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Dienstag, 16. Februar 2010
faschingsdienstags
kelef, 00:13h
ist der fasching ja dann, gott sei dank, immer vorbei. was ja nicht unbedingt einen schaden darstellt. und wenn man so sitzt und zurückdenkt, dann fallen einem da schon einmal ein paar geschichten ein, die an einem faschingsdienstag passiert sind.
zum beispiel war es in der vorletzten fabrick in der frau kelef arbeitete, die eigentlich ein zusammenschluss mehrerer fabricken war, der gute und schöne brauch dass die jeweiligen geschäftsführer besonders verdiente mitarbeiter auch einmal zu einem schönen essen einluden. frau kelef und ihre kollegin arbeiteten in einer abteilung, die quasi für alle fabricken arbeitete, und so geschah es, dass ein grosser dünner und ein kleiner dicker geschäftsführer die kollegin und frau kelef zum essen ausführten. an einem faschingsdienstag.
die beiden herren waren um die fünfzig, wir runde zehn jahre jünger, die kollegin ein wenig eine zicke und aus besserer gesellschaft (woran erinnert mich das bloss), die herren waren befreundet und beide verheiratet und ziemlich trinkfest, frau kelef hatte ja auch schon einiges erlebt, und eigentlich vertrugen wir uns alle vier in allen ehren ganz gut, privat wie geschäftlich.
wir speisten vorzüglich und ausgedehnt, und das restaurant hatte so viel rotwein vorrätig, dass er sogar verkauft wurde. flaschenweise. viel-flaschenweise, quasi. die herren prosteten und die kollegin auch, und frau kelef - die ja schon einiges erlebt hatte - die prostete auch.
wenn man nun wie frau kelef das, was man schon erlebt hat, unter anderem unter künschtlern, die ja bekanntlich ebenso eine eigene züchtung sind wie anstaltsapotheker, erlebt hat, dann soll es schon vorgekommen sein dass jemand versucht hat einen unter den tisch zu trinken. was übel ausgeht, erstens sowieso, zweitens ist das keine art, und drittens schon gar nicht einer dame gegenüber, und so weiter und so fort, und über die possible outcomes will man gar nicht nachdenken. ausserdem trinkt man alkohol nicht um sich zu benebeln, sondern aus einer reihe von anderen gründen.
jedenfalls kannte frau kelef den grossen dünnen und den kleinen dicken, und tat den deibel. sie prostete gar lieblich, hob das glas und nippte, und kippte den wein dann in unbeobachteten momenten irgendwohin. sie ahnen ja nicht, wohin man mit ein wenig übung alkohol überall unterbringen kann an so einem ständig von kellnern betüddelten tisch, vor allem, weil langgediente kellner die tricks auch kennen und gegen ein entsprechendes trinkgeld gerne ebenso entsprechende und zweckdienliche behältnisse ins umfeld schummeln, gläser tauschen, nachschenken wenn man das glas abschirmen kann (muss man dann nur mehr den kelch mit der ganzen hand nehmen und das leere glas austrinken), ich sag ihnen.
kellner machen das schon deswegen gerne, weil ihnen besoffene weiber tierisch auf den senkel gehen, gäste die weiber besoffen machen detto, sie mit den possible outcomes absolut nichts zu tun haben wollen, verschwundene schmuckstücke nicht gesucht zu werden brauchen, und das klo nicht extra geputzt werden muss.
gegen den durst trinkt man in solchen fällen wasser, das kommt in karaffen auf den tisch und ist ungefährlich.
nun, es ward ein uhr früh, wir waren die letzten gäste, frau kelef munter und kregel, der rest der mannschaft nicht mehr so sehr. besonders die kollegin aus der besseren gesellschaft liess bereits leichte rechts-links-defizite erkennen, und der grosse dünne und der kleine dicke beschlossen, jetzt müsse man im gegenüberliegenden jazzkeller noch einen absacker nehmen. die kollegin winselte leise, wurde aber mit fort gezogen vom grossen dünnen, und runter über die stiege des jazzkellers, die bestialischerweise zu allem überfluss auch noch eine ziemlich steile stiege in einen ziemlich tiefen keller war. unten gab es gedämpftes licht, gute musik, gemütliche nischen mit kerzenschein, wir nahmen platz.
