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Montag, 18. Juli 2011
Die Herkunft der Kampfpreis-Spareribs
kelef, 16:49h
darüber berichtet orf.at heute, am 18.07.2011, unter dem o.a. titel. geht doch, das mit der recherche und der meinung und dem hintergrundwissen und den vernünftigen interviews. also bitteschön - damit es nicht heisst, ich hab was gegen den monopolbetrieb - und lesen sie bis zu ende. danke.
edit, katha_esskultur hat recht, damit hier keine missverständnisse entstehen: unter dem link finden sie den vollständigen artikel, mitsamt autor, nurohne die photos. dank der österreichischen legislative darf der orf artikel ja nur eine sehr begrenzte zeit online zur verfügung stellen, und damit also nix verkommt wenn man den orf schon einmal loben kann:
http://orf.at/stories/2068368/:
Ein Großteil des in Österreich konsumierten Fleisches wird nicht im Land produziert. Wenn man doch zu heimischen Produkten greift: Was kauft man damit? Wie wachsen die Tiere in der konventionellen Tierhaltung auf? Wie werden sie geschlachtet, wie weiterverarbeitet? In einer dreiteiligen Serie widmet sich ORF.at der Fleischproduktion in Österreich. In einem Mastbetrieb, einem Schlachthof und einem Verarbeitungsbetrieb wird der Weg eines Tieres von der Aufzucht bis zum Supermarktregal verfolgt. Den Anfang macht der Bauernhof.
Viele denken bei einem Schweinemastbetrieb mit 800 Tieren an industrielle Landwirtschaft im großen Stil: eine riesige Fabrikshalle, gleißendes Licht, mehrere Billiglöhner als Angestellte. Im oberösterreichischen Mehrnbach sieht das anders aus.
Inmitten malerischer Landschaft arbeiten Klaus Grimmer, seine Frau und sein Vater auf dem Hof der Familie - Vollzeit, aber ohne Angestellte. Produziert wird AMA-Gütesiegel-Fleisch, geliefert zum Großteil an den überregionalen Schlachthof Großfurtner.
Die Ferkel zieht Grimmer nicht selbst auf, noch nicht. Er kauft sie mit einem Gewicht von 30 Kilogramm von zwei nahe gelegenen Züchtern. Im Zusammenhang mit der Aufzucht wird derzeit das Thema Kastenstandhaltung öffentlich diskutiert. Überhaupt scheint es, als ob seit den Freisprüchen für die Aktivisten rund um den Verein gegen Tierfabriken die Debatte über Tierleid wieder lebhafter geführt wird. Kastenstandhaltung - das heißt: Die Sau wird nach der Geburt der Ferkel in einen abgegrenzten Bereich gestellt, der kaum größer ist als sie selbst. Sie kann sich also nicht umdrehen, nicht vorwärts und nicht rückwärts gehen, sondern nur stehen und liegen - und das für einen Zeitraum von vier Wochen.
Das Leben in der Box
Tierschützer und Grüne sprechen von unfassbarem Tierleid. Bei Bauer Grimmer hört man die Sicht der Produzenten. Ihm steht Hans Schlederer zur Seite, ein Machertyp, die Stimme der oberösterreichischen Schweinelobby, der Geschäftsführer des Verbands landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten Österreichs (kurz: „Schweinebörse“). Er sagt, dass das Thema medial hochgekocht wird. Beim dritten, vierten Mal gehe eine Sau schon freiwillig in den Kasten. Einmal drin, wehre sie sich nicht, sondern sei ruhig. Der Sinn der Kastenstandhaltung sei das Vermeiden von Produktionsausfällen, sprich: Die Sau könne keines der Ferkel erdrücken, was sonst hin und wieder vorkomme (auch diesem Argument widersprechen Tierschützer).
Mehrere Schweine liegen in einem Mastbetrieb auf dem BodenORF.at/Roland WinklerSchweine auf Betonspaltboden. Im Hintergrund der Trinknippel an der Wand.
Wenn die Ferkel dann in Grimmers Mastbetrieb ankommen, werden sie in verschiedene Räume des Stalls und dort in einzelne Boxen verteilt, sortiert nach Alter. Die Größe dieser Boxen liegt bei rund 25 Quadratmetern, die Belegung variiert zwischen 20 und knapp 40 Tieren. Die Ausstattung ist karg. Die Tiere bewegen sich auf einem Betonboden mit kleinen Spalten, durch die ein Großteil der Ausscheidungen in einem Gülletank unter dem Stall verschwindet. In jeder Box hängt eine Eisenkette mit Gummiteil, zum Spielen. Die Tiere schieben den Gummi hin und her und reißen an der Kette. Die Fütterung erfolgt automatisch, ein Trog in der Mitte wird befüllt. Getrunken wird aus einem Trinknippel an der Wand.
Die Herkunft eines Schweins ist anhand der Ohrmarke nachvollziehbar.
Erträglichkeitsmaßnahmen
Grimmer ist stolz auf seinen Stall, den er vor knapp zehn Jahren errichten ließ. Jedes Detail wurde mit Bedacht gestaltet. Täglich wird in den Boxen eine Dusche aufgedreht. Jedes Tier, das will, kann sich berieseln lassen, was beruhigend wirkt. Ruhige Schweine garantieren eine geringe Ausfallsquote. Anfangs lief das Duschprogramm automatisch. Weil aber die Temperaturen schwanken und es manchmal ein bisschen zieht, waren dann einzelne Tiere erkältet. Jetzt wird manuell berieselt. Der Stall selbst ist großteils aus Holz gebaut, auch das war Grimmer wichtig, die klassische Fabriksanmutung sollte vermieden werden.
