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Freitag, 22. Juli 2011
pixy sucht noch neue freunde
kelef, 07:05h
und was liegt da näher, als das beim spazierengehen in der finsternis der nacht unter einem gebüsch zu tun?
mit der nase hineinfahren, und dann vorsichtig etwas rundes ins gras legen.
schau, frauli, hab ich gefunden! schau, ein ball der zischt! feiner ball, riecht gut, der ball! vor lauter aufregung und begeisterung kann frau pixy sogar auf dem linken vorderbein stehen.

frauli, der ball will nicht so wie ich will. ich stoss den jetzt ein bisschen. der rollt wie ein richtiger ball, obwohl der so seltsame stacheln hat! ja, ich hab schon gehört, lieb sein, ganz lieb sein, ich BIN ganz lieb, ich stoss den ball nur, ganz wenig und ganz lieb!

frauli, den ball nehm ich mit nach hause und zeig ihn den katzen, ja? ich weiss nur nicht wie ich den tragen soll. ich leg ihn einfach da auf den gehsteig, kannst du mir helfen?
du, ball, frauli hat gesagt du musst dableiben, weil du zischst. sag ich also ganz laut: auf wiedersehen, ball. ich komm dich wieder besuchen, ball, ich weiss wo du wohnst, ball!

meine nerven. und die nerven von dem armen igel. das ist auch noch ein junges exemplar, sicher erst ein jahr, mit einem ganz lieben gesicht so zwischen den stacheln. hoffentlich kriegt das tier keine posttraumatische belastungsstörung.
der grosse alte igel, den wir auch manchmal treffen, der kennt ja hunde und kümmert sich nicht besonders darum. zischt und geht seines weges, ohne sich auch nur einzurollen. mit dem will frau pixy aber nicht befreundet sein, da kontrolliert sie nur ob er ordentlich auf seinem trampelpfad bleibt.
mit der nase hineinfahren, und dann vorsichtig etwas rundes ins gras legen.
schau, frauli, hab ich gefunden! schau, ein ball der zischt! feiner ball, riecht gut, der ball! vor lauter aufregung und begeisterung kann frau pixy sogar auf dem linken vorderbein stehen.

frauli, der ball will nicht so wie ich will. ich stoss den jetzt ein bisschen. der rollt wie ein richtiger ball, obwohl der so seltsame stacheln hat! ja, ich hab schon gehört, lieb sein, ganz lieb sein, ich BIN ganz lieb, ich stoss den ball nur, ganz wenig und ganz lieb!

frauli, den ball nehm ich mit nach hause und zeig ihn den katzen, ja? ich weiss nur nicht wie ich den tragen soll. ich leg ihn einfach da auf den gehsteig, kannst du mir helfen?

du, ball, frauli hat gesagt du musst dableiben, weil du zischst. sag ich also ganz laut: auf wiedersehen, ball. ich komm dich wieder besuchen, ball, ich weiss wo du wohnst, ball!

meine nerven. und die nerven von dem armen igel. das ist auch noch ein junges exemplar, sicher erst ein jahr, mit einem ganz lieben gesicht so zwischen den stacheln. hoffentlich kriegt das tier keine posttraumatische belastungsstörung.
der grosse alte igel, den wir auch manchmal treffen, der kennt ja hunde und kümmert sich nicht besonders darum. zischt und geht seines weges, ohne sich auch nur einzurollen. mit dem will frau pixy aber nicht befreundet sein, da kontrolliert sie nur ob er ordentlich auf seinem trampelpfad bleibt.
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Dienstag, 19. Juli 2011
die frömmsten und der frieden, und das leben -
kelef, 03:04h
sie kennen das.
frau kelef und frau pixy sind ja grundsätzlich die personifizieren frommen und friedlichen, kwasi die inkarnation der frömmigkeit und des friedens.
und also begab es sich, dass frau kelef vor zwei jahren feststellte dass am rechten oberarm so ein kleiner knubbel sass, so ein eigentlich nicht so vorgesehener, und frau kelef sprach zu sich, das ding sieht jetzt seit ein paar monaten merkwürdig aus, wird zwar nicht grösser, hat aber so ein, zwei schüppchen auf sich, ist ein wenig rötlich, und überhaupt war das so nicht bestellt. geht also frau kelef zum chirurg des vertrauens, der meint, ja nun, hmhm, und schneidet das ding gleich heraus. und was soll man sagen - frau kelef hat es ja gleich gesagt: gut war das ding nicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Aktinische_Keratose . jetzt steht auf dem histologiebericht in gross und rot und blockbuchstaben: sonne vermeiden. ja danke auch, gerne.
