Mittwoch, 1. Juni 2016
falsche fragen
es heisst bekanntlich, es gäbe keine blöden fragen, sondern nur blöde antworten.

frau kelef kann das so nicht bestätigen. es liegt ganz oft daran, dass die leut' nicht nach dem fragen, was sie eigentlich wissen wollen.

frau mit fahrrad (ff) auf gehsteig herumradelnd, im kreis fahrend, herumschauend, hält an weil sie sonst die kleine frau pixy (fp) oder frau kelef (fk) über den haufen fahren müsste, oder sich in der - hach - flexi-leine verheddern und vermutlich auf's maul fallen tät. sie hängt halb über dem fahrradsattel, natürlich mit superduperhelm, knieschonern, ellbogenschonern, staubbrille, kurzum: adjustiert wie ein landbriefträger im gebirge - nicht. frau kelef und die kleine frau pixy schauen sich an, und bleiben halt stehen, damit nix sein kann.

ff: passen's doch auf!

fk: jo eh.

ff: sie sind mir da aber im weg.

fk: nein. sie sind im weg.

ff: ich fahr da aber.

fk: radfahren ist am gehsteig verboten.

ff: ich such aber eine gasse!

fk: die ist aber nicht am gehsteig. schauen's doch einfach auf einen stadtplan, oder fragen's.

ff: ich mag keine hunde.

fk: macht nix.

fp: macht einen schritt auf ff zu.

ff: tun's den hund da weg! (schiebt rad zurück).

fk: nein. gehn's vom gehsteig runter mit dem fahrrad. sie haben da nix verloren. oder schieben's halt das blechtrumm.

ff: ich such aber ein gasse.

fk: macht nix.

ff: warum?

fk: warum soll mir das was machen, wenn sie eine gasse suchen? suchen's halt weiter bis sie sie gefunden haben. gibt eine ganze menge gassen hier in der gegend.

ff: das ist eine blöde antwort.

fk: sie haben mich doch gar nichts gefragt.

fp: macht wieder einen schritt auf ff zu, weil: sie will jetzt weitergehen.

ff: tun's den hund da weg, ich mag keine hunde.

fk: macht nix.

ff: ihnen macht wahrscheinlich gar nix was.

fk: oh doch, sie zum beispiel, weil: sie sind uns im weg.

ff: wem?

fk: mir und dem hund. das sehen's doch, sie sperren den ganzen gehsteig ab.

im hintergrund haben sich in der zwischenzeit ein paar fans von frau kelef und der kleinen frau pixy versammelt, unter anderem auch das herrl vom timmy, pixys grosser liebe, die zwei tölen begrüssen sich wie immer herzlich, hüpfend, schwanzwedelnd und überhaupt.

ff: tun's doch die hund weg! ich mag keine hunde!

fk: macht nix. jetzt gehen's endlich runter vom gehsteig und lassen's die leut vorbei.

ff: ich such aber eine gasse.

fk: macht nix.

chor der fans aus dem hintergrund: sie, schleichen's ihnen, ich will mit dem kinderwagen/einkaufswagen/der oma mit dem rollator vorbei.

ff: gibt's eine tanbruckgasse?

fk: ja.

ff: kennen sie die?

fk: ja.

ff: wissen sie, wo die ist?

fk: ja.

ff: täten's mir vielleicht sagen, wo die ist?

fk: vielleicht.

ff: na, wissens jetzt wo die ist oder nicht?

fk: natürlich weiss ich wo die ist.

ff: und sagen sie mir das vielleicht?

fk: vielleicht.

ff: und wann endlich?

fk: wenn sie sich so geäussert haben, dass man erkennen kann dass sie im grunde genommen wissen wollen, wo die tanbruckgasse ist. und wenn sie bitte gesagt haben, wie jeder andere halbwegs zivilisierte mensch.

fp und timmy: hüpf - wedel - herumspring - schnofel ...

ff: ich mag keine hunde!

fk: macht nix. gehn's halt runter vom gehsteig und fahren's weiter.

ff: und wo ist jetzt bitte die tanbruckgasse?

fk und der chor der fans im hintergrund: nächste gasse rechts.

ff: oh. und das hat so lange gedauert?

mann aus der fangruppe: no, wonn se so deppat san doss net amoi frogn kennan noch dem, wos wissen woin, und donn no mitm foahradl auf'm gehsteig, se trampl, ...

ff: schnappt nach luft, will elegant über die gehsteigkante hinunterfahren, verheddert sich an der gehsteigkante, bleibt am mistkübel hängen, fällt auf's maul mitsamt dem fahrrad, mistkübel geht auf und entleert sich auf sie.

frau aus der fangruppe, die mit der oma mit rollator: gott ist gerecht.