Die Fütterung erfolgt viermal täglich, jedes Mal über mehrere Stunden hinweg. Das ist nicht Standard, sondern soll ebenfalls zur Beruhigung der Tiere beitragen. Die Aufregung, die entsteht, wenn punktuell Futter für alle kommt, wird so vermieden. Beim Futtermittel setzt der Hof zum größten Teil auf Selbstversorgung. Mais (60 Prozent des Futters), Weizen und Gerste werden auf den eigenen Feldern geerntet. Zugekauft werden Sojakonzentrat und ein Mix aus Mineralstoffen und Vitaminen. Das Ganze kommt als Brei mit Wasser gemischt aus Rohren in den Trog. Klassische Leistungssteigerer, Hormone und Antibiotika werden nicht verfüttert, sie sind in Österreich generell verboten.
„Auch einmal auf Urlaub fahren“
Was würde sich für die Tiere ändern, wenn Grimmer Biofleisch produzieren würde? Zunächst einmal würden die Tiere auf keinem Spaltboden gehen müssen. Stroh müsste vorhanden sein. Der Stall müsste über Außenflächen verfügen, die die Tiere benützen könnten. All das würde Investitionen in bauliche Maßnahmen bedeuten. Das Misten des Stalles würde viel Zeit in Anspruch nehmen und wäre ohne Angestellte kaum zu bewältigen. Ein Betrieb, sagt Schlederer, müsse nun einmal wirtschaftlich laufen. Und, fügt Bauer Grimmer hinzu, man will schließlich auch einmal auf Urlaub fahren können. Es klingt nicht, als ob das für ihn selbstverständlich wäre. Reich werde er nicht, aber immerhin: „Man kann leben davon.“
20 bis knapp 40 Tiere werden in einer Box gehalten.
Die Tiere auf dem Hof sind in erster Linie eine Ware und erst in zweiter Linie Lebewesen. Grimmer versucht glaubwürdig, im Rahmen einer wirtschaftlichen, nicht biologischen Haltung von Schweinen Tierleid zu verhindern, wo es geht. Aber - er produziert für einen Massenmarkt, der bedient werden will. 115 Kilogramm beträgt das Schlachtgewicht im Schnitt, 70 Dekagramm sollte ein Tier am Tag zunehmen. Bei Spar wird mit Kampfpreisen geworben: Unter vier Euro kostet ein Kilo Knacker vom Bearbeitungsbetrieb Tann, ein Produkt, das aus Grimmers Schweinen hergestellt wird. Ein erklecklicher Anteil des in Österreich konsumierten Fleisches wird importiert - aus Ländern, in denen billiger, also noch weniger tiergerecht, produziert wird.
„Schlechte Haltungsbedingungen“
Dazu kommt, dass es auch in Österreich „schwarze Schafe“ gibt - also Betriebe, in denen schlimme Zustände herrschen, wo sich die Tiere aufgrund der Haltungsbedingungen gegenseitig schwer verletzen und ständig unter Stress stehen. Schlederer meint, aufgrund amtstierärztlicher Kontrollen gehörten diese Extremfälle weitgehend der Vergangenheit an. Grimmers Betrieb ist ein Vorzeigehof, was Massentierhaltung betrifft. Er produziert nach den AMA-Gütesiegel-Regeln und engagiert sich darüber hinaus. Nur wenige Tiere weisen Verletzungen von Rangordnungskämpfen auf, die Ausfallsquote (sprich: tote Tiere) liegt bei unter einem Prozent. Schon alleine dass er Journalisten mit Kamera vorlässt und für ein Gespräch zur Verfügung steht, weist seine Sonderstellung aus.
Schlederer hat statistische Zahlen für die Einordnung parat. In Österreich ist ein Schweinemastbetrieb (also die Kleinbauern nicht mitgerechnet) im Schnitt mit 300 bis 400 Tieren belegt. Insgesamt gibt es hierzulande 30.000 Schweinehalter (die Kleinbauern hier genauso mitgerechnet wie die Mastbetriebe) mit im Schnitt 80 Tieren pro Standort. Die Hälfte der Schweinehalter wird als professioneller Betrieb geführt. 90 Prozent der Schweinehalter würden ordentlich arbeiten, sagt Schlederer. Im Fall der restlichen zehn Prozent spricht er von „schlechten Haltungsbedingungen“. Verletzungen der Tiere seien nicht gänzlich zu vermeiden. Zu echter Tierquälerei komme es jedoch nur selten.
Der Preis des Billigschinkens
Wenn man als Konsument also Fleisch kauft, das nicht aus Bioproduktion kommt, um Geld zu sparen, muss man sich bewusst sein: Im allerbesten Fall werden die Tiere so gezüchtet und gemästet wie im hier beschriebenen Fall: Kastenstandhaltung, Spaltboden, keine Außenflächen. Schlederer hat vollkommen recht, wenn er Konsumenten, die sich schockiert geben, aber dennoch die günstige Ware kaufen, als naiv bezeichnet. Wie sonst soll der Billigschinken auf die Fertigpizza kommen, die Gelatine in die Gummibärchen und die Kampfpreisrippchen auf den Griller?
TV-Hinweis
Der „Report“ beschäftigt sich am Dienstag (Anm.: am 19.07.2011) um 21.05 Uhr in ORF2 mit dem Thema artgerechte Tierhaltung - mehr dazu in tv.ORF.at.
In Österreich werden rund fünf Millionen Schweine, 85 Millionen Hühner und fünf Millionen Puten konsumiert - pro Jahr. Mit kleinbäuerlichen Strukturen ist dieser Nachfrage nicht zu beizukommen. Hier die Empörung einzig auf die Bauern zu konzentrieren, greift mit Sicherheit zu kurz. Sowohl die zur Verdrängung neigenden Konsumenten, die auf das tägliche, kostengünstige Stück Fleisch bzw. Wurst nicht verzichten wollen, als auch von Lobbys beeinflusste Politiker in Österreich und der EU stehen mindestens genauso in der Pflicht. Im Katalog für Menschenrechte steht die jederzeit für jeden verfügbare Aktionsschnitzelsemmel noch nicht.
