Sonntag, 5. Juli 2009
das braunschweiger-mysterium
begann eigentlich mit dem thema kartoffelpuffer.

nun ist es ja so, dass man unter kartoffelpuffern je nach land und leuten verschiedenes, fast möchte man meinen gegensätzliches, versteht. mir sind ja am liebsten die puristischen aus nur grob geraspelten, eher mehligen erdäpfeln, mehl, ei und salz, aussen knusprig, innen weich, besonders gerne mit knusperharten fransigen rändern, in sehr heissem öl rasch gebacken, frisch aus der pfanne und dazu kaltes, säuerliches apfelmus zum stippen.

für manche leute mache ich dazu auch noch knoblauchöl, knoblauch- oder kräuterrahm, aber für mich eben wie oben.

je nach ländern, landstrichen, familientraditionen und gusto und ohrfeigen werden nun aber die erdäpfel gerne auch fein gerieben, ausgepresst, der teig mit zwiebeln, knoblauch, kräutern, speck, wurst, käse und sonsterlei verdächtigen kücheneinwohnern vermengt. dann werden möglichst kreisrunde, nach lust und laune dickere oder dünnere, manchmal auch ovale oder eckige, weichere oder härtere, knusprige oder auch nicht, portionen in mehr oder weniger heisses öl, manchmal auch schmalz, gegossen, und die dinger werden dann mehr oder weniger schnell herausgebacken und entsprechend mehr oder weniger vor fett triefend auf die teller getan, dazu gibt es grünen salat oder gemischten, das ganze kann als "raffinierte beilage" serviert werden, oder auch als hauptspeise mit speckrahm, oder wie oder was auch immer. kann ja jeder wie er will.

genannt werden die dinger übrigens auch puffer, erdäpfelpuffer, reiberdatschi, erdäpfeldatschi, böhmische datschi, reibekuchen, tbc.

nun begab es sich vor einigen jahren, als der ex noch kein ex war, dass es mich gar sehr nach kartoffelpuffern gelüstete, und ich fragte den ex, ob er denn sowas auch möge (so lange kannten wir uns damals noch nicht). oh ja, sehr gerne, meinte er.

ich also erdäpfel gekauft, ab in die küche, apfelmus geht ja schnell, dieses ab in den kühlschrank, erdäpfel gerissen (also grob geraspelt), mehl, ei, salz, derweil öl erhitzt, schnell herausgebacken ein paar dinger, daneben je ein schüsselchen rahm und öl mit ordentlich knoblauch verrührt, alles auf den tisch.

DAS gesicht hätten sie sehen müssen. ja danke auch noch im nachhinein. - ja was? - frug ich.

die ex-schwiegermutter macht das aber anders. - ja, und wie? - mit braunschweiger. - häh? - ja, mit braunschweiger drinnen. - braunschweiger, das ist doch eine wurst. - ja. - und die hat sie in die erdäpfelpuffer hineingetan? - so irgendwie geschnitten oder so, ja. - brrr...

aber ich bin ja eigentlich ein netter, experimentierfreudiger mensch. also bitte, was genau für eine braunschweiger, die es in wien bekanntlich als stangenwurst mit eher grösserem durchmesser, oder aber auch als stangendürre mit eher kleinerem durchmesser, fallweise auch als kranzldürre zu kaufen gibt. scharfe, fette, geräucherte, gekochte, weich oder getrocknet, mit knoblauch oder ohne?

braunschweiger.

äh, ja gut, gerne, gerne wiederhole ich mich auch: was für eine braunschweiger genau?

na, braunschweiger eben.

ich bin ja nicht so. ich ess ja auch nicht alles. und wiewohl so ziemlich jede art von braunschweiger, in welcher verfeinerten form auch immer, mit welchem durchmesser auch immer, in welchem trocknungsstadium auch immer, so überhaupt nicht die art von wurst ist die ich mag: man kann sich ja auf die suche machen.