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Dienstag, 31. Mai 2016
beinahe high noon
oder: vormittags they were coming ...

denn es begab sich nach all den querelen, dass es vorhin, kurz nach 11.00 uhr, vehement an der tür klopfte, und auf nachfrage hörte man: "da fensterfirma."

frau kelef schnappt nach luft, schluckt gift und galle eiligst hinunter, wachelt die jählings entstandenen schwefeldämpfe hinweg und hinfort, und öffnet die tür einen spalt weit.

fenstermontagemensch (m): es ist wegen der fenstermontage, wann kann das gemacht werden ...

frau kelef (fk): wie bitte?

m: kann ich hineinkommen reden?

fk: nein, sicher nicht. ich komm hinaus auf den gang.

frau kelef steht also dem 120 kg fensterchefmontagemenschen auge in auge gegenüber, der geht sicherheitshalber einmal einen schritt zurück. frau kelef ist, das muss dazugesagt werden, gerade in jogginghose und leibchen, weil zu hause und hat rücken und: ist ja niemand angesagt als besuch.

m: äh - wann können wir anfangen?

fk: allerfrühestens in zwei wochen, natürlich, aber vorher will ich einen genauen termin, schriftlich und verbindlich bestätigt.

m: schaut wie nach einem autobuszusammenstoss.

fk: wir hatten ja schon ein paar termine, erst ende oktober 2015, dann ende november 2015, dann kamen sie am 15.12.2015 und wollten am 16.12.2015 mit den arbeiten beginnen, da haben wir die zwei wochen im voraus anmelden schon zum dritten mal diskutiert, und nein, da hat sich immer noch nichts geändert. dann wollten sie am 11.01.2016 kommen einen termin vereinbaren, sind aber erst zwei wochen später gekommen, dann haben wir den 03.02. und den 08.02. vereinbart. am 03.02. ist das eine fenster im schlafzimmer wohl getauscht worden, aber am abend haben sie mir mitgeteilt den termin 08.02. müssten sie absagen, dafür kämen sie am 15.02.2016, denn in dieser woche würden sowieso die restlichen fenster im haus getauscht. vielleicht könnten sie aber schon am 11.02. kommen. am 10.02. habe ich mich beim umräumen im zuge der vorbereitungen verletzt, und ersuchte beim sekretariat des "generalunternehmer" telefonisch um den termin 15.02..
leider sind sie aber gar nicht kommen, und ich habe dann auch nie wieder was von ihnen oder sonstwem in diesem zusammenhang gehört. als ich vier wochen später mit dem chef des "generalunternehmens" telefonierte und schon ziemlich böse war, sagte der mir den 21.03.2016 als termin zu, er würde mir auch eine e-mail schicken zur bestätigung. leider habe ich weder eine e-mail noch sonst irgendeine nachricht von irgendwem bekommen, und gekommen ist leider auch niemand.
WAS ERWARTEN SIE EIGENTLICH DASS ICH IHNEN ALLEN NOCH GLAUBE???

m: damals im oktober sind die falschen fenster geliefert worden, die holen wir gerade ab.

fk: was interessiert das mich?

m: schaut wie nach einem autobuszusammenstoss. kratzt sich im gesicht.

fk: und ich will eine genaue und detaillierte kontaktadresse ihrer firma, mit e-mail und telefonnummer und so weiter.

m: haben sie einen zettel? dann können sie aufschreiben.

fk: ich hol jetzt sicher keinen zettel, sie bringen mir zumindest eine visitkarte ihres unternehmens.
und dann hätte ich auch gerne noch gewusst, wie das mit dem rauverputz ist, das muss doch noch fertiggestellt werden?

m: ja, sind zehn minute arbeit.

fk: leider muss man aber vorher alles trocknen lassen, das dauert eine woche, und dann fängt der dreck wieder von vorne an.

m: ja, aber sind nur zehn minute arbeit.

fk: das hätte ich dann auch gerne schriftlich, mit termin, weil: ich muss hilfe bestellen, und den maler anschliessend, und wenn das alles nicht klappt mit den terminen, dann muss ich die leute ja trotzdem bezahlen, da sitzt doch niemand im stiegenhaus herum und wartet bis ich pfeif.

m: können wir einen termin ...

fk: nein. jetzt nicht. erst muss ich alle fragen wie ich das alles einteilen kann, und dann kann ich die termine festlegen, und dann können wir einen termin ausmachen. ich leb ja nicht monatelang in einer baustelle. und wenn diesmal wieder keine termine eingehalten werden, dann hätte ich für alle fälle gerne eine pönale in der schriftlichen bestätigung includiert.

