Freitag, 18. März 2016
mission integration accomplished.
in der fussgängerzone, die von hervorragenden architekten verschlimmert wurde (verschlimmbessert wäre da noch zu positiv gesehen), jedenfalls: auf der meidlinger hauptstrasse, gibt es neuerdings eine neuerung, auf die man erst einmal kommen musste.

ich meine, es gibt doch allüberall pizza, nudeln, kebab, dürüm, burek und sonstwas zum mitnehmen. sonst ist ja das strassenbild nicht komplett.

leute: das hier ist wien-mitteleuropa. kwasi die heimat der würschtelschtänd, der frankfurter mit senf, der waldviertler (geräuchert), leberkassemmeln, der burenhäutln und - vor allem - der käsekrainer.

lange jahre gab es auf der meidlinger hauptstrasse nix dergleichen. alles gab es, auch zum mitnehmen, von nudeln die man im gehen mit stäbchen aus dem karton frass über kaffe den man im gehen aus dem karton soff über sonstige absonderlichkeiten.

der letzte richtige würstelstand, den der bertl, gott hab ihn selig, führte, ist in der zwischenzeit sogar schon egalisiert. dort kriegte man anno dunnemals vor bald 20 jahren noch eine wurst auf bestellung im vorbeigehen: er kannte seine stammkundschaft und deutete die minuten, die das gewünschte produkt bis zum optimalen, vor allem aber gewünschten, aggregatzustand zu benötigen geruhte mit entsprechenden gesten schon auch einmal über die strasse hinweg an, man konnte beim warten auf die wurst dann manchmal durchaus noch irgendwas besorgen. nie passierte ihm ein fehler. und wenn einer deppert war, gab es - man glaubt es nicht - würschtelstandverbot: "osaufn und deppat redn kennts woondascht.". und bumm und zack und sitz. a moach hot a ghobt, da beatl (= eine kraft hat er gehabt, der bertl).

damals war der würschtlstand gut besucht, wegen der qualität und dem service und dem ähem, charme, ähem, des bertl. die nachfolger waren für die fisch, und sowieso verkauften die erst giftige aka schon grüne würscht, die auch frau hunt selig verweigerte. dann folgten in recht schnellem wechsel pizza-dingenser, nudeln-dingenser, kebab-dingenser, schon im vorbeigehen roch nix nach geniessbar. jetzt: stand weg. geschliffen. gut so. die überlebensrate der ratten ist jetzt dort sicherlich höher.

würschtlstand gab es also auf der meidlinger hauptstrasse: keinen mehr. über zehn jahre lang.

um so glücklicher jedoch macht es frau kelef, aus gegebenem anlass verkünden zu dürfen dass der kebab-stand ecke tivoligasse von türken übernommen wurde, die exzellentes kebab verkaufen, das beste in der umgebung, aber das mag ja nun subjektiv sein, frau pixy jedenfalls schliesst sich der obrigkeit (aka frau kelef) an.

was aber nun wirklich beachtlich ist, ist folgende tatsache: diese 2 "türken" (2. generation, akzentfrei, gute ausbildung, exzellentes benehmen, etc.) bauen gerade den stand um, weil: sie haben neuerdings KÄSEKRAINER im angebot. so richtig langsam gegrillte (wollen sie die mit käsekruste, und wie braun hätten sie die gerne?) wie es sich gehört. mit einem ordentlichen stück guten brotes dazu. selten hat man frau kelef und die kleine frau pixy in der letzten zeit mit so schwachsinnig-glücklichem lächeln an einer theke stehen sehen ...

ausserdem gibt es noch ein paar schmankerln, die man an einem würschtelstand mit integriertem kebab-etc.-betrieb nicht erwarten würde, wie amerikanischen senf, humus, mehrerlei scharf, aber egal.

KÄSEKRAINER auf der meidlinger hauptstrasse. bei einem TÜRKISCHEN kebab-stand. mein gott. wenn das keine geglückte integration ist, weiss ich auch nicht.

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