Dienstag, 16. Juni 2020
und weil wir alle gegen rassismus sind
wird es demnächst wohl strafbar sein, wenn jemand von einem masterfile spricht, zumindest wenn es nach dem willen einiger besonders berufener geht, siehe auch: https://orf.at/stories/3169600/

nachdem jetzt also mohrenköpfe, der mohr in venedig, negerküsse, negerpuppen, etc. politisch nicht mehr korrekt sind, nachdem einige apotheken, eine brauerei und wohl noch einige andere institutionen ihre namen, markeneintragungen, umverpackungen (aka: kartons), etiketten, briefpapiere, visitekarten, nicht zu vergessen internationale eintragungen, möglicherweise auch eventuelle geschichtliche erwähnungen, ebensowenig zu vernachlässigen diverse nationale und internationale patente (es finden sich sicherlich bald ein paar findige oder auch gefinkelte anwälte, die ...), ändern müssen, da kommt jetzt also die nächste welle auf uns zugerollt.

master bedroom in annoncen ist dann wohl ebensowenig erlaubt wie der titel master als zeichen dafür, dass man ein studium abgeschlossen hat (sowieso fehlte mir da bislang immer die masterIN, mit verlaub, so wie die bacherlorIN, aber je nun, jetzt wird halt zunächst einmal die halbe technik umgeschrieben, in den letzten hundert jahren hat sich da ja kaum was getan, das geht ganz schnell.

ob sich die hochgelehrten personen, die solche ideen in die welt setzen, schon auch einmal gedanken darüber gemacht haben, was da alles durcheinander kommt?

dieses elende virusgezücht scheint tatsächlich auch auf das gehirn zu wirken, anders kann man sich das nicht erklären - höchstens noch damit, dass die einzelhaltung manchen exenmplaren des homo sapiens nicht so richtig gut zu bekommen scheint.

also, damit hier auch das gendern ausreichend geübt wird, liebe was-auch-immer-jedenfalls-aber-nicht-masterINNEN, studiert doch bitte lieber was, für das ihr einen mit einiger wahrscheinlichkeit unabänderlichen titel kriegt. und überlegt euch am besten schon vor eurer geburt, ob ihr nicht vielleicht sicherheitshalber zweigeschlechtlich auf die welt kommen wollt, dann macht ihr es auf jeden fall ziemlich vielen menschen recht, denn allen menschen recht getan, und so.

um mit dem derzeitigen innenminister zu sprechen also:

liebe österreicherinnen und österreicher, menschen die in österreich leben (und hier stellt sich doch die frage, sind denn das tatsächlich so verschiedene züchtungen, dass sie der minister in jeder rede, die er redet, jeweils zumindest zehnmal mindestens explizit erwähnen muss?) achtet auf die vorzeichen.

vielleicht hat eine alte frau auch nur nicht alles richtig verstanden, wenn dem so ist, könnt' man sie bitte aufklären? danke im voraus ...

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Sollte man/ frau in dom und sub ändern, schreit sicher ein fünftes Geschlecht, es wäre ausgegrenzt oder übergangen.

Wobei ich bei slave tatsächlich Verständnis hab, aber beim Mohren seit Jahren frag, ob man nicht zu viele Gespenster sieht.
Eigentlich müßte Nigeria endlich mal umbenannt werden, wie auch der Fluß, um mal wirklich... Hach, die Leut gar net auf Ideen bringen.

Ist in den USA der Begriff "Weißbrot" dann wenigstens auch (viel später mal) Thema?

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Wenn Ihre Frage ernst gemeint ist: Bestimmte Begriffe stützen ein Weltbild, das ganze Bevölkerungsgruppen diskriminiert, fast immer mit schlimmen historischen Wurzeln. Zum Beispiel die Begriffe Mohr und Neger. Wenn diese Bevölkerungsgruppen darauf hinweisen und um Änderungen bitten, gehört es zum menschlichen Mindesanstand, das zu respektieren. Auch wenn es die dominante Mehrheit vielleicht die Überwindung kostet, dass das "schon immer" so war (sollte sie aber eigentlich erschrecken).