"zu hülf" winselte die kollegin, wie immer wenn sie nicht mehr weiter wusste "mach was". ja klasse, klar, und auf was empor, dachte frau kelef, weil, sie hatte der kollegin ja schon VOR dem essen gesagt sie solle gefälligst ein wenig aufpassen beim trinken, denn wenn man das nicht gewohnt ist und sich nicht helfen kann, aber ist ja jeder über 7 jahre alt.
in ihrer engelhaften gutmütigkeit ging sich frau kelef also ostentativ die hände waschen (in unschuld), wachelte hinterrücks die bedienung herbei und beauftragte unter opferung einer sehr anständigen geldnote, man möge den herren servieren was auch immer die wollten, uns beiden jedoch farblich der bestellung entsprechendes ohne alkohol. verrechnen möcht' sie den herren doch bitte das jeweils bestellte.
vier gin-fizz mit extra zitrone ohne gin (die kollegin) und vier campari zitron mit extra blutorangensaft ohne campari (frau kelef), jeweils vergesellschaftet mit einem kleinen braunen kaffee (zur zitrone, wie kann man nur) und einem grossen schwarzen kaffee (superb zur orange) war auch die kollegin wieder verhandlungsfähig, frau kelef aber sowas von putzmunter, die bedienung grinste von einem ohr zum anderen. der grosse dünne und der kleine dicke hatten je vier grosse cognacs mit ohne kaffee genommen und schauten, nun ja, wenig gut aus der wäsche, um das einmal vorsichtig zu formulieren.
und nun? irgendwie hat frau kelef ja sowas wie ein soziales verantwortungsgefühl, puh, dachte frau kelef, was mach ich mit den dreien? wohnt ja keiner um die ecke, im gegenteil, kollegin zwar in der nähe von frau kelefs heim, die beiden gesellen jedoch über 20 km von wien entfernt in der pampa. toll.
es ward bezahlt, man ging an die frische luft. und, nun ja. es war zwei uhr vorbei, es war a...kalt, der atem gefror einem vor dem mund, auf den gehsteigen lagen dünne eisschichten. der kleine dicke und die kollegin hängten sich dem grossen dünnen an die arme und meinten, er möge sie geleiten. und während frau kelef noch fluchtgedanken wälzte, beschleunigte der grosse dünne, klemmte den kleinen dicken an einen abfalleimer der an einem verkehrsschild hing, schwenkte die kollegin in ein gerade vorbeikommendes taxi und brüllte noch "kümmer dich bitte um den n., ich bring die i. nach hause".
na toll, dachte frau kelef. ganz toll. haben sie schon einmal einen stockbesoffenen quasi vorgesetzten, der nicht mehr alleine stehen kann, der ihnen mit dem scheitel gerade bis zum kinn reicht und eine ziemliche kugelform, rein körperlich, hat, von einem verkehrsschild entfernt, während er sich hilfesuchend an dieses klammert? auf glatteis, ungefähr zwanzig zentimeter vom strassenrand entfernt? haben sie nicht? sollten sie auch nicht.
irgendwie gelang es frau kelef, den kleinen dicken loszueisen (im wahrsten sinne des wortes, es hatte tatsächlich minus 12°C damals) und ihn in bewegung zu setzen. nun wollte der unbedingt zu seinem auto, einem ganz unauffälligen knallroten riesenaudi. den hatte er - wir waren alle in seinem auto gekommen - an einer eher neuralgischen stelle geparkt, nämlich am naschmarkt gegenüber dem legendären cafe drechsler, in einer umgebung also, in der sowieso die nächtlichen alkoholkontrollen gang und gebe waren. das lokal, aus dem wir gekommen waren, lag einige höhenmeter weiter oben.
es ging also bergab, und dank eis und der natürlichen beschleunigung wurden wir immer schneller, irgendwie langten wir an der wienzeile an, und was sahen frau kelefs augen: vor und hinter dem unübersehbaren roten audi - dem einzigen seiner art weit und breit - standen grosse, dicke polizeiautos, so die arrestsorte, vw-busse mit niedlichen gitterfenstern, und dann noch ein paar polizeiautos, motorräder, polizisten zu fuss: planquadrat. die wienzeile rechts und links vom naschmarkt ist ja eine vielbefahrene strasse, und in der einen richtung auch eine ausfallsstrasse ...
