Freitag, 30. Juli 2010
bekanntschaft aus ungarn III
kelef, 00:20h
langsam hatte sich frau kelef wieder beruhigt, und ein normales leben etablierte sich.
was sich noch etablierte, war ein, wie man es damals nannte, ost-kontakt.
denn wiewohl es aus unerfindlichen gründen nicht möglich war, kontakt zu personen aus eisenhüttenstadt oder berlin aufrechtzuerhalten - briefe kamen zurück mit "empfänger unbekannt/verzogen/verstorben" oder einfach zu tode korrigiert und mit dem vermerk "nicht angenommen", aus anderen teilen des arbeiter- und bauernstaates konnte man sogar telefonieren. nach west. also nicht nach deutschland, aber nach österreich. manchmal. aus telefonzellen. nicht immer aus derselben, aber der versuch lohnte.
und briefe kamen auch. sogar fotos. hach ja.
briefe brauchten manchmal zwei monate, manchmal zwei tage, und ansichtskarten - dabei sammelt frau kelef die doch - die waren offensichtlich überhaupt suspekt. fragen sie nicht warum.
die briefe die kamen waren sehr schön, und sehr ausführlich, und wenn sie kamen auch nicht einmal "korrigiert", konnte man nicht meckern. mag aber auch daran gelegen haben dass die formulierungen entsprechend vorsichtig und wohlüberlegt waren.
man telefonierte auch, und wenn das telefon nicht allzusehr knackste, dann traute man sich schon auch einmal zu sagen was man wollte oder dachte, vorsichtig, aber doch. "warum kann ich nicht lesen was ich will, warum kann ich nicht fahren wohin ich will. ich will das doch bloss kennenlernen." jajaja.
frau kelef kannte zu dieser zeit schon sehr viele leute die es irgendwie geschafft hatten sich aus volksdemokratischen in andersdemokratische länder zu transferieren, wie auch immer, und so war ihr dieser wunsch sehr nachvollziehbar, insbesondere als sie ja auch eine menge mehr über die volksdemokratien wusste als die meisten anderen, die da so klug mitredeten, und immer noch mitreden, ohne jemals ihre stinkenden hintern damals oder heutzutage dorthin bewegt zu haben, geschweige denn, sich mit irgendeinem menschen aus irgendeinem dieser länder auseinandergesetzt zu haben. aber das nur am rande. und hilfsbereit war frau kelef ja auch immer schon, aus einer anzahl von gründen.
k. nun - damals jung, dumm und gefrässig - hatte einen guten job, verdiente für ddr-verhältnisse unverdient viel kohle, hatte entsprechende freizeit und schaute sich von der welt an was er durfte, und soweit es eben ging. und dann wollte er es vorab genau wissen und stieg in budapest in einen zug richtung österreichische grenze, was er besser unterlassen hätte. erstens erwischte er in seiner gerechten hektik den falschen zug, zweitens hätte er sowieso nicht genau gewusst wie weiter (grüne grenze - herrjeh) und drittens - und das war der entscheidende faktor - waren alle diese züge "unter beobachtung", und alle "diese" reisenden auch, und infolgedessen kam es wie nicht anders zu erwarten und die reise endete vorzeitig und in ungarn und mit einem ungeheuren erklärungbedarf und so weiter und so fort, und jedenfalls: fahren sie bitte wieder nach hause.
k. winselte leise bis laut ins telefon, es war nicht mitanzuhören, irgendwo zwischen selbstvorwürfen und -zweifeln und zorn und verzweiflung und all diesen verständlichen gemütszuständen, es konnte einem das herz zerreissen und das tat es auch, frau kelef und das herzliebe töchterlein vergossen ein paar ehrliche tränen.
es ward also der beschluss gefasst sich zu treffen. in sopron im schönen ungarn. ungarn war ja grundsätzlich ein genehmigtes reiseland für alle beteiligten. und wenn es denn irgend möglich war, dann war das die einzige möglichkeit. in der zwischenzeit hatte nämlich der arbeiter- und bauernstaat der ddr beschlossen frau kelef kein besuchsvisum mehr zu erteilen, der kulturelle kontaktattache war nicht mehr in wien und was sollte man tun. streiten wäre ja auch keine lösung gewesen. sopron war damals die stadt in ungarn, in die die österreichischen einkaufstouristen auto- und autobuskolonnenweise pilgerten, salami und käse und fragen sie nicht was noch alles zu kaufen. kein burgenländischer heuriger ohne den ausgezeichneten ungarischen emmentaler. györ wäre eine möglichkeit gewesen, aber ein weiter weg von dort zur grenze, hegyeshalom oder deutschkreutz auch eine idee, mosonmagyarovar war im gespräch, aber alles nicht wirklich städte in die man "so einfach" von wien aus zum einkaufen gefahren wäre. und was weiss ein fremder, wer einen auf der autobahn möglicherweise anhält. hätte ja ein kaputtes bremslicht gereicht. sopron also.
