Montag, 17. September 2012
integration geht anders,
liebe leut', das habe ich ja schon ein paar mal erwähnt. und so finde ich - ausnahmsweise - einen vorschlag von sebastian kurz gar nicht so daneben: http://wien.orf.at/news/stories/2550380.

ein paar andere haben auch was dazu zu sagen, im übrigen: http://oe1.orf.at/artikel/%20317524.

dass unser österreichisches schulsystem an allen ecken und enden kränkelt wissen wir ja sowieso, da brauchen wir keine studien und kein gar nix dazu: schon einmal mit einem 14jährigen durchschnittsschulteenie gesprochen? na, sehen sie.

also entweder brauchen wir individualunterricht, der sich am wissens- und entwicklungsstand des jeweiligen kindes orientiert - und dazu gehören auch die sprachkenntnisse, weil: sonst kann man den wissens- und entwicklungsstand ja gar nicht erst feststellen. wer jetzt die sprache des anderen beherrschen muss bleibt NICHT dahingestellt: unsere amtssprache ist deutsch, und punkt. irgendeinen gemeinsamen nenner muss es ja geben.

aber: egal wen man hinsetzt um ihm was beizubringen: wenn der belehrte die sprache, in der gelehrt wird, von anfang an nicht versteht, dann wird das auch nix mit dem verstehen des gelehrten stoffes. und wenn ich mir - wie derzeit leicht möglich - die kinder anschaue die die ersten klassen der volksschule besuchen, gleich in der gasse nebenan, dann wird mir schlecht. die armen würmer können sowas von nicht deutsch, man fragt sich.

die lehrerinnen beklagen sich (ich stund daneben) untereinander, dass sie fünfzig prozent der kinder nicht verstehen, und diese kinder sie nicht verstehen. sie können mit denen nur über andere kinder, die ein wenig deutsch beherrschen, kommunizieren. "ich sag halt dann, die sollen denen sagen, die sollen den anderen alles nachmachen. ist ja sowieso egal, aus denen wird eh nix!" natürlich kann man als lehrerin schon einmal verzweifeln bei einer derartigen klasse, aber die richtige einstellung scheint mir das trotzdem nicht zu sein. und wie diese kinder dann die volksschule schaffen können/sollen, um dann später in welcher wie auch immer benamsten schule auch noch eine fremdsprache zu erlernen, ist mir, bitte sehr, schleierhaft.

ganz überhaupt hab ich ja die erfahrung gemacht dass, wenn ich die sprache nicht verstehe in der mir jemand etwas erklärt, ich einfach: nichts verstehe. kann natürlich daran liegen dass ich ein verstockter, renitenter charakter bin.

ich kenn' selber ein paar durchaus sehr intelligente menschen die von ihren eltern aus verschiedensten gründen nach österreich gebracht wurden - meist heirat der mutter. und dann sassen die da mit 11 oder 12 oder 13 jahren, von einer schule in die andere, keine eingewöhnung, fremde kultur, fremde umgebung, keine freunde die man fragen kann, keine wiederholung einer klasse, von einem schulsystem in das andere, und ja, die haben alle sehr gute hauptschulabschlusszeugnisse, und auch sehr gute zeugnisse aus dem polytechnischen jahrgang, und auch sehr gute berufsschulzeugnisse. toll, werden sie sagen! ist es aber nicht.

bei näherem befragen stellt sich nämlich heraus dass es usus an - zumindest den wiener - schulen (aller art) ist, solche kinder und jugendliche "anders" zu beurteilen. also: für deutsch und englisch gibt es ein "sehr gut" für das wollen, nicht für das können. was noch nicht einmal ungerecht wäre, wenn es denn offen dazugesagt würde. denn: wenn man die deutsche grammatik nicht kennt, dann hat man auch probleme die englische grammatik zu erlernen, wenn die lehr- und ausgangssprache nun einmal deutsch ist. da nutzt dann auch das "sehr gut" in englisch später nix, weil: lesen oder verstehen oder sprechen kann man eben nicht.

