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Dienstag, 3. August 2010
bekanntschaft aus ungarn IV
kelef, 00:29h
hören sie auf mich zu drängen. ich hätte die geschichte nicht angefangen wenn sie kein anständiges ende hätte. aber das kriegen wir dann - für die interessierten - im kapitel VI. und dann gibt es noch einen nachtrag.
sopron also.
die vorbereitungen wurden getroffen. die personen des vertrauens wurden in ebendieses gezogen, frau kelef hatte hier ja auch noch eine tochter die nicht alles wissen musste/sollte/durfte, passende und erklärende schreiben wurden verfasst und deponiert, der treffpunkt wurde vereinbart, die telefonische kryptik feierte ein kleines fest, ein vielfrequentiertes lokal auf der ausfallsstrasse richtung grenze wurde als treffpunkt auserkoren.
dort konnte man nämlich hervorragend essen - wie überhaupt in ungarn, wenn man wusste/weiss was man bestellt(e), und das war die offizielle begründung für die wahl - frau kelef nahm sich einen urlaubstag und fuhr einkaufen. damit einmal nix sein konnte. weil, einkaufen in sopron war ja damals praktisch eine wiener pflichtübung, daher: kofferraum vollgeladen mit allem erlaubten, als da waren zigaretten, käse, salami, tokajer, schnappes, ein paar ersatzteile für den lada oder artverwandte gefährte (ward hier schon erwähnung des mechanikers getan? nein, die geschichte kommt noch.).
ein wenig werkzeug, schrauben, nägel, und: das anlässlich dieser expedition käuflich erworbene in der ddr hergestellte stemmeisen steht unter denkmalschutz, wenn wer fragen sollte. es ist das mit dem blauen griff.
zwei stunden vor der vereinbarten zeit war frau kelef fertig mit den vorbereitungen und begab sich richtung restaurant. da waren rundherum auch noch eine werkstatt, eine tankstelle, verschiedene shops, es konnte also unauffällig herumgelungert werden. besonders mit einem reisepass, der einerseits fast funkelnagelneu war und andererseits ja schon einige ein- und ausreisestempel trug. der emmentaler, und so, sie verstehen. also eigentlich war es ja keineswegs der emmentaler, aber die begründung glaubte damals jeder.
frau kelef also stand herum und schlenderte herum und lungerte herum, kaufte noch mehr unnotwendiges und betete, kann ja nie schaden.
dann war es eine halbe stunde vor der vereinbarten zeit, und frau kelef begab sich in das restaurant, an den bestellten und reservierten platz, und orderte erst einmal einen kaffee. mit dem essen wolle sie warten.
sie wartete auch. eine stunde, dann, langsam, kamen leise bedenken auf.
nun, schiss konnte ziemlich ausgeschlossen werden. verständlich wäre es gewesen, durchaus, aber irgendwie passte schiss nicht. bauchgefühl vor logik und panik. die möglichen alternativen waren wenig erbaulich. sie glauben ja gar nicht, wie gottgläubig man manchmal sein kann in prekären situationen.
frau kelef bestellte eine vorspeise, eine ausführliche: gänseleber, keine stopfleber natürlich, aber in madeira-fragen sie nicht was-sauce. dauerte eine weile.
als zwischengericht: hühnersuppe. soll ja gesund sein.
als hauptgericht: rindslendchen mit pilzen und nockerln, also keine spätzle: ungarische nockerln. alles frisch: dauerte eine weile.
dann ein schnappes, der war nötig.
draussen wurde es langsam dunkel. kein bild, kein ton. ein paar mal kam die rendörseg vorbei, warf prüfende blicke, besonders in richtung von frau kelef, und ging wieder. zwischendurch kam auch einmal die grenzpolizei, und dann noch zweimal irgendein anderes uniformiertes komplott auf hinterbeinen mit schiesseisen an der hosennaht, fragen sie nicht wer das wiederum war. sah nach höherer grenzpolizei aus, wollte frau kelef aber nicht so genau wissen. es gibt ja grundsätzlich im leben manchmal so situtationen, in denen man nicht alles so ganz genau wissen will, sicherheitshalber.
frau kelef wartete also ein wenig, und dann noch ein wenig mehr, und dann noch ein wenig länger. eigentlich - so war die verabredete geschichte - wollte man sich ja nur treffen um ein wenig zu schnaken, höchst unschuldig und über vergangene zeiten und gemeinsame erinnerungen, oder was dachten sie? konnte ja nicht verboten sein, sowas.
es wurde dunkel.
und dunkler.
auch innerlich, sozusagen.
frau kelef trank den weiss-man-nicht-wievielten kaffee, und diese kleinen moccas in ungarn waren sowieso der deibel, sowas von stark. aber was uns nicht umbringt macht uns nur härter. und wache sinne werden ja manchmal unterbewertet.
dann begann das personal im restaurant langsam diejenigen teile des lokals, in dem sich keine gäste mehr befanden, abzudunkeln, es wurde mitternacht, und es war klar: das mit dem gemeinsamen kaffeetrinken würde wohl nichts mehr werden.
