Freitag, 27. November 2020
wieviele personen kann ein arzt in einer stunde impfen?
kelef, 01:32h
weil das wärert, mit verlaub, doch irgendwie auch nicht uninteressant in hinblick darauf, dass unsere werte regierung, wenn's denn leicht geht, gerne alle österreicher und österreicherinnen und menschen, die in österreich leben, auf der stelle impfen möcht. vor kurzem hörte man übrigens: ein geübter arzt kann in einer stunde 60 personen impfen. ähem.
kwasi, sozusagen: jo eh. sozusagen, übrigens, läuft auf frau kelefs beliebtheitsliste gerade dem unsäglichen lecker den 1. rang ab, sozusagen. man kann sich gar nicht vorstellen um wie viel weniger man in derselben zeit an tatsachen von sich geben muss wenn man nur ordentlich gendert und, sozusagen, das gendern dann auch noch vermultipliziert, sozusagen, also als: österreicher und österreicherinnen, polizisten und polizistinnen, soldaten und soldatinnen, ärzte und ärztinnen und menschen, die in österreich leben, die haben, sozusagen, alle ... es wird einem ganz schlecht. wiewohl die methode halbwegs funktioniert, so ist sie doch rasch durchschaubar. aber je nun. zurück zum thema.
frau kelef wär' nicht frau kelef, wenn sie nicht auch hier eine geschichte dazu wüsste, und gerne lasse ich die geneigten leserinnen und leser und menschen die in österreich wohnen, aber auch die, die bloss so der deutschen sprache mächtig sind, sozusagen oder mehr oder weniger, man weiss es nicht genau, und auch die mit einem halbwegs guten übersetzungsprogramm, daran teilhaben. jedenfalls: es begab sich:
1983, ddr vom feinsten, camp der vöest alpine in eisenhüttenstadt, über 3.000 menschen, fast ausschliesslich männer, aus 19 nationen. sprachen noch ein bisserl mehr, weil z.b. jugoslawien damals noch eins war, aber verschiedene sprachen gesprochen wurden. wie schon immer, halt.
die vöest war für einen teil der technik zuständig, die ost-arbeiter (aus ddr, russland, polen, ...) für andere teile. im prinzip funktioniert das gut, jedoch: das mit dem westkontakt war und blieb schwierig. ddr, halt.
die west-arbeiter wurden in 60 personen fassenden bussen (beschränkung weil dann kontrollen einfacher und die damals schon existierenden riesenbusse passten nicht so richtig auf die landstrassen) herbeigekarrt. alle sechs (teils auch acht) wochen war wechsel, und nun kann man sich unschwer vorstellen dass sich die hackler, die nun wirklich schwerst arbeiteten, nicht alles rausschwitzen konnten. das waren ja zeiten, da wurde beim betreten der baustelle eine alkoholkontrolle gemacht, und bei 0,1 promill (= ein apfel nach mitternacht) hiess es, binnen 24 stunden das land verlassen. ohne wenn und aber. besaufen war also nur sehr bedingt möglich, und im prinzip waren die leut sich auch darüber im klaren wie gefährlich ihre jobs waren. montagearbeiten in 40 metern höhe: da fiel nicht nur einer herunter und war tot.
aber es gab - vom staat durchaus nicht nur tolerierte, sondern sogar geförderte und gesponserte - damen, die man im alten wien wohl als aschanti-mädchen bezeichnet hätte, damals waren es halt ddr-nutten, viele von ihnen wurden auf das übelste erpresst mit diversen sanktionen gegen familie, freunde und nachbarn, da wusste man gar nicht wann man anfangen sollte mit dem weinen, allen ernstes. wieder andere wollten tatsächlich dem staat dienen durch spionage, und wieder andere brauchten schlichtweg das geld.
jedenfalls: das gewerbe boomte.
und so kam es, wie es kommen musste, irgendwer schleppte den tripper ein und perdautz: der ist ja nicht von ungefähr verschrien als höchst ansteckend, und so.
und also geschah es, dass der im camp wenige stunden in der woche anwesende chirurg sich aus gründen nicht zuständig erklärte, ausserdem war den männern das natürlich peinlich, aber andererseits tropfte und schmerzte es, und also musste was getan werden. der nächste heimaturlaub war absehbar, und wie soll man der frau erklären dass ...
wie auch immer es organisiert wurde von den diversen bauleitern, chefingenieuren und sonstigen verantwortlichen, es ward herumtelefoniert und -gefahren, weil das camp ja zudem noch fast 8 km vom krankenhaus entfernt war, und dann wurden termine vereinbart, und die herren wurden gebeten, entweder zur schniedelkontrolle anzutreten oder sich gleich freiwillig für eine spritze anzumelden.
und so warden listen geschrieben, contact tracing hiess damals "wen du ge...ert? name frau? wo kennengelernt? wo sex gemacht? du bezahlt?", und dann kriegten die betroffenen halt eine aufforderung sich am um uhr beim bus sowieso auf dem parkplatz ehschonwissen einzufinden. die liste wurde abgehakt, und ein 60-personen-bus nach dem anderen verliess mit rotohrigen, verschämt blickenden y-chromosomenträgern, die unten vor sich hintropften, das camp. insgesamt, wenn ich mich recht erinnere, drei oder vier busse mindestens allein an einem tag.
damit alles seine ordnung hatte, musste allerdings jemand von der verwaltung mit dabei sein, nicht nur jemand von den unmittelbaren vorgesetzten, und so hatte frau kelef die ehre und das vergnügen, mit dem privaten pkw hinterdrein zu fahren, um die diversen listen kontrollieren zu können.
die freude der y-chromosomenträger war, wie man sich ausmalen konnte, eher im niedrigen bereich.
es begann damit, dass man von jedem einzelnen die genauen daten erfasste, die entsprechende aufklärung bezüglich risiken und so vornahm, sich vergewisserte dass der jeweilige patient auch alles verstanden hatte, und dann wollte man noch eine unterschrift dazu. das war der einfache teil, und alle atmeten auf und warteten auf die allesheiliende pille.
damit sich aber jeder das ganz genau merkte und sein lebherrgottstag nicht mehr vergass, wurden die betroffenen jeweils zu 10 patienten in einer reihe aufgestellt, hose runter, unterhose runter, und es erschien: der arzt.
er schritt mit wichtigem gesicht die erste 10 mann-reihe erst kontrollierenden blickes von vorne ab, konnte offensichtlich tripper- und anderes tropfen gut unterscheiden, wer ihm nicht ganz eindeutig erschien wurde ausgereiht für weitere untersuchungen, und dann schritt der herr doktor zur tat.
soll heissen: er rief nach den schwestern, deren drei kamen herbei und hielten - wie bei einem opfergang - ein tablett vor sich. dann wurde das kommando "nach vorne bücken" gegeben, notfalls auch in der übersetzung, und dann kam schwester eins mit einem desinfektionszeug in orange (vermutlich, damit der doktor wusste wo er hinstechen sollte), dann kam der doktor und trommelte die jeweilige spritze in die jeweilige arschbacke dass der jeweilige patient jubelte wie fragen sie nicht, und dann kam schwester drei mit dem pflaster und schrieb datum, chargennummer etc. in den "befund", der dem patienten ausgehändigt wurde.
dann kam das kommando: "hosen rauf", und RAUS!!!, und das war es dann für den moment. nix krankenstand, aber auch keine beschwerden über welche nebenwirkungen oder komplikationen auch immer.
die betroffenen y-chromosomenträgerwurden bei frau kelefs ansicht - die sich halt leider nicht vermeiden liess - fürderhin egelmässig zu rotleuchtenden glühwürmchen, und bis heute ist noch nicht geklärt ob sprachfindungsstörungen und stottern nun auf die infektion, die impfung, oder frau kelefs anwesenheit zurückzuführen waren.
aber der anblick von reihen nackter ärsche, immer schön 10 nebeneinander, hell und dunkel, behaart und nackicht, gross und klein, fett und mager, glatt und faltig, und: frau kelef durfte sich nicht abwenden, weil: stellvertretend für "west" ...
es ist wohl unschwer nachzuvollziehen, dass beim thema massenimpfung auf frau kelefs netzhäuten diese arschbilder aufploppen, die haben sich wohl eingebrannt damals, und eigentlich ist das doch auch eine nebenwirkung, mal nachdenken, wen man da verklagen muss ...
und wenn sie in zeiten wie diesen was zu lachen brauchen, oder was zum nachdenken über das thema massenimpfungen, oder ähnliches: stellen sie sich die arschparade einfach vor. besonders ungläubige können das natürlich auch gerne zu hause nachstellen, just for fun.
natürlich können sie sich, wenn sie gerne mögen, daran erinnern dass auch unsere politiker sich alle sofort impfen lassen würden. und dann stellen wir uns vor, wie die so in zehnerreihen nebeneinander weil damit es schneller geht und ... hach.
kwasi, sozusagen: jo eh. sozusagen, übrigens, läuft auf frau kelefs beliebtheitsliste gerade dem unsäglichen lecker den 1. rang ab, sozusagen. man kann sich gar nicht vorstellen um wie viel weniger man in derselben zeit an tatsachen von sich geben muss wenn man nur ordentlich gendert und, sozusagen, das gendern dann auch noch vermultipliziert, sozusagen, also als: österreicher und österreicherinnen, polizisten und polizistinnen, soldaten und soldatinnen, ärzte und ärztinnen und menschen, die in österreich leben, die haben, sozusagen, alle ... es wird einem ganz schlecht. wiewohl die methode halbwegs funktioniert, so ist sie doch rasch durchschaubar. aber je nun. zurück zum thema.
frau kelef wär' nicht frau kelef, wenn sie nicht auch hier eine geschichte dazu wüsste, und gerne lasse ich die geneigten leserinnen und leser und menschen die in österreich wohnen, aber auch die, die bloss so der deutschen sprache mächtig sind, sozusagen oder mehr oder weniger, man weiss es nicht genau, und auch die mit einem halbwegs guten übersetzungsprogramm, daran teilhaben. jedenfalls: es begab sich:
1983, ddr vom feinsten, camp der vöest alpine in eisenhüttenstadt, über 3.000 menschen, fast ausschliesslich männer, aus 19 nationen. sprachen noch ein bisserl mehr, weil z.b. jugoslawien damals noch eins war, aber verschiedene sprachen gesprochen wurden. wie schon immer, halt.
die vöest war für einen teil der technik zuständig, die ost-arbeiter (aus ddr, russland, polen, ...) für andere teile. im prinzip funktioniert das gut, jedoch: das mit dem westkontakt war und blieb schwierig. ddr, halt.
die west-arbeiter wurden in 60 personen fassenden bussen (beschränkung weil dann kontrollen einfacher und die damals schon existierenden riesenbusse passten nicht so richtig auf die landstrassen) herbeigekarrt. alle sechs (teils auch acht) wochen war wechsel, und nun kann man sich unschwer vorstellen dass sich die hackler, die nun wirklich schwerst arbeiteten, nicht alles rausschwitzen konnten. das waren ja zeiten, da wurde beim betreten der baustelle eine alkoholkontrolle gemacht, und bei 0,1 promill (= ein apfel nach mitternacht) hiess es, binnen 24 stunden das land verlassen. ohne wenn und aber. besaufen war also nur sehr bedingt möglich, und im prinzip waren die leut sich auch darüber im klaren wie gefährlich ihre jobs waren. montagearbeiten in 40 metern höhe: da fiel nicht nur einer herunter und war tot.
aber es gab - vom staat durchaus nicht nur tolerierte, sondern sogar geförderte und gesponserte - damen, die man im alten wien wohl als aschanti-mädchen bezeichnet hätte, damals waren es halt ddr-nutten, viele von ihnen wurden auf das übelste erpresst mit diversen sanktionen gegen familie, freunde und nachbarn, da wusste man gar nicht wann man anfangen sollte mit dem weinen, allen ernstes. wieder andere wollten tatsächlich dem staat dienen durch spionage, und wieder andere brauchten schlichtweg das geld.
jedenfalls: das gewerbe boomte.
und so kam es, wie es kommen musste, irgendwer schleppte den tripper ein und perdautz: der ist ja nicht von ungefähr verschrien als höchst ansteckend, und so.
und also geschah es, dass der im camp wenige stunden in der woche anwesende chirurg sich aus gründen nicht zuständig erklärte, ausserdem war den männern das natürlich peinlich, aber andererseits tropfte und schmerzte es, und also musste was getan werden. der nächste heimaturlaub war absehbar, und wie soll man der frau erklären dass ...
wie auch immer es organisiert wurde von den diversen bauleitern, chefingenieuren und sonstigen verantwortlichen, es ward herumtelefoniert und -gefahren, weil das camp ja zudem noch fast 8 km vom krankenhaus entfernt war, und dann wurden termine vereinbart, und die herren wurden gebeten, entweder zur schniedelkontrolle anzutreten oder sich gleich freiwillig für eine spritze anzumelden.
und so warden listen geschrieben, contact tracing hiess damals "wen du ge...ert? name frau? wo kennengelernt? wo sex gemacht? du bezahlt?", und dann kriegten die betroffenen halt eine aufforderung sich am um uhr beim bus sowieso auf dem parkplatz ehschonwissen einzufinden. die liste wurde abgehakt, und ein 60-personen-bus nach dem anderen verliess mit rotohrigen, verschämt blickenden y-chromosomenträgern, die unten vor sich hintropften, das camp. insgesamt, wenn ich mich recht erinnere, drei oder vier busse mindestens allein an einem tag.
damit alles seine ordnung hatte, musste allerdings jemand von der verwaltung mit dabei sein, nicht nur jemand von den unmittelbaren vorgesetzten, und so hatte frau kelef die ehre und das vergnügen, mit dem privaten pkw hinterdrein zu fahren, um die diversen listen kontrollieren zu können.
die freude der y-chromosomenträger war, wie man sich ausmalen konnte, eher im niedrigen bereich.
es begann damit, dass man von jedem einzelnen die genauen daten erfasste, die entsprechende aufklärung bezüglich risiken und so vornahm, sich vergewisserte dass der jeweilige patient auch alles verstanden hatte, und dann wollte man noch eine unterschrift dazu. das war der einfache teil, und alle atmeten auf und warteten auf die allesheiliende pille.
damit sich aber jeder das ganz genau merkte und sein lebherrgottstag nicht mehr vergass, wurden die betroffenen jeweils zu 10 patienten in einer reihe aufgestellt, hose runter, unterhose runter, und es erschien: der arzt.
er schritt mit wichtigem gesicht die erste 10 mann-reihe erst kontrollierenden blickes von vorne ab, konnte offensichtlich tripper- und anderes tropfen gut unterscheiden, wer ihm nicht ganz eindeutig erschien wurde ausgereiht für weitere untersuchungen, und dann schritt der herr doktor zur tat.
soll heissen: er rief nach den schwestern, deren drei kamen herbei und hielten - wie bei einem opfergang - ein tablett vor sich. dann wurde das kommando "nach vorne bücken" gegeben, notfalls auch in der übersetzung, und dann kam schwester eins mit einem desinfektionszeug in orange (vermutlich, damit der doktor wusste wo er hinstechen sollte), dann kam der doktor und trommelte die jeweilige spritze in die jeweilige arschbacke dass der jeweilige patient jubelte wie fragen sie nicht, und dann kam schwester drei mit dem pflaster und schrieb datum, chargennummer etc. in den "befund", der dem patienten ausgehändigt wurde.
dann kam das kommando: "hosen rauf", und RAUS!!!, und das war es dann für den moment. nix krankenstand, aber auch keine beschwerden über welche nebenwirkungen oder komplikationen auch immer.
die betroffenen y-chromosomenträgerwurden bei frau kelefs ansicht - die sich halt leider nicht vermeiden liess - fürderhin egelmässig zu rotleuchtenden glühwürmchen, und bis heute ist noch nicht geklärt ob sprachfindungsstörungen und stottern nun auf die infektion, die impfung, oder frau kelefs anwesenheit zurückzuführen waren.
aber der anblick von reihen nackter ärsche, immer schön 10 nebeneinander, hell und dunkel, behaart und nackicht, gross und klein, fett und mager, glatt und faltig, und: frau kelef durfte sich nicht abwenden, weil: stellvertretend für "west" ...
es ist wohl unschwer nachzuvollziehen, dass beim thema massenimpfung auf frau kelefs netzhäuten diese arschbilder aufploppen, die haben sich wohl eingebrannt damals, und eigentlich ist das doch auch eine nebenwirkung, mal nachdenken, wen man da verklagen muss ...
und wenn sie in zeiten wie diesen was zu lachen brauchen, oder was zum nachdenken über das thema massenimpfungen, oder ähnliches: stellen sie sich die arschparade einfach vor. besonders ungläubige können das natürlich auch gerne zu hause nachstellen, just for fun.
natürlich können sie sich, wenn sie gerne mögen, daran erinnern dass auch unsere politiker sich alle sofort impfen lassen würden. und dann stellen wir uns vor, wie die so in zehnerreihen nebeneinander weil damit es schneller geht und ... hach.