und, bevor jemand fragt: frau kelef war sich immer ganz, ganz sicher dass k. meinte was er sagte - hat man ja manchmal (wenn auch äusserst selten), dass man jemanden trifft bei dem man dieses merkwürdige vertrauen spürt, keine zweifel, keine angst, das gefühl sich verlassen zu können, zu wissen was der andere denkt. normalerweise lernt man solche menschen nicht unbedingt im dauerregen auf einem campingplatz und im mittelprächtigen suff kennen, aber ausnahmen bestätigen die regel. sopron also.
frau kelef - und nein, hier werden keine details verraten, auch nicht nach all der langen zeit - organisierte alles was so dazu gehörte. und was hier noch angemerkt sein muss: frau kelef hat in ihrem leben nun wirklich eine menge riesengrosser arschlöcher kennengelernt, inclusive der eigenen familie. aber frau kelef hat auch eine menge unglaublich toller menschen kennengelernt, und denen sei hier dank gesagt, denn ohne diese menschen wären viele leben anders verlaufen.
mit hilfe einiger dieser personen also wurde ein plan geschmiedet, alle fürs und widers wurden abgewogen und hin und her gewälzt, risiken evaluiert und tageszeiten beleuchtet, erfahrungen ausgetauscht und meinungen gesammelt, und fragen sie mich nicht was sonst noch.
dann gab es nach dem wunsch und der idee auch den plan.
irgendwann läutete auch endlich wieder das telefon: k. hatte ein visum für ungarn, und würde am ... um ... uhr in budapest landen.
man verabredete sich für drei tage später. in einem lokal in sopron.
was sich noch etablierte, war ein, wie man es damals nannte, ost-kontakt.
denn wiewohl es aus unerfindlichen gründen nicht möglich war, kontakt zu personen aus eisenhüttenstadt oder berlin aufrechtzuerhalten - briefe kamen zurück mit "empfänger unbekannt/verzogen/verstorben" oder einfach zu tode korrigiert und mit dem vermerk "nicht angenommen", aus anderen teilen des arbeiter- und bauernstaates konnte man sogar telefonieren. nach west. also nicht nach deutschland, aber nach österreich. manchmal. aus telefonzellen. nicht immer aus derselben, aber der versuch lohnte.
und briefe kamen auch. sogar fotos. hach ja.
briefe brauchten manchmal zwei monate, manchmal zwei tage, und ansichtskarten - dabei sammelt frau kelef die doch - die waren offensichtlich überhaupt suspekt. fragen sie nicht warum.
die briefe die kamen waren sehr schön, und sehr ausführlich, und wenn sie kamen auch nicht einmal "korrigiert", konnte man nicht meckern. mag aber auch daran gelegen haben dass die formulierungen entsprechend vorsichtig und wohlüberlegt waren.
man telefonierte auch, und wenn das telefon nicht allzusehr knackste, dann traute man sich schon auch einmal zu sagen was man wollte oder dachte, vorsichtig, aber doch. "warum kann ich nicht lesen was ich will, warum kann ich nicht fahren wohin ich will. ich will das doch bloss kennenlernen." jajaja.
frau kelef kannte zu dieser zeit schon sehr viele leute die es irgendwie geschafft hatten sich aus volksdemokratischen in andersdemokratische länder zu transferieren, wie auch immer, und so war ihr dieser wunsch sehr nachvollziehbar, insbesondere als sie ja auch eine menge mehr über die volksdemokratien wusste als die meisten anderen, die da so klug mitredeten, und immer noch mitreden, ohne jemals ihre stinkenden hintern damals oder heutzutage dorthin bewegt zu haben, geschweige denn, sich mit irgendeinem menschen aus irgendeinem dieser länder auseinandergesetzt zu haben. aber das nur am rande. und hilfsbereit war frau kelef ja auch immer schon, aus einer anzahl von gründen.