sind sie unter solchen umständen schon einmal in einem lokal in einem land, dessen sprache sie nicht verstehen, unter solchen umständen, der letzte gast gewesen? wollen sie auch nicht sein, glauben sie mir. wollen sie gar nicht. was einem da alles durch den kopf geht ist nicht ohne. prägt aber.
sperrstunde, dann.
frau kelef kroch gebückt und leise vor sich hinschluchzend in den alten lada und begab sich wieder richtung österreichischer grenze.
unterwegs - auf dem grüngelände zwischen den beiden staaten - wurde ein paarmal sehr laut herumgeschrien und ein wenig scharf geschossen, ein junger baum beendete versehentlich sein ebenso junges leben und fiel einfach um, scheinwerfer leuchteten im kreis, frau kelef wurde immer gottgläubiger und nach den vier kilometern bis zur grenze war sie schon beinahe fast wieder bereit sich taufen zu lassen.
und, was soll man sagen: die ungarn schauten noch nicht einmal in den reisepass, schon gar nicht in den kofferraum, und auch unter der hinteren sitzbank hätten sich gerne ein paar personen verstecken können. hat keiner nachgeschaut. war auch keiner da. die österreicher winkten sowieso nur durch, die waren sichtlich weniger wach als frau kelef.
der emmentaler und die salami und der tokajer und die restliche ware landeten gut in wien-mitteleuropa, so um drei uhr früh, frau kelef zerdrückte ein paar weitere tiefempfundene tränchen im augenwinkel, und ging am nächsten tag dem alltsgeschäft nach.
was auch immer passiert sein mochte: man wusste es nicht. das nabelsausen blieb, das telefon war unter steter beobachtung, frau kelefs tochter schaute ungefähr drei dutzend mal täglich in den briefkasten. kein bild, kein ton.
eine woche lang.
zwei wochen lang.
sopron also.
die vorbereitungen wurden getroffen. die personen des vertrauens wurden in ebendieses gezogen, frau kelef hatte hier ja auch noch eine tochter die nicht alles wissen musste/sollte/durfte, passende und erklärende schreiben wurden verfasst und deponiert, der treffpunkt wurde vereinbart, die telefonische kryptik feierte ein kleines fest, ein vielfrequentiertes lokal auf der ausfallsstrasse richtung grenze wurde als treffpunkt auserkoren.
dort konnte man nämlich hervorragend essen - wie überhaupt in ungarn, wenn man wusste/weiss was man bestellt(e), und das war die offizielle begründung für die wahl - frau kelef nahm sich einen urlaubstag und fuhr einkaufen. damit einmal nix sein konnte. weil, einkaufen in sopron war ja damals praktisch eine wiener pflichtübung, daher: kofferraum vollgeladen mit allem erlaubten, als da waren zigaretten, käse, salami, tokajer, schnappes, ein paar ersatzteile für den lada oder artverwandte gefährte (ward hier schon erwähnung des mechanikers getan? nein, die geschichte kommt noch.).
ein wenig werkzeug, schrauben, nägel, und: das anlässlich dieser expedition käuflich erworbene in der ddr hergestellte stemmeisen steht unter denkmalschutz, wenn wer fragen sollte. es ist das mit dem blauen griff.
zwei stunden vor der vereinbarten zeit war frau kelef fertig mit den vorbereitungen und begab sich richtung restaurant. da waren rundherum auch noch eine werkstatt, eine tankstelle, verschiedene shops, es konnte also unauffällig herumgelungert werden. besonders mit einem reisepass, der einerseits fast funkelnagelneu war und andererseits ja schon einige ein- und ausreisestempel trug. der emmentaler, und so, sie verstehen. also eigentlich war es ja keineswegs der emmentaler, aber die begründung glaubte damals jeder.
frau kelef also stand herum und schlenderte herum und lungerte herum, kaufte noch mehr unnotwendiges und betete, kann ja nie schaden.
dann war es eine halbe stunde vor der vereinbarten zeit, und frau kelef begab sich in das restaurant, an den bestellten und reservierten platz, und orderte erst einmal einen kaffee. mit dem essen wolle sie warten.
sie wartete auch. eine stunde, dann, langsam, kamen leise bedenken auf.
nun, schiss konnte ziemlich ausgeschlossen werden. verständlich wäre es gewesen, durchaus, aber irgendwie passte schiss nicht. bauchgefühl vor logik und panik. die möglichen alternativen waren wenig erbaulich. sie glauben ja gar nicht, wie gottgläubig man manchmal sein kann in prekären situationen.
frau kelef bestellte eine vorspeise, eine ausführliche: gänseleber, keine stopfleber natürlich, aber in madeira-fragen sie nicht was-sauce. dauerte eine weile.
als zwischengericht: hühnersuppe. soll ja gesund sein.
als hauptgericht: rindslendchen mit pilzen und nockerln, also keine spätzle: ungarische nockerln. alles frisch: dauerte eine weile.
dann ein schnappes, der war nötig.
draussen wurde es langsam dunkel. kein bild, kein ton. ein paar mal kam die rendörseg vorbei, warf prüfende blicke, besonders in richtung von frau kelef, und ging wieder. zwischendurch kam auch einmal die grenzpolizei, und dann noch zweimal irgendein anderes uniformiertes komplott auf hinterbeinen mit schiesseisen an der hosennaht, fragen sie nicht wer das wiederum war. sah nach höherer grenzpolizei aus, wollte frau kelef aber nicht so genau wissen. es gibt ja grundsätzlich im leben manchmal so situtationen, in denen man nicht alles so ganz genau wissen will, sicherheitshalber.