also ging ich hin und kaufte braunschweiger und dürre. in allen möglichen geschäften und auf bauernmärkten, von selber produzierenden fleischhauern und grossen firmen, von bauern und bäuerinnen. ich kaufte dicke und dünne, weiche, halbweiche und getrocknete, geräucherte und ungeräucherte, mit knoblauch und ohne, mit irgendwelchen spezialgewürzen und welche ohne jeden störenden eigengeschmack. stangenwurst und kranzlwurst.

schmeckte nicht. war keine braunschweiger, meinte der ex, der damals noch nicht der ex war, weil die braunschweiger die die ex-schwiegermutter in die erdäpfelpuffer, die sie immer machte wenn er mit der ex bei ihren eltern im waldviertel war, damals als die ex des ex noch nicht seine ex war und daher also die ex-schwiegermutter noch die schwiegermutter, also jedenfalls, die schmeckte anders.

verdammt noch mal, ruf die ex doch an damit sie die ex-schwiegermutter fragen kann, welche verdammte wurst die in ihre verdammten kartoffelpuffer hineingetan hat.

das war eine gute idee, die antwort erhielt ich prompt nach einem viertel jahr, mit der süffisanten randbemerkung "die ex hat gesagt, die ex-schwiegermutter hat gefragt, ob du vielleicht gar nicht kochen kannst": - die gibt braunschweiger hinein. - toll, und welche? - na ja, die richtige braunschweiger halt. - und wo hat sie die her, also aus welchem geschäft? - na ja, die kauft sie halt.

ich ging dazu über, artverwandte wurstarten (die ich ebensowenig mochte und mag) zu kaufen und dem ex, der damals noch nicht der ex war, zum frasse vorzuwerfen, in der zwischenzeit hatte er nämlich gestanden dass er "eine braunschweiger" auch gerne zur jause ässe, so mit senf und kren und brot. daran sollte es in der ernährungspalette ja nicht scheitern.

die hunt konnte schon kein braunschweiger und artverwandte wurstsorten mehr sehen und riechen. ich konnte sie nicht mehr riechen und sehen, ohne von einer leichten übelkeit überkommen zu werden.

ich kaufte braunschweiger und artverwandte wurstsorten in allen geschäften die sowas verkauften, ein paarmal importierte ich so ein zeug sogar aus dem ausland.

- das ist keine braunschweiger! - meinte der ex, der damals noch nicht der ex war.

ich begann, mich zu erkundigen. bei fleischhauern, köchen, weiss der kuckuck. das internet spuckte zwar rezepte aus, aber welches war das richtige? sollte ich beginnen, wurst herzustellen und diese dann über dem rechaud zu räuchern? in der zwischenzeit erhob sich ein leichtes maulen seitens des ex. weil, wie kann es sein dass ich keine braunschweiger kauften wollte?

- du blöder arsch, - sprach ich, - wieviele sorten habe ich dir jetzt schon auf den teller getan, 50 verschiedene mindestens, alles gekauft als braunschweiger oder dürre, woher soll ich wissen was für eine verdammte wurst deine verdammte ex-schwiegermutter in die noch viel verdammteren eräpfeldatschi (denn kartoffelpuffer waren das ja in meinen augen nicht, so fein passiertes wie man beschrieben hatte, mit zwiebel und so zeug drin), hineingetan hat. - ist doch ganz einfach: richtige braunschweiger. - richtiger speck ist ja auch nicht eine einzige sorte mit einer einzigen art sur, sondern ... - braunschweiger schon. - was, speck? - nein, sorte. - sagt wer? - die ex und ihre mutter. - kann die bitte alle beide beim sch... der schlag treffen? - du bist ja nur eifersüchtig.

in diesem moment - ich gebe es zu - warf ich die gusseiseren pfanne nach ihm, und traf ihn so elegeant im rücken, dass er ein paar wochen lang was davon hatte. die unterbrach die diskussion zum thema braunschweiger entsprechend, weil wir eine zeitlang gar nicht miteinander sprachen. dieser zustand legte sich aber wieder, und ich war reumütig und gelobte besserung und das vermeiden des pfannenwurfs (ich schwor, mit gekreuzten fingern und dachte an das grosse, dicke hartholzschneidebrett im schrank mit dem praktischen griff ...)