Simon Hadler, ORF.at
chapeau. so ein langer artikel, und noch dazu in ordentlichem deutsch. man darf noch hoffnung haben.
edit, katha_esskultur hat recht, damit hier keine missverständnisse entstehen: unter dem link finden sie den vollständigen artikel, mitsamt autor, nurohne die photos. dank der österreichischen legislative darf der orf artikel ja nur eine sehr begrenzte zeit online zur verfügung stellen, und damit also nix verkommt wenn man den orf schon einmal loben kann:
http://orf.at/stories/2068368/:
Ein Großteil des in Österreich konsumierten Fleisches wird nicht im Land produziert. Wenn man doch zu heimischen Produkten greift: Was kauft man damit? Wie wachsen die Tiere in der konventionellen Tierhaltung auf? Wie werden sie geschlachtet, wie weiterverarbeitet? In einer dreiteiligen Serie widmet sich ORF.at der Fleischproduktion in Österreich. In einem Mastbetrieb, einem Schlachthof und einem Verarbeitungsbetrieb wird der Weg eines Tieres von der Aufzucht bis zum Supermarktregal verfolgt. Den Anfang macht der Bauernhof.
Viele denken bei einem Schweinemastbetrieb mit 800 Tieren an industrielle Landwirtschaft im großen Stil: eine riesige Fabrikshalle, gleißendes Licht, mehrere Billiglöhner als Angestellte. Im oberösterreichischen Mehrnbach sieht das anders aus.
Inmitten malerischer Landschaft arbeiten Klaus Grimmer, seine Frau und sein Vater auf dem Hof der Familie - Vollzeit, aber ohne Angestellte. Produziert wird AMA-Gütesiegel-Fleisch, geliefert zum Großteil an den überregionalen Schlachthof Großfurtner.
Die Ferkel zieht Grimmer nicht selbst auf, noch nicht. Er kauft sie mit einem Gewicht von 30 Kilogramm von zwei nahe gelegenen Züchtern. Im Zusammenhang mit der Aufzucht wird derzeit das Thema Kastenstandhaltung öffentlich diskutiert. Überhaupt scheint es, als ob seit den Freisprüchen für die Aktivisten rund um den Verein gegen Tierfabriken die Debatte über Tierleid wieder lebhafter geführt wird. Kastenstandhaltung - das heißt: Die Sau wird nach der Geburt der Ferkel in einen abgegrenzten Bereich gestellt, der kaum größer ist als sie selbst. Sie kann sich also nicht umdrehen, nicht vorwärts und nicht rückwärts gehen, sondern nur stehen und liegen - und das für einen Zeitraum von vier Wochen.
Das Leben in der Box
Tierschützer und Grüne sprechen von unfassbarem Tierleid. Bei Bauer Grimmer hört man die Sicht der Produzenten. Ihm steht Hans Schlederer zur Seite, ein Machertyp, die Stimme der oberösterreichischen Schweinelobby, der Geschäftsführer des Verbands landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten Österreichs (kurz: „Schweinebörse“). Er sagt, dass das Thema medial hochgekocht wird. Beim dritten, vierten Mal gehe eine Sau schon freiwillig in den Kasten. Einmal drin, wehre sie sich nicht, sondern sei ruhig. Der Sinn der Kastenstandhaltung sei das Vermeiden von Produktionsausfällen, sprich: Die Sau könne keines der Ferkel erdrücken, was sonst hin und wieder vorkomme (auch diesem Argument widersprechen Tierschützer).
Mehrere Schweine liegen in einem Mastbetrieb auf dem BodenORF.at/Roland WinklerSchweine auf Betonspaltboden. Im Hintergrund der Trinknippel an der Wand.
Wenn die Ferkel dann in Grimmers Mastbetrieb ankommen, werden sie in verschiedene Räume des Stalls und dort in einzelne Boxen verteilt, sortiert nach Alter. Die Größe dieser Boxen liegt bei rund 25 Quadratmetern, die Belegung variiert zwischen 20 und knapp 40 Tieren. Die Ausstattung ist karg. Die Tiere bewegen sich auf einem Betonboden mit kleinen Spalten, durch die ein Großteil der Ausscheidungen in einem Gülletank unter dem Stall verschwindet. In jeder Box hängt eine Eisenkette mit Gummiteil, zum Spielen. Die Tiere schieben den Gummi hin und her und reißen an der Kette. Die Fütterung erfolgt automatisch, ein Trog in der Mitte wird befüllt. Getrunken wird aus einem Trinknippel an der Wand.
Die Herkunft eines Schweins ist anhand der Ohrmarke nachvollziehbar.
Erträglichkeitsmaßnahmen
Grimmer ist stolz auf seinen Stall, den er vor knapp zehn Jahren errichten ließ. Jedes Detail wurde mit Bedacht gestaltet. Täglich wird in den Boxen eine Dusche aufgedreht. Jedes Tier, das will, kann sich berieseln lassen, was beruhigend wirkt. Ruhige Schweine garantieren eine geringe Ausfallsquote. Anfangs lief das Duschprogramm automatisch. Weil aber die Temperaturen schwanken und es manchmal ein bisschen zieht, waren dann einzelne Tiere erkältet. Jetzt wird manuell berieselt. Der Stall selbst ist großteils aus Holz gebaut, auch das war Grimmer wichtig, die klassische Fabriksanmutung sollte vermieden werden.
Die Fütterung erfolgt viermal täglich, jedes Mal über mehrere Stunden hinweg. Das ist nicht Standard, sondern soll ebenfalls zur Beruhigung der Tiere beitragen. Die Aufregung, die entsteht, wenn punktuell Futter für alle kommt, wird so vermieden. Beim Futtermittel setzt der Hof zum größten Teil auf Selbstversorgung. Mais (60 Prozent des Futters), Weizen und Gerste werden auf den eigenen Feldern geerntet. Zugekauft werden Sojakonzentrat und ein Mix aus Mineralstoffen und Vitaminen. Das Ganze kommt als Brei mit Wasser gemischt aus Rohren in den Trog. Klassische Leistungssteigerer, Hormone und Antibiotika werden nicht verfüttert, sie sind in Österreich generell verboten.