frau kelef wartete also ein wenig, und dann noch ein wenig mehr, und dann noch ein wenig länger. eigentlich - so war die verabredete geschichte - wollte man sich ja nur treffen um ein wenig zu schnaken, höchst unschuldig und über vergangene zeiten und gemeinsame erinnerungen, oder was dachten sie? konnte ja nicht verboten sein, sowas.
es wurde dunkel.
und dunkler.
auch innerlich, sozusagen.
frau kelef trank den weiss-man-nicht-wievielten kaffee, und diese kleinen moccas in ungarn waren sowieso der deibel, sowas von stark. aber was uns nicht umbringt macht uns nur härter. und wache sinne werden ja manchmal unterbewertet.
dann begann das personal im restaurant langsam diejenigen teile des lokals, in dem sich keine gäste mehr befanden, abzudunkeln, es wurde mitternacht, und es war klar: das mit dem gemeinsamen kaffeetrinken würde wohl nichts mehr werden.
sind sie unter solchen umständen schon einmal in einem lokal in einem land, dessen sprache sie nicht verstehen, unter solchen umständen, der letzte gast gewesen? wollen sie auch nicht sein, glauben sie mir. wollen sie gar nicht. was einem da alles durch den kopf geht ist nicht ohne. prägt aber.
sperrstunde, dann.
frau kelef kroch gebückt und leise vor sich hinschluchzend in den alten lada und begab sich wieder richtung österreichischer grenze.
unterwegs - auf dem grüngelände zwischen den beiden staaten - wurde ein paarmal sehr laut herumgeschrien und ein wenig scharf geschossen, ein junger baum beendete versehentlich sein ebenso junges leben und fiel einfach um, scheinwerfer leuchteten im kreis, frau kelef wurde immer gottgläubiger und nach den vier kilometern bis zur grenze war sie schon beinahe fast wieder bereit sich taufen zu lassen.
und, was soll man sagen: die ungarn schauten noch nicht einmal in den reisepass, schon gar nicht in den kofferraum, und auch unter der hinteren sitzbank hätten sich gerne ein paar personen verstecken können. hat keiner nachgeschaut. war auch keiner da. die österreicher winkten sowieso nur durch, die waren sichtlich weniger wach als frau kelef.
der emmentaler und die salami und der tokajer und die restliche ware landeten gut in wien-mitteleuropa, so um drei uhr früh, frau kelef zerdrückte ein paar weitere tiefempfundene tränchen im augenwinkel, und ging am nächsten tag dem alltsgeschäft nach.
was auch immer passiert sein mochte: man wusste es nicht. das nabelsausen blieb, das telefon war unter steter beobachtung, frau kelefs tochter schaute ungefähr drei dutzend mal täglich in den briefkasten. kein bild, kein ton.
eine woche lang.
zwei wochen lang.
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Freitag, 30. Juli 2010
bekanntschaft aus ungarn III
kelef, 00:20h
langsam hatte sich frau kelef wieder beruhigt, und ein normales leben etablierte sich.
was sich noch etablierte, war ein, wie man es damals nannte, ost-kontakt.
denn wiewohl es aus unerfindlichen gründen nicht möglich war, kontakt zu personen aus eisenhüttenstadt oder berlin aufrechtzuerhalten - briefe kamen zurück mit "empfänger unbekannt/verzogen/verstorben" oder einfach zu tode korrigiert und mit dem vermerk "nicht angenommen", aus anderen teilen des arbeiter- und bauernstaates konnte man sogar telefonieren. nach west. also nicht nach deutschland, aber nach österreich. manchmal. aus telefonzellen. nicht immer aus derselben, aber der versuch lohnte.
und briefe kamen auch. sogar fotos. hach ja.
briefe brauchten manchmal zwei monate, manchmal zwei tage, und ansichtskarten - dabei sammelt frau kelef die doch - die waren offensichtlich überhaupt suspekt. fragen sie nicht warum.
die briefe die kamen waren sehr schön, und sehr ausführlich, und wenn sie kamen auch nicht einmal "korrigiert", konnte man nicht meckern. mag aber auch daran gelegen haben dass die formulierungen entsprechend vorsichtig und wohlüberlegt waren.
man telefonierte auch, und wenn das telefon nicht allzusehr knackste, dann traute man sich schon auch einmal zu sagen was man wollte oder dachte, vorsichtig, aber doch. "warum kann ich nicht lesen was ich will, warum kann ich nicht fahren wohin ich will. ich will das doch bloss kennenlernen." jajaja.
frau kelef kannte zu dieser zeit schon sehr viele leute die es irgendwie geschafft hatten sich aus volksdemokratischen in andersdemokratische länder zu transferieren, wie auch immer, und so war ihr dieser wunsch sehr nachvollziehbar, insbesondere als sie ja auch eine menge mehr über die volksdemokratien wusste als die meisten anderen, die da so klug mitredeten, und immer noch mitreden, ohne jemals ihre stinkenden hintern damals oder heutzutage dorthin bewegt zu haben, geschweige denn, sich mit irgendeinem menschen aus irgendeinem dieser länder auseinandergesetzt zu haben. aber das nur am rande. und hilfsbereit war frau kelef ja auch immer schon, aus einer anzahl von gründen.