und auch in den anderen fächern wird gerne ein auge zugedrückt, denn natürlich ist jeder lehrkraft klar dass ohne genügende sprachkenntnisse dem unterricht nicht genügend gefolgt werden kann, und auch prüfungen zur wiedergabe des gelehrten und vermeintlich gelernten stoffes gestalten sich schwierig. besonders vife kinder sollen angeblich texte auswendig lernen: die können sie dann zwar auf abruf wiedergeben, verstehen aber null davon. diese begabung des sinnlosen auswendiglernens haben ja viele menschen, die sinnhaftigkeit (ausser beim rezitieren der bürgschaft) bleibe dahingestellt.

wenn, dann, aber, nachdem, da, daher, dahin, daraus, aus, woraus, alle diese worte die bei der erklärung vieler vorgänge so unendlich wichtig sind: woher sollen diese kinder die unterschiede kennen? wie sollen sie die verschiedenen bedeutungen zuordnen?

und wenn die sache mit dem "learning by doing" so einfach wäre: wieso, bitte, brauchen dann eigentlich (aber das frage ich natürlich nur am rande) akademiker in allen ländern der welt eine art der jeweiligen nostrifizierung ihrer ausbildung? ich meine, ärzte, z.b.: blinddärme wachsen doch in allen ländern der welt in den menschen an derselben stelle, ebenso wie ohren, augen und zehen? und physiker: schlimmstenfalls kann man pfund und kilogramm mittels tabelle umrechnen, der rest bleibt sich doch gleich? für die chemiker und apotheker gibt es die inn-namen. ius lass ich mir noch einreden, in manchen ländern darf man die schwiegermutter steinigen wenn sie schweinefleisch auf den tisch bringt, aber sonst? 2 x 2 ist doch überall 4, und dass man beim hausbau unten anfängt und nicht oben ist auch überall so. geht aber nirgends ohne entsprechende bestätigung der kenntnis der landessprache, wenn man ohne "oberaufsicht" oder selbständig arbeiten will.

von einem akademiker würde man erwarten können dass er lernen gelernt hat und sich entsprechend leicht tut, und wie lange - denken wir doch einmal an unsere internationalen konzerne und die leute dort - brauchen die oft um sich auch nur verbal verständlich ausdrücken zu können? vom schreiben einer dreizeiligen elektropost reden wir da erst einmal gar nicht.

von kindern aber verlangt man derzeit dass sie in einer ihnen völlig unbekannten situation, unter unbekannten kindern und in einer unbekannten sprache dem unterricht folgen und nebenbei auch noch die sprache, in der unterrichtet wird, lernen. ein angestellter sässe nach einer stunde vergleichbarer zumutung beim betriebsrat, die arbeiterkammer und die zuständige botschaft würden mobilisiert, die medien hätten viel zu tun, und das mit recht.

also, wie gesagt, so daneben finde ich die idee gar nicht die kinder erst einmal wirklich deutsch lernen zu lassen, damit sie dann eine erste klasse volksschule besuchen können. in welcher form das geschehen soll: nun ja, da werden sich die geister wohl immer scheiden. solange wir aber ghetto-schulen haben, in denen die türkischsprachigen, die serbischsprachigen etc. kinder jeweils in einer ersten klasse zusammengefasst werden, da wird das wohl nix, denn die zwei deutschsprachigen, der eine chinesischsprachige und die drei polnischsprachigen kinder werden da nix besser, sondern nur alles schlechter machen. und die spanier, russen und nordafrikaner werden leise weinend in der ecke sitzen.

also: deutsch im kindergarten als pflichtübung, und dort nur menschen beschäftigen die gelernt haben wie man kinder eine sprache lehrt. wenn sie den anfang einmal geschafft haben und ein teil der gemeinschaft geworden sind, in der ersten klasse richtig dem unterricht folgen und das gelehrte im kopf behalten können, dann findet sich der rest hoffentlich im lauf der jahre. und vielleicht - aber auch nur vielleicht - haben wir dann auch kinder die gerne in die schule gehen. die einen, weil sie verstehen was man ihnen dort erzählt, und die anderen, weil sie nicht ständig von denen, die nichts verstehen, beim aufpassen gestört werden.

