Montag, 29. November 2010
gott soll abhüten
vor allem, was noch ein glück ist. sagte ja schon die tante jolesch, resp. liess torberg die tante jolesch zitieren.

und was tut gott? so ist es auch. schon versucht, kein vergleich.

am 30.10.2010 um 18.05 im supermarkt hier um die ecke, zum beispiel, als da dort, wo sie rein eigentlich nichts zu suchen haben zwei euro-paletten eng nebeneinander und aneinandergekuschelt standen. und zwar genau dort vor der ersten kasse richtung ausgang, wo die kunden von den restlichen sechs kassen auch vorbei müssen. kann man sich vorstellen wie auf einem rangierbahnhof.

und wenn dann die eine palette richtung ausgang noch so an die zwanzig zentimeter weiter vorsteht als die hintere, die man gerade passiert, und von allen seiten eilige mitkunden herumkurven, und der einkaufswagen mit der gerade bezahlten ware wie üblich ein wenig unwuchtig rennt, und einem dann noch von hinten jemand mit einem wagen an die hacken knallt während jemand anders einen gleichzeitig mit einem einkaufswagerl seitlich rammt, dann verhakt man sich gerne mit dem linken fuss in der vorstehenden palette und den rest können sie sich vorstellen, probieren sie es aber bitte nicht aus.

und obwohl ich es vermeiden konnte mit dem gesicht auf die kante des sich schlingernd bewegenden einkaufswagen zu knallen und mir so das ffleisch von den knochen zu schälen, so brachte ich doch durch das drängeln von hinten meinen linken fuss nicht mehr rechtzeitig unter der palette heraus und perdautz und krach und auweh. immerhin aber mit dem rücken die palette auch nicht getroffen, sonst noch mehr auweh.

insofern: noch ein glück.

sicherheitshalber gleich auf den rücken, nach luft geschnappt, gelenkskontrolle und holla: da war vorher keine bewegliche stelle im linken oberarm.

also liegengeblieben und ein wenig kontrolliert geatmet. irgendwann kam dann doch wer vom personal und kurvte nicht rund um mich herum wie die kunden sondern fragte ob man mir helfen könne, ja bitte einmal die rettung rufen.

wie meinen sie?

anrufen, jetzt, die rettung, der arm ist gebrochen, möglicherweise hat das gelenk auch was abgekriegt. bitte, danke.

sind sie sicher?

ja, sehr.

verschwindet ab durch die mitte.

kunde kommt vorbei, schaut interessiert, rennt an mir vorbei, wieder zurück: warten sie, ich helfe ihnen auf! (grabscht nach meinem linkem arm). macht der nie wieder, sowas, glauben sie mir.

eine dame vom personal brachte - sich vielmals entschuldigend - einen frisch ausgepackten dicken weichen wischmopp, was anderes als kopfunterlage hätte sie in der schnelle und mit dem schreck nicht gefunden, aber bitte, wenn ich da schon so liegen wolle ...

ja, wollte ich. wenn einer nicht weiss wie man hingreift beim helfen, dann danke vielmals, und wenn man sich unter solchen umständen aufsetzt wird einem ja auch leicht schwummrig und schlecht, und das will ja auch keiner. also lieber modell käfer-auf-dem-rücken.

rettung kam dann auch bald, setzten mich auf, und packten den arm in eine hübsche schlinge.

ein jüngling mit lockichtem haar, supermarktlehrling, wurde zum wirt des vertrauens geschickt um einen gast von dort zu holen damit der die einkäufe - immerhin über € 50.-- - holen und bis auf weiteres in verwahrung nehmen möge. der liebe siegi kam mit verstärkung, bleich im gesicht, nahm die einkaufstüten, ich solle mich melden wenn ich was wüsste. weiss ich schon: arm ab, kurz unter dem schultergelenk, sollbruchstelle sowieso.

bist du sicher? ja.

festgestellt, dass ich lediglich schlüssel, bankomatkarte und fünf zigaretten sowie ein taschentuch bei mir trug.

mit der rettung um 18.38 im unfallkrankenhaus angekommen, ist ja alles sehr nahe hier.

dort auf einen zivi getroffen, der irgendwoher ein handy brachte, mit dem ich eigentlich - wie ihm bereits erklärt - die auskunft um die telefonnummer der liebreichen tante kitsch ersuchen wollte. leider konnte man mit dem handy nur innerhalb des krankenhauses telefonieren.

wieso ich denn nach draussen anrufen wolle?

weil ich da herinnen niemanden kenn mit dem ich reden will.

warum?

bringen sie mir doch bitte einfach ein telefon mit dem man innerhalb wiens telefonieren kann.

hamma nicht.

einige diskussionen und - schmerzbedingt - ungeduldige äusserungen später konnte dann doch ein handy gefunden werden mit dem man telefonieren kann.

