Mittwoch, 10. März 2010
norik
war der schönste schäferhund, den ich je gesehen habe. ich lernte ihn anno dunnemals in der schönen alten ddr kennen. im jahre des herrn 1983, im lieblichen ei-hü, also eisenhüttenstadt, südlich von frankfurt an der oder.

norik war ein dunkler russischer schäferhund, ein riesiger langhaariger unkastrierter rüde, mannscharf - also abgerichtet zur bewachung von straflagern in der schönen udssr.

norik war damals vier jahre alt, hatte ein gebiss wie ein löwe, eine ähnliche mähne, eine widerristhöhe von 75 cm und ein kampfgewicht von 50 kg.

norik hatte eine unmenge von papieren die seine edle herkunft, seine ausbildung und seine gesundheit bescheinigten.

norik konnte einen maschendrahtzaun von 2 metern überwinden.

norik hatte tatzen wie teller, konnte türen öffnen, seinen kopf problemlos auf teller legen die auf dem tisch standen, und aus dem ersten stock aus dem fenster springen (die wohnbaracken der siedlung hatten eine raumhhöhe von nur 2.30 m).

norik konnte natürlich auch noch eine menge anderer dinge, wie zum beispiel autos fangen: bei 40 km/h begann er zu überholen.

norik war verkauft worden, weil er zu freundlich war für den job, für den er ausgebildet worden war: eine handaufzucht, viel zu menschenbezogen. da nutzte die ganze harte schule nix mehr.

noriks besitzer war nun ein komplexbeladener österreichischer direktorssohn, der diesen hund in russland gekauft hatte: als aufwertung seiner person, als machtdemonstration, und als kompensation für das eigene äussere, um es einmal vorsichtig auszudrücken.

der hund muss seinem herrn gehorchen, heisst es ja. norik konnte das nicht so sehen. sein herrchen hatte brav alle kommandos in lautschrift aufgemalt, und versuchte sich in fremdsprachen. norik blickte ihn aufmerksam an, und tat den deibel.

komm her, sitz, fuss, steh auf, geh weg, platz: norik blickte seinen herrn interessiert an, lächelte ein wenig und ging seiner wege.

norik schlief im bett, mit decke und zwei kopfpolstern. herrchen schlief auf der matratze auf dem boden, mit decke und ohne kopfpolster.

wenn norik sich was vom teller seines herrn nahm, blickte dieser stumm um den ganzen tisch herum, winselte ein wenig und ging in die küche um dort zu essen. norik fand übrigens gefallen und geschmack an vielen speisen, auch suppen und desserts verschmähte er nicht. kartoffeln und nudeln liess er übrig.

als sein herrchen ihn einmal im camp-eigenen club an den röhren der (gott sei dank abgedrehten) zentralheizung angebunden und nach einer stunde noch immer nicht abgeholt hatte, verspürte norik durst. da er wusste, wo seine wasserschüssel stand, ging er dorthin um zu trinken. leiderleider hing letztendlich ein gutteil der heizungsrohre mit ein wenig heizkörper am anderen ende der leine, aber der durst ist ein luder, wie man weiss, und schliesslich war hochsommer.

kurzum, norik war ein seelchen.

dass ich ein wenig russisch konnte, tat unserer freundschaft nix, und norik konnte auch handzeichen, deutsch und englisch, und ein wenig französisch, serbokroatisch und polnisch, was eben gerade gesprochen wurde. norik verstand einfach jeden, wenn er ihn denn akzeptierte, und wenn er jemanden nicht akzeptierte, dann nutzte auch ein dolmetscher nichts.

nie werde ich vergessen, wie ich ihn zu beginn unserer bekanntschaft auf russisch ansprach. er schaute mich an, dachte nach, und machte was ich wollte. völlig ohne irgendwelche sperenzchen. und dann ritt mich der teufel, und ich sagte "gib mir einen kuss" und er kam zu mir und öffnete seinen wirklich riesigen fang ein wenig, und die runde erstarrte, und ich neigte mich zu ihm, und er sabberte mir mit der zunge ein ganz klein wenig vorsichtig über die nase. "liebst du mich?" und er legte mir den kopf auf die schulter, kniff die augen ein wenig zu und seufzte tief und zufrieden.

ein paar von den vielleicht hundert leuten, die in der verwaltung arbeiteten, hatten hundeerfahrung, und natürlich hatten auch die kein problem mit norik. ja ist ja, nein ist nein, und gut war es.