„Auch einmal auf Urlaub fahren“
Was würde sich für die Tiere ändern, wenn Grimmer Biofleisch produzieren würde? Zunächst einmal würden die Tiere auf keinem Spaltboden gehen müssen. Stroh müsste vorhanden sein. Der Stall müsste über Außenflächen verfügen, die die Tiere benützen könnten. All das würde Investitionen in bauliche Maßnahmen bedeuten. Das Misten des Stalles würde viel Zeit in Anspruch nehmen und wäre ohne Angestellte kaum zu bewältigen. Ein Betrieb, sagt Schlederer, müsse nun einmal wirtschaftlich laufen. Und, fügt Bauer Grimmer hinzu, man will schließlich auch einmal auf Urlaub fahren können. Es klingt nicht, als ob das für ihn selbstverständlich wäre. Reich werde er nicht, aber immerhin: „Man kann leben davon.“
20 bis knapp 40 Tiere werden in einer Box gehalten.
Die Tiere auf dem Hof sind in erster Linie eine Ware und erst in zweiter Linie Lebewesen. Grimmer versucht glaubwürdig, im Rahmen einer wirtschaftlichen, nicht biologischen Haltung von Schweinen Tierleid zu verhindern, wo es geht. Aber - er produziert für einen Massenmarkt, der bedient werden will. 115 Kilogramm beträgt das Schlachtgewicht im Schnitt, 70 Dekagramm sollte ein Tier am Tag zunehmen. Bei Spar wird mit Kampfpreisen geworben: Unter vier Euro kostet ein Kilo Knacker vom Bearbeitungsbetrieb Tann, ein Produkt, das aus Grimmers Schweinen hergestellt wird. Ein erklecklicher Anteil des in Österreich konsumierten Fleisches wird importiert - aus Ländern, in denen billiger, also noch weniger tiergerecht, produziert wird.
„Schlechte Haltungsbedingungen“
Dazu kommt, dass es auch in Österreich „schwarze Schafe“ gibt - also Betriebe, in denen schlimme Zustände herrschen, wo sich die Tiere aufgrund der Haltungsbedingungen gegenseitig schwer verletzen und ständig unter Stress stehen. Schlederer meint, aufgrund amtstierärztlicher Kontrollen gehörten diese Extremfälle weitgehend der Vergangenheit an. Grimmers Betrieb ist ein Vorzeigehof, was Massentierhaltung betrifft. Er produziert nach den AMA-Gütesiegel-Regeln und engagiert sich darüber hinaus. Nur wenige Tiere weisen Verletzungen von Rangordnungskämpfen auf, die Ausfallsquote (sprich: tote Tiere) liegt bei unter einem Prozent. Schon alleine dass er Journalisten mit Kamera vorlässt und für ein Gespräch zur Verfügung steht, weist seine Sonderstellung aus.
Schlederer hat statistische Zahlen für die Einordnung parat. In Österreich ist ein Schweinemastbetrieb (also die Kleinbauern nicht mitgerechnet) im Schnitt mit 300 bis 400 Tieren belegt. Insgesamt gibt es hierzulande 30.000 Schweinehalter (die Kleinbauern hier genauso mitgerechnet wie die Mastbetriebe) mit im Schnitt 80 Tieren pro Standort. Die Hälfte der Schweinehalter wird als professioneller Betrieb geführt. 90 Prozent der Schweinehalter würden ordentlich arbeiten, sagt Schlederer. Im Fall der restlichen zehn Prozent spricht er von „schlechten Haltungsbedingungen“. Verletzungen der Tiere seien nicht gänzlich zu vermeiden. Zu echter Tierquälerei komme es jedoch nur selten.
Der Preis des Billigschinkens
Wenn man als Konsument also Fleisch kauft, das nicht aus Bioproduktion kommt, um Geld zu sparen, muss man sich bewusst sein: Im allerbesten Fall werden die Tiere so gezüchtet und gemästet wie im hier beschriebenen Fall: Kastenstandhaltung, Spaltboden, keine Außenflächen. Schlederer hat vollkommen recht, wenn er Konsumenten, die sich schockiert geben, aber dennoch die günstige Ware kaufen, als naiv bezeichnet. Wie sonst soll der Billigschinken auf die Fertigpizza kommen, die Gelatine in die Gummibärchen und die Kampfpreisrippchen auf den Griller?
TV-Hinweis
Der „Report“ beschäftigt sich am Dienstag (Anm.: am 19.07.2011) um 21.05 Uhr in ORF2 mit dem Thema artgerechte Tierhaltung - mehr dazu in tv.ORF.at.
In Österreich werden rund fünf Millionen Schweine, 85 Millionen Hühner und fünf Millionen Puten konsumiert - pro Jahr. Mit kleinbäuerlichen Strukturen ist dieser Nachfrage nicht zu beizukommen. Hier die Empörung einzig auf die Bauern zu konzentrieren, greift mit Sicherheit zu kurz. Sowohl die zur Verdrängung neigenden Konsumenten, die auf das tägliche, kostengünstige Stück Fleisch bzw. Wurst nicht verzichten wollen, als auch von Lobbys beeinflusste Politiker in Österreich und der EU stehen mindestens genauso in der Pflicht. Im Katalog für Menschenrechte steht die jederzeit für jeden verfügbare Aktionsschnitzelsemmel noch nicht.
Simon Hadler, ORF.at
chapeau. so ein langer artikel, und noch dazu in ordentlichem deutsch. man darf noch hoffnung haben.