ich schaltete personen des relativen vertrauens in die suche nach der braunschweiger ein: die ex-schwiegermutter (also meine, die mutter des ex), den ex-schwiegervater (also den vater des ex), die beiden halbschwestern des ex. sie möchten doch bitte die ex (also die ex des ex) und die ex-schwiegermutter des ex peinlich befragen, welche verdammte wurst sie in ihre verdammten datschi hineinzutun geruhte.

braunschweiger.

ja klar.

weitere geschätzte fünfzig sorten braunschweiger, dürre und artverwandter wurstsorten später - es waren welche mit grossem und kleinem durchmesser dabei, geräucherte, getrocknete, gebrühte, mit und ohne knoblauch, mit und ohne pfeffer, in echtdarm, bunt bedruckter plastikhaut, mit ohne haut, als terrine braunschweiger art (fragen sie nicht nach dem preis), vom fleischhauer, vom supermarkt, eigenmarken von handelsketten, von bauern und bauernmärkten, aus dem in- und ausland.

war nie nicht eine braunschweiger, wie sie die ex-schwiegermutter in die datschi ...

jahre vergingen, die suche wurde fortgesetzt, und ich glaube nicht zu übertreiben wenn ich sage, über 150 verschiedene sorten wurden verkostet und nicht für "braunschweiger" befunden. es war schon eine manie geworden jede sorte wurst, die so ähnlich aussah oder roch oder bezeichnet wurde käuflich zu erwerben, allerdings versuchte ich nach ca. sorte 50 nicht mehr, die reste an frau hunt zu verfüttern, die konnte diese sorte wurst auch nicht mehr vertragen und wandte beim anblick angewidert den kopf zur seite (andererseits, sie frisst ja auch am liebsten pick-salami).

nun, heute, da der ex schon lange der ex ist, die ex-schwiegermutter des ex im pflegeheim liegt, der ex mit seiner ex (eigentlich seinen exen, also auch mir) nix mehr redet, ich mit seinen halbschwestern auch nicht, seine mutter im pensionistenheim wohnt und sein vater gestorben ist, werden wir wohl nie mehr aufklären um welche sorte wurst es sich bei dieser legendären "braunschweiger" handelt.

aber interessieren tät es mich nach all den jahren noch immer. zweckdienliche hinweise können sie sich aber bitte sparen, ich hab da ein klitzekleines problem.

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Wikipedia sagt, Sie werden dieses Rätsel nie lösen, denn selbst in Braunschweig weiß man nicht, was man drunter versteht.-

Damit werden Sie leben müssen, liebe Lady Kelef. Andererseits haben Sie zu meiner Belehrung beigetragen, denn ich wußte vorher gar nicht, daß es sowas wie Braunschweiger als Wurst überhaupt gibt.-

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mittel-fein reiben, Zwiebel, Eier, Mehl, zarte Haferflocken (für die Knusprizität), salz pfeffer muskat in Öl und
äpfel mit zucker und zitronensaft, im herbst gerne auch mit 1 birne kurz weich garen.
Kardoffelpannekuche mit ebbelbrei.

Was Frauen alles für ihre Männer und Undank tun, damit kann man Bücher vollschreiben.

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ach, herr sethos: schon klar, so kann man das rätsel nicht lösen. mich hätte ja nur interessiert, was für eine spezielle wurst die alte genommen hat, irgendeine der von mir angelieferten hätte doch ähnlich schmecken müssen? am ehesten nehme ich ja an, dass es gar keine braunschweiger/dürre war, sondern irgendeine andere wurst, die die leute aus unerfindlichen gründen nur unter einem pseudonym auffrassen.

frau marion: mit ohne zwiebel, ein wenig muskat darf sein. und grob raspeln erpart die haferflocken, hier bei mir. ein paar gewürznelken im apfelmus nicht vergessen.

im übrigen tat ich das nicht für den mann, gott bewahre. mich hatte nur irgendwie der sportliche ehrgeiz gepackt, und wenn man sowieso viel herumgehen muss mit dem hund kann man genausogut braunschweiger mitnehmen. auch wenn es sich dann um ungenehmigte trittbrettwürste handelt.