frau kelef also, gewitzigt, beäugt jedwedes fleckchen an sich selbst höchst argwöhnisch, denn unabsichtliche sonnenbrände hatte sie ja genug in der jugend. wir hatten ja damals nichts, und daher gab es auch keine sonnencremen beim helfen auf der baustelle für das haus, das jetzt der burli, aber ich schweife ab, jedenfalls hat das sauer verdiente taschengeld für sonnencreme nicht gereicht, und die eltern mussten ja sparen, weil das haus so viel kostete, sie verstehen. und sonnencreme, so ward ich beschieden, sei sowieso nur was für die eingebildeten, und hätte auch nebstbei vermutlich den zement mit dem schweiss beim betonmischen zu einer unentfernbaren schicht verschmelzen lassen. woher frau kelef ihre kontaktallergien hat? na, davon doch sicher nicht.
vorige woche also wieder einmal termin ausgemacht beim chirurg des vertrauens, denn da ist auf dem linken daumen und auch auf dem linken oberschenkel jeweils so ein dingens das nicht serienmässig ist und sich zudem verändert. nächste woche montag, 18.00 uhr, zum schnippeln.
und weil es so lustig ist, auch gleich bei den tierärzten des vertrauens angerufen, weil die kleine wauwau hat auf dem bauch neben der linken hintersten brustwarze so ein schwarzes dingens, einen leberfleck, oder ein muttermal, wie man es auch nennen mag, aber auch mit ohne glatten rand.
termin gleich montag, 18.00 uhr, sie wird gerade wieder richtig wach. die tierärzte schauten durch das vergrösserungsglas auf den hundebauch, meinten ah ja hmhm, und dann: ist sie eh nüchtern? in vorauseilendem gehorsam war natürlich nichts im hundebauch, und also weg mit dem fleck. grosszügig im gesunden, und so. die lymphknoten sind palpatorisch ob. wenigstens. jetzt kriegt die kleine wauwau seit stunden nur ein "nein" zu hören: nix zu essen, nix sabbern oder knabbern am verband.
aber das, was da am linken daumen sei, hatten die tierärzte gemeint: ja, sagt frau kelef, next week, same time, same procedure, other station. bitte den caniden kontrollbesuch entsprechend terminisieren.
ist ja schön, wenn frau kelef praktische ärzte, tierärzte und chirurgen hat die alle mit ihr einer meinung sind, sowohl in bezug auf sie als auch auf den hund.
man gönnt sich ja sonst nix.
frau kelef und frau pixy sind ja grundsätzlich die personifizieren frommen und friedlichen, kwasi die inkarnation der frömmigkeit und des friedens.
und also begab es sich, dass frau kelef vor zwei jahren feststellte dass am rechten oberarm so ein kleiner knubbel sass, so ein eigentlich nicht so vorgesehener, und frau kelef sprach zu sich, das ding sieht jetzt seit ein paar monaten merkwürdig aus, wird zwar nicht grösser, hat aber so ein, zwei schüppchen auf sich, ist ein wenig rötlich, und überhaupt war das so nicht bestellt. geht also frau kelef zum chirurg des vertrauens, der meint, ja nun, hmhm, und schneidet das ding gleich heraus. und was soll man sagen - frau kelef hat es ja gleich gesagt: gut war das ding nicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Aktinische_Keratose . jetzt steht auf dem histologiebericht in gross und rot und blockbuchstaben: sonne vermeiden. ja danke auch, gerne.
frau kelef also, gewitzigt, beäugt jedwedes fleckchen an sich selbst höchst argwöhnisch, denn unabsichtliche sonnenbrände hatte sie ja genug in der jugend. wir hatten ja damals nichts, und daher gab es auch keine sonnencremen beim helfen auf der baustelle für das haus, das jetzt der burli, aber ich schweife ab, jedenfalls hat das sauer verdiente taschengeld für sonnencreme nicht gereicht, und die eltern mussten ja sparen, weil das haus so viel kostete, sie verstehen. und sonnencreme, so ward ich beschieden, sei sowieso nur was für die eingebildeten, und hätte auch nebstbei vermutlich den zement mit dem schweiss beim betonmischen zu einer unentfernbaren schicht verschmelzen lassen. woher frau kelef ihre kontaktallergien hat? na, davon doch sicher nicht.