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Freitag, 24. September 2010
sopron - der bahnhof II
kelef, 20:48h
nachschlag zu:
http://gastgeberin.blogger.de/stories/1692184/
weil ich schon wieder dort war, hab ich mich doch getraut und auch in der halle auf den auslöser gedrückt. nicht dass ich mir damit irgendwelche freunde dort gemacht hätte, man schaute mich schon ziemlich scheel an, besonders als ich das objektiv auf kasse und schliessfächer richtete. aber voila, hier bitte, der vollständigkeit halber:
die anzeigetafeln über dem abgang:
und ein paar der werbetafeln, über dem eingang:
die fahrkartenverkaufsstelle - die damen dort sind, wie mir schien, kunden gegenüber immer noch ziemlich unverändert eingestellt: warten sie nur, warten sie lange, erst wird einmal fertiggegessen, dann ein schluck getrunken, dann auf die uhr gesehen: pause, bitte bemühen sie sich nach nebenan, dort steht schon eine lange schlange, können sie nicht verfehlen. ausnahmsweise hier mit ohne wartende. hat sozusagen seltenheitswert:
die schliessfächer erstrahlen in hervorragendem gelb, dafür gibt es auch nur wenige:
links hinten gegenüber dem eingang gibt es ein sehr nettes cafe, aber bitte nicht von innen fotografieren, also von aussen sieht es aus der entfernung so aus:
leider hatte das buffett in der rechten inneren ecke nicht geöffnet - renovierungsarbeiten. die haben nämlich hervorragende grammelpogatscherln und ein blätterteigkäsegebäck mit innen cremigem käse und aussen knusprigem, in mundlichen stückchen, man könnte süchtig danach werden. aber je nun, die haben das nächste mal ja wieder offen, hoffe ich mal.
sonst gibt es in der warte halle nix zu sehen, die passagiere zerstoben in alle windrichtungen.
aber ein wenig bahnsteigsgeometrie habe ich noch anzubieten:
auf der rückfahrt wurde es dann schon langsam abend, aber dieses haus fasziniert mich seit jahren - der zug fährt an dieser stelle aber immer recht schnell, und durch die fensterscheibe, aber sehen sie selbst:
und dann, ein stück weiter, noch ein hochstand, ein ziemlich antikes modell, hüllt sich vorsorglich in ein wenig dunst und nebel:
salami und tokajer mitgebracht - 2001 war ein hervorragendes jahr, muss man noch ein wenig bunkern solange es den gibt. und am montag werd' ich welchen brauchen, wenn ich virtuell mit herrn caru auf seinen geburtstag anstosse.
http://gastgeberin.blogger.de/stories/1692184/
weil ich schon wieder dort war, hab ich mich doch getraut und auch in der halle auf den auslöser gedrückt. nicht dass ich mir damit irgendwelche freunde dort gemacht hätte, man schaute mich schon ziemlich scheel an, besonders als ich das objektiv auf kasse und schliessfächer richtete. aber voila, hier bitte, der vollständigkeit halber:
die anzeigetafeln über dem abgang:
und ein paar der werbetafeln, über dem eingang:
die fahrkartenverkaufsstelle - die damen dort sind, wie mir schien, kunden gegenüber immer noch ziemlich unverändert eingestellt: warten sie nur, warten sie lange, erst wird einmal fertiggegessen, dann ein schluck getrunken, dann auf die uhr gesehen: pause, bitte bemühen sie sich nach nebenan, dort steht schon eine lange schlange, können sie nicht verfehlen. ausnahmsweise hier mit ohne wartende. hat sozusagen seltenheitswert:
die schliessfächer erstrahlen in hervorragendem gelb, dafür gibt es auch nur wenige:
links hinten gegenüber dem eingang gibt es ein sehr nettes cafe, aber bitte nicht von innen fotografieren, also von aussen sieht es aus der entfernung so aus:
leider hatte das buffett in der rechten inneren ecke nicht geöffnet - renovierungsarbeiten. die haben nämlich hervorragende grammelpogatscherln und ein blätterteigkäsegebäck mit innen cremigem käse und aussen knusprigem, in mundlichen stückchen, man könnte süchtig danach werden. aber je nun, die haben das nächste mal ja wieder offen, hoffe ich mal.
sonst gibt es in der warte halle nix zu sehen, die passagiere zerstoben in alle windrichtungen.
aber ein wenig bahnsteigsgeometrie habe ich noch anzubieten:
auf der rückfahrt wurde es dann schon langsam abend, aber dieses haus fasziniert mich seit jahren - der zug fährt an dieser stelle aber immer recht schnell, und durch die fensterscheibe, aber sehen sie selbst:
und dann, ein stück weiter, noch ein hochstand, ein ziemlich antikes modell, hüllt sich vorsorglich in ein wenig dunst und nebel:
salami und tokajer mitgebracht - 2001 war ein hervorragendes jahr, muss man noch ein wenig bunkern solange es den gibt. und am montag werd' ich welchen brauchen, wenn ich virtuell mit herrn caru auf seinen geburtstag anstosse.
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Montag, 13. September 2010
westkontakt
kelef, 15:33h
war in der ddr ja eine ziemlich diffizile sache, die einerseits mit allen möglichen mitteln verhindert wurde, aber andererseits natürlich auch gefördert, so der arbeiter- und bauernstaat denn der meinung war man könne dinge in erfahrung bringen die ... nun ja.
jedenfalls, wenn man so ein wenig herumliest im internet am heiligen montagvormittag, da kommt man dann bei lanu auf diesen beitrag: http://lanu.blogger.de/stories/1694771, und dann fühlt man sich ein wenig erinnert, und folgt dem link. und dann findet man dieses bild: http://www.flickr.com/photos/ehstiques/2643838124/ und man erinnert sich, und man findet auch das blog zum bild, mit einer geschichte zum bild: http://eisen.huettenstadt.de/archives/1139-Ein-Fakt,-ein-Ort-Zwei-Dinge,-die-wir-vergessen-haben..html, und man erinnert sich, denn natürlich kennt frau kelef zu diesem bild auch eine eigene geschichte.
anno dunnemals also, als es die ddr noch gab und diese bushaltestelle noch angefahren wurde von linienbussen (einmal die stunde, wenn die erinnerung nicht trügt), da war auf der anderen strassenseite ein grosser parkplatz, dahinter das camp der vöest alpine (natürlich mit einem eigenen portierhäuschen, war ja exterritoriales gebiet), und dahinter war eko (eisenhüttenkombinat ost), das riesenstahlwerk.
nun war es aber so, dass die ddr zwar den betrieb des camps der vöest überlassen hatte, aber ein teil des küchenfussvolkes und die reinigungskräfte stellte der staat. alles hochkompetente und strafversetzte oder belohnungsversetzte fachkräfte (die gründe für die versetzungen brauche ich jetzt hier nicht zu erläutern, nehme ich einmal an.). organisiert wurden diese leute vom hotel metropol aus, in dem - aber das sind sicherlich nur böse gerüchte - auch verschiedene stasi-organisationen sassen.
besonders das küchenpersonal hatte nichts zu lachen, denn die hatten ja - wie das in küchen so zu sein pflegt - manchmal auch früh- und abenddienste. und damit sich ja kein kontakt entwickeln konnte zwischen ost und west, und besonders nicht zwischen leuten die miteinander arbeiten mussten, da durften die meisten der metropol-leute natürlich nicht in eisenhüttenstadt wohnen, sondern wurden aus berlin herbeigekarrt, tagtäglich, und wieder zurückgekarrt, ebenfalls tagtäglich. in einem uralten barkas, der aus allen rostlöchern absonderliches absonderte, merkwürdige geräusche von sich gab, oftmals streikte und auch ansonsten wenig vertrauen einflösste. aber er kam vom hotel metropol, und somit war er natürlich das mass aller dinge.
wenn zuviel personal nötig wurde, und der barkas die fahrten nicht schaffte, dann durften ausgewählte personen des staatsvertrauens im bettenhaus in eisenhüttenstadt übernachten, manchmal sogar mehrere tage hintereinander, und ab und zu wurde denen das sogar vorher verraten, dass sie das durften. da sagen sie jetzt nix mehr, was?
die meisten von denen waren übrigens sehr nett, fleissig, gut ausgebildet, arbeitswillig und hilfsbereit, aber immer war es ein seiltanz: sie hatten den auftrag uns zu sabotieren einerseits (da gab es dann sozialistische erich-karma-punkte dafür), andererseits wollten die aber einfach ihre arbeit machen, vielleicht ein wenig lernen (in der küche gab es ein paar hervorragende köche), und auch das management eines so grossen küchenbetriebes war ja nicht ohne. es gab zudem eine eigene fleischerei (es wurden z.b. zehn ganze schweine bestellt, und drei rindviecher, und noch wurst und speck und würstel und selchgift, das alles reichte dann auch eine woche lang), es gab einen mehlspeiskoch, das war auch für nicht-koch-interessierte interessant, so grundsätzlich einmal.
speziell matze a. war ein toller mitarbeiter. gelernter koch, hochqualifiziert, fleissig, gescheit, verheiratet, zwei kinder, ergo auch gar nicht erpressbar: ein falsches wort, und schon sah er die familie wieder vier wochen lang nicht. der musste wie die anderen wollten, das nutzte dem nix, aber er war willig. wir einigten uns. seine leute kriegten ein paar kaputte geräte zum sabotieren, die guten geräte blieben unangetastet so dass man arbeiten konnte. an die dreitausend leute, die hunger haben und nix zu essen kriegen weil die nächste einkaufsmöglichkeit fünf kilometer entfernt ist und die mittagspause nur eine stunde und - sie wollen das nicht wissen. niemand von uns wollte das so genau wissen.
matze hätte man eigentlich fast heiligsprechen sollen. er schaffte den seiltanz souverän und elegant und ohne jemanden in die pfanne zu hauen oder irgendwem auf die zehen zu steigen, irgendwie hielt er auch seine leute auf dem richtigen kurs ohne den falschen zu verraten wie der hase lief, und ohne sich zu outen.
und nun, es war auch einmal dezember, es war kalt, und was so im oderbruch an wind zwischen den kaputten bäumen im unterholzbefreiten und russenmiitärbesiedelten pseudo-wald herumpfiff und schneewehen und sonstigen dreck mit sich brachte, das war so ein eigenes kapitel. einmal war der wind so stark, dass eine wohnbaracke, die im damaligen moment falsch zur windrichtung stand, mit stahlseilen an der eigenständigen entfernung vom gelände gehindert werden musste. gott sei dank hing das ding zudem noch an den langen fernwärmerohren, sonst: man weiss es nicht.
jedenfalls, es war winter, es stürmte und schneewehte und war gar schaurig kalt. der barkas verflog sich auf der autobahn zwischen berlin und frankfurt/oder, und kam nicht. und kam nicht. und kam nicht. irgendwann kam dann ein anruf, der barkas sei aufgrund eines gebrechens von der fahrbahn abgekommen und es müsse auf ein transportvehikel gewartet werden, der fahrer sitze in irgendeinem ort und könne auch nicht weiter. die metropol-leute (also matze und seine mannen) sollten doch mit dem linienbus, der doch gleich vor dem camp eine haltestelle habe, nach ei-hü fahren und dort im bettenhaus übernachten, es sei telefonisch schon alles arrangiert.
und nun sehen sie sich das foto bitte noch einmal genau an. so sah das damals auch schon aus. nur mit ohne grün und dafür mit schneewehen und minusgraden und windstärke 100 und darüber.
wohlerzogen wie die metropol-leute waren, latschten sie also von der küche durch das camp (mit züchtig niedergeschlagenen augen, sie hätten ja was westliches sehen können, und eigentlich war ihnen der durchgang ja verboten) am portier vorbei und über den riesigen parkplatz zur bushaltestelle. leiderleider war es den organisatoren im fernen berlin entgangen dass der linienbus - sie erraten es - seinen betrieb um 20.00 uhr eingestellt hatte. die küche hatte um 22.00 uhr geschlossen.
telefon gab es beim portier, matze kam also zurück und fragte mal nach, ob man telefonieren könne, und ja, natürlich konnte man, nur die order aus berlin war: das sei ein linienbus, der werde schon kommen. später.
wir könnten doch die paar leute mit unseren pkws in die stadt bringen, meinten wir, aber metropol meinte: neeneenee. kein westkontakt, steht im vertrag. wenn der bus nicht käme, müssten die leute eben zu fuss gehen.
ja nee, is klar. acht kilometer in summe in der finsternis der nacht bei schneesturm und minusgraden. ob wir die begräbnisse gleich bestellen sollten oder noch damit warten, wegen sonderwünschen der angehörigen?
fand metropol nicht lustig. matze und seine mannen konnten auch nur mehr verzerrt grinsen, wegen der eiskristalle an den brauen.
metropol lenkte ein: der linienbus, habe man erfahren, sei eingestellt im moment aus wettergründen. man werde aber einen bus schicken, die leute sollten sich in der zwischenzeit im wartehäuschen unterstellen, damit sie sich nicht verkühlten. beim portier im warmen warten sei selbstverständlich undenkbar, weil wegen: im vertrag stehe doch: kein westkontakt.
und da hat frau kelef die einheitsmodelle des ostblocks schätzen gelernt, ich sag ihnen. um das überleben der "metropoler" zu sichern wurde tee mit geschmack (könnte man auch rum, hochprozentig, nennen) gekocht, in thermosflaschen gefüllt, und in einer tasche, die der die matze besass aufs haar glich, zusammen mit einigen bechern beim portier unter der taschenablage abgestellt. matze tauschte dann bei seinen halbstündigen nachfragen die taschen, und es darf davon ausgegangen werden dass die mannschaft, als so gegen ein uhr früh der bus aus berlin kam, ein klitzekleinwenig beeinträchtigt war, was allerdings natürlich ausschliesslich den wetterverhältnissen geschuldet war.
immerhin war aber der westkontakt auf dem niedrigst möglichen niveau gehalten worden, theoretisch. und bis auf ein paar ordentliche erkältungen (ob wir wohl mehr geschmack ...???) gingen auch alle unbeschädigt aus dem abenteuer heraus.
und dass jemand die bushaltestelle fotografisch festgehalten hat, das freut. sehr.
jedenfalls, wenn man so ein wenig herumliest im internet am heiligen montagvormittag, da kommt man dann bei lanu auf diesen beitrag: http://lanu.blogger.de/stories/1694771, und dann fühlt man sich ein wenig erinnert, und folgt dem link. und dann findet man dieses bild: http://www.flickr.com/photos/ehstiques/2643838124/ und man erinnert sich, und man findet auch das blog zum bild, mit einer geschichte zum bild: http://eisen.huettenstadt.de/archives/1139-Ein-Fakt,-ein-Ort-Zwei-Dinge,-die-wir-vergessen-haben..html, und man erinnert sich, denn natürlich kennt frau kelef zu diesem bild auch eine eigene geschichte.
