... newer stories
Freitag, 30. Juli 2010
bekanntschaft aus ungarn III
kelef, 00:20h
langsam hatte sich frau kelef wieder beruhigt, und ein normales leben etablierte sich.
was sich noch etablierte, war ein, wie man es damals nannte, ost-kontakt.
denn wiewohl es aus unerfindlichen gründen nicht möglich war, kontakt zu personen aus eisenhüttenstadt oder berlin aufrechtzuerhalten - briefe kamen zurück mit "empfänger unbekannt/verzogen/verstorben" oder einfach zu tode korrigiert und mit dem vermerk "nicht angenommen", aus anderen teilen des arbeiter- und bauernstaates konnte man sogar telefonieren. nach west. also nicht nach deutschland, aber nach österreich. manchmal. aus telefonzellen. nicht immer aus derselben, aber der versuch lohnte.
und briefe kamen auch. sogar fotos. hach ja.
briefe brauchten manchmal zwei monate, manchmal zwei tage, und ansichtskarten - dabei sammelt frau kelef die doch - die waren offensichtlich überhaupt suspekt. fragen sie nicht warum.
die briefe die kamen waren sehr schön, und sehr ausführlich, und wenn sie kamen auch nicht einmal "korrigiert", konnte man nicht meckern. mag aber auch daran gelegen haben dass die formulierungen entsprechend vorsichtig und wohlüberlegt waren.
man telefonierte auch, und wenn das telefon nicht allzusehr knackste, dann traute man sich schon auch einmal zu sagen was man wollte oder dachte, vorsichtig, aber doch. "warum kann ich nicht lesen was ich will, warum kann ich nicht fahren wohin ich will. ich will das doch bloss kennenlernen." jajaja.
frau kelef kannte zu dieser zeit schon sehr viele leute die es irgendwie geschafft hatten sich aus volksdemokratischen in andersdemokratische länder zu transferieren, wie auch immer, und so war ihr dieser wunsch sehr nachvollziehbar, insbesondere als sie ja auch eine menge mehr über die volksdemokratien wusste als die meisten anderen, die da so klug mitredeten, und immer noch mitreden, ohne jemals ihre stinkenden hintern damals oder heutzutage dorthin bewegt zu haben, geschweige denn, sich mit irgendeinem menschen aus irgendeinem dieser länder auseinandergesetzt zu haben. aber das nur am rande. und hilfsbereit war frau kelef ja auch immer schon, aus einer anzahl von gründen.
k. nun - damals jung, dumm und gefrässig - hatte einen guten job, verdiente für ddr-verhältnisse unverdient viel kohle, hatte entsprechende freizeit und schaute sich von der welt an was er durfte, und soweit es eben ging. und dann wollte er es vorab genau wissen und stieg in budapest in einen zug richtung österreichische grenze, was er besser unterlassen hätte. erstens erwischte er in seiner gerechten hektik den falschen zug, zweitens hätte er sowieso nicht genau gewusst wie weiter (grüne grenze - herrjeh) und drittens - und das war der entscheidende faktor - waren alle diese züge "unter beobachtung", und alle "diese" reisenden auch, und infolgedessen kam es wie nicht anders zu erwarten und die reise endete vorzeitig und in ungarn und mit einem ungeheuren erklärungbedarf und so weiter und so fort, und jedenfalls: fahren sie bitte wieder nach hause.
k. winselte leise bis laut ins telefon, es war nicht mitanzuhören, irgendwo zwischen selbstvorwürfen und -zweifeln und zorn und verzweiflung und all diesen verständlichen gemütszuständen, es konnte einem das herz zerreissen und das tat es auch, frau kelef und das herzliebe töchterlein vergossen ein paar ehrliche tränen.
es ward also der beschluss gefasst sich zu treffen. in sopron im schönen ungarn. ungarn war ja grundsätzlich ein genehmigtes reiseland für alle beteiligten. und wenn es denn irgend möglich war, dann war das die einzige möglichkeit. in der zwischenzeit hatte nämlich der arbeiter- und bauernstaat der ddr beschlossen frau kelef kein besuchsvisum mehr zu erteilen, der kulturelle kontaktattache war nicht mehr in wien und was sollte man tun. streiten wäre ja auch keine lösung gewesen. sopron war damals die stadt in ungarn, in die die österreichischen einkaufstouristen auto- und autobuskolonnenweise pilgerten, salami und käse und fragen sie nicht was noch alles zu kaufen. kein burgenländischer heuriger ohne den ausgezeichneten ungarischen emmentaler. györ wäre eine möglichkeit gewesen, aber ein weiter weg von dort zur grenze, hegyeshalom oder deutschkreutz auch eine idee, mosonmagyarovar war im gespräch, aber alles nicht wirklich städte in die man "so einfach" von wien aus zum einkaufen gefahren wäre. und was weiss ein fremder, wer einen auf der autobahn möglicherweise anhält. hätte ja ein kaputtes bremslicht gereicht. sopron also.
und, bevor jemand fragt: frau kelef war sich immer ganz, ganz sicher dass k. meinte was er sagte - hat man ja manchmal (wenn auch äusserst selten), dass man jemanden trifft bei dem man dieses merkwürdige vertrauen spürt, keine zweifel, keine angst, das gefühl sich verlassen zu können, zu wissen was der andere denkt. normalerweise lernt man solche menschen nicht unbedingt im dauerregen auf einem campingplatz und im mittelprächtigen suff kennen, aber ausnahmen bestätigen die regel. sopron also.