n., sagte frau kelef, das wird nix, bloss weg hier.
ich kann nimmer fahren, wenn da die polizei steht, da hast die schlüssel, führst mich nach hause bitte?
bin ich besoffen oder du? die polizeiautos stehen so an den stossstangen vom audi, den kriegt da nur ein kran heraus.
musst halt ein bisserl rangieren ...
nix da, sagte frau kelef, und bugsierte den kleinen dicken weiter in richtung eines ihr bekannten kaffeehauses, in dem man bei unserem anblick nicht unbedingt auf falsche ideen kommen würde.
auch drei türkische kaffees änderten nichts an der nicht-verhandlungsfähigkeit des kleinen dicken, der langsam ein wenig müde wurde.
nimmst den bitte wieder mit? meinte die kaffehausbesitzerin, wir sperren nämlich gleich zu.
frau kelef also wieder raus an die frische luft mit dem kleinen dicken, kurz nachgedacht, da ist doch so ein stundenhotel um die andere ecke, die sollten doch einiges gewohnt sein ...
war aber nix, weil, der kleine dicke konnte in der zwischenzeit seinen namen nicht mehr aussprechen, geschweige denn einen scheck ausstellen, und frau kelef hatte zu wenig geld mit, und ausserdem war sowieso kein zimmer frei, ausser für eine stunde, das entsprach aber auch nicht den vorstellungen die frau kelef so hatte, also: raus an die frische luft.
in der zwischenzeit hatte frau kelef sich schon dazu aufgerafft, den kleinen dicken mit dem roten audi IRGENDWOHIN zu führen, aber: polizei noch immer da, und wie bitte, wenn der n. seinen namen nicht sprechen kann, erklär ich der polizei dass das bitte der herr geschäftsführer dr. sowieso ist der lediglich ein wenig zu viel getrunken hat, und den ich jetzt mit seinem auto wohin eigentlich führe? sehen sie. die anwesenheit von ein paar pressefuzzis bestätigte mich in meinen überlegungen. man muss ja nicht von allem haben.
also auf zum würstelstand. den kleinen dicken dort angelehnt, ein wenig warten. in der zwischenzeit brauchte frau kelef einen schnaps, ich sag ihnen, so notwendig wie noch selten, und das nach einem alkoholisch wirklich ziemlich abstinenten abend.
die polizei schlich sich nicht.
die presse schlich sich nicht.
die kälte schlich sich nicht.
frau kelef ward von einem übriggebliebenen echten wiener strizzi in ein sehr interessantes gespräch über das ausnehmen von besoffenen freiern und das anschliessende abteilen mit etwaigen helfershelfern verwickelt. ob der herr ein auto habe und ob ich wüsste wo das stünde?
frau kelef dachte wenig heiliges, schnappte den kleinen dicken und brachte ihn auf dem glatteis tatsächlich wieder in bewegung.
ein taxifahrer erbarmte sich, fragte nach dem gewünschten hotel (er habe auch eine gute adresse, ja super), wurde dann aber in richtung der wohnung von frau kelef dirigiert und der kleine dicke wurde ausgeladen.
wider erwarten kam er sogar in den ersten stock hoch, und wurde im wohnzimmer ins fauteuil gesetzt. frau kelef machte ihm ein bett auf dem sofa, allerdings lag nach dem besuch frau kelefs im badezimmer der kleine dicke in deren bett, splitterfaserohnegewand, und war wieder putzmunter und hoffnungsfroh. ein kleiner gute-nacht-cognac mit ein wenig valium drinnen bereinigte das problem, frau kelef schlief dann auf dem sofa, nicht ohne vorher der leicht erstaunten sechzehnjährigen tochter (gerade mit einer schweren bronchitis bettlägerig), die ob der nächtlichen betriebsamkeit aufgewacht war, die sachlage kurz zu erläutern. dazwischen musste noch die damalige hund runter. der tochter den gummiknüppel gereicht zur hebung des töchterlichen selbstbewusstseins.
um sechs uhr früh war dann endlich ruhe im karton.
um acht läutete der wecker, und frau kelef wusch sich den grind aus den augen, sprang unter die kalte dusche, ging mit dem hund runter, holte frisches gebäck, und war um neun im büro, weil sie noch unterlagen holen musste für einen sehr heiklen termin im ministerium um elf uhr.