anno dunnemals also, als es die ddr noch gab und diese bushaltestelle noch angefahren wurde von linienbussen (einmal die stunde, wenn die erinnerung nicht trügt), da war auf der anderen strassenseite ein grosser parkplatz, dahinter das camp der vöest alpine (natürlich mit einem eigenen portierhäuschen, war ja exterritoriales gebiet), und dahinter war eko (eisenhüttenkombinat ost), das riesenstahlwerk.
nun war es aber so, dass die ddr zwar den betrieb des camps der vöest überlassen hatte, aber ein teil des küchenfussvolkes und die reinigungskräfte stellte der staat. alles hochkompetente und strafversetzte oder belohnungsversetzte fachkräfte (die gründe für die versetzungen brauche ich jetzt hier nicht zu erläutern, nehme ich einmal an.). organisiert wurden diese leute vom hotel metropol aus, in dem - aber das sind sicherlich nur böse gerüchte - auch verschiedene stasi-organisationen sassen.
besonders das küchenpersonal hatte nichts zu lachen, denn die hatten ja - wie das in küchen so zu sein pflegt - manchmal auch früh- und abenddienste. und damit sich ja kein kontakt entwickeln konnte zwischen ost und west, und besonders nicht zwischen leuten die miteinander arbeiten mussten, da durften die meisten der metropol-leute natürlich nicht in eisenhüttenstadt wohnen, sondern wurden aus berlin herbeigekarrt, tagtäglich, und wieder zurückgekarrt, ebenfalls tagtäglich. in einem uralten barkas, der aus allen rostlöchern absonderliches absonderte, merkwürdige geräusche von sich gab, oftmals streikte und auch ansonsten wenig vertrauen einflösste. aber er kam vom hotel metropol, und somit war er natürlich das mass aller dinge.
wenn zuviel personal nötig wurde, und der barkas die fahrten nicht schaffte, dann durften ausgewählte personen des staatsvertrauens im bettenhaus in eisenhüttenstadt übernachten, manchmal sogar mehrere tage hintereinander, und ab und zu wurde denen das sogar vorher verraten, dass sie das durften. da sagen sie jetzt nix mehr, was?
die meisten von denen waren übrigens sehr nett, fleissig, gut ausgebildet, arbeitswillig und hilfsbereit, aber immer war es ein seiltanz: sie hatten den auftrag uns zu sabotieren einerseits (da gab es dann sozialistische erich-karma-punkte dafür), andererseits wollten die aber einfach ihre arbeit machen, vielleicht ein wenig lernen (in der küche gab es ein paar hervorragende köche), und auch das management eines so grossen küchenbetriebes war ja nicht ohne. es gab zudem eine eigene fleischerei (es wurden z.b. zehn ganze schweine bestellt, und drei rindviecher, und noch wurst und speck und würstel und selchgift, das alles reichte dann auch eine woche lang), es gab einen mehlspeiskoch, das war auch für nicht-koch-interessierte interessant, so grundsätzlich einmal.
speziell matze a. war ein toller mitarbeiter. gelernter koch, hochqualifiziert, fleissig, gescheit, verheiratet, zwei kinder, ergo auch gar nicht erpressbar: ein falsches wort, und schon sah er die familie wieder vier wochen lang nicht. der musste wie die anderen wollten, das nutzte dem nix, aber er war willig. wir einigten uns. seine leute kriegten ein paar kaputte geräte zum sabotieren, die guten geräte blieben unangetastet so dass man arbeiten konnte. an die dreitausend leute, die hunger haben und nix zu essen kriegen weil die nächste einkaufsmöglichkeit fünf kilometer entfernt ist und die mittagspause nur eine stunde und - sie wollen das nicht wissen. niemand von uns wollte das so genau wissen.
matze hätte man eigentlich fast heiligsprechen sollen. er schaffte den seiltanz souverän und elegant und ohne jemanden in die pfanne zu hauen oder irgendwem auf die zehen zu steigen, irgendwie hielt er auch seine leute auf dem richtigen kurs ohne den falschen zu verraten wie der hase lief, und ohne sich zu outen.
und nun, es war auch einmal dezember, es war kalt, und was so im oderbruch an wind zwischen den kaputten bäumen im unterholzbefreiten und russenmiitärbesiedelten pseudo-wald herumpfiff und schneewehen und sonstigen dreck mit sich brachte, das war so ein eigenes kapitel. einmal war der wind so stark, dass eine wohnbaracke, die im damaligen moment falsch zur windrichtung stand, mit stahlseilen an der eigenständigen entfernung vom gelände gehindert werden musste. gott sei dank hing das ding zudem noch an den langen fernwärmerohren, sonst: man weiss es nicht.
jedenfalls, es war winter, es stürmte und schneewehte und war gar schaurig kalt. der barkas verflog sich auf der autobahn zwischen berlin und frankfurt/oder, und kam nicht. und kam nicht. und kam nicht. irgendwann kam dann ein anruf, der barkas sei aufgrund eines gebrechens von der fahrbahn abgekommen und es müsse auf ein transportvehikel gewartet werden, der fahrer sitze in irgendeinem ort und könne auch nicht weiter. die metropol-leute (also matze und seine mannen) sollten doch mit dem linienbus, der doch gleich vor dem camp eine haltestelle habe, nach ei-hü fahren und dort im bettenhaus übernachten, es sei telefonisch schon alles arrangiert.
und nun sehen sie sich das foto bitte noch einmal genau an. so sah das damals auch schon aus. nur mit ohne grün und dafür mit schneewehen und minusgraden und windstärke 100 und darüber.
wohlerzogen wie die metropol-leute waren, latschten sie also von der küche durch das camp (mit züchtig niedergeschlagenen augen, sie hätten ja was westliches sehen können, und eigentlich war ihnen der durchgang ja verboten) am portier vorbei und über den riesigen parkplatz zur bushaltestelle. leiderleider war es den organisatoren im fernen berlin entgangen dass der linienbus - sie erraten es - seinen betrieb um 20.00 uhr eingestellt hatte. die küche hatte um 22.00 uhr geschlossen.
telefon gab es beim portier, matze kam also zurück und fragte mal nach, ob man telefonieren könne, und ja, natürlich konnte man, nur die order aus berlin war: das sei ein linienbus, der werde schon kommen. später.
wir könnten doch die paar leute mit unseren pkws in die stadt bringen, meinten wir, aber metropol meinte: neeneenee. kein westkontakt, steht im vertrag. wenn der bus nicht käme, müssten die leute eben zu fuss gehen.
ja nee, is klar. acht kilometer in summe in der finsternis der nacht bei schneesturm und minusgraden. ob wir die begräbnisse gleich bestellen sollten oder noch damit warten, wegen sonderwünschen der angehörigen?
fand metropol nicht lustig. matze und seine mannen konnten auch nur mehr verzerrt grinsen, wegen der eiskristalle an den brauen.
metropol lenkte ein: der linienbus, habe man erfahren, sei eingestellt im moment aus wettergründen. man werde aber einen bus schicken, die leute sollten sich in der zwischenzeit im wartehäuschen unterstellen, damit sie sich nicht verkühlten. beim portier im warmen warten sei selbstverständlich undenkbar, weil wegen: im vertrag stehe doch: kein westkontakt.
und da hat frau kelef die einheitsmodelle des ostblocks schätzen gelernt, ich sag ihnen. um das überleben der "metropoler" zu sichern wurde tee mit geschmack (könnte man auch rum, hochprozentig, nennen) gekocht, in thermosflaschen gefüllt, und in einer tasche, die der die matze besass aufs haar glich, zusammen mit einigen bechern beim portier unter der taschenablage abgestellt. matze tauschte dann bei seinen halbstündigen nachfragen die taschen, und es darf davon ausgegangen werden dass die mannschaft, als so gegen ein uhr früh der bus aus berlin kam, ein klitzekleinwenig beeinträchtigt war, was allerdings natürlich ausschliesslich den wetterverhältnissen geschuldet war.
immerhin war aber der westkontakt auf dem niedrigst möglichen niveau gehalten worden, theoretisch. und bis auf ein paar ordentliche erkältungen (ob wir wohl mehr geschmack ...???) gingen auch alle unbeschädigt aus dem abenteuer heraus.
und dass jemand die bushaltestelle fotografisch festgehalten hat, das freut. sehr.
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Dienstag, 7. September 2010
sopron - der bahnhof I
kelef, 15:39h
weil ich vorige woche in sopron war und ausnahmsweise den fotoapparat nicht vergessen hatte, kann ich hier noch ein paar bildchen zeigen von wie es heute dort ausschaut. es hat sich ja wirklich nicht viel geändert, egal ob man beim aussteigen nach unten schaut
oder nach oben
auch die alten wasserspender stehen immer noch herum, und knapp daneben ist nicht auch vorbei, sondern da steht ein kleiner blumentrog
was mich wieder einmal daran erinnert dass die perrons besonders der kleinen ungarischen bahnhöfe irgendwie einladender ausschau(t)en als die vieler anderer länder. warum auch immer das so ist. zudem darf angemerkt werden dass die perrons sehr sauber sind, es sei denn, ein paar junge österreicher warten dort zehn minuten lang auf einen zug. dann liegen nämlich in zehn metern umkreis papierln, dosen, kaugummis etc. herum, ich vermute einmal es handelt sich dabei um einen genetischen defekt der grenzgänger.
der alte wachturm steht auch immer noch,
aber wenn man genau schaut ist zu erkennen dass da wohl schon lange niemand mehr ausschau nach was auch immer gehalten hat
aus dieser richtung fahren die züge in den bahnhof ein
und das wäre - wenn es denn hätte sein sollen - zumindest einmal die richtige richtung gewesen, damals:
wenn man von den hinteren perrons richtung ausgang will, dann muss man übrigens erst einmal hier hinunter
dann durch einen endlos lang erscheinenden gang
und dann natürlich wieder hinauf, richtung ausgang, ist auch ordentlich beschildert:
in der bahnhofshalle hat man mich und den fotoapparat auch nach all den jahren noch ziemlich böse angeschaut - was man einmal lernte vergisst man eben nicht so leicht, und in einem bahnhof fotografieren war ja jetzt nicht sooo erwünscht, unter manchen regierungen. deshalb gibt es davon auch: keine bilder.
von aussen sieht der bahnhof dann so aus:
zu der meinung der ungarn zur eu hab ich jetzt offiziell einmal keine meinung, sicherheitshalber, aber vielleicht ist ja der zustand der fahnen erklärung genug:
man muss ja nicht immer alles in worte fassen, nicht wahr.
die stadt sopron kann man jetzt übrigens auch mit einem zug besichtigen, sogar mit einem ganz neuen, modernen, wenn man denn gerne möchte:
viele häuser sind - zumindest frontal, sozusagen - schon sehr schön restauriert, manche weniger
geht eben nicht alles von heute auf morgen. wenn ich das nächste mal mehr zeit und den fotoapparat wieder mit habe, dann könnte ich ja ... mal sehen.
und so, falls es jemanden aus nostalgischen oder anderen gründen noch interessieren sollte, sieht das niemandsland zwischen ungarn und österreich immer noch aus, kilometerweit:
da hat sich jetzt auch nicht wirklich was verändert.
oder nach oben
auch die alten wasserspender stehen immer noch herum, und knapp daneben ist nicht auch vorbei, sondern da steht ein kleiner blumentrog
was mich wieder einmal daran erinnert dass die perrons besonders der kleinen ungarischen bahnhöfe irgendwie einladender ausschau(t)en als die vieler anderer länder. warum auch immer das so ist. zudem darf angemerkt werden dass die perrons sehr sauber sind, es sei denn, ein paar junge österreicher warten dort zehn minuten lang auf einen zug. dann liegen nämlich in zehn metern umkreis papierln, dosen, kaugummis etc. herum, ich vermute einmal es handelt sich dabei um einen genetischen defekt der grenzgänger.
der alte wachturm steht auch immer noch,
aber wenn man genau schaut ist zu erkennen dass da wohl schon lange niemand mehr ausschau nach was auch immer gehalten hat
aus dieser richtung fahren die züge in den bahnhof ein
und das wäre - wenn es denn hätte sein sollen - zumindest einmal die richtige richtung gewesen, damals:
wenn man von den hinteren perrons richtung ausgang will, dann muss man übrigens erst einmal hier hinunter
dann durch einen endlos lang erscheinenden gang
und dann natürlich wieder hinauf, richtung ausgang, ist auch ordentlich beschildert:
in der bahnhofshalle hat man mich und den fotoapparat auch nach all den jahren noch ziemlich böse angeschaut - was man einmal lernte vergisst man eben nicht so leicht, und in einem bahnhof fotografieren war ja jetzt nicht sooo erwünscht, unter manchen regierungen. deshalb gibt es davon auch: keine bilder.
von aussen sieht der bahnhof dann so aus:
zu der meinung der ungarn zur eu hab ich jetzt offiziell einmal keine meinung, sicherheitshalber, aber vielleicht ist ja der zustand der fahnen erklärung genug:
man muss ja nicht immer alles in worte fassen, nicht wahr.
die stadt sopron kann man jetzt übrigens auch mit einem zug besichtigen, sogar mit einem ganz neuen, modernen, wenn man denn gerne möchte:
viele häuser sind - zumindest frontal, sozusagen - schon sehr schön restauriert, manche weniger
geht eben nicht alles von heute auf morgen. wenn ich das nächste mal mehr zeit und den fotoapparat wieder mit habe, dann könnte ich ja ... mal sehen.
und so, falls es jemanden aus nostalgischen oder anderen gründen noch interessieren sollte, sieht das niemandsland zwischen ungarn und österreich immer noch aus, kilometerweit:
da hat sich jetzt auch nicht wirklich was verändert.
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Samstag, 28. August 2010
leichte arbeit
kelef, 23:57h
anno 1983, eisenhüttenstadt, campverwaltung.
im camp wohnten bis zu 2.900 personen, aus an die 20 nationen - vorausgesetzt, man zählte die diversen minderheiten nicht auch noch mit. natürlich fiel da auch eine menge wäsche an, und also gab es auch eine riesengrosse wäscherei mit riesengrossen waschmaschinen und ebensolchen trocknern. und riesengrosse regale mit bergen von bettwäsche, decken, polstern, handtüchern.
zuständig für diese grundausstattung war nämlich der arbeitgeber, der entsprechend auch für die reinigung zu sorgen hatte. privatwäsche konnte in die wäscherei nach ei-hü gebracht werden, resp. wurde von dort abgeholt und wieder sauber, gebügelt oder geputzt zurückgebracht, da gab es nichts zu meckern.
die annahme von jeans verweigerte die wäscherei allerdings hartnäckig, mit der nachvollziehbaren begründung: ei-hü liege so nahe an der grenze, der oderbruch sei auch militärisches sperrgebiet, ergo gebe es russisches militär in mengen, ergo: no jeans. weil, mitgenommen hätten die die schmutzigen ja schon, und auch gewaschen, aber in der wäscherei war solchen kleidungsstücken keine lange verweildauer gegönnt, jedenfalls waren jeans aus ungeklärten gründen konstant von einer dematerialisierung betroffen, besonders natürlich markenjeans.
oberaufseherin über die camp-eigene wäscherei war übrigens e., ihr mann, ein steirer, hatte ihr trotz ihrer ursprünglichen ddr-zugehörigkeit bei unserem österreichischen arbeitgeber diesen job besorgen können, sie hatte eine gültige arbeitserlaubnis. e. war eine sehr kleine, eher nicht zu dünne, unglaublich quirlige, fröhliche und warmherzige frau. sie und ihr mann hatten sich, wie man sagt, gesucht und gefunden, die passten einfach zusammen dass es eine freude war.
jedenfalls, auf der jagd nach frischer bettwäsche kam frau kelef in die wäscherei, und suchte nach e. - die sollte dort sein. nun ist frau kelef eher gross, und e. war eben klein, also wurde zuerst einmal nachgesehen, auch in gebückter haltung: keine e., hinter den lauten maschinen: keine e., ebensowenig auch in den nebenräumen. frau kelef also rief mit lauter stimme, und die antwort kam: von oben.
da die wäsche so viel war, und die regale so hoch, und e. so klein, da hüpfte letztere quasi wie ein eichhörnchen mit den nüssschen von regal zu regal, immer mit der zu lagernden wäsche in grossen bündeln auf dem rücken oder unter den armen. zwischendurch flink über die seitenteile oder manchmal doch die leiter wieder auf den boden, nachschub gefasst, in halber höhe zwischengelagert, mit einem atemberaubenden tempo.
