Mittwoch, 2. Mai 2007
hollabrunn und der umgang mit der praepotenz
damit hier niemand weiter mit den fingern herumtrommelt auf den tasten, erzähl' ich schnell einmal eine geschichte, die mir immer wieder einfällt. selbstverständlich ohne jedweden aktuellen anlass, ich meine, ich bin ja ich, nicht wahr.

es begab sich also vor vielen, vielen jahren, als frau kelef noch jung und schön und, wie bereits ein- oder zweimal erwähnt, in der veranstaltungsbranche und somit auch der vermittlung von kunscht und künschtlern tätig war.

in hollabrunn, das auch gerne zärtlich ollabrünn genannt wird, fand immer ein großes, weithin bekanntes und ausserordetnlich gut besuchtes volksfest statt, zu einer zeit anno dunnemals, als die österreichische steuerpolitik gemeinnützige veranstaltungen noch nicht besteuerte als ob der untergang des abendlandes durch singen von volksfestliedern und trinken von bier hervorgerufen werden könnte.

es war dies auch die zeit, da die österreichische kunscht- und künschtlerszene die austro-barden hervorbrachte, man möchte fast sagen: ausspie. wie auch immer die geneigte leserschaft letzteres auch interpretieren möchte.

es ward gedichtet und gesungen und konzertiert allerzeiten und allerorten, und einige wenige brachten es tatsächlich zu gewissen bekanntheitsgraden. infolgedessen wurden sie dann auch gegen geld für öffentliche veranstaltungen engagiert, nachdem man sie vorher vermittelt hatte. die reihenfolge war immer: veranstalter beauftragt agentur - agentur beauftragt künstler - künstler künstelt - veranstalter zahlt an agentur - agentur zahlt an künstler vor dem letzten drittel des auftrittes. so hatte jeder was davon. und die reihenfolge hatte gründe, die sowohl in der zahlungswilligkeit mancher veranstalter, als auch in der trinkfestigkeit (vielfach auch der vermeintlichen, unbestätigten) der künstler, als auch in der modifizierten ehrlichkeit einiger vermittler verankert waren.

in ollabrünn nun waren die veranstalter ehrliche welche, wir als agentur ebenfalls vertrauenswürdig, und einem gerade aufstrebenden barden, der mit gitarre auf die bühne ging und seine lieder sang: wer hätte dem misstrauen mögen? jung und unverdorben, ein klein wenig gesellschaftskritisch wie zur zeit passend, etc., muss doch jeder seine chance kriegen, nicht wahr? und die jungen sind ja auch sehr dankbar, für so einen auftritt live vor so vielen leuten, mit radio dabei und so.

leider sind ja musiker nun vielfach keine menschen, keine richtigen, und denken ist für viele von ihnen ein fremdwort. macht ja nix, können sich ein pferd kaufen, hat den größeren kopf. der in diesem falle als star engagierte newcomer hatte sein pferd zu hause gelassen, ergo war nix mit denken. jetzt ist es aber so: wenn man bei einem frühschoppen bei einem volksfest als stargast verpflichtet und eine sehr ordentliche, überdurchschnittliche gage bekommen will, dann muss man schon zugeständnisse machen. weil: ein volksfestzelt ist kein konzertsaal. und während das dankbare publikum dem gesangesvortrag lauschte, ass und trank es wie bei einem volksfest-frühschoppen nun mal üblich: bier, grillhendln und bratwürstln. und so halt.

dem jungbarden gefiel dieses nicht, und so ersuchte er das p.t. publikum mit freundlichen worten wie "es o*schlecha, waun i sing hoits de pappn und huachts zua" u.s.w., doch während seines vortrages von der nahrungs- und genussmittelaufnahme abstand zu nehmen.

die ollabrünner taten ihm den gefallen nicht wirklich, und irgendwie waren sie - verständlicherweise - auch nicht wirklich gewillt die vereinbarte summe zu löhnen. der barde wollte die volle gage aber sehr wohl.

die ollabrünner legten den kopf zur seite, blickten sich an, frau kelef war gewarnt und begab sich in sichere distanz. man werde dem barden jetzt die sache ganz genau erklären, damit er es auch ganz bestimmt verstehen möge, ward ihr mitgeteilt. frau kelef begab sich in noch weitere distanz.

der barde schritt aus dem nebenzeltanbau, in dem seine garderobe gewesen war, und skandierte weiter seine o. a. bemerkungen. die ollabrünner sahen sich an, schritten auf den barden zu, nahmen ihn, trugen ihn ein stück weiter und tauchten ihn in den dort stehenden deko-brunnen. hals über kopf. immer wieder. und dabei skandierten sie nun ebenfalls: "sag entschuldigung". bevor er absoff, tat er das dann auch. laut, deutlich und zum mitschreiben.

ich liebe diese menschen heute noch. und immer wieder überkommt mich die sehnsucht nach solchen erlebnissen: schlicht, ergreifend und unmissverständlich. klar und prägnant. was gäb' ich d'rum, heutzutage.

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Vom Regen in die Traufe, so schnell kann es gehen.

Ich halte von derart rabiaten Methoden eigentlich viel, helfen sie doch, die Position auch dem begriffsresistentesten Menschen offensichtlich darzulegen. Wenn diese Position denn auch richtig ist.
Und ein Nachweis der körperlichen Beschädigung ist auch nicht leicht zu erbringen. Außer Wasser in der Lunge. Aber das kann auch vom Alter kommen.

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in dem fall wäre das wasser in der lunge möglicherweise auch vom übermäßigen alkoholkonsum gekommen, wer weiß.

ich bin auch der meinung, sowas fällt nicht unter körperliche gewalt, sondern ist einfach fremdsprachenbeherrschung. manche verstehen es eben anders nicht.

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ähnliche sprache wurde ja schon von so manchem künstler vernommen. z.b. klaus kinski ;^)

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Kompliment
Und zwar zweifach. Wobei das zweite mit Abstrichen, nämlich – Aber von vorn. Rebellmarkt-Kommentar einwandfrei schön. Haben Sie wirklich Pharmazie studiert, oder können Sie nur so gut schreiben? Musiker-Geschichte auch schön, auch wenn mir etwas mehr Stringenz à la Th. B. und weniger Wurstsemmelpassage Marke P. Ha. besser gefallen hätten. Aber das ist allein mein Problem.
Sind Sie wirklich eine Frau? Wie sehen Sie aus? Okay. Auch mein Problem, kann ja jetzt mal nachschaun, ob ich womöglich Fotos finde.
Habe die Ehre

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danke.
und von vorn: rebellmarkt-kommentar ist berufskrankheit, quasi, ich hab' mich hier bei mir selber ja auch schon mehrfach alteriert über verschiedenes aus und in dieser richtung. wenn man jahrzehntelang mit solchen dingen zu tun hat dann ist man entweder abgestumpft oder noch bemühter als zu beginn.

wurstsemmelpassage? passte hier einfach, in diesem zusammenhang. stellen sie sich einfach die szenerie vor ...

klar bin ich wirklich eine frau. und fotos brauchen sie nicht suchen, gibt keine. gott bewahre, ich will ja nicht dass die leut' blind werden.

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Sind Sie wirklich eine Frau? häää?
was hat diese frage eigentlich zu bedeuten?

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hab' mich auch gewundert. vermutlich eine frage der uhrzeit.

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die uhrzeit soll lieber nicht so blöde fragen stellen.

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