m: äh...

fk: wann sind sie denn wieder da?

m: am freitag, zwischen 09.00 und 11.00 uhr. sind sie da zu hause?

fk: ja, bis dahin hab ich hoffentlich mit allen anderen einen termin vereinbaren können. dann können wir weiterreden. guten tag.

m: auf wiedersehen.



man darf gespannt bleiben. jetzt: jagd auf teppichreinigungsfirma, maler, hilfskräfte, putzfrauen, dazwischen sicherung des eigentums. ein abgebrochener arm eines hölzernen, vergoldeten jugendstillusters (frisch vom restaurator, lag auf dem schlafzimmerkasten) reicht als kollateralschaden. und natürlich war es keiner. die kratzer im parkettboden und die zwei löcher im putz verbuchen wir einmal unter marginalien.

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Sonntag, 29. Mai 2016
beruf: heiratsschwindler
vor kurzem sprachen ein lieber bekannter, der auch schon was erlebt hat im leben, und frau kelef über die aussichtslosigkeit vieler menschen, nach einer haftstrafe wieder in ein normales, bürgerliches leben zurückzufinden. und da fiel frau kelef die geschichte ein von dem mann der, als sie noch kunscht und künschtler vermittelte, eines tages ins büro kam.

so um die fünfzig, in massanzug und -hemd, goldene uhr, hornbrille, goldener ring, goldenes armband, elegante lederschuhe, manikürte pfoten. grüsst ordentlich, und möchte gerne wissen ob die geschätzte agentur denn auch leseabende und solche dinge veranstalten und organisieren tät, weil, er hätt ein buch geschrieben, hier bittesehr, fertig gedruckt und so, müsste man nur noch bewerben damit es gekauft wird.

es sei die geschichte seines lebens, denn er sei, bitteschön, von beruf sozusagen heiratsschwindler, sozusagen nicht nur sozusagen, sondern so richtig und in echt. dafür hätte er auch schon eine erkleckerliche anzahl von jahren im häfn verbracht, aber es sei ihm nicht wirklich was anderes übriggeblieben, sozusagen.

damals hatte gerade der heinz sobota den minus-mann geschrieben: http://diepresse.com/home/leben/mensch/3852456/Heinz-Sobota_Das-Bose-wohnt-im-Menschen, das buch und die geschichte waren wohl bekannt. den hätte er übrigens auch kennengelernt, das sei eigentlich auch kein schlechter mensch, aber das schicksal halt.

ihm sei es ähnlich ergangen, in der kindheit nix wie hieb, und mit 16 mitten während der lehrzeit hat ihn dann der vater rausgeschmissen, weil kein platz mehr geblieben sei in der wohnung, wie die kinder immer gewachsen und grösser geworden sind.

ein schöner bua sei er gewesen, aber dann so mit ohne wohnung war das mit der angefangenen lehre auch bald vorbei, wenn man keinen platz hat zum schlafen und waschen und zuwenig geld und so, da hätt er im sommer beim übernachten auf einer parkbank am gürtel ein paar leut' aus dem milieu kennengelernt, und ein paar damen hätten ihn angelernt und ihm geholfen, und er hätt halt ein bisserl aufgepasst auf die ausserdem.

und dann hätt er eine verheiratete frau kennengelernt, die hätt ihn gesponsert mit einem zimmer und ordentlichem gewand, aber viel zeit hat sie nicht gehabt wegen dem mann, und der hat ja eigentlich das geld gehabt. und dann hat er noch eine kennengelernt, das ging dann ganz gut. und dann eine dritte, das war schon anstrengend, aber na ja, von nix kommt ja auch nix.

können hätt er ja nix ausser gut ausschauen und hochdeutsch und sich ein bisserl benehmen, das hat er von den damen aus dem milieu gelernt, und pudern halt, also: den geschlechtsverkehr ausüben, lang, ausdauernd und in variationen, z.b., ...

