Mittwoch, 6. Jänner 2010
fasan, gebraten,
eine delikatesse, ich kann ihnen sagen. grundsätzlich ist ja nicht viel dran an so einem vieh, aber nach dem motto lieber weniger und gut als mehr und weniger gut: braten sie sich doch mal so einen vogel.

wie es geht, hat für den heutigen tag bollis kitchen hervorragend in wort und bild festgehalten.

und weil ich es frau creezy versprochen haben, erzähle ich ihnen gerne wie es anders auch geht.

es war vor vielen, vielen jahren, das töchterchen war noch ein sehr kleines welches, und ich arbeitete bei dieser fabrick, die da kunscht und künschtler (und solche die sich dazu zählen wollten) vermittelte.

da lernte man viele leute kennen. solche und andere, sagen wir einmal. unter anderem auch den mann mit dem wild- und geflügelgeschäft, der eine frau geheiratet hatte die ihren eltern davongelaufen war und einen scheich geheiratet hatte (also vorher, in erster ehe, wenn das überhaupt eine gewesen war), und deren eltern die dann aus dem fernen orient wieder nach österreich freigekauft oder was auch immer hatten - anno dunnemals vor vierzig oder so jahren war das noch eine ziemliche heldentat, und ohne das beherzte eingreifen der eltern weiss man nicht, was aus der dummen pute geworden wäre, aber das nur am rande.

nun, die frau, wieder in österreich, wurde erwachsen und eine gute geschäftsfrau, frau und mutter, sie sah phantastisch aus und konnte jeden um den finger wickeln. gemeinsam mit ihrem mann betrieb sie unter anderem auch die gastronomische versorgung von volksfesten, messen, grossheurigen, auch caterings wurden übernommen. immer hervorragende ware, passte alles.

allerdings ist es so, dass auf derlei marktfierantischen veranstaltungen eine etwas, wie soll ich sagen, überdeutliche sprache an der tagesordnung liegt, weil man sonst nicht verstanden wird. ich lernte das quasi als fremdsprache, konnte mich aber bald gut verständigen.

nur ihr mann, der andy, der trieb es mir dann doch manchmal zu weit. und so teilte ich ihm - im einverständnis mit seiner frau - mit, wenn er noch einmal derartig über die stränge hauen würde, verbal, dann würde ich in die kühlräume seines geschäftes eindringen und strafhalber zur selbstbedienung schreiten. dies ward mit handschlag besiegelt.

es kam, wie es kommen mussten, und ich fuhr in das geschäft und holte mir zwei possierliche, bereits sorgsam in ein speckhemd gewickelte fasanendamen. hach, was freute ich mich, und was freute sich das kind, denn die mochte sowas damals schon gerne, und dann lud ich einen mann ein dem ich noch ein essen schuldig war. das sollte ein fest werden!

zur gleichen zeit gab es auch schon, recht neu, die bratfolie eines grosskonzerns, für den ich jahrzehnte später in einer ganz anderen branche arbeiten sollte. der küchenchef hans hofer führte die immer wieder vor, und so bekam ich auch stets eine entsprechende anzahl von probepackungen, ad usum proprium.

nun, ich eilte nach hause, bereitete die beilagen vor, schnippelte rotkraut, kochte kastanien und erdäpfel, machte erdäpfelteig für handgewuzelte nudeln die dann in schweineschmalz anzubraten waren kurz vor dem servieren, öffnete das glas mit den preiselbeeren, quetschte ein paar orangen den saft aus dem leib, vorbereitete bratäpfel, öffnete den rotwein (von einer weinverkostung aus der thermenregion südlich wiens, ein ausgesuchtes tröpferl), und packte so nebenbei die fasanendamen in die bratfolie. ich hatte das schon x-mal gemacht, auch auf der bühne vor publikum unter zeitnot und während mir tausend leute interessiert auf die finger starrten, no problem.

und so kochte und brutzelte das alles lieblich vor sich hin, und ich freute mich und das kind freute sich und der gast sollte bald kommen.

das war übrigens die zeit, da strohlfliesen als bodenbelag sehr beliebt waren. sie ahnen, was da kommt?

nein, können sie gar nicht. denn es begab sich, dass die folie riss. im bratrohr. im bratrohr des gasherdes in der küche, die mit strohfliesen ausgelegt war. mit einem dreijährigen kind, das interessiert ob des knalls (denn sie fürchtete sich nicht ...) in die küche kam und frug, ob sie sehen könne ...

