Sonntag, 10. September 2006
staubebücher - der nachtrag
und bei der gelegenheit fällt mir noch was ein:

jetzt hat man mich tatsächlich so weit gebracht, dass ich - wie meine freundin t. - auf die frage "borgst du mir das buch?" in jedem wie auch immer gearteten fall mit einem "fällt mir doch nicht im traum ein" antworte.

bevor ein buch verstaubt, wird es verschenkt, verkauft oder eingetauscht.

aber wenn es mir noch einmal passiert, dass ich ein buch herborge und nicht wieder zurückbekomme, fliesst blut. auch wenn es das buch millionenmal zu kaufen gibt, sogar als paperback - überhaupt, paperbacks mag ich nicht so sehr. und ich will nicht ein buch in dem dasselbe drinsteht wie in dem das ich nicht wieder zurückbekommen habe, ich will MEIN buch.

das buch, das mir gehört, zu dem hab ich eine persönliche beziehung, sonst hätte ich es nicht. es würde sonst nicht bei mir wohnen, ich würde es nicht kaufen, darin lesen, ab und an entstauben, ihm ein beschädigtes eckchen reparieren, es beim lesen sorgsam und liebevoll in eine schutzhülle schlagen. ich wüsste nicht, wo in den regalen sein platz ist, und es täte mir nicht so weh, wenn - wie beim brockhaus - ein paar rücken fehlten (und nein, das waren nicht die katzen, das haben die als erstes gelernt: nicht die bücher und nicht die pflanzen).

es schmerzt mich ja auch fast körperlich wenn ich sehe, wie jemand in der ubahn in einem buch liest und eine leberkäs-semmel dabei mampft. dann wird mit fettigen fingern umgeblättert, mit einem highlighter herumgeschmiert und kurz vor dem aussteigen ein kugelschreiber als lesezeichen eingeklemmt. so geht man mit büchern einfach nicht um. vor denen muss man respekt haben, und sie mit anstand behandeln. so ist das nämlich, bei mir zumindest: zeige mir deine bücher, und ich weiss wer und wie du bist (hat mein vater immer gesagt).

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gestern hab ich das angebliche tagebuch von anne frank unter den grill gelegt
es hat besser gezündelt als das tagebuch von norbert blüm

aber irgendwie muss mann die bratwurst auch hinkriegen

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Eine der grössten "Sünden" haben sie nicht erwähnt: Ein aufgeschlagenes Buch mit dem Gesicht nach unten ablegen.
Ein Grund für Totschlag.

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mein persönlicher favorit
eselsohren statt bzw. als lesezeichen.
da seh ich nur mehr rot.

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Ja. Nein. Zumindest nicht allein aus der Tatsache heraus, dass es ein Buch ist. Die Sorgfalt wächst doch mit dem Wert, den es (für mich) hat. Ein Taschenbuch, das auch ohne Fremdeinwirkung schon innerhalb eines Jahres vergilbt und zerfleddert, bei dem die Schrift verschmiert, wenn man sie mit dem Finger berührt: Warum sollte ich mir besondere Mühe geben, auch ja keinen Flecken darauf zu hinterlassen? Warum sollte ein Arbeitsbuch keine Randnotizen tragen? Ein einfacher Kriminalroman oder ein Sachbuch, das man sicher nicht ein zweites Mal lesen wird, warum sollte man es nicht zwischendurch auf seinen Bauch legen, wenn man aufsteht, um sich etwas zu trinken zu holen?

Etwas anderes sind Bildbände. Gedichtbücher. Romane und Erzählungen, die (mir) etwas bedeuten. Besonders gestaltete Bücher. Hier würde ich einen gedankenlosen Umgang auch nicht ertragen.

Eine emotionale Bindung an ein, mein, einzelnes Exemplar eines Buchs kann ich zudem nur für eine einstellige Zahl von Büchern nachvollziehen, die mich buchstäblich über lange Zeit begleitet haben. Aber hier ist es eher meine eigene Geschichte, die am Buch hängt, nicht das Buch an sich, was diese Bindung ausmacht.

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Doch! Buch ist Buch und hat das Recht gut behandelt zu werden. Natürlich behandle ich einen Folianten besonders sorgsam, fasse ihn nur mit Handschuhen an und bewahre ihn vor dem kleinsten Sonnenstrahl.
Auch wenn ich Paperbacks nicht als richtige Bücher betrachte, es fehlt ihnen all das was eine Buchbinderei macht, Lederrücken, Leinen etc., so sind seine Buchstaben doch auch Inhalt wie in einem "richtigen" Buch.
Das ist zu respektieren.
Was das Schreiben von Anmerkungen betrifft: Wenn es das eigene ist, warum nicht. Jeder wie er will und kann. Meine entsprechenden Bücher sind voller Zettel und gefalteter A4 Seiten mit Hinweisen und Bemerkungen.
Bücher wegwerfen: Kann ich nicht. Doch, einmal hab ich es doch getan. Man schenkte mir am Bahnhof als Reiselektüre einen Konsalik. Der landete im Papierkorb.