"e.!!!" schrie frau kelef, "bist du wahnsinnig? hol' dir doch um himmels willen einen grossen, starken mann der dir hilft! das ist doch viel zu schwer für dich, ist doch nicht mitanzusehn wie du dich schindest!"
"ach, mensch, frau kelef, das ist doch nichts, das ist doch leichte arbeit! ist doch nur wäsche!" meinte e. völlig verwundert.
frau kelef schaute die wäschemengen an, die berge von schmutzwäsche, weitaus höher als e. selber, dachte an das gewicht nasser wäsche die ja aus den riesenmaschinen irgendwie in die riesentrockner gehievt werden mussten, und schauderte.
"wenn das leichte arbeit ist, kannst du mir dann bitte sagen was schwere arbeit ist?"
"ach mensch, frau kelef, ich komm' doch vom gleisbau, war ja strafversetzt wegen westkontakt. das hier IST leichte arbeit, glaub' mir."
als e. nämlich ihren späteren mann kennengelernt hatte, und der kontakt zu diesem über das vom staat konzidierte mass hinauszugehen drohte, da musste erst e. tochter in ein internat, und e. dann eben zum gleisbau. schienen verlegen für die bahn. aber weil ihr trupp zur gänze aus frauen bestand, da mussten die nur sechs stunden am tag arbeiten. letztlich musste ja auch für die offizielle vollbeschäftigung sorge getragen werden.
im camp wohnten bis zu 2.900 personen, aus an die 20 nationen - vorausgesetzt, man zählte die diversen minderheiten nicht auch noch mit. natürlich fiel da auch eine menge wäsche an, und also gab es auch eine riesengrosse wäscherei mit riesengrossen waschmaschinen und ebensolchen trocknern. und riesengrosse regale mit bergen von bettwäsche, decken, polstern, handtüchern.
zuständig für diese grundausstattung war nämlich der arbeitgeber, der entsprechend auch für die reinigung zu sorgen hatte. privatwäsche konnte in die wäscherei nach ei-hü gebracht werden, resp. wurde von dort abgeholt und wieder sauber, gebügelt oder geputzt zurückgebracht, da gab es nichts zu meckern.
die annahme von jeans verweigerte die wäscherei allerdings hartnäckig, mit der nachvollziehbaren begründung: ei-hü liege so nahe an der grenze, der oderbruch sei auch militärisches sperrgebiet, ergo gebe es russisches militär in mengen, ergo: no jeans. weil, mitgenommen hätten die die schmutzigen ja schon, und auch gewaschen, aber in der wäscherei war solchen kleidungsstücken keine lange verweildauer gegönnt, jedenfalls waren jeans aus ungeklärten gründen konstant von einer dematerialisierung betroffen, besonders natürlich markenjeans.
oberaufseherin über die camp-eigene wäscherei war übrigens e., ihr mann, ein steirer, hatte ihr trotz ihrer ursprünglichen ddr-zugehörigkeit bei unserem österreichischen arbeitgeber diesen job besorgen können, sie hatte eine gültige arbeitserlaubnis. e. war eine sehr kleine, eher nicht zu dünne, unglaublich quirlige, fröhliche und warmherzige frau. sie und ihr mann hatten sich, wie man sagt, gesucht und gefunden, die passten einfach zusammen dass es eine freude war.
jedenfalls, auf der jagd nach frischer bettwäsche kam frau kelef in die wäscherei, und suchte nach e. - die sollte dort sein. nun ist frau kelef eher gross, und e. war eben klein, also wurde zuerst einmal nachgesehen, auch in gebückter haltung: keine e., hinter den lauten maschinen: keine e., ebensowenig auch in den nebenräumen. frau kelef also rief mit lauter stimme, und die antwort kam: von oben.
da die wäsche so viel war, und die regale so hoch, und e. so klein, da hüpfte letztere quasi wie ein eichhörnchen mit den nüssschen von regal zu regal, immer mit der zu lagernden wäsche in grossen bündeln auf dem rücken oder unter den armen. zwischendurch flink über die seitenteile oder manchmal doch die leiter wieder auf den boden, nachschub gefasst, in halber höhe zwischengelagert, mit einem atemberaubenden tempo.
"e.!!!" schrie frau kelef, "bist du wahnsinnig? hol' dir doch um himmels willen einen grossen, starken mann der dir hilft! das ist doch viel zu schwer für dich, ist doch nicht mitanzusehn wie du dich schindest!"
"ach, mensch, frau kelef, das ist doch nichts, das ist doch leichte arbeit! ist doch nur wäsche!" meinte e. völlig verwundert.
frau kelef schaute die wäschemengen an, die berge von schmutzwäsche, weitaus höher als e. selber, dachte an das gewicht nasser wäsche die ja aus den riesenmaschinen irgendwie in die riesentrockner gehievt werden mussten, und schauderte.
"wenn das leichte arbeit ist, kannst du mir dann bitte sagen was schwere arbeit ist?"
"ach mensch, frau kelef, ich komm' doch vom gleisbau, war ja strafversetzt wegen westkontakt. das hier IST leichte arbeit, glaub' mir."
als e. nämlich ihren späteren mann kennengelernt hatte, und der kontakt zu diesem über das vom staat konzidierte mass hinauszugehen drohte, da musste erst e. tochter in ein internat, und e. dann eben zum gleisbau. schienen verlegen für die bahn. aber weil ihr trupp zur gänze aus frauen bestand, da mussten die nur sechs stunden am tag arbeiten. letztlich musste ja auch für die offizielle vollbeschäftigung sorge getragen werden.
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Samstag, 14. August 2010
bekanntschaft aus ungarn - nachtrag
kelef, 07:46h
das alles war nun vor sehr, sehr langer zeit geschehen. da gab es den eisernen vorhang noch, und das internet noch nicht, kann man sich heute alles gar nicht mehr vorstellen.
manchmal, wenn man nicht vorsichtig genug ist mit sich selbst, da bekommen solche erlebnisse, die vor langem passiert sind, so eine art eigenleben, tief innerlich in einem selber.
natürlich kann man sich genau daran erinnern. denkt man zurück, oder - noch schlimmer - denkt man darüber nach, dann sind einzelne szenen so lebendig und präsent als wäre man gerade eben mittendrin.
gänseleber in madeira habe ich seither oft gegessen, in verschiedenen ländern. aber nie hatte sie diesen besonderen beigeschmack der erwartung, der angst, der hoffnung, den nachgeschmack der hoffnungslosigkeit. aber immer hatte gänseleber in madeira eine besonderheit für mich, die ich nie hätte beschreiben können, nicht gut, nicht schlecht: ganz besonders, eben.
auch in sopron war ich seither schon sehr oft. nie hat diese kleine stadt so ausgesehen wie an diesem einen tag, nie war die luft so spannungsgeladen, nie der himmel so, wie soll ich sagen: himmelfarben.
der bahnhof der kleinen stadt hat sich seither nicht wirklich verändert, das restaurant schon, aber ich könnte es heute noch aufzeichnen, besonders den abgestuften plafond mit den kleinen spots drinnen, von denen immer ein paar mehr abgeschaltet wurden als es später und später wurde, an diesem einen tag.
und wie lange eine minute sein kann, oder viele minuten, wie sie sich summieren und subsummieren und immer länger werden. das wünscht man auch niemanden, solche erfahrungen.
wie dem auch immer sein mag. aber dann versuchen sie doch einmal, mit jemandem über solche erfahrungen zu sprechen. niemand, aber auch gar niemand wird ihnen das gefühl vermitteln dass sie ernst genommen werden. unverständnis, bewunderung, erstaunen, ungläubigkeit, verarsche, ein spektrum an reaktionen, und irgendwann denken sie dann, wtf, zu was erzähl ich das. glaubt ja sowieso keiner, und die, die es glauben, die verstehen es nicht, aus den verschiedensten gründen, "du erzählst immer so tolle geschichten" ist noch das positivste was man zu hören bekommt.
ein paar wenige finden sich vielleicht, denen braucht man aber nichts erklären, die wissen das sowieso.
und irgendwann geraten deshab alle diese geschichten in vergessenheit, werden nur mehr als hirngespinste und wichtigtuerei oder was auch immer gesehen, und dann hört man auf darüber zu reden, obwohl man es ja sowieso schon nur sehr selten gewagt hat. dabei sind da noch so viele fragen und antworten offen, und dann liegt einem das alles wie ein wackerstein im magen. was ist eigentlich in dem anderen vorgegangen? was hat der sich gedacht, wie ging es dem dann anschliessend? was ist weiter geschehen? kann man aber nix tun, es ist wie es ist, und helfen kann einem ja eigentlich auch niemand. und dann hört man auf, allzu oft daran zu denken, um die eigene seele zu retten, es ist wie es ist, und die geschichte verschwindet irgendwo im ureigensten geistigen datennirvana. haben ja alle überlebt, man lebt auf keinem leuchtturm, und andere menschen haben auch probleme, manche sogar jede menge davon.
irgendwann läutet dann das telefon, am hellichten nachmittag, und man ist in gedanken aber auch schon sehr konzentriert in einer ganz anderen welt. also überlegt man, ob man - wenn am display eine völlig unbekannte lange nummer angezeigt wird - überhaupt abheben soll oder will. aus einem unerfindlichen grund und wider die gewohnheit hebt man dann aber ab. leicht unwillig, aber doch.
am anderen ende der leitung ist jemand, der einen genau befragt ob man denn frau kelef sei, was man guten gewissens bejahen kann, und dann sagt dieser jemand er würde jetzt verbinden, und man wundert sich, und dann hört man eine stimme die da sagt:
"hallo, frau kelef? hier ist k.. kannst du dich noch erinnern?"
und wie aus der pistole geschossen sagt man nach einem kurzen luftschnapper:
"natürlich. familienname. natürlich kann ich mich erinnern."
und dann sagt k.:
"ich bin in wien."
"in wien?"
"ja. ich habe doch gesagt, wenn ich nach wien komme, melde ich mich."
"du bist das erste mal in wien?"
"natürlich das erste mal. sonst hätte ich mich ja schon früher gemeldet."
ja nee, is klar. waren ja auch erst 17 (in worten: siebzehn) jahre vergangen seit wir uns das letzte mal gehört hatten. 18 (in worten: achtzehn) seit wir uns das letzte mal gesehen hatten. klar war k. das erste mal in wien. sonst hätte er sich doch schon früher gemeldet.
am vortag sei er angekommen, um ein paar tage hier zu arbeiten, höchst unvorhersehbar, meine festnetznummer habe er zwar (natürlich) immer noch, aber die sache mit der alten vorwahl, aus alten zeiten noch, nun ja. aber die adresse kannte er immer noch auswendig, im büro der firma für die er arbeitete hatten die dann im internetz die nummer des praktischen gefunden. (merke: wiener können auch freundlich, hilfsbereit und menschlich sein. ausnahmen bestätigen die regel.).
die telefonnummer war also gefunden, der kontakt hergestellt, die erinnerung war vorhanden, am abend wollten wir noch einmal telefonieren, haben uns anschliessend auch gleich getroffen und nun ja, alt sind wir geworden.
k.: und wie geht es dir so?
ich: alt bin ich geworden.
k.: ich doch auch. ich hab jetzt auch eine brille.
ich: ich bin schon so alt, ich hab jetzt schon wieder keine mehr.
k.: das hab ich auch bald geschafft.
flaxen geht also auch noch.
und so, wie es einem bei einigen ganz wenigen menschen im leben geht, sind das vertrauen und die vertrautheit immer noch da, ebenso wie das miteinander reden können, das miteinander lachen können, das miteinander trinken können bis in die puppen ohne betrunken zu sein.
am sopron-trauma kränkeln wir auch beide immer noch. nach rücksprache mit diversen sachkundigen personen haben wir die tatsache, dass der "ausflug" richtung grenze keine folgen für k. gehabt hat, als eine art welpenschutz bezeichnet. die ungarn, wie schon erwähnt, waren nicht unbedingte freunde des kommunismus und seiner folgeerscheinungen, und haben damals offensichtlich ein paar dinge nur mit äusserster verzögerung oder einfach in die "falsche" richtung weitergeleitet - weil sonst, aber oha. aber das hatten wir ja schon vor 17 jahren begackert, warum ist das alles noch so frisch und gegenwärtig? ist doch eigentlich nix passiert, damals, und uns ist auch nix passiert, in der folge.
trotzdem: zwei verlorene jahre für k.. was man damit hätte anfangen können.
was wirklich geschehen war? unspektakulär, eigentlich. auf der insel gearbeitet, kohle gemacht, gut gelebt, ein wenig herumgekommen, dann wieder nach deutschland: die zeiten ändern sich. nicht reich (aber das war ja auch nicht eigentlicher sinn und zweck der übung) aber mit viel mehr zurückgekommen als hingekommen, auch das ist ja aber schon ein erfolgsbericht, so gut wie alle anderen kommen mit schulden und zerbrochen an leib und seele wieder an.
die versprochene ansichtskarte, wurde berichtet, sei gekauft worden, und immer noch auf halde. kenn ich ja von wo.
wenn man aber so sitzt, und redet, und sich erinnert, da erinnert man sich an viele andere dinge die passiert sind eben auch.
mein neffe, meinte k., der glaubt ja viele geschichten gar nicht, oder sie interessieren ihn nicht. der hält das alles für übertreibung und wichtigtuerei.
das ist das alter, sag ich, das interesse kommt dann später. war bei meiner tochter auch so, da braucht man geduld.
aber wer soll das dann erzählen?
eben. darum sag ich ja immer schon, man muss das aufschreiben, sonst geht es verloren.
die geschichte von der bekanntschaft aus ungarn wollte ich ja schon sehr lange aufschreiben, aber irgendwie hab ich immer so einen bammel wenn ich nicht wirklich autorisiert werde sowas zu tun, und dann hatte die geschichte ja auch kein anständiges ende.
sowas sind ja nicht nur meine geschichten, sondern die geschichten vieler anderer menschen ebenso, also muss da schon ein wenig nachgedacht werden.
diese eine geschichte aber, die durfte ich aufschreiben, ich habe gefragt und die erlaubnis bekommen, ganz ausdrücklich. und beim reden sind so ein paar andere erinnerungen auch wieder aus dem geistigen datenfundus aufgetaucht, und weil die ja auch keiner mehr glaubt ausser denen, die sie selber erlebt haben und also für normal und gar nicht berichtenswert halten, da werde ich ein paar von diesen geschichten eben auch aufschreiben. demnächst in diesem theater. nicht deswegen, weil sie aussergewöhnlich oder dramatisch oder gefährlich oder blutrünstig sind, sondern weil es ganz normale geschichten aus dem alltag sind - die auch keiner glaubt, im moment. wenn aber noch einmal ein vierteljahrhundert vergeht, dann wird keiner mehr da sein der sich daran erinnert.
manchmal, wenn man nicht vorsichtig genug ist mit sich selbst, da bekommen solche erlebnisse, die vor langem passiert sind, so eine art eigenleben, tief innerlich in einem selber.
natürlich kann man sich genau daran erinnern. denkt man zurück, oder - noch schlimmer - denkt man darüber nach, dann sind einzelne szenen so lebendig und präsent als wäre man gerade eben mittendrin.
