Sonntag, 30. April 2006
hach, man vermisst frau kelef!
danke, vered.

das problem war ein multifaktorielles. erstens gab es eine menge dinge zu tun, nix essentielles, aber doch dringliches. zweitens gab es wider erwarten ein paar tage schönes wetter, und da riefen die schanigärten und die frische luft.

und drittens, und das war as hauptproblem: an dem tag, an dem frau kelef auf übelste weise von einem mit-ubahn-benutzer über den haufen galoppiert wurde, war ihre diktion in der folge, sagen wir einmal, deskriptiv. das wäre ja nun an sich verständlich, sollte man meinen, die verschiedenen abkömmlinge der gattung homo sapiens haben ja nun verschiedene weisen, mit den dingen umzugehen. die einen weinen, wenn ihnen was weh tut, die anderen jammern, wieder andere machen gott und die welt verantwortlich und frau kelef flucht von ganzem herzen. das schienbein wurde im übrigen so lädiert, dass immer noch eine schwellung vorhanden ist und jeder schritt weh tut. ist ja auch erst fünf wochen her. natürlich wurde die sache interimistisch eitrig, und so weiter, aber das tut hier nichts zur sache.

jedenfalls wies man frau kelef darauf hin, dass sie ihre ausdrucksweise doch etwas lieblicher gestalten möge. fluchen belaste manche personen in der firma, diese seien nämlich aus kreisen, in denen so etwas nicht üblich sei. frau kelef entgegnete hierauf, sie sähe zwar keinen dringenden handlungsbedarf in einer umgebung, in der worte wie "geil" als häufigstes attribut rangieren, aber bitte. das liegt ja vielleicht daran, dass eine ältliche frau wie f rau kelef darunter noch was anderes versteht. man kann ja alles interpretieren wie man will.

frau kelef also - gutartig und ihrer umgebung wohlgesonnen - übte sich in lieblicher ausdruckweise, und mühte sich, wohlklingende und über alle kritik erhabene synonyme in ihre diktion einfließen zu lassen. das kann sie ja auch, nur:

jetzt sind wir alle belastet. aber wie, um alles in der welt, sollte frau kelef auch nur im geringsten ahnen, dass die akademikerwelt und angrenzende volksgruppen wörter wie

launig
stet
beifällig
saturiert
exzeptionell
chimäre
contrepart
hasardieren
triftig

einfach nicht kennen?

und dann launig mit launisch verwechseln (da muss man ja erst einmal draufkommen), und beifällig für abfällig halten, und beim hasardieren suchen sie den zusammenhang mit dem karnickel.

kotze kann natürlich nur erbrochenes sein, und nie und nimmer die bezeichnung für einen groben (woll)stoff. und wie, wenn das so wäre, fragt sich frau kelef, da die leute aus diesen kreisen doch alle reiten gehen (oder zumindest der hoffnungsfrohe nachwuchs), kömmt es dann zu der bezeichnung "rosskotze"? das ist nämlich mitnichten das erbrochene, das sich das vieh selber auf den rücken appliziert, sondern einfach eine pferdedecke. weil nämlich, pferde können gar nicht erbrechen. aber für derlei hochfliegende überlegungen müssten sich die betroffenen vermutlich mit konstitution und pflege der von ihnen malträtierten viecher auseinandersetzen.

in medizinischen kreisen sollte man - mit verlaub - auch davon ausgehen können, dass der unterschied zwischen sterilisation und kastration eines tieres klar ist. mitnichten.

hübsch fand frau kelef auch, dass man sie auf einen rechtschreibfehler aufmerksam machte: borniert schreibe man doch mit h, so wie ja auch bohren ...

und gehrung wäre ja nun ganz falsch, das hiesse nämlich gärung ..

solcherart über alle grenzen des erträglichen hinaus verwirrt, hüllte sich frau kelef in schweigen, sogar in schriftliches.