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nun denn. da gibt es also doch auch bücher, die zum wegschmeißen sind.

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Ich bin da toleranter geworden... Angefangen hat's bei mir genauso: Ein Eselsohr in einem fremden Buch hat mich fertiggemacht. Später habe ich gelernt, dass jemand, der die körperliche Integrität mißachtet, ein Buch gleich wertschätzen kann wie ich (und vielleicht noch mehr, weil er sich nicht mit Äußerlichkeiten aufhält). An Rückschlüsse vom Zustand der Büchersammlung auf die Haltung des Besitzers glaube ich nicht mehr, zumindest solange sie nicht zum Klo runtergespült werden oder dgl.

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1.) paperbacks sind auch bücher, bedruckt und gebunden ist ein buch, und aus; wenn es mir nicht gefällt kann und werde ich mich davon trennen, aber ich werde es nicht misshandeln.

2,) "...wer und wie du bist" bezieht sich nicht nur auf den zustand, sondern auch auf die thematik.

3.) einem buch darf man ruhig ansehen, dass es mehrfach gelesen wurde, oder schon ein gewisses alter auf dem rücken hat. man sollte ihm aber auch ansehen, dass es mit anstand behandelt wurde. es gibt ja auch solche und andere eselsohren.

4.) zwischen anmerkungen in einem buch machen und ein buch mit highlighter seitenweise vollschmieren ist, finde ich, ein grosser unterschied. anmerkungen sind immer erlaubt, in eigenen büchern.

5.) man sollte gegenstände meiner meinung nach einfach mit anstand behandeln. das gilt nicht nur für bücher, sondern auch für schallplatten, pflanzen, werkzeug, und anderes mehr.

wenn jemand auf schallplatten marmeladebrote schmiert, pflanzen kauft und dann vertrocknen lässt: "ach, wenn die nicht mehr schön ist, kauf ich mir eine neue", tiere: "ich will einen dalmatiner, die sind jetzt modern", schraubenzieher als hebel verwendet, und andere derartige verhaltensmuster an den tag legt ist vorsicht geboten.

das sind einfach keine zeichen von sorgfalt und verlässlichkeit im umgang. bisher waren so gut wie alle von mir kennengelernten menschen, die sowas taten, auch im umgang mit beziehungen, arbeit, sozialem verhalten usw. interessant, man könnte auch sagen schlampig, respekt- und rücksichtslos und nur bedingt zu gebrauchen, zu was auch immer..

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Für mich habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese Werte auch ein fließender Prozeß sein können. Meine Bücher wurden extrem pfleglich behandelt und gehen als neuwertig durch. Die beste Hälfte hingegen - enorm, enorm belesen - läßt ihren Stoff grundsätzlich aufgebogen mit dem Rücken nach oben in der Landschaft herumliegen und überhaupt glaubt man anschließend, die Bücher wären durch den Fleischwolf gedreht worden. Das bringt mich zu dem Schluß, dass man den Inhalt über die Form wertschätzen kann, und mittlerweile lasse ich das so gelten.

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bisher waren so gut wie alle von mir kennengelernten menschen, die sowas taten, auch im umgang mit beziehungen, arbeit, sozialem verhalten usw. interessant, man könnte auch sagen schlampig, respekt- und rücksichtslos und nur bedingt zu gebrauchen, zu was auch immer..

Och nee, das ist mir zu einfach. Das ist doch genauso Unsinn, als würde man behaupten, Leute, die sich penibel um den Zustand ihrer DINGE kümmerten, wären nicht in der Lage, mit MENSCHEN umzugehen. (Von denen kenne ich übrigens welche - aber ich bin weit davon entfernt, irgendwelche Kausalschlüsse vom einen auf das andere zu ziehen.)