leider hat die liebe tante aber das handy, dessen telefonnummer man von der auskunft bekommt, nie mit, und zu hause war sie auch nicht, und also musste der notdienst der tanten-gehaltszahlungs-institution ausgeforscht werden und dort die entsprechende abteilung, und dort musste - mit leichter ungeduld, weil schmerzen immer stärker, schmerzstiller: fehlanzeige - von einer unbekannten jungen mitarbeiterin die jagd nach der telefonnummer des tanteschen diensthandys eingefordert werden, während frau oberschwester das diensttelefon wieder zurückhaben wollte und die jägerin meinte, ich sollte in einer halben stunde oder stunde wieder anrufen, vielleicht auch in fünf minuten, sie mache das ja alles freiwillig.

als ob ich die arme aus jux und tollerei hätte quälen wollen, aber sitzen sie einmal mit oben absolut ohne unter einem zu kleinen tuch zwischen ein paar besoffenen halloween-vorfeiernden mit blutigen köpfen und mäulern, während ihnen der arm fast abfällt weil man ihnen die schlinge auch noch weggenommen hat, klammern sie sich dabei gerne an die reste ihrer unterwäsche und die vom körper gezogene oberbekleidung, während zwei kinder mit einem rollstuhl, in dem der besoffene vater sitzt und seine ausgeschlagenen zähne bewundert, rallye spielen, halten sie das telefon dabei mit der falschen, weil rechten hand, und seien sie dann auch noch geduldig.

die telefonnummer ward gefunden und auswendig gelernt, weil es gab nix zum schreiben und überhaupt, und wer hob ab bei der tante: richtig, die mailbox.

also draufgelabert und vergessen zu erwähnen, welches ukh, die tante rief aber zurück und erforschte die adresse. die oberschwester gab mir auch das telefon, und so konnte die arme tante auch gleich mit dem abholen der einkäufe aus dem beisel am eck beauftragt werden, denn dort sass der liebe siegi ja immer noch und passte auf wie ein schiesshund.

die kleine wauwau, im übrigen, war das erste mal länger als eine halbe stunde allein in der wohnung, aber immerhin war sie zu diesem zeitpunkt ja schon zwei wochen in wien. auch dazu sollte, bitteschön, der frau tante kitsch was einfallen, weil: man weiss ja nie.

frau tante kitsch befand sich zu diesem zeitpunkt am anderen ende von wien, und hatte die mütterlichen wohnungsschlüssel natürlich nicht dabei. würde also dauern, aber da noch nicht einmal ein röntgenbild angefertigt worden war, nach über einer stunde, war das mit dem dauern ja relativ.

fortsetzung folgt.

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Liebe Frau Kelef, es ist sehr gut, wieder von Ihnen zu hören & auf diese Weise schlußfolgern zu können, daß Sie ihre Hand zumindest wieder gebrauchen können, und Sie soweit auf dem Wege der Besserung sind.

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fürchterliche geschichte, mit all den details, aber was mich am meisten beunruhigt ist der absatz mit den anderen kund/inn/en des supermarkts, die vorbeigegangen sind und auf sie (im wahrsten sinne) runtergeschaut haben. es heißt ja immer, zivilcourage sei ein guter indikator für die verfassung und stimmung einer gesellschaft. so gesehen: gute nacht. da wird der herrgott auch nicht helfen.

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Sie
machen aber auch Sachen. Wenn man nicht staendig auf Sie aufpasst.
Ich unterstelle mal, dass das jetzt nicht unbedingt Absicht ist, damit Sie was zum Bloggen haben.

Haben's eigentlich den Laden verklagt? Waere bestimmt eine gute Idee.

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Oh mei, gute Frau, die Umständ'!
Bitte heilen'S ganz schnell.

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Ich weiß auch nicht, es ist immer, als hätte noch nie ein Patient telefonieren müssen oder Schmerzen gehabt oder unbeaufsichtigte Kinder/zu pflegende Angehörige/auf dumme Ideen kommende Haustiere daheim. Den nächsten Sturz müssen Sie aber besser planen, Frau kelef, gell - und nicht wieder den anderen Kunden eine halbe Stunde im Weg herum liegen.

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sie sagen es, frau syberia. krankenhauspersonal ist von den erstaunlichsten dingen überrascht, das kennt man ja schon.

und natürlich plane ich das nächste hopperla besser: ich bin ja nicht nur anderen unschuldigen im weg herumgelegen, nein, noch schlimmer: der supermarkt schliesst ja eigentlich um 18.00 uhr, deshalb waren nicht mehr alle kassen offen, und deshalb auch das gedränge an der engstelle. und dann mussten die armen mitarbeiter meinethalben auch noch länger dableiben. ich rücksichtsloses etwas, ich.

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