um zehn dann zuhause angerufen, der kleine dicke war schon wach und angezogen und kannte sich aber ganz und gar nicht aus. die tochter hatte ihm bereits eine zahnbürste und handtücher zur verfügung gestellt, und meinte, der mann zittere so dass sie ihm die butter auf die semmel habe streichen müssen.
dem kleinen dicken also fernhallophonisch kurz erklärt was passiert war, ihm aufgetragen sein auto aus medizinischen gründen vielleicht doch noch einen tag stehen zu lassen (man weiss ja nie), hat er dann übrigens auch gemacht, und sich bei seiner sekretärin krank zu melden. machte er auch brav.
die kollegin war böse weil frau kelef nicht besser aufgepasst hatte (ich sag ja, bessere gesellschaft). und worauf bitte hätte frau kelef noch aufpassen sollen?
der grosse dünne war zwar im büro erschienen, hat sich aber nach dreissig minuten, einem kaffe, enem liter mineralwasser und zwei aspirin wegen fischvergiftung krankgemeldet.
frau kelef kehrte um fünfzehn uhr leicht erschöpft, aber siegreich und glücklich, aus dem ministerium wieder in die fabrick zurück und ging zum tagesgeschäft über.
die kollegin hatte überraschenderweise einen wasserrohrbruch gemeldet bekommen und war deshalb leider leider gezwungen gewesen, um elf uhr das büro zu verlassen.
waserrohrbruch und fischvergiftung sind seither stehende redewendungen in diesem hause.
der grosse dünne und der kleine dicke waren im übrigen - nüchtern - hervorragende geschäftsführer, äusserst kompetent, und eigentlich sehr angenehme vorgesetzte, klug und gebildet, konnte man nicht meckern.
und nein, frau kelef hat das alles nie ausgenutzt, aber man hat es ihr hoch angerechnet. sogar sosehr, dass die ex-kollegenschaft, als frau kelef schon sehr lange nicht mehr für diese fabricken arbeitete, den kleinen dicken mehrfach vorbeibrachte zur übernächtigung, wenn sein zustand wieder einmal keine hotelaufnahme möglich machte.
gehen sie mir also bitte aus der sonne mit dem fasching im allgemeinen, und mit den faschingsdienstagen im besonderen. vielen dank auch.
zum beispiel war es in der vorletzten fabrick in der frau kelef arbeitete, die eigentlich ein zusammenschluss mehrerer fabricken war, der gute und schöne brauch dass die jeweiligen geschäftsführer besonders verdiente mitarbeiter auch einmal zu einem schönen essen einluden. frau kelef und ihre kollegin arbeiteten in einer abteilung, die quasi für alle fabricken arbeitete, und so geschah es, dass ein grosser dünner und ein kleiner dicker geschäftsführer die kollegin und frau kelef zum essen ausführten. an einem faschingsdienstag.
die beiden herren waren um die fünfzig, wir runde zehn jahre jünger, die kollegin ein wenig eine zicke und aus besserer gesellschaft (woran erinnert mich das bloss), die herren waren befreundet und beide verheiratet und ziemlich trinkfest, frau kelef hatte ja auch schon einiges erlebt, und eigentlich vertrugen wir uns alle vier in allen ehren ganz gut, privat wie geschäftlich.
wir speisten vorzüglich und ausgedehnt, und das restaurant hatte so viel rotwein vorrätig, dass er sogar verkauft wurde. flaschenweise. viel-flaschenweise, quasi. die herren prosteten und die kollegin auch, und frau kelef - die ja schon einiges erlebt hatte - die prostete auch.
wenn man nun wie frau kelef das, was man schon erlebt hat, unter anderem unter künschtlern, die ja bekanntlich ebenso eine eigene züchtung sind wie anstaltsapotheker, erlebt hat, dann soll es schon vorgekommen sein dass jemand versucht hat einen unter den tisch zu trinken. was übel ausgeht, erstens sowieso, zweitens ist das keine art, und drittens schon gar nicht einer dame gegenüber, und so weiter und so fort, und über die possible outcomes will man gar nicht nachdenken. ausserdem trinkt man alkohol nicht um sich zu benebeln, sondern aus einer reihe von anderen gründen.