frau kelef - und nein, hier werden keine details verraten, auch nicht nach all der langen zeit - organisierte alles was so dazu gehörte. und was hier noch angemerkt sein muss: frau kelef hat in ihrem leben nun wirklich eine menge riesengrosser arschlöcher kennengelernt, inclusive der eigenen familie. aber frau kelef hat auch eine menge unglaublich toller menschen kennengelernt, und denen sei hier dank gesagt, denn ohne diese menschen wären viele leben anders verlaufen.
mit hilfe einiger dieser personen also wurde ein plan geschmiedet, alle fürs und widers wurden abgewogen und hin und her gewälzt, risiken evaluiert und tageszeiten beleuchtet, erfahrungen ausgetauscht und meinungen gesammelt, und fragen sie mich nicht was sonst noch.
dann gab es nach dem wunsch und der idee auch den plan.
irgendwann läutete auch endlich wieder das telefon: k. hatte ein visum für ungarn, und würde am ... um ... uhr in budapest landen.
man verabredete sich für drei tage später. in einem lokal in sopron.
was sich noch etablierte, war ein, wie man es damals nannte, ost-kontakt.
denn wiewohl es aus unerfindlichen gründen nicht möglich war, kontakt zu personen aus eisenhüttenstadt oder berlin aufrechtzuerhalten - briefe kamen zurück mit "empfänger unbekannt/verzogen/verstorben" oder einfach zu tode korrigiert und mit dem vermerk "nicht angenommen", aus anderen teilen des arbeiter- und bauernstaates konnte man sogar telefonieren. nach west. also nicht nach deutschland, aber nach österreich. manchmal. aus telefonzellen. nicht immer aus derselben, aber der versuch lohnte.
und briefe kamen auch. sogar fotos. hach ja.
briefe brauchten manchmal zwei monate, manchmal zwei tage, und ansichtskarten - dabei sammelt frau kelef die doch - die waren offensichtlich überhaupt suspekt. fragen sie nicht warum.
die briefe die kamen waren sehr schön, und sehr ausführlich, und wenn sie kamen auch nicht einmal "korrigiert", konnte man nicht meckern. mag aber auch daran gelegen haben dass die formulierungen entsprechend vorsichtig und wohlüberlegt waren.
man telefonierte auch, und wenn das telefon nicht allzusehr knackste, dann traute man sich schon auch einmal zu sagen was man wollte oder dachte, vorsichtig, aber doch. "warum kann ich nicht lesen was ich will, warum kann ich nicht fahren wohin ich will. ich will das doch bloss kennenlernen." jajaja.
frau kelef kannte zu dieser zeit schon sehr viele leute die es irgendwie geschafft hatten sich aus volksdemokratischen in andersdemokratische länder zu transferieren, wie auch immer, und so war ihr dieser wunsch sehr nachvollziehbar, insbesondere als sie ja auch eine menge mehr über die volksdemokratien wusste als die meisten anderen, die da so klug mitredeten, und immer noch mitreden, ohne jemals ihre stinkenden hintern damals oder heutzutage dorthin bewegt zu haben, geschweige denn, sich mit irgendeinem menschen aus irgendeinem dieser länder auseinandergesetzt zu haben. aber das nur am rande. und hilfsbereit war frau kelef ja auch immer schon, aus einer anzahl von gründen.
k. nun - damals jung, dumm und gefrässig - hatte einen guten job, verdiente für ddr-verhältnisse unverdient viel kohle, hatte entsprechende freizeit und schaute sich von der welt an was er durfte, und soweit es eben ging. und dann wollte er es vorab genau wissen und stieg in budapest in einen zug richtung österreichische grenze, was er besser unterlassen hätte. erstens erwischte er in seiner gerechten hektik den falschen zug, zweitens hätte er sowieso nicht genau gewusst wie weiter (grüne grenze - herrjeh) und drittens - und das war der entscheidende faktor - waren alle diese züge "unter beobachtung", und alle "diese" reisenden auch, und infolgedessen kam es wie nicht anders zu erwarten und die reise endete vorzeitig und in ungarn und mit einem ungeheuren erklärungbedarf und so weiter und so fort, und jedenfalls: fahren sie bitte wieder nach hause.
k. winselte leise bis laut ins telefon, es war nicht mitanzuhören, irgendwo zwischen selbstvorwürfen und -zweifeln und zorn und verzweiflung und all diesen verständlichen gemütszuständen, es konnte einem das herz zerreissen und das tat es auch, frau kelef und das herzliebe töchterlein vergossen ein paar ehrliche tränen.
