Freitag, 20. Februar 2009
die polizei, dein freund und helfer III
wie schon erwähnt, ich habe nichts gegen die polizei, weder gegen die hiesige noch gegen die in anderen ländern.

aber irgendwie erschiene es mir doch, mit verlaub gesagt, in zeiten wie diesen nicht völlig unopportun sich ein ganz klitzekleinwenig mit dem aussehen von, sagen wir einmal, ausweisen anderer länder zu beschäftigen. nur ein klitzkleines wenig. zumindest mit ausweisen aus anderen eu-ländern. dann würde nämlich dieses nicht passiert sein:

http://orf.at/090220-35257/index.html

"Prawo Jazdy" ist nicht zu fassen
Über 50 Delikte wurden Irlands rücksichtslosestem Autofahrer angelastet - von Tempoüberschreitungen bis Parkvergehen. Doch die Polizei konnte des mysteriösen Herrn "Prawo Jazdy" nicht habhaft werden, hatte der polnische Einwanderer doch bei jedem Vergehen eine andere Adresse angegeben. Weder Rasterfahndung noch DNA-Analysen lösten das Rätsel, sondern ein Griff zu einem polnisch-englischen Wörterbuch: Die Polizei hatte monatelang einen Mann namens "Führerschein" gesucht.

Phantom mit Wörterbuch "enttarnt"
Die 50 Identitäten des "Herrn Führerschein".
Dutzende Tempoüberschreitungen und zahlreiche Parkvergehen quer über das ganze Land verstreut: Erfolglos hat die irische Polizei nach einem notorischen Verkehrssünder gefahndet.

Zwar hatten die Beamten immer die Daten des Mannes aufgenommen, sämtliche Versuche, danach die Strafen einzufordern, scheiterten aber. Der polnische Einwanderer hatte immer eine andere Adresse angegeben.

Nach über 50 Einträgen im Strafregister sah sich ein Polizeibeamter polnische Führerscheine einmal genauer an - und identifizierte das Phantom.

Wörterbuch löst Mysterium
"Prawo Jazdy" hatten seine Kollegen jeweils als Name des Delinquenten vermerkt, schließlich stand das groß im Führerschein des Verkehrssünders.

Der Griff zu einem Wörterbuch löste schließlich das Mysterium - und rückte die irische Polizei nicht gerade ins beste Licht: "Prawo Jazdy" heißt auf Polnisch nichts anderes als Führerschein.

"Ziemlich peinlich"
Auf dem 2004 eingeführten polnischen Führerschein im Scheckkartenformat springt rechts oben das fett gedruckte "Prawo Jazdy" sofort ins Auge, der "richtige" Name darunter ist den Beamten offenbar nie so richtig aufgefallen.

"Es ist ziemlich peinlich, dass das Polizeisystem einen Prawo Jazdy als Person mit über 50 Identitäten erschaffen hat", meinte der Polizist, der den Fehler entdeckt hat.

Memo an Medien gespielt
Er verfasste umgehend ein Memo, das landesweit seine Kollegen auf die Sprachverwirrung aufmerksam machte.

Genau dieses schon im Juni 2007 erstellte Memo war es auch, das den Fall nun öffentlich machte: Fast hätte die Polizei die Blamage unter Verschluss halten könne, diese Woche wurde das Papier aber irischen Zeitungen zugespielt.

Kultfigur der polnischen Einwanderer
"Prawo Jazdy" gilt nun als Kultfigur und Running Gag in der großen Gruppe der polnischen Einwanderer in Irland. Geschätzte 200.000 waren in den vergangenen Jahren im Zuge des Wirtschaftsbooms auf die Insel gekommen.

Jetzt, da auch der "keltische Tiger" von der Wirtschaftskrise schwer angeschlagen ist, kehren viele in ihre Heimat zurück. Rund ein Drittel will laut Umfragen nach Polen zurück.

Aus der Affäre gelernt?
Von den Behörden heißt es jetzt, dass man nach der Affäre den Beamten nicht nur die polnischen Führerscheine ein bisschen nähergebracht habe. Im Datennetz der Polizei sei ein ganzer Bereich angelegt worden, der Informationen über das Aussehen ausländischer Dokumente bietet.

Und zumindest die "Irish Times" vertraut den Behörden: Auch die notorische Wiederholungstäterin "Frau Bibliotheksausweis" aus Tschechien werde wohl bald auffliegen.

meine polnischsprechenden freunde lachen sich mit mir scheckig, krumm und kringelig. und für meine nächste reise werde ich den ausweis von frau hunt mit meinem photo ausstatten und bellen wenn mich die polizei was fragt. mal sehen, was passiert.

wir erinnern uns ja auch gerne an diese geschichte: http://gastgeberin.blogger.de/stories/309770/

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Donnerstag, 19. Februar 2009
travis ist tot,
und frau lu hat ihm einen eintrag gewidmet: http://derbe.blogger.de/stories/1341238/

im prinzip hat er lange durchgehalten, der travis, und ich denke, alles was da so passiert ist wird wohl aus begreiflichen gründen nicht an die öffentlichkeit gelangt sein.

ich kannte ja mal einen artisten, der einen drei monate alten schimpansen in einer tierhandlung kaufte, eigentlich, um dem armen vieh einen zumindest schmerzfreien, wenn auch sehr frühen tod zu ermöglichen. der tierarzt überredete ihn dann dazu, dem tier eine gnadenfrist einzuräumen, und so wurde der schimpanse wider erwarten wieder gesund.