jedenfalls kannte frau kelef den grossen dünnen und den kleinen dicken, und tat den deibel. sie prostete gar lieblich, hob das glas und nippte, und kippte den wein dann in unbeobachteten momenten irgendwohin. sie ahnen ja nicht, wohin man mit ein wenig übung alkohol überall unterbringen kann an so einem ständig von kellnern betüddelten tisch, vor allem, weil langgediente kellner die tricks auch kennen und gegen ein entsprechendes trinkgeld gerne ebenso entsprechende und zweckdienliche behältnisse ins umfeld schummeln, gläser tauschen, nachschenken wenn man das glas abschirmen kann (muss man dann nur mehr den kelch mit der ganzen hand nehmen und das leere glas austrinken), ich sag ihnen.
kellner machen das schon deswegen gerne, weil ihnen besoffene weiber tierisch auf den senkel gehen, gäste die weiber besoffen machen detto, sie mit den possible outcomes absolut nichts zu tun haben wollen, verschwundene schmuckstücke nicht gesucht zu werden brauchen, und das klo nicht extra geputzt werden muss.
gegen den durst trinkt man in solchen fällen wasser, das kommt in karaffen auf den tisch und ist ungefährlich.
nun, es ward ein uhr früh, wir waren die letzten gäste, frau kelef munter und kregel, der rest der mannschaft nicht mehr so sehr. besonders die kollegin aus der besseren gesellschaft liess bereits leichte rechts-links-defizite erkennen, und der grosse dünne und der kleine dicke beschlossen, jetzt müsse man im gegenüberliegenden jazzkeller noch einen absacker nehmen. die kollegin winselte leise, wurde aber mit fort gezogen vom grossen dünnen, und runter über die stiege des jazzkellers, die bestialischerweise zu allem überfluss auch noch eine ziemlich steile stiege in einen ziemlich tiefen keller war. unten gab es gedämpftes licht, gute musik, gemütliche nischen mit kerzenschein, wir nahmen platz.
"zu hülf" winselte die kollegin, wie immer wenn sie nicht mehr weiter wusste "mach was". ja klasse, klar, und auf was empor, dachte frau kelef, weil, sie hatte der kollegin ja schon VOR dem essen gesagt sie solle gefälligst ein wenig aufpassen beim trinken, denn wenn man das nicht gewohnt ist und sich nicht helfen kann, aber ist ja jeder über 7 jahre alt.
in ihrer engelhaften gutmütigkeit ging sich frau kelef also ostentativ die hände waschen (in unschuld), wachelte hinterrücks die bedienung herbei und beauftragte unter opferung einer sehr anständigen geldnote, man möge den herren servieren was auch immer die wollten, uns beiden jedoch farblich der bestellung entsprechendes ohne alkohol. verrechnen möcht' sie den herren doch bitte das jeweils bestellte.
vier gin-fizz mit extra zitrone ohne gin (die kollegin) und vier campari zitron mit extra blutorangensaft ohne campari (frau kelef), jeweils vergesellschaftet mit einem kleinen braunen kaffee (zur zitrone, wie kann man nur) und einem grossen schwarzen kaffee (superb zur orange) war auch die kollegin wieder verhandlungsfähig, frau kelef aber sowas von putzmunter, die bedienung grinste von einem ohr zum anderen. der grosse dünne und der kleine dicke hatten je vier grosse cognacs mit ohne kaffee genommen und schauten, nun ja, wenig gut aus der wäsche, um das einmal vorsichtig zu formulieren.
und nun? irgendwie hat frau kelef ja sowas wie ein soziales verantwortungsgefühl, puh, dachte frau kelef, was mach ich mit den dreien? wohnt ja keiner um die ecke, im gegenteil, kollegin zwar in der nähe von frau kelefs heim, die beiden gesellen jedoch über 20 km von wien entfernt in der pampa. toll.
es ward bezahlt, man ging an die frische luft. und, nun ja. es war zwei uhr vorbei, es war a...kalt, der atem gefror einem vor dem mund, auf den gehsteigen lagen dünne eisschichten. der kleine dicke und die kollegin hängten sich dem grossen dünnen an die arme und meinten, er möge sie geleiten. und während frau kelef noch fluchtgedanken wälzte, beschleunigte der grosse dünne, klemmte den kleinen dicken an einen abfalleimer der an einem verkehrsschild hing, schwenkte die kollegin in ein gerade vorbeikommendes taxi und brüllte noch "kümmer dich bitte um den n., ich bring die i. nach hause".