ähem.

na ja, entschuldigen. war halt so. das einzige, was er können hätt. sonst nix. aber die drei frauen sind irgendwie dahintergekommen und haben sich zusammengetan und dann war schluss mit lustig. hat er sich notwendigerweise ein paar andere suchen müssen, für das überleben in der schnelligkeit, und dann hat er der einen und dann noch einer anderen versprochen, dass er sie heiratet, weil er dachte die lassen sich eh nie scheiden. war aber nicht so, die haben ihn geliebt, aber zwei kann man ja nicht heiraten, zumindest nicht gleichzeitig, und dann hat ihn die eine angezeigt und die andere auch, weil denen die geschiedenen ehemänner nix mehr gegeben haben wie sie auf die geschichte draufgekommen sind, und er hat den frauen ja erzählt gehabt, dass er eh geld hätt aber nur momentan gerade nicht, und das hätten die geglaubt, und so weiter. dann kamen gerichtsverhandlung und urteil und: häfn. was sonst.

nach ein paar jahren, wieder in freiheit, was hätt er bitte tun sollen? kein geld, keine wohnung, keine familie, keine freunde die unter "normalen" umständen gelebt und ihm helfen hätten können, und die massanzüge waren auch schon fast wieder unmodern. aber ausgschaut hat er immer noch ganz gut, und p... hat er immer noch können wie ein weltmeister, nur sonst hat er nix können. aber das hat gereicht für den anfang, erst für eine, dann noch für eine zweite und dritte geliebte. die zeiten damals musste man auch bedenken, so kurz nach dem krieg, viele männer waren nicht mehr so wie die frauen sie gekannt hatten, oder sie waren überhaupt nicht mehr nach hause gekommen, da waren schöne männer mangelware, und männer, die immer gut aufgelegt und charmant waren erst recht.

na ja, hat auf dauer natürlich auch nicht gutgehen können, also: wiederum häfn, dermal halt ein bisserl länger als beim ersten mal. von da an - wenn frau kelef sich recht erinnert - noch zwei- oder dreimal, kwasi in endlosschleife.

während des letzten aufenthaltes hinter schloss und riegel hätt er die geschichte seines lebens aufgeschrieben, ganz detailliert, und dann hätte ein lektor das gelesen und korrigiert, und ein verlag hätte das eben, bitteschön hier, auch gedruckt, alles schon bezahlt, man müssert es nur noch verkaufen und vorher also bekannt machen und bewerben und so.

wie lange er denn schon wieder an der frischen luft sei? erst ein jahr? puh - wie hätte das denn funktioniert, so mit buch und schreiben und lektorieren und verlag und drucken und ... bezahlen?

no, was wir denn glauberten? natürlich hätt er schon vom häfn aus annoncen beantwortet von alleinstehenden damen, also: mehreren, und sich dann überlegt wie und was. was anderes - ausser p... - könnert er ja nicht, weil ausbildung in seinem alter im häfn war fehlanzeige. und gearbeitet hätt er ja nie, was hätt er denn, bitteschön, tun sollen? in die kirche gehen und um ein wunder beten? aber er hätt gelernt aus seinen fehlern, die derzeitigen könnten sich nicht treffen, da seien immer ein paar hundert kilometer dazwischen, hauptsächlich finanzieren tät ihn aber die, die in wien lebert, und die tät er uns natürlich bei gelegenheit auch gerne vorstellen, das sei eine ganz feine und liebe, und gar nicht dumm. und die hätt er wirklich sehr gern, richtig verliebt sei er in die, in die anderen natürlich auch ein bisserl, aber die seien nur irgendwie schwer zum loswerden, so ganz genau selektieren hätt er aus dem knast heraus doch nicht können, und wirklich und bewusst kränken kann er eine frau eigentlich auch nicht. aber die eine, die wienerin, die hätt ihn sogar mit dem cabriolet abgeholt vor dem tor damals, deshalb sei er dann auch gleich bei ihr geblieben.

tatsächlich kam er dann auch eines tages mit ihr, und tatsächlich war das eine ganz liebe und nette. mit ordentlich geld, aber nun ja no na no ned. und sie hat ihm auch jedes wort geglaubt von seiner läuterung und dem streben nach einem anständigen weg im leben.

und da mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit alle hier erwähnten ausser frau kelef schon tot sind, kann man die geschichte wohl auch aufschreiben. erstens ist sie wirklich so passiert, und zweitens: was erwartet unsere justiz, unsere gesellschaft, unser system denn von vielen der menschen, die unter solchen oder ähnlichen umständen irgendwie auf eine bahn geraten sind, auf die sie ursprünglich gar nicht wollten? es kommt doch keiner mit zwanzig auf die idee, als berufswunsch heiratsschwindler anzugeben und das dann auch noch in die tat umzusetzen, oder?

manchmal allerdings liest man dann einen artikel der hochgepriesenen journaille, da beschleicht einen das gefühl den hat wer geschrieben, der von der realität so viel ahnung hat wie, pardon, eine kuh vom stricken: http://www.vienna.at/betrug-heiratsschwindler-arbeitete-als-freigaenger-bei-der-wiener-polizei/4736582

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