zu diesem zeitpunkt stand das speckhemd der viecher schon in flammen. diese flammen schlugen lodernd hinten oben aus dem herd heraus, knapp neben einer steckdose aus der ein kabel hing an dem der mixer hing, und das brennende fett tropfte unten aus dem herd auf den fussboden, der mit strofliesen belegt war.

ich kann ihnen sagen, ich hab mich fast ange... gashahn zugedreht, tür auf, kind zur nachbarin geschubst, laut gebrüllt, badetücher und handtücher nassgemacht und die fettflammen erstickt. dabei ein paar tiefe brandwunden zugelegt, diese aber stressbedingt gar nicht bemerkt, weil wer wirklich stress hat ja auch keine schmerzen fühlt.

der gestank war unbeschreiblich, der rauch und die fettflecken allüberall auch. die bade- und handtücher waren hinüber, die kochenden flüssigkeiten der beilagenbereitungen hatte ich, ebenso wie den offenen rotwein, zum löschen verwendet. zusammen mit dem orangensaft: stellen sie sich das lieber nicht vor.

und als das feuer gelöscht war, erschien der mann der geladen war mit einem wunderschönen blumenstrauss, ich war eigentlich bekannt für gute küche, und er blickte um sich und sagte kein einziges wort sondern nahm mich in den arm und ich begann haltlos zu schluchzen.

die firma hatte eine fehlcharge versehentlich als muster verpackt, daher riss die chose.

die strohfliesen riss ich aus mehreren gründen am nächsten tag heraus, seither habe ich in der küche nur mehr unbrennbare bodenbeläge.

und die fasanendamen, werden sie fragen? sie können sich gar nicht vorstellen, wie so eine bis auf das verkohlte gerippe weggebratene fasanin aussieht. das fleisch war sowas von verbrannt, das fiel in kohlestücken von den knochen.

leider hatte ich damals keinen photoapparat.

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Dienstag, 5. Jänner 2010
mitleid in grenzen
aber vielleicht hab ich das ja auch schon wieder nicht verstanden, weil es mir keiner erklärt hat.

kommt einer mit einer pistole in ein geschäft, schreit "überfall, geld her", und der geschäftsinhaber nimmt die eigene pistole und schiesst. with fatal outcome, wie es im englischen so schön heisst, oder auch zu deutsch: räuber tot.

und dann schaut man sich so die nachrichten an, und schmökert ein wenig in den zeitungen, und hat doch tatsächlich das gefühl es werde impliziert der räuber sei der arme und der geschäftsinhaber der böse.

jetzt, verstehen sie mich bitte nicht falsch. aber wenn - gerade wie in den zitierten fällen - der geschäftsinhaber schon einmal überfallen oder ausgeraubt wurde, oder das geschäft aufgebrochen, und von der polizie hat er die auskunft bekommen, das passiere nun einmal, und man werde den räuber wohl nicht erwischen, oder wenn, dann quasi nur durch zufall, dann wundert es mich nicht wenn der geschäftsinhaber beim nächsten mal selber schiesst.

und dass der räuber nur eine imitation und keine echte pistole hatte, ist natürlich dem geschäftsinhaber erschwerend zur last zu legen, quasi.

ich meine, irgendwie, wie soll ich sagen, vielleicht hab ich ja das wirklich nicht verstanden, oder mir fehlt irgendwie das mitleid-gen, was ich ja auch nicht glauben kann, aber: wenn man einfach NICHT mit einer pistole in ein geschäft geht und NICHT "überfall, geld her" schreit, dann gibt man dem geschäftsinhaber doch eigentlich keinen grund, einem ein loch in die figur zu schiessen, oder?

und es soll ja auch schon vorgekommen sein, dass der geschäftsinhaber dem räuber alles gegeben hat, und dann bekam er trotzdem noch eine über das haupt, und hatte dann auch noch die zores mit befragungen und presse und polizei und versicherung, zusätzlich zu dem kopfweh das er sowieso schon hatte.

umgekehrt befällt mich ein ähnliches gefühl ja aber auch bei schiessenden polizisten, mit verlaub. da fuchtelt einer im finsteren mit einer pistole herum und droht zu schiessen, und der polizist ist dann schneller und der fuchtler hat ein loch in der figur. und dann stellt sich heraus, das war gar keine pistole was der andere da in der hand hatte, und der polizist ist der böse.