es ward also der beschluss gefasst sich zu treffen. in sopron im schönen ungarn. ungarn war ja grundsätzlich ein genehmigtes reiseland für alle beteiligten. und wenn es denn irgend möglich war, dann war das die einzige möglichkeit. in der zwischenzeit hatte nämlich der arbeiter- und bauernstaat der ddr beschlossen frau kelef kein besuchsvisum mehr zu erteilen, der kulturelle kontaktattache war nicht mehr in wien und was sollte man tun. streiten wäre ja auch keine lösung gewesen. sopron war damals die stadt in ungarn, in die die österreichischen einkaufstouristen auto- und autobuskolonnenweise pilgerten, salami und käse und fragen sie nicht was noch alles zu kaufen. kein burgenländischer heuriger ohne den ausgezeichneten ungarischen emmentaler. györ wäre eine möglichkeit gewesen, aber ein weiter weg von dort zur grenze, hegyeshalom oder deutschkreutz auch eine idee, mosonmagyarovar war im gespräch, aber alles nicht wirklich städte in die man "so einfach" von wien aus zum einkaufen gefahren wäre. und was weiss ein fremder, wer einen auf der autobahn möglicherweise anhält. hätte ja ein kaputtes bremslicht gereicht. sopron also.
und, bevor jemand fragt: frau kelef war sich immer ganz, ganz sicher dass k. meinte was er sagte - hat man ja manchmal (wenn auch äusserst selten), dass man jemanden trifft bei dem man dieses merkwürdige vertrauen spürt, keine zweifel, keine angst, das gefühl sich verlassen zu können, zu wissen was der andere denkt. normalerweise lernt man solche menschen nicht unbedingt im dauerregen auf einem campingplatz und im mittelprächtigen suff kennen, aber ausnahmen bestätigen die regel. sopron also.
frau kelef - und nein, hier werden keine details verraten, auch nicht nach all der langen zeit - organisierte alles was so dazu gehörte. und was hier noch angemerkt sein muss: frau kelef hat in ihrem leben nun wirklich eine menge riesengrosser arschlöcher kennengelernt, inclusive der eigenen familie. aber frau kelef hat auch eine menge unglaublich toller menschen kennengelernt, und denen sei hier dank gesagt, denn ohne diese menschen wären viele leben anders verlaufen.
mit hilfe einiger dieser personen also wurde ein plan geschmiedet, alle fürs und widers wurden abgewogen und hin und her gewälzt, risiken evaluiert und tageszeiten beleuchtet, erfahrungen ausgetauscht und meinungen gesammelt, und fragen sie mich nicht was sonst noch.
dann gab es nach dem wunsch und der idee auch den plan.
irgendwann läutete auch endlich wieder das telefon: k. hatte ein visum für ungarn, und würde am ... um ... uhr in budapest landen.
man verabredete sich für drei tage später. in einem lokal in sopron.
... link (1 Kommentar) ... comment
Mittwoch, 28. Juli 2010
bekanntschaft aus ungarn II
kelef, 07:15h
da schon gerügt wurde, nochmal zurück im text und denken sie sich diese zeilen vor der abreise von k. und seinem freund nach budapest: frau kelefs tochter hatte zusätzlich zum eitrigen zahn der freundin eine feine mittelohrentzündung, und frau kelef hatte antibiotika, es ging also alles - wenn auch unter schmerzen - irgendwie halbwegs gut.
und ja, die wäsche wurde im auto aufgehängt. es regnete nämlich, und anders wären frau kelef und die jungen damen nie irgendwann in trockene klamotten gelangt, geschweige denn hätten sie trockene leintücher oder decken gehabt. natürlich wäre es auch möglich gewesen, die drei nassen hunde über nacht im auto einzusperren und die kleidung im kofferraum zu lagern, aber das risiko erschien dann doch zu hoch, weiss man was den tölen einfällt, und die sache mit den nassen badeklamotten und handtüchern hätte das auch nicht gelöst. ordentliche kleidung wird zwar sowieso überbewertet, trockene und saubere leintücher und decken auf einem campingurlaub erst recht. aber trotzdem - haben sie schon einmal wäsche im auto zum trocknen aufgehängt? wollen sie auch nicht.
besondere erwähnung muss zudem die tatsache finden, dass frau kelef ja bekennender kaffeejunkie ist. und mit ohne kaffee intus frühmorgens nicht auf notstrom, sondern quasi bewusstlos, jedenflalls aber unter garantie unansprechbar ist.
in selbstloser, liebevoll-fürsorglicher aufmerksamkeit kochte also die liebreizende tochter frühmorgens - so gegen zehn uhr - auf dem kleinen campingkocher türkischen kaffee, und man kann mit fug und recht behaupten: das kann sie hervorragend, campingtrauma her oder hin, erste qualität.
wenig klingt so lieblich in frau kelefs ohren wie ein "kaffee ist fertig", und wenn sie dann noch gleichzeitig ein volles häferl (in deutschland: eine grosse tasse) voll davon unter die nase gehalten bekommt, dann ist der tag gerettet.
aber auch wenn frau kelef und k. - mit rücksicht auf die allgemeine sittlichkeit, die jungen damen, eventuelle beobachter, und überhaupt - sich sehr leise und unauffällig verhalten hatten, so sei hier weiters schriftlich festgehalten, dass das liebreizende töchterlein am morgen nach der ersten asylnacht "kaffee ist fertig" sprach, und ohne weitere bemerkung ZWEI volle häferln kredenzte, dieses ausserordentlich liebreiche, selbstlose, aufopfernde, grosszügige und freundliche kind.
dass sie dann mit einer sehr eigenartigen betonung leise "mama" und laut "guten morgen" sagte, ist eine andere geschichte.