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daß man sich tiere und pflanzen nur dann zulegt, wenn sie einem wirklich sympathisch sind und man sich auch längere zeit um sie zu kümmern bereit ist, dünkt mich selbstverständlich.

bücher sind da schon ein bissi was anderes. die wachsen nicht, die laufen nicht in der bude rum, die gucken mich nicht herzzerreißend an und winseln... dafür fressen sie auch nix und müssen nicht gassi gehen. haben also vor- und nachteile gegenüber lebenden hausgenossen.

die sache mit dem highlighter... wissen sie, daß man mir das in der schule geradezu beigebracht hat? im geographiebuch, im geschichtebuch... alles, was dem lehrer wichtig scheint, wird highgelightet. und da dem/der lehrerIn gar vieles wichtig scheint, wird die seite mit dem gelben zeugs vollgeschmiert.
mir kam das immer blöd vor, und ich hab's nur mitgemacht, um jeweils zu wissen, was ich bei der nächsten prüfung gefragt werde. aber so mancher gewöhnt sich das halt dann überhaupt an und kann ein buch gar nimmer anders lesen. ich kenne eine, die benutzt drei bis vier highlighter in verschiedenen farben - warnwestengelb, müllabfuhrorange, blitzblau und giftrosa - und jedes buch, durch das sie sich durchgefressen hat, strahlt einem als buntes mosaik entgegen.
methodisches lesen nennen das die leute. stoff-aufbereitung. gott weiß was. ich mag's aber auch ganz und gar nicht.

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natürlich kann man nicht schwarz/weiss abgrenzen,
die grenzen sind immer fliessend.

highlightet man aber z.b. ein buch in der von herrn caru beschriebenen weise, zwingt man ja dem anschliessend lesenden die eigenen gedanken und überlegungen schon fast auf, lässt gar keinen platz mehr für eigene ideen.

es geht mir ja auch nicht um ein paar anmerkungen in einem buch, sondern um das einferkeln und eben mosaikmässige anfabeln. quasi, als wären durch das einmal lesen schon alle zu fassenden gedanken und lehren herausgesaugt und das buch an sich nichts mehr wert. ist aber nicht so. wenn zehn verschiedene leute ein buch lesen, dann haben sie möglicherweise alle eine andere lieblingsstelle. auch mir gefällt, wenn ich ein buch zum fünften mal lese, oft eine andere stelle besser als beim dritten mal. da nehm ich mir doch nicht das vergnügen diese stelle zu entdecken.

"Leute, die sich penibel um den Zustand ihrer DINGE kümmerten, wären nicht in der Lage, mit MENSCHEN umzugehen". hmmm. ich hab' einfach die erfahrung gemacht, dass personen, die mit dingen in einer bestimmten art "zerstörerisch" umgehen, das auch mit lebewesen tun.

hab' ich auch schon bei kindern beobachtet: die einen passen auf ihr spielzeug auf, decken die puppe gut zu beim schlafen, oder stellen das spielzeugauto in die garage wenn es regnet. diese kinder greifen beim blumenpflücken meist ganz anders nach den stengeln als die kinder, die der puppe den kopf abreissen oder den teddy aus zorn ins klo stopfen.

vielleicht ist es auch nur die achtlosigkeitsphilosophie unserer zeit, dinge leben nicht mehr lange, wenn was kaputt ist kann man es sowieso nicht mehr reparieren, muss man was neues kaufen. geräte, die schon mit sollbruchstellen hergestellt werden, warum soll man da darauf aufpassen.

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kann ich verstehen, ich geb auch nix mehr her was ich nicht sowieso verschenken würde. Und trotzdem: ich lese mit der Kaffeetasse und dem Brötchen in der Hand, manchmal wird gekleckert.

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ja, das ist eine variante: ich borg nicht her, ich verschenke gleich. hab ich schon oft gemacht. wenn wer eines der alten bücher lesen möchte, macht er das bei bei mir im wohnzimmer. mit gewaschenen händen. ich seh nicht ein, wieso ich mit allen mitteln fettflecken aus den alten büchern entferne, und dann kommt wer und macht neue rein. besonders bei den alten büchern bin ich sehr heikel, sind viele dabei die es einfach nicht mehr gibt, nimmt eines schaden, werd ich einfach, sagen wir einmal, sehr, sehr unsonnig.

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Ja natürlich. Solche kostbarkeiten habe ich nicht, und paar TB-Krimis, die muss ich nicht nett behandeln. Bücher sind bei mir jetzt auch Wegwerfware.

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ich stöbere gerne bei altwarenhändlern, findet sich immer was dringend benötigtes. andere sammeln halt was anderes, ich mag bücher. wie meine tochter noch klein war, hat sie einmal zu jemandem, der gerade ein buch entsorgen musste, gesagt: da sind buchstaben drinnen, das muss man der mama geben.

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und ich hab schon bücher aus der altpapiertonne geklaubt, welche der respektlose und mangelhaft gebildete nachbar soeben da reingeschmissen hatte.
gute bücher. tadellos erhaltene kunstbildbände zum beispiel.

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