einige hatten in norik also einen verlässlichen, lieben freund. norik ging fuss, legte sich unter den schreibtisch, norik kam und ging, brachte dinge zu verschiedenen personen, und der fleischhauer war sein besonderer freund: das war der, der die vollen schüsseln verteilte. norik wurde einmal erklärt (auf steirisch, das ist auch eine eigene sprache) dass es mit der selbstbedienung nichts werden könne für ihn, auch wenn er unbestritten so eine kalbshälfte hätte wegtransportieren können. norik sass also manierlich vor unmengen toten fleisches und wartete, bis er seine volle schüssel bekam. dann gab er manierlich die pfote, und schlug sich anschliessend den magen voll.

sein herrchen konnte ihn nicht einmal dazu bewegen ins auto zu steigen, mit vielen von uns fuhr er gerne mit und liess sich den fahrtwind um die ohren wehen.

norik konnte menschen ignorieren wie niemand sonst, katzen waren unter seiner würde, aber mäuse fangen war ein riesenspass, ebenso wie fischen.

als ich meine kleine bayrische rauhaardackeldame, damals drei monate alt, mitbrachte, kriegte noriks herrchen einen mittelprächtigen atemstillstand, norik würde die kleine umgehend zerfleischen, auffressen, und überhaupt ums leben bringen, und dann sei doch der hund so gut mit mir, ob ich denn die eifersucht nicht bedacht hätte.

na ja, also grundsätzlich steh ich ja auf dem standpunkt, dass ein gesunder rüde einem sehr jungen weibchen sowieso nichts tut, und wenn, dann gehört der hund ordentlich verwahrt, mindestens, weil normal ist das nicht.

norik, sprach ich also, schau mal, ein baby! das ist elsa! toll, meinte norik, ein wenig klein, die kann ich ja quasi im ganzen schlucken! norik, sprach ich also, die elsa musst du liebhaben und auf sie aufpassen! ist okeh, meinte norik, sabberte die kleine einmal ordentlich nass und zeigte ihr die umgebung.

norik blieb manchmal ein paar tage bei mir, wenn sein herrchen ausser landes fuhr, und wie auch immer: hunde schliefen auf hundeplatz, ich auf menschenplatz. ich brauchte dem hund noch nicht einmal sagen, dass er meinen teller noch nicht einmal anzusehen habe, wusste er selber. elsa konnte ihn in die lefzen beissen, an seinen ohren knabbern, und ihn am schwanz ziepen: er brummte nicht einmal.

den meisten spass hatten die beiden im club: sekt war für uns aus dem westen sehr billig, und wurde entsprechend oft bestellt. und dann war eines ganz wichtig: zum öffnen aufstehen, flasche schütteln, warten dass die hunde das sehen, und dann den korken knallen lassen, so dass dieser wild durch den raum flog. sowie der knall ertönte, hielten alle eingeweihten alles zerbrechliche fest, denn norik und elsa versuchten den korken zu fangen, norik möglichst aus der luft, elsa dackelkrummbeinig unter den tischen suchend. ich glaube immer noch, norik hat die kleine manchmal einfach gewinnen lassen. sie hat ihm den korken ja sowieso immer gebracht zum zerbeissen.

norik musste mit seinem herrchen dann nach österreich, da hatte er einen grossen garten von ganzen 2.000 m² (was ist das schon für so einen hund) aber keine beschäftigung, und also wurde er zusätzlich von unfolgsam auch noch unleidlich und nach zwei jahren weitergegeben, und ich habe leider keine ahnung was aus ihm geworden ist. tut mir immer noch in der seele leid um ihn und für ihn.

aber wenn ich die hundedebatten höre, und die sache mit guter hund - schlechter hund - scharfer hund - kampfhund - wachhund, dann denke ich an ihn, weil er eben so ein typisches beispiel für ein verkanntes genie war. in den richtigen händen wäre norik von anfang an eine tolle laufbahn beschieden gewesen, als behindertenhund vielleicht, oder auch als blindenhund, polizeihund, therapiehund.

das problem ist am anderen ende der leine, und eigentlich sollte jeder, der sich auch nur einen goldfisch zulegt, erst einmal vorbeten können was so ein fisch zum leben und wohlfühlen braucht bevor er das tier in einem sackerl mit nach hause bekommt. und also: ja zum meerschweinführschein, zum kanariführschein, um zum katzeführschein, und überhaupt.

