Donnerstag, 27. August 2009
stammgast
ist man dann, wenn man zum einmal wöchentlich stattfindenden beef tartare - abend nicht kommt. obwohl man an der entstehung dieses höchst begrüssenswerten erweeiterungsprogramms zum thema ernährung in beratender funktion tätig war. und bislang immer da war. am mittwoch. seit es da beef tartare gibt, im stammbeisl, ums eck. fertig abgeschmeckt "nach art des hauses", selbstverständlich frischest geschabt und abgemischt.

und wenn man dann doch kommt, um 22.55, weil, wie das leben so spielt, und man hunger hat, und die hunt noch eine runde braucht bevor man was isst, und eigentlich die küche seit 22.00 uhr geschlossen hat, und man schuldbewusst weil man sich nicht abgemeldet hat um die ecke lugt, und der wirt schon ein paar bierchen zu viel hat und im gespräch versunken ist, und in der küche nicht einmal mehr licht brennt, und auch nur mehr drei gäste da sind, und man fragt dann zaghaft, und der wirt reisst die augen auf, ach, du bist es, ja klar, hab ich dir aufgehoben, und wenn man dann mit der frau hunt nach zehn oder so minuten ins beisel zurückkehrt und eine frische portion beef tartare vorfindet, mit dampfenden getoasteten brötchen, und der wirt stellt ein krügerl dazu und wünscht guten appetit um 23.15, dann, leute, ist man stammgast.

gut hats geschmeckt, übrigens, wie immer.

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Freitag, 21. August 2009
wir sind ja die grufties
in der familie, sagte die dame am nebentisch, und nahm nachdenklich einen schluck rotwein.

es war 22.00 uhr, und die luft begann gerade wieder eine erträgliche temperatur zu bekommen. das paar war eine stunde vorher gekommen, hatte sich gemütlich hingesetzt, eine portion stelze und ein seiderl bestellt pro person, ein wenig smalltalk miteinander betrieben, herzlich gelacht über irgendwas und dann eben, wie sich das in einem vorstadtwirtshaus gehört, begonnen sich mit den leuten am nachbartisch zu unterhalten.

das letzte mal war das aber ein anderer roter, meinte er, und roch am glas. sicher ein anderer, was sagst du? sie konnte sich nicht entscheiden, der wirt wurde herbeigerufen und befragt, noch ein schluck genommen, dann: gut so, der ist noch ein bisserl besser als der vorige.

wieso grufties, frag ich. na ja, meint sie, weil, schauen sie, wie ich mir so gestern die familie angeschaut hab, da sind einfach alle jünger als wir. was grufties wirklich sind weiss ich schon, aber ich find den ausdruck für uns auch ganz passend, die meisten freunde und verwandten, die wir noch besuchen gehen, die sind ja irgendwie eh alle auf dem friedhof.

frau hunt wird wach, geht an den nebentisch und knutscht ein wenig mit den beiden. das ist so ein lieber hund, und so brav, wir hätten ja auch noch gerne wieder einen gehabt, aber das erlaubt ja der hausherr nicht. aber wenn wir ihre sehen, so eine, das wär die richtige gewesen für uns. und jetzt tät sie überhaupt zu meinem mann passen, er hört schlecht, der hund nix, da könnt ich mit allen zweien mit den händen reden und brauchert mich net umstellen. und mein mann könnt sich vom hund gleich abschauen wie man das dann machen muss mit dem genau hinschauen wenn man gar nix mehr hört. gestern haben wir auch über unsere früheren hunde gesprochen, wir denken noch immer an die.

was war denn gestern, grosses familientreffen? frag ich. oh, gestern haben wir beim heurigen am abend die überlebenden getroffen, also mehr ein kleines familientreffen, und geburtstag- und hochzeitstag gefeiert, und von den 300 euro, die wir von der stadt wien bekommen haben, da haben wir gleich einmal 100 versoffen, man kann sich ja eh nix mitnehmen.

dann laden sie uns ein, bestellen selber auch noch ein achterl, weil der wein ja schmeckt und weil man die feste feiern soll wie sie fallen. die hunt kriegt extra kaltes, frisches wasser in den napf und ein stück fleisch ist von der stelze auch übrig geblieben für sie.

und überhaupt, man soll ja nix auslassen im leben,
meint er, man weiss ja nicht was man alles versäumt wenn man nicht alles probiert.

sie 88, er 95, es war der 60. hochzeitstag, seit über 63 jahren kennen sie sich. nein, sagen sie im chor, eine(n) andere(n) hätten sie nie gewollt, das haben sie vom ersten augenblick an gewusst. und dann gehen sie hand in hand nach hause, um 23.30, weil, sperrstund is auch gleich wieder.

