Donnerstag, 26. Mai 2011
wie wär's mit hundearzt
es ist ja nun so, dass frau kelef ungefähr 20 mal am tag mitgeteilt wird dass der hund am anderen ende der leine

hinkt
sich was eingetreten hat
gequält wird
simuliert
hatscht
was an der pfote hat
ein aua hat
ein wehweh hat
eingeschläfert gehört
einen kranken fuss hat
behandelt gehört
zum tierarzt gehört

bzw. dass frau kelef

angezeigt gehört
einen hund haben will, aber kein geld für den arzt hat
zu faul ist zum tierarzt zu gehen
sich um den hund nicht kümmert
zu blöd ist zu sehen dass der hund hinkt
auf's maul gehaut gehört wegen siehe oben

und so weiter und so fort.

frau kelef und die freundliche kleine wauwau haben sich daran gewöhnt (was bleibt einem schon anderes übrig).

bereitwillig gibt frau kelef auch immer gerne erschöpfend auskunft über den genauen gesundheitlichen zustand des lieben viehs, wenn sie schon so freundlich angesprochen wird.

und immer gerne werden die unhöflich fragenden ebenso unhöflich in eine ecke gedrängt, und nicht mehr ausgelassen bis sie genau gehört haben dass es sich beim zustand von frau pixy um

das ergebnis der chirurgischen stabilisierung einer ursprünglich instabilen fraktur des articulatio cubiti handelt, nach einem trauma unbekannter genese, bei dem auch humerus, radius und ulna sowie die umgebende muskulatur geschädigt worden seien. durch die ebenfalls vorliegende schädigung des nervus radialis seien nun das handgelenk und die entsprechenden zehen noch in mitleidenschaft gezogen. das lochwinkeleisen und die schrauben, die zur stabilisierung implantiert worden waren, seien in einer mehrstündigen operation wieder entfernt worden, da der gewünschte stabile zustand des gelenks ja erreicht worden sei. nein, schmerzen habe der hund eben durch die radialisschädigung keine, da durch diese eine starke sensibilitätsminderung hervorgerufen werde. eine remission der steifigkeit des gelenkes sei nicht zu erwarten, auch nicht durch eine wiederauferstehung und persönliche einmischung des heiligen franz von assisi.

die wahrscheinlichkeit, dass diese aus begreiflichen gründen vielfach geübte rede von irgendjemandem verstanden wird ist zugegebenermassen nicht sehr hoch. aber man tut ja sein bestes. für besonders hartnäckige erklärt frau kelef das ganze gerne auch ausführlich. die idee, flugzettel zum o.a. thema zu drucken und an interessierte zu verteilen wird auch immer bestechender.

die eine, ein wenig verrückte, tierliebhaberin ist frau kelef und der kleinen klavlav schon im dauermarsch um den lieferwagen des gemüsehändlers des vertrauens herum nachgelaufen und wollte partout die polizei rufen, weil der arme hund muss zum tierschutzverein. die frau konnte durch lebhaftes hakenschlagen zwischen ein paar marktständen abgehängt werden. dem vernehmen nach - man kennt sich ja - hat sie sich anschliessend entsetzlich besoffen, weil sie dem armen hund nicht helfen konnte. aber vermutlich ist die guteste sowieso nie ganz nüchtern, man weiss es nicht.

steht frau kelef und kauft am markt was ein, kann es schon einmal passieren dass ein vorsichtiges lupfen an der leine signalisiert dass frau pixy was unerlaubtes tut, von dem sie weiss dass es unerlaubt ist. vor kurzem also dreht sich frau kelef um, da hat doch die kleine wauwau ein riesenstück leberkässemmel zwischen den reissern. hat sie so schnell geschluckt dass sie fast daran erstickt wäre. dahinter eine frau mit der anderen hälfte der semmel in der hand, auf die frage ob sie dem hund vielleicht ... meint sie: der hat mir so leid getan, weil sie sich nicht um ihn kümmern, der hat sich was eingetreten und sie sehen das gar nicht. frau kelef wurde da auch ein klein wenig lauter als sonst, wie man sich unschwer vorstellen kann.

natürlich meint frau pixy seither, dass man jeden fragen kann ob er einem nicht von der leberkässemmel die hälfte gibt.

blödes hinterherreden aus dem hintergrund wird ignoriert, im alter von frau kelef ist man ja schon ein wenig sparsam mit der zeit. und im allgemeinen kennt man nach über einem halben jahr die meisten anteilnehmenden worte sowieso schon auswendig.

aber dass gestern am helllichten abend um 19.30 eine vielleicht 1.45 cm grosse (nein, nicht übertrieben) göre in minirock und mit einem make-up wie ein clownfisch, als man - danke, wiener linien - wieder einmal aussteigen wegen "endstation, jetzt" (warum auch immer) und auf den nächsten autobus warten musste, sich, nachdem sie im autobus schon ziemlich auffällig die kleine wauwau gemustert hatte, erdreistete zu frau kelef zu sagen: "wie wär's mit hundearzt, sie arschloch?" - also das, das war denn dann doch ein klein wenig unverschämt.

immerhin weiss die halbe portion jetzt aber auch ganz genau bescheid. und hat einen ordentlichen schreck in den knochen sitzen, denn wenn frau kelef unwirsch wird, und dann das linke oberlid hängen lässt und den cut am hals zeigt und dann auch noch so schnell erklärt, dann kann das schon einmal ganz schön laut werden auch. und dass frau kelef sicherlich 30 cm grösser ist als das merkwürdige geschöpf war der schreckerzeugung gar förderlich.

jedenfalls, den nächsten autobus haben wir versäumt, und das geschöpf hat ein paar weisse haare bekommen - besonders in dem moment, wo es noch einmal aufmotzte wegen tierschutz und so, und gefragt wurde wie alt es sei. fünfzehn, nahm frau kelef an, nein, meinte sie, sie werde schon im dezember sechzehn. ein leichtes crescendo in den folgenden ausführungen zum thema benehmen und anrede im allgemeinen und konkreten, sowie den hinweis auf die durch behandelnde ärzte und sorgeberechtigte verabsäumte verabreichung von somatotropin in ausreichendem masse denken sie sich bitte dazu.

rotznase, sowas. aber frau kelef fühlte sich anschliessend sehr - nun ja - befreit. besonders in dem moment, als hinter ihr ein mann auftauchte und schallend lachte: er sei tierarzt - und er könne sich frau kelefs laune in solchen momenten gut vorstellen.

frau pixy derweilen - das gute tier - hatte an der bis auf den boden hängenden tasche der rotznase geschnofelt und, während frau kelef sich noch alterierte, ein klein wenig drangepinkelt. sie wird schon wissen, warum.

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