vorige woche also wieder einmal termin ausgemacht beim chirurg des vertrauens, denn da ist auf dem linken daumen und auch auf dem linken oberschenkel jeweils so ein dingens das nicht serienmässig ist und sich zudem verändert. nächste woche montag, 18.00 uhr, zum schnippeln.
und weil es so lustig ist, auch gleich bei den tierärzten des vertrauens angerufen, weil die kleine wauwau hat auf dem bauch neben der linken hintersten brustwarze so ein schwarzes dingens, einen leberfleck, oder ein muttermal, wie man es auch nennen mag, aber auch mit ohne glatten rand.
termin gleich montag, 18.00 uhr, sie wird gerade wieder richtig wach. die tierärzte schauten durch das vergrösserungsglas auf den hundebauch, meinten ah ja hmhm, und dann: ist sie eh nüchtern? in vorauseilendem gehorsam war natürlich nichts im hundebauch, und also weg mit dem fleck. grosszügig im gesunden, und so. die lymphknoten sind palpatorisch ob. wenigstens. jetzt kriegt die kleine wauwau seit stunden nur ein "nein" zu hören: nix zu essen, nix sabbern oder knabbern am verband.
aber das, was da am linken daumen sei, hatten die tierärzte gemeint: ja, sagt frau kelef, next week, same time, same procedure, other station. bitte den caniden kontrollbesuch entsprechend terminisieren.
ist ja schön, wenn frau kelef praktische ärzte, tierärzte und chirurgen hat die alle mit ihr einer meinung sind, sowohl in bezug auf sie als auch auf den hund.
man gönnt sich ja sonst nix.
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Montag, 18. Juli 2011
Die Herkunft der Kampfpreis-Spareribs
kelef, 16:49h
darüber berichtet orf.at heute, am 18.07.2011, unter dem o.a. titel. geht doch, das mit der recherche und der meinung und dem hintergrundwissen und den vernünftigen interviews. also bitteschön - damit es nicht heisst, ich hab was gegen den monopolbetrieb - und lesen sie bis zu ende. danke.
edit, katha_esskultur hat recht, damit hier keine missverständnisse entstehen: unter dem link finden sie den vollständigen artikel, mitsamt autor, nurohne die photos. dank der österreichischen legislative darf der orf artikel ja nur eine sehr begrenzte zeit online zur verfügung stellen, und damit also nix verkommt wenn man den orf schon einmal loben kann:
http://orf.at/stories/2068368/:
Ein Großteil des in Österreich konsumierten Fleisches wird nicht im Land produziert. Wenn man doch zu heimischen Produkten greift: Was kauft man damit? Wie wachsen die Tiere in der konventionellen Tierhaltung auf? Wie werden sie geschlachtet, wie weiterverarbeitet? In einer dreiteiligen Serie widmet sich ORF.at der Fleischproduktion in Österreich. In einem Mastbetrieb, einem Schlachthof und einem Verarbeitungsbetrieb wird der Weg eines Tieres von der Aufzucht bis zum Supermarktregal verfolgt. Den Anfang macht der Bauernhof.
Viele denken bei einem Schweinemastbetrieb mit 800 Tieren an industrielle Landwirtschaft im großen Stil: eine riesige Fabrikshalle, gleißendes Licht, mehrere Billiglöhner als Angestellte. Im oberösterreichischen Mehrnbach sieht das anders aus.
Inmitten malerischer Landschaft arbeiten Klaus Grimmer, seine Frau und sein Vater auf dem Hof der Familie - Vollzeit, aber ohne Angestellte. Produziert wird AMA-Gütesiegel-Fleisch, geliefert zum Großteil an den überregionalen Schlachthof Großfurtner.