gänseleber in madeira habe ich seither oft gegessen, in verschiedenen ländern. aber nie hatte sie diesen besonderen beigeschmack der erwartung, der angst, der hoffnung, den nachgeschmack der hoffnungslosigkeit. aber immer hatte gänseleber in madeira eine besonderheit für mich, die ich nie hätte beschreiben können, nicht gut, nicht schlecht: ganz besonders, eben.
auch in sopron war ich seither schon sehr oft. nie hat diese kleine stadt so ausgesehen wie an diesem einen tag, nie war die luft so spannungsgeladen, nie der himmel so, wie soll ich sagen: himmelfarben.
der bahnhof der kleinen stadt hat sich seither nicht wirklich verändert, das restaurant schon, aber ich könnte es heute noch aufzeichnen, besonders den abgestuften plafond mit den kleinen spots drinnen, von denen immer ein paar mehr abgeschaltet wurden als es später und später wurde, an diesem einen tag.
und wie lange eine minute sein kann, oder viele minuten, wie sie sich summieren und subsummieren und immer länger werden. das wünscht man auch niemanden, solche erfahrungen.
wie dem auch immer sein mag. aber dann versuchen sie doch einmal, mit jemandem über solche erfahrungen zu sprechen. niemand, aber auch gar niemand wird ihnen das gefühl vermitteln dass sie ernst genommen werden. unverständnis, bewunderung, erstaunen, ungläubigkeit, verarsche, ein spektrum an reaktionen, und irgendwann denken sie dann, wtf, zu was erzähl ich das. glaubt ja sowieso keiner, und die, die es glauben, die verstehen es nicht, aus den verschiedensten gründen, "du erzählst immer so tolle geschichten" ist noch das positivste was man zu hören bekommt.
ein paar wenige finden sich vielleicht, denen braucht man aber nichts erklären, die wissen das sowieso.
und irgendwann geraten deshab alle diese geschichten in vergessenheit, werden nur mehr als hirngespinste und wichtigtuerei oder was auch immer gesehen, und dann hört man auf darüber zu reden, obwohl man es ja sowieso schon nur sehr selten gewagt hat. dabei sind da noch so viele fragen und antworten offen, und dann liegt einem das alles wie ein wackerstein im magen. was ist eigentlich in dem anderen vorgegangen? was hat der sich gedacht, wie ging es dem dann anschliessend? was ist weiter geschehen? kann man aber nix tun, es ist wie es ist, und helfen kann einem ja eigentlich auch niemand. und dann hört man auf, allzu oft daran zu denken, um die eigene seele zu retten, es ist wie es ist, und die geschichte verschwindet irgendwo im ureigensten geistigen datennirvana. haben ja alle überlebt, man lebt auf keinem leuchtturm, und andere menschen haben auch probleme, manche sogar jede menge davon.
irgendwann läutet dann das telefon, am hellichten nachmittag, und man ist in gedanken aber auch schon sehr konzentriert in einer ganz anderen welt. also überlegt man, ob man - wenn am display eine völlig unbekannte lange nummer angezeigt wird - überhaupt abheben soll oder will. aus einem unerfindlichen grund und wider die gewohnheit hebt man dann aber ab. leicht unwillig, aber doch.
am anderen ende der leitung ist jemand, der einen genau befragt ob man denn frau kelef sei, was man guten gewissens bejahen kann, und dann sagt dieser jemand er würde jetzt verbinden, und man wundert sich, und dann hört man eine stimme die da sagt:
"hallo, frau kelef? hier ist k.. kannst du dich noch erinnern?"
und wie aus der pistole geschossen sagt man nach einem kurzen luftschnapper:
"natürlich. familienname. natürlich kann ich mich erinnern."
und dann sagt k.:
"ich bin in wien."
"in wien?"
"ja. ich habe doch gesagt, wenn ich nach wien komme, melde ich mich."
"du bist das erste mal in wien?"
"natürlich das erste mal. sonst hätte ich mich ja schon früher gemeldet."
ja nee, is klar. waren ja auch erst 17 (in worten: siebzehn) jahre vergangen seit wir uns das letzte mal gehört hatten. 18 (in worten: achtzehn) seit wir uns das letzte mal gesehen hatten. klar war k. das erste mal in wien. sonst hätte er sich doch schon früher gemeldet.
am vortag sei er angekommen, um ein paar tage hier zu arbeiten, höchst unvorhersehbar, meine festnetznummer habe er zwar (natürlich) immer noch, aber die sache mit der alten vorwahl, aus alten zeiten noch, nun ja. aber die adresse kannte er immer noch auswendig, im büro der firma für die er arbeitete hatten die dann im internetz die nummer des praktischen gefunden. (merke: wiener können auch freundlich, hilfsbereit und menschlich sein. ausnahmen bestätigen die regel.).
die telefonnummer war also gefunden, der kontakt hergestellt, die erinnerung war vorhanden, am abend wollten wir noch einmal telefonieren, haben uns anschliessend auch gleich getroffen und nun ja, alt sind wir geworden.
k.: und wie geht es dir so?
ich: alt bin ich geworden.
k.: ich doch auch. ich hab jetzt auch eine brille.
ich: ich bin schon so alt, ich hab jetzt schon wieder keine mehr.
k.: das hab ich auch bald geschafft.
flaxen geht also auch noch.
und so, wie es einem bei einigen ganz wenigen menschen im leben geht, sind das vertrauen und die vertrautheit immer noch da, ebenso wie das miteinander reden können, das miteinander lachen können, das miteinander trinken können bis in die puppen ohne betrunken zu sein.
am sopron-trauma kränkeln wir auch beide immer noch. nach rücksprache mit diversen sachkundigen personen haben wir die tatsache, dass der "ausflug" richtung grenze keine folgen für k. gehabt hat, als eine art welpenschutz bezeichnet. die ungarn, wie schon erwähnt, waren nicht unbedingte freunde des kommunismus und seiner folgeerscheinungen, und haben damals offensichtlich ein paar dinge nur mit äusserster verzögerung oder einfach in die "falsche" richtung weitergeleitet - weil sonst, aber oha. aber das hatten wir ja schon vor 17 jahren begackert, warum ist das alles noch so frisch und gegenwärtig? ist doch eigentlich nix passiert, damals, und uns ist auch nix passiert, in der folge.
trotzdem: zwei verlorene jahre für k.. was man damit hätte anfangen können.
was wirklich geschehen war? unspektakulär, eigentlich. auf der insel gearbeitet, kohle gemacht, gut gelebt, ein wenig herumgekommen, dann wieder nach deutschland: die zeiten ändern sich. nicht reich (aber das war ja auch nicht eigentlicher sinn und zweck der übung) aber mit viel mehr zurückgekommen als hingekommen, auch das ist ja aber schon ein erfolgsbericht, so gut wie alle anderen kommen mit schulden und zerbrochen an leib und seele wieder an.
die versprochene ansichtskarte, wurde berichtet, sei gekauft worden, und immer noch auf halde. kenn ich ja von wo.
wenn man aber so sitzt, und redet, und sich erinnert, da erinnert man sich an viele andere dinge die passiert sind eben auch.
mein neffe, meinte k., der glaubt ja viele geschichten gar nicht, oder sie interessieren ihn nicht. der hält das alles für übertreibung und wichtigtuerei.
das ist das alter, sag ich, das interesse kommt dann später. war bei meiner tochter auch so, da braucht man geduld.
aber wer soll das dann erzählen?
eben. darum sag ich ja immer schon, man muss das aufschreiben, sonst geht es verloren.
die geschichte von der bekanntschaft aus ungarn wollte ich ja schon sehr lange aufschreiben, aber irgendwie hab ich immer so einen bammel wenn ich nicht wirklich autorisiert werde sowas zu tun, und dann hatte die geschichte ja auch kein anständiges ende.
sowas sind ja nicht nur meine geschichten, sondern die geschichten vieler anderer menschen ebenso, also muss da schon ein wenig nachgedacht werden.
diese eine geschichte aber, die durfte ich aufschreiben, ich habe gefragt und die erlaubnis bekommen, ganz ausdrücklich. und beim reden sind so ein paar andere erinnerungen auch wieder aus dem geistigen datenfundus aufgetaucht, und weil die ja auch keiner mehr glaubt ausser denen, die sie selber erlebt haben und also für normal und gar nicht berichtenswert halten, da werde ich ein paar von diesen geschichten eben auch aufschreiben. demnächst in diesem theater. nicht deswegen, weil sie aussergewöhnlich oder dramatisch oder gefährlich oder blutrünstig sind, sondern weil es ganz normale geschichten aus dem alltag sind - die auch keiner glaubt, im moment. wenn aber noch einmal ein vierteljahrhundert vergeht, dann wird keiner mehr da sein der sich daran erinnert.
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Donnerstag, 12. August 2010
bekanntschaft aus ungarn VI
kelef, 02:01h
hier wird schon wieder gedrängelt. tststs. also:
k. war wohlbehalten dort angekommen wo er zunächst einmal hatte hinwollen. das mit dem arbeiten funktionierte auch umgehend: während er erst bei der familie mithalf, suchte er sich gleichzeitig einen passenden job und fand den auch.
ein wenig später fand sich auch eine passende wohnung, ein wenig von der familie entfernt (denn merke: die ferne ist es nicht, und nicht die nähe), dazu lernte er ein paar neue menschen kennen und die diversen grenzen öffneten sich mehr und mehr, und so kam das eine zum anderen und ein ganz normales leben etablierte sich.
man telefonierte, vor allem weil: das konnte man ja nun. insbesondere frau kelef konnte, denn in der fabrick hatte sie freie durchwahl nach überallhin wo man durchwählen konnte auf der ganzen welt.
irgendwann so anno 1991 oder 1992, wenn die erinnerung nicht trügt, hatte frau kelef geschäftlich ein paar tage in deutschland zu verbringen, als besondere strafe für noch gar nicht begangene sünden, und so beschloss sie, bei der gelegenheit auch einen privaten besuch abzustatten. der sollte aber zunächst geheim bleiben, die geschichte erzähl' ich ihnen ein anderes mal.
die fabrick zahlte den flug hin und die ablöse des fluges zurück, frau kelef liess sich von der firmenlimousine standesgemäss zum bahnhof bringen und fuhr in die andere grosse stadt. zwecks unterbringung, vor allem aber auch weil sie ja überhaupt nicht neugierig ist, hatte sie sich vorweg telefonisch gar vorsichtig bei k. erkundigt, und der meinte umgehend: ich wohn' zwar ausserhalb, aber klar kannst du kommen und bleiben.
gesagt, getan. frau kelef schlug spätabends mit dem taxi vor der haustür auf, krabbelte heraus und wurde freundlich in empfang genommen. erstaunlicherweise verstand man sich immer noch sehr gut, obwohl da ja schon eine menge zeit vergangen war, und es ist ja immer ein unterschied ob man nun schreibt oder telefoniert oder sich so von angesicht zu angesicht unterhält.
so sprach man über dies und das, jenes und anderes, und war erstaunlicherweise immer noch der gleichen meinung über viele dinge. die geschichte mit dem kaffee in sopron war ein klitzekleines trauma bei k. und frau kelef, aber das werden sie sicherlich verstehen. es gibt ja so dinge im leben, die hängen einem ewig nach, obwohl eigentlich - wenn man es so ganz genau betrachtet und relativiert - eigentlich eben gar nichts passiert ist. vielleicht aber eben gerade deswegen. wie auch immer: es hatte keine konsequenzen gegeben, und auf jeden fall, nun war ja alles gut soweit, irgendwie. was auch immer damals hinter den kulissen passiert war, man weiss es nicht.
den ersten urlaub hatte k. auch schon hinter sich, raten sie mal, wo er den verbracht hatte: mallorca, natürlich. und was war eine - von frau kelef seither mit grosser freude und immer und immer wieder zitierte - quintessenz: "seit ich gesehen habe wie sich manche deutsche urlauber benehmen verstehe ich auch wieso die deutschen manchmal so unbeliebt sind." so eine aussage muss man sich unter diesen umständen ja auch einmal im mittelohr zergehen lassen.
natürlich war das nicht alles gewesen. schön war die insel, und überhaupt, und irgendwie wäre es schon nett dort zu leben, also jetzt: dort eine arbeit zu haben, und so weiter.
na ja, dann gehe hin und tue dies, sagte frau kelef, denn die ging das ja schliesslich eigentlich so was von gar nix an, andererseits konnte sie den wunsch schon gut verstehen. nicht wegen des konkreten ziels, sondern weil sie ja eigentlich ursprünglich auch alles andere vorgehabt hatte als in wien zu bleiben, oder auch nur in österreich, aber da war dann verschiedenes dazwischengekommen. mit einem kind so ohne netz und doppelten boden kann man ja nicht guten gewissens wie es einem gerade einfällt durch die weltgeschichte düsen, die sache mit der ddr hatte schon genügend blutige wunden geschlagen, und hier sei der bösen frau, also frau kelefs mutter, wieder einmal ein extra giftiger skorpion ins grab gewünscht, denn danach ging gar nichts mehr. wird wohl auch eine der vielen ewig schwärenden wunden bleiben.
wenn man niemanden hat der von einem abhängig und niemanden für den man verantwortlich ist, dann ist es einfach zu sagen: ich nehm' jetzt meinen hut und geh. und, glauben sie es ruhig: wenn man das kann, dann sollte man das auch tun. hat man entsprechenden anhang, dann muss sichergestellt sein dass dieser anhang auch entsprechend gekleidet und ernährt werden kann (und zwar im eigentlichen wie auch im übertragenen sinne), sonst wird das nix. das gibt nur schweiss und tränen, vor- und zerwürfnisse, und diskussionen um des kaisers bart. schaut man sich die lebensgeschichten in der umgebung so an, dann kommt man übrigens auf eine erstaunliche anzahl von menschen die das schon erfahren haben, in der einen oder anderen weise. wenn man andererseits die möglichkeit hat und nicht wahrnimmt, dann laboriert man irgendwie ein leben lang daran, und das ist auch wiederum oft der anfang von irgendeinem bösen ende.
frau kelef jedenfalls erledigte damals ihre angelegenheiten mit grossem vergnügen, schaute sich die grosse stadt an, k. verbröselte sich derweilen zu einer hochzeit oder sonstigen festivität irgendwo in der pampa und erklärte frau kelef genau, wo sie den wohnungsschlüssel hinterlassen sollte damit er nach ihrer abreise und bei seiner rückkehr seine wohnung auch wieder betreten könne ohne die tür aufbrechen zu müssen.
so geschah es auch, und frau kelef kehrte nach wien zurück.
man telefonierte immer noch ab und an. frau kelef war sehr dankbar und wollte sich für die erwiesene gastfreundschaft auch irgendwie revanchieren. k. meinte, wenn er mal nach wien käme würde er sich melden. einmal hätte das sogar schon fast geklappt, kam aber irgendwas dazwischen, und dann eben doch nicht.
und dann, im sommer 1993, läutete wieder einmal das telefon und k. war am anderen ende.