frau kelef hatte den asylanten natürlich über seine vorstellungen hinsichtlich der zukunft genauer befragt, und er hatte erzählt dass er verwandtschaft "drüben" habe, denen gehe es auch gut und so wäre er sehr zuversichtlich bezüglich erster westlicher hilfestellungen, und eben: arbeit, wohnung, der rest findet sich. er habe sich das so im allgemeinen ziemlich ganz genau überlegt, das werde schon. auch die elterliche erziehung war entsprechend gewesen, und letztlich habe er sich schon mit 16 vorgestellt mit den worten: "ich bin k., und ich hau sowieso ab." na denne. und ausserdem: er wolle nach mallorca. einfach sehen. hörte man ja so viel von. schien irgend so ein kindheitstrauma zu sein, was weiss man. hat ja jeder seinen eigenen sepperl im hirn.
jedenfalls, die beiden fuhren dann wirklich nach budapest, aber da waren wir ja schon in kapitel eins.
am benachbarten zeltplatz hatte sich derweilen einer der tätowierten einen ziemlich tiefen cut am oberschenkel zugezogen, und die freundin der tochter erinnerte sich an die medizinischen kenntnisse von frau kelef, und so kam es dazu, dass letztere in einem der kurzen sonnenmomente nicht vielleicht am strand war, sondern einen ziemlich haarigen männerschenkel von vertrocknetem blut befreite, rasierte, und die klaffende, aber nicht allzu tiefe wunde sorgsam mit pflasterspray zusammenklebte. man hat ja sonst nix zu tun im urlaub. die herrschaften waren sehr dankbar, und man soff eine runde und gut.
als das wetter wieder besser wurde, war auch der urlaub von frau kelef zu ende, und so wurden die tipis abgeschlagen, das nasse zeug in den kofferraum gepfeffert (wissen sie, welches odeur drei nasse hunde in tipis, kleidung und wäsche hinterlassen? wollen sie auch nicht.), und es ging zurück nach wien.
spät abends kam man an, die freundin der tochter wurde mitsamt dem nassen zeug und zugehörigem hund zuhause abgeliefert, frau kelef bestückte die wohnung mit nassen zelten, nassen kleidungsstücken, nasser wäsche, wahlweise frisch gewaschen oder matschig und nach nassem hund riechend, goss sich ein bierchen in die figur und begab sich in einen todesähnlichen schlaf.
frühmorgens läutete das telefon, eine frau kelef völlig unbekannte stimme wünschte irgendwas, frau kelef wünschte auch was, vor allem den anrufer zum teufel, jedoch es stellte sich heraus, dass die freundin der tochter gefallen an den tätowierten altrockern gefunden und diese eingeladen hatte. nach wien. zum frühstück. und weil ihre mutter ihr den kopf abgerissen hätte - das waren immerhin acht personen - da hatte sie denen einfach frau kelefs telefonnummer gegeben. und - um den kopf auf den schultern zu behalten - dieses kleine geheimnis auch frau kelef gegenüber für sich behalten.
frau kelef also auf allen vieren aus dem bett gekrochen, kaffee gekocht, semmeln besorgt, das nasse zeug irgendwie zur seite geschaufelt, unmengen der aus ungarn mitgebrachten lebensmittel aufgetischt (sie wollen auch nicht wissen, wieviel acht hungrige menschen essen können), bier besorgt (was die trinken konnten wollen sie auch nicht wissen) und zu gott gebetet, dass der spuk bald vorbei sein möge.
die tochter in der zwischenzeit hatte die freundin angerufen, und diese kam - den kopf vorsichtig zwischen die schultern gezogen um ihn daselbst behalten zu können - frisch geschminkt und aufgeputzt und leutselig gelaunt herbeigehüpft um sich ein wenig in konversation zu üben. braucht man ja manchmal. tini - die zeltschnurspezialistin - frass in der zwischenzeit in paar möbel und sonstige einrichtungsgegenstände an, aber das ging an frau kelef irgendwie vorbei, sie hatte aus ungarn barack mitgebracht, und den braucht man ja manchmal auch.
irgendwie waren die herrschaften dann müde, drapierten sich über die möbel und ruhten mal eine runde, während frau kelef einen tiefen schluck aus der pulle nahm und immer inniger werdende stossgebete zum himmel schickte. am nächsten tag sollte sie ja wieder arbeiten gehen, hurra hurra hurra. gegen nachmittag waren die herrschaften wieder bei bewusstsein und wählten die kühle des abends und der nacht für ihre heimreise, gott segne sie. frau kelef sorgte noch dafür, dass ihre telefonnummer gegen die der freundin der tochter getauscht wurde, für weitere kontakte, und beschäftigte sich weiter mit dem chaos im haushalt.
der zustand, in dem frau kelef am montagmorgen nach drei wochen urlaub wieder im büro aufschlug, war nicht der einer erholten mutter, um das einmal vorsichtig zu umschreiben.
aber das alles nur am rande, denn eigentlich sollte hier ja ganz was anderes erzählt werden. dazu brauchen wir aber dann das nächste kapitel.