Die Ferkel zieht Grimmer nicht selbst auf, noch nicht. Er kauft sie mit einem Gewicht von 30 Kilogramm von zwei nahe gelegenen Züchtern. Im Zusammenhang mit der Aufzucht wird derzeit das Thema Kastenstandhaltung öffentlich diskutiert. Überhaupt scheint es, als ob seit den Freisprüchen für die Aktivisten rund um den Verein gegen Tierfabriken die Debatte über Tierleid wieder lebhafter geführt wird. Kastenstandhaltung - das heißt: Die Sau wird nach der Geburt der Ferkel in einen abgegrenzten Bereich gestellt, der kaum größer ist als sie selbst. Sie kann sich also nicht umdrehen, nicht vorwärts und nicht rückwärts gehen, sondern nur stehen und liegen - und das für einen Zeitraum von vier Wochen.
Das Leben in der Box
Tierschützer und Grüne sprechen von unfassbarem Tierleid. Bei Bauer Grimmer hört man die Sicht der Produzenten. Ihm steht Hans Schlederer zur Seite, ein Machertyp, die Stimme der oberösterreichischen Schweinelobby, der Geschäftsführer des Verbands landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten Österreichs (kurz: „Schweinebörse“). Er sagt, dass das Thema medial hochgekocht wird. Beim dritten, vierten Mal gehe eine Sau schon freiwillig in den Kasten. Einmal drin, wehre sie sich nicht, sondern sei ruhig. Der Sinn der Kastenstandhaltung sei das Vermeiden von Produktionsausfällen, sprich: Die Sau könne keines der Ferkel erdrücken, was sonst hin und wieder vorkomme (auch diesem Argument widersprechen Tierschützer).
Mehrere Schweine liegen in einem Mastbetrieb auf dem BodenORF.at/Roland WinklerSchweine auf Betonspaltboden. Im Hintergrund der Trinknippel an der Wand.
Wenn die Ferkel dann in Grimmers Mastbetrieb ankommen, werden sie in verschiedene Räume des Stalls und dort in einzelne Boxen verteilt, sortiert nach Alter. Die Größe dieser Boxen liegt bei rund 25 Quadratmetern, die Belegung variiert zwischen 20 und knapp 40 Tieren. Die Ausstattung ist karg. Die Tiere bewegen sich auf einem Betonboden mit kleinen Spalten, durch die ein Großteil der Ausscheidungen in einem Gülletank unter dem Stall verschwindet. In jeder Box hängt eine Eisenkette mit Gummiteil, zum Spielen. Die Tiere schieben den Gummi hin und her und reißen an der Kette. Die Fütterung erfolgt automatisch, ein Trog in der Mitte wird befüllt. Getrunken wird aus einem Trinknippel an der Wand.
Die Herkunft eines Schweins ist anhand der Ohrmarke nachvollziehbar.
Erträglichkeitsmaßnahmen
Grimmer ist stolz auf seinen Stall, den er vor knapp zehn Jahren errichten ließ. Jedes Detail wurde mit Bedacht gestaltet. Täglich wird in den Boxen eine Dusche aufgedreht. Jedes Tier, das will, kann sich berieseln lassen, was beruhigend wirkt. Ruhige Schweine garantieren eine geringe Ausfallsquote. Anfangs lief das Duschprogramm automatisch. Weil aber die Temperaturen schwanken und es manchmal ein bisschen zieht, waren dann einzelne Tiere erkältet. Jetzt wird manuell berieselt. Der Stall selbst ist großteils aus Holz gebaut, auch das war Grimmer wichtig, die klassische Fabriksanmutung sollte vermieden werden.
Die Fütterung erfolgt viermal täglich, jedes Mal über mehrere Stunden hinweg. Das ist nicht Standard, sondern soll ebenfalls zur Beruhigung der Tiere beitragen. Die Aufregung, die entsteht, wenn punktuell Futter für alle kommt, wird so vermieden. Beim Futtermittel setzt der Hof zum größten Teil auf Selbstversorgung. Mais (60 Prozent des Futters), Weizen und Gerste werden auf den eigenen Feldern geerntet. Zugekauft werden Sojakonzentrat und ein Mix aus Mineralstoffen und Vitaminen. Das Ganze kommt als Brei mit Wasser gemischt aus Rohren in den Trog. Klassische Leistungssteigerer, Hormone und Antibiotika werden nicht verfüttert, sie sind in Österreich generell verboten.
