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Samstag, 18. Juli 2009
ende einer ära
kelef, 10:02h
zoran, der kellner aus unserem stammbeisl, geht zurück nach serbien, nach über zehn jahren unentwegter hege und pflege der gäste und -innen.
eigentlich ist er damals ja nach österreich auf besuch gekommen, dann kam der krieg, und da war das dann irgendwie nicht so sinnvoll mit dem wieder-nach-hause-fahren, weil der liebe zoran ja sowieso ein pazifist ist.
musste er also irgendwas arbeiten, und wenn man eine entfernte verwandtschaft hat, die ein lokal hat, dann wird man eben kellner. mittlerweile ist er übrigens ein ausgezeichneter welcher, er wuchs an seinen aufgaben, und fragte auch gerne immer wieder nach tipps und tricks.
im übrigen ist der liebe zoran eines der wirklich guten beispiele für integration: geht doch wenn man will.
zoran wollte. anfangs, wenn so am nachmittag wenig zu tun war, sass er gerne am tisch mit einer österreichischen oder deutschen zeitung und einem dicken wörterbuch, und lernte vokabel und grammatik. das sei eine sehr vernünftige methode um nicht nur die sprache an sich zu erlernen, sonden auch den sprachschatz zu erweitern (in allen sprachen), sich mit einem teil der kultur des landes vertraut zu machen (teil? frage ich. na ja, grinste er, das ist gerade die kronenzeitung, und dann les' ich noch die bild - das ist ein ziemlich kleiner teil der kultur, und von was für einer noch dazu, oder?).
wenn er irgendwie zeit fand - gearbeitet hat er immer sehr viel - dann schaute er sich ein wenig museum oder irgendwelche sehenwürdigkeiten an - wenn ich hier leb', dann muss ich das doch tun, sagte er dazu.
ein wenig unwirsch wurde er manchmal, wenn neue gäste das übliche ausländer-kauderwelsch sprachen, es war ihm lieber man machte ihn auf fehler aufmerksam und korrigierte ihn. besonders hartnäckige fälle von grammatikalischen feinheiten schrieb er sich auch schon einmal auf einen zettel, nach dem dritten mal falsch ist das ja peinlich, meinte er.
ärgern tat er sich auch, wenn er in irgendwelchen nachrichten- oder wissenschaftssendungen im tv begriffe zu ohren bekam die er nicht verstand und auch in keinem wörterbuch so schnell fand: aufschreiben und fragen ging aber immer.
in der zwischenzeit ist sein deutsch übrigens fast makellos, und mit sicherheit überdurschnittlich gut sowohl in bezug auf wortschatz als auch grammatik, und zwar in wort und schrift.
nie haben wir den zoran unfreundlich, übellaunig oder unhöflich erlebt. immer war er sauber und adrett anzusehen, auch nach vielen stunden arbeit - und wenn er zwischendurch dreimal das hemd wechseln musste. wie kämen denn die gäste dazu.
manchmal - nach längeren hochzeits-, geburtstags- oder anderen feiern war er ein wenig müde und ersuchte um nachsicht mit seinem reduzierten allgemeinzustand.
er wusste, wer was wann wie trinken oder essen wollte, und machte auch immer wieder vorschläge wie: du isst doch gerne ..., da wär noch was da vom tagesteller. er plauderte nur ganz wenig aus dem nähkästchen und hüllte sich gerne in diskretes stillschweigen oder höfliche umschreibungen.
nie hat er auch nur ansatzweise anstalten gemacht, mit einer der alleinstehenden gästinnen, die fallweise immer wieder wiederkamen, anzubandeln.
sonderwünsche wurden stets gerne und umgehend erfüllt, auch wenn sie wenig orthodox erschienen.