sollte die geneigte leserschaft (und hier ist nicht die bucklige leserschaft, oder vielleicht doch die auch, aber das ist vermutlich schon wieder zu hoch) also etwas nicht verstehen, bitte fragen. in den kreisen, in denen frau kelef verkehrt, gehört das nämlich zum guten ton: wenn man was nicht versteht, oder unsicher ist ob man es verstanden hat: fragen. ist ganz einfach. andererseits: die leserschaft kann ja fragen, zumindest die nichtbucklige. für diese also: weiter so.

und bis das alle anderen auch gelernt haben, flucht und schimpft frau kelef weiter. das verstehen weitaus mehr personen als das gewählte burgtheaterdeutsch, das frau kelefs onkel sich bemüßigt fühlte ihr in dankenswerter weise beizubringen.

danke für die aufmerksamkeit, jetzt geht es wieder besser.

und bevor ich vergess zu erwähnen: widerpart hat nichts mit der wiederholung eines teiles von was auch immer zu tun, und auch nicht mit einer wiederholten trennung.

und bei yogi denken nicht alle menschen an den diminutiv von joghurt.

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Mittwoch, 19. April 2006
Russia-Connection
zwei stunden lang funktioniert das firmen-email nicht, und was ist die erste nachricht die sich anschliessend durchkämpft?



Hi,

I am not sure I know where to begin, it is first time I try to use internet to meet the man. Just the thing is, that I will work abroad for 6 months. I can choice
USA, Canada or Europe and I would like to meet the man to share free evenings and be my guide.

I think I don't have to be alone because I am afraid to be alone and it is my first time I leave home for along time. My friends helped me to send a few letters
to different addresses and I do hope that I am lucky to meet good and kind man.

You should know that I live in Russia I so much would like to see new countries and maybe try to stay there because there are not many chances here for youg pretty woman.
They tell I look well enough,I am blonde with blue eyes,I am natural blonde.I will send a few photos if you reply.

If you don't have wife nor girlfriend ,maybe we could try to meet?

I am free I have not children and I have not boyfriend here.my documents for travel will be ready soon and I have to be
sure that somebody mays meet me and I will be not alone, I repeat I hate to be alone in foreign country.

I am 25 years old ,please write to me directly to my mail - cannibal@emailservicesru.com

See you soon, with great hope.

Boleslava Bekboulatov

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Abkürzungen
sind eine wunderbare Sache - besonders dann, wenn es mehrere völlig unterschiedliche "Deutungen" gibt.

Lustig wird es dann, wenn die Abkürzung quasi solitär auftritt, ohne irgendwelche Rahmenworte oder Erklärungen.

BKA: Bundeskanzleramt oder Bundeskriminalamt
BMI: Bundesministerium für Inneres oder Body Mass Index
KW: Kilowatt oder Kalenderwoche
CD: Core Document oder Compact Disc
EMEA: (pro Firma einzeln definierter) Wirtschaftsraum oder Europäische Agentur für Arzneimittelzulassung
ORG: Other Research Group oder Organisation oder Organigramm
SUPP: Supplement oder Suppositorium oder Supposal
EG: Europ. Gemeinschaft oder Educational Grant
GL: Gruppenleiter/-ung oder Global Leader oder Geschäftsleitung
IG: Interessensgemeinschaft oder Implementation Guideline
HR: Human Resources oder Human Research

herr, wirf hirn vom himmel - vielleicht begreift dann doch die eine odere andere person dass es ausser dem eigenen auch noch andere IGs (heisst hier: Interessensgebiete) gibt. und dass es nicht so einfach ist, ständig nachfragen zu müssen was denn nun das thema sei zu dem man in den AGs (heisst hier: allgemeine Geschäftsbedingungen, nicht Aktiengesellschaften) nachschauen muss, damit mit ein und derselben ABB (heisst hier: abbreviation, nicht Abbildung) auch vom selben thema spricht. danke vielmals.