leider konnte er in keine affengruppe mehr integriert werden, so brachte ihm sein herrchen dann - teilweise auch notgedrungen - allerlei bei und trat jahrelang mit ihm auf, in vielen verschiedenen ländern: duo "sam und tam". der kleine kerl konnte ganz ohne windeln leben (was wirklich aussergewöhnlich war), und benahm sich im prinzip besser als manches kind. er kannte alle "seine" menschen nach namen, und konnte sich recht gut verständlich machen. aber lesen sie doch auch hier: http://gastgeberin.blogger.de/stories/313831/

tam - das kleine, possierliche tierchen das knappe 20 kilo wog als ich ihn kennenlernte - sprang mit einem satz über die stiegengeländer und schaukelte über den häuptern der menschen. er war reaktionsschneller als jeder hund, und konnte mit seinen blitzeweissen milchzähnchen, die er brav jeden abend selber putzte, den knochen einer kalbsstelze einfach so durchbeissen. er hob mich auf den schreibtisch, und konnte den kasten besser von der wand rücken als zwei erwachsene. er konnte auch ganz vorsichtig kaffee einschenken, die angeordneten stück zucker hineingeben, umrühren und dann vorsichtig die oberlippe über den tassenrand stülpen und kosten. war der kaffee nicht mehr zu heiss, schob er die tasse dem jeweilgen besteller zu. anschliessend sprang er auf den kasten und hüpfte dort ein wenig herum, um dann mit einem satz herunterzukommen, einen sessel zu nehmen und sich mit an den tisch zu setzen.

er schlief in einem eigenen kleinen schlafsack, trug nachts einen pyjama und ass gerne bananen und butterbrote. wenn man ihn darum ersuchte, gab er höflich die hand zur begrüssung, er spielte violine (ein wenig, und eher mit wenig musikalischem einfühlungsvermögen) und legte grossen wert darauf, dass seine bühnenkostüme mit ein wenig strass verziert waren, wie er es bei anderen künstlern gesehen hatte. und das kostüm von sam musste genau so aussehen wie das von tam, inclusive strass, das war ganz wichtig.

trotzdem: er war potentiell gefährlich, das wusste sein besitzer, und wenn das tier einen schlechten tag hatte dann gab es eben verschobene vorstellungen. auch war sich sein besitzer darüber im klaren, dass er das tier keineswegs artgerecht hielt, aber was hätte er nun wirklich tun sollen mit ihm? einzelhaft? einschläfern?

tam bekam leider eine kinderkrankheit, vermutlich masern, derartige viren verursachen bei menschanaffen meist eine meningitis, und tam starb noch vor seinem fünften geburtstag, somit auch vor der pubertät. sam war untröstlich, meinte aber doch immer wieder, er hätte das tier aus den o.a. gründen vermutlich doch irgendwann einschläfern lassen müssen, weil tam eben keinen käfig und keine artgenossen kannte - und letztere trotz vielfacher versuche auch nicht kennenlernen wollte.

sam war immer klar, dass es sich um ein tier handelte das im zuge der pubertät seinen charakter verändern würde, und dass auch eine kastration das nicht würde verhindern können. sam hat aber damals auch gesagt, wenn er gewusst hätte was da auf ihn zukam, aber nun ja. wegen des affen hatte ihn nach einem halben jahr seine frau verlassen, die sache mit freunden war so eine diffizile, manche menschen wollte tam einfach nicht, und ein klein wenig neigte der gute auch zur eifersucht (der affe, meine ich). so liebevoll und fast zärtlich er sein konnte, er war einfach stärker als ein mensch, und als jungtier zwar noch ziemlich, aber doch nicht absolut berechenbar. die tatsache, dass tam nie jemandem weh getan hat, ist die eine seite der geschichte. aber er hatte ja keine gelegenheit zu zeigen, was wirklich in ihm steckte.

mit anderen worten: ein affe ist kein haustier, auch ein kleiner affe nicht, auch ein junger affe nicht. und ich hab geheult wie ich gehört hab dass tam gestorben war, aber ich kann ihnen versichern: wenn ich so ein armes krankes wurm in einer tierhandlung seh, und kein tiergarten nimmt es, dann weiss ich zu welchem tierarzt ich geh. ganz bestimmt.

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Freitag, 13. Februar 2009
frau kelef hört gern fern
das heisst, frau kelef dreht die fernsehmaschine auf und geht in ein anderes zimmer, ist ja nicht taub, die frau kelef, wenn was interessantes kommt wie nachrichten oder weiss der kuckuck kann man in eines der fernseherbestückten zimmer zurückkehren.

und es begab sich also, dass vor ein paar tagen in fragen sich mich nicht welchem sender eine reportage über ein wohltätigkeitsevent in einem schloss in versailles gesandt wurde. der reporter war sicherlich jung und blauäugig und philosophisch blond, denn sonst wäre es weder zu solchen bildern noch zu solchen berichten und interviews gekokmmen.

jedenfalls, er wollte irgendwie wissen wie das denn sei. herren alle im entsprechenden anzug, damen alle im entsprechenden abendkleid, bis auf eine. niemand nimmt ihn zur kenntnis. endlich, er pirscht sich an, erwischt er eine der damen, drängt sie in die ecke, frau kelef stellt den staubsauger ab, gerade rechtzeitig.

r(eporter): blablabala... trifft sich die creme de la creme, adel, geld, blablabla ... und beim essen, zum beispiel, worüber wird da geredet? geschäft, besitz, geld, aktien?

m(onika del campo bacardi): zuckt erschreckt mit der linken augenbraue einen millimeter hoch, sagt dann betont langsam und deutlich: nein. nicht über geschäft, geld und besitz. das ist nicht - elegant.

schon lange nicht hat frau kelef so eine elegante zurechtweisung gehört, bedauerlicherweise steht allerdings zu befürchten, dass selbdiese im leeren verpufft ist. trotzdem: chapeau. eleganteste watschen des jahrzehnts, mindestens.

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