam". der kleine kerl konnte ganz ohne windeln leben (was wirklich aussergewöhnlich war), und benahm sich im prinzip besser als manches kind. er kannte alle "seine" menschen nach namen, und konnte sich recht gut verständlich machen. aber lesen sie doch auch hier: http://gastgeberin.blogger.de/stories/313831/
tam - das kleine, possierliche tierchen das knappe 20 kilo wog als ich ihn kennenlernte - sprang mit einem satz über die stiegengeländer und schaukelte über den häuptern der menschen. er war reaktionsschneller als jeder hund, und konnte mit seinen blitzeweissen milchzähnchen, die er brav jeden abend selber putzte, den knochen einer kalbsstelze einfach so durchbeissen. er hob mich auf den schreibtisch, und konnte den kasten besser von der wand rücken als zwei erwachsene. er konnte auch ganz vorsichtig kaffee einschenken, die angeordneten stück zucker hineingeben, umrühren und dann vorsichtig die oberlippe über den tassenrand stülpen und kosten. war der kaffee nicht mehr zu heiss, schob er die tasse dem jeweilgen besteller zu. anschliessend sprang er auf den kasten und hüpfte dort ein wenig herum, um dann mit einem satz herunterzukommen, einen sessel zu nehmen und sich mit an den tisch zu setzen.
er schlief in einem eigenen kleinen schlafsack, trug nachts einen pyjama und ass gerne bananen und butterbrote. wenn man ihn darum ersuchte, gab er höflich die hand zur begrüssung, er spielte violine (ein wenig, und eher mit wenig musikalischem einfühlungsvermögen) und legte grossen wert darauf, dass seine bühnenkostüme mit ein wenig strass verziert waren, wie er es bei anderen künstlern gesehen hatte. und das kostüm von sam musste genau so aussehen wie das von tam, inclusive strass, das war ganz wichtig.
trotzdem: er war potentiell gefährlich, das wusste sein besitzer, und wenn das tier einen schlechten tag hatte dann gab es eben verschobene vorstellungen. auch war sich sein besitzer darüber im klaren, dass er das tier keineswegs artgerecht hielt, aber was hätte er nun wirklich tun sollen mit ihm? einzelhaft? einschläfern?
tam bekam leider eine kinderkrankheit, vermutlich masern, derartige viren verursachen bei menschanaffen meist eine meningitis, und tam starb noch vor seinem fünften geburtstag, somit auch vor der pubertät. sam war untröstlich, meinte aber doch immer wieder, er hätte das tier aus den o.a. gründen vermutlich doch irgendwann einschläfern lassen müssen, weil tam eben keinen käfig und keine artgenossen kannte - und letztere trotz vielfacher versuche auch nicht kennenlernen wollte.
sam war immer klar, dass es sich um ein tier handelte das im zuge der pubertät seinen charakter verändern würde, und dass auch eine kastration das nicht würde verhindern können. sam hat aber damals auch gesagt, wenn er gewusst hätte was da auf ihn zukam, aber nun ja. wegen des affen hatte ihn nach einem halben jahr seine frau verlassen, die sache mit freunden war so eine diffizile, manche menschen wollte tam einfach nicht, und ein klein wenig neigte der gute auch zur eifersucht (der affe, meine ich). so liebevoll und fast zärtlich er sein konnte, er war einfach stärker als ein mensch, und als jungtier zwar noch ziemlich, aber doch nicht absolut berechenbar. die tatsache, dass tam nie jemandem weh getan hat, ist die eine seite der geschichte. aber er hatte ja keine gelegenheit zu zeigen, was wirklich in ihm steckte.
mit anderen worten: ein affe ist kein haustier, auch ein kleiner affe nicht, auch ein junger affe nicht. und ich hab geheult wie ich gehört hab dass tam gestorben war, aber ich kann ihnen versichern: wenn ich so ein armes krankes wurm in einer tierhandlung seh, und kein tiergarten nimmt es, dann weiss ich zu welchem tierarzt ich geh. ganz bestimmt.
im prinzip hat er lange durchgehalten, der travis, und ich denke, alles was da so passiert ist wird wohl aus begreiflichen gründen nicht an die öffentlichkeit gelangt sein.
ich kannte ja mal einen artisten, der einen drei monate alten schimpansen in einer tierhandlung kaufte, eigentlich, um dem armen vieh einen zumindest schmerzfreien, wenn auch sehr frühen tod zu ermöglichen. der tierarzt überredete ihn dann dazu, dem tier eine gnadenfrist einzuräumen, und so wurde der schimpanse wider erwarten wieder gesund.