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Dienstag, 11. April 2006
wo arbeitet frau kelef?
wollte neulich jemand wissen. aus gründen konnte und wollte sie diese frage nicht beantworten, aber dabei fiel ihr ein dass sie vor ein paar wochen beim orf einen gar hervorragenden artikel gelesen und - ebenfalls aus gründen - abgespeichert hatte.

die frage kann ja doch beantwortet werden, allerding steht immer mehr die befürchtung im raum, dass wir, so betrachtet, wohl fast alle bei der gleichen art unternehmen arbeiten. unser betriebsrat hat die checkliste, die sich weiter unten im artikel findet, einzeln abgehakt, und ist schaudernd nach hause gegangen.

"das ziel ist, dass weniger leute für weniger geld mehr arbeit leisten." wegen der shareholder-values. ja danke. lauter leut' und keine menschen.

und hier der artikel - danke, orf:


Tugend als Heilung für "psychopathische" Firmen

Wenn Unternehmen Menschen wären, müsste man viele von ihnen als "Psychopathen" bezeichnen - so verantwortungslos und asozial sind viele ihrer Taten. Eine finnische Wirtschaftswissenschaftlerin hat nun eine Psychopathie-Checkliste für Firmen erstellt und auch eine mögliche "Therapie" vorgeschlagen.

Wie Tarja Ketola von der Turku School of Economics in einem Beitrag der Fachzeitschrift "Corporate Social Responsibility and Environmental Management" schreibt, sei mit Gesetzen nichts auszurichten - einzig der Versuch, die persönliche Moral von Managern und ihren Mitarbeitern auf jene der Firma zu übertragen, sei fruchtbar.

Die Studie "From CR-psychopaths to responsible corporations: waking up the inner Sleeping Beauty of companies" ist online in "Corporate Social Responsibility and Environmental Management" (10.1002/csr.113; 27.2.06) erschienen.

Buch und Film als Inspiration für Artikel

Vor zwei Jahren machte das Buch "The Corporation" und eine gleichnamige Dokumentation auf das Phänomen aufmerksam. Joel Bakan, Autor und Jurist an der University of British Columbia, ging der Frage nach, wie Unternehmen zu beurteilen seien, wenn man sie an den sozialen Maßstäben von Menschen misst.

Mit Hilfe diagnostischer Kriterien, die üblicherweise zur Einschätzung psychischer Krankheiten bei Menschen angewendet werden, stellte er bei einer Reihe von - ausschließlich auf Profit ausgerichteten - Firmen psychopathische Züge fest.

Tarja Ketola hat sich von einer ähnlichen Dokumentation nun inspirieren lassen und eine Art Checkliste für Unternehmen erstellt.


Checkliste: Arbeiten Sie in einer psychopathischen Firma?
Im Folgenden wird eine Reihe persönlicher Eigenschaften von Psychopathen aufgelistet, nach dem Doppelpunkt Beispiele für ebensolche Verhaltensweisen von Unternehmen:

- Desinteresse am Gefühl von anderen: plötzliche Beendigung von Arbeitsverträgen, rauer Umgang mit Angestellten, Kunden und Partnern
- Unfähigkeit zur Aufrechterhaltung menschlicher Beziehungen: Verlagerung der Produktion von Land zu Land, um die Kosten zu minimieren; permanenter Wechsel der Mitarbeiter und Partner
- Missachtung der Sicherheit von anderen: Produktionsmethoden, die Gesundheit der Mitarbeiter und die Umwelt gefährden
- Lügen zu eigenem Vorteil: Leugnung der Produktion gefährlicher Produkte; Täuschung von Angestellten und Kunden
- Unfähigkeit zu Schuldgefühlen: bei Fehlverhalten wird Schuld geleugnet, andere beschuldigt und die eigenen Taten gerechtfertigt
- Unfähigkeit, Gesetze und soziale Normen zu befolgen: Brechen von Arbeits-, Umwelt- und Menschenrechten


Modell für Corporate Responsibility

Mit der Diagnose alleine gibt sich die finnische Wirtschaftswissenschaftlerin aber nicht zufrieden, sie macht auch Therapievorschläge. Dazu hat sie zum einen ein Modell zur unterschiedlichen Gewichtung von Corporate Responsibility (CR) entwickelt.