k. nun - damals jung, dumm und gefrässig - hatte einen guten job, verdiente für ddr-verhältnisse unverdient viel kohle, hatte entsprechende freizeit und schaute sich von der welt an was er durfte, und soweit es eben ging. und dann wollte er es vorab genau wissen und stieg in budapest in einen zug richtung österreichische grenze, was er besser unterlassen hätte. erstens erwischte er in seiner gerechten hektik den falschen zug, zweitens hätte er sowieso nicht genau gewusst wie weiter (grüne grenze - herrjeh) und drittens - und das war der entscheidende faktor - waren alle diese züge "unter beobachtung", und alle "diese" reisenden auch, und infolgedessen kam es wie nicht anders zu erwarten und die reise endete vorzeitig und in ungarn und mit einem ungeheuren erklärungbedarf und so weiter und so fort, und jedenfalls: fahren sie bitte wieder nach hause.
k. winselte leise bis laut ins telefon, es war nicht mitanzuhören, irgendwo zwischen selbstvorwürfen und -zweifeln und zorn und verzweiflung und all diesen verständlichen gemütszuständen, es konnte einem das herz zerreissen und das tat es auch, frau kelef und das herzliebe töchterlein vergossen ein paar ehrliche tränen.
es ward also der beschluss gefasst sich zu treffen. in sopron im schönen ungarn. ungarn war ja grundsätzlich ein genehmigtes reiseland für alle beteiligten. und wenn es denn irgend möglich war, dann war das die einzige möglichkeit. in der zwischenzeit hatte nämlich der arbeiter- und bauernstaat der ddr beschlossen frau kelef kein besuchsvisum mehr zu erteilen, der kulturelle kontaktattache war nicht mehr in wien und was sollte man tun. streiten wäre ja auch keine lösung gewesen. sopron war damals die stadt in ungarn, in die die österreichischen einkaufstouristen auto- und autobuskolonnenweise pilgerten, salami und käse und fragen sie nicht was noch alles zu kaufen. kein burgenländischer heuriger ohne den ausgezeichneten ungarischen emmentaler. györ wäre eine möglichkeit gewesen, aber ein weiter weg von dort zur grenze, hegyeshalom oder deutschkreutz auch eine idee, mosonmagyarovar war im gespräch, aber alles nicht wirklich städte in die man "so einfach" von wien aus zum einkaufen gefahren wäre. und was weiss ein fremder, wer einen auf der autobahn möglicherweise anhält. hätte ja ein kaputtes bremslicht gereicht. sopron also.
und, bevor jemand fragt: frau kelef war sich immer ganz, ganz sicher dass k. meinte was er sagte - hat man ja manchmal (wenn auch äusserst selten), dass man jemanden trifft bei dem man dieses merkwürdige vertrauen spürt, keine zweifel, keine angst, das gefühl sich verlassen zu können, zu wissen was der andere denkt. normalerweise lernt man solche menschen nicht unbedingt im dauerregen auf einem campingplatz und im mittelprächtigen suff kennen, aber ausnahmen bestätigen die regel. sopron also.
frau kelef - und nein, hier werden keine details verraten, auch nicht nach all der langen zeit - organisierte alles was so dazu gehörte. und was hier noch angemerkt sein muss: frau kelef hat in ihrem leben nun wirklich eine menge riesengrosser arschlöcher kennengelernt, inclusive der eigenen familie. aber frau kelef hat auch eine menge unglaublich toller menschen kennengelernt, und denen sei hier dank gesagt, denn ohne diese menschen wären viele leben anders verlaufen.
mit hilfe einiger dieser personen also wurde ein plan geschmiedet, alle fürs und widers wurden abgewogen und hin und her gewälzt, risiken evaluiert und tageszeiten beleuchtet, erfahrungen ausgetauscht und meinungen gesammelt, und fragen sie mich nicht was sonst noch.
dann gab es nach dem wunsch und der idee auch den plan.
irgendwann läutete auch endlich wieder das telefon: k. hatte ein visum für ungarn, und würde am ... um ... uhr in budapest landen.
man verabredete sich für drei tage später. in einem lokal in sopron.
was sich noch etablierte, war ein, wie man es damals nannte, ost-kontakt.
denn wiewohl es aus unerfindlichen gründen nicht möglich war, kontakt zu personen aus eisenhüttenstadt oder berlin aufrechtzuerhalten - briefe kamen zurück mit "empfänger unbekannt/verzogen/verstorben" oder einfach zu tode korrigiert und mit dem vermerk "nicht angenommen", aus anderen teilen des arbeiter- und bauernstaates konnte man sogar telefonieren. nach west. also nicht nach deutschland, aber nach österreich. manchmal. aus telefonzellen. nicht immer aus derselben, aber der versuch lohnte.
und briefe kamen auch. sogar fotos. hach ja.
briefe brauchten manchmal zwei monate, manchmal zwei tage, und ansichtskarten - dabei sammelt frau kelef die doch - die waren offensichtlich überhaupt suspekt. fragen sie nicht warum.