und ja, die wäsche wurde im auto aufgehängt. es regnete nämlich, und anders wären frau kelef und die jungen damen nie irgendwann in trockene klamotten gelangt, geschweige denn hätten sie trockene leintücher oder decken gehabt. natürlich wäre es auch möglich gewesen, die drei nassen hunde über nacht im auto einzusperren und die kleidung im kofferraum zu lagern, aber das risiko erschien dann doch zu hoch, weiss man was den tölen einfällt, und die sache mit den nassen badeklamotten und handtüchern hätte das auch nicht gelöst. ordentliche kleidung wird zwar sowieso überbewertet, trockene und saubere leintücher und decken auf einem campingurlaub erst recht. aber trotzdem - haben sie schon einmal wäsche im auto zum trocknen aufgehängt? wollen sie auch nicht.
besondere erwähnung muss zudem die tatsache finden, dass frau kelef ja bekennender kaffeejunkie ist. und mit ohne kaffee intus frühmorgens nicht auf notstrom, sondern quasi bewusstlos, jedenflalls aber unter garantie unansprechbar ist.
in selbstloser, liebevoll-fürsorglicher aufmerksamkeit kochte also die liebreizende tochter frühmorgens - so gegen zehn uhr - auf dem kleinen campingkocher türkischen kaffee, und man kann mit fug und recht behaupten: das kann sie hervorragend, campingtrauma her oder hin, erste qualität.
wenig klingt so lieblich in frau kelefs ohren wie ein "kaffee ist fertig", und wenn sie dann noch gleichzeitig ein volles häferl (in deutschland: eine grosse tasse) voll davon unter die nase gehalten bekommt, dann ist der tag gerettet.
aber auch wenn frau kelef und k. - mit rücksicht auf die allgemeine sittlichkeit, die jungen damen, eventuelle beobachter, und überhaupt - sich sehr leise und unauffällig verhalten hatten, so sei hier weiters schriftlich festgehalten, dass das liebreizende töchterlein am morgen nach der ersten asylnacht "kaffee ist fertig" sprach, und ohne weitere bemerkung ZWEI volle häferln kredenzte, dieses ausserordentlich liebreiche, selbstlose, aufopfernde, grosszügige und freundliche kind.
dass sie dann mit einer sehr eigenartigen betonung leise "mama" und laut "guten morgen" sagte, ist eine andere geschichte.
frau kelef hatte den asylanten natürlich über seine vorstellungen hinsichtlich der zukunft genauer befragt, und er hatte erzählt dass er verwandtschaft "drüben" habe, denen gehe es auch gut und so wäre er sehr zuversichtlich bezüglich erster westlicher hilfestellungen, und eben: arbeit, wohnung, der rest findet sich. er habe sich das so im allgemeinen ziemlich ganz genau überlegt, das werde schon. auch die elterliche erziehung war entsprechend gewesen, und letztlich habe er sich schon mit 16 vorgestellt mit den worten: "ich bin k., und ich hau sowieso ab." na denne. und ausserdem: er wolle nach mallorca. einfach sehen. hörte man ja so viel von. schien irgend so ein kindheitstrauma zu sein, was weiss man. hat ja jeder seinen eigenen sepperl im hirn.
jedenfalls, die beiden fuhren dann wirklich nach budapest, aber da waren wir ja schon in kapitel eins.
am benachbarten zeltplatz hatte sich derweilen einer der tätowierten einen ziemlich tiefen cut am oberschenkel zugezogen, und die freundin der tochter erinnerte sich an die medizinischen kenntnisse von frau kelef, und so kam es dazu, dass letztere in einem der kurzen sonnenmomente nicht vielleicht am strand war, sondern einen ziemlich haarigen männerschenkel von vertrocknetem blut befreite, rasierte, und die klaffende, aber nicht allzu tiefe wunde sorgsam mit pflasterspray zusammenklebte. man hat ja sonst nix zu tun im urlaub. die herrschaften waren sehr dankbar, und man soff eine runde und gut.
als das wetter wieder besser wurde, war auch der urlaub von frau kelef zu ende, und so wurden die tipis abgeschlagen, das nasse zeug in den kofferraum gepfeffert (wissen sie, welches odeur drei nasse hunde in tipis, kleidung und wäsche hinterlassen? wollen sie auch nicht.), und es ging zurück nach wien.
spät abends kam man an, die freundin der tochter wurde mitsamt dem nassen zeug und zugehörigem hund zuhause abgeliefert, frau kelef bestückte die wohnung mit nassen zelten, nassen kleidungsstücken, nasser wäsche, wahlweise frisch gewaschen oder matschig und nach nassem hund riechend, goss sich ein bierchen in die figur und begab sich in einen todesähnlichen schlaf.
frühmorgens läutete das telefon, eine frau kelef völlig unbekannte stimme wünschte irgendwas, frau kelef wünschte auch was, vor allem den anrufer zum teufel, jedoch es stellte sich heraus, dass die freundin der tochter gefallen an den tätowierten altrockern gefunden und diese eingeladen hatte. nach wien. zum frühstück. und weil ihre mutter ihr den kopf abgerissen hätte - das waren immerhin acht personen - da hatte sie denen einfach frau kelefs telefonnummer gegeben. und - um den kopf auf den schultern zu behalten - dieses kleine geheimnis auch frau kelef gegenüber für sich behalten.