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Samstag, 15. August 2009
frau kelef muss sich gedanken machen
über sich selbst, und ist ein wenig nachdenklich geworden dabei.

gestern abend kam das für vorgestern geplante menü endlich auf den tisch, und wurde mit entsprechender würdigung aufgegessen, also fast, weil wenn alles aufgegessen wird dann war es ja zuwenig, war es aber nicht.

die hunt forderte wie immer vom besuch einen obulus - frau kelefs freundin lässt für die alte dame immer ein kleines stückchen fleisch übrig, wurde zuerst verboten wegen "die hat noch immer darm", dann aber genehmigt, jedenfalls, die laufentenfilets waren butterzart und weich, die eierschwammerln frisch und die kleinen erdäpfel sind ja sowieso schon ohne was dazu hervorragend.

der rotwein schmeckte auch.

die topfennockerln - vor einiger zeit im fernsehen als neues angebot im kühlregal erspäht - sind ein wenig süss, aber mit der pfirsichsauce (ganz, ganz reife pfirsiche erhitzen, leicht ankaramellisieren lassen, mit cointreau löschen, pürieren, kaltstellen) und den resten der von frau tante kitsch liebreich in wodka eingelegten himbeeren aus dem vorjahr (wegen der optischen aufwertung, bunt macht ja lustig): ein sehr rundes, feines, frisches dessert.

danach noch ein espresso mit rahat, und ein glaserl zubrowka für die verdauung.

und dann erzählt frau kelef über einen kurs, dessen besuch das arbeitsamt vorgeschlagen hatte, und dem frau kelef entgangen war wegen krankenstandes. der kurs dient der weiterbildung zwecks erhöhung der vermittelbarkeit.

unter anderem gibt es im zuge dieses kurses eine vierstündige veranstaltung, die von einer gebürtigen brasilianerin und gelernten psychologin, die ein wenig deutschprobleme hat manchmal, aber gerne die korrekturen der nicht-muttersprachlich deutschen kursteilnehmer in anspruch nimmt, geleitet oder was auch immer wird. da lernt man dann alles über: die vier verschiedenen charaktertypen, damit man das eigene und auch das fremde führungspotential richtig einschätzen und einsetzen kann.

so berichtete zumindest die aus polen gebürtige, gelernte köchin/kellnerin mit fast 50 jahren, der übrigens ums verrecken nicht beizubringen ist, dass derlei kurse toll sind für sie, ich meine, wie sonst um alles in der welt wüsste die sonst, wie sie im internet etwas über phlegmatiker nachschlagen kann? und wie könnte sie ohne diese fähigkeit ein schnitzel panieren oder einen teller von der richtigen seite auf den tisch stellen? da ist es ja kein wunder mit dem niedergang der gastronomie.

aber das nur am rande. jedenfalls, die freundin und frau kelef sitzen und überlegen hin und her, wo denn die sinnhaftigkeit von derlei schulungen und hinauswerfungen von steuergeledern sein könnte, und irgendwie wollen beide auf die schnelle die vier typen aufzählen, eh klar, choleriker, sanguiniker, phlegmatiker - und dann, da war doch noch was, das sind ja erst drei, der vierte, na, du weisst schon, und dann war alles was noch möglich erschien der: stoiker oder pragmatiker, das war es sicher nicht, aber eigentlich wünschenswerte typen grundsätzlich.

melancholiker fiel uns für geld und gute worte erst später ein, immerhin aber ohne nachschauen. scheint ein typ zu sein der hier nicht so gefragt ist.

aber jetzt fragt sich frau kelef: hat das was zu bedeuten, und wie hätte die brasilianerin, hätte frau kelef diesen kurs besuchen müssen, das wohl interpretiert? und sollte frau kelef ob dieser wortfindungsstörung nicht vielleicht psychologische hilfe in anspruch nehmen? oder doch einen deutschkurs? man weiss es nicht.

frau kelef konnte wieder einmal nicht schlafen in der nacht, ob dieser schwerwiegenden überlegungen.

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