„Auch einmal auf Urlaub fahren“
Was würde sich für die Tiere ändern, wenn Grimmer Biofleisch produzieren würde? Zunächst einmal würden die Tiere auf keinem Spaltboden gehen müssen. Stroh müsste vorhanden sein. Der Stall müsste über Außenflächen verfügen, die die Tiere benützen könnten. All das würde Investitionen in bauliche Maßnahmen bedeuten. Das Misten des Stalles würde viel Zeit in Anspruch nehmen und wäre ohne Angestellte kaum zu bewältigen. Ein Betrieb, sagt Schlederer, müsse nun einmal wirtschaftlich laufen. Und, fügt Bauer Grimmer hinzu, man will schließlich auch einmal auf Urlaub fahren können. Es klingt nicht, als ob das für ihn selbstverständlich wäre. Reich werde er nicht, aber immerhin: „Man kann leben davon.“
20 bis knapp 40 Tiere werden in einer Box gehalten.
Die Tiere auf dem Hof sind in erster Linie eine Ware und erst in zweiter Linie Lebewesen. Grimmer versucht glaubwürdig, im Rahmen einer wirtschaftlichen, nicht biologischen Haltung von Schweinen Tierleid zu verhindern, wo es geht. Aber - er produziert für einen Massenmarkt, der bedient werden will. 115 Kilogramm beträgt das Schlachtgewicht im Schnitt, 70 Dekagramm sollte ein Tier am Tag zunehmen. Bei Spar wird mit Kampfpreisen geworben: Unter vier Euro kostet ein Kilo Knacker vom Bearbeitungsbetrieb Tann, ein Produkt, das aus Grimmers Schweinen hergestellt wird. Ein erklecklicher Anteil des in Österreich konsumierten Fleisches wird importiert - aus Ländern, in denen billiger, also noch weniger tiergerecht, produziert wird.
„Schlechte Haltungsbedingungen“
Dazu kommt, dass es auch in Österreich „schwarze Schafe“ gibt - also Betriebe, in denen schlimme Zustände herrschen, wo sich die Tiere aufgrund der Haltungsbedingungen gegenseitig schwer verletzen und ständig unter Stress stehen. Schlederer meint, aufgrund amtstierärztlicher Kontrollen gehörten diese Extremfälle weitgehend der Vergangenheit an. Grimmers Betrieb ist ein Vorzeigehof, was Massentierhaltung betrifft. Er produziert nach den AMA-Gütesiegel-Regeln und engagiert sich darüber hinaus. Nur wenige Tiere weisen Verletzungen von Rangordnungskämpfen auf, die Ausfallsquote (sprich: tote Tiere) liegt bei unter einem Prozent. Schon alleine dass er Journalisten mit Kamera vorlässt und für ein Gespräch zur Verfügung steht, weist seine Sonderstellung aus.
Schlederer hat statistische Zahlen für die Einordnung parat. In Österreich ist ein Schweinemastbetrieb (also die Kleinbauern nicht mitgerechnet) im Schnitt mit 300 bis 400 Tieren belegt. Insgesamt gibt es hierzulande 30.000 Schweinehalter (die Kleinbauern hier genauso mitgerechnet wie die Mastbetriebe) mit im Schnitt 80 Tieren pro Standort. Die Hälfte der Schweinehalter wird als professioneller Betrieb geführt. 90 Prozent der Schweinehalter würden ordentlich arbeiten, sagt Schlederer. Im Fall der restlichen zehn Prozent spricht er von „schlechten Haltungsbedingungen“. Verletzungen der Tiere seien nicht gänzlich zu vermeiden. Zu echter Tierquälerei komme es jedoch nur selten.
Der Preis des Billigschinkens
Wenn man als Konsument also Fleisch kauft, das nicht aus Bioproduktion kommt, um Geld zu sparen, muss man sich bewusst sein: Im allerbesten Fall werden die Tiere so gezüchtet und gemästet wie im hier beschriebenen Fall: Kastenstandhaltung, Spaltboden, keine Außenflächen. Schlederer hat vollkommen recht, wenn er Konsumenten, die sich schockiert geben, aber dennoch die günstige Ware kaufen, als naiv bezeichnet. Wie sonst soll der Billigschinken auf die Fertigpizza kommen, die Gelatine in die Gummibärchen und die Kampfpreisrippchen auf den Griller?