"ich hau jetzt ab nach mallorca. arbeit habe ich schon, ein bisschen geld gespart auch, und mein besitz passt in mein auto. ich will das einfach dort versuchen. ich lass mal ne karte 'rüberwachsen."
nun, um eine ansichtskarte wollte frau kelef wohl gebeten haben, weil sie die interessanten ja bekanntlich sammelt (übrigens: was ist aus dieser ansichtskartenversendungssitte eigentlich geworden???). andererseits hat frau kelef ja eine liebreizende tochter, die ebenfalls ansichtskarten verspricht, diese wohl auch kauft und frankiert, fallweise auch beschriftet, sie dann allerdings nicht abschickt sondern erst nach ihrer rückkehr überreicht. manchmal allerdings auch erst jahre nach ihrer rückkehr. hmpf.
es blieb also nur k. alles gute zu wünschen, und alles das was er sich selber auch wünschte und erträumte, denn so soll das ja sein.
das war dann, im jahre des herrn 1993, das letzte was frau kelef von ihm hörte. ansichtskarte kam keine, aber was weiss ein fremder was mit adressbüchern so passiert, und dann hatte frau kelef ja eine geheimnummer und die mobile telefonie war noch nicht erfunden. zudem hatte frau kelef ende 1993 die damalige fabrick verlassen, die durchwahlnummer dort gab es also auch nicht mehr, und wenn dann wollte eigentlich keiner wissen was ein anrufer da für eine auskunft bekommen hätte.
nun ist es ja grundsätzlich so dass es leuten, von denen man nichts hört oder liest, entweder sehr gut oder sehr schlecht geht. frau kelef fragte auch das internetz, und das meinte, k. scheine sich irgendwie selbständig machen zu wollen (wer kann schon spanische urkunden lesen, hä?), und so schien alles in ordnung zu sein. sich an die uralte adresse zu wenden war mehrfach in den gedankengängen, aber was weiss man in welches wespennest man da stechen kann, file under: experimente die die welt nicht braucht.
sie sehen also, das ist eine von den geschichten, die ihnen sonst keiner erzählt. nämlich eine von den ganz normalen geschichten, die wohl ein wenig kompliziert sind, aber doch trotz ost und west und versuchter republikflucht und fluchthilfe und weiss der kuckuck eine geschichte ohne mord und totschlag, ohne blut- und tränenvergiessen, ohne schlampige verhältniss und uneheliche kinder, ohne zeitungsartikel oder verfilmte dramatische szenen. eine von den geschichten, wie sie wohl die häufigsten waren in all diesen jahren, für aussenstehende unspektakulär und vor allem: sie endete vor 17 jahren.
der nachtrag kommt dann noch, hihihi.
k. war wohlbehalten dort angekommen wo er zunächst einmal hatte hinwollen. das mit dem arbeiten funktionierte auch umgehend: während er erst bei der familie mithalf, suchte er sich gleichzeitig einen passenden job und fand den auch.
ein wenig später fand sich auch eine passende wohnung, ein wenig von der familie entfernt (denn merke: die ferne ist es nicht, und nicht die nähe), dazu lernte er ein paar neue menschen kennen und die diversen grenzen öffneten sich mehr und mehr, und so kam das eine zum anderen und ein ganz normales leben etablierte sich.
man telefonierte, vor allem weil: das konnte man ja nun. insbesondere frau kelef konnte, denn in der fabrick hatte sie freie durchwahl nach überallhin wo man durchwählen konnte auf der ganzen welt.
irgendwann so anno 1991 oder 1992, wenn die erinnerung nicht trügt, hatte frau kelef geschäftlich ein paar tage in deutschland zu verbringen, als besondere strafe für noch gar nicht begangene sünden, und so beschloss sie, bei der gelegenheit auch einen privaten besuch abzustatten. der sollte aber zunächst geheim bleiben, die geschichte erzähl' ich ihnen ein anderes mal.
die fabrick zahlte den flug hin und die ablöse des fluges zurück, frau kelef liess sich von der firmenlimousine standesgemäss zum bahnhof bringen und fuhr in die andere grosse stadt. zwecks unterbringung, vor allem aber auch weil sie ja überhaupt nicht neugierig ist, hatte sie sich vorweg telefonisch gar vorsichtig bei k. erkundigt, und der meinte umgehend: ich wohn' zwar ausserhalb, aber klar kannst du kommen und bleiben.
gesagt, getan. frau kelef schlug spätabends mit dem taxi vor der haustür auf, krabbelte heraus und wurde freundlich in empfang genommen. erstaunlicherweise verstand man sich immer noch sehr gut, obwohl da ja schon eine menge zeit vergangen war, und es ist ja immer ein unterschied ob man nun schreibt oder telefoniert oder sich so von angesicht zu angesicht unterhält.
so sprach man über dies und das, jenes und anderes, und war erstaunlicherweise immer noch der gleichen meinung über viele dinge. die geschichte mit dem kaffee in sopron war ein klitzekleines trauma bei k. und frau kelef, aber das werden sie sicherlich verstehen. es gibt ja so dinge im leben, die hängen einem ewig nach, obwohl eigentlich - wenn man es so ganz genau betrachtet und relativiert - eigentlich eben gar nichts passiert ist. vielleicht aber eben gerade deswegen. wie auch immer: es hatte keine konsequenzen gegeben, und auf jeden fall, nun war ja alles gut soweit, irgendwie. was auch immer damals hinter den kulissen passiert war, man weiss es nicht.
den ersten urlaub hatte k. auch schon hinter sich, raten sie mal, wo er den verbracht hatte: mallorca, natürlich. und was war eine - von frau kelef seither mit grosser freude und immer und immer wieder zitierte - quintessenz: "seit ich gesehen habe wie sich manche deutsche urlauber benehmen verstehe ich auch wieso die deutschen manchmal so unbeliebt sind." so eine aussage muss man sich unter diesen umständen ja auch einmal im mittelohr zergehen lassen.
natürlich war das nicht alles gewesen. schön war die insel, und überhaupt, und irgendwie wäre es schon nett dort zu leben, also jetzt: dort eine arbeit zu haben, und so weiter.
na ja, dann gehe hin und tue dies, sagte frau kelef, denn die ging das ja schliesslich eigentlich so was von gar nix an, andererseits konnte sie den wunsch schon gut verstehen. nicht wegen des konkreten ziels, sondern weil sie ja eigentlich ursprünglich auch alles andere vorgehabt hatte als in wien zu bleiben, oder auch nur in österreich, aber da war dann verschiedenes dazwischengekommen. mit einem kind so ohne netz und doppelten boden kann man ja nicht guten gewissens wie es einem gerade einfällt durch die weltgeschichte düsen, die sache mit der ddr hatte schon genügend blutige wunden geschlagen, und hier sei der bösen frau, also frau kelefs mutter, wieder einmal ein extra giftiger skorpion ins grab gewünscht, denn danach ging gar nichts mehr. wird wohl auch eine der vielen ewig schwärenden wunden bleiben.
wenn man niemanden hat der von einem abhängig und niemanden für den man verantwortlich ist, dann ist es einfach zu sagen: ich nehm' jetzt meinen hut und geh. und, glauben sie es ruhig: wenn man das kann, dann sollte man das auch tun. hat man entsprechenden anhang, dann muss sichergestellt sein dass dieser anhang auch entsprechend gekleidet und ernährt werden kann (und zwar im eigentlichen wie auch im übertragenen sinne), sonst wird das nix. das gibt nur schweiss und tränen, vor- und zerwürfnisse, und diskussionen um des kaisers bart. schaut man sich die lebensgeschichten in der umgebung so an, dann kommt man übrigens auf eine erstaunliche anzahl von menschen die das schon erfahren haben, in der einen oder anderen weise. wenn man andererseits die möglichkeit hat und nicht wahrnimmt, dann laboriert man irgendwie ein leben lang daran, und das ist auch wiederum oft der anfang von irgendeinem bösen ende.
frau kelef jedenfalls erledigte damals ihre angelegenheiten mit grossem vergnügen, schaute sich die grosse stadt an, k. verbröselte sich derweilen zu einer hochzeit oder sonstigen festivität irgendwo in der pampa und erklärte frau kelef genau, wo sie den wohnungsschlüssel hinterlassen sollte damit er nach ihrer abreise und bei seiner rückkehr seine wohnung auch wieder betreten könne ohne die tür aufbrechen zu müssen.
so geschah es auch, und frau kelef kehrte nach wien zurück.
man telefonierte immer noch ab und an. frau kelef war sehr dankbar und wollte sich für die erwiesene gastfreundschaft auch irgendwie revanchieren. k. meinte, wenn er mal nach wien käme würde er sich melden. einmal hätte das sogar schon fast geklappt, kam aber irgendwas dazwischen, und dann eben doch nicht.
und dann, im sommer 1993, läutete wieder einmal das telefon und k. war am anderen ende.
"ich hau jetzt ab nach mallorca. arbeit habe ich schon, ein bisschen geld gespart auch, und mein besitz passt in mein auto. ich will das einfach dort versuchen. ich lass mal ne karte 'rüberwachsen."
nun, um eine ansichtskarte wollte frau kelef wohl gebeten haben, weil sie die interessanten ja bekanntlich sammelt (übrigens: was ist aus dieser ansichtskartenversendungssitte eigentlich geworden???). andererseits hat frau kelef ja eine liebreizende tochter, die ebenfalls ansichtskarten verspricht, diese wohl auch kauft und frankiert, fallweise auch beschriftet, sie dann allerdings nicht abschickt sondern erst nach ihrer rückkehr überreicht. manchmal allerdings auch erst jahre nach ihrer rückkehr. hmpf.
es blieb also nur k. alles gute zu wünschen, und alles das was er sich selber auch wünschte und erträumte, denn so soll das ja sein.
das war dann, im jahre des herrn 1993, das letzte was frau kelef von ihm hörte. ansichtskarte kam keine, aber was weiss ein fremder was mit adressbüchern so passiert, und dann hatte frau kelef ja eine geheimnummer und die mobile telefonie war noch nicht erfunden. zudem hatte frau kelef ende 1993 die damalige fabrick verlassen, die durchwahlnummer dort gab es also auch nicht mehr, und wenn dann wollte eigentlich keiner wissen was ein anrufer da für eine auskunft bekommen hätte.
nun ist es ja grundsätzlich so dass es leuten, von denen man nichts hört oder liest, entweder sehr gut oder sehr schlecht geht. frau kelef fragte auch das internetz, und das meinte, k. scheine sich irgendwie selbständig machen zu wollen (wer kann schon spanische urkunden lesen, hä?), und so schien alles in ordnung zu sein. sich an die uralte adresse zu wenden war mehrfach in den gedankengängen, aber was weiss man in welches wespennest man da stechen kann, file under: experimente die die welt nicht braucht.
sie sehen also, das ist eine von den geschichten, die ihnen sonst keiner erzählt. nämlich eine von den ganz normalen geschichten, die wohl ein wenig kompliziert sind, aber doch trotz ost und west und versuchter republikflucht und fluchthilfe und weiss der kuckuck eine geschichte ohne mord und totschlag, ohne blut- und tränenvergiessen, ohne schlampige verhältniss und uneheliche kinder, ohne zeitungsartikel oder verfilmte dramatische szenen. eine von den geschichten, wie sie wohl die häufigsten waren in all diesen jahren, für aussenstehende unspektakulär und vor allem: sie endete vor 17 jahren.
der nachtrag kommt dann noch, hihihi.
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Montag, 9. August 2010
bekanntschaft aus ungarn V
kelef, 20:25h
sie haben mit spannung auf die fortsetzung der geschichte gewartet? sehr schön. frau kelef wartete damals nämlich auch, und dann können sie wenigstens ein wenig nachfühlen wie das damals war mit dem warten und der spannung.
irgendwann läutete aber dann doch das telefon, und was soll man sagen: k. rief tatsächlich an. aus dem schönen heimatland, also aus seinem, natürlich.
was passiert war? hoffnungsfroh und guten mutes war k. in den zug gestiegen der gen sopron fuhr. natürlich wusste man dass es für personen aus der ddr verboten war richtung grenze zu fahren, schon gar mit einer vollen reisetasche unterm arm und mit dem zug, und noch dazu in richtung einer stadt die für die anwesenheit vieler besucher aus dem benachbarten österreich bekannt war und zudem als durchreise- und erste/letzte station für die balaton-touristen aus westdeutschland. westkontakte waren ja sowieso auch verboten, aber man kann sich ja nicht immer um alles kümmern. und eigentlich war der plan ja lediglich ein gemeinsames kaffeetrinken, offiziell zumindest. das war zwar auch ungesetzlich, aber man hätte das wenigstens sehr gut erklären können.
aber es kam, wie es nicht hätte kommen dürfen, ausweiskontrolle im zug und ja nee, nix da. unter entsprechender beaufsichtigung durfte k. den zug in sopron zwar verlassen, aber natürlich keineswegs in richtung des restaurants in dem frau kelef wartete, sondern unter geheimnisvollen umständen in einem entsprechenden fahrzeug der uniformierten staatlichen rechtshelfer in richtung eines für die besondere aufbewahrung suspekter gäste vorbereiteten etablissements, das man gemeinhin auch knast oder gefängnis oder anhaltestation oder wie auch immer nennt.
peinliche befragungen folgten, genaue und detaillierte angaben wurden verlangt: warum wieso und wer gegen wen aus welchen gründen, die feststellung, er habe sich ja nur auf einen kaffee mit einer bekannten treffen wollen wurde als unglaubwürdig abgetan. sowas konnte ja nicht sein, da musste doch noch was dahinterstecken.
muss man sich auch einmal vorstellen, wie es einem menschen da so geht, zwischen den existenzen quasi, in einem fremden land und ohne zu wissen was da nun herauskommt bei der befragung und wie das alles weitergehen wird und welche konsequenzen für wen allen daraus erwachsen können und werden.
und das alles noch mit einem dolmetscher, von dem man unter solchen umständen ja nicht wissen kann ob der nun alles übersetzt was gesagt wird, und wie genau er das übersetzt. hört der zwischen den zeilen das gras wachsen oder ist er einfach sauer weil man ihn dazu zwingt dinge zu tun die er eigentlich nicht tun will? die meisten ungarn hatten ja alles andere als ein gutes verhältnis zum kommunismus, und so konnte es einerseits sein dass die befragenden und übersetzenden durchaus verständnis für die unausgesprochenen wahrheiten hatten. konnte andererseits aber auch sein, dass die einen ganz anderen standpunkt einnahmen, an profilierungsneurosen laborierten oder noch ein paar sozialistische karmapunkte brauchten, und dass die das gesagte dann entsprechend modifizierten, kürzten, ausschmückten oder interpretierten.
das angebotene nachtlager konnte aus verständlichen gründen nicht ausgeschlagen werden, da waren die uniformierten spassverderber irgendwie dagegen, und anschliessend durfte k. dann wieder weiterreisen. nach hause.
erstaunlicherweise hatte der versuchte ausflug keine weiteren konsequenzen, ausser den psychischen, und dem zorn und der enttäuschung und allen diesen dingen, und zu alledem: mallorca war so unerreichbar wie immer. wollte er doch bloss wenigstens einmal sehen.
frau kelef tröstete am telefon so gut es ging, war ihr doch zumindest ein mittlerer mount everest vom herzen gefallen, wenigstens nix allzu heftiges passiert, man wusste damals ja nie was den staatsorganen bei fehlverhalten einzelner bürger einfallen konnte. und in voller überzeugung sagte frau kelef (auch bekannt als die "da hab ich schon wieder recht gehabt"-frau): das wird schon. lange kann die ddr so nicht mehr existieren, der ganze ostblock wird zerfallen und zerbröseln und sich in relativ normale länder rückverwandeln. warte nur, balde.
für den moment hiess es aber: zurück zur normalität, ein briefchen hier, ein anruf dort. warten auf die nächste idee.
die politische entwicklung liess hingegen tatsächlich nicht mehr lange auf sich warten, wie wir heute wissen, und wie schon marx und lenin sagten, fragen sie bloss nicht genau wo, aber es steht geschrieben: nach der evolution kommt die revolution. geht ja per definitionem eigentlich auch nicht anders.
und so kam es auch, irgendwann hatten die menschen genug und stellten sich auf die füsse und gingen auf die strasse, und wie das alles gewesen ist braucht hier nicht aufgeschrieben zu werden, da gibt es geschichtsbücher und zeitungsberichte und dokumentationen genug dazu und darüber.
frau kelef und die zugehörige tochter hingen tränenden auges nicht vor, sondern quasi in der glotze und fieberten mit und sahen die menschen in der deutschen botschaft in budapest, und die pressebilder dazu, und die berichte, und die interviews und geschichten, und dann durften die ersten ausreisen. sie glauben gar nicht, wie man sich für absolut völlig wildfremde menschen freuen kann.
und dann läutete das telefon im büro, in dem frau kelef zu später stunde noch verweilte, und die tochter rief an und brüllte: mama, mama, k. hat angerufen, er ist herüben!