frau kelef also auf allen vieren aus dem bett gekrochen, kaffee gekocht, semmeln besorgt, das nasse zeug irgendwie zur seite geschaufelt, unmengen der aus ungarn mitgebrachten lebensmittel aufgetischt (sie wollen auch nicht wissen, wieviel acht hungrige menschen essen können), bier besorgt (was die trinken konnten wollen sie auch nicht wissen) und zu gott gebetet, dass der spuk bald vorbei sein möge.
die tochter in der zwischenzeit hatte die freundin angerufen, und diese kam - den kopf vorsichtig zwischen die schultern gezogen um ihn daselbst behalten zu können - frisch geschminkt und aufgeputzt und leutselig gelaunt herbeigehüpft um sich ein wenig in konversation zu üben. braucht man ja manchmal. tini - die zeltschnurspezialistin - frass in der zwischenzeit in paar möbel und sonstige einrichtungsgegenstände an, aber das ging an frau kelef irgendwie vorbei, sie hatte aus ungarn barack mitgebracht, und den braucht man ja manchmal auch.
irgendwie waren die herrschaften dann müde, drapierten sich über die möbel und ruhten mal eine runde, während frau kelef einen tiefen schluck aus der pulle nahm und immer inniger werdende stossgebete zum himmel schickte. am nächsten tag sollte sie ja wieder arbeiten gehen, hurra hurra hurra. gegen nachmittag waren die herrschaften wieder bei bewusstsein und wählten die kühle des abends und der nacht für ihre heimreise, gott segne sie. frau kelef sorgte noch dafür, dass ihre telefonnummer gegen die der freundin der tochter getauscht wurde, für weitere kontakte, und beschäftigte sich weiter mit dem chaos im haushalt.
der zustand, in dem frau kelef am montagmorgen nach drei wochen urlaub wieder im büro aufschlug, war nicht der einer erholten mutter, um das einmal vorsichtig zu umschreiben.
aber das alles nur am rande, denn eigentlich sollte hier ja ganz was anderes erzählt werden. dazu brauchen wir aber dann das nächste kapitel.
... link (4 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 22. Juli 2010
bekanntschaft aus ungarn I
kelef, 16:13h
sie erinnern sich doch noch an den sitzstreik in budapest? natürlich fuhr frau kelef ein jahr später, 1987, wieder auf urlaub. nach ungarn. nach siofok. und was soll ich ihnen sagen: wir kamen mit allen papieren wieder zurück. was allerdings der tatsache geschuldet sein mag dass die zusammensetzung der reisegesellschaft diesmal eine andere war.
frau kelef, der alte lada, die tochter, die rauhaardackel elsa (frau kelefs hund) und anton (tochter-hund), und eine andere freundin der tochter mitsamt dem schäfermischling tini. frau kelef quartierte die kinder mit den zugehörigen hunden im grossen zelt ein, schlug für sich selbst das kleine zelt auf und atmete einmal tief durch.
wäre ein toller urlaub gewesen, wenn sich da nicht ein paar klitzekleine unbekömmlichkeiten dazugemengt hätten.
1.) es regnete. täglich. zwischendurch war es wohl einmal sonnig, aber im wesentlichen regnete es. sie wollen wissen wie ein campingplatz unmittelbar an einem see bei dauerregen aussieht, und wie dessen bodenbeschaffenheit ... wollen sie nicht. glauben sie mir.
2.) die freundin begann gerade zu pubertieren. auf der anderen seite der schlammsuhle, die man bei trockenem wetter wohl weg genannt hätte, standen ein paar zelte mit mehr oder weniger jungen deutschen. motorradfahrern. sehr tätowierten. die freundin der tochter legte die ohren an, blähte die nüstern und kramte heimlich nach lippenstift. frau kelef kettete passenden hund an das jeweilige kind, damit einmal nix sein konnte, und machte enge nasenlöcher. waren aber sehr nette leute, kamen sich vorstellen und meinten, ich solle mir keine sorgen machen, sie seien nur "aus der zeit damals übriggeblieben" und hätten selber kinder zuhause und auch die ehefrauen mit, sie würden schon aufpassen auf die gören. taten sie auch hervorragend.
3.) die dackel hielten campingplätze sowieso für das nahrungsreichste gebiet der welt, und führten tini in das unternehmen "bauchvollschlagen ohne gesehen zu werden" auf das vortrefflichste ein. kaum abgeleint, waren die tölen verschwunden.
anton kam auf seiner spur im zickzack irgendwann wieder, elsa pflegte die windrichtung zu peilen und die diretissima zu nehmen. tini verlief sich anfangs und verhedderte sich in zeltschüren. auf die war sie nach drei tagen so zornig (was standen da auch die tipis im weg herum), dass sie den restlichen urlaub damit verbrachte, wann immer sie konnte die eine entscheidende schnur von zelten, vorzelten, hauszelten etc. durchzubeissen. man konnte sie dann sehr leicht wiederfinden: immer dem lauten geschrei nach unter einem zusammengekrachten zelt.
4.) natürlich war alles nass und matschig, zelte, wäsche, kinder, hunde, alles miefte zeitweilig ein wenig und musste wieder und wieder gewaschen werden, und kaum war alles wieder trocken: regen. aber man ist ja hart im nehmen.