auch frau hunt hatte ein besonderes verhältnis zu ihm: zoran war der beste frisches-wasser-bringer ever. frau hunt sitzt ja sommers gerne im schanigarten und schaut sich die leut' an nach einem spaziergang. und nach einem spaziergang hat die dame durst. nachdem ich eine hohe, nicht leicht in handtaschen oder unter jacken zu transportierende wasserschüssel gekauft und deponiert habe, kriegt sie natürlich frisches wasser aus ihrer eigenen schüssel. fremde hunde dürfen nur daraus trinken wenn sie nicht da ist. und immer reichte ein glubschäugiger blick und ein leichtes mit-der-zunge-über-die-nase-fahren, und der zoran kam und brachte ihr ein glas frisches wasser, das in die jeweils vor ihre nase plazierten schüssel gegossen wurde, unter ihren strengen blicken. mit freundlich dankendem wedeln nahm sie dann umgehend ein paar zungenschläge, und legte sich zufrieden seufzend nieder.
auch reste von gekochtem rindfleisch oder gegrilltem fisch nahm sie gerne entgegen.
wenn jemand einen tisch bestellte, war klar wer welchen tisch wann warum bevorzugte, musste man nix sagen. im zweifelsfall wurde das publikum eben umarrangiert. für zoran machten die stammgäste das gerne.
wozu er damals eigentlich die matura gemacht hat und was er genaugenommen vorhatte im leben, daran kann er sich nicht mehr so genau erinnern, besser nicht darüber nachdenken.
alkohol trinkt er übrigens keinen, immer so wie die grossmutter ihm das aufgetragen hat: zum frühstück einen türkischen kaffee und einen kleinen slivovitz, wegen dem kreislauf und überhaupt der gesundheit, und dann nur wasser und saft. kein bier, kein wein, kein schnaps.
jetzt ist der zoran 38, seine mutter ist schwer herzkrank und er will sich um sie kümmern (sonst kriegt sie nie einen operationstermin), und irgendwie wollte er ja sowieso nur auf besuch nach österreich kommen, damals.
er hat ein kleines lokal in seinem heimatort, derzeit vermietet, das will er jetzt selber betreiben, seine freundin lebt auch dort, was er sonst noch vorhat? leben, meinte er, kinder machen, glücklich sein.
und so traurig es einerseits ist, für uns: soll sein, das mit dem leben und den kindern und dem glücklichsein. hat er sich verdient. wünschen wir ihm von herzen.
eigentlich ist er damals ja nach österreich auf besuch gekommen, dann kam der krieg, und da war das dann irgendwie nicht so sinnvoll mit dem wieder-nach-hause-fahren, weil der liebe zoran ja sowieso ein pazifist ist.
musste er also irgendwas arbeiten, und wenn man eine entfernte verwandtschaft hat, die ein lokal hat, dann wird man eben kellner. mittlerweile ist er übrigens ein ausgezeichneter welcher, er wuchs an seinen aufgaben, und fragte auch gerne immer wieder nach tipps und tricks.
im übrigen ist der liebe zoran eines der wirklich guten beispiele für integration: geht doch wenn man will.
zoran wollte. anfangs, wenn so am nachmittag wenig zu tun war, sass er gerne am tisch mit einer österreichischen oder deutschen zeitung und einem dicken wörterbuch, und lernte vokabel und grammatik. das sei eine sehr vernünftige methode um nicht nur die sprache an sich zu erlernen, sonden auch den sprachschatz zu erweitern (in allen sprachen), sich mit einem teil der kultur des landes vertraut zu machen (teil? frage ich. na ja, grinste er, das ist gerade die kronenzeitung, und dann les' ich noch die bild - das ist ein ziemlich kleiner teil der kultur, und von was für einer noch dazu, oder?).
wenn er irgendwie zeit fand - gearbeitet hat er immer sehr viel - dann schaute er sich ein wenig museum oder irgendwelche sehenwürdigkeiten an - wenn ich hier leb', dann muss ich das doch tun, sagte er dazu.
ein wenig unwirsch wurde er manchmal, wenn neue gäste das übliche ausländer-kauderwelsch sprachen, es war ihm lieber man machte ihn auf fehler aufmerksam und korrigierte ihn. besonders hartnäckige fälle von grammatikalischen feinheiten schrieb er sich auch schon einmal auf einen zettel, nach dem dritten mal falsch ist das ja peinlich, meinte er.