tatsächlich hatte er, als unter der hand von den turbulenzen berichtet wurde, angesucht und wider erwarten ein visum für ungarn erhalten, und war dann über die botschaft nach deutschland gekommen.
in der direttissima zur verwandtschaft, dort gab es ein sicheres dach über dem kopf, und nach drei tagen half er schon im familieneigenen betrieb mit. immer getreu dem plan: erst arbeit, dann wohnung, der rest findet sich.
irgendwann läutete aber dann doch das telefon, und was soll man sagen: k. rief tatsächlich an. aus dem schönen heimatland, also aus seinem, natürlich.
was passiert war? hoffnungsfroh und guten mutes war k. in den zug gestiegen der gen sopron fuhr. natürlich wusste man dass es für personen aus der ddr verboten war richtung grenze zu fahren, schon gar mit einer vollen reisetasche unterm arm und mit dem zug, und noch dazu in richtung einer stadt die für die anwesenheit vieler besucher aus dem benachbarten österreich bekannt war und zudem als durchreise- und erste/letzte station für die balaton-touristen aus westdeutschland. westkontakte waren ja sowieso auch verboten, aber man kann sich ja nicht immer um alles kümmern. und eigentlich war der plan ja lediglich ein gemeinsames kaffeetrinken, offiziell zumindest. das war zwar auch ungesetzlich, aber man hätte das wenigstens sehr gut erklären können.
aber es kam, wie es nicht hätte kommen dürfen, ausweiskontrolle im zug und ja nee, nix da. unter entsprechender beaufsichtigung durfte k. den zug in sopron zwar verlassen, aber natürlich keineswegs in richtung des restaurants in dem frau kelef wartete, sondern unter geheimnisvollen umständen in einem entsprechenden fahrzeug der uniformierten staatlichen rechtshelfer in richtung eines für die besondere aufbewahrung suspekter gäste vorbereiteten etablissements, das man gemeinhin auch knast oder gefängnis oder anhaltestation oder wie auch immer nennt.
peinliche befragungen folgten, genaue und detaillierte angaben wurden verlangt: warum wieso und wer gegen wen aus welchen gründen, die feststellung, er habe sich ja nur auf einen kaffee mit einer bekannten treffen wollen wurde als unglaubwürdig abgetan. sowas konnte ja nicht sein, da musste doch noch was dahinterstecken.
muss man sich auch einmal vorstellen, wie es einem menschen da so geht, zwischen den existenzen quasi, in einem fremden land und ohne zu wissen was da nun herauskommt bei der befragung und wie das alles weitergehen wird und welche konsequenzen für wen allen daraus erwachsen können und werden.
und das alles noch mit einem dolmetscher, von dem man unter solchen umständen ja nicht wissen kann ob der nun alles übersetzt was gesagt wird, und wie genau er das übersetzt. hört der zwischen den zeilen das gras wachsen oder ist er einfach sauer weil man ihn dazu zwingt dinge zu tun die er eigentlich nicht tun will? die meisten ungarn hatten ja alles andere als ein gutes verhältnis zum kommunismus, und so konnte es einerseits sein dass die befragenden und übersetzenden durchaus verständnis für die unausgesprochenen wahrheiten hatten. konnte andererseits aber auch sein, dass die einen ganz anderen standpunkt einnahmen, an profilierungsneurosen laborierten oder noch ein paar sozialistische karmapunkte brauchten, und dass die das gesagte dann entsprechend modifizierten, kürzten, ausschmückten oder interpretierten.
das angebotene nachtlager konnte aus verständlichen gründen nicht ausgeschlagen werden, da waren die uniformierten spassverderber irgendwie dagegen, und anschliessend durfte k. dann wieder weiterreisen. nach hause.
erstaunlicherweise hatte der versuchte ausflug keine weiteren konsequenzen, ausser den psychischen, und dem zorn und der enttäuschung und allen diesen dingen, und zu alledem: mallorca war so unerreichbar wie immer. wollte er doch bloss wenigstens einmal sehen.
frau kelef tröstete am telefon so gut es ging, war ihr doch zumindest ein mittlerer mount everest vom herzen gefallen, wenigstens nix allzu heftiges passiert, man wusste damals ja nie was den staatsorganen bei fehlverhalten einzelner bürger einfallen konnte. und in voller überzeugung sagte frau kelef (auch bekannt als die "da hab ich schon wieder recht gehabt"-frau): das wird schon. lange kann die ddr so nicht mehr existieren, der ganze ostblock wird zerfallen und zerbröseln und sich in relativ normale länder rückverwandeln. warte nur, balde.
für den moment hiess es aber: zurück zur normalität, ein briefchen hier, ein anruf dort. warten auf die nächste idee.
die politische entwicklung liess hingegen tatsächlich nicht mehr lange auf sich warten, wie wir heute wissen, und wie schon marx und lenin sagten, fragen sie bloss nicht genau wo, aber es steht geschrieben: nach der evolution kommt die revolution. geht ja per definitionem eigentlich auch nicht anders.
und so kam es auch, irgendwann hatten die menschen genug und stellten sich auf die füsse und gingen auf die strasse, und wie das alles gewesen ist braucht hier nicht aufgeschrieben zu werden, da gibt es geschichtsbücher und zeitungsberichte und dokumentationen genug dazu und darüber.
frau kelef und die zugehörige tochter hingen tränenden auges nicht vor, sondern quasi in der glotze und fieberten mit und sahen die menschen in der deutschen botschaft in budapest, und die pressebilder dazu, und die berichte, und die interviews und geschichten, und dann durften die ersten ausreisen. sie glauben gar nicht, wie man sich für absolut völlig wildfremde menschen freuen kann.
und dann läutete das telefon im büro, in dem frau kelef zu später stunde noch verweilte, und die tochter rief an und brüllte: mama, mama, k. hat angerufen, er ist herüben!
tatsächlich hatte er, als unter der hand von den turbulenzen berichtet wurde, angesucht und wider erwarten ein visum für ungarn erhalten, und war dann über die botschaft nach deutschland gekommen.
in der direttissima zur verwandtschaft, dort gab es ein sicheres dach über dem kopf, und nach drei tagen half er schon im familieneigenen betrieb mit. immer getreu dem plan: erst arbeit, dann wohnung, der rest findet sich.
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Dienstag, 3. August 2010
bekanntschaft aus ungarn IV
kelef, 00:29h
hören sie auf mich zu drängen. ich hätte die geschichte nicht angefangen wenn sie kein anständiges ende hätte. aber das kriegen wir dann - für die interessierten - im kapitel VI. und dann gibt es noch einen nachtrag.
sopron also.
die vorbereitungen wurden getroffen. die personen des vertrauens wurden in ebendieses gezogen, frau kelef hatte hier ja auch noch eine tochter die nicht alles wissen musste/sollte/durfte, passende und erklärende schreiben wurden verfasst und deponiert, der treffpunkt wurde vereinbart, die telefonische kryptik feierte ein kleines fest, ein vielfrequentiertes lokal auf der ausfallsstrasse richtung grenze wurde als treffpunkt auserkoren.
dort konnte man nämlich hervorragend essen - wie überhaupt in ungarn, wenn man wusste/weiss was man bestellt(e), und das war die offizielle begründung für die wahl - frau kelef nahm sich einen urlaubstag und fuhr einkaufen. damit einmal nix sein konnte. weil, einkaufen in sopron war ja damals praktisch eine wiener pflichtübung, daher: kofferraum vollgeladen mit allem erlaubten, als da waren zigaretten, käse, salami, tokajer, schnappes, ein paar ersatzteile für den lada oder artverwandte gefährte (ward hier schon erwähnung des mechanikers getan? nein, die geschichte kommt noch.).
ein wenig werkzeug, schrauben, nägel, und: das anlässlich dieser expedition käuflich erworbene in der ddr hergestellte stemmeisen steht unter denkmalschutz, wenn wer fragen sollte. es ist das mit dem blauen griff.
zwei stunden vor der vereinbarten zeit war frau kelef fertig mit den vorbereitungen und begab sich richtung restaurant. da waren rundherum auch noch eine werkstatt, eine tankstelle, verschiedene shops, es konnte also unauffällig herumgelungert werden. besonders mit einem reisepass, der einerseits fast funkelnagelneu war und andererseits ja schon einige ein- und ausreisestempel trug. der emmentaler, und so, sie verstehen. also eigentlich war es ja keineswegs der emmentaler, aber die begründung glaubte damals jeder.
frau kelef also stand herum und schlenderte herum und lungerte herum, kaufte noch mehr unnotwendiges und betete, kann ja nie schaden.
dann war es eine halbe stunde vor der vereinbarten zeit, und frau kelef begab sich in das restaurant, an den bestellten und reservierten platz, und orderte erst einmal einen kaffee. mit dem essen wolle sie warten.
sie wartete auch. eine stunde, dann, langsam, kamen leise bedenken auf.
nun, schiss konnte ziemlich ausgeschlossen werden. verständlich wäre es gewesen, durchaus, aber irgendwie passte schiss nicht. bauchgefühl vor logik und panik. die möglichen alternativen waren wenig erbaulich. sie glauben ja gar nicht, wie gottgläubig man manchmal sein kann in prekären situationen.
frau kelef bestellte eine vorspeise, eine ausführliche: gänseleber, keine stopfleber natürlich, aber in madeira-fragen sie nicht was-sauce. dauerte eine weile.
als zwischengericht: hühnersuppe. soll ja gesund sein.
als hauptgericht: rindslendchen mit pilzen und nockerln, also keine spätzle: ungarische nockerln. alles frisch: dauerte eine weile.
dann ein schnappes, der war nötig.
draussen wurde es langsam dunkel. kein bild, kein ton. ein paar mal kam die rendörseg vorbei, warf prüfende blicke, besonders in richtung von frau kelef, und ging wieder. zwischendurch kam auch einmal die grenzpolizei, und dann noch zweimal irgendein anderes uniformiertes komplott auf hinterbeinen mit schiesseisen an der hosennaht, fragen sie nicht wer das wiederum war. sah nach höherer grenzpolizei aus, wollte frau kelef aber nicht so genau wissen. es gibt ja grundsätzlich im leben manchmal so situtationen, in denen man nicht alles so ganz genau wissen will, sicherheitshalber.
frau kelef wartete also ein wenig, und dann noch ein wenig mehr, und dann noch ein wenig länger. eigentlich - so war die verabredete geschichte - wollte man sich ja nur treffen um ein wenig zu schnaken, höchst unschuldig und über vergangene zeiten und gemeinsame erinnerungen, oder was dachten sie? konnte ja nicht verboten sein, sowas.
es wurde dunkel.
und dunkler.
auch innerlich, sozusagen.
frau kelef trank den weiss-man-nicht-wievielten kaffee, und diese kleinen moccas in ungarn waren sowieso der deibel, sowas von stark. aber was uns nicht umbringt macht uns nur härter. und wache sinne werden ja manchmal unterbewertet.
dann begann das personal im restaurant langsam diejenigen teile des lokals, in dem sich keine gäste mehr befanden, abzudunkeln, es wurde mitternacht, und es war klar: das mit dem gemeinsamen kaffeetrinken würde wohl nichts mehr werden.
sind sie unter solchen umständen schon einmal in einem lokal in einem land, dessen sprache sie nicht verstehen, unter solchen umständen, der letzte gast gewesen? wollen sie auch nicht sein, glauben sie mir. wollen sie gar nicht. was einem da alles durch den kopf geht ist nicht ohne. prägt aber.
sperrstunde, dann.
frau kelef kroch gebückt und leise vor sich hinschluchzend in den alten lada und begab sich wieder richtung österreichischer grenze.
unterwegs - auf dem grüngelände zwischen den beiden staaten - wurde ein paarmal sehr laut herumgeschrien und ein wenig scharf geschossen, ein junger baum beendete versehentlich sein ebenso junges leben und fiel einfach um, scheinwerfer leuchteten im kreis, frau kelef wurde immer gottgläubiger und nach den vier kilometern bis zur grenze war sie schon beinahe fast wieder bereit sich taufen zu lassen.
und, was soll man sagen: die ungarn schauten noch nicht einmal in den reisepass, schon gar nicht in den kofferraum, und auch unter der hinteren sitzbank hätten sich gerne ein paar personen verstecken können. hat keiner nachgeschaut. war auch keiner da. die österreicher winkten sowieso nur durch, die waren sichtlich weniger wach als frau kelef.
der emmentaler und die salami und der tokajer und die restliche ware landeten gut in wien-mitteleuropa, so um drei uhr früh, frau kelef zerdrückte ein paar weitere tiefempfundene tränchen im augenwinkel, und ging am nächsten tag dem alltsgeschäft nach.
was auch immer passiert sein mochte: man wusste es nicht. das nabelsausen blieb, das telefon war unter steter beobachtung, frau kelefs tochter schaute ungefähr drei dutzend mal täglich in den briefkasten. kein bild, kein ton.
eine woche lang.
zwei wochen lang.
sopron also.
die vorbereitungen wurden getroffen. die personen des vertrauens wurden in ebendieses gezogen, frau kelef hatte hier ja auch noch eine tochter die nicht alles wissen musste/sollte/durfte, passende und erklärende schreiben wurden verfasst und deponiert, der treffpunkt wurde vereinbart, die telefonische kryptik feierte ein kleines fest, ein vielfrequentiertes lokal auf der ausfallsstrasse richtung grenze wurde als treffpunkt auserkoren.
dort konnte man nämlich hervorragend essen - wie überhaupt in ungarn, wenn man wusste/weiss was man bestellt(e), und das war die offizielle begründung für die wahl - frau kelef nahm sich einen urlaubstag und fuhr einkaufen. damit einmal nix sein konnte. weil, einkaufen in sopron war ja damals praktisch eine wiener pflichtübung, daher: kofferraum vollgeladen mit allem erlaubten, als da waren zigaretten, käse, salami, tokajer, schnappes, ein paar ersatzteile für den lada oder artverwandte gefährte (ward hier schon erwähnung des mechanikers getan? nein, die geschichte kommt noch.).
ein wenig werkzeug, schrauben, nägel, und: das anlässlich dieser expedition käuflich erworbene in der ddr hergestellte stemmeisen steht unter denkmalschutz, wenn wer fragen sollte. es ist das mit dem blauen griff.
zwei stunden vor der vereinbarten zeit war frau kelef fertig mit den vorbereitungen und begab sich richtung restaurant. da waren rundherum auch noch eine werkstatt, eine tankstelle, verschiedene shops, es konnte also unauffällig herumgelungert werden. besonders mit einem reisepass, der einerseits fast funkelnagelneu war und andererseits ja schon einige ein- und ausreisestempel trug. der emmentaler, und so, sie verstehen. also eigentlich war es ja keineswegs der emmentaler, aber die begründung glaubte damals jeder.
frau kelef also stand herum und schlenderte herum und lungerte herum, kaufte noch mehr unnotwendiges und betete, kann ja nie schaden.
dann war es eine halbe stunde vor der vereinbarten zeit, und frau kelef begab sich in das restaurant, an den bestellten und reservierten platz, und orderte erst einmal einen kaffee. mit dem essen wolle sie warten.
sie wartete auch. eine stunde, dann, langsam, kamen leise bedenken auf.
nun, schiss konnte ziemlich ausgeschlossen werden. verständlich wäre es gewesen, durchaus, aber irgendwie passte schiss nicht. bauchgefühl vor logik und panik. die möglichen alternativen waren wenig erbaulich. sie glauben ja gar nicht, wie gottgläubig man manchmal sein kann in prekären situationen.
frau kelef bestellte eine vorspeise, eine ausführliche: gänseleber, keine stopfleber natürlich, aber in madeira-fragen sie nicht was-sauce. dauerte eine weile.
als zwischengericht: hühnersuppe. soll ja gesund sein.
als hauptgericht: rindslendchen mit pilzen und nockerln, also keine spätzle: ungarische nockerln. alles frisch: dauerte eine weile.
dann ein schnappes, der war nötig.
