Montag, 31. Dezember 2012
der bumm geht um
der jahreswechsel steht unmittelbar bevor, und es knallt und knattert und scheppert und kracht dass einem die ohren abfallen. besonders leiden die kleinen kinder, denen man nicht erklären kann warum manche individuen es lustig finden entsetzlichen lärm zu machen, gerne zu der zeit, zu der kleine kinder zu bett gebracht werden und dann nicht einschlafen können aus lauter angst vor dem elendigen krawall. ebenso hysterisch werden aber auch viele tiere - haustiere ebenso wie die in der stadt wohnenden "wilden" tiere - denen man ebensowenig erklären kann was da los ist. und so zittern und fürchten sich die schwächsten und jüngsten der gesellschaft ebenso wie die tiere von einem jahr in das andere, alle jahre wieder.

frau pixy - die sich aus gegebenem anlass besonders zu fürchten die ehre gibt - hat sich ein paar gedanken dazu gemacht, und sie teilweise sogar ein wenig in reime fassen lassen:


der bumm geht um, der bumm geht um,
der bumm geht in der stadt herum.

frau pixy hat's ja schon erfahren:
ein bumm birgt mancherlei gefahren.
denn seinerzeit, vor langer zeit,
da war sie nicht davor gefeit
dass so ein bumm ins bein ihr krachte
und riesengrosse schmerzen machte.

den bumm mag sie drum gar nicht leiden,
er kann ihr den ganzen tag verleiden,
kann man den bumm denn nicht vermeiden?

zaghaft tritt sie aus dem haus heraus,
sie muss pinkeln, es nutzt nix, sie muss hinaus.

kaum setzt sie sich hin und bereitet sich vor,
kommt irgendwo ein mensch hervor
und macht einen bumm. pixy reisst es herum,
ihre kranke hand zuckt, die ohren liegen flach,



sie hyperventiliert, sie zittert und zagt,
und hätte es beinahe doch gewagt,
doch es dräut noch weiteres ungemach.

zum überfluss und zum hundeverdruss
da stinkt es zum himmel,
mehr als wenn hund mal "muss",
man kriegt den gestank aus der nase nicht 'raus.
das stinkt und tut weh: es ist ein graus.

und nicht nur der bumm, nein, auch das licht,
das bunte, das so in den augen sticht,
das zischt und brummt und knattert und knallt,
und das ganze viertel unflätig beschallt,
das hinauffliegt zum himmel und 'runterfällt,
das so stark leuchtet dass nix dagegenhält,
auch das licht kommt, um kleine klavlavs zu fressen.
sogar frau pixy hat dann schon ... gegessen.

denn einst machte es bumm,
und sie drehte sich um
und war voller blut und wunden.
lang tat sie nicht gesunden,
und ihr bein war fortan lahm.

sie konnt' nicht mehr laufen und springen,
konnt' keine ballis mehr bringen,
war g'rad noch gut zum junge kriegen.
neimand kann einen bumm besiegen!

noch nicht einmal frauchen,
die gott ist! und fast allmächtig, frauchen, die
futterdosen öffnen und wasserhähne aufdrehen,
karamelkekse bestellen und die folien aufreissen,
frauchen, die türen aufsperren und einen hund ins auto heben und eben überhaupt alles kann: gott ist!, zumindest für pixy,
nicht einmal die kann was gegen den bumm tun.

meint pixy, versteckt sich,
und zittert und zagt.
und wenn sie endlich hervor sich wagt,
da macht es draussen: bumm.
und anschliessend: krawumm.

doch frau pixy ist ein sehr kluger hund,
und obwohl im moment doch sehr unrund,
denkt sie nach. das ist ja angeblich gesund.

"erst schossen sie mir das bein entzwei,
dann war ich allen einerlei.
dann holten sie mich, und sie sperrten mich ein,
meine freunde weg, ich ganz allein,
im todestrakt sass ich, wer wollte schon mich?
hatschert, als begleitung "hinderlich",
das schlotternde bein nicht schön anzusehn,
ein stammbaum fehlte - war das MEIN versehn?
da keiner mich wollte, weg mit mir:
in der tötung hat man nur kurz quartier.

tierschützer haben mich 'rausgekauft,
der tierarzt hat sich die haare gerauft,
tat alles, was ihm was möglich war,
das bein blieb dran, wie wunderbar!
wir freuten uns sehr, und ich wurde kastriert,
und dann im tierheim kaserniert.