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grundsätzlich stimme ich da natürlich zu. es wird viel zu wenig darüber nachgedacht wie es wann und warum zu einer benamsung gekommen ist.

andererseits stellt sich mir aber tatsächlich die frage ob es nun wichtiger ist, ein bestimmtes wort nicht mehr zu verwenden, oder sich entsprechend zu verhalten und - ggfls. - aufklärung zu betreiben.

eine oper umzubenennen wird an der situation der menschen mit dunkler hautfarbe nix ändern, ebensowenig wie es der gleichberechtigung diente als die österreicher die bundeshymne umtexteten.

und es wird wohl nie einen krankenbruder geben, sondern halt nur eine krankenschwester, und einen krankenpfleger (neuerdings natürlich: kranken- und gesundheits-was-auch-immer ...). das hat aber weniger mit diskriminierung was zu tun, sondern einfach damit, dass manche tätigkeiten besser von frauen (kleinere, feinere hände z.b.) wahrgenommen werden können, andere wiederum von männern (grösser und stärker). was wiederum ein klischee bedient, aber so hat sich das universum das nun einmal ausgedacht.

ob es wirklich gegen rassismus hilft wenn man worte aus dem sprachgebrauch streicht und von brauereien über apotheken, mehlspeisen, haustierrassen, wilde tiere, schmetterlinge, opern und diverse wappenteile alles umbenennt, um sich dann lüstern auf die technischen bezeichnungen zu stürzen: das bezweifle ich eben.

menschen, die sehr viel unmmittelbarer als wir von dieser thematik betroffen sind, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe, sehen das übrigens genauso - resp.: ich sehe es offensichtlich wie sie. ob der goldfisch im glas, der sittich in der voliere oder das hendl im garten nun irgendwas mit mohrenkopf heissen oder nicht wird die welt kaum besser oder schlechter machen. alle diese benennungen zu ändern - und auf was denn bitte, übrigens? - hätte kosten und chaos zur folge, und nährte womöglich noch den rassismus mehr, als es ihn bekämpfte.

das hat mit "weil es immer schon so war" nix zu tun, aber shakespeare hat den othello vor über 400 jahren verfasst, und der untertitel war schon damals "der mohr von venedig", wobei es ja sehr wahrscheinlich ist dass er mit mohr keinen schwarzhäutigen, sondern einen mauren meinte, aber fragen kann man da leider nicht mehr. würde man also das stück jetzt umbenennen, und den gesamten text umschreiben, dann müsste man doch eigentlich alles, was in den letzten 400 jahren weltweit über dieses stück (und die diversen variationen, z.b. verdis oper) geschrieben wurde, ebenfalls ändern, weil sonst jede bezugnahme ins leere führen würde. oder man fügte erklärende worte hinzu, was ebenfalls wiederum ... und so weiter. kurzum: dass das gegen rassismus hilft glaub ich halt nicht. da sollte man die energie anders einsetzen.

und so ähnlich - wenn halt auch nicht über so viele jahrhunderte - wäre es wohl auch mit master und slave. wiewohl ich auch hier natürlich verstehe dass das sehr unglückliche bezeichnungen sind.

und noch eins fällt mir immer wieder auf, vielleicht liegt das aber auch an mir: es begegnen mir irl und im netz sehr viel mehr "weisse" als "schwarze", die manche worte aus dem sprachgebrauch streichen wollen, ganz dringend und auf der stelle. hm.

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Dann müssen wir verschiedener Meinung sein: Für mich wiegen die Betroffenen, die heute verletzt und diskriminiert werden, mehr als Betroffene, denen es egal ist und mehr als ursprüngliche Absicht.

