Freitag, 15. Juni 2007
medizinische übersetzungen aller art
derzeit besonders gefragt: deutsch-deutsch für nichtmediziner, insbesondere für betroffene patienten und angehörige.

immer gerne, frau kelef steht zu diensten.

es gibt ja jetzt eine readability guideline, hat die EMEA, die medizinkontrollundzulassungsagentur in london, sich einfallen lassen. damit die patienten die beipackzettel verstehen, zum beispiel.

das funktioniert so: eine repräsentative gruppe wird jeweils mit dem vergnügen beehrt, den text zu lesen und dann zu erklären, damit fachleute beurteilen können ob alles notwendige verstanden wird. und wenn es verstanden wird, dann darf es verwendet werden. muss aber nur in einer sprache, z.b. englisch, durchgeführt werden, die übersetzungen machen dann nicht-übersetzer (mediziner, biologen, etc.) bei den jeweiligen länder-behörden.

neulich, fachleute unter sich, grosse diskussion: woher kriegt man eine repräsentative gruppe von 20 oder 30 leuten? fragt frau kelef sich und andere, leben die auf einem leutturm in der antarktis?

was geht mit gemüsefrau, kellner, friseur, etc.? spricht man in diesen kreisen nicht mit denen? putzfrau, blumenfrau, automechaniker, alle taubstumm und des schreibens unkundig (ginge ja auch, schriftlich schöner als mündlich sogar). wie steht es mit dem portier des hauses in dem man arbeitet, nimmt man den ebensowenig zur kenntnis wie die kindergärtnerin oder den mann am würstelstand?

ich geh' heut' nachmittag dem serbischen besitzer meines stammbeisls erklären, wie das mit dem herpes ist, mit dem sein bruder seit einer woche im krankenhaus an diversen infusionen mit antibiotika (!!!) hängt. die behandlung hat ihm ein arzt erklärt (antibiotika-infusionen, ja klar). sonst kennt sich die ganze familie entsprechend nicht aus und fürchtet sich weiterhin vor dem baldigst zu erwartenden kollektiven ableben - den bruder hat es schlimm im gesicht erwischt, mundschleimhaut und nase, typ 2 (ein paaren sagt das ja was, und klar, der ehefrau erklär' ich es auch folgefrei für den erkrankten), kopfschmerzen, geschlossenes auge, alles was dazugehört.

ärzte im akh, ich könnt' euch manchmal ...! kann man in solchen fällen nicht ein klitzekleinwenig menschlichkeit an den tag legen und darüber nachdenken, was so eine erkrankung in einer familie an schrecken und angst auslösen kann, wenn keiner denen sagt dass das zwar eine verd... besch...ene sache ist, sehr schmerzhaft und lästig, aber im normalfall durchaus nicht sonderlich gefährlich? vorher allerdings würde ich gerne den mir bekannten hausarzt, der kopfwehpulver verschrieb, an irgendwas aufhängen: der gute mann meint immer " die jugos san so wehleidig, denen verschreib' i a aspirin und schick's in krankenstand, dann sans z'frieden". ich sagte ja immer schon, wenn euch was weh tut, geht woanders hin. bitte, natürlich.

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HSV-2 ist eine STD. San doch selbst schuld, die heissblütigen Südländer...

Manchmal herrscht die Auffassung vor, die Arbeit im Medizinbetrieb wäre netter ohne Patienten.

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den verdacht hatte ich auch schon. daher bin ich ja auch der meinung, dass viele ärzte in der industrie besser aufgehoben sind als im kontakt mit patienten. wäre wünschenswert, wenn endlich im zuge der ausbildung einmal auch der soziale aspekt zum tragen käme.

zum thema std beim bruder meines lieblingswirtes: in diesem falle nicht. der hat schon seit ewigen zeiten immer wieder riesenfieberblasenattacken, seit er ein säugling ist, meint seine mutter. lt. labor: hsv-1, zweimal befundet von verschiedenen laboratorien (nach dem motto vertrauen ist gut, kontrolle ...)

der arme sieht erbärmlich aus, der hintergrund der geschichte ist, dass er seit jänner heftig herumlaboriert mit immer wieder fieberblasen, kopfschmerzen, augen- nasen-rinnen, ohrschmerzen, alles linksseitig. manchmal zuckt er auch ein wenig im gesicht auf der linken seite, aber das ist alles quasi dauerzustand. wenn er sich sehr aufregt, im stress ist, krank ist etc., dann zuckt und tränt er eben. niemand kennt ihn anders. im jänner ist er dann wieder einmal zum arzt gegangen, der hat ihm eben ass, paar kopfschmerztabletten und augentropfen (tränenflüssigkeitsersatz) gegeben. und nach einer woche persistierender beschwerden noch ein drei-tage-antibiotikum. dann ging es ein wenig besser, dazwischen grippe und grippeimpfung, und als das wetter dann so herumteufelte ging es eben los. grundsätzlich wie aus dem bilderbuch. jetzt hab' ich ihn getröstet und ein wenig literatur gegeben, und ihm genau erklärt wie was wann wo. typischerweise für ihn war die riesenfieberblase auf seinem linken nasenflügel total dunkelrot umrandet als er kam, völlig aufgescheucht. nach einer stunde erklären konnte man zusehen, wie sich die hautfarbe normalisierte, im 15-min-takt. wenn ich mich nicht irre, könnte das damit zusammenhängen, dass es sich bei der herpes-familie um neurotrope viren handelt. ist aber nur eine vermutung meiner unbedeutenden person, natürlich.

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Scheint ein interessanter Fall zu sein. Wie sieht es denn mit Anitvirusstatika aus? - wenn sie das hier im blog ausbreiten wollen...

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aciclovir hochdosiert, augmentin i.v., baneocin zum schmieren, eh die normale palette. schmerzstillendes dazu, kühlen, ruhe.

die gefahr ist ja immer eine ausbreitung - encephalitis, meningitis, oder bleibende neurologische störungen.

warum ich mich da so speziell genau auskenn' erzähl' ich demnächst, aber das wird eine eigene schöne geschichte.

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die medizinische Versorgung ist scheints Glücksache, wo man nur hinsieht.

als super-Neurodermitikerin hatte ich schon immer Todesangst vor Leuten mit Lippenherpes.

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