die briefe die kamen waren sehr schön, und sehr ausführlich, und wenn sie kamen auch nicht einmal "korrigiert", konnte man nicht meckern. mag aber auch daran gelegen haben dass die formulierungen entsprechend vorsichtig und wohlüberlegt waren.
man telefonierte auch, und wenn das telefon nicht allzusehr knackste, dann traute man sich schon auch einmal zu sagen was man wollte oder dachte, vorsichtig, aber doch. "warum kann ich nicht lesen was ich will, warum kann ich nicht fahren wohin ich will. ich will das doch bloss kennenlernen." jajaja.
frau kelef kannte zu dieser zeit schon sehr viele leute die es irgendwie geschafft hatten sich aus volksdemokratischen in andersdemokratische länder zu transferieren, wie auch immer, und so war ihr dieser wunsch sehr nachvollziehbar, insbesondere als sie ja auch eine menge mehr über die volksdemokratien wusste als die meisten anderen, die da so klug mitredeten, und immer noch mitreden, ohne jemals ihre stinkenden hintern damals oder heutzutage dorthin bewegt zu haben, geschweige denn, sich mit irgendeinem menschen aus irgendeinem dieser länder auseinandergesetzt zu haben. aber das nur am rande. und hilfsbereit war frau kelef ja auch immer schon, aus einer anzahl von gründen.
k. nun - damals jung, dumm und gefrässig - hatte einen guten job, verdiente für ddr-verhältnisse unverdient viel kohle, hatte entsprechende freizeit und schaute sich von der welt an was er durfte, und soweit es eben ging. und dann wollte er es vorab genau wissen und stieg in budapest in einen zug richtung österreichische grenze, was er besser unterlassen hätte. erstens erwischte er in seiner gerechten hektik den falschen zug, zweitens hätte er sowieso nicht genau gewusst wie weiter (grüne grenze - herrjeh) und drittens - und das war der entscheidende faktor - waren alle diese züge "unter beobachtung", und alle "diese" reisenden auch, und infolgedessen kam es wie nicht anders zu erwarten und die reise endete vorzeitig und in ungarn und mit einem ungeheuren erklärungbedarf und so weiter und so fort, und jedenfalls: fahren sie bitte wieder nach hause.
k. winselte leise bis laut ins telefon, es war nicht mitanzuhören, irgendwo zwischen selbstvorwürfen und -zweifeln und zorn und verzweiflung und all diesen verständlichen gemütszuständen, es konnte einem das herz zerreissen und das tat es auch, frau kelef und das herzliebe töchterlein vergossen ein paar ehrliche tränen.
es ward also der beschluss gefasst sich zu treffen. in sopron im schönen ungarn. ungarn war ja grundsätzlich ein genehmigtes reiseland für alle beteiligten. und wenn es denn irgend möglich war, dann war das die einzige möglichkeit. in der zwischenzeit hatte nämlich der arbeiter- und bauernstaat der ddr beschlossen frau kelef kein besuchsvisum mehr zu erteilen, der kulturelle kontaktattache war nicht mehr in wien und was sollte man tun. streiten wäre ja auch keine lösung gewesen. sopron war damals die stadt in ungarn, in die die österreichischen einkaufstouristen auto- und autobuskolonnenweise pilgerten, salami und käse und fragen sie nicht was noch alles zu kaufen. kein burgenländischer heuriger ohne den ausgezeichneten ungarischen emmentaler. györ wäre eine möglichkeit gewesen, aber ein weiter weg von dort zur grenze, hegyeshalom oder deutschkreutz auch eine idee, mosonmagyarovar war im gespräch, aber alles nicht wirklich städte in die man "so einfach" von wien aus zum einkaufen gefahren wäre. und was weiss ein fremder, wer einen auf der autobahn möglicherweise anhält. hätte ja ein kaputtes bremslicht gereicht. sopron also.
und, bevor jemand fragt: frau kelef war sich immer ganz, ganz sicher dass k. meinte was er sagte - hat man ja manchmal (wenn auch äusserst selten), dass man jemanden trifft bei dem man dieses merkwürdige vertrauen spürt, keine zweifel, keine angst, das gefühl sich verlassen zu können, zu wissen was der andere denkt. normalerweise lernt man solche menschen nicht unbedingt im dauerregen auf einem campingplatz und im mittelprächtigen suff kennen, aber ausnahmen bestätigen die regel. sopron also.
frau kelef - und nein, hier werden keine details verraten, auch nicht nach all der langen zeit - organisierte alles was so dazu gehörte. und was hier noch angemerkt sein muss: frau kelef hat in ihrem leben nun wirklich eine menge riesengrosser arschlöcher kennengelernt, inclusive der eigenen familie. aber frau kelef hat auch eine menge unglaublich toller menschen kennengelernt, und denen sei hier dank gesagt, denn ohne diese menschen wären viele leben anders verlaufen.
mit hilfe einiger dieser personen also wurde ein plan geschmiedet, alle fürs und widers wurden abgewogen und hin und her gewälzt, risiken evaluiert und tageszeiten beleuchtet, erfahrungen ausgetauscht und meinungen gesammelt, und fragen sie mich nicht was sonst noch.
dann gab es nach dem wunsch und der idee auch den plan.
irgendwann läutete auch endlich wieder das telefon: k. hatte ein visum für ungarn, und würde am ... um ... uhr in budapest landen.
man verabredete sich für drei tage später. in einem lokal in sopron.
