Freitag, 23. Oktober 2009
leadership behaviour IV
oder "die kaufmännische redlichkeit ist den meisten menschen abhanden gekommen"

nun ist ja an meiner erziehung einiges sehr merkwürdig gewesen, ich sehe es ein und lebe mit den folgen, aber ein paar dinge waren doch nicht so schlecht.

zum beispiel: wenn du butter auf dem kopf hast, stell dich in die mitte des raumes, hände an die (nichtvorhandene) hosennaht und sprich langsam und deutlich: "ich weiss, dass ich strafe verdient habe, und bitte um eine gehörige solche."

wenn man das prinzip einmal behirnt hat, ist das eine sehr gute methode mit fehlern welcher art auch immer umzugehen. man nimmt dem gegner den wind aus den segeln, muss nicht verstecken spielen, braucht nicht dümmlich herumlügen und kann ganz ungeniert um hilfe bei der beseitigung des problems ersuchen. ganz nebenbei schläft man auch noch wesentlich besser, hat weitaus weniger stress und: wird glaubwürdiger, weil irgendwann das umfeld, wie dumm es auch sein mag, behirnt hat dass man immer so reagiert. ergo hat man ein leichteres leben, muss sich keine erfundenen geschichten merken, gerät nicht in verdacht etwas vertuscht zu haben, und so weiter und so fort. letztlich sind wir alle menschen, und machen entsprechend eben auch fehler.

was mich an der tatzen-geschichte immer noch so fasziniert ist, dass die leute dort offensichtlich nüsse ahnung haben von der möglichkeit eines derartigen vorgehens. dass sie die negativ-pr nicht vorhergesehen haben ist ja schon schlimm genug, bestätigt aber letztlich nur eine althergebrachte meinung über juristen, denn: Ludwig Thoma: „Er war ein guter Jurist und auch sonst von mäßigem Verstand“ (aus der Kurzgeschichte „Der Vertrag“ über den königlichen Landgerichtsrat Alois Eschenberger). da hat sich also nix geändert.

aber anstatt schadensbegrenzung zu üben, sich hinzustellen und zu sagen: "bullshit, das hätten wir nicht tun sollen, sorry, reden wir doch einmal öffentlich darüber, kommet auf unsere kosten und setzen wir uns hin bei kaffee und kuchen und sprechen über die sache", da wird halbherzig und proforma herumgekackt und die sache nur noch schlimmer und schlimmer gemacht.

und wie publikumswirksam wäre ein derartiges vorgehen doch! wie schön, wenn frau hobbybastlerin ihre stickvorlagen für katzenpfoten um € 3.50.-- (oder wie viel auch immer) kurz vor weihnachten weiterverkaufen dürfte. denn, seien wir uns ehrlich, reich wird die hobbybastlerin sicher nicht mit solchen dingen, so fleissig kann sie gar nicht sein. und katzentatzen kann man mit hundetatzen sowieso nicht verwechseln, so wie man mardertatzen und hundetatzen nicht verwechseln kann, und auch nicht die abdrücke der diesen.

sowieso scheint mir auch ein kleiner haken im markenrecht zu sein, denn ein logo zu schützen ist eine sache, aber ein derart althergebrachtes motiv wie pfotenabdrücke in einem derartigen ausmass zu schützen ist meiner meinung nach eine andere, da sollte man wohl auch ein wenig gesunden menschenverstand walten lassen. wie verhält es sich denn eigentlich mit blättern, blüten, getreide, kaffeebohnen etc.?

und wie, um alles in der welt, sollte wer auch immer, der seine katze mit gefärbten pfoten über ein stück stoff laufen lässt und die flecken dann in eine stickdatei umarbeitet auf die idee kommen, bei dem inhaber eines wolfstatzen-logos anzufragen, ob die juristen dort eine verwechslungs- oder verwässerungsgefahr sehen?

ganz toll aber wäre es ja aber, wenn der leader der branche sowas sagte wie:"wissen sie was, ich geb ihnen für die katzentatzen so und so viel, und sie machen das nie wieder, und ich mach dafür eine sonderedition mit fünfhundert leiberln mit ihren katzentatzen, und verkaufe die überteuert, und die hälfte vom gewinn spenden wir dann gemeinsam in einer grossangelegten aktion irgendeinem wolfsprojekt in deutschland, was halten sie davon?" nur zum beispiel.

hach, was würden presse und internetz jubeln über derartige töne, und der leader käme ganz ohne weitere bemühungen zu einer kostenlosen pr-kampagne sondergleichen.

aber dazu müsste man wohl ein wenig hausverstand, selbstsicherheit, benehmen und kinderstube haben, und überhaupt eier in der hose. und ein wenig ahnung von pr, und davon, wie die welt funktioniert.

am meisten aber verunsichert es mich, dass dieses merkwürdige verhalten nicht allein bei dieser und ähnlichen firmen zu finden ist, sondern generell als eine art lifestyle einzug in das menschliche miteinander - oder vielmehr neben- bzw. gegeneinander - gefunden hat. egal ob in firmen, familien oder politik: mit redlichkeit hat das alles nix zu tun, und eigentlich auch nicht mir geschäft. übrig bleibt nur ein schaler nachgeschmack nach rechthaberei, uneinsichtigkeit, korinthenkackerei und, man verzeihe mir, sagenhafter ignoranz.

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