Donnerstag, 16. August 2007
rätselhaftes
was will man eigentlich damit ausdrücken, wenn man im empfangsraum seiner firma - wenn auch einer pharmazeutischen - auf den tisch bei der sitzgruppe ein buch legt mit dem titel

"the development of endoscopy in the 19th century"

(3rd volume)

aber bekanntlich muss ich ja nicht immer alles verstehen.

... link (10 Kommentare)   ... comment


nichi liab
nein, frau marion, ich hab' natürlich nicht vergessen dass sie nach der geschichte gefragt hatten.

es begab sich also vor langer zeit, dass ein entzückendes kleines mädchen, blondlockig, blauäugig und mit gar reizenden grübchen in den wangen schon sehr früh einen eigenen stil entwickelte. und zwar in allem und jedem.

ganz und gar nicht tochter ihrer mutter, kaprizierte sie sich auch beim thema kleidung ausschiesslich auf dinge, die ihr gefielen. als sie noch unter einem jahr alt war, wurde sie beim versuch sie in ungewünschte kleidungsstücke zu hüllen stocksteif und brüllte. keine chance, es sei denn man hätte ihr arme und beine gebrochen, und den hals dazu.

als sie dann älter war - so eineinhalb - beherrschte sie das NEIN in derlei zusammenhängen in einer betonung, die der das kleine mädchen zärtlich liebenden mutter das blut in den adern gefrieren liess.

mit noch nicht zwei beherrschte sie als erste vollständige sätze "zieha nichi an. bina nichi liab." punkt, aus, ende der diskussion. das "da bist du aber sooo lieb in dem bluserl/kleiderl/was auch immer" hatte sie von diversen verkäuferinnen in kindermodengeschäften gelernt, die ihr irgendwas aufschwatzen wollten. war aber immer vergebliche liebesmüh. den satz hatte sie hervorragend zu ihren eigenen zwecken umgearbeitet.

nun begab es sich des weiteren, dass der bekanntenkreis der mutter dieses lieblichen kindes unter anderem auch einen pressefotografen beinhaltete. dieser fotografierte für eine namhafte tageszeitung, sehr oft auch die diversen modefotos für die bunte wochenendbeilage.

einmal sollte für eine bekannte italienische kndermoden-firma die neueste kollektion abgebildet werden, in einem lichten hain am rande der stadt, selbstverständlich mit den entsprechenden models. kindermodels. da bei kindermodels entweder die verziehungsberechtigten (danke, frau syberia, ich liebe dieses wort) mütter (die meist karrieregeil und männerlüstern ihre frustrationen an den fotografen auslassen), oder die blagen selber rechte plagen sind, frug jener fotograf nun eben bei der mutter dieses damals schon vierjährigen mädchens an, ob es denn möglich sei das kind als model agieren zu lassen. das mädchen ihrerseits wurde natürlich zuerst um sein einverständnis ersucht, die mutter wollte nicht so recht, aber in schönen kleidern fotografiert werden: hach, das wollte das kindelein sehr wohl.

also abgemacht, so sollte es sein. mit glänzenden augen bestieg das kind das taxi, das es mit dem fotografen zusammen an den ort des geschehens bringen sollte.

und was soll ich hier berichten: kein einziges kleidungsstück fand gnade vor ihren augen. BINA NICHI LIAB sagte sie zwar nicht mehr, ihr repertoire war gewachsen, aber der tenor war unverändert. kein bitten, kein flehen, kein "das steht dir doch so gut", "das ist genau deine farbe", "schau, die anderen wollen das sooo gerne anziehen", "weisst du was das kostet", "eine woche hat es gedauert, bis das so ausgeschaut hat", nichts fruchtete.

das mädelchen unterhielt sich freundlich mit allen, naschte von den früchten und keksen, die dargeboten wurden, kommentierte die vorgezeigten modelle fachkundig, und blieb bei ihrer meinung:
DAS ZIEH ICH NICHT AN. WIE SCHAU' ICH DENN DA AUS.

nach mehreren stunden wurde der versuch abgebrochen, die designer-riege hatte mehrere nervenzusammenbrüche gleichzeiitg, der redakteur einen weinkrampf und die requisite mehrere schreikrämpfe. der fotograf hatte all dieses gleichzeitig, und auch noch einen dicken hals - man muss aber dazu sagen, er kannte das kind recht gut und wusste, dass so etwas stets im bereich des möglichen war.

man kehrte also in die redaktion zurück, unverrichteter dinge, um zu sehen ob im fundus vielleicht noch was für die dräuende wochenendausgabe zu finden wär'.

das kleine mädchen derweilen liess sich in der hauseigenen kantine nieder und von der anwesenden journaille bewundern, bedienen, unterhalten, einladen, erzählte ein paar schwänke aus seinem leben, kurzum, sie hielt hof wie eine grosse.

bis zu dem zeitpunkt, da seine mutter es abholte. da begann es dann nämlich ein wenig zu weinen, grosse krokodilstränen rollten über seine wangen: was hatte die böse mutter es auch wo hingeschickt, zum fotografiert werden noch dazu, wo keine anständigen kleidungsstücke zum anziehen verfügbar waren ...

der fotograf fotografierte nie wieder kinder, schon gar nicht welche, die er kannte (dass das so geblieben war, erfuhr die mutter des mädchens 15 jahre später, da hatte er gerade so einen ähnlichen auftrag abgelehnt, aus gründen, wie er sagte).

die designer der italienischen kindermodenfirma änderten die gesamte kollektion - gefiel ihnen dann wohl selber nicht - und machten shootings nur mehr mit eigenen models.

und jetzt seien sie gnädig und fragen sie frau kelef bloss nicht, wieso sie diese geschichte so genau kennt. ich danke für ihr verständnis.

... link (9 Kommentare)   ... comment