Sonntag, 24. Juni 2007
nachtrag zum sommerbeginn
da war ja hier in wien ein besonderes wetter prognostiziert, und trotz aller erfahrungen mit der wettervorhersage: es war besonders, das wetter am donnerstag dem 21. Juni 2007.

vom narrenturm aus konnte man sehr schön über die donau und richtung wienerberg sehen, und so konnte man auch sehen wie der sturm zuerst weisse wolken aus einer baustelle aufwirbeln liess, und das wasser der donau in gischt verwandelte und diese dann über die lande trieb. interessant anzusehen waren auch die recht grossen trümmer, die durch die luft flogen, als da waren: papiere, dosen, äste, zeitungen, und alle möglichen anderen dinge. so wurde z.b. eine radkappe gesichtet, die mutterseelenalleine durch die gasse trieb, und ein plakat zitterte aufmüpfig aber zielstrebig entlang der strassenbahnschienen.

frau kelef ging mit sich zu rate: zu hause das küchenfenster offen, die tiere allein zu hause (heisst aber niemand kevin von denen, konnte also nix passieren). eigentlich wäre es ja vernünftig zu gehen, andererseits bei dem sturm, dachte frau kelef, und bei dem durch die eingeschränkte beweglichkeit ebenso eingeschränkte fluchtfähigkeit ... nur das fenster war immer noch offen, aber in anbetracht der dräuenden wolken und der raschen veränderungen am himmel schien ein rechtzeitiges nachhausekommen nicht gewährleistet.

ein neuerlicher blick aus den fenstern zeigte zitternde autos die die spur nicht halten konnten, schwankende bäume und ebensolche zweiradfahrer, die mit dem mute der verzweiflung ihre gefährte heimwärtstrieben. ein mann lief aus nicht näher bekannten gründen in der badehose und ohne barfuss wohin auch immer.

das wolkenveränderungen am himmel waren von beängstigender schönheit, und wechselten mit unglaublicher schnelligkeit. der sturm trieb die wolken durcheinander, man konnte durch mehrere verschiedenfarbige schichten sehen, das haus schwankte und ächzte und in den hängeschränken klirrte das geschirr.

von dem einen zelt auf der donauinsel, das schon fertig aufgestellt für das donauinselfest war, löste sich behende die schwarze plane und flatterte in streifen davon.

frau kelef blickte auf den zebrastreifen, den sie täglich zweimal auf dem weg zur strassenbahn überquert, auf diesem tanzten verschiedenste müllbestandteile eine fröhliche polka. frau kelef erinnerte sich endlich daran, dass sie den photoapparat mit hatte, und da die sonne endgültig hinter den wolken verschwunden war, beschloss sie den versuch zu wagen und durch die dreifachverglasung hindurchzufotografieren.

frau kelef also holt den apparat aus ihrem zimmer, und hört einen vielstimmigen aufschrei von den aussichtsfenstern her. sie eilt ebendorthin, schaut hinunter, und auf dem zebrastreifen, über den sie gegangen wäre wenn sie gegangen wäre, liegt die eine der beiden vor kurzem noch sehr schwankenden pappeln.



und - man glaubt es nicht - frau kelef hatte es tatsächlich geschafft NICHT auf dem zebrastreifen zu sein als der baum umfiel. ich glaube, mein selbsterhaltungstrieb ist doch gar nicht so schlecht.





noch vor eintreffen der feuerwehrmänner begann ein privatmann schon mit dem zerkleinern der baumleiche, um strassenbahngeleise und fahrspuren freizubekommen. er stand mitten im chaos und hantierte mit dem fichtenmoped, als hätte er während eines sturms nichts anderes zu tun. die feuerwehr kam auch alsbald, trotz des sturm und des regen gingen die aufräumungsarbeiten ganz flott weiter.

eine kollegin nahm mich ein stück mit richtung nach hause, auf der fussgängerzone sah es aus als sei godzilla auf besuch gewesen,



aber die sonne schien schon wieder ein wenig und die nachbarin hatte das küchenfenster geschlossen, die gute. manchmal lass' sogar ich was aus von den möglichen übeln.

und so sah das am nächsten tag aus: einfach aus dem erdreich gerissen, wurzeln ab. diese wurzeln waren unter dem haus, neben dem der baum mit seiner schwester stand, verankert - gewesen. jetzt ist dort ein loch im boden und eines im fundament, vermutlich.





in stücke geschnitten wurden dann die teile hübsch aufgereiht, und da offenbarte sich auch der mutmaßliche grund des übels:



der baumgeist war offensichtlich nicht damit einverstanden gewesen dass der baum sich dem sturm beugen musste.





und ein baum mit einem solchen geist kann ja nur auseinanderbrechen wenn ein wenig wind weht.

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