TV-Hinweis
Der „Report“ beschäftigt sich am Dienstag (Anm.: am 19.07.2011) um 21.05 Uhr in ORF2 mit dem Thema artgerechte Tierhaltung - mehr dazu in tv.ORF.at.
In Österreich werden rund fünf Millionen Schweine, 85 Millionen Hühner und fünf Millionen Puten konsumiert - pro Jahr. Mit kleinbäuerlichen Strukturen ist dieser Nachfrage nicht zu beizukommen. Hier die Empörung einzig auf die Bauern zu konzentrieren, greift mit Sicherheit zu kurz. Sowohl die zur Verdrängung neigenden Konsumenten, die auf das tägliche, kostengünstige Stück Fleisch bzw. Wurst nicht verzichten wollen, als auch von Lobbys beeinflusste Politiker in Österreich und der EU stehen mindestens genauso in der Pflicht. Im Katalog für Menschenrechte steht die jederzeit für jeden verfügbare Aktionsschnitzelsemmel noch nicht.
Simon Hadler, ORF.at
chapeau. so ein langer artikel, und noch dazu in ordentlichem deutsch. man darf noch hoffnung haben.
edit, katha_esskultur hat recht, damit hier keine missverständnisse entstehen: unter dem link finden sie den vollständigen artikel, mitsamt autor, nurohne die photos. dank der österreichischen legislative darf der orf artikel ja nur eine sehr begrenzte zeit online zur verfügung stellen, und damit also nix verkommt wenn man den orf schon einmal loben kann:
http://orf.at/stories/2068368/:
Ein Großteil des in Österreich konsumierten Fleisches wird nicht im Land produziert. Wenn man doch zu heimischen Produkten greift: Was kauft man damit? Wie wachsen die Tiere in der konventionellen Tierhaltung auf? Wie werden sie geschlachtet, wie weiterverarbeitet? In einer dreiteiligen Serie widmet sich ORF.at der Fleischproduktion in Österreich. In einem Mastbetrieb, einem Schlachthof und einem Verarbeitungsbetrieb wird der Weg eines Tieres von der Aufzucht bis zum Supermarktregal verfolgt. Den Anfang macht der Bauernhof.
Viele denken bei einem Schweinemastbetrieb mit 800 Tieren an industrielle Landwirtschaft im großen Stil: eine riesige Fabrikshalle, gleißendes Licht, mehrere Billiglöhner als Angestellte. Im oberösterreichischen Mehrnbach sieht das anders aus.
Inmitten malerischer Landschaft arbeiten Klaus Grimmer, seine Frau und sein Vater auf dem Hof der Familie - Vollzeit, aber ohne Angestellte. Produziert wird AMA-Gütesiegel-Fleisch, geliefert zum Großteil an den überregionalen Schlachthof Großfurtner.
Die Ferkel zieht Grimmer nicht selbst auf, noch nicht. Er kauft sie mit einem Gewicht von 30 Kilogramm von zwei nahe gelegenen Züchtern. Im Zusammenhang mit der Aufzucht wird derzeit das Thema Kastenstandhaltung öffentlich diskutiert. Überhaupt scheint es, als ob seit den Freisprüchen für die Aktivisten rund um den Verein gegen Tierfabriken die Debatte über Tierleid wieder lebhafter geführt wird. Kastenstandhaltung - das heißt: Die Sau wird nach der Geburt der Ferkel in einen abgegrenzten Bereich gestellt, der kaum größer ist als sie selbst. Sie kann sich also nicht umdrehen, nicht vorwärts und nicht rückwärts gehen, sondern nur stehen und liegen - und das für einen Zeitraum von vier Wochen.
Das Leben in der Box
Tierschützer und Grüne sprechen von unfassbarem Tierleid. Bei Bauer Grimmer hört man die Sicht der Produzenten. Ihm steht Hans Schlederer zur Seite, ein Machertyp, die Stimme der oberösterreichischen Schweinelobby, der Geschäftsführer des Verbands landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten Österreichs (kurz: „Schweinebörse“). Er sagt, dass das Thema medial hochgekocht wird. Beim dritten, vierten Mal gehe eine Sau schon freiwillig in den Kasten. Einmal drin, wehre sie sich nicht, sondern sei ruhig. Der Sinn der Kastenstandhaltung sei das Vermeiden von Produktionsausfällen, sprich: Die Sau könne keines der Ferkel erdrücken, was sonst hin und wieder vorkomme (auch diesem Argument widersprechen Tierschützer).
