Sonntag, 25. Februar 2007
oberst v. w. und die barrikaden von berlin
ich hab' ja schon oft daran gedacht die geschichte aufzuschreiben, aber irgendwie hat es nie so richtig gepasst.

mein vater - jahrgang 1914 - war nach deutschland gegangen und hatte dann in berlin studiert. auch sportlich betätigte er sich, boxen und segelfliegen. ersteres machte auch eine leichte watsche von ihm zu einer transportwatschen (war immer schön, die nächste wand zu treffen). zweiteres führte dazu, dass er auch den motorflugschein machte und dann folgerichtig zur luftwaffe eingezogen wurde - deutsche staatsbürgerschaft hatte er ja schon.

er war dann technischer offizier, staffelführer bei den jagdfliegern, und lernte entsprechend eine menge leute kennen. die luftwaffe - speziell die jagdflieger - waren quasi die weiterentwicklung der kavallerie, und viele ehemalige kavalleristen gingen denn auch zu den fliegern.

die meisten überlebten nicht, aus seiner staffel mit ihm 2 von 32, das war schon ein guter schnitt.

er hatte also glück, wurde über südengland abgeschossen, brachte die maschine gerade noch hinunter (sie steht heute in einem englischen militärmuseum in kent), eine militärpatrouille rettete ihn vor den mistgabeln aufgebrachter bauern die ihn lynchen wollten, und er kam in ein offiziersgefangenenlager an der küste.

und dort traf er einen mann wieder, den man ihm anvertraut hatte: oberst v. w.. dieser war aus einer alten adeligen familie, und hatte im ersten weltkrieg als kavallerieoberst gekämpft. im gefecht war ihm eine feindliche lanze in's kniegelenk geraten, und das knie blieb steif. in der zwischenkriegszeit hatte er trotzdem fliegen gelernt, und wollte unbedingt im zweiten weltkrieg wieder für deutschland kämpfen. also bekam mein vater die ehrenvolle aufgabe, oberst v. w. in seine staffel aufzunehmen und gut aufzupassen, dass ihm nichts geschähe. leider war das mit der unterordnung und dem auf-sich-selbst-aufpassen nicht so des oberst sache, und so war er schon vor meinem vater von einem flug richtung london nicht wieder zurückgekommen.

es gab damals für offiziere die möglichkeit, bei entsprechend schwerer körperlicher beschädigung ausgetauscht zu werden und somit wieder nach hause zu kommen. oberst v. w., der alte kämpe, wollte diese möglichkeit wahrnehmen um weiter für deutschland kämpfen zu können. ein steifes knie war aber nicht genug, und so schiente er sich das zweite, noch gesunde, und nach einem jahr war auch dieses - unter schweren schmerzen - steif.

oberst v. w. ließ sich austauschen gegen einen gleichermaßen beschädigten englischen offizier. er ging zurück nach berlin, in die hauptstadt, zu einer zeit da der krieg eigentlich schon lange verloren war. vor berlin waren barrikaden, die noch ein wenig schutz bieten sollten, vor allem gegen die panzer, aber es waren viel zu wenig menschen da die diese barrikaden hätten verteidigen können.

oberst v. w. also besah sich die lage, holte seine kavallerielanze, begab sich mit seinen beiden steifen knien auf ebendiese barrikaden, und starb dort den heldentod (?), als er mit angelegter lanze und seinen zwei steifen knien unter hurrrah-geschrei aufrecht gegen den feind schritt.

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