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Freitag, 15. Juli 2011
nine months with pixy
kelef, 02:01h
this entry is in english, for the hungarian readers, and especially for juli.
pixy is integrated into the whole little part of Vienna, this very part of the district where we live, actually: she is part of it. everybody knows her, and:
she is everybody's darling. and she deserves it.
she has (kind of) a human fan club.
she is befriended with lots of people, with not so many dogs - definitely still a little jealous in case of hairy little puppies.
she loves children.
she can stay alone and take care of my handbag, or of whatever i ask her to take care of, and wherever i ask her to do so. she vigorously watches the way i went, but she stays and waits. no whining or whimping. for a whole hour.
she is a junkie, as far as caramel cookies with whipped cream ( with a little coffee on it) are concerned.
she does not touch the cats food, if we are invited. she watches the bowl. after 90 minutes she decides it was a shame to spoil food this way. anyhow, she asked the cat, and the cat went for the cheese on the table ...
she loves "her" cats. both. if they start to play "stampede" in the morning, she gets up from her sleeping place and makes some comforting whines, the cats understand and calm down.
she is a very decent dog. everything has to be in the right place, everything has to be done in the right way. getting up, having the first cup of coffee, look into the "machine" (=computer), she knows every word, and walks from sleeping room to kitchen to writing desk, and then she looks at me: what about your morning shower? and hops into the bathroom to watch whether i brush my teeth. after a long walk she wants to visit a restaurant.
how lucky was i to choose her.
she lost her fear in sight of people with sticks (walking sticks, cruckets, a.s.o.), and closed pickups, and all kind of box-formatted vehicles used by e.g. postmen.
she eats everything i, the cats, or one of her friends eat. she is quite careful since she once threw her teeth into a cigar: but she is a good dog. the cigar was from cuba, a really rare and expensive one, and she spit it out at once. the owner smoked it afterwards: the cover leaf had not the smallest scratch. pixys face was: well, interesting.
she will soon have her own autograph cards.
and if now somebody please could explain to me why pixy is eating yellow tomatoes, and lilac ones, and green ones, and pink ones, round ones, and oval ones, and funny shaped ones, all of them with or without cheese (mozzarella, gouda, red mould cheese, quark, etc.), with our without pumpkin seed oil, but NO RED TOMATOES, i definitely would be very grateful. i just want to understand.
thanks in advance.
pixy is integrated into the whole little part of Vienna, this very part of the district where we live, actually: she is part of it. everybody knows her, and:
she is everybody's darling. and she deserves it.
she has (kind of) a human fan club.
she is befriended with lots of people, with not so many dogs - definitely still a little jealous in case of hairy little puppies.
she loves children.
she can stay alone and take care of my handbag, or of whatever i ask her to take care of, and wherever i ask her to do so. she vigorously watches the way i went, but she stays and waits. no whining or whimping. for a whole hour.
she is a junkie, as far as caramel cookies with whipped cream ( with a little coffee on it) are concerned.
she does not touch the cats food, if we are invited. she watches the bowl. after 90 minutes she decides it was a shame to spoil food this way. anyhow, she asked the cat, and the cat went for the cheese on the table ...
she loves "her" cats. both. if they start to play "stampede" in the morning, she gets up from her sleeping place and makes some comforting whines, the cats understand and calm down.
she is a very decent dog. everything has to be in the right place, everything has to be done in the right way. getting up, having the first cup of coffee, look into the "machine" (=computer), she knows every word, and walks from sleeping room to kitchen to writing desk, and then she looks at me: what about your morning shower? and hops into the bathroom to watch whether i brush my teeth. after a long walk she wants to visit a restaurant.
how lucky was i to choose her.
she lost her fear in sight of people with sticks (walking sticks, cruckets, a.s.o.), and closed pickups, and all kind of box-formatted vehicles used by e.g. postmen.
she eats everything i, the cats, or one of her friends eat. she is quite careful since she once threw her teeth into a cigar: but she is a good dog. the cigar was from cuba, a really rare and expensive one, and she spit it out at once. the owner smoked it afterwards: the cover leaf had not the smallest scratch. pixys face was: well, interesting.
she will soon have her own autograph cards.
and if now somebody please could explain to me why pixy is eating yellow tomatoes, and lilac ones, and green ones, and pink ones, round ones, and oval ones, and funny shaped ones, all of them with or without cheese (mozzarella, gouda, red mould cheese, quark, etc.), with our without pumpkin seed oil, but NO RED TOMATOES, i definitely would be very grateful. i just want to understand.
thanks in advance.
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Montag, 11. Juli 2011
radfahren in wien
kelef, 06:18h
der orf berichtete gestern:
"Aktion scharf" gegen Radfahrer
In den kommenden Wochen wird die Polizei in der Innenstadt verstärkt Radfahrer kontrollieren. Dies soll dem Schutz der vielen Touristen dienen, die sich gerade in der Stadt aufhalten. In dieser Form findet die Aktion zum ersten Mal statt.
Schwerpunkt-Aktion in den kommenden Wochen angekündigt.
Kontrollen zum Schutz der Touristen
"Derzeit sind besonders in der Innenstadt viele Touristen unterwegs, die sich für die Sehenswürdigkeiten interessieren. Die Urlauber nehmen dadurch ihre Umgebung nur beschränkt wahr und achten selten auf Radfahrer", teilte die Polizei mit.
Es soll daher kontrolliert werden, dass sich Biker nicht unerlaubt in Fußgängerzonen oder auf Gehsteigen fortbewegen.
"In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass in den kommenden Wochen vor allem in der Innenstadt noch mehr Personal für Schwerpunkteinsätze zur Überwachung der Einhaltung der Bestimmungen für Radfahrer eingesetzt wird", hieß es von der Polizei.
Auf dem Gehsteig fahren kostet 21 Euro
Der Strafenkatalog für Radfahrer in Wien ist lang. Er beginnt beim "Falschparken" (sieben Euro) und endet für alkoholisierte Wiederholungstäter bei Anzeigen im dreistelligen Bereich.
Auf dem Gehsteig fahren kostet 21 Euro, bei Rot über die Ampel 36 Euro, fahren in der Fußgängerzone 21 Euro, gegen die Einbahn 35 Euro und wer in der Nacht ohne Licht unterwegs ist und erwischt wird, zahlt 21 Euro. Zusätzlich kann bei mangelhafter Ausstattung eine Geldstrafe von 14 Euro verhängt werden.