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Mittwoch, 28. Juli 2010
bekanntschaft aus ungarn II
kelef, 07:15h
da schon gerügt wurde, nochmal zurück im text und denken sie sich diese zeilen vor der abreise von k. und seinem freund nach budapest: frau kelefs tochter hatte zusätzlich zum eitrigen zahn der freundin eine feine mittelohrentzündung, und frau kelef hatte antibiotika, es ging also alles - wenn auch unter schmerzen - irgendwie halbwegs gut.
und ja, die wäsche wurde im auto aufgehängt. es regnete nämlich, und anders wären frau kelef und die jungen damen nie irgendwann in trockene klamotten gelangt, geschweige denn hätten sie trockene leintücher oder decken gehabt. natürlich wäre es auch möglich gewesen, die drei nassen hunde über nacht im auto einzusperren und die kleidung im kofferraum zu lagern, aber das risiko erschien dann doch zu hoch, weiss man was den tölen einfällt, und die sache mit den nassen badeklamotten und handtüchern hätte das auch nicht gelöst. ordentliche kleidung wird zwar sowieso überbewertet, trockene und saubere leintücher und decken auf einem campingurlaub erst recht. aber trotzdem - haben sie schon einmal wäsche im auto zum trocknen aufgehängt? wollen sie auch nicht.
besondere erwähnung muss zudem die tatsache finden, dass frau kelef ja bekennender kaffeejunkie ist. und mit ohne kaffee intus frühmorgens nicht auf notstrom, sondern quasi bewusstlos, jedenflalls aber unter garantie unansprechbar ist.
in selbstloser, liebevoll-fürsorglicher aufmerksamkeit kochte also die liebreizende tochter frühmorgens - so gegen zehn uhr - auf dem kleinen campingkocher türkischen kaffee, und man kann mit fug und recht behaupten: das kann sie hervorragend, campingtrauma her oder hin, erste qualität.
wenig klingt so lieblich in frau kelefs ohren wie ein "kaffee ist fertig", und wenn sie dann noch gleichzeitig ein volles häferl (in deutschland: eine grosse tasse) voll davon unter die nase gehalten bekommt, dann ist der tag gerettet.
aber auch wenn frau kelef und k. - mit rücksicht auf die allgemeine sittlichkeit, die jungen damen, eventuelle beobachter, und überhaupt - sich sehr leise und unauffällig verhalten hatten, so sei hier weiters schriftlich festgehalten, dass das liebreizende töchterlein am morgen nach der ersten asylnacht "kaffee ist fertig" sprach, und ohne weitere bemerkung ZWEI volle häferln kredenzte, dieses ausserordentlich liebreiche, selbstlose, aufopfernde, grosszügige und freundliche kind.
dass sie dann mit einer sehr eigenartigen betonung leise "mama" und laut "guten morgen" sagte, ist eine andere geschichte.
frau kelef hatte den asylanten natürlich über seine vorstellungen hinsichtlich der zukunft genauer befragt, und er hatte erzählt dass er verwandtschaft "drüben" habe, denen gehe es auch gut und so wäre er sehr zuversichtlich bezüglich erster westlicher hilfestellungen, und eben: arbeit, wohnung, der rest findet sich. er habe sich das so im allgemeinen ziemlich ganz genau überlegt, das werde schon. auch die elterliche erziehung war entsprechend gewesen, und letztlich habe er sich schon mit 16 vorgestellt mit den worten: "ich bin k., und ich hau sowieso ab." na denne. und ausserdem: er wolle nach mallorca. einfach sehen. hörte man ja so viel von. schien irgend so ein kindheitstrauma zu sein, was weiss man. hat ja jeder seinen eigenen sepperl im hirn.
jedenfalls, die beiden fuhren dann wirklich nach budapest, aber da waren wir ja schon in kapitel eins.
am benachbarten zeltplatz hatte sich derweilen einer der tätowierten einen ziemlich tiefen cut am oberschenkel zugezogen, und die freundin der tochter erinnerte sich an die medizinischen kenntnisse von frau kelef, und so kam es dazu, dass letztere in einem der kurzen sonnenmomente nicht vielleicht am strand war, sondern einen ziemlich haarigen männerschenkel von vertrocknetem blut befreite, rasierte, und die klaffende, aber nicht allzu tiefe wunde sorgsam mit pflasterspray zusammenklebte. man hat ja sonst nix zu tun im urlaub. die herrschaften waren sehr dankbar, und man soff eine runde und gut.
als das wetter wieder besser wurde, war auch der urlaub von frau kelef zu ende, und so wurden die tipis abgeschlagen, das nasse zeug in den kofferraum gepfeffert (wissen sie, welches odeur drei nasse hunde in tipis, kleidung und wäsche hinterlassen? wollen sie auch nicht.), und es ging zurück nach wien.
