Sonntag, 18. Juni 2006
wie man einem bären entkommt und ihn dann einfangen lässt
bruno bär hat die gemüter ja ganz schön erhitzt in meiner abwesenheit, sehr zur belustigung der jäger im schönen rohr im gebirge. dort gibt es ja viel unwegsames gelände, wald und nochmals wald, und dahinter wieder wald, eben die gutensteiner alpen, und das mariazeller land, und so weiter und so fort.

nicht weit - verhältnismäßig - liegt auch das stift lilienfeld, mit einer internatsschule.

vor vielen vielen jahren, während des ersten weltkrieges, erhielt mein onkel - gebürtig aus rohr im gebirge - ein stipendium in diesem stifte, zum behufe der weiterbildung, des erwerbes eines maturazeugnisses und damit einer berechtigung zum besuche einer universität, weil er ein absolutes gehör hatte, eine sehr schöne sopranstimme, und jede menge instrumente spielen konnte. also kam er im zarten alter von zehn jahren zu den gestrengen mönchen, die sich gerne seiner aus- und weiterbildung annahmen.

mein vater war damals noch ein kleiner bub (fünf jahre jünger als sein bruder), mein opa in gefangenschaft in sibirien, und die zeiten waren gar schlecht. die mönche hatten auch nicht viel zu beissen, und so war es usus, dass die eltern, die etwas zu erübrigen hatten, es den internatskindern zukommen liessen.

meine oma - überraschenderweise ebenfalls aus rohr im gebirge - tat also ein stück speck und ein selbstgebackenes brot (damals waren die brote ja viel grösser als heute) in einen sack, nahm das kleine bübelein (meinen vater) an die hand, und machte sich auf den weg nach lilienfeld. ein wenig per karrenstop (autos gab es nicht), ein wenig zu fuss, weil der weg durch die wälder kürzer war als über die strasse. unterwegs konnte man dann auch noch ein paar beeren sammeln, und vielleicht auch pilze.

zu dieser zeit nun begab es sich, dass erzählt wurde ein bär sei gesichtet worden, in ebendieser gegend. wer die wälder dort kennt, kann sich das gut vorstellen.

oma mit dem bübelein an der hand schritt furchtlos voran. auf der strasse ging es ja, und das mitfahren auf den karren und wagen war sehr lustig für den kleinen. aber dann ging es durch den wald, und die geschichten über den bären fielen ihm ein. der hatte angeblich da und dort einen wilden bienenstock (sowas gibt es ja heute fast nicht mehr) ausgeräumt, und da und dort hatte er auch ganze pilzkolonien ausgegraben und aufgefressen, und auch ein rehkitz sollte er ermördert und verspeist haben.

da wurde es dem knäblein denn doch ein wenig mulmig zu mute. lange dachte es nach, dann sagte es zu seiner mutter:

du, mama, und wenn der bär kommt, dann werfen wir ihm ganz schnell das grosse brot hin, und nehmen den speck und klettern ganz schnell auf den höchsten dünnen tannenbaum ganz hinauf, während der bär das brot frisst. und dann riecht er den speck, und bleibt unter dem baum stehen weil er den auch noch will, und er kann aber auf den baum nicht hinauf. und dann warten wir oben und der bär unten, und wir schreien und er brummt, und dann hört uns schon jemand und der fängt dann den bären und bringt ihn fort, und dann können wir wieder vom baum hinunter. der bruder wird das schon verstehen, dass wir ihm nur einen speck bringen, ohne brot, wenn wir ihm die geschichte erzählen.


sie sehen also, es ist ganz einfach, auch ohne karelische bärenhunde, die das klima bei uns sowieso nicht vertragen, die armen viecher, und die dann vermutlich alle lungenkrank in finnland darniederliegen werden.

einfach aussitzen die geschichte, von den anderen bären in österreich redet ja auch keiner mehr, die lieben und vermehren sich schön weit weg in der einschicht, und wenn die presse und die grünen geldverdiener die armen viecher in ruhe lassen, dann wird da auch weiter nix passieren. in österreich werden die urlauber sowieso hauptsächlich von kühen gefressen, da hat der arme bruno gar keine chance. und wenn nicht die lieben wanderer und mountainbiker und quadfahrer und das andere gelichter sich ständig im wald herumtrieben und ihren dreck und die essensreste etc. liegen liessen, dann wäre bruno auch nicht den menschengeruch gewöhnt, und wir täten ihm im wahrsten sinne des wortes genauso stinken wie er uns. und wenn dann die frisch aus der gewinnorientierten stadtgesellschaft ausgestiegenen schafezüchtenden neobergbäuerlein sich daran erinnern, warum früher schafherden von hunden getrieben, zusammengehalten und bewacht wurden, ist ein weiterer schritt getan.

aber gibt ja leute, natur- und tierliebhaber, die sind extra nach tirol gefahren und haben dem bären futter in den wald gelegt, und eine findige frau hat ihn angeblich heimlich mit palatschinken gefüttert, damit er als touristenattraktion herhalten kann, der bruno der: kommen sie und fotografieren sie beim schnitzelessen auf unserer urigen berghütte bruno, den palatschinkenfressenden bären!

bruno scheint aber ein schlauer welcher zu sein, er wird lernen dass menschen das überflüssigste in der natur sind, um nicht zu sagen die einzig echte missgeburt, aufgrund einer genetischen fehldisposition bedauerlicherweise fortpflanzungsfähig, und das auch noch in hohem masse. und dann wird er sich irgendwohin verziehen, wo ihn keiner mehr sieht, und nur ab und zu ein wenig losung auf einem einsamen wegerl hinterlassen, damit sich der wwf wieder freuen kann. das wäre wohl das beste.

aber vielleicht ist er sowieso nur ein vom ams und den fremdenverkehrsvereinen publizistisch gemästetes raurakel, was weiss ein fremder.

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