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neinneinnein, da sind wir schon einer meinung.

nur glaube ich nicht, dass jemand wirklich verletzt und diskriminiert wird oder sich so fühlt, weil shakespeare seinerzeit einen untertitel gewählt hat, der heute vermutlich falsch und daher möglicherweise als beleidigung verstanden wird. mit hoher wahrscheinlichkeit war othello doch eben ein maure, und somit gar nicht so dunkelhäutig wie man sich einen mohren vorstellt einerseits, und andererseits stand er doch für anstand und (wenn auch falsch verstandene) ehre. auch die verschiedenen mohren-apotheken z.b. wurden so benannt, weil die mauren berühmt waren für ihre heilkunst, die vor einigen hundert jahren sehr, sehr weit über dem mitteleuropäischen schnitt lag.

natürlich soll und muss jedes wort, das einen anderen beleidigen, kränken oder sonstwie unangenehm berühren kann vermieden werden. und natürlich sollen weder weibliche noch männliche noch sonstwie geschlechtliche oder ungeschlechtliche personen irgendwie von irgendwas ausgeschlossen werden. das ist alles gar keine frage.

und wo man dinge einfach umbenennen kann, dort muss man das auch tun. in vielen fällen hätte eine umbenennung allerdings zur folge, dass eben z.b. nicht nur die apotheke, sondern auch die diversen zugehörigen rezepturen mitsamt den dazugehörigen patenten - möglicherweise weltweit - umbenamst werden müssen. jeweils natürlich mit notariellem brief und siegel, sonst schlagen sich irgendwann die erben mit unterstützung von ein paar notaren die köpfe blutig.

man müsste dann übrigens auch benedikt XVI. sein kardinalswappen wegnehmen oder neu gestalten, denn auch hier sind - und das finde ich tatsächlich schändlich - gleich zwei "negerköpfe" zu sehen. und das wappen ist sicherlich jünger als shakespeares othello ...

und was machen wir, bitteschön, mit den heiligen drei königen und deren abbildungen? und wie gehen wir mit all der anderen literatur um, die sich so über die jahrhunderte, womöglich gar jahrtausende, immer wieder mit einem mohren oder einem neger auseinandersetzte? alles einheizen, verbieten, umschreiben, neu erfinden, oder wie oder was? das hat doch mit "weil es immer schon so war" überhaupt nix zu tun.

und ebenso wäre es wohl z.b. mit der bezeichnung master: ob nun als zeichen einer höheren berufsausbildung, oder als master bedroom, oder als master file, und slave eben als untergeordnetes "kapitel": da alles umzubenennen wäre ein aufwand, den man sich nicht vorstellen - und schon gar nicht ausrechnen - möchte.

zum thema "mohr" hilft wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Mohr - wie komplex das alles ist wurde mir tatsächlich erst bewusst, als ich mich dort schlau machte wegen des orf-artikels. eigentlich hab ich zunächst "master" gesucht, da half schon der duden: https://www.duden.de/rechtschreibung/Master, und da eben: nicht nur keine weibliche form, dafür aber international die bemühungen, den abschluss vergleichbarer ausbildungen mit gleichem titel zu belohnen.

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Mit zeigt genau diese Auflistung, wie tief verwurzelt und alt diese Herabsetzung und Diskriminierung in unserer Gesellschaft sind. Und mir als Mehrheits-Weißer kommt nicht zu, anderen vorzuschreiben, wodurch sie sich verletzt und herabgewürdigt zu fühlen haben.

Die Geschichte können wir nicht ändern, aber reflektieren. Mir gefiel zum Beispiel sehr gut, dass die Londoner Tate Gallery bei meinem jüngsten Besuch unter zahlreiche alte Gemälde mit Darstellungen von Schwarzen deren Stellung in der damaligen Gesellschaft zur Entstehungszeit thematisierte, wenn bekannt dazuschrieb, wer da Modell gestanden hatte, oder Betrachtungsweisen von einer oder einem schwarzen Londoner dazustellte.