Gar nicht gut zu sprechen sind die Ordnungshüter auf betrunkene Radfahrer. Dementsprechend hoch sind die Strafen angesetzt. Wer zu tief ins Glas schaut und mit 0,8 Promille unterwegs ist, muss mit Strafen bis zu 3.633 Euro, ab 1,2 Promille mit bis zu 4.360 Euro und ab 1,6 Promille mit bis zu 5.813 Euro rechnen. Zudem droht der Führerscheinentzug.
wien.ORF.at; 27.6.11
Radfahrer in Wien
Die neue rot-grüne Stadtregierung sucht einen Chefradler für Wien: Seit Ende Juni ist der Posten eines Fahrradbeauftragten ausgeschrieben. Dieser soll zur zentralen Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Rad werden.
also wenn ich das trotz meines alters und meiner beschränkten einsicht als nichtmehr-radfahrerin richtig verstehe, und davon gehe ich einmal in aller bescheidenheit aus, dann passen die polizisten jetzt auf, damit in der innenstadt die ausländischen touristen nicht von inländischen radfahrern, die sich nicht an die verkehrsregeln halten, über den haufen gefahren werden. weil es einem touristen in der innenstadt, und offensichtlich hauptsächlich dort und beim besichtigen von sehenswürdigkeiten, ja nicht zumutbar ist aufzupassen ob auf dem gehsteig in der nacht verbotenerweise ein radfahrer ohne licht mit tempo sonstwas daherkommt.
umkehrschluss: um die depperten eingeborenen ausserhalb des rings (also in der nicht-innenstadt) ist eh' nicht schad', wenn die nicht selber aufpassen haben sie eben pech gehabt. das gleiche gilt sinngemäss, wenn ich mich nicht irre, allerdings auch für die touristen ausserhalb der innenstadt, sonst hätte der text der aussendung doch etwas anders gelautet, oder?
vielleicht gibt es demnächst auch eine ergänzende fibel des tourismusverbandes: überleben für touristen in wien. wo greifen rabiate radfahrer an, in welche richtung rettet man sich bei drohenden zusammenstössen, und wo ist das nächste krankenhaus? als beilage vielleicht ein kleines notfall-verbandspaket und - für die, die sich in der nicht-innenstadt was anschauen wollen - vielleicht eine kleine, faltbare ritterrüstung?
aber, die freunde und helfer sind ja jetzt besonders wachsam und, da der staatssäckel leer ist, da werden die doch gerne die o.a. strafen kassieren und so zu einem besseren miteinander beitragen.
die stelle des fahrradbeauftragten ist ja sicherlich auch schon besetzt, das ist unter garantie ein job, auf den man stolz sein kann. alleine dieser titel schon: fahrradbeauftragter der stadt wien, ich meine, das muss man sich einmal am trommelfell zergehen lassen. wer kreiert solcherlei absonderlichkeiten eigentlich? und was geht mit deutschkurs?
frau kelef wundert sich, aber das passiert ihr ja öfter mal. und sie macht die probe aufs exempel, weil es sich gerade so ergibt.
nachtspaziergang mit frau pixy in der fussgängerzone, und wie schon seit jahren moniert gurken wieder einige (diesmal an der zahl elf, im pulk) radfahrende zettelverteiler mit je einem ordentlichen packen papier in den hier üblichen plastikboxen auf dem gepäckträger die meidlinger hauptstrasse hinunter. ebendiese ist eine fussgängerzone - überraschenderweise auch in der nacht. bei den von autos befahrenen querstrassen kann nicht gebremst werden, weil weder rücktritt noch bremsen funktionieren. die dynamos funktionieren auch nicht, denn ansonsten täten die doch nicht alle elf ohne licht fahren, in der finsternis der nacht, oder? und klingeln haben die auch keine, denn sonst würden die doch nicht der kleinen wauwau und frau kelef in einem einzigen atemzug fast das lebenslicht auslöschen beim "irgendwie-dann-doch-bemerken-dass-man-nicht-alleine-auf-der-welt-ist"? sprechen kann man mit den zettelverteilern nicht, weil: die können kein deutsch, und auch kein englisch.
aber gott sei dank kommt ja gleich dahinter ein polizeiauto, mit zwei polizisten darin, und die werden also aufgehalten und frau kelef weist darauf hin, dass eben gerade und so weiter, und jetzt sässe ihr und der kleinen klavlav aber ordentlich der schrecken in den gliedern.
und was meinen die freunde und helfer?
und wos soin mir jetzt tuan?
na, nachfahren, anhalten, aufmerksam machen, strafe kassieren?
wia soin ma denn de dawischn?
nachfahren?
de kennan ma net fongan, de san vü z'gschwind!
meinethalben nehmen sie ein lasso, mir doch egal. überall ist angekündigt "aktion scharf", und dann sowas? wenn ich das überschlagsmässig berechne, wären das doch ein paar hundert euro auf einen streich? vom merkeffekt einmal gar nicht zu reden!
glaum se echt mia hom nix ondas zum tuan? und hom se üwahaupt a hundemarkn?
nein, ich brauch keine.
des glaum se owa net in echt.
doch, bin ich mir ganz sicher.
hom se wos trunkn?
ja, kaffee, warum? wirk' ich exsikkiert?
exe-wos? ... jo, se sekkiern uns.
nein. ich weise sie nur darauf hin dass ...
und wieso manan se se brauchn ka hundemarkn?
weil: ich bin ja kein hund.
owa se hom an.
ja.
und do brauchn se a hundemarkn.
ich nicht.
o doch.
gewisslich nicht.
se ...!
ja bitte?
se brauchn a hundemarkn!
der zweite polizist in der zwischenzeit beäugt frau pixy genau und von allen seiten, und stellt fest, hundemarke vorhanden, ordentlich neben der tollwutimpfmarke am geschirr befestigt.
wos redn's denn? se hom jo eh a markn. zwa sogoa.
ich hab gar keine. das sind die marken vom hund.
die hirne ratterten hörbar. irgendwas hatten sie nicht verstanden, DAS hatten die schon verstanden, aber was sie NICHT verstanden hatten war, WAS sie nun eigentlich nicht verstanden hatten.
hmpf. und da tschipp? a hund muass tschippt sei.