Mit CR sind Managementansätze gemeint, die nicht nur ökonomische Verantwortung zum integralen Bestandteil einer Unternehmensstrategie machen, sondern auch soziale und ökologische.


Acht Typen: Vom "Selbstmörder" bis zum Ideal

In ihrem Modell unterscheidet Ketola acht verschiedene CR-Typen: Auf der einen Seite steht das "Selbstmörder-Unternehmen", das weder auf wirtschaftliche noch auf soziale noch auf ökologische Verantwortung Wert legt. Beispiele dafür seien Firmen, die in sehr kurzer Zeit meist nach schwerem Betrug durch die Geschäftsführung bankrott gehen.

Auf der anderen Seite steht das "ideale Unternehmen", das danach trachtet, alle drei Verantwortlichkeiten zu optimieren. Von diesen gebe es in der Realität eher wenige, klagt Ketola. Am ehesten fallen Unternehmen wie die Kosmetikkette "The Body Shop" oder die auf ethischen Grundsätzen agierende "Co-Operative Bank" in diese Kategorie.

Dazwischen gibt es weitere sechs CR-Typen, die die Verantwortlichkeit in sozialer, ökologischer und ökonomischer Hinsicht unterschiedlich gewichten.

"Schlafende Schönheit durch Tugendprinz wecken"

Am öftesten komme heutzutage der "plutokratische Typ" vor, der die wirtschaftliche Sichtweise klar über die beiden anderen stellt - eine "Ethik der Marktwirtschaft", die einzelne Unternehmen nur schwer vermeiden können.

Dennoch hält Ketola genau dies für möglich - und gesetzliche oder andere, den Markt steuernden Maßnahmen nicht für den Königsweg der Resozialisierung psychopathischer Firmen.

Man müsse vielmehr ihre "schlafende Schönheit durch den Kuss des Tugendprinzen wecken", wie es Ketola poetisch nennt.

Klassische Tugenden nach Aristoteles

Sie geht von einem kultur- und religionsübergreifenden Naturgesetz aus, das allen Individuen den gleichen Sinn für Moral gibt. Warum, so die naiv anmutende Frage, sollen diese Prinzipien ausgerechnet im Unternehmen nicht gelten?

Es bedürfe einer auf Aristoteles zurück gehenden Ethik, die die Unternehmen wieder auf den Pfad der Tugenden führen könnte. Nach dem griechischen Philosophen ist Tugend immer der Mittelweg zwischen zwei Extremen - die Tapferkeit etwa die Tugend zwischen Tollkühnheit und Feigheit.

Ketola zählt klassische Tugenden auf, von denen sie überzeugt ist, dass sich auch Unternehmen danach richten können: Gerechtigkeit, Großzügigkeit, Freundlichkeit, Mäßigung, Loyalität und Verlässlichkeit. "Jedermann kann stolz sein auf eine Firma, die nach diesen Prinzipien lebt."

Ethik gegen "schizophrene" Situation

Für die Mitarbeiter von psychopathischen Unternehmen ergibt sich eine "schizophrene" Situation: In ihrem persönlichen Leben richten sie sich nach bestimmten moralischen Werten, in der Firma werden diese mit Füßen getreten - "das wird schnell zur starken Belastung für Manager und Mitarbeiter", meint Ketola.

Die Lösung könne einzig darin bestehen, dass auch das Unternehmen ethische Prinzipien befolgt. Und dies sei möglich, gibt sich Ketola sicher.

Für die konkrete Umsetzung scheinen ihre Vorschläge in Zeiten von Globalisierung und Shareholder Values aber eher schwachbrüstig: "Diskussionen mit dem Management und anderen Schlüsselpersonen über ihre persönlichen und professionellen Werte, sodass sie und ihre Mitarbeiter in der Lage sind, beruflich und privat die gleichen Werte anwenden zu können."

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 6.3.06

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