Mehrere Schweine liegen in einem Mastbetrieb auf dem BodenORF.at/Roland WinklerSchweine auf Betonspaltboden. Im Hintergrund der Trinknippel an der Wand.
Wenn die Ferkel dann in Grimmers Mastbetrieb ankommen, werden sie in verschiedene Räume des Stalls und dort in einzelne Boxen verteilt, sortiert nach Alter. Die Größe dieser Boxen liegt bei rund 25 Quadratmetern, die Belegung variiert zwischen 20 und knapp 40 Tieren. Die Ausstattung ist karg. Die Tiere bewegen sich auf einem Betonboden mit kleinen Spalten, durch die ein Großteil der Ausscheidungen in einem Gülletank unter dem Stall verschwindet. In jeder Box hängt eine Eisenkette mit Gummiteil, zum Spielen. Die Tiere schieben den Gummi hin und her und reißen an der Kette. Die Fütterung erfolgt automatisch, ein Trog in der Mitte wird befüllt. Getrunken wird aus einem Trinknippel an der Wand.
Die Herkunft eines Schweins ist anhand der Ohrmarke nachvollziehbar.
Erträglichkeitsmaßnahmen
Grimmer ist stolz auf seinen Stall, den er vor knapp zehn Jahren errichten ließ. Jedes Detail wurde mit Bedacht gestaltet. Täglich wird in den Boxen eine Dusche aufgedreht. Jedes Tier, das will, kann sich berieseln lassen, was beruhigend wirkt. Ruhige Schweine garantieren eine geringe Ausfallsquote. Anfangs lief das Duschprogramm automatisch. Weil aber die Temperaturen schwanken und es manchmal ein bisschen zieht, waren dann einzelne Tiere erkältet. Jetzt wird manuell berieselt. Der Stall selbst ist großteils aus Holz gebaut, auch das war Grimmer wichtig, die klassische Fabriksanmutung sollte vermieden werden.
Die Fütterung erfolgt viermal täglich, jedes Mal über mehrere Stunden hinweg. Das ist nicht Standard, sondern soll ebenfalls zur Beruhigung der Tiere beitragen. Die Aufregung, die entsteht, wenn punktuell Futter für alle kommt, wird so vermieden. Beim Futtermittel setzt der Hof zum größten Teil auf Selbstversorgung. Mais (60 Prozent des Futters), Weizen und Gerste werden auf den eigenen Feldern geerntet. Zugekauft werden Sojakonzentrat und ein Mix aus Mineralstoffen und Vitaminen. Das Ganze kommt als Brei mit Wasser gemischt aus Rohren in den Trog. Klassische Leistungssteigerer, Hormone und Antibiotika werden nicht verfüttert, sie sind in Österreich generell verboten.
„Auch einmal auf Urlaub fahren“
Was würde sich für die Tiere ändern, wenn Grimmer Biofleisch produzieren würde? Zunächst einmal würden die Tiere auf keinem Spaltboden gehen müssen. Stroh müsste vorhanden sein. Der Stall müsste über Außenflächen verfügen, die die Tiere benützen könnten. All das würde Investitionen in bauliche Maßnahmen bedeuten. Das Misten des Stalles würde viel Zeit in Anspruch nehmen und wäre ohne Angestellte kaum zu bewältigen. Ein Betrieb, sagt Schlederer, müsse nun einmal wirtschaftlich laufen. Und, fügt Bauer Grimmer hinzu, man will schließlich auch einmal auf Urlaub fahren können. Es klingt nicht, als ob das für ihn selbstverständlich wäre. Reich werde er nicht, aber immerhin: „Man kann leben davon.“
20 bis knapp 40 Tiere werden in einer Box gehalten.