ich weiss.
des sogn se so.
ja.
und aussadem is da hund valetzt. wos hot dea denn?
das ist eine hündin, kein rüde, und es handelt sich um eine alte fraktur des articulatio cubiti, operativ stabilisiert.
woin se me frotzln?
nein, warum sollte ich?
na, wos hotn des viech jetzt wiaklich auf den haxn?
im bein, nicht auf: eine chirurgisch stabilisierte ellbogenfraktur mit radialisläsion.
zschert hom se owa wos ondas gsogt. woan se scho bei an dokta? des miassns mochn, des is vuaschrift, weganen tieaschutz. und, woi donn hätt da dokta den hund tschippn miassn.
die chirurgische versorgung wurde natürlich von einem tierarzt vorgenommen, sogar von mehreren gleichzeitig, und das tier brauchte nicht gechipt zu werden.
wiaso?
die war schon gechipt.
wos homsn des net glei gsogt? und wos is, wonn ma des jetzt üwapriafn?
sie haben mich nicht gefragt. und natürlich können sie gerne überprüfen ob das tier gechipt ist, sie können auch gerne die nummer der hundemarke überprüfen, wenn sie wollen. aber wie ist das jetzt eigentlich mit den radfahrern, die waren doch der grund dafür dass ich sie aufgehalten habe? und, im übrigen, da kommen gerade noch vier: ohne licht, in der fussgängerzone, und von einer temporeduktion vor der querstrasse ist auch nichts zu sehen.
tempo - wos?
langsamer werden.
wer?
die radfahrenden zettelausträger da hinter - neben - vor ihnen.
ah, de. de san z'gschwind, de dawisch ma net.
bevor diese hoffnungsvolle multithematische diskussion vertieft werden konnte meldete sich allerdings der funk, und die blaujustierten spassverderber begaben sich gemessenen tempos an einen anderen ort. schade, wie sie sich vorstellen können hätte frau kelef gerne mehr berichtet.
aber es ist ja noch nicht aller tage abend.
"Aktion scharf" gegen Radfahrer
In den kommenden Wochen wird die Polizei in der Innenstadt verstärkt Radfahrer kontrollieren. Dies soll dem Schutz der vielen Touristen dienen, die sich gerade in der Stadt aufhalten. In dieser Form findet die Aktion zum ersten Mal statt.
Schwerpunkt-Aktion in den kommenden Wochen angekündigt.
Kontrollen zum Schutz der Touristen
"Derzeit sind besonders in der Innenstadt viele Touristen unterwegs, die sich für die Sehenswürdigkeiten interessieren. Die Urlauber nehmen dadurch ihre Umgebung nur beschränkt wahr und achten selten auf Radfahrer", teilte die Polizei mit.
Es soll daher kontrolliert werden, dass sich Biker nicht unerlaubt in Fußgängerzonen oder auf Gehsteigen fortbewegen.
"In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass in den kommenden Wochen vor allem in der Innenstadt noch mehr Personal für Schwerpunkteinsätze zur Überwachung der Einhaltung der Bestimmungen für Radfahrer eingesetzt wird", hieß es von der Polizei.
Auf dem Gehsteig fahren kostet 21 Euro
Der Strafenkatalog für Radfahrer in Wien ist lang. Er beginnt beim "Falschparken" (sieben Euro) und endet für alkoholisierte Wiederholungstäter bei Anzeigen im dreistelligen Bereich.
Auf dem Gehsteig fahren kostet 21 Euro, bei Rot über die Ampel 36 Euro, fahren in der Fußgängerzone 21 Euro, gegen die Einbahn 35 Euro und wer in der Nacht ohne Licht unterwegs ist und erwischt wird, zahlt 21 Euro. Zusätzlich kann bei mangelhafter Ausstattung eine Geldstrafe von 14 Euro verhängt werden.
Gar nicht gut zu sprechen sind die Ordnungshüter auf betrunkene Radfahrer. Dementsprechend hoch sind die Strafen angesetzt. Wer zu tief ins Glas schaut und mit 0,8 Promille unterwegs ist, muss mit Strafen bis zu 3.633 Euro, ab 1,2 Promille mit bis zu 4.360 Euro und ab 1,6 Promille mit bis zu 5.813 Euro rechnen. Zudem droht der Führerscheinentzug.
wien.ORF.at; 27.6.11
Radfahrer in Wien
Die neue rot-grüne Stadtregierung sucht einen Chefradler für Wien: Seit Ende Juni ist der Posten eines Fahrradbeauftragten ausgeschrieben. Dieser soll zur zentralen Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Rad werden.
also wenn ich das trotz meines alters und meiner beschränkten einsicht als nichtmehr-radfahrerin richtig verstehe, und davon gehe ich einmal in aller bescheidenheit aus, dann passen die polizisten jetzt auf, damit in der innenstadt die ausländischen touristen nicht von inländischen radfahrern, die sich nicht an die verkehrsregeln halten, über den haufen gefahren werden. weil es einem touristen in der innenstadt, und offensichtlich hauptsächlich dort und beim besichtigen von sehenswürdigkeiten, ja nicht zumutbar ist aufzupassen ob auf dem gehsteig in der nacht verbotenerweise ein radfahrer ohne licht mit tempo sonstwas daherkommt.
umkehrschluss: um die depperten eingeborenen ausserhalb des rings (also in der nicht-innenstadt) ist eh' nicht schad', wenn die nicht selber aufpassen haben sie eben pech gehabt. das gleiche gilt sinngemäss, wenn ich mich nicht irre, allerdings auch für die touristen ausserhalb der innenstadt, sonst hätte der text der aussendung doch etwas anders gelautet, oder?
vielleicht gibt es demnächst auch eine ergänzende fibel des tourismusverbandes: überleben für touristen in wien. wo greifen rabiate radfahrer an, in welche richtung rettet man sich bei drohenden zusammenstössen, und wo ist das nächste krankenhaus? als beilage vielleicht ein kleines notfall-verbandspaket und - für die, die sich in der nicht-innenstadt was anschauen wollen - vielleicht eine kleine, faltbare ritterrüstung?