na toll, dachte frau kelef. ganz toll. haben sie schon einmal einen stockbesoffenen quasi vorgesetzten, der nicht mehr alleine stehen kann, der ihnen mit dem scheitel gerade bis zum kinn reicht und eine ziemliche kugelform, rein körperlich, hat, von einem verkehrsschild entfernt, während er sich hilfesuchend an dieses klammert? auf glatteis, ungefähr zwanzig zentimeter vom strassenrand entfernt? haben sie nicht? sollten sie auch nicht.
irgendwie gelang es frau kelef, den kleinen dicken loszueisen (im wahrsten sinne des wortes, es hatte tatsächlich minus 12°C damals) und ihn in bewegung zu setzen. nun wollte der unbedingt zu seinem auto, einem ganz unauffälligen knallroten riesenaudi. den hatte er - wir waren alle in seinem auto gekommen - an einer eher neuralgischen stelle geparkt, nämlich am naschmarkt gegenüber dem legendären cafe drechsler, in einer umgebung also, in der sowieso die nächtlichen alkoholkontrollen gang und gebe waren. das lokal, aus dem wir gekommen waren, lag einige höhenmeter weiter oben.
es ging also bergab, und dank eis und der natürlichen beschleunigung wurden wir immer schneller, irgendwie langten wir an der wienzeile an, und was sahen frau kelefs augen: vor und hinter dem unübersehbaren roten audi - dem einzigen seiner art weit und breit - standen grosse, dicke polizeiautos, so die arrestsorte, vw-busse mit niedlichen gitterfenstern, und dann noch ein paar polizeiautos, motorräder, polizisten zu fuss: planquadrat. die wienzeile rechts und links vom naschmarkt ist ja eine vielbefahrene strasse, und in der einen richtung auch eine ausfallsstrasse ...
n., sagte frau kelef, das wird nix, bloss weg hier.
ich kann nimmer fahren, wenn da die polizei steht, da hast die schlüssel, führst mich nach hause bitte?
bin ich besoffen oder du? die polizeiautos stehen so an den stossstangen vom audi, den kriegt da nur ein kran heraus.
musst halt ein bisserl rangieren ...
nix da, sagte frau kelef, und bugsierte den kleinen dicken weiter in richtung eines ihr bekannten kaffeehauses, in dem man bei unserem anblick nicht unbedingt auf falsche ideen kommen würde.
auch drei türkische kaffees änderten nichts an der nicht-verhandlungsfähigkeit des kleinen dicken, der langsam ein wenig müde wurde.
nimmst den bitte wieder mit? meinte die kaffehausbesitzerin, wir sperren nämlich gleich zu.
frau kelef also wieder raus an die frische luft mit dem kleinen dicken, kurz nachgedacht, da ist doch so ein stundenhotel um die andere ecke, die sollten doch einiges gewohnt sein ...
war aber nix, weil, der kleine dicke konnte in der zwischenzeit seinen namen nicht mehr aussprechen, geschweige denn einen scheck ausstellen, und frau kelef hatte zu wenig geld mit, und ausserdem war sowieso kein zimmer frei, ausser für eine stunde, das entsprach aber auch nicht den vorstellungen die frau kelef so hatte, also: raus an die frische luft.
in der zwischenzeit hatte frau kelef sich schon dazu aufgerafft, den kleinen dicken mit dem roten audi IRGENDWOHIN zu führen, aber: polizei noch immer da, und wie bitte, wenn der n. seinen namen nicht sprechen kann, erklär ich der polizei dass das bitte der herr geschäftsführer dr. sowieso ist der lediglich ein wenig zu viel getrunken hat, und den ich jetzt mit seinem auto wohin eigentlich führe? sehen sie. die anwesenheit von ein paar pressefuzzis bestätigte mich in meinen überlegungen. man muss ja nicht von allem haben.
also auf zum würstelstand. den kleinen dicken dort angelehnt, ein wenig warten. in der zwischenzeit brauchte frau kelef einen schnaps, ich sag ihnen, so notwendig wie noch selten, und das nach einem alkoholisch wirklich ziemlich abstinenten abend.