... link (8 Kommentare)   ... comment


man soll ja nicht meckern
das bundesrechnungsamt hat einen netten brief geschrieben, und auch die neue auszahlungssumme bestätigt. offizieller alterspensionsantritt 01.03.2012.

und alle anderen diesbezüglichen amtstermine sind hinfällig.

wieder was erledigt.

... link (5 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 9. März 2010
und weiter mit gebrüll
frau hunt mag kleine weisse hunde nicht mehr besonders gerne, meint sie, besonders dann nicht wenn die herumhüpfen wie ein flummi auf speed und gleichzeitig die zähne fletschen. kann man ihr nachfühlen. sie erkennt aber ganz gut welche dieser hunde dann doch nett sind, mit denen unterhält sie sich auch. bei den anderen wünscht sie die strassenseite zu wechseln. gute hunt.

die anwälte schreiben lustige briefe hin und her, die halterin der bissigen töle erzählt dem ihrigen offensichtlich dauernd andere geschichten, mal hatte die meine einen beisskorb an, mal nicht, interessant auch die feststellung frau hunt sei "von selbst aus dem lokal gestürmt". das ist bedauerlicherweise völlig unmöglich, schon weil das verlassen des lokals nur über vier verhältnismässig tiefe stufen hinauf und dann öffnen einer ziemlich schweren tür mit selbstschliessmechanismus möglich ist. draussen sind dann noch vier bis fünf meter platz. mit stürmen ist da nix, nutzt nix.

frau hundebesitzerin hat auch schriftlich festhalten lassen, dass mein hund zum zeitpunkt des vorfalles schon 17 jahre alt gewesen sei. erstens: 16,5 bitteschön, und zweitens: ja, und?

am tollsten aber fanden wir die vom anwalt im auftrag der mandantin gegebene erklärung, bei der von herrn univ.prof. dr. vet. und frau mag. dr. vet. diagnostizierten myelopathie handle es sich um eine "erkrankung der knorpeldistanzen" die causal nicht mit dem vorfall zusammenhinge. offen bleibt allerdings die erklärung, inwiefern eine distanz erkranken kann, und was denn knorpeldistanzen überhaupt sind. und wieso und aufgrund welcher fachkenntnisse, ausbildung oder was auch immer seine mandantin sich befähigt fühlt, die diagnose zweier ärzte - noch dazu einer davon doch recht hochrangigen und international höchst renommiert - auch nur anzuzweifeln.

es werden also weiter lustige briefe geschrieben, der herr gegnerische anwalt distanziert sich bereits lieblich von seinen aufträgen und formuliert nur mit "kann meine mandantin nicht ...", selber hält er sich raus aus der sache. braver bub.

der meinige hingegen hat seinen spass mit mir, weil er mal so ordentlich lachen kann und wir uns überhaupt gut verstehen in den intentionen. es geht ja primär nicht darum, dass ich wegen der nicht einmal € 400.-- privaten konkurs anmelden müsste, sondern darum, dass eben ein hund meine frau hunt gebissen hat und daraus neben einer unzahl von unannehmlichkeiten auch der o.a. finanzielle schaden resultiert. und wenn ein schaden verursacht wird, dann muss dieser schaden vom verantwortlichen gedeckt werden und nicht vom geschädigten. und wenn solche leute einmal damit durchkommen, dann werden sie nix daraus lernen, und das nächste mal geht das dann schlimmer aus.

besonders gut versteht mein herr anwalt meinen standpunkt, weil er einen kleinen sohn hat und die sache sieht wie ich: hunde, die grundlos an kindern hochspringen, kinder anbellen und zu beissen versuchen dürfen NICHT OHNE RÜSSELVERSCHLUSS aus der wohnung gelassen werden. punktum. solche hunde beissen nämlich auch andere hunde. im nachbarhaus allerdings sieht man das anders, die kinder der parteien sitzen zitternd in den tiefen der fensternischen des altbaus , und die tasmanischen teufel in ihrer unerzogenheit schnappen nach allem was nicht bei drei in besagten fensternischen sitzt.

die hausverwaltung scheint der hiesigen ähnlich zu sein, denn beschwerden der parteien führten zur feststellung, die hunde seien ohnedies klein und überdies nur selten in der wohnung. inwiefern die häufigkeit der aufenthalte in der wohnung in zusammenhang mit möglichen beissattacken steht ist bisland allerdings unge- und unerklärt. aber ich muss ja nicht alles verstehen.