Und wir können neu aufsetzen. Wappen, Bezeichnungen, Namen haben sich schon immer entwickelt. Ich sehe die Zeit gekommen für eine Weiterentwicklung.

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die zeit für eine weiterentwicklung ist gekommen? mein ich doch auch! zudem braucht man auch nicht unbedingt ein wappen, und man kann ganz bestimmt eine unmenge von faux pas sehr leicht vermeiden bei der benamsung von was auch immer, und beim finden von logos und ähnlichem.

nur ist es relativ einfach, in einer galerie unter ein gemälde eine zusatztafel anzubringen (und klar ist das sehr, sehr toll), und relativ schwierig, manche namen zu ändern, weil die folgen einer solchen namensänderung teilweise unabsehbar sind.

es ging in dem bericht des orf ja aber nicht darum, dass man achtsam mit der wortwahl sein sollte, sondern einerseits darum, dass man eben in zukunft manche bezeichnungen vermeiden will und wird (gut so!), aber auch darum (wenn auch ganz leise), dass es gruppierungen gibt die auch die vergangenen nomenklaturen ändern wollen, so wie halt auch die lustigen leut, die unternehmen zu namensänderungen zwingen wollen.

nicht verwechseln darf man da natürlich die unternehmen, die sich diesen schuh zu werbezwecken anziehen und so kostenlose werbung generieren, und die unternehmen, die das aus wirklicher überzeugung machen.

dass es natürlich völlig indiskutabel ist, heutzutage noch ein wappen mit schwarzen im bild zu entwerfen und zu verleihen ist das eine, aber die literatur umschreiben zu wollen ist das andere.

ich finde halt, dass es ein sehr feiner grat ist auf dem da gewandelt wird, gerade in zeiten in denen sowieso schon genug unruhe herrscht.

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Für die Gegenwart und Zukunft: Uneingeschränkt ja. Völlig daneben finde ich es allerdings, jetzt Kinderbücher die den Geist der Zeit atmen in der sie geschrieben wurden wie Pipi Langstrumpf im Nachhinein umzuschreiben oder Robinson Crusoe oder Shakespeare eine politisch korrekte Sprache angedeihen lassen zu wollen. Das ist ahistorisch, unliterarisch und antiästhetisch. Der Logik nach könnte man dann den Begründer der Logik, Aristoteles, verwerfen weil er Sklavenhalter war. Das wird nur noch absurd.

In meinem eigenen migrantischen Bekannten- und Freundeskreis hat mensch für solche Herangehensweisen und die ganze damit zusammenhängende Moral übrigens keinerlei Verständnis, sondern macht sich darüber lustig. Mit Alltagsrassismus wird auf eine Art und Weise umgegangen die vor allem durch einen sehr schrägen Humor auffällt. Als ein kurdischer Freund von Polizeibeamten gedemütigt wurde, tanzten die Kurden um den Streifenwagen herum, klatschten rhythmisch in die Hände und skandierten: "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!".

Ich arbeitete mal als einziger Deutscher in einem kurdischen Imbiss und bekam mit, wie einer der Köche weggeworfenen Döner aus der Mülltonne auf einen Teller tat. Als ich ihn fragte was er da mache sagte er: "Ich habe Besuch aus dem Irak. Man sagt ja, wir Kurden seien die Juden von heute, da muss man ja Menschenversuche machen." (Tatsächlich war der Döner für seinen Hund)

Ich kenne eine Afrodeutsche die sich am Telefon: "Hier ist Shaine, Du weisst ja, die Negerin will immer nur das Eine!" meldet und erinnere mich an ein antirassistisches Straßenfest, auf dem ein schwarzer Rapper: "Hier kommt der Zulumann, der Zukumann, der Zulumann, der zwölfmal hintereinander kann!" sang und sich die PoCs über die entsetzten Gesichter der grünalternativen Deutschen beölten.

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Triebe
man das weiter, was passierte mit all den Maurices, Maurizios, Moritzen? Was mit "Max und Moritz"?

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