spät abends kam man an, die freundin der tochter wurde mitsamt dem nassen zeug und zugehörigem hund zuhause abgeliefert, frau kelef bestückte die wohnung mit nassen zelten, nassen kleidungsstücken, nasser wäsche, wahlweise frisch gewaschen oder matschig und nach nassem hund riechend, goss sich ein bierchen in die figur und begab sich in einen todesähnlichen schlaf.
frühmorgens läutete das telefon, eine frau kelef völlig unbekannte stimme wünschte irgendwas, frau kelef wünschte auch was, vor allem den anrufer zum teufel, jedoch es stellte sich heraus, dass die freundin der tochter gefallen an den tätowierten altrockern gefunden und diese eingeladen hatte. nach wien. zum frühstück. und weil ihre mutter ihr den kopf abgerissen hätte - das waren immerhin acht personen - da hatte sie denen einfach frau kelefs telefonnummer gegeben. und - um den kopf auf den schultern zu behalten - dieses kleine geheimnis auch frau kelef gegenüber für sich behalten.
frau kelef also auf allen vieren aus dem bett gekrochen, kaffee gekocht, semmeln besorgt, das nasse zeug irgendwie zur seite geschaufelt, unmengen der aus ungarn mitgebrachten lebensmittel aufgetischt (sie wollen auch nicht wissen, wieviel acht hungrige menschen essen können), bier besorgt (was die trinken konnten wollen sie auch nicht wissen) und zu gott gebetet, dass der spuk bald vorbei sein möge.
die tochter in der zwischenzeit hatte die freundin angerufen, und diese kam - den kopf vorsichtig zwischen die schultern gezogen um ihn daselbst behalten zu können - frisch geschminkt und aufgeputzt und leutselig gelaunt herbeigehüpft um sich ein wenig in konversation zu üben. braucht man ja manchmal. tini - die zeltschnurspezialistin - frass in der zwischenzeit in paar möbel und sonstige einrichtungsgegenstände an, aber das ging an frau kelef irgendwie vorbei, sie hatte aus ungarn barack mitgebracht, und den braucht man ja manchmal auch.
irgendwie waren die herrschaften dann müde, drapierten sich über die möbel und ruhten mal eine runde, während frau kelef einen tiefen schluck aus der pulle nahm und immer inniger werdende stossgebete zum himmel schickte. am nächsten tag sollte sie ja wieder arbeiten gehen, hurra hurra hurra. gegen nachmittag waren die herrschaften wieder bei bewusstsein und wählten die kühle des abends und der nacht für ihre heimreise, gott segne sie. frau kelef sorgte noch dafür, dass ihre telefonnummer gegen die der freundin der tochter getauscht wurde, für weitere kontakte, und beschäftigte sich weiter mit dem chaos im haushalt.
der zustand, in dem frau kelef am montagmorgen nach drei wochen urlaub wieder im büro aufschlug, war nicht der einer erholten mutter, um das einmal vorsichtig zu umschreiben.
aber das alles nur am rande, denn eigentlich sollte hier ja ganz was anderes erzählt werden. dazu brauchen wir aber dann das nächste kapitel.
und ja, die wäsche wurde im auto aufgehängt. es regnete nämlich, und anders wären frau kelef und die jungen damen nie irgendwann in trockene klamotten gelangt, geschweige denn hätten sie trockene leintücher oder decken gehabt. natürlich wäre es auch möglich gewesen, die drei nassen hunde über nacht im auto einzusperren und die kleidung im kofferraum zu lagern, aber das risiko erschien dann doch zu hoch, weiss man was den tölen einfällt, und die sache mit den nassen badeklamotten und handtüchern hätte das auch nicht gelöst. ordentliche kleidung wird zwar sowieso überbewertet, trockene und saubere leintücher und decken auf einem campingurlaub erst recht. aber trotzdem - haben sie schon einmal wäsche im auto zum trocknen aufgehängt? wollen sie auch nicht.
besondere erwähnung muss zudem die tatsache finden, dass frau kelef ja bekennender kaffeejunkie ist. und mit ohne kaffee intus frühmorgens nicht auf notstrom, sondern quasi bewusstlos, jedenflalls aber unter garantie unansprechbar ist.
in selbstloser, liebevoll-fürsorglicher aufmerksamkeit kochte also die liebreizende tochter frühmorgens - so gegen zehn uhr - auf dem kleinen campingkocher türkischen kaffee, und man kann mit fug und recht behaupten: das kann sie hervorragend, campingtrauma her oder hin, erste qualität.
wenig klingt so lieblich in frau kelefs ohren wie ein "kaffee ist fertig", und wenn sie dann noch gleichzeitig ein volles häferl (in deutschland: eine grosse tasse) voll davon unter die nase gehalten bekommt, dann ist der tag gerettet.
aber auch wenn frau kelef und k. - mit rücksicht auf die allgemeine sittlichkeit, die jungen damen, eventuelle beobachter, und überhaupt - sich sehr leise und unauffällig verhalten hatten, so sei hier weiters schriftlich festgehalten, dass das liebreizende töchterlein am morgen nach der ersten asylnacht "kaffee ist fertig" sprach, und ohne weitere bemerkung ZWEI volle häferln kredenzte, dieses ausserordentlich liebreiche, selbstlose, aufopfernde, grosszügige und freundliche kind.