5.) musste der freundin der tochter ein eitriger zahn gezogen werden. hier und jetzt und auf der stelle, die mutter war nämlich auch auf urlaub, aber ganz woanders, und konnte noch nicht einmal gefragt werden, und warten war sowieso nicht - das röntgenbild war aber so gar nicht toll.
6.) ging es aus verschiedenen gründen frau kelef gesundheitlich/psychisch auch nicht so sonderlich gut, aber das ist eine andere geschichte.
gar trefflich war es also, dass auf dem campingplatz ein umgebauter autobus herumstand der zur imbissbude umfunktioniert worden war. da gab es jede menge sandwiches, hamburger etc., alles in ziemlich ungarischer ausführung, und sehr gut. ausserdem gab es kaffee, limonaden, eis, und BIER und WEIN und SCHNAPS. letzteres war - sie verstehen - unter den gegebenen umständen besonders wichtig.
frau kelef also liess das jeweilige kind leinentechnisch mit dem zugehörigen hund verbunden frühmorgens frei, und vereinbarte fixe meldezeiten. dann nahm frau kelef die dame elsa und ging ein wenig spazieren, matschtreten und so, und dann begann es meist zu regnen und frau kelef musste sich zu ihrem grössten bedauern beim imbissbus in sicherheit bringen.
und dort, bei irgendeinem der wenigen bierchen, kam frau kelef öfters so ins tratschen, wie das halt zu geschehen pflegt. viele der camper waren aus der schönen ddr, und ergo eher vorsichtig wegen westkontakt und stasi im hintergrund, und überhaupt aus gewohnheit und sicherheitshalber.
zwei junge männer aber pfiffen sich da wieder weniger darum, und man unterhielt sich so über das wetter und ungarn im allgemeinen und siofok im konkreten, und dann meinte der eine, sie kämen "aber aus dem osten". frau kelef hatte das an der sprache schon erkannt, das "aber" war nicht wirklich einzuordnen, sie meinte also "ja, und?" und das wars dann eigentlich.
irgendwie kam dann die rede darauf dass das zelt der beiden eher wasserdurchlässig war, und da frau kelef ja ein eigenes, wenn auch nur für zwei-personen, tipi hatte, das zudem auch noch relativ dicht war, wassertechnisch, da bot sie einen platz im trockenen an.
der wurde von k., dem "nicht-aber" auch dankbar angenommen, und so tratschte man in der finsternus der nacht noch ein wenig herum, und es stellte sich heraus, dass k. das schöne eisenhüttenstadt kannte, und überhaupt, und nebstbei war ihm der arbeiter- und bauernstaat jetzt nicht sooo ans herz gewachsen dass er ihn nicht gerne verlassen hätte.
der dackel elsa geruhte zwischen den beiden zu ruhen, das gute tier, und frau kelef dachte ein wenig nach.
nun ja.
man tratschte auch am nächsten tag noch ein wenig, und k. meinte dann schon deutlicher er würde, kwasi, seine seele verkaufen für irgendwie raus dort. konnte man ja verstehen. eigentlich hatte er bloss hummeln im hintern und wollte ein wenig herumreisen und sich die welt anschauen können und nicht vorgeschrieben kriegen was er denken durfte oder nicht.
"ich will bloss rüber. dann such ich mir irgendeine arbeit, egal was, und dann eine wohnung, der rest geht schon irgendwie. arbeiten kann ich, das muss ich sowieso hier und dort. ich will bloss rüber."
sie erkennen die reihenfolge? erst arbeit, dann wohnung, dann den rest. wenn man, wie frau kelef, eine menge leute kennt die aus verschiedenen gründen verschiedene länder verlassen haben, dann hört man den unterschied, besonders wenn das so vehement wiederholt wurde wie damals.
jedenfalls, k. und sein freund fuhren nach ein paar tagen weiter nach budapest., k. und frau kelef tauschten adressen und versprachen in kontakt zu bleiben.
frau kelef, der alte lada, die tochter, die rauhaardackel elsa (frau kelefs hund) und anton (tochter-hund), und eine andere freundin der tochter mitsamt dem schäfermischling tini. frau kelef quartierte die kinder mit den zugehörigen hunden im grossen zelt ein, schlug für sich selbst das kleine zelt auf und atmete einmal tief durch.
wäre ein toller urlaub gewesen, wenn sich da nicht ein paar klitzekleine unbekömmlichkeiten dazugemengt hätten.
1.) es regnete. täglich. zwischendurch war es wohl einmal sonnig, aber im wesentlichen regnete es. sie wollen wissen wie ein campingplatz unmittelbar an einem see bei dauerregen aussieht, und wie dessen bodenbeschaffenheit ... wollen sie nicht. glauben sie mir.
2.) die freundin begann gerade zu pubertieren. auf der anderen seite der schlammsuhle, die man bei trockenem wetter wohl weg genannt hätte, standen ein paar zelte mit mehr oder weniger jungen deutschen. motorradfahrern. sehr tätowierten. die freundin der tochter legte die ohren an, blähte die nüstern und kramte heimlich nach lippenstift. frau kelef kettete passenden hund an das jeweilige kind, damit einmal nix sein konnte, und machte enge nasenlöcher. waren aber sehr nette leute, kamen sich vorstellen und meinten, ich solle mir keine sorgen machen, sie seien nur "aus der zeit damals übriggeblieben" und hätten selber kinder zuhause und auch die ehefrauen mit, sie würden schon aufpassen auf die gören. taten sie auch hervorragend.