und vielleicht würde sich die zahl der funktionellen analphabeten (langsam geben wir es ja wenigstens zu, dass wir da eine anzahl, man möchte schon sagen: unzahl davon haben) wenigstens halbieren.

die gegenwärtige situation aber als politisches instrument zu benutzen, das finde ich sehr verkehrt. es ist nämlich viel eher ein menschliches denn ein politisches problem, wenn man es genau betrachtet.

und weil wir gerade dabei sind: ein ganz klein wenig können wir alle beitragen zur integration, wenn wir schon einmal damit beginnen mit den eltern der kinder in vernünftigem deutsch und in ganzen sätzen zu sprechen. am besten auch per "sie". ich meinesteils werde äusserst ungern ohne vorwarnung geduzt, und die gleiche höflichkeit oder distanz oder wie auch immer wir es nennen wollen, die wollen wir doch auch unseren mitmenschen angedeihen lassen. von anfang an. dann wird das vielleicht doch noch was mit der integration und dem miteinander und dem gegenseitigen respekt, schön wär's.

... comment

 
in meinem deutschen Bundesland funktioniert es seit relativ kurzem so:

die Einschulungsuntersuchung ist um etwa 1 jahr vorverlegt und paralysiert eltern und kinder ca 1 1/2 Jahre vor der geplanten Einschulung (regulär mit dem 6. Lebensjahr).

Bei dieser Untersuchung wird neuerdings auch die Sprachfähigkeit getestet und bei Mängeln werden die Kinder bereits ein Jahr vor der Einschulung und dann noch während der Grundschulzeit in besonderen Sprachförderkursen (1 Extrastunde pro LTag ) beschult.

Ich halte das für einen sehr guten Versuch, denn ich bin egoistisch und möchte nicht dass mein Kind in einer Klasse unterrichtet wird, in der das Unterrichtstempo auf Schüler abgestimmt werden muss, die kein Deutsch verstehen.

Es ist m.E. nach nicht benachteiligend, weil alle Kinder diese Untersuchung mitmachen und durchaus auch Kinder Sprachunterricht erhalten, die seit Generationen deutsche Vorfahren haben, aber aus welchen Gründen auch immer trotzdem nicht gescheit sprechen können.

Die Kinder die sich bisher nur in anderen Muttersprachen verständigen konnten erhalten eine Chance.

Mich ärgert, es zahlen immer wir Dummen. Entweder durch schlechtere Schulausbildung für alle oder durch Extrakosten für Extraförderung, die man sich sparen könnte, wenn ...

Mich ärgert dass es typischerweise bei uns in islamischen Familien ab der dritten Einwanderergeneration nicht mehr üblich ist, den Kindern deutsch beizubringen. Die Eltern, zumindest der hier aufgewachsene Vater können es meist brilliant, der zugezogenen im Hause gehaltenen Mutter könnte es schwerer fallen.
Der Staat soll es richten. (dafür dürfen Sie mich jetzt hängen)

Aber alles egal, Hauptsache die Kinder aus den "normalen" Familien (damit meine ich welche die nicht neudeutsch als "bildungsfern" gelten, egal in welcher Kultur die Wurzeln liegen) werden nicht durch die Bildungsunwilligkeit der anderen benachteiligt.

In der 2 Klasse meiner Tochter sind von 22 Kindern mindestens 7 mit nichtdeutschen Wurzeln. Die beste Freundin spricht drei Sprachen fließend (Muttersprache, Vatersprache, Landessprache), das geht nämlich auch, wenn die Eltern mitdenken.