draussen wurde es langsam dunkel. kein bild, kein ton. ein paar mal kam die rendörseg vorbei, warf prüfende blicke, besonders in richtung von frau kelef, und ging wieder. zwischendurch kam auch einmal die grenzpolizei, und dann noch zweimal irgendein anderes uniformiertes komplott auf hinterbeinen mit schiesseisen an der hosennaht, fragen sie nicht wer das wiederum war. sah nach höherer grenzpolizei aus, wollte frau kelef aber nicht so genau wissen. es gibt ja grundsätzlich im leben manchmal so situtationen, in denen man nicht alles so ganz genau wissen will, sicherheitshalber.
frau kelef wartete also ein wenig, und dann noch ein wenig mehr, und dann noch ein wenig länger. eigentlich - so war die verabredete geschichte - wollte man sich ja nur treffen um ein wenig zu schnaken, höchst unschuldig und über vergangene zeiten und gemeinsame erinnerungen, oder was dachten sie? konnte ja nicht verboten sein, sowas.
es wurde dunkel.
und dunkler.
auch innerlich, sozusagen.
frau kelef trank den weiss-man-nicht-wievielten kaffee, und diese kleinen moccas in ungarn waren sowieso der deibel, sowas von stark. aber was uns nicht umbringt macht uns nur härter. und wache sinne werden ja manchmal unterbewertet.
dann begann das personal im restaurant langsam diejenigen teile des lokals, in dem sich keine gäste mehr befanden, abzudunkeln, es wurde mitternacht, und es war klar: das mit dem gemeinsamen kaffeetrinken würde wohl nichts mehr werden.
sind sie unter solchen umständen schon einmal in einem lokal in einem land, dessen sprache sie nicht verstehen, unter solchen umständen, der letzte gast gewesen? wollen sie auch nicht sein, glauben sie mir. wollen sie gar nicht. was einem da alles durch den kopf geht ist nicht ohne. prägt aber.
sperrstunde, dann.
frau kelef kroch gebückt und leise vor sich hinschluchzend in den alten lada und begab sich wieder richtung österreichischer grenze.
unterwegs - auf dem grüngelände zwischen den beiden staaten - wurde ein paarmal sehr laut herumgeschrien und ein wenig scharf geschossen, ein junger baum beendete versehentlich sein ebenso junges leben und fiel einfach um, scheinwerfer leuchteten im kreis, frau kelef wurde immer gottgläubiger und nach den vier kilometern bis zur grenze war sie schon beinahe fast wieder bereit sich taufen zu lassen.
und, was soll man sagen: die ungarn schauten noch nicht einmal in den reisepass, schon gar nicht in den kofferraum, und auch unter der hinteren sitzbank hätten sich gerne ein paar personen verstecken können. hat keiner nachgeschaut. war auch keiner da. die österreicher winkten sowieso nur durch, die waren sichtlich weniger wach als frau kelef.
der emmentaler und die salami und der tokajer und die restliche ware landeten gut in wien-mitteleuropa, so um drei uhr früh, frau kelef zerdrückte ein paar weitere tiefempfundene tränchen im augenwinkel, und ging am nächsten tag dem alltsgeschäft nach.
was auch immer passiert sein mochte: man wusste es nicht. das nabelsausen blieb, das telefon war unter steter beobachtung, frau kelefs tochter schaute ungefähr drei dutzend mal täglich in den briefkasten. kein bild, kein ton.
eine woche lang.
zwei wochen lang.
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Freitag, 30. Juli 2010
bekanntschaft aus ungarn III
kelef, 00:20h
langsam hatte sich frau kelef wieder beruhigt, und ein normales leben etablierte sich.
was sich noch etablierte, war ein, wie man es damals nannte, ost-kontakt.
denn wiewohl es aus unerfindlichen gründen nicht möglich war, kontakt zu personen aus eisenhüttenstadt oder berlin aufrechtzuerhalten - briefe kamen zurück mit "empfänger unbekannt/verzogen/verstorben" oder einfach zu tode korrigiert und mit dem vermerk "nicht angenommen", aus anderen teilen des arbeiter- und bauernstaates konnte man sogar telefonieren. nach west. also nicht nach deutschland, aber nach österreich. manchmal. aus telefonzellen. nicht immer aus derselben, aber der versuch lohnte.
und briefe kamen auch. sogar fotos. hach ja.
briefe brauchten manchmal zwei monate, manchmal zwei tage, und ansichtskarten - dabei sammelt frau kelef die doch - die waren offensichtlich überhaupt suspekt. fragen sie nicht warum.
die briefe die kamen waren sehr schön, und sehr ausführlich, und wenn sie kamen auch nicht einmal "korrigiert", konnte man nicht meckern. mag aber auch daran gelegen haben dass die formulierungen entsprechend vorsichtig und wohlüberlegt waren.
man telefonierte auch, und wenn das telefon nicht allzusehr knackste, dann traute man sich schon auch einmal zu sagen was man wollte oder dachte, vorsichtig, aber doch. "warum kann ich nicht lesen was ich will, warum kann ich nicht fahren wohin ich will. ich will das doch bloss kennenlernen." jajaja.
frau kelef kannte zu dieser zeit schon sehr viele leute die es irgendwie geschafft hatten sich aus volksdemokratischen in andersdemokratische länder zu transferieren, wie auch immer, und so war ihr dieser wunsch sehr nachvollziehbar, insbesondere als sie ja auch eine menge mehr über die volksdemokratien wusste als die meisten anderen, die da so klug mitredeten, und immer noch mitreden, ohne jemals ihre stinkenden hintern damals oder heutzutage dorthin bewegt zu haben, geschweige denn, sich mit irgendeinem menschen aus irgendeinem dieser länder auseinandergesetzt zu haben. aber das nur am rande. und hilfsbereit war frau kelef ja auch immer schon, aus einer anzahl von gründen.
k. nun - damals jung, dumm und gefrässig - hatte einen guten job, verdiente für ddr-verhältnisse unverdient viel kohle, hatte entsprechende freizeit und schaute sich von der welt an was er durfte, und soweit es eben ging. und dann wollte er es vorab genau wissen und stieg in budapest in einen zug richtung österreichische grenze, was er besser unterlassen hätte. erstens erwischte er in seiner gerechten hektik den falschen zug, zweitens hätte er sowieso nicht genau gewusst wie weiter (grüne grenze - herrjeh) und drittens - und das war der entscheidende faktor - waren alle diese züge "unter beobachtung", und alle "diese" reisenden auch, und infolgedessen kam es wie nicht anders zu erwarten und die reise endete vorzeitig und in ungarn und mit einem ungeheuren erklärungbedarf und so weiter und so fort, und jedenfalls: fahren sie bitte wieder nach hause.
k. winselte leise bis laut ins telefon, es war nicht mitanzuhören, irgendwo zwischen selbstvorwürfen und -zweifeln und zorn und verzweiflung und all diesen verständlichen gemütszuständen, es konnte einem das herz zerreissen und das tat es auch, frau kelef und das herzliebe töchterlein vergossen ein paar ehrliche tränen.
es ward also der beschluss gefasst sich zu treffen. in sopron im schönen ungarn. ungarn war ja grundsätzlich ein genehmigtes reiseland für alle beteiligten. und wenn es denn irgend möglich war, dann war das die einzige möglichkeit. in der zwischenzeit hatte nämlich der arbeiter- und bauernstaat der ddr beschlossen frau kelef kein besuchsvisum mehr zu erteilen, der kulturelle kontaktattache war nicht mehr in wien und was sollte man tun. streiten wäre ja auch keine lösung gewesen. sopron war damals die stadt in ungarn, in die die österreichischen einkaufstouristen auto- und autobuskolonnenweise pilgerten, salami und käse und fragen sie nicht was noch alles zu kaufen. kein burgenländischer heuriger ohne den ausgezeichneten ungarischen emmentaler. györ wäre eine möglichkeit gewesen, aber ein weiter weg von dort zur grenze, hegyeshalom oder deutschkreutz auch eine idee, mosonmagyarovar war im gespräch, aber alles nicht wirklich städte in die man "so einfach" von wien aus zum einkaufen gefahren wäre. und was weiss ein fremder, wer einen auf der autobahn möglicherweise anhält. hätte ja ein kaputtes bremslicht gereicht. sopron also.
und, bevor jemand fragt: frau kelef war sich immer ganz, ganz sicher dass k. meinte was er sagte - hat man ja manchmal (wenn auch äusserst selten), dass man jemanden trifft bei dem man dieses merkwürdige vertrauen spürt, keine zweifel, keine angst, das gefühl sich verlassen zu können, zu wissen was der andere denkt. normalerweise lernt man solche menschen nicht unbedingt im dauerregen auf einem campingplatz und im mittelprächtigen suff kennen, aber ausnahmen bestätigen die regel. sopron also.
frau kelef - und nein, hier werden keine details verraten, auch nicht nach all der langen zeit - organisierte alles was so dazu gehörte. und was hier noch angemerkt sein muss: frau kelef hat in ihrem leben nun wirklich eine menge riesengrosser arschlöcher kennengelernt, inclusive der eigenen familie. aber frau kelef hat auch eine menge unglaublich toller menschen kennengelernt, und denen sei hier dank gesagt, denn ohne diese menschen wären viele leben anders verlaufen.
mit hilfe einiger dieser personen also wurde ein plan geschmiedet, alle fürs und widers wurden abgewogen und hin und her gewälzt, risiken evaluiert und tageszeiten beleuchtet, erfahrungen ausgetauscht und meinungen gesammelt, und fragen sie mich nicht was sonst noch.
dann gab es nach dem wunsch und der idee auch den plan.
irgendwann läutete auch endlich wieder das telefon: k. hatte ein visum für ungarn, und würde am ... um ... uhr in budapest landen.
man verabredete sich für drei tage später. in einem lokal in sopron.
was sich noch etablierte, war ein, wie man es damals nannte, ost-kontakt.
denn wiewohl es aus unerfindlichen gründen nicht möglich war, kontakt zu personen aus eisenhüttenstadt oder berlin aufrechtzuerhalten - briefe kamen zurück mit "empfänger unbekannt/verzogen/verstorben" oder einfach zu tode korrigiert und mit dem vermerk "nicht angenommen", aus anderen teilen des arbeiter- und bauernstaates konnte man sogar telefonieren. nach west. also nicht nach deutschland, aber nach österreich. manchmal. aus telefonzellen. nicht immer aus derselben, aber der versuch lohnte.
und briefe kamen auch. sogar fotos. hach ja.
briefe brauchten manchmal zwei monate, manchmal zwei tage, und ansichtskarten - dabei sammelt frau kelef die doch - die waren offensichtlich überhaupt suspekt. fragen sie nicht warum.
die briefe die kamen waren sehr schön, und sehr ausführlich, und wenn sie kamen auch nicht einmal "korrigiert", konnte man nicht meckern. mag aber auch daran gelegen haben dass die formulierungen entsprechend vorsichtig und wohlüberlegt waren.
man telefonierte auch, und wenn das telefon nicht allzusehr knackste, dann traute man sich schon auch einmal zu sagen was man wollte oder dachte, vorsichtig, aber doch. "warum kann ich nicht lesen was ich will, warum kann ich nicht fahren wohin ich will. ich will das doch bloss kennenlernen." jajaja.
frau kelef kannte zu dieser zeit schon sehr viele leute die es irgendwie geschafft hatten sich aus volksdemokratischen in andersdemokratische länder zu transferieren, wie auch immer, und so war ihr dieser wunsch sehr nachvollziehbar, insbesondere als sie ja auch eine menge mehr über die volksdemokratien wusste als die meisten anderen, die da so klug mitredeten, und immer noch mitreden, ohne jemals ihre stinkenden hintern damals oder heutzutage dorthin bewegt zu haben, geschweige denn, sich mit irgendeinem menschen aus irgendeinem dieser länder auseinandergesetzt zu haben. aber das nur am rande. und hilfsbereit war frau kelef ja auch immer schon, aus einer anzahl von gründen.
k. nun - damals jung, dumm und gefrässig - hatte einen guten job, verdiente für ddr-verhältnisse unverdient viel kohle, hatte entsprechende freizeit und schaute sich von der welt an was er durfte, und soweit es eben ging. und dann wollte er es vorab genau wissen und stieg in budapest in einen zug richtung österreichische grenze, was er besser unterlassen hätte. erstens erwischte er in seiner gerechten hektik den falschen zug, zweitens hätte er sowieso nicht genau gewusst wie weiter (grüne grenze - herrjeh) und drittens - und das war der entscheidende faktor - waren alle diese züge "unter beobachtung", und alle "diese" reisenden auch, und infolgedessen kam es wie nicht anders zu erwarten und die reise endete vorzeitig und in ungarn und mit einem ungeheuren erklärungbedarf und so weiter und so fort, und jedenfalls: fahren sie bitte wieder nach hause.
k. winselte leise bis laut ins telefon, es war nicht mitanzuhören, irgendwo zwischen selbstvorwürfen und -zweifeln und zorn und verzweiflung und all diesen verständlichen gemütszuständen, es konnte einem das herz zerreissen und das tat es auch, frau kelef und das herzliebe töchterlein vergossen ein paar ehrliche tränen.
es ward also der beschluss gefasst sich zu treffen. in sopron im schönen ungarn. ungarn war ja grundsätzlich ein genehmigtes reiseland für alle beteiligten. und wenn es denn irgend möglich war, dann war das die einzige möglichkeit. in der zwischenzeit hatte nämlich der arbeiter- und bauernstaat der ddr beschlossen frau kelef kein besuchsvisum mehr zu erteilen, der kulturelle kontaktattache war nicht mehr in wien und was sollte man tun. streiten wäre ja auch keine lösung gewesen. sopron war damals die stadt in ungarn, in die die österreichischen einkaufstouristen auto- und autobuskolonnenweise pilgerten, salami und käse und fragen sie nicht was noch alles zu kaufen. kein burgenländischer heuriger ohne den ausgezeichneten ungarischen emmentaler. györ wäre eine möglichkeit gewesen, aber ein weiter weg von dort zur grenze, hegyeshalom oder deutschkreutz auch eine idee, mosonmagyarovar war im gespräch, aber alles nicht wirklich städte in die man "so einfach" von wien aus zum einkaufen gefahren wäre. und was weiss ein fremder, wer einen auf der autobahn möglicherweise anhält. hätte ja ein kaputtes bremslicht gereicht. sopron also.
und, bevor jemand fragt: frau kelef war sich immer ganz, ganz sicher dass k. meinte was er sagte - hat man ja manchmal (wenn auch äusserst selten), dass man jemanden trifft bei dem man dieses merkwürdige vertrauen spürt, keine zweifel, keine angst, das gefühl sich verlassen zu können, zu wissen was der andere denkt. normalerweise lernt man solche menschen nicht unbedingt im dauerregen auf einem campingplatz und im mittelprächtigen suff kennen, aber ausnahmen bestätigen die regel. sopron also.
frau kelef - und nein, hier werden keine details verraten, auch nicht nach all der langen zeit - organisierte alles was so dazu gehörte. und was hier noch angemerkt sein muss: frau kelef hat in ihrem leben nun wirklich eine menge riesengrosser arschlöcher kennengelernt, inclusive der eigenen familie. aber frau kelef hat auch eine menge unglaublich toller menschen kennengelernt, und denen sei hier dank gesagt, denn ohne diese menschen wären viele leben anders verlaufen.
mit hilfe einiger dieser personen also wurde ein plan geschmiedet, alle fürs und widers wurden abgewogen und hin und her gewälzt, risiken evaluiert und tageszeiten beleuchtet, erfahrungen ausgetauscht und meinungen gesammelt, und fragen sie mich nicht was sonst noch.
dann gab es nach dem wunsch und der idee auch den plan.
irgendwann läutete auch endlich wieder das telefon: k. hatte ein visum für ungarn, und würde am ... um ... uhr in budapest landen.
man verabredete sich für drei tage später. in einem lokal in sopron.
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