3.) die dackel hielten campingplätze sowieso für das nahrungsreichste gebiet der welt, und führten tini in das unternehmen "bauchvollschlagen ohne gesehen zu werden" auf das vortrefflichste ein. kaum abgeleint, waren die tölen verschwunden.
anton kam auf seiner spur im zickzack irgendwann wieder, elsa pflegte die windrichtung zu peilen und die diretissima zu nehmen. tini verlief sich anfangs und verhedderte sich in zeltschüren. auf die war sie nach drei tagen so zornig (was standen da auch die tipis im weg herum), dass sie den restlichen urlaub damit verbrachte, wann immer sie konnte die eine entscheidende schnur von zelten, vorzelten, hauszelten etc. durchzubeissen. man konnte sie dann sehr leicht wiederfinden: immer dem lauten geschrei nach unter einem zusammengekrachten zelt.
4.) natürlich war alles nass und matschig, zelte, wäsche, kinder, hunde, alles miefte zeitweilig ein wenig und musste wieder und wieder gewaschen werden, und kaum war alles wieder trocken: regen. aber man ist ja hart im nehmen.
5.) musste der freundin der tochter ein eitriger zahn gezogen werden. hier und jetzt und auf der stelle, die mutter war nämlich auch auf urlaub, aber ganz woanders, und konnte noch nicht einmal gefragt werden, und warten war sowieso nicht - das röntgenbild war aber so gar nicht toll.
6.) ging es aus verschiedenen gründen frau kelef gesundheitlich/psychisch auch nicht so sonderlich gut, aber das ist eine andere geschichte.
gar trefflich war es also, dass auf dem campingplatz ein umgebauter autobus herumstand der zur imbissbude umfunktioniert worden war. da gab es jede menge sandwiches, hamburger etc., alles in ziemlich ungarischer ausführung, und sehr gut. ausserdem gab es kaffee, limonaden, eis, und BIER und WEIN und SCHNAPS. letzteres war - sie verstehen - unter den gegebenen umständen besonders wichtig.
frau kelef also liess das jeweilige kind leinentechnisch mit dem zugehörigen hund verbunden frühmorgens frei, und vereinbarte fixe meldezeiten. dann nahm frau kelef die dame elsa und ging ein wenig spazieren, matschtreten und so, und dann begann es meist zu regnen und frau kelef musste sich zu ihrem grössten bedauern beim imbissbus in sicherheit bringen.
und dort, bei irgendeinem der wenigen bierchen, kam frau kelef öfters so ins tratschen, wie das halt zu geschehen pflegt. viele der camper waren aus der schönen ddr, und ergo eher vorsichtig wegen westkontakt und stasi im hintergrund, und überhaupt aus gewohnheit und sicherheitshalber.
zwei junge männer aber pfiffen sich da wieder weniger darum, und man unterhielt sich so über das wetter und ungarn im allgemeinen und siofok im konkreten, und dann meinte der eine, sie kämen "aber aus dem osten". frau kelef hatte das an der sprache schon erkannt, das "aber" war nicht wirklich einzuordnen, sie meinte also "ja, und?" und das wars dann eigentlich.
irgendwie kam dann die rede darauf dass das zelt der beiden eher wasserdurchlässig war, und da frau kelef ja ein eigenes, wenn auch nur für zwei-personen, tipi hatte, das zudem auch noch relativ dicht war, wassertechnisch, da bot sie einen platz im trockenen an.
der wurde von k., dem "nicht-aber" auch dankbar angenommen, und so tratschte man in der finsternus der nacht noch ein wenig herum, und es stellte sich heraus, dass k. das schöne eisenhüttenstadt kannte, und überhaupt, und nebstbei war ihm der arbeiter- und bauernstaat jetzt nicht sooo ans herz gewachsen dass er ihn nicht gerne verlassen hätte.
der dackel elsa geruhte zwischen den beiden zu ruhen, das gute tier, und frau kelef dachte ein wenig nach.
nun ja.
man tratschte auch am nächsten tag noch ein wenig, und k. meinte dann schon deutlicher er würde, kwasi, seine seele verkaufen für irgendwie raus dort. konnte man ja verstehen. eigentlich hatte er bloss hummeln im hintern und wollte ein wenig herumreisen und sich die welt anschauen können und nicht vorgeschrieben kriegen was er denken durfte oder nicht.
"ich will bloss rüber. dann such ich mir irgendeine arbeit, egal was, und dann eine wohnung, der rest geht schon irgendwie. arbeiten kann ich, das muss ich sowieso hier und dort. ich will bloss rüber."
sie erkennen die reihenfolge? erst arbeit, dann wohnung, dann den rest. wenn man, wie frau kelef, eine menge leute kennt die aus verschiedenen gründen verschiedene länder verlassen haben, dann hört man den unterschied, besonders wenn das so vehement wiederholt wurde wie damals.
jedenfalls, k. und sein freund fuhren nach ein paar tagen weiter nach budapest., k. und frau kelef tauschten adressen und versprachen in kontakt zu bleiben.
... link (6 Kommentare) ... comment
... older stories