... link  

 
sie haben recht, frau marion, das meine ich ja auch. kinder, die aus welchem grund auch immer dem unterricht nicht folgen können, sind von vornherein benachteiligt. und die sprache ist beim normalen schulunterricht einfach das wichtigste. ich glaube nicht dass man anders-muttersprachliche kinder benachteiligt wenn man ihnen erst in einem speziellen unterricht die sprache nahebringt, und sie dann in eine gemeinsame klasse integriert, im gegenteil. man muss es nur allen beteiligten richtig erklären.

wenn ein kind von anfang an am unterricht teilnehmen kann, dann hat es viel mehr freude am erlernen, und auch an den erfolgen. und was die eltern betrifft: wenn die nicht deutsch können, wie sollen sie sich dann über den ersten richtigen aufsatz ihres kindes freuen können, wenn sie gar nicht lesen können was das kind geschrieben hat? und so weiter und so fort.

arme kinder, immer wieder. ich kenn' auch ein paar die tadellos in mehrern sprachen konferieren können, aber es liegt immer an den eltern. und wenn die die kinder nicht unterstützen können, dann ist es - meiner bescheidenen meinung nach - sehr wohl die aufgabe des staates zu unterstützen. denn die kinder können sich nicht selber helfen, und nur zu sagen: "du darfst 8 jahre kostenlos in die schule gehen, was du mit dieser möglichkeit machst ist mir doch egal" ist mit sicherheit zu wenig.

... link  

 
Anfangs 1. Klasse hatte ich Zeit "Lesemutter" zu machen, da darf man in einem Nebenraum zum Klassenzimmer sitzen und die Kinder kommen einzeln und lesen aus der Fibel das gerade gelernte vor. Nicht jedes Kind hat zu Hause jemanden, mit dem es üben kann und in der Klasse ist dafür kein Raum.
Wenn ich dafür Zeit erübrigen konnte (ich kann dafür nicht extra Urlaub nehmen leider) hat es sehr viel Spass gemacht und es war hochinteressant mal zu sehen, "wo" die Kinder stehen.
Ein Mädchen hat wunderbar "lautiert" und den Text sehr schön vorgelesen, oberer Klassendurchschnitt, aber wissen sie was, leider kaum selbst verstanden was sie da abliest. aus den erwähnten Gründen. So etwas macht mich traurig und sauer zugleich. Und diese mangelnde Chancengleichheit dem Bildungssystem vorzuwerfen, anstelle mal laut zu sagen, dass man samen und dünger auch nicht auf beton schmeißt, sondern die erde auch wollen muss, regt mich auf.
Es gibt in D viele viele auch kostenlose Möglichkeiten an der Bildung teilzunehmen, man muss aber auch selbst etwas dafür tun und darf nicht immer nur darauf warten, dass man alles serviert bekommt.

... link  

 
Guten Morgen,
es krankt meist daran, daß diejenigen Kinder, die schon in der Volksschule nicht mitkommen, aus sehr verschiedenen Gründen gar nicht im Kindergarten waren, also weder in Freundschafts-, Spiel- oder Lernrunden integriert waren. Daher auch nicht erfaßt für eine eventuelle Reife- oder Tauglichkeitsprüfung.
Dann kommt dazu, daß z.B. türkische (serbische, arabische etc.) Familien meist in Stadtvierteln zusammen wohnen und ihre Kinder daher auch gemeinsam in die gleichen Schulen gehen.Wie möchte man da - mit Verlaub - eine Ghettobildung verhindern?
Mich selbst hat es nie gestört, wenn meine Kinder - Zitat Marion: "in einer Klasse unterrichtet wurden, in der das Unterrichtstempo auf Schüler abgestimmt werden muss, die kein Deutsch verstehen." Denn ich habe meine Kinder so erzogen, daß sie in der Klasse solchen Kindern möglichst umfangreich geholfen haben. Es gibtg einige Volksschulen - zumindest in Österreich - in denen auch bis zu 5 behinderte Kinder mit unterrichtet werden und davon profitieren immer auch die, die schon viel weiter sind. Also kann das auch mit Kindern sehr gut klappen, die deutsch oder im jeweiligen Stoff noch nicht so weit sind wie die Besseren, von den Besten, die schon mehr können, als in der jeweiligen Klasse verlangt wird, ganz zu schweigen.

p.s.: das perfekt Lesenkönnen, ohne Inhalte zu verstehen, ist doch auch unter mündigen inländischen Erwachsenen weit verbreitet.