dass sie dann mit einer sehr eigenartigen betonung leise "mama" und laut "guten morgen" sagte, ist eine andere geschichte.
frau kelef hatte den asylanten natürlich über seine vorstellungen hinsichtlich der zukunft genauer befragt, und er hatte erzählt dass er verwandtschaft "drüben" habe, denen gehe es auch gut und so wäre er sehr zuversichtlich bezüglich erster westlicher hilfestellungen, und eben: arbeit, wohnung, der rest findet sich. er habe sich das so im allgemeinen ziemlich ganz genau überlegt, das werde schon. auch die elterliche erziehung war entsprechend gewesen, und letztlich habe er sich schon mit 16 vorgestellt mit den worten: "ich bin k., und ich hau sowieso ab." na denne. und ausserdem: er wolle nach mallorca. einfach sehen. hörte man ja so viel von. schien irgend so ein kindheitstrauma zu sein, was weiss man. hat ja jeder seinen eigenen sepperl im hirn.
jedenfalls, die beiden fuhren dann wirklich nach budapest, aber da waren wir ja schon in kapitel eins.
am benachbarten zeltplatz hatte sich derweilen einer der tätowierten einen ziemlich tiefen cut am oberschenkel zugezogen, und die freundin der tochter erinnerte sich an die medizinischen kenntnisse von frau kelef, und so kam es dazu, dass letztere in einem der kurzen sonnenmomente nicht vielleicht am strand war, sondern einen ziemlich haarigen männerschenkel von vertrocknetem blut befreite, rasierte, und die klaffende, aber nicht allzu tiefe wunde sorgsam mit pflasterspray zusammenklebte. man hat ja sonst nix zu tun im urlaub. die herrschaften waren sehr dankbar, und man soff eine runde und gut.
als das wetter wieder besser wurde, war auch der urlaub von frau kelef zu ende, und so wurden die tipis abgeschlagen, das nasse zeug in den kofferraum gepfeffert (wissen sie, welches odeur drei nasse hunde in tipis, kleidung und wäsche hinterlassen? wollen sie auch nicht.), und es ging zurück nach wien.
spät abends kam man an, die freundin der tochter wurde mitsamt dem nassen zeug und zugehörigem hund zuhause abgeliefert, frau kelef bestückte die wohnung mit nassen zelten, nassen kleidungsstücken, nasser wäsche, wahlweise frisch gewaschen oder matschig und nach nassem hund riechend, goss sich ein bierchen in die figur und begab sich in einen todesähnlichen schlaf.
frühmorgens läutete das telefon, eine frau kelef völlig unbekannte stimme wünschte irgendwas, frau kelef wünschte auch was, vor allem den anrufer zum teufel, jedoch es stellte sich heraus, dass die freundin der tochter gefallen an den tätowierten altrockern gefunden und diese eingeladen hatte. nach wien. zum frühstück. und weil ihre mutter ihr den kopf abgerissen hätte - das waren immerhin acht personen - da hatte sie denen einfach frau kelefs telefonnummer gegeben. und - um den kopf auf den schultern zu behalten - dieses kleine geheimnis auch frau kelef gegenüber für sich behalten.
frau kelef also auf allen vieren aus dem bett gekrochen, kaffee gekocht, semmeln besorgt, das nasse zeug irgendwie zur seite geschaufelt, unmengen der aus ungarn mitgebrachten lebensmittel aufgetischt (sie wollen auch nicht wissen, wieviel acht hungrige menschen essen können), bier besorgt (was die trinken konnten wollen sie auch nicht wissen) und zu gott gebetet, dass der spuk bald vorbei sein möge.
die tochter in der zwischenzeit hatte die freundin angerufen, und diese kam - den kopf vorsichtig zwischen die schultern gezogen um ihn daselbst behalten zu können - frisch geschminkt und aufgeputzt und leutselig gelaunt herbeigehüpft um sich ein wenig in konversation zu üben. braucht man ja manchmal. tini - die zeltschnurspezialistin - frass in der zwischenzeit in paar möbel und sonstige einrichtungsgegenstände an, aber das ging an frau kelef irgendwie vorbei, sie hatte aus ungarn barack mitgebracht, und den braucht man ja manchmal auch.
irgendwie waren die herrschaften dann müde, drapierten sich über die möbel und ruhten mal eine runde, während frau kelef einen tiefen schluck aus der pulle nahm und immer inniger werdende stossgebete zum himmel schickte. am nächsten tag sollte sie ja wieder arbeiten gehen, hurra hurra hurra. gegen nachmittag waren die herrschaften wieder bei bewusstsein und wählten die kühle des abends und der nacht für ihre heimreise, gott segne sie. frau kelef sorgte noch dafür, dass ihre telefonnummer gegen die der freundin der tochter getauscht wurde, für weitere kontakte, und beschäftigte sich weiter mit dem chaos im haushalt.
der zustand, in dem frau kelef am montagmorgen nach drei wochen urlaub wieder im büro aufschlug, war nicht der einer erholten mutter, um das einmal vorsichtig zu umschreiben.
aber das alles nur am rande, denn eigentlich sollte hier ja ganz was anderes erzählt werden. dazu brauchen wir aber dann das nächste kapitel.
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