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war nur familienrezept da oben.

Wenn man die Kartoffel zu grob reibt, bleiben sie da nicht eher roh?
Gerne mache ich auch Zucchini/Kartoffel/halbe halbe und in Olivenöl gebacken, dann aber ohne süßes Apfelmus.

Meine Mutter versuchte jahrelang ihrem Gatten Schweinekoteletts nach Art der Schwiegermutter zuzubereiten. Bis sie herausfand, dass diese Kammkotelett und nicht Stielkotelett nahm, obwohl Sohn und Mutter es immer abstritten.

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@alle:
Man kann natürlich auch getrocknete guatemaletekische Gewürzkäfer mit rein raspeln (muss man aber nicht). ;-)

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gute idee, hab schon lange keine katoffelpuffer mehr gemacht - jetzt hab ich darauf richtig gusto gekriegt. mein rezept ist allerdings etwas exotisch mit viel knoblauch und dazu grüner salat..

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frau marion: schwiegermütter sind manchmal, nun ja. auch exotisch. wobei: ich persönlich darf mich keineswegs beklagen. aber kammkotelett versus stielkotelett: da könnte mir der kamm schwellen.

wenn man die erdäpfel grob raspelt, dann werden die puffer eben so wie ich sie mag: am rand fransig knusprig, und in der mitte innen drinnen sehr weich, die erdäpfel gerade durch. ich press die erdäpfel ja nicht aus, dadurch wird die masse eher flüssig, und ich mach die dinger nicht zu dick, so eineinhalb zentimeter in etwa. man muss dabei aber sehr schnell arbeiten, sonst wird die masse grau.

frau feuerlibelle: exotisch wegen knoblauch drinnen? neinneinnein. ist alles eine frage des geschmackes. die zucchini-variante kenne ich auch, detto mit speck in der masse. grüner salat dazu kann nur gut seinn, wobei: ich mag ja keinen grünen salat. aber versuchen sie doch einmal meine variation der puffer, und dann, wie die krautfleckerln auch einmal mit salz und pfeffer und einmal mit staubzucker gegessen werden, als haupt- und nachspeise bei ein und derselben mahlzeit: erste runde puffer mit knoblauch-, kräuter- oder speckrahm (ich wil da ja knoblauchöl), und die zweite runde mit apfelmus. zumindest ist das die reihenfolge, die meiner tochter die liebste ist: von allem was.

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:-)
von allem was, das mag ich.

eineinhalb zentimeter dick? um himmels willen, höchstens einen. hier jedenfalls.

aber jeder wie er mag, Mein Opa mochte die Dinger übrigens am liebsten dick mit Zucker bestreut, und er wurde 98, also kann es nicht allzu falsch gewesen sein :-)

überm rhein sagen sie "grumbeere" zu Kartoffel, und machen trotzdem was geriebenes gebackenes daraus.

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wuäh, ich mag keine kartoffelpuffer. egal mit was drin oder drauf.

übrigens sagen die vorarlberger auch grumbirn zu den erdäpfeln, und die burgenländer grumpern.

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so ein erdapfel...
aha, jetzt weiß ich also warum die slowaken zu den erdäpfeln KRUMPLE und die ungarn im grenzgebiet zu burgenland KRUMPLI sagen. lustig...... ;-)

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und die slowenen krompir und die kroaten doch auch so ähnlich

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oh das ist spannend, danke. wo kommt das bloß her?

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sicher vom alemannischen, die knollen haben sich doch von deutschland aus über den kontinent verbreitet. meine frage wäre bloß: grundbirnen oder grundbeeren?
die böhmen sagen bramburi, von wegen branibor=brandenburg.
und die chinesen sagen tudou "Erdbohne" :-)

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merci

(die Birnen heißen bei uns "Beerne"

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Da man Wurst auch ohne Probleme innerhalb der EU verbringen kann, könnte ich eine Probe schicken. Original aus dem Braunschweiger Land.

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