... link  

 
natürlich KANN das klappen, wenn die anderen kinder und die lehrkräfte und die eltern und so weiter und so fort, aber auch nur dann, wenn die lehrpläne entsprechend erstellt werden, gar keine frage.

aber wenn in einer gruppe von 20 kindern genau zwei sind, die duetsch als muttersprache haben, und zehn, die fast kein wort deutsch verstehen, dann kommt irgendwer oder irgendwas zu kurz. und das verständnis vieler erwachsener für diese problematik gehörte meiner meinung nach auch gefördert. die problematik des funktionellen analphabetismus - also eben: tadellos lesen können ohne den sinn auch nur annähernd zu erfassen - ist verbreiteter als man glauben will.

und wie das mit dem nur teilweisen dem unterricht folgen können ist, weiss ich nur zu genau: ich war die grösste in der volksschule, vier jahre lang, in einer klasse von 4 bis 45 mädchen. ich sass in der letzten reihe. bis man erkannte dass ich schlecht sah war ich in der dritten, bis ich die richtige brille hatte war ich am gymnasium. es hat sich mir vier schuljahre lang nicht erschlossen warum ich auf die tafel schauen sollte: ich konnte nur die umrisse erkennen. was ich nicht durch zuhören erfasste, prallte an mir vorbei. ich weiss nicht wie viele strafen ich ausgefasst habe weil ich richtung fenster schaute, oder mit irgendwas herumspielte. zur strafe wurde ich dann noch weiter nach hinten gesetzt: damit ich aufpassen muss. im winter knackste hinter mir der ofen (holzofen, das waren noch zeiten) und heizte die unmittelbare umgebung, also vor allem auch mich, die "liebe schwester" vorne vor der klasse in ihrer fledermausadjustierung, bei einer körpergrösse von knapp über 1.50 nuschelte leise (damit die kinder besser aufpassen) in ihre haube. sitzen musste ich alleine - damit ich besser aufpasse - und nachmittag musste ich alleine die aufgaben machen. ich kann mir sehr gut vorstellen wie es einem kind geht, das die sprache nicht ausreichend versteht.

hier in wien gibt es ein paar moslemische kindergärten, privat, da kriegen die kinder dann eine bestätigung über das pflichtkindergartenjahr. leider leider können die aufsichtspersonen in diesen kindergärten selber (fast) nicht deutsch, den rest kann man sich ausmalen. gegessen wird helal, gebetet nach dem koran, und dann kommt so ein armes wurm in die erste klasse volksschule. alles nicht so einfach.

... link  


... comment
 
Ich habe einen Studienbekannten, der als er 12 war mit seinen Eltern aus Korea kam. Am nächsten Tag saß er in der Schule, ohne Deutschkenntnisse. Innerhalb von kurzer Zeit sprach er Deutsch. Mittlerweile ist er promoviert.
Er wurde ins kalte Wasser geworfen. Das ist zwar hart, hat aber funktioniert.

Auf der anderen Seite steht ein Kind aus der Ex-Klasse meines Sohnes, das auch nach einem Jahr noch immer am Sprachförderunterricht teilnahm, weil er kein Wort Deutsch konnte bei Einschulung. Wann er in die Regelklasse wechseln würde war unklar.
Bremen hat sich überlegt, alle Kinder 1 1/2 Jahre vor der Einschulung auf Sprache zu testen. Das tut man am Computer- die Kinder klicken sich durch, was dazu führt, daß Kinder, die noch nie eine Computermaus in der Hand hatten, durchfallen, während PlayStation-Profis das mit Bravour meistern. Reden müssen die Kinder nicht dabei, ob sie kommunizieren können wird nicht geschaut.