grosses interesse an der wiederherstellung von frau hunt zeigt ansonsten die gesamte umgebung hier, was die alte dame wohlgefällig zur kenntnis nimmt, dieweil die sympathiekundgebungen des öfteren mit der verabreichung kleiner leckereien einhergehen.

im übrigen bereitet sie sich auf den frühling vor und wirft unmengen von weissen haarbüscheln von sich. ich bin immer wieder darüber froh, dass die roten perser auch in rosa noch nett aussehen. und darüber, dass ich einen sehr, sehr guten staubsauger habe.

... link (7 Kommentare)   ... comment


Samstag, 6. März 2010
beschäftigungstherapie
nachdem man mir im november seitens des arbeitsamtes mitgeteilt hat, dass ich nunmehr innerhalb weniger wochen das übergangsgeld bekäme, was soviel heisst wie ich nähere mich unaufhaltsam dem zeitpunkt, ab dem ich dann die normale alterspension bekomme, weil ich nämlich schon alt genug, krank genug, und bezahlt genug bin und habe, und ausserdem sowieso unvermittelbar, weil siehe vorhergehendes, da kriegte ich einen termin von denen.

nämlich für dezember, um mich zu melden, und ob ich denn wieder eine arbeit hätte.

oh, irrtum, das sei ja nicht notwendig gewesen. weil, ist ja schon alles berechnet und geprüft und vorgelegt.

dann kriegte ich einen termin für jänner, um mich zu melden, und ob ich denn wieder eine arbeit hätte. da war es gerade ziemlich kalt, und grauselig, und zur gemütlichmachung des büros hatte die dame, die sich mit dem zuständigen sachbearbeiter das zimmer teilte, eine duftlampe installiert. einen asthmaanfall später und ein paar dutzend alveolen weniger, und nachdem ich eine halbe stunde nach luft japsend wie ein fisch am trockenen (aber der bliebe da ja nicht so lange am leben wie ich) den kopf aus dem fenster gehalten und die gute kalte feinstaubstadtluft eingeatmet hatte, schickte man mich vorsichtig in ein anderes zimmer in einem anderen stock, immerhin nachdem man mir mehrfach ein glas wasser gebracht hatte und mich nach sonstigen wünschen gefragt hatte. leider konnte ich aus gegebenem anlass nicht wirklich deutlich antworten, hustete denen also was und leerte das wasserglas. jedenfalls:

oh, irrtum, das sei ja nicht notwendig gewesen. weil, ist ja schon alles berechnet und geprüft und vorgelegt.

dann kriegte ich einen termin für den 17. märz, um mich zu melden, falls sonst nichts sei (was auch immer das zu bedeuten hatte).

dann kriegte ich einen termin für den 4. märz, um mich zu melden, und ob ich denn wieder eine arbeit hätte.

oh, irrtum, das sei ja nicht notwendig gewesen. weil, ist ja schon alles berechnet und geprüft und vorgelegt.

und dann hab ich auch noch ein schreiben, in dem steht, dass ich ab 11. märz keine leistung mehr bekäme, falls ich mich vorher nicht melden täte.

der diesmal doch zuständige sachbearbeiter seinerseits meinte, er verstehe das alles nicht, weil, er habe doch im november schon alles fix gemacht, ich hätte gar nicht mehr kommen brauchen. den bescheid erhielte ich im laufe der nächsten woche.

arbeits- und bundesrechnungsamt widerstehen hartnäckig allen meinen bemühungen um feststellung des eigentlichen sachverhaltes, vor allem aber meinen bemühungen um feststellung der dinge die ich nun eigentlich tun, und der termine die ich nun eigentlich wahrnehmen sollte.

unisono jedoch die auskunft: des waass i net, owa i glaub, des kennans vagessn, mit den mödeteamin. is eh scho ollas aufgnumma, glauw i, se kriagn donn des üwagongsgöld jetztn, und vuahea an bescheid.

na dann. aber wie die frau chefärztin in der bezirksstelle der krankenkasse ja schon meinte: jede türkin im park kennt sich besser aus als ich. vielleicht sollte ich mich dort einmal erkundigen.

man darf gespannt sein.

... link (8 Kommentare)   ... comment