ärgern tat er sich auch, wenn er in irgendwelchen nachrichten- oder wissenschaftssendungen im tv begriffe zu ohren bekam die er nicht verstand und auch in keinem wörterbuch so schnell fand: aufschreiben und fragen ging aber immer.
in der zwischenzeit ist sein deutsch übrigens fast makellos, und mit sicherheit überdurschnittlich gut sowohl in bezug auf wortschatz als auch grammatik, und zwar in wort und schrift.
nie haben wir den zoran unfreundlich, übellaunig oder unhöflich erlebt. immer war er sauber und adrett anzusehen, auch nach vielen stunden arbeit - und wenn er zwischendurch dreimal das hemd wechseln musste. wie kämen denn die gäste dazu.
manchmal - nach längeren hochzeits-, geburtstags- oder anderen feiern war er ein wenig müde und ersuchte um nachsicht mit seinem reduzierten allgemeinzustand.
er wusste, wer was wann wie trinken oder essen wollte, und machte auch immer wieder vorschläge wie: du isst doch gerne ..., da wär noch was da vom tagesteller. er plauderte nur ganz wenig aus dem nähkästchen und hüllte sich gerne in diskretes stillschweigen oder höfliche umschreibungen.
nie hat er auch nur ansatzweise anstalten gemacht, mit einer der alleinstehenden gästinnen, die fallweise immer wieder wiederkamen, anzubandeln.
sonderwünsche wurden stets gerne und umgehend erfüllt, auch wenn sie wenig orthodox erschienen.
auch frau hunt hatte ein besonderes verhältnis zu ihm: zoran war der beste frisches-wasser-bringer ever. frau hunt sitzt ja sommers gerne im schanigarten und schaut sich die leut' an nach einem spaziergang. und nach einem spaziergang hat die dame durst. nachdem ich eine hohe, nicht leicht in handtaschen oder unter jacken zu transportierende wasserschüssel gekauft und deponiert habe, kriegt sie natürlich frisches wasser aus ihrer eigenen schüssel. fremde hunde dürfen nur daraus trinken wenn sie nicht da ist. und immer reichte ein glubschäugiger blick und ein leichtes mit-der-zunge-über-die-nase-fahren, und der zoran kam und brachte ihr ein glas frisches wasser, das in die jeweils vor ihre nase plazierten schüssel gegossen wurde, unter ihren strengen blicken. mit freundlich dankendem wedeln nahm sie dann umgehend ein paar zungenschläge, und legte sich zufrieden seufzend nieder.
auch reste von gekochtem rindfleisch oder gegrilltem fisch nahm sie gerne entgegen.
wenn jemand einen tisch bestellte, war klar wer welchen tisch wann warum bevorzugte, musste man nix sagen. im zweifelsfall wurde das publikum eben umarrangiert. für zoran machten die stammgäste das gerne.
wozu er damals eigentlich die matura gemacht hat und was er genaugenommen vorhatte im leben, daran kann er sich nicht mehr so genau erinnern, besser nicht darüber nachdenken.
alkohol trinkt er übrigens keinen, immer so wie die grossmutter ihm das aufgetragen hat: zum frühstück einen türkischen kaffee und einen kleinen slivovitz, wegen dem kreislauf und überhaupt der gesundheit, und dann nur wasser und saft. kein bier, kein wein, kein schnaps.
jetzt ist der zoran 38, seine mutter ist schwer herzkrank und er will sich um sie kümmern (sonst kriegt sie nie einen operationstermin), und irgendwie wollte er ja sowieso nur auf besuch nach österreich kommen, damals.
er hat ein kleines lokal in seinem heimatort, derzeit vermietet, das will er jetzt selber betreiben, seine freundin lebt auch dort, was er sonst noch vorhat? leben, meinte er, kinder machen, glücklich sein.
und so traurig es einerseits ist, für uns: soll sein, das mit dem leben und den kindern und dem glücklichsein. hat er sich verdient. wünschen wir ihm von herzen.
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