Wir hatten vor dem Umzug eine Sprachförderschule nebenan. Die kannten drei Gruppen Sprachschüler:
Akademikerkinder aus dem nahegelegenen Studentenwohnheim. Deren Eltern waren meist zu Promotion etc nach Deutschland gekommen, die Kinder sprachen ihre Muttersprachen auf gehobenem altersgerechten Niveau. Sie konnten in der Regel nach 2 Monaten genug Deutsch, um in der Regelklasse zu sitzen.
Gastarbeiterkinder der 2. bis 3. Generation, deren Eltern zu hause die Muttersprache sprachen (meist Griechen opder Türken). Auch hier lernten die Kinder relativ fix Deutsch.
In beiden Gruppen waren die Familien relativ "heile", die Kinder waren witterungsgemäß angezogen, hatten ihren Schulkrams mit, Pausenfrühstück etc. Mit den Eltern konnten die Lehrerinnen kommunizieren, notfalls auf Englisch bei den Studi-Kindern, die Gastarbeitereltern spracehn deutsch.

Und dann gab es die dritte Gruppe... das waren Kinder, die unregelmässig kamen (auch mal erst gegen 10 Uhr), die ihre Schulsachen nicht dabei hatten und denen der Magen knurrte. Kommunikation mit den Eltern scheiterte sowohl an Sprachkenntnissen als auch am Unwillen der Eltern, miteinander zu reden, teilweise wurden gerade die Väter aggressiv.
Diese Gruppe hatte ein hohes Aggressionspotential und war im Unterricht ein Dauerproblem.
Ethnische Herkunft? Bunt gemischt, tw auch deutsch.

Was will man mit denen tun? Ich kann verstehen, wenn Lehrer irgendwann aufgeben.

... link  

 
diese ganzen sprachtests am computer sind, wie man zu sagen pflegt, für die fische. wenn die kinder in einer schule eingeschrieben werden, dann kann man doch im gespräch sehr einfach feststellen ob das kind dem unterricht wird folgen können oder nicht. sonst kommt eben das von ihnen beschriebene unheil zustande.

dass kinder, die mehrsprachig aufwachsen und/oder einen entsprechenden familiären hintergrund besitzen einen grossen vorteil gegenüber anderen haben, ist klar, aber immer noch: was können die anderen kinder dafür? kommt die aggression dieser kinder nicht oft auch daher, dass sie von vornherein "anders" sind? und die aggression der eltern daher, dass sie von vornherein scheel angesehen werden?

und was die lehrer betrifft: eigentlich - wenn man mit offenen augen durch die welt geht - weiss man aber über diese dinge bescheid. wieso werden menschen lehrer, wenn sie mit diesen um- und zuständen nicht umgehen können? und wieso, bitte, ergreifen diese lehrkräfte nicht die initiative und lernen selber ein paar worte der fremden sprache? das wäre ja auch ein ansatz.

es geht doch darum, den kindern einen start ins leben zu ermöglichen, oder hab ich da was falsch verstanden? wenn einem kind von anfang an die möglichkeit genommen wird, richtig am unterricht teilzunehmen, dann wird sich die richtige einstellung wohl nicht einstellen. und somit wird auch das gelehrte nicht in den kopf hineinkommen.

dass natürlich die eltern die grösste aufgabe dabei haben, ist klar. und dass die eltern die ersten schritte tun müssen, ebenfalls.

aber wer darf sich eigentlich das recht herausnehmen zu sagen: ich geb auf? übersetzt also: ich gebe diese kinder auf, ich nehme einem sechs- oder siebenjährigen die chance auf ein - eigentlich - normales leben, so mit schulabschluss und später dann ausbildung und chancen auf einen job? nur weil die eltern es nicht verstehen (sei es nun verbal oder überhaupt), da hat das kind keine chance? hauptsache es hat die bestätigung dass es acht jahre in der schule mehr oder weniger anwesend war, um den rest können wir uns nicht kümmern?

mit dem hatscherten hund reden mich immer wieder kinder an und fragen. da kann man gut sehen dass viele es einfach nicht gewohnt sind etwas erklärt zu bekommen - aber kaum haben sie begriffen dass ich ihnen tatsächlich ehrlich erkläre was los ist, da fragen die meisten mir löcher in den bauch, und zwar aus ehrlichem, herzlichem interesse. nur ganz, ganz wenige fragen nicht weiter. aber einige haben schon einen freund gerufen damit er ihnen ein paar worte in die muttersprache übersetzt, damit sie alles genau verstehen. vielleicht liegt es doch an der art mit den kindern umzugehen wenn man ihnen was beibringen will, denke ich oft.