leider konnte er in keine affengruppe mehr integriert werden, so brachte ihm sein herrchen dann - teilweise auch notgedrungen - allerlei bei und trat jahrelang mit ihm auf, in vielen verschiedenen ländern: duo "sam und tam". der kleine kerl konnte ganz ohne windeln leben (was wirklich aussergewöhnlich war), und benahm sich im prinzip besser als manches kind. er kannte alle "seine" menschen nach namen, und konnte sich recht gut verständlich machen. aber lesen sie doch auch hier: http://gastgeberin.blogger.de/stories/313831/
tam - das kleine, possierliche tierchen das knappe 20 kilo wog als ich ihn kennenlernte - sprang mit einem satz über die stiegengeländer und schaukelte über den häuptern der menschen. er war reaktionsschneller als jeder hund, und konnte mit seinen blitzeweissen milchzähnchen, die er brav jeden abend selber putzte, den knochen einer kalbsstelze einfach so durchbeissen. er hob mich auf den schreibtisch, und konnte den kasten besser von der wand rücken als zwei erwachsene. er konnte auch ganz vorsichtig kaffee einschenken, die angeordneten stück zucker hineingeben, umrühren und dann vorsichtig die oberlippe über den tassenrand stülpen und kosten. war der kaffee nicht mehr zu heiss, schob er die tasse dem jeweilgen besteller zu. anschliessend sprang er auf den kasten und hüpfte dort ein wenig herum, um dann mit einem satz herunterzukommen, einen sessel zu nehmen und sich mit an den tisch zu setzen.
er schlief in einem eigenen kleinen schlafsack, trug nachts einen pyjama und ass gerne bananen und butterbrote. wenn man ihn darum ersuchte, gab er höflich die hand zur begrüssung, er spielte violine (ein wenig, und eher mit wenig musikalischem einfühlungsvermögen) und legte grossen wert darauf, dass seine bühnenkostüme mit ein wenig strass verziert waren, wie er es bei anderen künstlern gesehen hatte. und das kostüm von sam musste genau so aussehen wie das von tam, inclusive strass, das war ganz wichtig.
trotzdem: er war potentiell gefährlich, das wusste sein besitzer, und wenn das tier einen schlechten tag hatte dann gab es eben verschobene vorstellungen. auch war sich sein besitzer darüber im klaren, dass er das tier keineswegs artgerecht hielt, aber was hätte er nun wirklich tun sollen mit ihm? einzelhaft? einschläfern?
tam bekam leider eine kinderkrankheit, vermutlich masern, derartige viren verursachen bei menschanaffen meist eine meningitis, und tam starb noch vor seinem fünften geburtstag, somit auch vor der pubertät. sam war untröstlich, meinte aber doch immer wieder, er hätte das tier aus den o.a. gründen vermutlich doch irgendwann einschläfern lassen müssen, weil tam eben keinen käfig und keine artgenossen kannte - und letztere trotz vielfacher versuche auch nicht kennenlernen wollte.
sam war immer klar, dass es sich um ein tier handelte das im zuge der pubertät seinen charakter verändern würde, und dass auch eine kastration das nicht würde verhindern können. sam hat aber damals auch gesagt, wenn er gewusst hätte was da auf ihn zukam, aber nun ja. wegen des affen hatte ihn nach einem halben jahr seine frau verlassen, die sache mit freunden war so eine diffizile, manche menschen wollte tam einfach nicht, und ein klein wenig neigte der gute auch zur eifersucht (der affe, meine ich). so liebevoll und fast zärtlich er sein konnte, er war einfach stärker als ein mensch, und als jungtier zwar noch ziemlich, aber doch nicht absolut berechenbar. die tatsache, dass tam nie jemandem weh getan hat, ist die eine seite der geschichte. aber er hatte ja keine gelegenheit zu zeigen, was wirklich in ihm steckte.
mit anderen worten: ein affe ist kein haustier, auch ein kleiner affe nicht, auch ein junger affe nicht. und ich hab geheult wie ich gehört hab dass tam gestorben war, aber ich kann ihnen versichern: wenn ich so ein armes krankes wurm in einer tierhandlung seh, und kein tiergarten nimmt es, dann weiss ich zu welchem tierarzt ich geh. ganz bestimmt.
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