die polizei schlich sich nicht.
die presse schlich sich nicht.
die kälte schlich sich nicht.
frau kelef ward von einem übriggebliebenen echten wiener strizzi in ein sehr interessantes gespräch über das ausnehmen von besoffenen freiern und das anschliessende abteilen mit etwaigen helfershelfern verwickelt. ob der herr ein auto habe und ob ich wüsste wo das stünde?
frau kelef dachte wenig heiliges, schnappte den kleinen dicken und brachte ihn auf dem glatteis tatsächlich wieder in bewegung.
ein taxifahrer erbarmte sich, fragte nach dem gewünschten hotel (er habe auch eine gute adresse, ja super), wurde dann aber in richtung der wohnung von frau kelef dirigiert und der kleine dicke wurde ausgeladen.
wider erwarten kam er sogar in den ersten stock hoch, und wurde im wohnzimmer ins fauteuil gesetzt. frau kelef machte ihm ein bett auf dem sofa, allerdings lag nach dem besuch frau kelefs im badezimmer der kleine dicke in deren bett, splitterfaserohnegewand, und war wieder putzmunter und hoffnungsfroh. ein kleiner gute-nacht-cognac mit ein wenig valium drinnen bereinigte das problem, frau kelef schlief dann auf dem sofa, nicht ohne vorher der leicht erstaunten sechzehnjährigen tochter (gerade mit einer schweren bronchitis bettlägerig), die ob der nächtlichen betriebsamkeit aufgewacht war, die sachlage kurz zu erläutern. dazwischen musste noch die damalige hund runter. der tochter den gummiknüppel gereicht zur hebung des töchterlichen selbstbewusstseins.
um sechs uhr früh war dann endlich ruhe im karton.
um acht läutete der wecker, und frau kelef wusch sich den grind aus den augen, sprang unter die kalte dusche, ging mit dem hund runter, holte frisches gebäck, und war um neun im büro, weil sie noch unterlagen holen musste für einen sehr heiklen termin im ministerium um elf uhr.
um zehn dann zuhause angerufen, der kleine dicke war schon wach und angezogen und kannte sich aber ganz und gar nicht aus. die tochter hatte ihm bereits eine zahnbürste und handtücher zur verfügung gestellt, und meinte, der mann zittere so dass sie ihm die butter auf die semmel habe streichen müssen.
dem kleinen dicken also fernhallophonisch kurz erklärt was passiert war, ihm aufgetragen sein auto aus medizinischen gründen vielleicht doch noch einen tag stehen zu lassen (man weiss ja nie), hat er dann übrigens auch gemacht, und sich bei seiner sekretärin krank zu melden. machte er auch brav.
die kollegin war böse weil frau kelef nicht besser aufgepasst hatte (ich sag ja, bessere gesellschaft). und worauf bitte hätte frau kelef noch aufpassen sollen?
der grosse dünne war zwar im büro erschienen, hat sich aber nach dreissig minuten, einem kaffe, enem liter mineralwasser und zwei aspirin wegen fischvergiftung krankgemeldet.
frau kelef kehrte um fünfzehn uhr leicht erschöpft, aber siegreich und glücklich, aus dem ministerium wieder in die fabrick zurück und ging zum tagesgeschäft über.
die kollegin hatte überraschenderweise einen wasserrohrbruch gemeldet bekommen und war deshalb leider leider gezwungen gewesen, um elf uhr das büro zu verlassen.
waserrohrbruch und fischvergiftung sind seither stehende redewendungen in diesem hause.
der grosse dünne und der kleine dicke waren im übrigen - nüchtern - hervorragende geschäftsführer, äusserst kompetent, und eigentlich sehr angenehme vorgesetzte, klug und gebildet, konnte man nicht meckern.
und nein, frau kelef hat das alles nie ausgenutzt, aber man hat es ihr hoch angerechnet. sogar sosehr, dass die ex-kollegenschaft, als frau kelef schon sehr lange nicht mehr für diese fabricken arbeitete, den kleinen dicken mehrfach vorbeibrachte zur übernächtigung, wenn sein zustand wieder einmal keine hotelaufnahme möglich machte.
gehen sie mir also bitte aus der sonne mit dem fasching im allgemeinen, und mit den faschingsdienstagen im besonderen. vielen dank auch.
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