... link  

 
"und was die lehrer betrifft: eigentlich - wenn man mit offenen augen durch die welt geht - weiss man aber über diese dinge bescheid.

Die Lehrerinnen haben vor 20 bis 30 Jahren studiert. Dinge haben sich "unterwegs" geändert, zumindest da. Aus einem Wohnviertel mit mittelständischer Orientierung ist innerhalb von grob 10 Jahren ein Brennpunkt geworden.

wieso werden menschen lehrer, wenn sie mit diesen um- und zuständen nicht umgehen können?
Lehrer sind keine Sozialarbeiter und Schule ist auch nicht zur Sozialarbeit da. Dafür ist Schule einfach nicht das richtige Mittel.

und wieso, bitte, ergreifen diese lehrkräfte nicht die initiative und lernen selber ein paar worte der fremden sprache? das wäre ja auch ein ansatz
In Deutschland ist deutsch die Unterrichtssprache. Wer hier einen Schulabschluß machen will muß deutsch sprechen.
Ob man mit "ein paar Worten" Albanisch weiterkommt im Unterricht weiß ich nicht. Ich spreche diese berühmten "paar Worte" und werde bei Bedarf trotzdem nicht verstanden, also ich werde verstanden (das merkt man recht deutlich), aber man zieht es vor, mich lieber nicht zu verstehen.
Abgesehen davon.. wie viele Sprachen soll eine Grundschullehrerin denn lernen müssen? Türkisch, Arabisch, Albanisch sind ja auch nicht unbedingt einfach zu lernen. Nee, das ist nicht der Weg.

Dafür gibt es die Sprachvermittlungsklassen. Wenn die Kinder nicht auftauchen, liegt das häufig am Elternhaus. Aber da kann die Schule nicht viel tun.
Ich wäre dafür, die Anwesenheitspflicht in Schulen abzuschaffen. Grob 1/3 bis die Hälfte der Zeit geht in entsprechenden Klassen dafür drauf, überhaupt eine "Unterrichtsathmosphere" herzustellen. Dadrunter leiden die Kinder, die nicht stören.

Natürlich ist es wichtig, auf die Kinder freundlich einzugehen und da sind Lehrer, wie alle anderen Menschen auch, unterschiedlich fähig. Lehrer sind Menschen, keine Wundertüten, die alles wissen und können.
Die Situation, wenn die Kinder von sich aus etwas wissen wollen, unterscheidet sich doch deutlich vom Klassenzimmer, wo nicht unbedingt jedes Kind genau jetzt wissen will, wie Bruchrechnung funktioniert. Child-led learning und Schule sind nur begrenzt miteinander vereinbar.

Ich sehe meine Kinder nur ungern als "Integrationsmasse". In des Großen Tigers Klasse gab es 3 "Spezialisten" für Gewalt, und zwar auf einem level, daß mich erschreckt hat (ihn übrigens auch). JUngs prügeln sich mal, kein Ding. Blaue Flecke rechne ich ein :-) Aber sich eine Schere zu holen und damit auf Mitschüler einzustechen ist noch mal eine andere Hausnummer.
Wir haben einen Schulwechsel durchgesetzt. Ja, böse elitistische Akademikereltern, die ihren Nachwuchs besser aufgehoben wissen wollen... sozialpolitisch nicht unbedingt die perfekte Option wenn das die berühmten Alle tun, aber wir sahen nur wenig Möglichkeiten, es anders zu handhaben. Die Alternative wäre tatsächlich die Privatschule gewesen.

Sich 8 Jahre lang durch die Hauptschule zu sitzen ist in der Tat eher Teil des Problems als der Lösung.

... link  


... comment