k. nun - damals jung, dumm und gefrässig - hatte einen guten job, verdiente für ddr-verhältnisse unverdient viel kohle, hatte entsprechende freizeit und schaute sich von der welt an was er durfte, und soweit es eben ging. und dann wollte er es vorab genau wissen und stieg in budapest in einen zug richtung österreichische grenze, was er besser unterlassen hätte. erstens erwischte er in seiner gerechten hektik den falschen zug, zweitens hätte er sowieso nicht genau gewusst wie weiter (grüne grenze - herrjeh) und drittens - und das war der entscheidende faktor - waren alle diese züge "unter beobachtung", und alle "diese" reisenden auch, und infolgedessen kam es wie nicht anders zu erwarten und die reise endete vorzeitig und in ungarn und mit einem ungeheuren erklärungbedarf und so weiter und so fort, und jedenfalls: fahren sie bitte wieder nach hause.
k. winselte leise bis laut ins telefon, es war nicht mitanzuhören, irgendwo zwischen selbstvorwürfen und -zweifeln und zorn und verzweiflung und all diesen verständlichen gemütszuständen, es konnte einem das herz zerreissen und das tat es auch, frau kelef und das herzliebe töchterlein vergossen ein paar ehrliche tränen.
es ward also der beschluss gefasst sich zu treffen. in sopron im schönen ungarn. ungarn war ja grundsätzlich ein genehmigtes reiseland für alle beteiligten. und wenn es denn irgend möglich war, dann war das die einzige möglichkeit. in der zwischenzeit hatte nämlich der arbeiter- und bauernstaat der ddr beschlossen frau kelef kein besuchsvisum mehr zu erteilen, der kulturelle kontaktattache war nicht mehr in wien und was sollte man tun. streiten wäre ja auch keine lösung gewesen. sopron war damals die stadt in ungarn, in die die österreichischen einkaufstouristen auto- und autobuskolonnenweise pilgerten, salami und käse und fragen sie nicht was noch alles zu kaufen. kein burgenländischer heuriger ohne den ausgezeichneten ungarischen emmentaler. györ wäre eine möglichkeit gewesen, aber ein weiter weg von dort zur grenze, hegyeshalom oder deutschkreutz auch eine idee, mosonmagyarovar war im gespräch, aber alles nicht wirklich städte in die man "so einfach" von wien aus zum einkaufen gefahren wäre. und was weiss ein fremder, wer einen auf der autobahn möglicherweise anhält. hätte ja ein kaputtes bremslicht gereicht. sopron also.
und, bevor jemand fragt: frau kelef war sich immer ganz, ganz sicher dass k. meinte was er sagte - hat man ja manchmal (wenn auch äusserst selten), dass man jemanden trifft bei dem man dieses merkwürdige vertrauen spürt, keine zweifel, keine angst, das gefühl sich verlassen zu können, zu wissen was der andere denkt. normalerweise lernt man solche menschen nicht unbedingt im dauerregen auf einem campingplatz und im mittelprächtigen suff kennen, aber ausnahmen bestätigen die regel. sopron also.
frau kelef - und nein, hier werden keine details verraten, auch nicht nach all der langen zeit - organisierte alles was so dazu gehörte. und was hier noch angemerkt sein muss: frau kelef hat in ihrem leben nun wirklich eine menge riesengrosser arschlöcher kennengelernt, inclusive der eigenen familie. aber frau kelef hat auch eine menge unglaublich toller menschen kennengelernt, und denen sei hier dank gesagt, denn ohne diese menschen wären viele leben anders verlaufen.
mit hilfe einiger dieser personen also wurde ein plan geschmiedet, alle fürs und widers wurden abgewogen und hin und her gewälzt, risiken evaluiert und tageszeiten beleuchtet, erfahrungen ausgetauscht und meinungen gesammelt, und fragen sie mich nicht was sonst noch.
dann gab es nach dem wunsch und der idee auch den plan.
irgendwann läutete auch endlich wieder das telefon: k. hatte ein visum für ungarn, und würde am ... um ... uhr in budapest landen.
man verabredete sich für drei tage später. in einem lokal in sopron.
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marion,
Montag, 2. August 2010, 12:16
und wie geht es jetzt weiter???
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