andere konnten springen und sich verstecken,
fangen spielen um allerlei ecken,
nur ich, ich war ein behindertes tier,
und schuld seid ihr menschen: ihr, ihr, ihr!

trotzdem war ich immer freundlich und lieb,
und ganz und gar kein futterdieb,
wenn es den anderen schmeckt: ich freu' mich,
komm' ich wohin, bin ich manierlich,
spiel' mit den kindern,
knutsch mit den eltern.
ich mach nichts kaputt,
und frag' immer brav
ob ich etwas haben darf.
ich mach nix kaputt,
ich benehme ich gut,
und wenn es notwendig ist,
dann hab' ich viel mut.
trotzdem wollt mich keiner haben.

ach ja, dort im heim: ich hüpfte und springte,
g'rad dass ich nicht auch noch lieder singte.
ich dachte, wenn die menschen das sehen,
die werden verstehnen: ich kann sehr gut gehen,
ich kann springen und tanzen und lieb sein und brav,
und überhaupt: bin eine tolle klavlav!
so schnell wie die andern, so flink wie kaum jemand, gelehrig, verständig, und überhaupt: nett.
und ich schlafe in meinem eigenen bett!

ich bellte und käffte und lief allen nach
wie so ein dummes, kleines schaf.

keiner hat mich verstanden, sie gaben mir kuchen,
und taten die "anderen" menschen verfluchen.

doch sie alle wollten lieber die kleinen,
die wuschelig-kuschligen, extra feinen,
jungen, unverdorbenen, süssen,
mit denen sie ihre sünden verbüssen
mussten: was wussten die kleinen
von wohnungen, teppichen, all diesen reinen
menschlichen werten, höhlen und götzen?
ich gönn' denen ja irgendwie ihr entsetzen.

in vielen ländern suchte man nach jemandem der mich wollte.
"behindert" - ach ja ne, eine spende gerne, aber "nehmen" doch lieber einen gesunden hund. ein behindertes tier, das ist ja so, irgendwie, nicht wahr? also, merkwürdig. oder so. und dann fragen die leute ja. hab ich mir das ausgesucht, ich frag sie? hab ich das so gewollt? hab ich nicht. eben. also:

was kann ich dafür, ich armes tier?
ich wär nicht wie ich bin,
und ich wäre nicht hier,
wäre der bumm nicht gewesen.
der eine, der alles verändert hat."

frau pixy hat den bumm so satt.
schon wieder, da draussen, sie trinkt lieber nicht,
und macht ein gar verknittert' gesicht.
wer trinkt, der muss raus, und draussen, der bumm,
der geht in der ganzen stadt herum.

damals, als ihr das unglück passierte,
da war es ja auch so dass es pressierte,
sie kann sich nicht mehr erinnern warum,
sie hat doch geschaut und aufgepasst,
und doch hat der grosse bumm sie erfasst.

frau pixy denkt:
alle katzen, die sie kennt,
haben die die welt verpennt?
nein, die sitzen im warmen und weichen,
müssen dem bumm nicht wirklich weichen,
weil: der bumm ist draussen, die katzen drinnen.
nur manchmal müssen sie sich besinnen:
es ist ihre aufgabe schreckhaft zu sein,
sich zu verstecken, unauffindbar, ganz klein.

frau pixy denkt weiter, wie immer, und meint:
dass ihr besser seid als ich, das scheint
nur so. jetzt aber! jetzt aber ratzfatz!
doch unter dem sofa, da ist kein platz,
denn dort sitzt schon der riesenkatz.



der kuhkater dagegen hat insgeheim
beschlossen: er ist gar nicht daheim,
denn wer nicht da ist, den frisst kein bumm.
frau pixy ist aber gar nicht dumm.
der erwischt also nur einen hund, der bumm?

und also begibt sich die kleine klavlav
insgeheim in das transportgemach
des grossen katz. und meint:
"du, bumm, tut mir leid, aber es scheint,
ich bin ein katz, und du kannst mir nix tun.
ich wünsche allseits wohl zu ruhn."





in diesem sinne einen geräuscharmen und geruchsfreien jahreswechsel

wünschen ihnen allen

frau kelef, frau pixy, sämtliche hier wohnhaften und befreundeten katzen, sowie die piepkis (die nach entfernung der nester nicht mehr mehr werden. aber hier sitzen welche am spriessel die sind vierzehn jahre alt, obwohl die doch nur maximal sieben bis acht jahre alt werden, nun denn).

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