Die Tiere auf dem Hof sind in erster Linie eine Ware und erst in zweiter Linie Lebewesen. Grimmer versucht glaubwürdig, im Rahmen einer wirtschaftlichen, nicht biologischen Haltung von Schweinen Tierleid zu verhindern, wo es geht. Aber - er produziert für einen Massenmarkt, der bedient werden will. 115 Kilogramm beträgt das Schlachtgewicht im Schnitt, 70 Dekagramm sollte ein Tier am Tag zunehmen. Bei Spar wird mit Kampfpreisen geworben: Unter vier Euro kostet ein Kilo Knacker vom Bearbeitungsbetrieb Tann, ein Produkt, das aus Grimmers Schweinen hergestellt wird. Ein erklecklicher Anteil des in Österreich konsumierten Fleisches wird importiert - aus Ländern, in denen billiger, also noch weniger tiergerecht, produziert wird.
„Schlechte Haltungsbedingungen“
Dazu kommt, dass es auch in Österreich „schwarze Schafe“ gibt - also Betriebe, in denen schlimme Zustände herrschen, wo sich die Tiere aufgrund der Haltungsbedingungen gegenseitig schwer verletzen und ständig unter Stress stehen. Schlederer meint, aufgrund amtstierärztlicher Kontrollen gehörten diese Extremfälle weitgehend der Vergangenheit an. Grimmers Betrieb ist ein Vorzeigehof, was Massentierhaltung betrifft. Er produziert nach den AMA-Gütesiegel-Regeln und engagiert sich darüber hinaus. Nur wenige Tiere weisen Verletzungen von Rangordnungskämpfen auf, die Ausfallsquote (sprich: tote Tiere) liegt bei unter einem Prozent. Schon alleine dass er Journalisten mit Kamera vorlässt und für ein Gespräch zur Verfügung steht, weist seine Sonderstellung aus.
Schlederer hat statistische Zahlen für die Einordnung parat. In Österreich ist ein Schweinemastbetrieb (also die Kleinbauern nicht mitgerechnet) im Schnitt mit 300 bis 400 Tieren belegt. Insgesamt gibt es hierzulande 30.000 Schweinehalter (die Kleinbauern hier genauso mitgerechnet wie die Mastbetriebe) mit im Schnitt 80 Tieren pro Standort. Die Hälfte der Schweinehalter wird als professioneller Betrieb geführt. 90 Prozent der Schweinehalter würden ordentlich arbeiten, sagt Schlederer. Im Fall der restlichen zehn Prozent spricht er von „schlechten Haltungsbedingungen“. Verletzungen der Tiere seien nicht gänzlich zu vermeiden. Zu echter Tierquälerei komme es jedoch nur selten.
Der Preis des Billigschinkens
Wenn man als Konsument also Fleisch kauft, das nicht aus Bioproduktion kommt, um Geld zu sparen, muss man sich bewusst sein: Im allerbesten Fall werden die Tiere so gezüchtet und gemästet wie im hier beschriebenen Fall: Kastenstandhaltung, Spaltboden, keine Außenflächen. Schlederer hat vollkommen recht, wenn er Konsumenten, die sich schockiert geben, aber dennoch die günstige Ware kaufen, als naiv bezeichnet. Wie sonst soll der Billigschinken auf die Fertigpizza kommen, die Gelatine in die Gummibärchen und die Kampfpreisrippchen auf den Griller?
TV-Hinweis
Der „Report“ beschäftigt sich am Dienstag (Anm.: am 19.07.2011) um 21.05 Uhr in ORF2 mit dem Thema artgerechte Tierhaltung - mehr dazu in tv.ORF.at.
In Österreich werden rund fünf Millionen Schweine, 85 Millionen Hühner und fünf Millionen Puten konsumiert - pro Jahr. Mit kleinbäuerlichen Strukturen ist dieser Nachfrage nicht zu beizukommen. Hier die Empörung einzig auf die Bauern zu konzentrieren, greift mit Sicherheit zu kurz. Sowohl die zur Verdrängung neigenden Konsumenten, die auf das tägliche, kostengünstige Stück Fleisch bzw. Wurst nicht verzichten wollen, als auch von Lobbys beeinflusste Politiker in Österreich und der EU stehen mindestens genauso in der Pflicht. Im Katalog für Menschenrechte steht die jederzeit für jeden verfügbare Aktionsschnitzelsemmel noch nicht.
Simon Hadler, ORF.at
chapeau. so ein langer artikel, und noch dazu in ordentlichem deutsch. man darf noch hoffnung haben.
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