aber, die freunde und helfer sind ja jetzt besonders wachsam und, da der staatssäckel leer ist, da werden die doch gerne die o.a. strafen kassieren und so zu einem besseren miteinander beitragen.
die stelle des fahrradbeauftragten ist ja sicherlich auch schon besetzt, das ist unter garantie ein job, auf den man stolz sein kann. alleine dieser titel schon: fahrradbeauftragter der stadt wien, ich meine, das muss man sich einmal am trommelfell zergehen lassen. wer kreiert solcherlei absonderlichkeiten eigentlich? und was geht mit deutschkurs?
frau kelef wundert sich, aber das passiert ihr ja öfter mal. und sie macht die probe aufs exempel, weil es sich gerade so ergibt.
nachtspaziergang mit frau pixy in der fussgängerzone, und wie schon seit jahren moniert gurken wieder einige (diesmal an der zahl elf, im pulk) radfahrende zettelverteiler mit je einem ordentlichen packen papier in den hier üblichen plastikboxen auf dem gepäckträger die meidlinger hauptstrasse hinunter. ebendiese ist eine fussgängerzone - überraschenderweise auch in der nacht. bei den von autos befahrenen querstrassen kann nicht gebremst werden, weil weder rücktritt noch bremsen funktionieren. die dynamos funktionieren auch nicht, denn ansonsten täten die doch nicht alle elf ohne licht fahren, in der finsternis der nacht, oder? und klingeln haben die auch keine, denn sonst würden die doch nicht der kleinen wauwau und frau kelef in einem einzigen atemzug fast das lebenslicht auslöschen beim "irgendwie-dann-doch-bemerken-dass-man-nicht-alleine-auf-der-welt-ist"? sprechen kann man mit den zettelverteilern nicht, weil: die können kein deutsch, und auch kein englisch.
aber gott sei dank kommt ja gleich dahinter ein polizeiauto, mit zwei polizisten darin, und die werden also aufgehalten und frau kelef weist darauf hin, dass eben gerade und so weiter, und jetzt sässe ihr und der kleinen klavlav aber ordentlich der schrecken in den gliedern.
und was meinen die freunde und helfer?
und wos soin mir jetzt tuan?
na, nachfahren, anhalten, aufmerksam machen, strafe kassieren?
wia soin ma denn de dawischn?
nachfahren?
de kennan ma net fongan, de san vü z'gschwind!
meinethalben nehmen sie ein lasso, mir doch egal. überall ist angekündigt "aktion scharf", und dann sowas? wenn ich das überschlagsmässig berechne, wären das doch ein paar hundert euro auf einen streich? vom merkeffekt einmal gar nicht zu reden!
glaum se echt mia hom nix ondas zum tuan? und hom se üwahaupt a hundemarkn?
nein, ich brauch keine.
des glaum se owa net in echt.
doch, bin ich mir ganz sicher.
hom se wos trunkn?
ja, kaffee, warum? wirk' ich exsikkiert?
exe-wos? ... jo, se sekkiern uns.
nein. ich weise sie nur darauf hin dass ...
und wieso manan se se brauchn ka hundemarkn?
weil: ich bin ja kein hund.
owa se hom an.
ja.
und do brauchn se a hundemarkn.
ich nicht.
o doch.
gewisslich nicht.
se ...!
ja bitte?
se brauchn a hundemarkn!
der zweite polizist in der zwischenzeit beäugt frau pixy genau und von allen seiten, und stellt fest, hundemarke vorhanden, ordentlich neben der tollwutimpfmarke am geschirr befestigt.
wos redn's denn? se hom jo eh a markn. zwa sogoa.
ich hab gar keine. das sind die marken vom hund.
die hirne ratterten hörbar. irgendwas hatten sie nicht verstanden, DAS hatten die schon verstanden, aber was sie NICHT verstanden hatten war, WAS sie nun eigentlich nicht verstanden hatten.
hmpf. und da tschipp? a hund muass tschippt sei.
ich weiss.
des sogn se so.
ja.
und aussadem is da hund valetzt. wos hot dea denn?
das ist eine hündin, kein rüde, und es handelt sich um eine alte fraktur des articulatio cubiti, operativ stabilisiert.
woin se me frotzln?
nein, warum sollte ich?
na, wos hotn des viech jetzt wiaklich auf den haxn?
im bein, nicht auf: eine chirurgisch stabilisierte ellbogenfraktur mit radialisläsion.
zschert hom se owa wos ondas gsogt. woan se scho bei an dokta? des miassns mochn, des is vuaschrift, weganen tieaschutz. und, woi donn hätt da dokta den hund tschippn miassn.
die chirurgische versorgung wurde natürlich von einem tierarzt vorgenommen, sogar von mehreren gleichzeitig, und das tier brauchte nicht gechipt zu werden.
wiaso?
die war schon gechipt.
wos homsn des net glei gsogt? und wos is, wonn ma des jetzt üwapriafn?
sie haben mich nicht gefragt. und natürlich können sie gerne überprüfen ob das tier gechipt ist, sie können auch gerne die nummer der hundemarke überprüfen, wenn sie wollen. aber wie ist das jetzt eigentlich mit den radfahrern, die waren doch der grund dafür dass ich sie aufgehalten habe? und, im übrigen, da kommen gerade noch vier: ohne licht, in der fussgängerzone, und von einer temporeduktion vor der querstrasse ist auch nichts zu sehen.
tempo - wos?
langsamer werden.
wer?
die radfahrenden zettelausträger da hinter - neben - vor ihnen.
ah, de. de san z'gschwind, de dawisch ma net.
bevor diese hoffnungsvolle multithematische diskussion vertieft werden konnte meldete sich allerdings der funk, und die blaujustierten spassverderber begaben sich gemessenen tempos an einen anderen ort. schade, wie sie sich vorstellen können hätte frau kelef gerne mehr berichtet.
aber es ist ja noch nicht aller tage abend.
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