wiederum aber: hätte der nicht gefuchtelt und geschrieen er würde schiessen, dann hätte auch der polizist vermutlich nicht geschossen.

natürlich ist es entsetzlich, wenn ein mensch stirbt, und natürlich stimmt einiges nicht wenn man auf die idee kommt durch überfälle etc. die kasse zu füllen. und natürlich sollte man da rgendwie was tun, wenn mann den wüsste was. gescheit daherreden ist wohl nicht die lösung.

und ebenso natürlich kann selbstjustiz nicht die lösung sein, andererseits kann ich verstehen dass die angst eines bedrohten schon dazu führen kann dass er dinge tut, die er normalerweise nicht täte.

aber trotzdem kriege ich den gedanken nicht aus dem kopf, irgendwie: wenn ich meinen kopf nicht dorthin lege, wo demnächst ein schmiedehammer herunterkommen kann, dann ist die gefahr eines zermerscherten hauptes viel geringer, als wenn ich das doch tue. irgendwie ist ein amboss kein gutes kopfkissen.

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Freitag, 1. Jänner 2010
und weil das neue jahr jetzt schon da ist
kann man sich ja ein wenig gedanken machen über das, was so rundherum passiert ist im vergangenen jahr: gutes und schlechtes, schönes und hässliches, dinge die einen selber betroffen haben oder nahestehende personen, oder vielleicht hat man auch nur davon gehört.

und so wie es immer jemanden gibt der irgendetwas besser kann als man selbst, so wie es immer jemanden gibt der etwas kann was man nicht kann, oder kennt oder weiss oder hat was man selbst nicht kennt oder weiss oder hat, so gibt es auch immer jemanden dem es noch schlechter geht, der vom schicksal noch mehr gepiesackt wurde oder der noch weniger hat, so wenig kann man selbst gar nicht haben. schlimmer geht immer.

auch ein sehr gesunder lebenswandel, nikotin- und alkoholabstinenz haben den sensenmann nicht davon abgehalten aneurysmen platzen, menschen an krebs sterben zu lassen, junge menschen, die noch was vorhatten im leben, die noch gar nicht richtig begonnen hatten zu leben.

auch der besitz einer fabrik, einiger häuser, eines flugzeuges, eines ferrari, mehrerer anderer autos und vieler anderer dinge mehr konnte den schlaganfall nicht verhindern, und nicht das anschliessende monatelange bewusstlose herumliegen bis dann das ende da war.

die armseligkeit der parte, die art der zustellung (haben sie schon einmal eine parte per e-mail bekommen weil der druck der parte zwei tage dauerte???), die tatsache dass somit die parten erst nach der beisetzung eintreffen können, tja, als hätte man es nicht gewusst, der sehr kompetente sohn meines cousins, der herr alleinerbe, der wird nunmehr wohl umgehend dafür sorge tragen dass alles in schutt und asche fällt.

ungefähr zwei jahre, denke ich, wird er wohl brauchen.

das schöne dabei ist, es geht mich überhaupt nichts an, es werden sich wohl ein paar ahnen im grab umdrehen, aber das haben wir ja schon vorher gewusst, dass das so kommt.

und somit, auch wenn sie das alles jetzt nicht so ganz verstehen, wie ich annehme, lehne ich mich genüsslich zurück und harre der dinge die da kommen werden.

und zwar, und das ganz ehrlich, ohne jede bosheit. manche dinge nehmen ihren lauf, unabänderlich, mehr oder weniger vorhersehbar manchmal, immer wieder aber einer eigenen logik folgend. da kann man nicht einmal was dafür oder dagegen tun. wollte ich in diesem fall noch nicht einmal, wozu auch.

aber wenn ich mir das alles so richtig überlege, ich hab zwar keine reichtümer angehäuft, ich könnte gesünder sein und ich könnte auch im lotto gewinnen, aber es geht mir eigentlich sehr gut. und ich habe, so vom grundprinzip her, alles richtig gemacht für mich, soweit es in meiner macht stand. nicht im einzelnen natürlich, es gab vermeidbare fehler und ebenso unvermeidbare, manches war auch vorhersehbar aber ich hab es nicht gesehen, und manches sah ich vorher und keiner glaubte es. soll sein.

im grunde aber bin ich rundum zufrieden, im wesentlichen angstfrei, und ich fühle eine gewisse gelassenheit manchmal, die ich so noch nicht kannte. und das ist ein grosser schatz den ich zu hüten gedenke.

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